Die Titanic Katastrophe - reloaded

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Die Titanic Katastrophe - reloaded
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Die Titanic Katastrophe reloaded

Eine Science Fiction Kurzgeschichte um das berühmteste Schiffsunglück aller Zeiten

IMPRESSUM

Isabel de Agony

Barbaraweg 1

93128 Regenstauf

Germany

deli16052000@web.de

all rights reserved

„Hallo Charly, wie schaut denn der Wetterbericht für die Irische See aus? Gibt es irgendwelche Probleme, mit denen ich rechnen muss?“

Der Wetterspezialist auf dem Flughafen von Cork in Südirland schüttelt den Kopf. Er vertieft sich nochmal in seinen Computerbildschirm.

„Neee...... Kein Stress, Mike..... Wo willst Du nochmal schnell hin? Wenn ich mich recht entsinne war das Liverpool?“

„Ja, nur mal schnell mal rüber nach Liverpool. Ich hab heute Nachmittag einen Geschäftstermin am Liverpool Airport Hotel. Also nur schnell hin und dann gleich wieder zurück.“

Ich schaue auf die Uhr. Ich bin gut in der Zeit. Der Himmel zeigt nur leichte Schleierwolken und ansonsten strahlt die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel. Dann zeigt mir Charley nochmal den Wetterbereicht.

„Da schau her. Das hier solltest du trotzdem im Auge behalten. Denn da im Süden scheinen sich ein paar Gewitterzellen zu entwickeln. Ziehen zwar wie´s ausschaut nach Nordwesten, aber du weißt ja selber, wie schnell sich da was ändern kann. Vor allem kann man noch nicht sagen, wie das heute Nachmittag ausschaut, wenn du wieder zurück willst. Und in der Meerenge zwischen Wexford und Saint David´s.... Das weißt du ja selber. Da musst du immer mit ein paar hässlichen Böen rechnen.“

Ich nicke. Das ist nichts, was mir einen Schrecken einjagen könnte. Das wird ein ganz normaler Flug. Zumal ich auch reichlich Flugerfahrung habe. Früher, bei der Air Force habe ich Fernaufklärer geflogen. So dicke robuste zweimotorige Propellermaschinen. Immer rauf vom Norden Schottlands bis nach Grönland und dann wieder retour. Unsere Aufgabe war dabei aufzupassen, dass keine sowjetischen U-Boote durch das NATO - Überwachungssystem schlüpfen konnten. Und das waren Flüge bei jedem Wind und Wetter. Sogar dann, wenn die Vögel zu Fuß gingen. Nein, das ist heute ganz harmlos. Zumal ich eine zwar schon etwas betagte, aber dennoch hervorragend gewartete zweimotorige Beechcraft King Air C90 besitze, auf die ich mich jederzeit verlassen kann. Ich nehme meinen Aktenkoffer und schlendere gemütlich zum Hangar, wo mein Flugzeug steht. Ich mache den Pre-Flight Check und klettere dann an Bord. Alles ok..... Dann starte ich die Motoren und rolle nach draußen. Ich melde mich beim der Flugkontrolle mit meiner Kennung.

„Cork Tower..... Hier COB9F...... Erbitte Rollfreigabe....“

„Hier Cork Tower...... Rollfreigabe erteilt. Es kommt noch eine Ryan Air rein. Vorrücken auf Startposition und dann weitere Freigabe abwarten.“

Ich lasse meine Maschine zur Startbahn rollen und stelle mich dann auf die Warteposition. Und da kommt sie auch schon angeflogen. Die Boeing 737 des irischen Billigfliegers. Sie zischt an mir vorbei und setzt ein paar hundert Meter weiter auf. Und kurz darauf erhalte ich vom Tower die Startfreigabe. Doch ich warte noch ein wenig, denn Düsenflugzeuge ziehen immer eine Wirbelschleppe hinter sich her und da muss ich nicht gleich rein geraten. Nach dieser Gedenkminute drehe ich auf die Startbahn und schiebe den Gashebel nach vorne. Die Motoren heulen auf und die Beechcraft jagt die Piste entlang. Dann hebe ich ab und ich nehme sofort Kurs Ost. Langsam steige ich erst auf dreitausend Meter und dann weiter auf siebentausend Meter Flughöhe. Die Motoren laufen ruhig und alles ist in Ordnung. Ich schalte auf Autopilot, um mich ein wenig entspannen zu können, denn immerhin wird der Flug knapp zwei Stunden dauern. Denn eine Beechcraft ist ja kein Düsenjet. Und in Gedanken bereite ich mich schon mal auf die kommenden Verhandlungen vor. Plötzlich schüttelt eine heftige Bö das kleine Flugzeug durch und instinktiv greife ich nach dem Steuerknüppel und schalte zurück auf manuell. Ein Fallwind drückt die Maschine nach unten und ein schneller Blick auf die Instrumente sagt mir, dass ich um fast tausend Meter abgesackt bin, als ich das Flugzeug endlich wieder abfangen kann. Wenn das die paar Böen sein sollen, von denen Charly gesprochen hat, na aber dann kann unser Wetterfrosch nach meiner Rückkehr was erleben. Ich erhöhe die Motorendrehzahl, denn nun packen mich immer wieder heftige Windstöße, die mich hin und her werfen. Und dann sehe ich, wie sich in meinem Rücken eine gewaltige schwarze Wand aufbaut. Ist das die kleine Gewitterzelle, die ich auf dem Wetterradar gesehen habe? Die schwarze Wand kommt rasend schnell näher. Ich habe keine Chance ihr auszuweichen oder ihr gar davonzufliegen. Und die maximale Steighöhe meiner Beechcraft lässt kein Überfliegen zu. Höher als neuntausend Meter komme ich nicht. Ich muss da einfach durch. Ich kann nicht ausweichen. Plötzlich bin ich auch schon mittendrin. Ich komme mir vor wie in einer Achterbahn. Es geht rauf und runter und immer wieder durchzucken grelle Blitze das kleine Cockpit. Die Motoren heulen auf, wenn ich immer wieder verzweifelt versuche, die Maschine vor dem Abschmieren zu retten. Und der Sturm wird immer stärker statt schwächer. Es dröhnt und donnert in einem fort und plötzlich gehen drei Alarme gleichzeitig los. Ein Blick auf die rechte Tragfläche verrät mir, was für ein Problem ich habe. Der Motor brennt und der Propeller steht. Schnell reisse ich die Sicherung heraus, um die Brennstoffzufuhr zu kappen. Betätige den Feuerlöscher. Doch die Flammen erlöschen nicht. Und gleichzeitig wird das Heulen des Windes immer stärker. Ich kann die Maschine nicht mehr halten. Nicht mit einem Motor. Bei gutem Wetter wäre das Ganze kein Problem. Aber nicht bei so einem Gewittersturm. Ich stemme mich mit aller Gewalt in die Querruder um die Kontrolle zu behalten, doch es hilft nichts. Der Sturm ist stärker und dann schlägt etwas ein. Es reißt meine Hände vom Steuerknüppel. Wie ein Spielzeug wird das Flugzeug herumgewirbelt. Es ist unheimlich hell, grell und extrem laut. Ein Blitzeinschlag? Mir bleibt gar keine Zeit mehr, um Angst zu haben. Die Cockpitfenster sind zersplittert und der Sturm fegt zu mir herein. Es drückt mich in die Sicherheitsgurte, so dass mir fast die Luft wegbleibt und plötzlich wird alles schwarz um mich.

Mein Schädel brummt, als ob ein ganzer Schwarm Hornissen darin hausen würde. Wo zum Teufel bin ich? Das letzte, an das ich mich erinnere war, dass ich mit meinem Flugzeug abgestürzt bin. Nein falsch. Einen Absturz und Aufprall im Wasser habe ich nicht bewusst mitbekommen. Da war lediglich dieses wahnsinnig grelle Licht, das mich geblendet hat. Dann der ohrenbetäubende Donner. Ein Motor hat gebrannt. An das erinnere ich mich noch. Ich konnte die Maschine daraufhin nicht mehr kontrollieren. Aber das erklärt nicht, wo ich jetzt bin. Ich müsste eigentlich tot sein. Doch ich habe den Aufschlag auf dem Wasser der irischen See nicht miterlebt. Zumindest nicht bewusst. Ich bin aus gut fünftausend Meter Höhe abgestürzt. Sowas überlebt man doch nicht. Und ich habe keinen Kratzer. Nicht einmal meine Kleidung ist nass geworden. Irgendetwas sehr seltsames geht hier vor. Etwas Unerklärliches. Mühsam versuche ich die Augen zu öffnen. Licht. Da ist Sonnenlicht. Und ich liege auf einem weichen Teppichboden liege. Aber….. Er vibriert leicht. Jetzt gelingt es mir endlich, die Augen zu öffnen. Ich bin in einem Raum. In einem Schlafzimmer. Links von mir befindet sich ein großes Doppelbett. Total altmodisch. Irgendwie im alten Empire Stil. Schweres massives Holz. Und es riecht irgendwie noch ganz neu. Die Einrichtung ist zwar total altmodisch, aber trotzdem sehr vornehm. Zwei massive Sessel und ein Tisch. Ein ebenso massiver Wandschrank. Fast kommt es mir so vor, als ob jeden Moment die Bewohner dieses Zimmers zur Tür hereinkommen müssten. Ich rapple mich hoch. Ein teures Teeservice steht da auf diesem tischchen. Ich greife mir die Tasse. Drehe sie um. WSL steht da unten drauf. Darunter ein Stern. Ich schüttle mich, denn mein Schädel brummt immer noch ganz schön. Durch ein Bullauge kommt das Sonnenlicht herein, das mich vorhin geweckt und das mich vorhin geblendet hat. Ich bin auf einem Schiff. So viel steht fest. Aber wie komme ich hierher? Aus meinem Flugzeug. Hat die Besatzung dieses Schiffs meinen Absturz verfolgt und mich aufgefischt? Ich verstehe das nicht. Das ging alles so schnell. Ich konnte nicht einmal Mayday funken. Es kann nicht anders sein. Die müssen unmittelbar vor Ort gewesen sein. Haben sie mich dann aus dem Wasser gefischt und mich dann hier einstweilen abgelegt? Vermutlich muss ich bewusstlos gewesen sein, denn ich habe nichts davon mitbekommen. Aber hätte man mich dann nicht in ein Krankenrevier gebracht. Und müsste nicht draußen noch der Sturm toben? So viele Fragen. Ich rapple mich hoch und gehe zu dem Bullauge. Meine Knie sind ganz weich. Es ist erstaunlich. Die See ist spiegelglatt und es ist keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Was zum Teufel geht hier vor? Bin ich verückt geworden? Egal. Ich muss auf jeden Fall herausfinden, wo ich bin. Auf welchem Schiff. Schließlich muss ich mich bei den Leuten noch bedanken, dass sie mir das Leben gerettet haben. Und dann muss man Liverpool Airport anfunken, dass sie eine etwaige Suchaktion wieder abblasen können. Ich bin ja in Sicherheit. Ich gehe zu der Tür der Luxuskabine. Gott sei Dank ist sie nicht verriegelt. Und dann betrete ich einen langen Gang. Ich befinde mich etwa in der Mitte. Er ist mit einem roten Teppichboden ausgelegt. Und in regelmäßigen Abständen sind da weiße Sterne eingearbeitet. Das schaut nicht nach einem Frachter aus. Wahrscheinlich ein Kreuzfahrtschiff. Könnte aus Southhampton zu einer Mittelmeerkreuzfahrt ausgelaufen sein. Das würde mit meiner Absturzstelle zusammen passen. Hier draußen spürt man das Stampfen der Maschinen besser. Hmmmm.......... Ich war zwar noch nie auf einem Kreuzfahrer, aber Turbinen oder große Schiffsdiesel sollten doch ruhiger laufen. Irgendwie zittert dieses Schiff leicht von den Motoren. Es läuft hohe Fahrt. Soviel steht fest. Aber gut..... Ich begebe mich nun auf Entdeckungsreise. Langsam taste ich mich vorwärts. Niemand begegnet mir. Links und rechts sind jetzt Kabinen für Passagiere. Doch alle sind verschlossen. Wo sind die alle? Keine Passagiere? Aber auch kein Reinigungspersonal. Kann es sein, dass es nun schon Essenszeit ist und die sich alle in den Speisesälen befinden? Das würde zumindest erklären, warum hier niemand anzutreffen ist. Dann komme zu einem Quergang. Ein Schild zeigt mir an, wo ich mich befinde. C-Deck. Ich schaue auf die andere Seite. Auch hier dasselbe Bild. Kabinen links. Kabinen rechts. Und immer noch kein Anhaltspunkt, wo ich mich befinden könnte. Plötzlich höre ich hinter mir mehrere Stimmen und sehe dann Personen vorbeihuschen. Ich drehe mich um, rufe ihnen hinterher, doch sie hasten weiter, ohne stehen zu bleiben. Ich beschließe ihnen zu folgen. Dann erreiche ich ein großes Treppenhaus. Pfeile weisen mir den Weg. Nach oben. Zum Bootsdeck. Zum Promenadendeck. Nach unten. Zum D-Deck. Zum Speisesaal der 1. Klasse. Es ist seltsam. Zunächst folge ich der Treppe nach unten. Doch vom D-Deck aus geht es nicht mehr weiter. Das Treppenhaus ist hier vergittert. Das sieht ziemlich massiv aus. Und auch ein Deck tiefer kann ich so einen Gang sehen. Seltsam. Somit geht der nach unten zeigende Wegweiser Passagierdeck 2. Klasse irgendwie ins Leere. Na schön. Ich wollte ja sowieso nach oben. Rauf aufs Oberdeck. Da werde ich ja hoffentlich jemanden treffen. Ich steige wieder nach oben. Finde auch einen Aufzug. Doch der sieht reichlich antik aus. Mit einem schmiedeeisernen Gitter vor dem Eingang. Mit einem Giebel darüber so wie bei einem antiken Tempel. Was ist das nur für ein seltsames Schiff? Ich bleibe lieber im Treppenhaus. Alles ist massiv aus Holz mit verschnörkelten Verzierungen. Eine überaus wuchtige Treppe. Von oben kommend laufen die Stufen Backbord und Steuerbord auf ein Podest zusammen. Und von dort aus geht es weiter nach unten. Das ganze erinnert mich irgendwie an Treppenhäuser in alten Schlössern. Windsor Castle zum Beispiel. Alles total überladen. Und ganz zentral steht da eine mächtige Uhr. Sie ist in einer mächtigen Holzschnitzerei eingearbeitet. Und über mir wölbt sich eine gigantische Glaskuppel über dem gesamten Treppenhaus. So als ob da jemand damit ausdrücken wollte, dass dieses Schiff die Beherrscherin der Meere sei. Stufe um Stufe steige ich die Treppe hoch. Das alles atmet den Luxus vergangener Jahrzehnte. Solche Schiffe baut man doch heute gar nicht mehr. Und trotzdem. Alles riecht irgendwie neu. Das fiel mir doch vorhin schon auf. Das ist kein alter Kasten, der im Nostalgiestil neu aufgepeppt wurde. Ich steige Deck um Deck nach oben. Jetzt höre ich auch Leute reden. Höre das Geklapper von Besteck. Den Klang von Weingläsern aneinander. Dazu leise klassische Musik. Hier muss es zu den Speisesälen gehen. Und da steht es auch schon. Wieder Hinweispfeile.... Cafe Parisien, Speisesaal 1. Klasse, Rauchsaloon….. Das schaue ich mir nachher noch genauer an. Jetzt will ich erstmal hoch auf das Bootsdeck. Ich muss erst das Rätsel klären, wo ich bin und wie ich hierher gelangt bin. Vielleicht finde ich ja auch einen Offizier, der mir sagen kann, was mit mir passiert ist. Ich öffne eine Tür, um ins Freie zu gelangen..........

 

Aus drei mächtigen gelben Schornsteinen mit einer schwarzen Kappe quillt dicker schwarzer Rauch. Ein vierter Schlot steht hinter den anderen. Allerdings scheint das entweder eine Attrappe zu sein oder es sind nicht alle Kessel in Betrieb. Jedoch etwas anderes lässt mich so richtig zurücktaumeln. Denn ich stehe genau vor einem Rettungsboot. Es ist kein Boot, wie man es von einem modernen Schiff kennt. Doch selbst das ist es noch nicht, was mich wie eine Faust in den Magen trifft. Auf dem weiß gestrichenen Rettungsboot steht mit schwarzer Farbe der Name und der Heimathafen des Schiffs.

TITANIC - Liverpool

Fassungslos kralle ich mich an einem Handlauf des Deckshauses fest. Ich sehe mich um. Schaue nach vorne. Dort befindet sich die Brücke. Auf dem Brückennock stehen zwei Offiziere in ihrer blauen Uniform. Der eine schon etwas ältere Mann trägt eine Jacke mit vier goldenen Streifen am Ärmel. Er dreht sich etwas zu mir her. Ist das Captain Smith? Captain Edward J. Smith? Sein dichter grauer Vollbart deutet darauf hin. Ich kenne natürlich ein paar historische Bilder des Unglücksdampfers. Welcher Ire kennt die nicht. Schließlich wurde der Dampfer ja in Belfast gebaut. Und auch ihr Kapitän wird in irgendwelchen Dokumentationen regelmäßig abgebildet. In welchem Spukschloß bin ich denn hier gelandet? Ich kneife mich in den Arm. Das kann doch nicht sein. Ich blinzle. Aber als ich die Augen wieder aufmache, da stehe ich immer noch auf dem Bootsdeck der RMS Titanic. Das gibt es doch nicht. War da nicht irgendwann mal in den Zeitungen gestanden, dass so ein verrückter australischer Milliardär die Titanic nachbauen wollte? Stehe ich hier auf diesem Nachbau? Es gibt keine andere Erklärung. Es kann keine andere Erklärung geben. Aber alles ist so verdammt täuschend echt. Ich werfe noch einmal einen Blick nach vorne. Wo ist das Radar? Die Telekommunikations- einrichtungen? Ich sehe nichts davon. Aber vielleicht ist alles ganz raffiniert in die Masten und die Takelage integriert worden, um den historischen Eindruck nicht zu verderben. Aber die Rettungsboote. Historischer Eindruck hin oder her.... Da gibt es Vorschriften. Und diese Boote da entsprechen höchstens irgendwelchen historischen Vorgaben, aber keinesfalls den modernen Bestimmungen für die Sicherheit auf See. Langsam gehe ich das Bootsdeck in Richtung Bug. Da..... Hier ist schon die nächste Auffälligkeit. Einer der Offiziere hat einen Sextanten in der Hand und schießt damit die Sonne. Haben die denn kein GPS an Bord? Das ganze wird ja immer mysteriöser. Ich beschließe wieder nach unten zu gehen. Es ist zum verrückt werden. Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort habe. Vielleicht finde ich sie unter Deck. Zumal ich langsam Hunger bekomme. Was liegt also näher, als dass ich mir mal diesen Speisesaal genauer ansehe. Vielleicht klärt sich dort, ob ich auf diesem Nachbau dieses Australiers stehe. Ich steige die monströse Treppe wieder hinunter und folge dann den Pfeilen in Richtung Speisesaal der 1. Klasse. Gott sei Dank hatte ich vor dem Abflug meinen Anzug und auch die Krawatte angezogen. Ich sollte also auch passend genug gekleidet sein. Ich folge einem Korridor, doch dann bleibe ich wie magisch angezogen vor einer Tafel stehen. Der Text lautet:

Royal Mail Ship TITANIC

Etmal vom 13. April 1912: 546 nautische Meilen

Geschwindigkeit seit Liverpool: 21,00 kn

Auf einer Seekarte darunter sind die Positionen der letzten Tage eingezeichnet. Es beginnt am 10. April 1912 in Southampton in Südengland, dann weiter nach Cherbourg. Schließlich Queenstown in Irland. Aber so heißt die Stadt doch schon seit 1920 nicht mehr. Und dann gehen die Markierungen hinaus in den Atlantik. Ein Etmal...... Das sind die Tagesdistanzen, die das Schiff offenbar von einer Mittagszeit bis zur nächsten zurückgelegt hat. Ich kann es nicht glauben. Doch es steht hier. Ganz eindeutig. Ausgelaufen soll dieses Schiff am 10. April 1912 sein. Und wenn das letzte Etmal vom 13. April 1912 datiert, dann ist...... Aber das kann doch nicht sein. Heute kann doch nicht der 14. April 1912 sein. Der Tag, an dem die Titanic kurz vor Mitternacht einen Eisberg rammte. Ich bin doch am 23. Juli 2012 in Cork abgeflogen. Bin ich etwa verrückt geworden? Wie kann ich mich im Jahr 1912 auf der Titanic befinden? Das kann doch alles gar nicht sein. Da höre ich hinter mir Stimmen. Ich drehe mich um und sehe den einen jüngeren Offizier, den ich vorhin schon auf der Brücke gesehen habe. Der mit dem Sextanten die Position bestimmt hat. Er wird begleitet von zwei weiteren Männern in Zivil. Und der eine fragt ihn.

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