"Wir schaffen das"

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„Wir schaffen das“

Ein sozialkritischer Roman von Benjamin Webster

Vorwort

In diesem Roman geht es um soziale Missstände in Deutschland. Schonungslos werden einzelne Schicksale aufgezeigt, die stellvertretend für viele Menschen sind. Es geht um Armut, Obdachlosigkeit, Hartz IV, Mietwucher, Kitaplätze und andere Dinge, die bei uns soziale Gerechtigkeit genannt werden. Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Fast 25 % aller Deutschen, leben in Armut oder an der Armutsgrenze. Der Abstand zur sogenannten Mittelschicht, wird geringer. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Um ihnen die Missstände zu verdeutlichen, erzähle ich ihnen ein paar Geschichten, die tatsächlich so geschehen sind. Geschichten aus dem Leben, ungeschönt aber wahr. Als Kulisse dafür habe ich mir in Berlin, eine fiktive Strasse und ein frei erfundenes Stadtviertel ausgedacht. Es ist das Frankfurter Viertel mit der Warschauer Strasse. Falls es tatsächlich in Berlin ein solches Viertel oder eine gleichnamige Strasse geben sollte, haben diese nichts mit meinem Roman zu tun. Die Menschen und deren Schicksale, habe ich so verfremdet, dass man sie nicht wieder erkennen kann. Falls es doch mit Lebenden oder bereits verstorbenen Personen Übereinstimmungen geben sollte, wäre das rein zufällig und nicht wissentlich gewollt. Frei erfunden hingegen, sind das Gemeindezentrum und das geplante Asylantenheim. Soziale Gerechtigkeit gibt es schon lange nicht mehr. Über Jahrzehnte hinweg, wurden systematisch Sozialleistungen gestrichen oder gekürzt und alles zum Wohle der Wirtschaftskraft in Deutschland. „Sozial ist, was Arbeit schafft“, hatte einmal ein Politiker lauthals propagiert. Andere haben diesen Satz aufgegriffen und später einen Billiglohnsektor geschaffen, auf den sie sogar noch stolz sind. Und die Folgen sind, Aufstocker, Leiharbeit, Zeitverträge und Hartz IV. Von der zu erwartenden Altersarmut, möchte ich erst gar nicht reden, denn wenn man wenig verdient, kann keine üppige Rente dabei herauskommen. Unsere Regierung subventioniert somit die Gewinne von Firmen. Schon die Regierung Kohl hatte sich seiner Zeit aus dem sozialen Wohnungsbau verabschiedet. Und die Folgen kennen sie alle. Es gibt noch kaum bezahlbare Wohnungen für Geringverdiener oder sozial Schwache. Aber auch der Ottonormalverbraucher, hat Probleme günstigen Wohnraum zu finden. Die Mietpreisbremse, ein Gesetz das den Namen nicht verdient. Das sind nur einige Missstände, die ich in meinem Roman aufgreife. Ich nenne ihnen Ross und Reiter, ohne Rücksicht auf Personen und Parteien. Einigen von ihnen, werde ich gehörig auf den Schlips treten, aber das ist mir egal. Es muss sich einiges in Deutschland ändern. Wenn nicht, wird eines Tages das Kapital regieren und die Politiker sind nur noch Marionetten. Lesen sie und urteilen sie selbst. Ihr Autor Benjamin Webster

www.benjamin-webster.de Germany 2017

Kapitel 1 – Die Warschauer Strasse

Wolfgang Richter stand am Fenster und blickte in den gegenüberliegenden Hausflur von Nummer 71. Dort richteten sich gerade drei Obdachlose ihr Nachtlager her. Mit Isomatten, Schlafsäcken, Kartons und Decken, versuchten sie der Kälte zu trotzen. Wolfgang schaute ihnen schon drei Tage zu und meinte zu seiner Frau Renate: „Das sind arme Schweine. Wir haben zwar auch nicht viel mehr wie die Berber da draußen, aber wir haben wenigstens ein Dach über dem Kopf und müssen nicht frieren.“ Renate ging zu ihm und sah nun auch aus dem Fenster. Sie antwortete: „Da hast du Recht. Für alles ist Geld da, nur nicht für Schlafplätze von Obdachlosen. Jeder Araber der zu uns kommt bekommt Geld, Essen und ein Bett. Es ist eine Schande wie unser Staat seine Leute behandelt.“ Wolfgang: „Sie werden schon ihre Quittung dafür bekommen, unsere Herren da oben. Lange schaut sich das Volk dies nicht mehr an. Irgendwann kommen die Rechten ans Ruder und dann wird der Saustall erst einmal richtig ausgemistet. So ein kleiner Adolf müsste Mal wieder her und wenn es nur für ein Jahr wäre.“ Renate: „Und was machen die dann? Glaubst du, da würde sich etwas ändern?“ Wolfgang: „Zumindest würden die wenigstens keinen Moslem ins Land lassen, das wäre doch schon einmal ein Anfang.“ Renate: „Da hast du Recht, mein Schatz. Aber trotzdem sind mir die Turnschuhträger lieber, als Springerstiefel. Wir wissen doch alle was die damals angerichtet haben. Einen Weltkrieg angezettelt, Millionen von Menschen in Gaskammern geschickt und die hatten nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Skrupellos waren die. Und sowas will ich nicht erleben.“ Wolfgang: „Das wird nicht wieder passieren. Die Moslems rotten sich schon selbst aus, dazu brauchen sie keine Ungläubigen Christen.“ Renate: „Stimmt, die sprengen sich selbst in die Luft und finden das noch toll. Solche Idioten.“ Wolfgang: „Und warum tun sie das? Nur wegen den 72 Jungfrauen, die sie angeblich im Himmel erwarten.“ Renate: „Ich sag doch, Idioten. Glaubst du etwa, unser Herrgott macht ein Puff aus dem Paradies? Wenn die wo hinkommen, dann in die Hölle. Wer unschuldige Menschen tötet, ist immer noch ein Mörder und kein Märtyrer. Und Mörder kommen nun einmal nicht in den Himmel, sondern in die Hölle.“ Wolfgang: „Dann wird sich Luzifer aber freuen und alle Hände voll zu tun haben.“ Renate: „Warum das denn? Ich dachte immer die sitzen rund ums Fegefeuer und werden langsam gegrillt.“ Wolfgang: „Das ist vielleicht auch so, aber überlege doch einmal wer alles in der Hölle sitzt. Da ist zum Beispiel Adolf und seine Schergen, Bin Laden und seine Gesellen. Glaubst du, dass die da unten friedlich sind, zumal die Moslems gemerkt haben, nix Paradies und nix Jungfrauen. Da herrscht Frust pur. Und wenn sie da unten ankommen, steht Adolf, Himmler und Dr. Mengele da und sortieren erst einmal aus. Rechts, rechts, links, rechts, und noch einmal links. Die rechten kommen ins Fegefeuer und die linken müssen bedienen. Und was Adolf mit den Moslems macht, dürfte wohl klar sein.“ Renate: „Deine Fantasie möchte ich nicht haben. Du redest schon wie ein kleiner Nazi.“ Wolfgang fing zuerst an zu lachen und dann zu husten. Renate: „Leg dich lieber wieder hin und höre auf dich aufzuregen, sonst wirst du nie gesund. Hast du schon deine Tabletten genommen?“ Wolfgang brummte so etwas wie: „Die helfen ja doch nicht. Dieser Quacksalber von Arzt hat mich ja nicht einmal richtig untersucht. Morgen gehe ich wieder Flaschen sammeln, frische Luft hat noch niemanden geschadet.“ Renate: „Von wegen, du bleibst mit deinem Hintern zu Hause und kurierst dich richtig aus. Erst wenn du Beschwerdefrei bist, lass ich dich wieder auf die Strasse. Auch wenn es dir nicht paßt, drehe ich jetzt wieder die Heizung hoch, 15°ist einfach zu wenig.“ Widerwillig nahm er seine Tablette und legte sich auf die Couch. Renate packte ihn mit einer Decke ein und meinte: „Du schläft jetzt ein wenig und ich richte das Essen. Bis in einer Stunde bin ich fertig und dann gibt es ein Hühnersüppchen. Danach gehe ich noch einmal für zwei Stunden Flaschen sammeln.“ Wolfgang: „Bist du sicher, dass ich nicht mitgehen soll? Es ist doch bald Weihnachten und da brauchen wir doch jeden Cent, wenn wir uns ein Festtagsmenü über die Tage gönnen wollen.“ Renate: „Mach dir keinen Kopf, wir schaffen das.“ Wolfgang: „Wenn du meinst, meine Liebe. Ausgerechnet jetzt muss ich krank werden, es ist doch zum kotzen.“ Renate: „Wie sagt der Kölner: Es küt, wie es küt. Und nun schlaf ein wenig.“ Wolfgang fügte sich in sein Schicksal und schloss die Augen. Renate und Wolfgang waren immerhin schon 35 Jahre verheiratet. Kinder hatten sie keine, weil es nie passte. Immer stand die Arbeit im Vordergrund. Und, was hat es genützt? Beide waren seid Jahren arbeitslos und Hartz IV Bezieher. Sie waren noch zu jung, um in Frührente zu gehen. Wolfgang war 62 und seine holde Gattin 61 Jahre alt. Er würde nächstes Jahr vom Amt auch Zwangsverrentet und sie ein Jahr später, was nichts anderes bedeutet, dass die Rente der beiden um einiges weniger ausfallen wird. Trotzdem würde es mehr sein als Hartz IV, was schon einmal positiv war. Aber fast 30 % weniger Rente ist schon ein Hammer und das nur, weil Vater Staat beschlossen hat, Hartz IV-ler die 35 Jahre Rentenanwartschaft voll haben, einfach in Rente zu schicken. So schönt man Statistiken und spart obendrein noch viel Geld. Der Bürger wird nicht gefragt, er ist quasi entmündigt. Eines von vielen Gesetzen die sehr zweifelhaft sind und eventuell gegen die Verfassung verstoßen. Das die zwei arbeitslos wurden, war nicht einmal ihr verschulden. Da Wolfgang über 40 Jahre als Gipser auf dem Bau gearbeitet hatte, machten irgendwann seine Knie nicht mehr mit. So wurde er mehrfach an seinen Menisken operiert, was zur Folge hatte, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Nach 13 Monaten Krankheit, wurde er schließlich von seinem Betrieb ausgemustert. Und Renate traf es genauso hart. Zwar hatte sie keine körperlichen Gebrechen, aber das nütze ihr nichts, weil ihr Betrieb von heute auf morgen Pleite ging. Pech gehabt. Renate bereitete das Essen zu und Wolfgang schlief noch ein wenig, sofern ihn nicht wieder Hustenanfälle aus dem Schlaf rissen. Heimlich maß er Fieber und musste feststellen, dass er 38,5° Temperatur hatte. Seine Lunge fühlte sich nicht gut an, schmerzen im Rücken plagten ihn und ein rasseln beim atmen war zu hören. Das Fieber konnte er vor Renate noch verschweigen, aber das rasseln nicht. Wie Renate von dem Flaschen sammeln zurückkam, merkte sie sofort, dass mit Wolfgang etwas nicht stimmte. Das rasseln der Lunge und das Fieber veranlasste sie, sofort ihren Arzt anzurufen, der auch wenig später kam. Seine Diagnose wahr eindeutig, Lungenentzündung. Wolfgang musste sofort ins Krankenhaus. Obwohl er das nicht wollte, setzte sich Renate durch. Und so kam es, dass Wolfgang Weihnachten im Krankenhaus verbringen musste. Erst kurz vor Sylvester wurde er wieder entlassen. Mit dem Bus fuhr er nach Hause, wo ihn schon Renate erwartete. Sie war natürlich heilfroh, dass ihr Göttergatte wieder gesund war. Extra für ihn hatte sie die Heizung auf stattliche 22° hochgedreht. Wolfgang: „Bin ich froh, dass ich das Krankenhaus nicht mehr sehen muss, überall riecht es nach Desinfektionsmittel. Aber das Schlimmste war das Essen. Grauenhaft, Renate. Von wegen Weihnachtsganz, Haferschleim und Süppchen hat es über die Feiertage gegeben. Und dafür muss ich jetzt noch 10.- Euro pro Tag selbst bezahlen. Es tut mir leid, dass ich mit 120.- Euro ein Loch in unsere Kasse reiße, dafür gehe ich morgen gleich wieder Flaschen sammeln.“ Renate nahm ihren Mann in den Arm und sagte leise: „Das ist lieb von dir, aber nicht nötig. Du wirst erst einmal ganz gesund. Dieses Jahr gehst du mir nicht mehr auf die Strasse und wenn, dann nur wenn du dich sehr warm anziehst. War das Essen wirklich so scheußlich?“ Wolfgang: „Scheußlich wäre noch geprahlt. Aber das liegt auch wahrscheinlich daran, dass du so gut kochst.“ Sie führte ihn zur Couch, die sie schon für ihn gerichtet hatte. Renate: „Setz dich erst einmal hin, denn ich habe noch eine Überraschung für dich.“ Sie lief zum Wohnzimmerschrank und holte etwas aus einer Schublade und streckte es Wolfgang hin. Renate: „Ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk für dich.“ Wolfgang: „Du beschämst mich, denn ich habe nichts für dich.“ Renate: „Das du wieder hier bist und mich nicht alleine gelassen hast, ist Geschenk genug. Verlasse mich ja nicht, hörst du? Ich würde noch gerne einige Jahre mit dir verbringen, wenn es geht, sehr viele. Und wenn wir sterben, dann nur zusammen. Uns gibt es nur im Doppelpack.“ Wolfgangs Augen waren feucht. Er nahm Renate in den Arm und gab ihr einen Kuss. Dann meinte er: „Nur im Doppelpack, meine Liebe. Aber bis dahin ist noch viel Zeit.“ Er nahm den weihnachtlichen Umschlag und öffnete ihn. Darin lagen verschiedene Geldscheine. Er dachte er sieht nicht Recht und fragte ungläubig: „Wo haste den die her? Das sind doch mindestens 100.- Euro.“ Renate: „145.- Euro, um genau zu sein. Während du im Krankenhaus warst, habe ich Doppelschichten, bei den Stadien und an den Kirchen gemacht.“ Wolfgang: „Du hast an den Kirchen Flaschen gesammelt? Da gibt es doch so gut wie keine.“ Renate: „Nicht gesammelt, sondern gebettelt.“ Wolfgang: „Wir hatten doch ausgemacht, betteln ist tabu.“ Renate: „Mein lieber Schatz, ich würde noch ganz andere Dinge tun, um nicht hungern oder frieren zu müssen. Was ist schon dabei, wenn ich jemanden um einen oder zwei Euro Bitte, damit wir über die Runden kommen. Schau uns doch an, wie weit wir es gebracht haben. Ein Leben lang gearbeitet und was ist der Dank dafür? Hartz IV, zum leben zu wenig und zum sterben zu viel. Die Herren da oben machen es sich einfach, sie beschließen irgendeinen Mist und wir müssen es ausbaden. Denen ist es doch egal wie lange du den Staat mitfinanziert hast, wenn du alt bist und nicht mehr kannst, dann schieben sie dich in die Ecke. Wo bleibt denn da die Menschenwürde? Nein Wolfgang, uns hilft keiner, wenn wir es nicht selbst tun. Und ich werde in Zukunft wieder betteln, soll die feine Gesellschaft doch sehen, was sie mit ihren schwachsinnigen Gesetzen angerichtet haben. Sie sollen alle merken, was die Politik angerichtet hat.“Wolfgang sah sie entsetzt an und antwortete: „Aber Renatchen, seid wann bist du unter die Revoluzzer gegangen? So kenne ich dich überhaupt nicht.“ Ihre Antwort kam postwendend: „Seid dem du im Krankenhaus warst. Ich habe mir bei den Behörden und der Krankenkasse die Hacken wund gelaufen, um zu versuchen, dass wir die Zuzahlung für das Krankenhaus nicht bezahlen müssen. Aber die Herren waren auf diesem Ohr alle taub. Die haben doch glatt gemeint, wenn du nicht zu Hause bist, bräuchten wir weniger Strom, weniger Essen, Heizung und andere Sachen. Und wenn ich das ersparte zusammen reche, dann wäre das Geld wieder locker drin. Du glaubst nicht, was für ein Hals ich hatte, als ich das gehört habe. Und da habe ich beschlossen, betteln zu gehen, um so einen kleinen Ausgleich für unsere Demütigung zu bekommen. Eine Schande ist das, wie man mit uns umgeht.“ Renate war jetzt in Rage. Wolfgang kannte sie und versuchte sie zu beruhigen: „Ist ja gut, meine Liebe, ist ja gut. Dann gehen wir neben dem Flaschensammeln, eben noch betteln. Aber bitte nicht in unserem Viertel, es muss ja nicht jeder mitbekommen.“ Er nahm sie in den Arm und tröstete sie. Nach fünf Minuten antwortete sie: „Natürlich nicht hier im Viertel, die haben doch auch kein Geld. Möchtest du nicht wissen was es zu essen gibt?“ Wolfgang: „Lass mich überlegen. Eintopf oder Pellkartoffeln?“ Renate: „Nein, mein Schatz, es gibt heute das Weihnachtsmenü.“ Wolfgang: „Ja, hast du dir das nicht schon zu Weihnachten gemacht?“ Renate: „Ohne dich? Ich dachte, wenn du wieder zu Hause bist, dann schmeckt der Schweinebraten doppelt so gut. Was ist denn das für ein Lärm da draußen?“ Wolfgang stand auf und lief zum Fenster. Dort sah er wie Herr Lehmann von gegenüber wild gestikulierend, sich mit den drei Obdachlosen angelegt hatte. Sie verstanden nur Wortfetzen, wie: „Faules Pack, geht arbeiten, dann könnt ihr euch auch eine Wohnung leisten.“ Oder: „Alles verlottert, beim Adolf hätte es das nicht gegeben. Bei uns fehlt es eben an Zucht und Ordnung.“ Renate stand nun neben ihm und beide schüttelten abwechselnd mit ihren Köpfen. Wolfgang meinte zum Schluss: „Dieser Beamtenarsch. Der hat jahrelang nur in der Verwaltung gesessen, Bleistifte gespitzt und Bescheide verschickt. Jetzt macht er einen auf Blockwart.“ Renate: „Und dafür bekommt er auch noch eine dicke Rente.“ Wolfgang: „Pension, meine Liebe. Das gemeine Volk bekommt Rente und die Herren Beamten bekommen Pension. Wenn wir genauso lange in einer Firma gearbeitet hätten, wie die in ihrem Amt, dann bekämen wir trotzdem, weniger Rente wie ein Beamter.“ Renate: „Augen auf, bei der Berufswahl. Was ich nicht verstehe, warum müssen alle die beim Staat in der Verwaltung arbeiten, Beamte sein? Oder Lehrer?“ Wolfgang: „Damit alles reibungslos funktioniert. Bedenke, die müssen immer arbeiten und dürfen nicht streiken.“ Renate: „Das machen Angestellte bestimmt auch, da braucht man keine Beamte. Zahlen keinen Cent in die Rentenkasse ein und kassieren die fette Pension. Wo bleibt da die soziale Gerechtigkeit? Und du legst dich noch ein wenig hin und ich bereite derweil das Festtagsmenü zu.“ Wolfgang: „Kommt gar nicht in Frage. Ich bin über eine Woche im Bett gelegen, es wird Zeit, dass ich wieder etwas tue. Ich helfe dir in der Küche und keine Widerrede.“ Renate: „Wenn du meinst du schaffst das, meinetwegen. Aber nicht das du mir beim Essen vor Erschöpfung einschläfst.“ Wolfgang: „Keine Angst, der Hunger hält mich wach.“

 

Gegenüber in der Nummer 71 war wieder Ruhe eingekehrt. Die drei „Berber“, wie das Volk Obdachlose nennt, packten sich in ihre Schlafsäcke. Sie unterhielten sich noch ein wenig, bevor sie einschliefen. Keine zwei Stunden später wurden sie unsanft geweckt. Zwei Polizeibeamte standen vor ihnen und einer meinte: „Guten Abend meine Herren, allgemeine Personenkontrolle. Wenn ich um ihre Ausweise bitten dürfte.“ Einer nach dem anderen schälte sich aus seinem Schlafsack und kramte in den Taschen nach dem Personalausweis. Einer der drei fragte: „Warum werden wir kontrolliert, wir haben niemanden etwas getan?“ Ein Beamter sammelte die Ausweise ein und ging zum Streifenwagen, der andere antwortete: „Ein Mieter im Haus hat sich darüber beschwert, dass sie ohne Genehmigung, hier im Hausflur nächtigen. Deshalb müssen wir sie auffordern, den Hausflur zu verlassen. Kommen sie der Aufforderung nicht nach, müssen sie mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch rechnen. Also meine Herren, wenn ich sie nun bitten dürfte, den Hausflur zu verlassen.“ Frank, so hieß einer der Obdachlosen, fragte den Beamten: „Und wo sollen wir jetzt hin? Wir finden doch um diese Uhrzeit keinen Schlafplatz mehr. Morgen früh räumen wir geräuschlos das Feld, versprochen. Und wenn das nicht geht, werden sie mich wohl für eine Nacht in die Ausnüchterung sperren müssen.“ Der andere Beamte kam zurück und gab die Ausweise zurück. Es lag nichts gegen die drei vor. Der erste Polizist meinte: „Ich kann sie nicht auf die Wache mitnehmen, dass wissen sie ganz genau, wir sind schließlich kein Obdachlosenheim. Probieren sie es in der Gerberstrasse, das ist doch gleich um die Ecke. Fragen sie Herrn Seibold, vielleicht hat der noch etwas frei. Bitte räumen sie die Hofeinfahrt, sonst bekommen sie nur Ärger. Wir kommen in einer Stunde wieder vorbei und überprüfen das.“ Frank: „Bei Seibold waren wir schon, der hatte aber kein Bett mehr frei. Genauso wie in der Leipziger- und der Herrmannstrasse. Warum stellt die Stadt im Winter keine Container für uns zur Verfügung? Jeder Asylant hat einen warmen Arsch, nur für uns Deutsche ist kein Platz.“ Polizist: „Sagen sie das den Politikern und nicht mir. Ich kann auch nichts dafür, dass es so ist. Wir machen nur unseren Job. In einer Stunde sind sie weg. Probieren sie es doch einmal in der alten Fabrik, da steht immer eine seitliche Tür auf.“ Frank verstand den Hinweis und sagte zu seinen Kumpels: „Komm wir räumen das Feld, sonst haben wir eine Anzeige an der Backe und das kostet uns gleich wieder einige hundert Euro.“ Paul und Zecke maulten zwar noch ein wenig, fingen aber an ihre sieben Sachen in die Taschen und Einkaufswagen zu räumen. Zwanzig Minuten später hatten sie die Hofeinfahrt verlassen und begaben sich auf den Weg zur alten Fabrik. Nach einer Stunde Fußmarsch erreichten sie ihr Ziel. Und wie der Polizist sagte, war tatsächlich eine Seitentür nicht verschlossen. Nun hatten sie eine Bleibe, die trocken und Wetterfest war. Nur die Heizung fehlte noch, dann wären es fast paradiesische Zustände für die drei gewesen. Am nächsten Morgen inspizierten sie die Fabrik. Sie interessierten sich nicht für die großen Hallen, sondern eher die kleinen Büroräume. In einer von ihnen stand noch ein alter Werkstattofen, der sogar noch funktionstüchtig war. Und an Brennmaterial mangelte es in dem alten Gemäuer nicht. Überall lagen alte Holzpaletten, Balken und andere Dinge herum, die sich wunderbar zum einheizen eigneten. Unter tags brauchte ja nicht geheizt werden, weil sie da unterwegs waren um Geld zu verdienen. Ja, sie haben richtig gehört. Alle drei bemühten sich jeden morgen in aller früh, an der Jobbörse um Arbeit. Die Jobbörse vermittelt jeden Tag für Interessierte, kurze Jobs, die gleich nach getaner Arbeit entlohnt wurden. So verdienten sie in der Woche zwischen 100.- und 150.- Euro, was zu leben nicht reicht. Vom Amt bekamen sie deswegen noch einmal 75.- Euro die Woche, die sie selbst abholen mussten. So wie den dreien geht es rund 375.000 Menschen in Deutschland. Ich schätze, dass die Zahl noch wesentlich höher liegt, weil viele Obdachlose den Weg zum Amt scheuen. Teils aus Scham oder weil sie bei Verwandten oder Freunden gemeldet sind. Und das sind nicht nur Erwachsene, sondern auch um die 20.000 Jugendliche. Gehen wir einmal grob geschätzt von einer halben Million Obdachlose in Deutschland aus. Und die sind nicht obdachlos, nur weil es so romantisch oder ein Männerding ist, nein der Grund ist schlicht und einfach, weil sie aus ihrer alten Wohnung geflogen sind und leider keine neue, bezahlbare gefunden haben. Rechnet man noch Familien und Einzelpersonen dazu, die auch eine Wohnung suchen, so kommen wir auf eine Zahl von 5,5 bis 7 Millionen Wohnungen die in Deutschland fehlen. Und das nicht erst seid ein paar Monaten, sondern schon seid vielen Jahren. Die Politik hat diesen Sektor schon lange vernachlässigt. Erst jetzt, da so viele Asylsuchende und Flüchtlinge gekommen sind, sehen es die Politiker ein, dass Wohnraum dringend gebaut werden muss. Und wie das in der freien Marktwirtschaft so ist, schnellen dann die Mieten in die Höhe. Und was macht die Politik? Sie schaut seelenruhig zu, ach nein, sie bringt in aller Regelmäßigkeit neue Mietgesetze heraus, die im Endeffekt doch nicht greifen und für den Arsch sind, wie ein Nachbar immer zu sagen pflegt. Der ist nämlich auch schon seid zwei Jahren auf Wohnungssuche, findet aber keine. Entweder sind sie viel zu teuer, oder es sind die letzten Bruchbuden. Das wollte ich nur am Rande erwähnen.

 

Renate und Wolfgang machten sich an den Abwasch. Er trocknete ab und fragte sie dabei: „Gibt es etwas Neues im Viertel, schließlich war ich fast zwei Wochen nicht hier?“ Renate: „Eigentlich nicht. Das heißt doch. Im alten Laden von Frau Huber, kommt ein Gemeindezentrum herein. Es sollen sich drei Sozialarbeiter, um die Belange der Einwohner des Viertels kümmern.“ Wolfgang: „Du meinst den Lebensmittelladen, der schon drei Jahre leer steht?“ Sie nickte und antwortete: „Genau der.“ Er fragte weiter: „Und um was kümmern die sich dann? Muss man jetzt bei denen den Hartz IV Antrag ausfüllen und abgeben?“ Renate: „Keine Ahnung, aber im Flur habe ich noch den Flyer liegen, den mir einer der Sozialarbeiter in die Hand gedrückt hat.“ Wolfgang: „Wurde auch Zeit, dass die vom Rathaus etwas unternehmen, schließlich sind wir wie Neukölln und Kreuzberg auch ein Problemviertel. Ich glaube aber nicht, dass die Sozial fuzzis was erreichen. Die haben schon einmal vor Jahren das Gleiche versucht und sechs Monate später, war der Spuk vorbei. Wie viele haben sie dieses Mal abgestellt?“ Renate: „Es waren zwei Männer und eine Frau, alle so um die Mitte dreißig. Aber ich muss sagen, sie waren sehr freundlich. Mitte Januar eröffnen sie das Gemeindezentrum offiziell. Wenn du aber etwas wissen willst, kannst jetzt schon telefonisch nachfragen. Das steht aber alles auf dem Flyer.“ Wolfgang: „Gibt es bei der Eröffnung auch was zu futtern?“ Renate: „Du denkst auch nur ans essen, frag lieber einmal nach, wer die 120.- Euro Zuzahlung fürs Krankenhaus übernimmt.“ Wolfgang: „Ich dachte du warst schon beim Amt und bei der Kasse?“ Renate: „Versuch es einfach, vielleicht kennen die eine Möglichkeit, dass wir nicht bezahlen müssen. Probieren geht bekanntlich über studieren.“ An der Haustür klingelte es. Wolfgang fragte: „Erwartest du noch jemand?“ Renate: „Ich habe keinen eingeladen. Das wird bestimmt wieder Inge sein. Sie geht jeden Tag einkaufen, aber immer vergisst sie etwas.“ Wolfgang legte das Geschirrhandtuch beiseite und ging zur Haustür. Wie er öffnete, riefen auf einmal vier Nachbarn ganz laut: „Überraschung.“ Jeder streckte ihm etwas entgegen. Es waren Wein, Sekt und einen selbstgebackenen Kuchen. Inge hatte noch Kaffee mitgebracht und meinte: „Schön, das du wieder zu Hause bist. Was ist, sollen wir da draußen in der Kälte Wurzeln schlagen? Oder glaubst du, du könntest mit Renate zusammen, alles allein futtern und trinken?“ Wolfgang antwortete: „Ich weiß jetzt gar nicht was ich sagen soll, am Besten, ihr kommt erst einmal herein.“Wie alle im Wohnzimmer standen, kam Renate aus der Küche und Inge sagte zu ihr: „Wir haben uns gedacht, wir überraschen Wolfgang mit einer Überraschungsparty.“ Renate: „Und aus welchem Grund, er hat weder Geburts- noch Namenstag?“ Inge: „Na, weil er wieder gesund und munter unter uns weilt. Gott sei Dank war es nicht so schlimm. Bringst du bitte Tassen und Teller, den Kuchen habe ich selbst gebacken.“An diesem Abend gab es reichlich Kaffee, Kuchen und Sekt. Und die Freude darüber, dass Wolfgang wieder gesund aus der Klinik entlassen wurde, war echt und nicht gespielt. So einfach geht Mitgefühl und Nachbarschaft, wenn man es will. Aber viele Mitmenschen können gar keine Gefühle mehr zeigen. Teils liegt es daran, weil sie schon zu oft enttäuscht wurden, oder schlicht und einfach abgestumpft sind. In unserer Zeit ist das schon fast Normalität geworden. Jeder für sich, die anderen sind mir egal. Hauptsache ich und davon viel und reichlich. Geld regiert die Welt, da stören Gefühle nur. Oft bleibt da, die Ehrlich- und Menschlichkeit auf der Strecke.Renate hielt Wort. Sie ließ Wolfgang erst eine Woche später wieder auf die Strasse. Irgendwann am Nachmittag trennten sich ihre Wege. Wolfgang brache die gesammelten Flaschen zu verschiedenen Discountern und löste diese ein, während sich Renate vor ein renommiertes Bankhaus setzte, ihr Schild und einen Pappbecher auspackte. Still saß sie da und harrte der Dinge. Das brauchte sie auch, weil auf dem Schild stand: „Ich bin ein Opfer des Systems. Ich suche verzweifelt nach Arbeit, aber niemand stellt mich ein.“ Viele die aus der Bank kamen, nahmen nicht einmal Notiz von ihr. Hier und da blieb ein Kunde stehen und warf ihr ein paar Cent in den Becher. Nach drei Stunden packte sie alles zusammen und zog Bilanz. 10,45 Euro hatte sie erbettelt, was immerhin mehr war, als sie beim Flaschensammeln bekommen hätte. Am Abend kamen noch einmal 6,75 Euro von Wolfgang dazu. So hatten die beiden 17,20 Euro verdient, Geld das sie gut gebrauchen konnten, wie viele in der Warschauer Strasse. Zum Beispiel Familie Schröder, die nur drei Häuser weiter wohnte. Es ist eine vierköpfige Familie. Vater Karsten, 49 Jahre, Mutter Ute, 47 Jahre, sowie die beiden Kinder Uwe und Stefan mit 14 und 16 Jahren. Sie wohnten bereits seid 10 Jahren hier und hatten auch schon bessere Zeiten erlebt. Denn Vater Schröder, war inzwischen seid 13 Monaten arbeitslos und erhielt somit die Grundversorgung, sprich Hartz IV Leistungen vom Vater Staat. Vorher hatte er einen guten Job als Filialleiter einer Supermarktkette. Er verlor seinen Job, weil die Filiale wegrationalisiert wurde. Zu wenig Umsatz, besser gesagt, zu wenig Gewinn. So fielen dieser Maßnahme fünf weitere Arbeitsplätze zum Opfer. Nur die beiden Azubis kamen in einer anderen Filiale unter. War ja auch klar, erstens sind Azubis arbeitsrechtlich besonders geschützt und zweitens, sind es billige Arbeitskräfte. Trotz vieler Bewerbungen, bekam Karsten keine neue Arbeit. Und Ute ging es nicht besser. Sie hatte zuletzt vor 16 Jahren gearbeitet, aber wie ihre ältester Sohn Uwe auf die Welt kam und kurz danach Stefan, war an arbeiten nicht mehr zu denken. Mutter Ute führte den Haushalt und Papa Karsten schaffte die Kohle ran. Diese Rollenverteilung passte auch in Kartens politische Einstellung, war er doch stockkonservativ eingestellt und ein leidenschaftlicher Fan der Kanzlerin. Nur in letzter Zeit verstand er die Welt nicht mehr. Seine geliebte Kanzlerin tat etwas, was seine Grundfeste erschütterte. Sie ließ, aus welchen Gründen auch immer, in kürzester Zeit, eine Million Flüchtlinge ins Land. Und nicht nur das, es waren fast alle Moslems. Das hatte in seinen Augen, nichts mehr mit seiner Weltanschauung zu tun. Seiner Meinung nach, hatte seine Kanzlerin gegen geltende Gesetze verstoßen. Denn nach Artikel 16 Absatz 2, durften die Flüchtlinge gar nicht in Deutschland einreisen, weil sie aus sicheren Drittstaaten kamen. Aber egal wen er darauf aufmerksam machte, keiner wollte es hören. Bis auf ein einige Leute, die dem rechten Flügel angehörten. Sie waren durchweg derselben Meinung und schimpften bei jeder Gelegenheit, über die Kanzlerin. Markus spielte sogar mit dem Gedanken, der Kanzlerin bei der nächsten Wahl, die Stimme zu verweigern. Aber das alles, löste nicht das Problem mit seiner Arbeitslosigkeit. Der Frust saß tief. Lästern und schimpfen über die Politik der Regierung, wurde zur Manie. Das ging solange, bis er von der Arbeitsagentur, ein Stellenangebot bekam. Er sollte sich schnellstmöglich, bei einer Firma Scholz vorstellen, die suchten für diverse Baustellen in Berlin noch dringend Bauhelfer. Markus hatte alles andere als Fachwissen. Er konnte zwar einen Hammer von einer Zange unterscheiden, aber das war es dann schon. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen und bei klammer Kasse, war er für jeden Job zu haben. Beim Vorstellungsgespräch, sagte er dies auch wahrheitsgemäß, wies aber daraufhin, dass er die Arbeit dringend brauchte und er lernwillig ist. Herr Scholz hatte ein einsehen mit seiner Lage und stellte ihn als Bauhelfer ein. Aber nicht zum tariflichen Mindestlohn von 11,30 Euro, sondern zum gesetzlichen Mindestlohn, von 8,80 Euro. Und für den Fall, dass eine Kontrolle vom Zoll käme, sollte er sagen, er wäre der Fahrer und würde nur aushelfen für diesen einen Tag. Markus sollte gleich am nächsten Tag anfangen. Wie er mit der freudigen Nachricht nach Hause kam, rechnete seine Frau Ute einmal nach, wieviel Markus verdienen würde. Die Bilanz war mehr als enttäuschend. Mit den Normalstunden würde er gerade einmal um die 1000.- Euro Netto verdienen, also weniger, wie mit Hartz IV. Würde er den Baumindestlohn bekommen, wären das immerhin fast 400.- Euro Netto mehr. Aber das würde immer noch nicht reichen, um seine Familie zu ernähren und die Fixkosten zu bestreiten. Die Fixkosten, Miete, Strom Heizung, Telefon und Versicherungen, betrugen alleine 1200.- Euro. Er müsste auf jeden Fall aufstocken und das bei einer Vollzeitstelle auf dem Bau. Ute und Markus führten an diesem Abend noch ein sehr langes Gespräch. Ute: „Dieser feine Herr Scholz, will dich von der ersten Minute an ausbeuten. Er betrügt dich um Mindestens 400.- Euro im Monat. Geld, das wir wieder auf dem Amt beantragen müssen. Wir kommen nicht darum herum, aufzustocken. Selbst wenn er den regulären Lohn bezahlen würde, müssen wir das, weil unsere Fixkosten zu hoch sind. Ich würde ja gerne auch arbeiten, aber wer will schon eine 47 jährige, die seid 16 Jahren nicht mehr gearbeitet hat. Nicht einmal bei Leihfirmen habe ich eine Chance. Nein, mein lieber Mann, wir müssen diesem Scholz dazu bringen, dass er dir den gesetzlichen Tariflohn bezahlt. Tut er das nicht, werden wir vor Gericht gehen, dort werden wir schon Recht bekommen.“ Karsten: „Dann wirft er mich hinaus und ich habe wieder keinen Job.“ Ute: „Besser keinen Job, als betrogen zu werden. Willst du vielleicht bis zur Rente, unter Wert arbeiten? Was glaubst du, wie dann deine Rente aussieht?“ Karsten: „Und wie soll ich das anstellen, dass ich den gerechten Lohn bekomme? Soll ich etwa zu ihm hingehen und mehr Lohn einfordern?“ Ute: „Nein, das brauchst du doch nicht. Lies was in deinem Arbeitsvertrag steht.“ Sie zeigte auf eine Stelle, wo „Entlohnung“ stand. Dann fuhr sie fort: „Du änderst einfach die Zahlen und trägst den tariflichen Mindestlohn ein und nur den unterschreibst du. Wenn er nicht damit einverstanden ist, gehen wir vor das Arbeitsgericht mit ihm. Sag ihm das morgen früh vor Arbeitsbeginn. Ist er damit einverstanden, gehst du zu deiner Arbeit, wenn nicht, gleich aufs Gericht. Aber lass dir auf keinen Fall den Arbeitsvertrag wegnehmen, dass ist nämlich der einzige Beweis dafür, dass er dich bescheißen wollte.“