Erzählen-AG: 366 Geschichten

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Erzählen-AG: 366 Geschichten
Font:Smaller АаLarger Aa
Erzählen-AG: 366 Geschichten

An einer imaginären Schule gibt es verschiedene Arbeitsgemeinschaften. Die Erzählen-AG ist eine davon.

Die Schülerinnen und Schüler der Erzählen-AG haben insgesamt 366 Geschichten geschrieben - für jeden Tag eine. Die Geschichten richten sich an ältere Jugendliche und Erwachsene.

A.D. Erzählen-AG: 366 Geschichten

A.D.

Erste Auflage 2021

978-3-7531-7194-4

Copyright: © 2021 A.D.

Andreas Dietrich

Rietzer Straße 12

14776 Schmerzke

www.ad-schreibt.net

kontakt@ad-schreibt.net

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Einleitung

Hallo und herzlich Willkommen zu unserer Geschichte, die den Titel „366 Geschichten“ trägt. Wir sind die Erzählen-AG. Eine AG an einem Gymnasium, wo es verschiedene AGs für die Schüler gibt.

Die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften möchten wir hier erst einmal kurz vorstellen. Wir machen es alphabetisch, wobei wir zu uns selbst am Ende kommen werden.

Die erste Arbeitsgemeinschaft, die wir vorstellen möchten ist die Computer-AG. Wer dort ist, kennt sich mit dem Computer aus. Zu mindestens dann, wenn der Schüler oder die Schülerin schon ein paar Jahre in dieser AG ist. Wer sich noch nicht mit dem Computer auskennt, dafür aber Interesse zeigt, darf natürlich mitmachen. Sinn dieser AG ist es ja unter Anderem, dass Unwissende zu Wissenden werden. Wobei nicht nur über den Computer allgemein gesprochen wird. Auch ein bisschen höhere Informatik wird hier unterrichtet. Hier können Schüler auch das Programmieren lernen. Selber ein kleines Programm oder ein kleines Spiel entwickeln. Wer lieber für das Web entwickeln möchte – HTML, CSS und JavaScript sind ein paar Themen – ist in dieser Arbeitsgemeinschaft richtig.

Wer sich nicht für den Computer, Programmieren und das Web interessiert, ist vielleicht ein Teil der Film-AG. Dort werden – wie der Name es schon verrät – Filme gedreht. Mit Personen und ohne. Mit Handlung, aber auch ohne. Wenn Personen drin vorkommen, ist sehr wahrscheinlich auch die Theater-AG beteiligt. Doch zu dieser kommen wir später. Schließlich kommt das F vor dem T.

Eine weitere Arbeitsgemeinschaft an unserer Schule ist die Foto-AG. Dort lernen die Teilnehmenden die technischen Details einer Kamera. Sei es eine ganz normale oder eine DSLR. In der Foto-AG wird aber auch gelehrt, wie ein gutes Foto gemacht werden kann. Was ist eine Belichtungszeit, wie wirkt sich die Blende auf das Bild aus. Bei Tageslicht. In der Nacht. Gibt es Richtlinien für ein gutes Foto bei Dämmerung? All das erfahren die Teilnehmenden in dieser AG. Natürlich nicht nur theoretisch. Oft genug machen sie einen Ausflug. In den Wald. In die Stadt. Um ihr theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden.

Eine andere Arbeitsgemeinschaft, die nur selten draußen ist, ist die Grafik-AG. Dort sind die Künstler der Zukunft versammelt. Sie zeichnen und malen um die Wette. Nicht nur analog mit Bleistift, Pinsel oder Kohle, sondern auch digital am Computer. Dabei sind sie meistens im Schulgebäude zu finden. Doch im Sommer machen die Teilnehmenden der Grafik-AG eine kleine Radtour in die Natur. Dabei haben sie Bleistift und Zeichenblock. Dann wird an bestimmten Stellen beides gezückt und eine Skizze der Landschaft erstellt. In der Schule angekommen, wird daraus dann ein echtes – meist farbiges – Bild gemacht.

Mit Bildern kennt sich unsere Musik-AG nicht aus. Wenn Fotos gemacht werden sollen, wird bei der Foto-AG nachgefragt. Die Musik-AG macht viel lieber Musik als Fotos. Dabei teilt sich unsere Musik-AG in zwei Teile: Der Chor und die Band. Wer lieber singen möchte, geht zu unserem Schulchor, wer lieber ein Instrument spielen möchte, ist bei unsere Schulband richtig. In beiden Teilen wird natürlich die Theorie erst einmal gelehrt. Ohne Noten keine Musik. Zu mindestens keine gute Musik, die nachspielbar ist. Und Musik sollte schon nachspielbar sein.

Vor allem, wenn unsere Theater-AG diese Musik braucht. Es reicht nicht, einmal die Musik zu hören. Bei jeder Probe muss die Musik zu hören sein, auf dass die Theaterleute proben können und am Ende ein perfektes Schauspiel abliefern können, welches eventuell von der Film-AG aufgenommen wird und von der Zeitungs-AG vielleicht angekündigt wurde.

Unsere Zeitungs-AG kümmert sich um unsere schuleigene Zeitung. Dort können die Schüler Neuigkeiten rundum die Schule lesen. Auch Bilder der Foto-AG oder Zeichnungen der Grafik-AG sind dort zu finden. Und natürlich auch Erzählungen.

Erzählungen sind dann in der Regel von uns – der Erzählen-AG – geschrieben. Wir kümmern uns um das kreative Schreiben. Um Erzählungen, um Kolumnen, Gedichte, Dramen und Theaterstücke.

Manchmal setzen wir uns ein Ziel. So wie hier. Wir wollten in einem Jahr für jeden Tag eine Geschichte schreiben. Wir haben es geschafft! Und das Ergebnis zeigen wir auf den nächsten Seiten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Januar
Erster Januar

Ein neues Jahr beginnt. Ein neues Jahr mit Vorsätzen, an die Mann und Frau sich halten will. Doch schon die Eltern haben gesagt „Was Du willst ist uninteressant“. Da ist es fast logisch, dass nur wenige Menschen sich länger als sieben Tage an ihren Vorsätze halten. Die Meisten brechen damit schon nach wenigen Tagen.

Der Raucher, der sich geschworen hat, ab diesem Jahr nicht mehr zu rauchen, schafft es noch am ersten Januar. Er raucht keine einzige Zigarette oder Zigarre. Und warum nicht?

Erstens hat er kurz vor Mitternacht die letzte Zigarette geraucht. Einige Stunden danach kann er noch ohne aushalten. Wenn er die Silvesternacht durchfeiert, geht der ehemalige Raucher oder die ehemalige Raucherin ins Bett. Schläft bis in den Nachmittag hinein. Jetzt muss der Mensch, der raucht, nur noch wenige Stunden aushalten und der erste Tag ist geschafft. Der erste Tag ohne eine Zigarette.

Mit Ach und Krach funktioniert das vielleicht auch noch am zweiten Tag, doch danach ist für die meisten Schluss. Das Verlangen nach einer Zigarette ist zu groß. Der Wille, rauchfrei zu leben, ist gebrochen. Vielleicht sollte das Ziel sein, weniger zu rauchen und nicht gar nicht zu rauchen?

Frau oder Mann könnte sich doch vornehmen, jedes Jahr eine oder zwei Zigaretten pro Tag weniger zu rauchen. Diese Taktik ist allemal besser, als von fünfundzwanzig Zigaretten am Tag auf null zu kommen – und das innerhalb eines Tages. Klar, dass dieser Vorsatz sehr wahrscheinlich scheitert.

Doch nicht nur die Raucher haben es schwer. Diejenigen, die mehr Sport im neuen Jahr treiben wollen, werden wohl auch scheitern. Zu mindestens dann, wenn sie sich zu hohe Ziele stecken.

Jemand, der noch nie Weitsprung oder Hochsprung versucht hat, wird nicht locker flockig sechs Meter weit oder zwei Meter hochspringen. Auch da sollte das Ziel kleiner ausfallen und mit den Jahren steigen. Wer einen Marathon laufen möchte, wird auch erst einmal mit einem Kilometer, zwei Kilometern und drei Kilometern anfangen. Dann kann die Strecke in den nächsten Jahren angepasst werden. Erst sieben Kilometer, dann einundzwanzig Kilometer. Dann kann Frau oder Mann eventuell schon einen Marathon laufen.

Halten wir es aber noch allgemeiner. Wer im neuen Jahr mehr Sport treiben will, sollte sich vielleicht überlegen, wann er oder sie Sport machen möchte. Im kalten Januar mit dem Laufen beginnen? Keine so gute Idee. Wenn der Sporttreibende nicht alleine ist, mit einem anderen Menschen diesen Sport betreibt oder sogar in einem Verein Mitglied ist, sollte der Vorsatz leichter zu halten sein.

Wer aber keinen Sportpartner findet, sollte vielleicht seinen Vorsatz abändern. „Im neuen Jahr werde ich jeden Sonntag eine halbe Stunde laufen gehen, wenn die Höchsttemperatur des Tages über fünfzehn Grad liegt.“ Das ist für den Anfang wohl realistischer. Wobei dieser Vorsatz nicht wirklich realistisch ist.

Wer macht sich schon solcheinen Vorsatz? Wer am ersten Januar nicht die Chance hat, seinen Vorsatz in die Tat umzusetzen, wird diesen wohl im Laufe des Jahres vergessen – auch ohne Stress oder Alzheimer.

Aber wenn Sie schon als Kind zu den Willensstarken gehörten, haben Sie dieses Jahr vielleicht die Chance Ihren Willen zu bekommen und sich an Ihre Vorsätze für das neue Jahr zu halten. Ein Versuch ist es wert, oder?

Zweiter Januar

Nachdem die meisten Menschen den gestrigen, freien Tag genossen haben, mussten viele heute wieder arbeiten. Dies sollte für viele nicht so einfach sein, denn es hatte seit gestern geschneit.

Kein Problem, könnte sich jetzt jemand denken, es gibt ja den Winterdienst. Nur wenn der Winterdienst zu wenig Leute hat oder insgesamt schlecht arbeitet, sind die Probleme da.

Die Menschen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, haben anfangs ein kleines Problem. Sie müssen erst einmal ihr Auto vom Schnee befreien. Die Frontscheibe, die Seitenscheiben und die Heckscheibe. Doch das reicht noch nicht. Das Dach muss auch noch vom Schnee befreit werden, sonst wäre eine der Scheiben schnell wieder schneebedeckt.

Danach konnte es für den Autofahrer oder die Autofahrerin losgehen. Die Straßen waren zwar nicht schneefrei, doch es war relativ einfach zur Arbeit zu fahren. Für einen Radfahrer war es hingegen nicht so einfach.

Er musste sein Fahrrad nicht vom Schnee befreien, sofern dieses im Keller oder in der Garage stand. Doch die Strecke zur Arbeit war viel schwieriger zu meistern, als bei einem Autofahrer. Der Radfahrer musste auf dem Radweg fahren. Auf der Straße wäre es zu gefährlich. An einigen Stellen gab es aber keinen Radweg, da musste dann doch die Straße genutzt werden. Dies wäre nicht das große Problem. Straße und Radweg waren relativ gut vom Schnee befreit. Wenn wir mal über die Spurrillen hinwegsehen, die die Autos auf der Straße hinterließen. Diese waren nicht schön, ließen das Rad schlingern, aber das große Problem war es nicht.

 

Der Übergang zwischen Straße und Radweg war das Problem. Keiner kam auf die Idee, das im Winter auch Radfahrer unterwegs sind und diese immer wieder einmal vom Radweg auf die Straße oder umgekehrt wechseln mussten. Auch an Ampeln hatten die winterfesten Radfahrer ihre Probleme. Durch die Autos wurde der Schnee an den Straßenrand befördert. Dort wurde er an dem Ampeln nicht entfernt. An manchen Ampeln war es nicht so schlimm. Ein Radfahrer konnte durch diesen Schneehaufen fahren, an anderen Ampeln nicht. Dort war der Schneehaufen zu groß, um hindurch zu fahren.

Der Radfahrer stieg ab und schob sein Rad über die Ampelkreuzung. Auf der anderen Seite angekommen, stieg er wieder aufs Rad und fuhr weiter. Bis zur nächsten Ampel oder eine Stelle, die nicht schneebefreit war.

Der Winterdienst kann morgens um acht Uhr ja nicht überall sein. Erst Recht nicht, wenn es seit sieben Stunden kaum schneite. Der Winterdienst muss auch einmal schlafen und dies macht er meist in der Nacht. Dann, wenn auch die anderen schlafen. Allerdings steht der Winterdienst eine Stunde früher auf. Ab sechs Uhr ist er auf den Beinen. Mit sieben Fahrzeugen für eine Kleinstadt. Wobei drei davon für die Fuß- und Radwege gedacht sind. Die restlichen vier Autos kümmerten sich um die Straßen in der Stadt. In erster Linie um die Bundesstraße, die durch diese Kleinstadt führte. Sofern es heute nicht mehr schneien sollte, ist der Winterdienst optimistisch, bis zum späten Abend die meisten Straßen, Fuß- und Radwege vom Schnee befreit zu haben. Dann sollte ein relativ sicheres Durchkommen für alle in der Stadt gewährleistet sein.

Dritter Januar

Mittlerweile schreiben wir schon den dritten Januar. Ein Wintertag, wie er im Buche steht. Es ist kalt und es schneit.

In den letzten Tagen fielen die Temperaturen allmählich. Ende des letzten Jahres war es noch relativ mild, ganz sicher aber über null Grad Celsius. Auch in der Nacht. Doch zum neuen Jahr fielen die Temperaturen in den Keller. Null Grad Celsius wurden nicht einmal mehr am Tage erreicht. Auch zur Mittagszeit waren es Minusgrade.

Im letzten Jahr fiel kaum Niederschlag. Nicht als Schnee und selten als Regen. Doch auch dies änderte sich zum neuen Jahr. Aus wenig Niederschlag wurde viel. Aus Regen wurde Schnee. Viel Schnee. Es schneite morgens und abends. Es schneite tagsüber und in der Nacht.

Dies freute die Kinder. Endlich konnten sie Schlitten fahren. Endlich rodeln gehen. Für die Schulkinder natürlich erst nach der Schule. Vorher ging es nicht. Vorher mussten sie aufstehen, frühstücken und zur Schule gehen.

Der Weg zur Schule sollte nicht so einfach sein. Schnee war überall. Der Winterdienst leicht überfordert. Es schneite die ganze Zeit und das Personal und Material des Winterdienst war begrenzt. Er konnte nicht überall sein. Nicht überall den Schnee räumen. Vorrang hatten die großen Straßen, die Ampelübergänge und Fußwege, die nicht von anderen geräumt wurden.

Jeder Hausbewohner in der Stadt musste vor seinem Haus räumen. Achten, dass der Schnee nicht überhand nahm oder jemand zu Fall kam. Diese Stellen musste der Winterdienst glücklicherweise nicht räumen. Sonst wäre er sicherlich überfordert gewesen - sofern das Personal und Material nicht erhöht würde.

Aber zurück zu den Kindern, die rodeln wollten. Vor der Schule konnten sie nicht. Während der Schule auch nicht. Jeder Schüler musste in der Schule sein. Dem Unterricht folgen. Sei es Mathe, Deutsch oder Englisch. Sei es Biologie oder Chemie. Arbeitslehre oder Informatik. Geschichte oder politische Bildung.

Natürlich gab es zwischen den einzelnen Stunden eine kleine, zweimal am Tag auch eine große Pause. Eine Frühstückspause und eine Mittagspause. Doch in dieser Zeit mussten die Schüler auf dem Schulgelände bleiben. Aus Sicherheitsgründen. Und selbst wenn die Schüler das Schulgelände hätten verlassen können, in der Nähe gab es keinen Rodelberg. Der Schlitten war zu Hause. Rodeln war so fast unmöglich.

Blieb also nur die Möglichkeit, bis nach der Schule zu warten. Aber auch dann gab es noch Stolpersteine. Die Schüler hatten unterschiedlich Schluss. Die Schüler der ersten Klasse in der Regel früher, als die Schüler der dritten Klasse. Die einen mussten nach der Schule in den Hort, die anderen durften nach Hause.

Wer in den Hort musste, hatte relativ wenig Möglichkeiten, rodeln zu gehen. Erst, wenn sie zu Hause waren, sollte es funktionieren. Der Schlitten war schließlich zu Hause. Da hatten die Schüler, die nach der Schule nach Hause gehen konnten, bessere Chancen.

Aber auch nur, wenn die Eltern nicht zu Hause waren. Waren diese zu Hause, wurde darauf bestanden, erst die Hausaufgaben zu machen. Dann konnten diese Schüler rodeln gehen. Einige allein. Einige mit Freunden und bei einigen Kindern waren die Eltern dabei. Zogen sogar den Schlitten, auf dem die Kinder mit Handschuhe, Schal und Mütze saßen. Dabei hatten sie natürlich auch Winterjacke, Hosen und Winterschuhe an.

Auf dem Rodelberg, beim Schlittenfahren hatten die Kinder viel Spaß. Bis es dunkel oder früher Abend war. Dann ging es nach Hause. Abendessen und dann ins Bett.

Vierter Januar

In den letzten Tagen spielte das Wetter verrückt. Erst war es relativ mild mit wenig Niederschlag, dann wurde es über den Jahreswechsel kalt. Bitterkalt und es fing zu schneien an. Nicht ein bisschen. Nicht ein wenig. Es schneite den ganzen Tag. Morgens und abends. Mittags und in der Nacht.

Die Kinder freuten sich. Nicht so sehr über die kalten Temperaturen, sondern über den Schnee. Sie konnten rodeln gehen. Schneemann bauen und eine Schneeballschlacht führen. Die Erwachsenen machten mit - aus Liebe zu ihren Kindern. Die Erwachsenen halfen beim Schneemann bauen. Kugel eins, zwei und drei. Sie zogen den Schlitten zum Rodelberg und wieder zurück. Sie unternahmen mit den Kindern einen kleinen Spaziergang und führten dabei eine kleine Schneeballschlacht.

Doch dies änderte sich heute. Schnee war immer noch zu sehen. Dieser lag überall. Teilweise auf der Straße, ganz sicher auf dem Land. Die Wälder waren alle noch schneebedeckt. Doch die Natur nagte daran. Heute waren Plusgerade angesagt. Der Schnee sollte schmelzen. Niederschlag sollte als Regen fallen.

Die Temperatur in der Nacht, vor allem die Temperatur des Bodens, lag unter null Grad. Dies konnte zusammen mit dem Niederschlag gefährlich werden. Der Wetterdienst warnte schon vor Glätte. Vor allem in den Morgenstunden.

Wie vorgewarnt, so kam es auch. Am Morgen war es glatt. Der Winterdienst versuchte, so gut wie es geht, der Glätte Herr zu werden. Sie fuhren hier und da. Streuten überall. Doch sie konnten nicht überall zur gleichen Zeit sein. Viele mussten noch mit Einschränkungen rechnen. Der Winterdienst versuchte erst einmal die Straßen zu streuen. So dass die Autos wenigstens durch die Stadt kamen. Dann konnte auch der Nahverkehr fahren. Bei der Glätte aber stellten sie den Betrieb ein. Es war viel zu gefährlich. Für den Busfahrer und die Fahrgäste. Für die Insassen und die anderen Verkehrsteilnehmer.

Es fuhr kein Bus. Es fuhr keine Bahn. Die Busse und Bahnen versuchten, einen Platz zu finden, an dem keiner behindert wurde. Denn auch wenn es glatt war, auch wenn der Nahverkehr den Betrieb einstellte, andere waren unterwegs. Mit Auto. Zu Fuß. Mit Fahrrad.

Wer am heutigen Morgen mit dem Rad unterwegs war, fuhr aber selten. Wenn, dann nur kurz bis zum ersten Sturz. Danach ging auch der Radfahrer zu Fuß. Es war viel zu gefährlich. An vielen Stellen war es glatt. Besonders auf Brücken und freiem Gelände. Damit war Verspätung vorprogrammiert. Für jeden. Die Schüler kamen nicht zur Schule, weil der Bus nicht fuhr. Der Arbeitnehmer kam nicht zur Arbeit, weil es keinen Sinn machte, bei der Glätte mit Auto loszufahren.

Die Glätte blieb natürlich nicht ewig. Einige wenige Stunden später war es so warm, dass das Glatteis fast von selbst ging. Der Winterdienst hatte die meisten Straßen und Wege gestreut. Der Nahverkehr nahm seinen Betrieb wieder auf. Etwas verspätet kamen die Schüler in der Schule an. Sie verpassten die erste Stunde, weil sie statt den Bus die eigenen Füße nutzten. Statt den Bus zu nutzen mit Papas Auto gefahren wurden. Natürlich erst als die Glätte verschwunden war. Wenn es relativ sicher war, auf den Straßen unterwegs zu sein.

Nachdem das Kind an der Schule abgesetzt wurde, fuhren die Eltern zur Arbeit. Am Nachmittag waren sie dann wieder zu Hause. Pünktlich, nachdem auch die Kinder aus der Schule kamen.

Fünfter Januar

Es war Winter. Schon seit einigen Tagen. Kalendarisch zu mindestens. Meteorologisch war der Winter schon etwas mehr als einen Monat alt. Doch heute sah keiner etwas davon.

Wer heute hinausging, konnte keinen Schnee sehen. Es lag kein Schnee auf der Straße. Es lag kein Schnee am Wegesrand. Auch auf den Wiesen oder Bäumen lag kein Schnee. Es fiel auch kein Schnee vom Himmel. Keine großen Flocken und auch keine kleinen.

Heute fiel überhaupt kein Niederschlag. Es fiel kein Schnee. Es hagelte nicht. Auch der Regen war heute nicht zu sehen. Kein Wunder. Am Himmel waren keine Wolken. Keine dunklen, keine hellen. Weder große noch kleine Wolken. Der Himmel war blau. Nur die Sonne schien.

Doch das war noch nicht alles. Auch die Temperaturen waren nicht wintergerecht. Eigentlich hätte es kalt sein müssen. Eisig kalt. In einem echten Winter hätte das Thermometer Minusgrade anzeigen müssen. In der Nacht, aber auch am Tage. Doch das tat das Thermometer nicht. Es zeigte Plusgerade an. Nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht. In der Nacht sank das Thermometer nicht unter sieben Grad. Meist waren es bis zu zehn Grad Celsius. Am Tage stiegen die Temperaturen wieder. Bis fünfzehn Grad konnte das Thermometer anzeigen.

Eigentlich war heute kein Winter. Es war Frühling. Zu mindestens gefühlt. Doch das störte nicht viele Menschen. Nicht jeder liebte die Kälte. Nicht jeder brauchte Schnee. Die Kinder brauchten den Schnee. Wie sollten sie einen Schneemann bauen? Ohne Schnee funktionierte dies nicht. Wenn es warm war, erst recht nicht. Ein Schneemann bestand aus Schnee. Er musste eisige Luft atmen. Warme Luft vertrug er nicht. Davon wurde er krank.

Auch Schlittenfahren war ohne Schnee kaum möglich. Der Schlitten fuhr nur auf Schnee. Auf grünem Rasen rutschte er nicht. Und auch Schneeballschlachten konnten nicht geführt werden. Als Ersatz dazu konnte Völkerball gespielt werden. Das war aber nicht dasselbe.

Auch wenn den Kindern der warme Winter nicht gefiel, andere freuten sich darüber. Nicht jeder liebte es, eine dicke Jacke zu tragen. Mütze und Handschuhe immer bei sich zu haben. Winterschuhe und zwei Paar Socken zu tragen. Manch einer war jetzt glücklich. Nicht nur die Frostbeulen, sondern auch Radfahrer.

Bei warmen Wetter machte das Radfahren mehr Spaß als bei Kälte. Die Mütze konnte zu Hause bleiben. So gab es nichts, das auf dem Kopf verrutschen konnte. Und auch die dicken Handschuhe blieben zu Hause.

Bei Minusgraden mussten die dicksten Handschuhe mit. In vielen Fällen waren es Fäustlinge. Doch zum Glück gab es keine Minustemperaturen. Bei niedrigen Temperaturen mussten die dünnen Handschuhe mit. Doch die Temperaturen waren nicht niedrig. Die Temperaturen waren oft zweistellig. So fuhren einige Radfahrer ohne Handschuhe oder nur mit Fahrradhandschuhen.

Der Weg für Radfahrer war bei niedrigen Plusgraden besser zu meistern als bei Minustemperaturen. Bei Minustemperaturen fror der Radfahrer anfangs. Erst mit der Zeit kam er auf Betriebstemperatur und konnte seine Geschwindigkeit aufnehmen. Jetzt bei dem milden Wetter erreichte der Radfahrer schneller seine Betriebstemperatur. Er konnte schneller von A nach B fahren. Weniger Zeit für seine Strecke einplanen. Angst vor Glätte musste der Radfahrer nicht haben. Glätte in seine Fahrzeit einzurechnen war nicht nötig. Dank dem milden und sonnigem Wintertag.