Weihnachtsgeschichten II

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Weihnachtsgeschichten II
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Weihnachtsgeschichten II

Das folgende Buch enthält vierundzwanzig Geschichten rundum Weihnachten. Vom ersten Dezember bis zum vierundzwanzigsten Dezember gibt es für jeden Tag eine Erzählung. Sie basiert dabei auf einem gewöhnlichen Weihnachtskalender, der Schokolade enthält.

A.D. Weihnachtsgeschichten II

A.D.

Erste Auflage 2016

ISBN 978-3-7418-6867-2

Copyright: © 2016 A.D.

Andreas Dietrich

Rietzer Straße 12

14476 Schmerzke

www.ad-schreibt.net

kontakt@ad-schreibt.net

Druck: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Tag 1: Die erste Kerze

Bernd öffnet am Morgen seine Augen. Erst ist ihm gar nicht bewusst, welcher Tag heute ist. Erst einige Zeit später dämmert es ihm: Heute ist der erste Dezember! Ein besonderer Tag! Anders als der erste September, der erste Juni oder der erste März.

Heute darf Bernd die erste Tür seines Adventskalenders öffnen. Der Adventskalender, den seine Mutter gestern hingestellt hatte. Genau auf das kleine Regal, das neben der Zimmertür steht.

Gestern sah sich Bernd den Weihnachtskalender an. Vorne war eine Winterlandschaft zu sehen. Unten rechts ein paar Tannenzweige und unten links einige Tierkinder: Hase, Igel und Bär. Während am Himmel Sterne funkelten, war in der Mitte der Weihnachtsmann zu sehen.

Er war nicht allein. Sein Schlitten, auf dem auch ein Geschenkesack zu sehen war, wurde von zwei Rentieren gezogen. Und neben dem Weihnachtsmann mit seinem Schlitten rodelte ein Bärenkind den kleinen Abhang hinunter, der im Bild zu erkennen war. All das wurde von einem Schneemann am linken Bildrand beobachtet.

Bernd beendet seine Gedanken an den gestrigen Tag. Er wirft seine Bettdecke zum Fußende. Dann springt er aus dem Bett und rennt zum kleinen Regal, das neben der Zimmertür steht. Er greift sich seinen Adventskalender und beginnt das Türchen zu suchen, das er heute öffnen darf.

Sein Blick beginnt oben links. Fünfzehn. Sein Blick wandert weiter nach rechts. Vierzehn, Sieben, Zwei. Sein Blick rutscht etwas nach unten. Einundzwanzig. Nun wandert sein Blick nach links. Neun, Dreizehn, Zwanzig. Bernd’s Blick rutscht weiter nach unten. Sechs, Siebzehn, Achtzehn und Zehn. Seine Augen richten den Blick wieder nach oben. Vier, Dreiundzwanzig und da! Da ist das erste Türchen. Das Türchen das mit einer Eins gekennzeichnet. Das Türchen, das von den Türchen Sechs, Fünf, Zwölf, Acht, Vierundzwanzig, Dreiundzwanzig, Achtzehn und Siebzehn umzingelt ist.

Bernd öffnet vorsichtig aber bestimmt das Türchen. Er nimmt die Schokolade heraus und steckt sie sich sofort in den Mund. So schnell er das Türchen aufmachte, so langsam ließ er nun die Schokolade auf seiner Zunge zergehen. Die Schokolade schmolz langsam, aber sicher.

Als Bernd die flüssige Schokolade hinunterschluckte, kam in ihm eine Frage auf. Was zeigte das Schokoladenstück? In seiner Eile achtete er gar nicht darauf. Zum Glück, dass hinter jeder Tür nicht nur ein Schokoladenstück mit einer Figur war. Nein, auch ein Bild war zu sehen. Ein Bild, das zeigte, was das Schokoladenstück zeigte.

Heute war auf dem Bild eine Kerze zu sehen. Also zeigte das Schokoladenstück ebenfalls eine Kerze.

Eine Kerze, die den ersten Advent symbolisieren sollte. Eine Kerze, die es in der Weihnachtszeit überall gab. In dem meisten Fällen war eine Kerze nie allein. Am Adventskranz waren immer vier zu sehen. Eine für jeden Advent. Je mehr Kerzen am Adventskranz abgebrannt waren, desto näher rückte der Heilige Abend.

Der Heilige Abend, an dem jedes Kind vom Weihnachtsmann ein Geschenk bekam. Der Heilige Abend, an dem alle vier Kerzen brannten. Der Heilige Abend, an dem gesungen wurde und wenn nicht, zu mindestens Weihnachtslieder erklangen. Weihnachtslieder, die überall in der Wohnung zu hören waren. Dort, wo auch ein Weihnachtsbaum stand. Ein Weihnachtsbaum, geschmückt mit einer Lichterkette, mit Lametta, Christbaumkugeln und Glocken.

Tag 2: Ein Flugzeug

Bernd öffnet seine Augen. Der zweite Dezember hat für ihn begonnen. Zuerst reibt er sich seine Augen, damit er den Weg zu seinem Adventskalender finden kann. Der Adventskalender der neben der Türe auf einem kleinen Regal steht.

Bernd ist gespannt. Was wird heute im Adventskalender zu sehen sein? Klar, es wird Schokolade sein. Nicht irgendeine. Es wird keine Nussschokolade sein. Es wird keine weiße Schokolade sein. Es wird normale Vollmilchschokolade sein. Ja, das weiß er. Aber jedes Schokoladenstück seines Adventskalenders zeigt ein anderes Motiv. Welches wird es heute sein?

Bernd sucht die Zahl Zwei. Oben links sieht er die fünfzehn. Unten links die Zehn. Sein Blick wandert weiter nach rechts und er findet die Sechzehn. Von einer Zwei ist noch nichts zu sehen. So wandert sein Blick nach oben. Elf, Drei, Zweiundzwanzig, Einundzwanzig und da! Die Zwei! Er öffnet Tür Nummer Zwei, nimmt die Schokolade heraus und sieht dahinter ein Flugzeug.

Ein Flugzeug zeigte das Schokoladenstück vom zweiten Dezember. „Ob der Weihnachtsmann damit fliegen würde?“ fragte sich Bernd. Allerdings nur kurz. Dann fiel ihm ein: Der Weihnachtsmann fliegt nicht mit dem Flugzeug, sondern mit einem Schlitten, der von fliegenden Rentieren gezogen wird.

Aber macht der Weihnachtsmann dies immer? Ist er immer nur mit den Rentieren und seinem Schlitten unterwegs?

Meist ja. Wenn der Weihnachtsmann vom Nordpol in alle Regionen unserer Erde fliegt, ist er mit seinem Schlitten unterwegs. Ein Flugzeug braucht er dafür nicht. Er könnte damit sicherlich auch nicht fliegen, denn am Nordpol gibt es keinen Flughafen. Sollte es auch nicht. Dann würde ja jeder wissen, von wo der Weihnachtsmann alljährlich am Heiligen Abend los fliegt. Doch sollten wir seinen Ort genau kennen?

Nein. Der Weihnachtsmann würde viele Besucher bekommen, wenn jeder wüsste, wo er wohnt. Winterschlaf, oder im Falle von Weihnachtsmann Sommerschlaf, könnte er dann nicht halten. Könnte sich nicht für die stressige Weihnachtszeit erholen. Aber genau das sollte er. Schließlich muss der Weihnachtsmann die Liste der guten Kinder zweimal kontrollieren. Den Elfen manchmal beim Spielzeug bauen helfen und vor allem die Wünsche der Kinder lesen, die diese ihm gezeichnet oder geschrieben haben.

Nein, einen Flughafen sollte es am Nordpol nicht geben. So kann der Weihnachtsmann auch kein Flugzeug haben. Er bleibt bei seinem Schlitten. Doch damit ist er nicht ständig unterwegs – Was ja auch klar ist.

Mit dem Schlitten den Kamin hinunterfahren, funktioniert nicht. Und selbst wenn es funktionieren würde, wo sollte der Schlitten im Wohnzimmer Platz haben? Nicht jeder Mensch auf dieser Erde hat ein Wohnzimmer, dass so groß ist, wie eine kleine Lagerhalle.

Nein, mit dem Schlitten den Kamin hinunterfahren funktioniert nicht. Der Weihnachtsmann muss den Kamin selbst hinabsteigen. Dabei vergisst er niemals seinen Sack, in dem alle Geschenke für alle Kinder dieser Erde sind. Egal, ob die Kinder klein oder groß sind. Dick oder dünn. Weiß oder schwarz. Gelb oder rot. Gesund oder krank. Langhaarig oder kurzhaarig.

Jedes Kind wird am Heiligen Abend Geschenke bekommen. Die einen bekommen einen Ritter, die anderen eine Prinzessin. Manche bekommen ein Spielzeugauto und einige werden sicherlich auch ein Flugzeug bekommen. Ganz bestimmt kein echtes. Nur ein Modellflugzeug, dass entweder in die Vitrine gestellt wird oder mit dem das beschenkte Kind draußen einige Runde drehen kann, da das Flugzeug eine Fernbedienung hat.

Tag 3: Der Schneemann

Heute ist der dritte Dezember. Bernd darf heute das dritte Türchen öffnen. Wie die Tage zuvor sucht er erst einmal die Zahl Drei. Nach nur wenigen Sekunden findet er sie. Türchen Nummer Drei ist umzingelt von den Türen Zweiundzwanzig, Zwölf, Acht, Vierundzwanzig und Elf. Über Türchen Nummer Drei ist ein kleiner singender Vogel zu sehen.

Bernd öffnet vorsichtig das Türchen und sieht sich zuerst das Schokoladenstück an. Es zeigt einen Schneemann, genauso wie das Bild hinter Türchen Nummer Drei. Einen Schneemann, der kein rein weihnachtliches Motiv ist, aber ein winterliches und Weihnachten liegt ja nun einmal im Winter.

Doch nach Winter sieht es draußen nicht aus. Es wird zwar spät hell und früh dunkel, so wie es in der dunklen Jahreszeit sein sollte, aber Schnee ist keiner zu sehen. So kann Bernd auch nicht hinausgehen, um einen Schneemann zu bauen. Draußen ist es zwar kalt – es sind leichte Minustemperaturen – doch an Niederschlag ist nicht zu denken. Die letzten Tage fiel weder Regen noch Schnee. Dies soll auch in den nächsten Tagen so sein, so hatte es Bernd zu mindestens dem Wetterbericht von gestern vernommen.

Schade. Bernd hätte Lust hinauszugehen. Er würde sich seine Winterschuhe anziehen, einen Schal umlegen und seine Handschuhe sicherlich nicht vergessen. Dann würde er einen Schneemann bauen. So wie letztes Jahr. Direkt vor dem Haus baute er eine Schneemannfamilie. Zuerst rollte er den Unterleib des Schneemannvaters. Es folgte der Oberleib und der Kopf. Dann verzierte Bernd den Schneemann mit ein paar Kohlen. Diese hatte er sich extra einige Tage zuvor von seinem Vater besorgt. Genauso, wie die Möhre die im Gesicht des Schneemanns landete. Dieser bekam noch einen Hut und fertig war der Schneemannvater.

Danach rollte Bernd die Schneefrau. Unterleib, Oberleib und Kopf. Die Schneefrau war etwas kleiner als der Schneemann, wurde aber genauso wie dieser mit Kohle und Möhre verziert. Nur einen Hut, den bekam die Schneefrau nicht. Stattdessen wurde der alte Wischmob, den es bei Bernd zu Hause noch gab, auseinandergenommen. Bernd schraubte den Stiel ab und nutzte den Rest als Haare für die Schneefrau.

 

Nun waren die zwei Schneekinder dran. Bernd wollte zuerst zwei Unterleibe und dann die Oberleibe. Anschließend die zwei Köpfe, die natürlich kleiner waren als die von Schneemann und Schneefrau. Auch die beiden Schneekinder wurden mit Kohlen und je einer Möhre verziert. Die Möhre war diesmal aber kleiner, als bei Schneemann und Schneefrau. Beide Schneekinder bekamen auch keine Kopfbedeckung. Weder Mütze, noch Hut. Dafür bekamen beide aber jeweils einen Schal.

Bernd war letztes Jahr mit seiner Schneefamilie zufrieden. Bis sein Vater nach Hause kam. Er bemängelte, dass die vier Schneemänner gar keine Arme hätten. Bernd störte es bisher nicht. Dran gedacht hatte er auch nicht. Da sein Vater den restlichen Tag immer wieder die Schneemänner ohne Arme erwähnte, entschloss sich Bernd am nächsten Tag allen vieren jeweils zwei Arme zu geben.

Dazu suchte er im Garten nach Ästen. Nach Ästen, die sich erst am Ende verzweigten und Bernd hatte Glück, denn er fand solche Äste. Genug, um seine vier Schneemänner damit auszustatten. Nun konnte sein Vater nichts mehr gegen die Schneemänner sagen. Hoffte Bernd zu mindestens.

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