Zwischen Furcht und (Bekenner-)Mut: Petrus

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Zwischen Furcht und (Bekenner-)Mut: Petrus
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Zwischen Furcht

Petrus

und (Bekenner-)Mut

Heilige, Helden, Hasenfüße

MENSCHEN DER BIBEL

von Dorothee Boss echter

Dorothee Boss, geboren 1961, studierte Theologie an der Universität Bonn und Mediation an der Fernuniversität Hagen, arbeitet als freie Autorin und Publizistin und lebt in Aachen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

© 2014 Echter Verlag GmbH, Würzburg

www.echter-verlag.de

ISBN 978-3-429-04722-1 (PDF)

ISBN 978-3-429-06136-4 (ePub)

Inhalt

Antiochia, Syrien, 95 n. Chr.

Petrus im Neuen Testament

Petrus in Kunst, Literatur und Musik

Petrus im Gottesdienst

Zwischen Furcht und (Bekenner-)Mut: Petrus

Literatur

Antiochia, Syrien, 95 n. Chr.

„Matthäus, Matthäus wach auf!“ – Ich öffnete müde meine Augen. War ich doch wirklich über meinen Wachstafeln eingeschlafen und die Sonne stand schon tief. Erstaunt blickte ich in das gütige Gesicht meines Freundes Juda. „Was machst du denn hier?“ – „Ich wollte nur kurz einmal nach dir schauen. Seit Tagen höre und sehe ich nichts mehr von dir. Selbst beim Gebet hast du gefehlt. Bist du krank?“ – „Nein, nein“, steif richtete ich mich auf. „Ich habe Mirjam gebeten, mich zu entschuldigen, aber meine Schrift muss doch fertig werden. Die Ältesten hier in Antiochia haben mich dringend darum gebeten. Im Augenblick gibt es so viel Bedrängnis für unsere Ekklesia.“

Juda nahm neben mir Platz. „Mirjam hat mir nichts gesagt, sie war ganz ins Gespräch vertieft. Du bist besorgt wegen der Gemeinde, nicht wahr?“ – „Ja“, ich strich mein Gewand glatt: „Lydius erzählte mir letztens, wie schief er in der Insula angeschaut wird, weil er dem Herrn folgt, und zum Fest des Apollon nicht mitging; viele Nachbarn huldigen doch den Kulten.“

„Mich bedrückt am meisten, wie sehr uns jetzt die Juden ablehnen. Noch vor kurzem haben wir uns noch als Brüder im Glauben an den Einen verstanden, jetzt kommt es vor, dass sie uns vor römischen Gerichten denunzieren. In der Synagoge war ich schon lange nicht mehr“, klagte Juda. – „Aber das tun doch nicht alle aus Israel! Aber du hast recht, noch vor ein paar Jahren galten wir als Teil der Synagoge, und standen wie sie unter dem Schutz des Reiches, doch jetzt sind wir Weggefährten auf uns allein gestellt.“ – „Und außerdem haben wir hier in Antiochia in unserer Gemeinde so viele ehemalige Anhänger der Kulte. Jeder bringt seinen eigenen Glauben an den Herrn mit und es gibt viel Streit. Bald glaube ich, brechen wir selbst als Gemeinde entzwei“, meinte Juda.

Bekümmert starrten wir beide vor uns hin. Doch brach ich das unfruchtbare Gespräch rasch ab und schaute auf meine Wachstafeln. „Ich muss weitermachen, lieber Juda. Gerade bin ich doch bei der Passion unseres Herrn und bei Simon Petrus.“ – „Ja, als ich jung war, habe ich ihn einmal persönlich kennengelernt, aber er ist jetzt auch schon viele Jahre zum Herrn gegangen, in Rom, sagt man. Ein eindrucksvoller Mensch, er stammte doch vom galiläischen Meer, nicht wahr, vom Fischer zu einem hochverehrten Verkündiger des Glaubens“, sinnierte Juda.

„Simon Petrus war und ist für mich der Fels unserer Gemeinden“, stellte ich betont fest. „Er hat so treu dem Herrn gedient, aber er war nicht immer so. Aus der Schrift, die mir vorliegt, weiß ich, dass er auch schwache Stunden hatte.“ – „Na, das kann ich mir nicht vorstellen, lieber Matthäus, Petrus war doch so ein Baum von Mann“, lächelte Juda. – „Doch, doch, unser verehrter Petrus war ein richtiges Hasenherz, er hatte zunächst nur einen schwachen Glauben an den Herrn, erst nach der Auferstehung war er sich sicherer“, lächelte ich nachsichtig. – „Dann willst Du auch den Schatten des Petrus zeigen?“ – „Ja, das will und muss ich. Es ist wohl so gewesen. Auch unsere Väter im Glauben sind nur Menschen“, betonte ich. „Ach wirklich, das hätte ich nicht gedacht“, lächelte Juda.

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