Sie sind durchschaut, Mr. Bond!

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Sie sind durchschaut, Mr. Bond!
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Martin Cordemann, Tillmann Courth

Sie sind durchschaut, Mr. Bond!

Alle 007-Filme, kritisch aufs Korn genommen

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorspiel

Vorspann

Lesen und sterben lassen

Spiel mir das Lied vom Bond

Was macht eigentlich einen Bond Film aus?

Den Leiter hoch fallen

Im Schauspiel Ihrer Majestät

Ein weites Blofeld

Mit Bond, Charme und Melone

„Mein Name ist Hoffmann, Gert Günther Hoffmann“

Bonds intellektuelles Gegenstück

Casino Royale...s

James Bond jagt Dr. No

Liebesgrüße aus Moskau

Goldfinger

Feuerball

Man lebt nur zweimal

Im Geheimdienst Ihrer Majestät

Diamantenfieber

Leben und sterben lassen

Der Mann mit dem goldenen Colt

Der Spion der mich liebte

Moonraker – streng geheim

In tödlicher Mission

Octopussy

Im Angesicht des Todes

Der Hauch des Todes

Lizenz zum Töten

GoldenEye

Der Morgen stirbt nie

Die Welt ist nicht genug

Stirb an einem anderen Tag

Sag niemals nie

Casino Royale

Ein Quantum Trost

Skyfall

SPECTRE

Bond Trivia – Die Fragen

Bond Trivia – Die Antworten

Die Frauen von „Skyfall“

Epilog: OSS 117

Film- und Synchrographie der Bond-Darsteller

Nachspann

Impressum neobooks

Vorspiel

Bücher über James Bond gibt es wie Bikinimädchen am Meer. Da muss man sich entscheiden zwischen

Die James Bond Filme

Die James-Bond-Filme

007-James Bond

James Bond – Die Legende von 007

James Bonds offizielle Biographie

James Bonds inoffizielle Biographie

James Bonds inoffizielle Autobiographie

James Bond – seine Filme, seine Lieder

Geschüttelt, nicht gerührt – Bonds schönste Cocktails zum Selbermixen

James Bonds Urlaubsfotos

James Bonds Urlaubsfotos in 3D

James Bond im Kino

James Bond im Casino

James Bond am Strand

James Bond auf dem Klo

Das James Bond Kochbuch

Das James Bond Malbuch

Das James Bond Totenbuch

Das James Bond Sparbuch

Leichen entsorgen mit James Bond – eine Anleitung für angehende Berufskiller

und vielem mehr. Es wurde viel geschrieben über die Waffen, die Autos, die Gimicks, die Bondgirls, die Bondhöhle… nee, das war Batman. Is ja auch egal, es gibt jede Menge Zeugs, in dem man von der Geburt des berühtem Geheimagenten bis zu seinem letzten Stuhlgang nahezu alles nachlesen kann. Er hat sogar eine Facebookseite… nein, weiß ich nicht, gibt es bestimmt.

Wenn also schon quasi alles über eine Figur gesagt ist, die ihren größten Glanz im Kino feierte und seit nunmehr 50 Jahren in bondianischer Zuverlässigkeit immer wieder auf der großen Leinwand erscheint, die weder Konkurs noch mieserable Filme je davon abhalten konnten, den berühmten Nachspannspruch

James Bond kehrt zurück

wahr zu machen, dann wird das natürlich schwierig. Und da wir, das sind mein Freund und Kollege Tillmann Courth und ich, einfach mal davon ausgehen, dass Sie eh all die anderen Bücher auch schon gelesen haben, sparen wir uns ausgelatschte Pfade wie Gimmicks, Bondgirls, Cocktails und „Abtreibungen, die Bond nach jedem Abenteuer bezahlt hat, auf die aber nie in den Nachfolgefilmen eingegangen wird“… obwohl das vielleicht ein interessantes Thema gewesen wäre. Wir gehen an das Thema Bond heran mit dem Wissen und der Erfahrung von 50 Jahren Bond-Filmen, bewerten die Filme nicht nur als Einzelfilme und Zeichen ihrer Zeit, sondern auch in einem größeren Zusammenhang, zurückblickend und vorausschauend. Wir haben uns für dieses Buch alle Filme noch einmal angesehen und unabhängig voneinander bewertet. Darüber hinaus versuche ich in diesem Werk auch einmal für diejenigen eine Lanze zu brechen, die für den Erfolg Bonds in Deutschland mit verantwortlich sind, bei denen sich aber kaum ein Werk die Mühe macht, sie zu erwähnen: Bonds deutsche Stimmen.

Doch bevor wir ins eingehend mit den Filmen von, mit oder über James Bond auseinandersetzen, stellen wir uns die Frage: Wer ist dieser James Bond eigentlich? Wo wohnt er? Und warum hat er meine Freundschaftsanfrage noch nicht beantwortet? Die Antworten darauf… finden Sie in einem anderen Buch!

Ich verwende übrigens für die Vortitelsequenz den englischen Begriff „Teaser“, während Tillmann vom „Vorsetzer“ spricht. Im Nachhinein ärgert es mich ein wenig, dass ich nicht schon viel früher auf die Idee gekommen bin, diese Sequenz eines Bond-Films einfach als „Vorspiel“ zu bezeichnen – wie passend wäre das doch gewesen…

Vorwort - Nachsatz:

Da es aus technischen Gründen angeblich nicht angegeben werden kann, sei an dieser Stelle deutlich erwähnt: Dieses Buch stammt von zwei Autoren

Martin Cordemann & Tillman Courth

Wir beginnen mit einem umfangreichen Einstieg in das Thema James Bond und kommen dann später zu den Filmkritiken, in denen die beiden Autoren ihre unterschiedlichen Meinungen zu den Abenteuern des bekanntesten Geheimagenten aller Zeiten kund tun.

Hinweis: Dies ist ein Nichtlizensiertes Buch. Es liegt keinerlei Lizenz von EON-Productions – oder zum Töten – vor. Und: Alle Zeitangaben zu den Filmen sind in DVD angegeben, nicht in Blu-ray.

Vorspann

Er spricht viele Sprachen, er reist um die Welt

Er hat teure Autos, er hat auch viel Geld

Er trägt einen Smoking und eine PPK

Und Frauen, die finden ihn ganz wunderbar

Und dann küsst er sie gekonnt

Sein Name ist Bond, James Bond

Er ist elegant und er sieht auch gut aus

Er trinkt gern Martini, lässt keinen Drink aus

Er hat schon sehr viele Herzen berührt

 

Und mag seinen Wodka geschüttelt, nicht gerührt

Und dann trinkt er ihn gekonnt

Sein Name ist Bond, James Bond

Er ist smart und sexy und auch gut bestückt

Er hat schon so manche Dame beglückt

Er bricht gern die Herzen der stolzesten Fraun

Und darf dann zum Dank noch den Bösen verhaun

Und dann killt er ihn gekonnt

Sein Name ist Bond, James Bond

Lesen und sterben lassen

Wie unterscheiden sich eigentlich James Bond Bücher und Filme?

Man weiß, es gibt Unterschiede zwischen den James Bond Büchern und den James Bond Filmen. Genau genommen geben die Filme die Bücher sehr wenig treffend wieder – wie man besonders am Beispiel von „Live and let die“ sehen kann. Denn wer denkt, bei Bond gehe es vor allem um Sex und Gewalt, Frauen und Killen, angeheizt durch ein bisschen Spionage, der ist auf dem Holzweg. In Ian Flemings zweitem Bond-Roman spielt nämlich eine völlig andere Sache eine große Rolle – was in den Filmen meist schmählich vernachlässigt wird. Nein, ich meine nicht den Rassismus (ich habe noch nie so oft das Wort „negroe“ gelesen wie in diesem Buch – und dass Schwarze und Voodoo zusammengehören wie Pech und Schwefel, äh, Laurel und Hardy, das ist ja wohl nicht rassistisch sondern einfach 50er Jahre Denken). Etwas anderes zieht sich durch dieses Buch, so wie Blofelds Katze durch eine sonnendurchflutete Villa: Essen.

Ja, meine Lieben, bei Bond geht es ums Essen. Kein Scherz. Während sich der Agent seiner Majestät im Film eher in den Armen einer bikinigewandeten Schönheit vergnügt, unterbricht er seine Agententätigkeit in diesem Buch nicht für die Mahlzeiten… vielmehr unterbricht er seine Mahlzeiten nur, um hin und wieder mal ein bisschen in Sachen Spionage zu unternehmen. Wahrscheinlich nimmt die Wichtigkeit des Essens im Laufe der Reihe ab, in „Goldfinger“ zum Beispiel braucht es vier Kapitel, bevor die erste Mahlzeit erwähnt wird. Doch wichtig bleibt es schon, wenn man beispielsweise einen Blick auf „Feuerball“ wirft. Bond beklagt sich über Kopfschmerzen von zuviel Rauchen und Saufen und schlechter Ernährung und stellt sich um auf gesunde Ernährung. Und es wirkt, es geht ihm besser… doch dann stellt er fest, dass er so gesund keine Leute umbringen kann und damit seiner Aufgabe nicht gerecht wird, also kehrt er zu seiner „ungezügelten Lebensweise“ („Sag niemals nie“) zurück. In „Leben und sterben lassen“ ist und bleibt das Essen allerdings die Hauptrolle.

Nur zwei Beispiele:

- Solitaire, Bonds Geliebte, wird entführt, mit ungewissem Schicksal und der Option auf Tod – nächste Szene, Bond isst.

- Felix Leiter, Bonds langjähriger (seit dem letzten Buch) Freund wird (im wahrsten Sinne des Wortes) den Haien zum Fraß vorgeworfen. Man bringt ihn ins Krankenhaus, Arm ab, Bein ab, Gesicht zerfetzt, Körper in schlechtem Zustand mit der Option auf Tod – nächste Szene, Bond frühstückt. Kein Scherz!

Und so hangelt sich der Agent von Mahlzeit zu Mahlzeit, wobei Fleming natürlich auch seinem Missfallen gegenüber der Amerikanischen Küche Ausdruck verleiht. Oh, ein schlechtes Frühstück mit Eiern von der Stange ist fast schlimmer als der grausame Tod des Schlafwagenschaffners.

Wie heißt es so schön: Morden geht durch den Magen. Und hier trifft das besonders zu. Kaum ein Kapitel kommt ohne eine angemessene Mahlzeit aus:

In Kapitel 1 gibt es halbdurche Hamburger, in Kapitel 3 Frühstück (Orangensaft, 3 Eier, Speck, Espresso), in 4 ebenso, aber ohne es näher zu spezifizieren. 5 bietet Hühnchen mit Speck, doch dann muss man sich bis zum Frühstück in 9 gedulden (Toast, Marmelade, Cornflakes, doppelter Espresso). Man hungert ein weiteres Kapitel nach einer Mahlzeit, bekommt aber erst im 11. Rührei mit Speck und Würstchen sowie einen der lokalen Camemberts vorgesetzt. Ein Kapitel später dann macht Bond seine schlechten Erfahrungen mit billigem Amerikanischen Frühstück (Orangensaft, Kaffe, Rührei), die ihm fast den Spaß an dem ganzen Agentenabenteuer und seiner schnuckeligen Begleitung vermiest. In Kapitel 13 wird Essen zwar erwähnt, aber nur, wie andere das tun. Dafür bietet Kapitel 14 gleich zwei Mahlzeiten: Abendbrot (Fisch in weißer Soße, ein Streifen Truthahn) und ein paar Sandwiches (nachdem Leiter seine Begegnung mit den Haien hatte). Eine kleine Änderung im Speiseplan gibt es dann im 15. Kapitel, wo einer der Bösewichte dann selbst vom Hai verspeist wird (eine Auflistung von Beilagen o.ä. bleibt leider aus). Kapitel 16 beginnt kulinarisch mit einem trippeldecker Sandwich und erwähnt noch ein frühes Abendessen vor dem Abflug nach Nassau (Flugzeugbewirtung wird Bond – und dem Leser – erspart). Nach einem nicht näher spezifizierten Frühstück in Kapitel 17 bereitet Quarrel in 18 etwas auf einem kleinen Kocher zu, doch unser Hunger nach mehr wird erst wieder am Ende von 22 gestillt – ebenso wie der der Haie, die Mr. Big verspeisen. Im letzten Kapitel wird dann noch erwähnt, dass Quarrel den besten Koch im Dorf organisiert hat, es wird schwarze Krebse, Ferkel und einen Avocado Salat geben… aber das soll eine Überraschung sein!

Wir sehen, einzig das Nennen von Rezepten fehlt, um dem ganzen den richtigen Schliff zu geben. Sätze wie „Bond kochte… vor Wut“ würden in einem solchen Fall in einem völlig neuen Zusammenhang gesehen. (Das mit den Rezepten hat Manfred Taut in seiner Satire „James Bomb jagt die Zombies“ (Moewig) dann nachgeholt – wobei das Standardwerk in diesem Bereich zweifelsohne „Es muß nicht immer Kaviar sein“ von Johannes Mario Simmel ist.)

Unterm Strich kann man also sagen, angemessener wäre der Titel „Live and let diet“… wobei dann aus „Goldfinger“ möglicherweise „Fishfinger“ geworden wäre, was eine ganze Industrie vorweggenommen hätte. Tja, damals war Bond eben oft seiner Zeit voraus.

Spiel mir das Lied vom Bond

Das James Bond Thema und die Frage: Wie wichtig ist die Filmmusik?

Was macht einen Bond Film aus? Na, was? James Bond war mal ein gut aussehender, rauchender, gebildeter Mann aus der höheren Gesellschaft, der jede Menge Frauen abgeschleppt und nebenbei die Welt gerettet hat, ein paar Morde inbegriffen. Aber, machen wir uns nichts vor, das ist inzwischen alles austauschbar geworden. Alles? Naja, fast alles. Denn es gibt eine Sache, wirklich nur noch eine Sache, die Bond aus der Masse hervorheben, die ihn individuell, erkennbar, einzigartig machen kann – also warum zur Hölle nutzt man sie nicht?

Die Rede ist, wie man unschwer dem Titel entnehmen kann, von der Musik. Hier hat man einen der größten Schätze der Filmgeschichte in der Hand und behandelt ihn völlig stiefmütterlich. Denn das James Bond Thema ist wohl eine der besten Action-Musiken aller Zeiten. Was den Wiedererkennungswert angeht spielt es locker in einer Liga mit „Mission: Impossible“, der „Star Trek“ Fanfare oder dem Thema von „Der weiße Hai“. Das Bond Thema ist einprägsam, leicht erkennbar, variabel und anpassungsfähig. Ich erspare uns jetzt, die Frage zu klären, wer nun mehr zu dieser Musik beigetragen hat, ihr eingetragener Komponist Monty Norman oder ihr Arrangeur John Barry – dazu gibt es Bücher, schlagen Sie es nach, wenn es Sie interessiert.

Aber warum ist diese Musik – in meinen Augen – so wichtig und warum höre ich nicht auf, die Leute damit zu nerven? Nun, weil sie, wie gesagt, das einzige ist, wodurch sich Bond heutzutage noch von anderen Actionfilmen unterscheiden kann. Dieses Thema ist quasi das einzige, das nicht austauschbar ist. Diese Noten verliehen den Filmen ihre persönlichen Noten. Das Bond Thema ist zeitlos, es funktioniert in den 60ern genauso wie in den 90ern und im neuen Jahrtausend. Es hat Feuer, Klasse, Action. Es adelt jede Actionszene und lässt sie besser aussehen, als sie ist. Um „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ zu zitieren: „Es hebt… die Stimmung!“ Schauen Sie sich einfach mal den Anfang von „Moonraker“ an: Fallschirmspringen und Bond Thema – mehr braucht man nicht zu sagen!

Von diesem Standpunkt es ist schon mal schwer nachvollziehbar, warum man diesen Schatz in letzter Zeit so selten nutzt, hätte er doch sogar eine Gurke wie „Ein Quantum Toast“ vielleicht wie einen halbwegs passablen Film aussehen lassen – oder zumindest über ein paar seiner Schwächen hinwegtäuschen können. Oder vergleichen Sie doch einfach mal „Skyfall“ mit „Largo Winch“. Streckenweise klingt die Musik beider Filme recht ähnlich – und nicht bondig. Bond wird mehr und mehr austauschbar und verliert, im wahrsten Sinne des Wortes, seine persönliche Note.

Aber da ist noch etwas: Diese Musik (und nur diese Musik!) ist der einzig verbliebene Identifikationsfaktor. Es hat diverse Bonddarsteller gegeben, diverse Ms, Qs, Moneypennys, Leiters und sogar vier Blofelds. Die Räumlichkeiten haben gewechselt, die Autos, die Frauen. Nur eins ist Bond in all den Jahren treu geblieben: Seine Musik.

(Exkurs: John Barry, den ich als das wahre Genie hinter dieser Musik vermuten würde, hat für „Liebesgrüße aus Moskau“ ein Stück mit dem Titel „007“ geschrieben, das er quasi als Gegenstück zum Bond Thema etablieren wollte. Es hat nicht so richtig funktioniert und man hört es nur in vier Soundtracks, die allesamt von Barry stammen… und in denen oft Boote zur Musik zu sehen sind.)

Das Bond Thema ist zeitlos – und man kann es jederzeit einsetzen. Und das, ohne dass es langweilig wirkt und immer gleich klingt. Der beste Bond Soundtrack ist der, der es schafft, die Melodie des Titelliedes mit dem Bond Thema zu verbinden. So bleibt einerseits die Erkennung „Bond“ erhalten, andererseits erhält das Thema aber auch seine individuelle, dem jeweiligen Film entsprechende Note. John Barry war ein Meister darin, beide Musiken miteinander zu verweben und auch David Arnold macht seine Sache sehr gut – wenn man ihn lässt.

„Goldfinger“ ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie beide Themen miteinander verwoben werden und gleichermaßen die Individualität des Films betonen aber auch die Integrität der Reihe gewahrt wird (ja, das klingt ein wenig hochgestochen, hat aber was). Auch bei „Feuerball“ verschmelzen beide Elemente hervorragend miteinander. Auf Wunsch kann, wie bei „Man lebt nur zweimal“ auch gerne ein Hauch Lokalkolorit (japanisch) eingeflochten werden, das Bond Thema macht es mit.

„Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ ist einer der Sonderfälle, in dem der Name des Films nicht im Titellied auftaucht. (Welche Überraschung! Aber auch „Octopussy“ ist hiervon nicht verschont geblieben und der Song von „Der Spion, der mich liebte“ heißt „Nobody does it better“, auch wenn eine Textzeile auf den Titel verweist.) Das Lied in „Geheimdienst“ heißt „We have all the time in the world“ und wird während des Films gespielt. Zur Abwechslung (und zum ersten und einzigen Mal seit „Liebesgrüße aus Moskau“) hat der Film einen instrumentalen Anfangssong, der aber auch hier durchgehend und erfolgreich in den Soundtrack integriert wird.

Ein Beispiel, das etwas aus der Reihe läuft ist „Der Hauch des Todes“. Es scheint, als habe Barry seine Differenzen mit A-ha, den Schöpfern des Titelliedes gehabt – das kann man im Internet sehr schön nachlesen. Da stehen unschöne Bezeichnungen, die er für diese Gruppe hatte… und er setzt diese Differenzen auch in seiner Musik um: Er verwendet die Melodie von „The Living Daylights“ äußerst selten – dafür hatte er aber offensichtlich Spaß an der Musik, die man für den Killer Necros bei dessen ersten Einsatz gewählt hatte, und so pflegt er die Melodie von „Where Has Everybody Gone“ immer wieder – man hat das Gefühl: gerne – in die Filmmusik ein. Leider macht Necros irgendwann den Abgang und so muss er auf das „Daylights“ Thema zurückgreifen.

Auch David Arnold hat einen eigenen Stil für die Bond Musik entwickelt. Er unterscheidet sich etwas von dem Barrys, aber doch schafft er es, die Action auf den Punkt und das Bond Thema auf die Szene zu bringen. Auch das Verweben der Melodien gelingt ihm sehr gut. Zu traurig also, dass seine Musik für „Toast“ so enttäuschend ausgefallen ist. Bei „Casino Royale“, dem „Bond wird Bond“ Film, schafft er es auf wunderbare Weise, den Prozess dieser Entwicklung auch in der Musik widerzuspiegeln. So wie Bond baut sich auch sein musikalisches Thema nach und nach auf. Ein bisschen Bond hier, ein Touch da, bis man am Ende das hat, was man haben möchte: Das James Bond Thema. Dass er es in „Toast“ kaum verwendet verwundert – aber vielleicht hat er den Film auch nicht für einen Bondfilm gehalten?!

Wir sehen also: Das Bond Thema kann altvertraut und doch immer frisch und neu, der Situation, den Film angemessen sein. Und sie ist, neben dem Namen (und ich schreibe bewusst nicht „Charakter“) James Bond, das einzige, was noch aus den 60ern übrig geblieben ist und sich nicht verändert hat. Somit ist sie das einzige, was uns anzeigt, dass wir zu Hause sind, dass das hier ein James Bond Abenteuer ist und dass es sich bei dem gut gekleideten Typen, der Leute zusammenschlägt, um Agent 007 handelt und nicht um den Mann im Anzug aus „Person of Interest“. Die Musik sorgt dafür, dass das nicht austauschbare Ware ist – aber das scheinen die Produzenten nicht zu wissen. Oder es ist ihnen egal. Kann es ja auch sein, denn wenn einer der schlechtesten „Bond“ Filme (es ist kein Bond!) aller Zeiten, „Ein Quantum Toast“, der zweiterfolgreichste Film der Reihe ist, dann macht’s doch keinen Unterschied, dann kann man auch solchen Mist abliefern und dem Zuschauer wird’s schon gefallen. Also wozu sich Mühe geben?

 

Warum man einen Bond Film für Leute machen soll, die Bond Filme eigentlich nicht mögen… tja, erschließt sich mir nicht so ganz, denn dann braucht man ja auch streng genommen keinen Bond Film zu machen. Falls Sie das Gefühl haben, dass ich mich hier aufrege, dann liegen Sie gar nicht mal so falsch. Tja, ich schätze, das bringt uns zu der Frage: Was macht eigentlich einen Bond Film aus?