Die Pueblo-Kulturen

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Die Pueblo-Kulturen
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Werner-Wolf Turski

Die Pueblo-Kulturen

Band 3 Hohokam, Sinagua, Patayan

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Pueblo-Kulturen

3.1. Die Hohokam-Kultur (Allgemeine Übersicht) 3.1.1. Einführung

3.1.2. Das Verbreitungsgebiet und das ökologische Umfeld

3.1.3. Die Chronologie

3.1.4. Die kulturelle Formierung

3.1.5. Die Subsistenzwirtschaft (Jagd, Sammeln, Ernten, Bodenbau)

3.1.6. Die Architektur (Bauleistungen) 3.1.6.1. Hausbau/Siedlungsmuster

3.1.6.2. Die Bewässerungskanäle

3.1.6.3. Die Wasserreservoire

3.1.6.4. Die Ballspielplätze (750/775 bis 1150/1250 u.Z.)

3.1.6.5. Die Plattform-Erdmounds (ab ca. 800 bis 1400/1450 u.Z.)

3.1.6.6. Die Großhäuser (ab ca. 1250 bis 1400/1450 u.Z.)

3.1.7. Handwerksproduktion und Kunsthandwerk

3.1.7.1. Werkzeuge, Waffen, Fallen

3.1.7.2. Kleidung/Textilien

3.1.7.3. Behälter und Gefäße

3.1.7.4. Schmuck, Ritualgegenstände

3.1.8. Spiritualität und Bestattungspraktiken

3.1.9. Das Ende der Hohokam-Kultur

3.2. Der Kernbereich der Hohokam-Kultur

3.2.1. Snaketown (300 bis 1100/1150 u.Z.)

3.2.2. Casa Grande (~1200 bis 1400/1450 u.Z.)

3.2.3. Pueblo Grande (500 bis 1450 u.Z.)

3.3. Die Nördliche Peripherie der Hohokam-Kultur (Gila Bend bis Tonto Becken)

3.3.1. Der Gila Bend Bereich

3.3.2. Der Agua Fria/New River - Bereich

3.3.3. Der Verde River - Bereich

3.3.4. Das Tonto Becken

3.4. Die Südliche Peripherie der Hohokam-Kultur

3.4.1. Die Papagueria 3.4.1.1. Das Verbreitungsgebiet und Ökologie

3.4.1.2. Die Chronologie

3.4.1.3. Die kulturelle Formierung

3.4.1.4. Die Architektur und die Niederlassungen

3.4.1.5. Die Subsistenzwirtschaft und das Handwerk

3.4.1.6. Wasserreservoire

3.4.1.7. Die Bestattungspraktiken

3.4.2. Der Santa Cruz River Korridor (Tucson Becken und oberes Santa Cruz River Becken) 3.4.2.1. Das Verbreitungsgebiet und seine Ökologie

3.4.2.2. Die Chronologie

3.4.2.3. Die Kultur der frühen Bodenbauer 3.4.2.3.1. Die kulturelle Formierung

3.4.2.3.2. Die Subsistenzwirtschaft

3.4.2.3.3. Die Architektur und die Niederlassungen

3.4.2.3.4 Werkzeuge

3.4.2.3.5. Schmuck und Ritualgegenstände

3.4.2.3.6. Schlussbetrachtung

3.4.2.4. Die Hohokam-Zeit 3.4.2.4.1. Die kulturelle Formierung

3.4.2.4.2. Niederlassungsbeispiele

3.4.3. Der San Pedro River Korridor 3.4.3.1. Das Verbreitungsgebiet

3.4.3.2. Die kulturelle Zonierung

3.4.3.3. Die kulturelle Formierung

3.4.3.4. Migranten und ihr Einfluss

3.4.3.5. Die Subsistenzwirtschaft

3.4.4. Das Safford Becken (von Gila River durchflossen) 3.4.4.1. Das Verbreitungsgebiet

3.4.4.2. Die Chronologie

3.4.4.3. Die kulturelle Formierung

3.4.4.4. Die Subsistenzwirtschaft

3.5. Die Sinagua-Kultur 3.5.1. Das Verbreitungsgebiet

3.5.2. Einführung

3.5.3. Die Chronologie

3.5.4. Die kulturelle Formierung der Nord-Sinagua

3.5.5. Die kulturelle Formierung der Süd-Sinagua

3.5.6. Die Subsistenzwirtschaft

3.5.7. Die Architektur und die Niederlassungen

3.5.8. Beispielhafte Stätten der Nord-Sinagua

3.5.9. Beispielhafte Stätten der Süd-Sinagua

3.5.10. Handwerksproduktion und Kunsthandwerk

3.5.11. Religion, Zeremonialismus und Bestattungen

3.5.12. Interaktionen

3.6. Die Patayan/Hakataya-Kultur (600/700 bis 1550 u.Z.) 3.6.1. Das Verbreitungsgebiet

3.6.2. Die kulturelle Formierung

3.6.2.1. Die Western Patayan

3.6.2.2. Die Eastern Patayan (Cohonina und Prescott)

Anhang

Zeittafeln

Glossar

Inhaltsangaben für die Teile 1,2.4-Teil3

Impressum neobooks

Die Pueblo-Kulturen
Die Pueblo-Kulturen

von Dr.-Ing. Werner-Wolf Turski

Teil 3
Hohokam (allgemein, Kerngebiet,
nördliche Peripherie, südliche Peripherie),
Sinagua, Patayan

 

3.1. Die Hohokam-Kultur (Allgemeine Übersicht) 3.1.1. Einführung

Hohokam - ein Pima-Wort für „die, die gegangen sind“ - ist die Bezeichnung für eine der drei prähistorischen Hauptkulturen des nordamerikanischen Südwestens. Die anderen beiden Hauptkulturen sind die Mogollon und die Anasazi.

Die Hohokam entstanden aus der archaischen Trockenlandkultur (desert culture) - manchmal auch als Cochise-Kultur bezeichnet - am Anfang des 1. Jahrtausends. Meist wird das Jahr 300 u.Z. als erstes belegbares Datum (C14-Bestimmung von Holzkohle eines Feuers) für den Beginn dieser Kultur angegeben. Da aber das den möglichen Hohokam zugeschriebene Material nur unzureichend eindeutig für diese Kultur ist und dazu präzise datierbares Material fehlt, streiten die Archäologen mit mehr oder minder großer Berechtigung und Energie über den Beginn dieser Kultur zwischen der Zeitenwende und dem Jahr 500 u.Z. Manche wollen mit dem Anfangsdatum sogar bis 300 v.d.Z. zurückgehen. Dieser Streit illustriert nur eine Tatsache, dass diese Kultur – wie übrigens die meisten – keine “Geburtsstunde”, sondern nur auf dem Weg einer sehr allmählichen Veränderung und Anpassung aus der Spätarchaischen Jäger- und Sammlertradition der südwestlichen Trockengebiete zum Bodenbau, schwerpunktmäßig in den Flussniederungen und Überschwemmungsgebieten des Salt River, des Gila River (Raum Phoenix) und des Santa Cruz River (Raum Tucson), überging und spezifische, von den Archäologen erkennbare und eindeutig zuordenbare Merkmale erhielt, die von diesen als Hohokam-Kultur bezeichnet wurden. Für die weitere Darstellung bleibt als “Startdatum” das Jahr 300 u.Z. bestehen.

Die ethnischen Träger dieser Kultur sind ethnographisch nicht näher zu bestimmen. Wenn man aber die heute noch in diesem Raum lebenden Pima und Papago als ihre Nachkommen ansieht, dann kann man zumindest davon ausgehen, dass ihre Sprache zur im Südwesten und Nordmexiko weit verbreiteten uto-aztekischen Sprachgruppe gehört. Innerhalb dieser Sprachgruppe ist, besonders in den Randgebieten dieser Kultur, von einer multiethnischen Population auszugehen.

Die in einem früheren Kapitel dargestellte Kultur der Cerro de Trincheras wird in ihrer Ausprägung im Raum von Südwestarizona im Allgemeinen zu den Hohokam gezählt, wohingegen die nordsonorische Trincheras-Kultur (200 bis 1450 u.Z.), die sich auf das Rio Altar- und Rio Magdalena-Gebiet konzentriert, als eine eigenständige Kultur oder als ein mehr oder minder separater Zweig der regionalen Hohokam aus Südwest-Arizona angesehen wird. Auch hierüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Deren einfache Keramik von 200 bis 800 u.Z. verweist auf eine Jäger-/Sammler-/Erntevölkerkultur mit begrenztem Bodenbau. Spätere Dörfer (800 bis 1300 u.Z.) bestehen aus flachen Grubenhäusern und weisen Kremationsbegräbnisse auf.

Die Hohokam bestanden aus zwei deutlichen Unterabteilungen: den Menschen, die in der unteren Wüstenzone in den Oasenbereichen ständig oder zeitweise fließender Ströme lebten und wohnten, die Riverine People/Flussmenschen, und den Menschen, die in den oberen bis bergigen Wüstenbereichen (Desert People/Wüstenmenschen/nonriverine People) lebten.

Die Hohokam sind eine Bodenbauerkultur, die wie die anderen Kulturen des Südwestens, lokal und zeitlich sehr differenziert auch ihre früheren Subsistenztraditionen als Jäger, Sammler und Ernter weiter praktizierten. Neben den keramischen Kulturkennzeichen stehen, mit abnehmendem Gewicht, vier Charakteristika der Kultur medial im Blickpunkt: Kanalsysteme für die Bodenbewässerung, „Ballspielplätze“ als Ritualstätten, Plattform-Mounds und Großhäuser (Big houses). Der eingrenzende Blick auf diese Anlagen versperrt die Kenntnisnahme der zeitlichen und lokalen Vielgestaltigkeit dieser Kultur.

Es gab z.B. Hohokam, die keine Kanäle bauten. Ebenso spielten in den letzten 250 Jahren dieser Kultur „Ballspielplätze“ absolut keine Rolle. Die Plattformmound-Tradition war lokal sehr begrenzt. Und von den eindrucksvollen, mehretagigen Großhäusern gab es auch nur in der letzten Phase sieben bis acht Stück. Es ist absolut unzutreffend, wenn die Hohokam-Kultur nur anhand dieser Merkmale beschrieben wird. Differenzierte Darstellungen erfordern aber Einschränkungen auf bestimmte Bereiche dieses Kulturgebietes.

Die Hohokam-Kultur ging wahrscheinlich von den Kerngebieten der Fluss-Oasen im Raum Phoenix und Raum Tucson aus und expandierte die Flussläufe hinauf. Dabei ist nicht zu unterscheiden, ob diese kulturelle Expansion durch Wanderung ethnischer Kulturträger oder nur durch, mittels Interaktionen angeregte kulturelle, spirituelle und rituelle Übernahmen durch lokale Personengruppen erfolgte. Eventuell spielten beide Möglichkeiten mit unterschiedlichem Gewicht eine Rolle. Auch lokales Erlöschen der Hohokam-Kultur kann durch Abwanderungen unterschiedlicher Ursachen und/oder Übernahme neuer Einflüsse mit möglichen Zuwanderungen kulturfremder Personengruppen verbunden sein.

Trotz der wirtschaftlichen Autonomie der einzelnen Niederlassungen entwickelte sich zwischen ihnen ein Interaktionssystem, ein Geflecht von, auch spirituell-rituell getragenen, Beziehungen zur gegenseitigen Unterstützung in Zeiten knapper Nahrungsstoffe. Dieses System entstand aus den Wechselbeziehungen zwischen den riverinen und den nonriverinen Gruppen, die für ihren Nahrungsstofferwerb unterschiedliche Ökosysteme nutzten und Ausfälle beim Nahrungsstofferwerb bzw. bei der Nahrungsstoffproduktion Einbrüche im jeweils anderen System in Grenzen abfangen konnten. Dieses Interaktionsnetzwerk brachte einige Wissenschaftler dazu, nicht mehr von der Hohokam-Kultur, sondern von einem Hohokam-Regionalsystem zu sprechen. Dieses System oder Netzwerk stand auf einer egalitären, machtfreien Basis gleichberechtigter Gemeinschaften. Als Beweise für die Interaktionen dienen im Wesentlichen keramische Belege und nichtlokale Gegenstände/Materialien (Molluskenschalen, Kupfergegenstände, Papageienvögel, Papageienfedern, Türkis u.ä.). Diese Interaktionen, die dazu führten, dass sich u.a. Hohokam-Keramik und nichtlokale Objekte territorial verbreiteten, führte durch Wissenschaftler auch zur Apostrophierung eines weitgespannten Handelsnetzes der Hohokam.

Bereits in früheren Ausführungen wurde dargelegt, dass in dieser Gesellschaft keine für einen Handel notwendige Warenproduktion existierte. Es gab keinen Handwerker und/oder Händler, der seinen wesentlichen Lebensunterhalt durch dominante handwerkliche und/oder händlerische Aktivitäten bestritt. Die nachweisbare Verschiebung von Produkten und/oder Materialien hatte nichtkommerzielle Hintergründe, die im Bereich der Subsistenz und des kulturellen Überbaus lagen. Also: Interaktionen - ja, Handel/Tauschhandel - nein.

Die Hohokam-Population soll auf ihrem Höhepunkt nach vorsichtiger Schätzung 40.000 bis 80.000 Menschen gezählt haben.

3.1.2. Das Verbreitungsgebiet und das ökologische Umfeld

Die Hohokam-Kultur ist eine Oasenkultur, die sich entlang des Salt und des Gila River ab deren Mittelläufen bis zur Gila Flussschleife (Gila Bend) sowie wesentlicher Bereiche der nördlichen Nebenflüsse des Salt River (Tonto River, Verde River) und des Gila River (Agua Fria River, Hassayampa River) und der südlichen Nebenflüsse des Gila River (San Pedro River, Santa Cruz River) und der an und zwischen diesen Flüssen liegenden Bergformationen ausbildete. Es ist von einer interaktiven Vernetzung zwischen den weniger auffälligen flussfernen und den großen und auch besser erforschten, im unmittelbaren Wirkungsbereich der Flüsse liegenden Niederlassungen auszugehen. Ein großer Teil der Wassermengen in den meisten Flüssen stammt aus Bergbereichen außerhalb des Sonora-Trockengebietes.


Die maximale Nord-Süd-Erstreckung reicht vom Bereich um Flagstaff im Norden bis annähernd zur Südgrenze von Arizona (= Grenze USA-Mexiko) über ca. 400 bis 430 km und die Ost-West-Ausdehnung vom San Carlos River bis in den westlichen Bereich des Gila Bend Gebietes misst ca. 240 km und formiert so eine maximale Fläche von ca. 50.000 bis 60.000 km².

Dieses Gebiet wird im Norden von den Südrandbergen des Colorado-Plateaus, speziell der Mogollon Rim, begrenzt, wobei Flagstaff aber schon im Bereich des Colorado Plateaus liegt. Im Osten schließt das Basin and Range Gebiet zwischen dem Südende des Colorado Plateaus und dem Nordende der Sierra Madre Occidental das Verbreitungsgebiet der Hohokam ab. Die Südgrenze bildet die südliche Wasserscheide des Gila River (auch identisch mit der südlichen Wasserscheide des Colorado River) zu den nordsonorischen Flusssystemen des Rio de la Asuncion mit seinen Zuflüssen Rio Magdalena, Rio Altar, Rio Seca und Rio Coyote und des Rio Sonoyta. Im Westen des Hohokam Gebietes befindet sich eine von Nordwest nach Südost streichenden Bergrücken durchzogene Wüstengegend mit einigen nur saisonal in Erscheinung tretenden Wasserläufen.

Das Gebiet der Hohokam-Kultur liegt im nordwestlichen Teil der Sonora-Wüste östlich des Colorado River im Südteil von Arizona.

Die Sonora-Wüste (manchmal, im USA-Bereich, auch Gila Wüste genannt) ist eine aride Region und bedeckt je nach wissenschaftlicher Quelle eine Fläche zwischen 260.000 bis 320.000 km² im südwestlichen Arizona/USA und südöstlichen Kalifornien/USA, im größten Teil von Baja California/Mexiko und in der westlichen Hälfte des Staates Sonora/Mexiko. Teilgebiete dieser heißen und trockenen Region sind die westliche Colorado-Wüste und die Yuma-Wüste.

Der jährliche Niederschlag in den Bergbereichen reicht von 254 mm in den höchsten Lagen bis zu weniger als 178 mm in den Niederungen. Der meiste Regen fällt während zweier Zeiten, des Mittwinters und des Mittsommers. Die Temperaturen von Mai bis Ende September übersteigen oft 38° bis 40°C. (Die Aussagen zur Niederschlagsmenge differieren von Quelle zu Quelle sehr stark!) Der meiste Niederschlag kommt als leichter Regen im Dezember/Januar und als starker Platzregen im Juli/August. Dieses Muster gab den Hohokam die Möglichkeit für zwei Pflanz- und Ernteperioden im Jahr.

Das ausgeprägt zweigeteilte Regenfallmuster und eine sehr vielgestaltige Topographie bewirken eine hohe biologische Vielfalt (ca. 2.000 Arten). Die Sonora-Wüste ist eine der artenreichsten Wüsten der Welt und entstand in den letzten 10.000 Jahren. Im Norden grenzt sie an die Mojave-Wüste, im Osten hat sie Kontakt zur Chihuahua-Wüste. Von den flachen Küstenregionen des Golfs steigt sie nach Osten bis in eine Höhe von 3.000 m an, wobei langgestreckte Bergzüge (Ranges) sich mit dazwischenliegenden Becken (Basins) abwechseln und in Gebieten ohne Wasserabfluss nach Regenfällen flache Seen (Playas) entstehen können, was nach der Verdunstung des Wasser zur Ausbildung von Salzpfannen führt.

Jahrespflanzen (z.B. Mohne und Lupinen) der Westküste erhalten ihr benötigtes Wasser von den pazifischen Winterstürmen während niederschlagsreiche, von Süden kommende Sommermonsune sowohl Jahrespflanzen als auch Waldpflanzen mit Wasser versorgen. Fröste können für einige Nächte im Winter erwartet werden. Bäume sind normalerweise auf den Wüstenbergen und ihren Bajadas (Hangflächen auf Erosionskegeln/-fächern am Fuß von Bergen) gut entwickelt. Oft sind auf diesen gut mit Wasser versorgten Stellen das kleinblättige Palo Verdes, Wüsten-Ironwood, Catclaw und Saguaro vertreten.

Das Unterholz besteht aus drei, vier oder sogar fünf Vegetationsschichten von kleineren holzigen Büschen. Hohe Chollas sind oft in einem fast verwirrenden Artenangebot vertreten. Schwemmland ist von Gemeinschaften des Wüsten-Saltbush, der Wolfberry und Bursage besiedelt. Auf grobkörnigeren Böden wachsen über große Flächen der Kreosotbusch und Bursage Gemeinschaften. Wo der Grundwasserstand hoch (nicht tiefer als 20 m unter der Erdoberfläche) ist, kann Honig- oder Samt-Mesquite dichten Buschbewuchs oder gar Wälder bilden.

Andere Arten sind auf alkalische Bodenbereiche beschränkt. Die Flussufer können von Arizona-Eschen, der Schwarzen Arizona-Walnuss, dem Fremont-Cottonwood und verschiedenartigen Weiden mit einem dichten Unterholz von Pfeilkraut, Seep-Weiden und Carizo bewachsen sein. Der westliche Teil der manchmal auch "Colorado Wüste" genannten Sonora Wüste ist der Entstehungsort von Pazifikstürmen, die für die spektakuläre Frühjahrsblüte nach dem Winterfrühjahrsregen bekannt ist. Dieses Phänomen ist nicht auf den westlichen Teil beschränkt, jedoch ist der westliche Teil relativ arm an Pflanzenwuchs, da hier viele Art wie die des Saguaro fehlen, die von einem guten Sommerregen abhängen.

 

Zwei optisch dominante Lebensformen unterscheiden die Sonora-Wüste von anderen Wüsten Nordamerikas – die Leguminosen-Bäume (z.B. Mesquite) und die Säulenkakteen. Die dieses Trockengebiet permanent oder saisonal durchziehenden Wasserläufe schaffen oasenhafte Biotope.

Die den Menschen interessierende Tierwelt umfasste an unterschiedlichen Orten Bighorn-Schafe, Elche, Maultierrotwild, Weißschwanzhirsche, Antilopen, Kaninchen, Nagetiere, Truthühner, Wachteln und Reptilien, im unmittelbaren Wasserbereich auch Amphibien und Fische.

3.1.3. Die Chronologie

Die Chronologie der Hohokam ist nicht so sicher und eindeutig aufzustellen wie die Chronologien für andere prähistorische Hauptkulturen des Südwestens, vor allem deshalb, weil Wüstenholz für die Baumringdatierung schlecht- bis ungeeignet ist. Ausgangspunkt für die Kalenderdaten zur Hohokam-Chronologie basieren auf der vorher datierten nichtlokalen Keramik, die in den Hohokam-Fundorten freigelegt wurde. Andere Techniken, die verwendet worden sind, um die Hohokam-Chronologie aufzubauen, umfassen die Radiokarbon-Methode, die Alpha-Rückstrahlung, die Obsidian-Hydratation, den Archäomagnetismus, die Thermolumineszenz, die Seriation und die Stratigraphie. Gegründet auf diesen Techniken der Archäologen wurden fünf Zeitabschnitte gekennzeichnet, die unterschiedliche kulturelle Äußerungen der Hohokam widerspiegeln und die von 300 bis 1450 u.Z. reichen und von denen die Archäologen annehmen, dass sie der eindeutigen Hohokam-Kultur angehören. Entsprechend den Quellen werden die Daten der Zeitabschnitte unterschiedlich angegeben.

 Pionierzeit (pioneer period) – 1/300 bis 600/775 u.Z.

Red Mountain Phase (1 bis 300 u.Z.)

Beginn der Töpferei; kleine permanente Niederlassungen; Beginn der Hohokam-Kultur

Vahki Phase (300 bis 500 u.Z.)

erste Bewässerungskanäle; polierte rote Töpfe

Estrella Phase (500 bis 600 u.Z.)

erste große Kanäle; Red-on-Gray-Töpferei; Pfeil und Boden werden benutzt

Sweetwater Phase (600 bis 700 u.Z.)

große Bewässerungssysteme im Salt River Valley

Snaketown Phase (700 bis 750/775 u.Z.)

Red-on-Buff-Töpferei; Brandbestattung allgemein verbreitet

 Kolonialzeit (colonial period) – 600/775 bis 900/975 u.Z.

Gila Butte Phase (750/775 bis 850 u.Z.)

erste Ballspielplätze; Anstieg des Produktaustausches mit anderen Regionen

Santa Cruz Phase (850 bis 950/975 u.Z.)

kompliziertere Topfverzierungen; diffizilere Brandbestattungen

 Zeit der Sesshaftigkeit (sedentary period) – 900/975 bis 1100/1150 u.Z.

Sacaton Phase (950/975 bis 1150/1175 u.Z.)

Massenproduktion der Red-on-Buff-Töpferei; starke Verbreitung der Ballspielplätze

 Klassische Zeit (classic period) – 1100/1150 bis 1350/1450 u.Z.

Soho Phase (1150/1175 bis 1300 u.Z.)

Oberflächenwohnbauten mit Umfassungsmauern; Interaktionen reduzieren sich;

Plattformmounds werden erbaut; Ballspielplätze werden aufgelassen; Wohn- und öffentliche Bauten aus Adobe

Civano Phase (1300 bis 1350 u.Z.)

Großhäuser werden gebaut, der Salado Polychrome Keramikstil verbreitet sich

Polvoron Phase (1350 bis 1450/1475 u.Z.) (manchmal auch als Nachklassische Zeit bezeichnet)

Grubenhäuser werden wieder verstärkt gebaut; Bevölkerungsreduzierung; starke soziale und politische Veränderungen

Die Polvoron-/Nach-Klassik-Zeit wird von einem Teil der Archäologen nicht als eine selbständige Zeit der Hohokam-Kultur angesehen, sondern mehr als ein nicht genauer zu bestimmender Ausklang der Klassischen Zeit. Sie ist fachlich umstritten. Für unterschiedliche lokale Bereiche gibt es unterschiedliche Phasenbezeichnungen.