Erzählen-AG: 366 Geschichten

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Sechster Januar

Wir schreiben den sechsten Januar. Es war ein Wintertag. Das sollte wohl jeder wissen. Im Dezember begann der Winter. Im März wird der kalendarische Winter enden. Der Januar war der erste volle Monat, der im kalendarischen Winter lag. Es war ein schöner Wintertag. Am Himmel war keine Wolke. Keine kleine und keine große. Keine helle und keine dunkle. Der Himmel war strahlend blau. Nur die Sonne war am Himmel zu sehen.

Da nur die Sonne schien, konnte es heute weder regnen noch hageln. Auch der Schnee konnte nicht vom Himmel fallen. Musste er auch nicht. Es lag genug Schnee am Boden. Genug für alle. Für Rentner. Für junge Erwachsene und für Kinder.

Die Kinder hatten besonders viel Spaß. Es war zwar kalt, doch dagegen gab es Winterschuhe, eine dicke Jacke, Mütze und Handschuhe. Damit konnten die Kinder rodeln gehen. Natürlich durfte der Schlitten nicht fehlen. Ohne Schlitten rodelte es sich schlecht. Ein halbwegs guter Ersatz war eine Gefriertüte. Mit einer Gefriertüte konnte auch den Berg hinab gerodelt werden. Nicht so gut wie mit einem Schlitten. Aber besser also ohne Hilfsmittel zu rodeln.

Dank dem Schnee konnten die Kinder auch einen Schneemann bauen. Im Vorgarten, hinter dem Haus und auf einer Wiese. Die Kinder begannen mit einem kleinen Schneeball. Diesen rollten sie zu einer großen Kugel. Fertig war der Unterkörper vom Schneemann. Nun folgte die Mitte. Wieder wurde ein kleiner Schneeball geformt. Dieser wurde wieder zu einer Schneekugel gerollt. Doch diese Schneekugel war kleiner als die Erste. Die Mitte des Schneemannes musste schließlich kleiner sein, als das untere Drittel. Anders ging es nicht. Anders hätte der Schneemann komisch ausgesehen. Nachdem die zweite Schneekugel fertig war, wurde diese auf die erste gesetzt. Dann wurde der Kopf des Schneemannes gerollt. Diese Schneekugel kam dann auf die zweite. Fertig war der Mann aus Schnee. Es fehlte nur noch die Verzierung.

Dazu wurden die Eltern angebettelt. Die Kinder brauchten eine Möhre, ein paar Stücke rabenschwarzer Kohle, einen Hut und idealerweise einen Schal. Der Schal wurde um den Hals des Schneemannes gewickelt. Nun konnte er sich nicht erkälten. Vor Niederschlag war der Schneemann dank dem Hut geschützt. Die Kohlestücke wurden zu Augen und Mund des Schneemannes. Die Möhre wurde die Nase des Schneemannes. Fertig war der Schneemann nun vollkommen.

Während die Kinder die Schneekugeln für den Schneemann rollten, konnten die Eltern einen kleinen Spaziergang machen. Den schönen Wintertag nutzen. Auch sie verließen nur selten das Haus ohne Mütze, Schal und Handschuhe. Draußen war es einfach zu kalt, um ohne diese Sachen spazieren zu gehen. Erwachsene nutzen die Zeit. Vor allem Rentner waren mehr als eine Stunde im Sonnenschein unterwegs. Sofern sie Zeit hatten. Wer natürlich auf die Enkel aufpassen musste, ging eher weniger spazieren. Das Enkelkind wollte beschäftigt werden. Ein einfacher Spaziergang reichte nicht.

Die meisten Großeltern gingen mit den Enkelkindern spazieren. Doch es war kein normaler Spaziergang. Hinter sich zogen Oma und Opa einen Schlitten. Auf diesem saßen ihre Enkelkinder. Mit den Enkelkindern ging es quer übers Land. Bis die Großeltern keine Kraft mehr hatten. Bis die Kinder genug hatten. Dann ging es zurück. Zurück nach Hause. Dort wurde eine leckere heiße Schokolade getrunken und etwas später ging es ins Bett. Für alle. Für die Kinder. Für die Erwachsenen und für die Rentner.

Siebter Januar

Mist! Ich habe verschlafen. Es ist sieben Uhr fünfzig. Ich muss los. Dringend und schnell. Mein Zug fährt um acht Uhr fünfundzwanzig. Den darf ich nicht verpassen. Jetzt schnell aufstehen.

Schnell die Sachen raussuchen. Warum habe ich das gestern nicht schon getan? Egal, jetzt schnell zum Kleiderschrank. Wo sind meine Shirts? Links unten, rechts unten? Nein, sie sind wie immer oben rechts. Ich nehme das erste Shirt, das oben liegt. Mehr Zeit habe ich nicht. Meine Boxershorts liegen unten. Schnell die erste greifen. Daneben meine Socken. Ein Paar geschnappt und jetzt schnell ins Bad. Oder doch lieber frühstücken? Etwas im Magen haben, bevor ich aufbreche?

Nein, dafür habe ich keine Zeit. Ich darf nicht zu spät kommen. Also husch husch ins Bad. Schnell das Wasser ins Waschbecken lassen. Etwas Seife. Den Waschlappen nicht vergessen und waschen. Nein, halt. Erst muss ich meinen Schlafanzug ausziehen. Den muss ich nicht waschen. Also schnell ausziehen. Dann den Waschlappen nehmen und mich waschen. Von Kopf bis Fuß. Die Arme nicht vergessen. Die Zehen wollen auch gewaschen werden.

Dann schnell anziehen. Erst die Boxershorts. Dann meine Socken. Dann noch schnell in die Jeans schlüpfen und ich kann mir die Zähne putzen. Drei Minuten sollten es mindestens sein. Sagen die Zahnärzte. Doch die Zeit habe ich nicht. Es ist schon sieben Uhr siebenundfünfzig. Die Zähne werden heute nur kurz geputzt. Eine Minute muss reichen. Erst die Kauflächen, dann die Außenflächen, dann die Innenflächen. Alles ganz schnell. Den Mund ausspülen und raus aus dem Bad.

Nein, halt. Erst noch das Shirt anziehen. Und einen Pullover brauche ich auch noch. Draußen ist es kalt. Ein Shirt mit Jacke reicht nicht. Also noch einmal schnell zurück in mein Zimmer. Den Kleiderschrank noch einmal öffnen. Den Pullover suchen. Wo waren meine Pullis nochmal? Ach ja, sie lagen oben links. Ich greife den ersten und ziehe ihn an.

In der Eile habe ich ganz vergessen, meinen Schlafanzug in mein Zimmer zu bringen. Schnell noch einmal ins Bad. Auf dem Weg dorthin bringe ich meinen Rucksack schon einmal in den Korridor. Jetzt schnell den Schlafanzug geschnappt und ins Bett gebracht. Dann wieder zurück in den Flur. Schnell die Jacke anziehen. Mütze und Handschuhe schnappen und raus aus der Wohnung. Hinter mit die Türe schließen und ab in den Keller. Dabei die Haustüre öffnen.

Im Keller steht mein Fahrrad. Schlüssel nehmen, Keller aufschließen und das Fahrrad rausholen. Dann den Keller wieder abschließen. Vor dem Keller die Mütze aufsetzen und die Handschuhe anziehen. Anschließend das Fahrrad hochtragen. Die Haustür hinter mir zu machen, das Fahrrad noch fünf Meter schieben. Dann draufsetzen und losfahren.

Es ist acht Uhr sieben, als ich endlich losfahre. Im Sommer ist es machbar, den Zug zu erreichen. Da brauche ich eine Viertelstunde. Im Winter länger. Wenn die Ampeln rot sind, noch länger. Hoffen wir einmal, dass alle Ampeln grün sind.

Die erste Ampel nach fünfhundert Metern ist rot. Ich muss warten. Nach einer Minute wird sie grün. Jetzt schnell weiterfahren. Anderthalb Kilometer später die nächste rote Ampel. Ich soll heute kein Glück haben. Auch an dieser Ampel stehe ich eine knappe Minute. An der dritten und vierten Ampel dasselbe Spiel. Die Ampel ist rot. Ich muss warten.

Eine fünfte Ampel gibt es nicht. Zum Glück. Wobei das heute auch egal ist. Als ich an der vierten Ampel losfahre, sehe ich meinen Zug. Hätte ich bloß nicht verschlafen. Ich hätte meinen Zug sicher geschafft. Vielleicht klappt es ja das nächste Mal?

Achter Januar

Zur Arbeit muss jeder. Jeder, der Geld verdient. Jeder, der nicht mehr in der Schule ist. Sei es die Grundschule, die erweiterte Schule oder die Hochschule.

Auch ich muss arbeiten. Ich bin kein Schüler mehr. Ich gehe nicht in die Grundschule. Ich bin nicht mehr auf dem Gymnasium. Ich bin auf keiner Ober- oder Gesamtschule. Studiert habe ich nicht. Weder an einer Fachhochschule, noch an einer Universität. Ich bin ein einfacher Arbeiter.

Ich muss montags bis freitags arbeiten. Ich habe also eine Fünf-Tage-Woche. Ich arbeite vierzig Stunden in der Woche. Natürlich nur, wenn ich nicht frei habe. Wenn ich keinen Urlaub habe. Wenn kein Feiertag ist. Wenn ich nicht krank bin. An allen anderen Tagen muss ich arbeiten. Ob ich will oder nicht.

Egal, wie das Wetter ist, ich muss arbeiten. Ich kann nicht sagen, dass ich wegen dem Wetter nicht komme. Das funktioniert nicht. Ich muss arbeiten gehen. Im Frühling wie im Sommer. Im Herbst und im Winter. Egal, ob die Bäume blühen oder nicht. Egal, ob es sommerlich heiß ist oder nicht. Egal, ob es stürmisch oder windstill ist. Egal, ob Minustemperaturen herrschen oder nicht. Selbst wenn der Boden gefroren ist und der Regen kommt. Selbst wenn es glatt wird, ich muss zur Arbeit.

So war es auch heute. Ich stand wie immer um sieben Uhr auf. Dreiviertel Acht musste ich los, denn um acht Uhr eins fuhr mein Bus. Zur Arbeit hatte ich es nicht weit. Es waren nur vier Kilometer. Doch vier Kilometer sind mit dem Bus leichter und schneller zu meistern. Erst Recht, wenn eine Haltestelle fast vor meiner Haustüre liegt und die andere Haltestelle gegenüber meiner Arbeit.

Zwischen meinem Zuhause und der Einstiegshaltestelle war eine Ampel. Dafür musste ich Zeit einplanen. Eigentlich musste ich nur über die Ampel und einhundert Meter geradeaus gehen, dann war ich an meiner Einstiegshaltestelle. Doch heute war es nicht so leicht.

Heute war es glatt. Über die Straße kam ich. Danach wurde es rutschig. Ich schlitterte bis zur Haltestelle. An dieser Haltestelle gab es eine elektronische Anzeige. Normalerweise zeigte diese, wann der Bus ankommt. Doch nicht heute. Heute stand dort „Wegen Eisglätte ist der Busverkehr zurzeit eingestellt!“

Ich hätte warten können, bis die Busse wieder fahren, ich hätte nach Hause gehen können, doch ich musste zur Arbeit. So entschied ich mich, zu laufen.

Die vier Kilometer konnte ich natürlich nicht rennen. Es war glatt. So lief ich vorsichtig. An einigen Stellen war gestreut, dort konnte ich relativ gefahrlos entlang gehen. Doch es gab immer wieder Stellen, die glatt waren. Ich musste vorsichtig gehen. Vor allem an Ein- und Ausfahrten. Die Einfahrt war gemacht. Auch der Bürgersteig war gestreut. Nur die Grenze dazwischen nicht. Dort musste ich vorsichtig sein.

 

Für die vier Kilometer brauchte ich einige Zeit. Hätte ich rennen können, ich hätte es wohl locker in einer halben Stunde geschafft. Wäre es nicht glatt gewesen, hätte ich den Weg in etwas mehr als einer Dreiviertelstunde geschafft. Doch heute war es glatt. Ich konnte nicht rennen. Ich brauchte anderthalb Stunden bis zur Arbeit.

Als ich auf Arbeit ankam, fuhren die Busse wieder. Noch nicht planmäßig, aber sie fuhren wieder. Die Eisglätte war verschwunden. Zu spät für mich. Ich musste nacharbeiten. Ob es morgen auch wieder Eisglätte gibt? Regnen soll es laut Wetterbericht nicht. Eigentlich nicht.

Neunter Januar

Wir leben in einer Welt, in der viel Müll produziert wird. Viele Dinge sind eingepackt. Die einen einmal. Manche Sachen sind auch zweimal eingepackt. Produzieren doppelten Müll.

Bonbons werden meist eingewickelt. Einzeln zu kaufen gibt es sie nur selten. Meistens gibt es sie in einer Kunststoffverpackung. Oft in der Gewichtsklasse einhundert Gramm. Manchmal auch zweihundert oder dreihundert. Größere Packungen gibt es selten. Manchmal gibt es die Bonbons in einer Plastikbox. Diese enthält dann oft fünfhundert Gramm. Manchmal sogar ein Kilogramm. Doch mehr ist es in der Regel nicht.

Doch nicht nur Süßigkeiten sind verpackt. Manchmal verpacken wir selbst etwas. Haben Sie schon einmal Obst im Supermarkt gekauft und dafür keine kleine Plastiktüte genutzt? Haben Sie das Obst so genommen? Haben Sie jeden Apfel einzeln gewogen? Das Preisschild mit dem Gewicht auf jeden Apfel geklebt?

Mindestens eine Frage haben Sie mit Nein beantwortet. Das Preisschild auf jeden Apfel zu kleben, ist Blödsinn. Es produziert Müll. Jeder Aufkleber ist zu viel. Zu viel Papiermüll und zu viel Kleberreste. Dafür auf eine Plastiktüte zu verzichten, macht kaum Sinn.

Dies soll jetzt keine Aufforderung an Sie sein, jedes Mal eine neue kleine Plastiktüte für Ihr Obst und Gemüse zu nehmen. Die kleinen Plastiktüten am Obst- und Gemüsestand können Sie ruhig nehmen. Doch Sie sollten diese nicht nur einmal nutzen. Nicht nur den Apfel hineinpacken. Zur Kasse gehen. Dort bezahlen. Den Apfel in der Plastiktüte mitnehmen und Zuhause die Plastiktüte wegschmeißen. Das ist unnötiger Müll. Das muss so nicht sein.

Die Plastiktüte können Sie mehrmals nutzen. Zuhause angekommen, müssen Sie die Plastiktüte nicht wegschmeißen. Legen Sie diese irgendwo hin und nehmen Sie diese beim nächsten Einkauf mit. Packen Sie wieder Obst oder Gemüse hinein.

Das Preisschild stört Sie? Wenn Sie Zuhause sind, übermalen Sie das erste Preisschild mit einem schwarzen Stift. Sie müssen nicht das komplette Preisschild übermalen. Der Strichcode sollte reichen, so kommt der Barcode-Scanner an der Kasse nicht durcheinander. Sicher ist sicher. Auf das übermalte Preisschild kleben Sie beim nächsten Einkauf das zweite. Mit Glück können Sie das zweite Preisschild nachdem Einkauf abziehen, ohne die Plastiktüte zu beschädigen. Wenn das Abziehen nicht funktioniert, übermalen Sie das zweite Preisschild wieder und kleben darauf das neue Preisschild.

Irgendwann geht aber jede Tüte kaputt. Doch Sie können die Plastiktüte eventuell noch ein weiteres Mal nutzen. Wenn die Plastiktüte nur ein kleines Loch hat, kann sie eventuell noch als Mülltüte dienen. Dann können Sie die Plastiktüte wirklich wegschmeißen.

Auch Tüten für Brot und Brötchen können Sie nochmals verwenden. Dort müssen Sie kein Preisschild übermalen. Sie können die Tüte einfach so oft nutzen, bis diese kaputt ist. Wenn diese kaputt ist, können Sie die Tüte wieder als Mülltüte nutzen.

Natürlich sollten Sie auch die großen Plastiktüten für ihren Einkauf wieder verwenden. Jedes Mal eine neue Plastiktüte zu kaufen, macht keinen Sinn. Im besten Fall nutzen Sie auch gar keine Plastiktüten für ihren großen Einkauf. Sie können andere Tüten nutzen. Mehrwegtüten oder Beutel aus Jute.

Seien Sie etwas naturfreundlicher! Produzieren Sie weniger Müll. Die Natur wird es Ihnen danken. Die Tiere, die auf der Erde leben und auch ihre Nachfahren. Nicht jeder Müll verrottet. Nicht jeder Müll ist in wenigen Jahren verschwunden. Mancher Müll hält sich Jahrzehnte- oder Jahrhundertelang. Sollen ihre Nachfahren sich mit Ihrem Müll auseinandersetzen? Ihre Freunde, ihre Kinder, ihre Enkelkinder?

Zehnter Januar

Gestern sah ich den Wetterbericht. Für heute versprach er kein schönes Winterwetter. Schneien sollte es nicht. Schnee war nicht angesagt. Es sollte nicht weiß werden. Es sollte aber auch nicht sonnig werden. Wolken sollten am Himmel zu sehen sein und sie konnten Regen bringen.

Vor allem am Morgen sollte es regnen. Stellenweise viel, mancherorts wenig. Doch ein bisschen Regen reichte schon. Die letzten Tage war es kalt. Bitterkalt. Zweistellige Temperaturen gab es nicht. Am Tage waren sie einstellig. Selten über Null Grad Celsius. Meist unter dem Gefrierpunkt. In der Nacht war es kälter. Das Thermometer fiel auf bis zu Minus zehn Grad Celsius. Stellenweise ging es noch weiter nach unten. Gefühlt war es sowieso kälter. Vielleicht lag es an dem Ostwind. Vielleicht auch nicht.

Auf jeden Fall sollte heute der Regen kommen. Wenn Regen auf kalten Boden trifft, nimmt dies selten ein gutes Ende. Es konnte glatt werden. Mit Glück kam jemand drumherum. Entweder fuhr dieser Jemand vor dem Regen los oder danach, wenn alle Wege und Straßen gestreut waren.

Ich konnte nicht früher oder später. Ich musste acht Uhr dreißig auf Arbeit sein. Als ich losging, sah ich keinen Regen. Der Himmel war bedeckt, doch es fiel kein Niederschlag. Noch nicht. Doch das sollte sich ändern.

Mein Bus um acht Uhr war pünktlich. Kein Wunder, planmäßig kam er immer ein paar Minuten früher an. Er musste also zu neunundneunzig Prozent pünktlich abfahren. Der Bus tat es auch. Doch sehr weit kam er nicht.

Die Regenfront näherte sich. Der Bus musste hindurch, doch nicht lange. Die Regenfront war breit. Dort, wo diese war, wurde es glatt. Es wurde gefährlich, weiter zu fahren. Dies erkannte auch der Fahrer meines Busses. Er rutschte hin und her. Den Bus auf der Straße zu halten, fiel schwer. Nur knapp konnte er Zusammenstöße mit anderen Autos verhindern. Ob es sein Talent war oder Glück, ist wohl Ansichtssache.

Die nächste Haltestelle war die Endhaltestelle. Also zu mindestens für jetzt. Weiter fuhr der Bus nicht. Es wäre verantwortungslos gewesen. Viel zu gefährlich. Der Busfahrer war nicht allein. Er hatte Verantwortung für die Fahrgäste.

Der Bus blieb stehen. Wer zu Fuß weitergehen wollte, konnte aussteigen. Wer im Bus bleiben wollte, durfte bleiben. Ich blieb nicht. Ich stieg aus. Es waren nur noch tausend Meter. Die konnte ich alleine schaffen. Wahrscheinlich war ich schneller als der Bus. Im Bus rumsitzen, machte für mich keinen Sinn. Wer älter war, Probleme mit dem Laufen hatte, der blieb im Bus und das war auch gut so.

Ich stieg vorsichtig aus. Es war glatt. Ich merkte es. Es wurde eine richtige Schlitterpartie. Tausend Meter konnte ich in rund zehn Minuten schaffen. Zu mindestens im Sommer. Zu mindestens dann, wenn es nicht glatt war. Heute brauchte ich länger. Eine halbe Stunde nachdem ich aus dem Bus stieg, kam ich auf der Arbeit an. Damit war ich zwanzig Minuten zu spät. Doch das war nicht ganz so schlimm. Es hätte schlimmer kommen können. Wäre der Bus gar nicht gefahren, wäre ich noch später gewesen. Das wäre dann wirklich ein Problem gewesen. Neun Uhr dreißig hatte ich eine Präsentation. An dieser hätte ich ohne Busverkehr wohl nicht teilgenommen. Noch einmal Glück gehabt!

Elfter Januar

Seit vielen Jahren war ich Single. Ich hatte keine Probleme damit. Ich konnte machen, was ich wollte. Ich konnte am Morgen aufstehen, wann ich wollte. Zum Mittag aß ich das, was mir schmeckte. Abends sah ich den Film, den ich sehen wollte. Ich brauchte auf keine Person Rücksicht nehmen. Ich war allein.

Doch dies änderte sich. Ich blieb nicht ewig Single. Letztes Silvester traf ich eine Frau. Wir verstanden uns sofort. Es funkte zwischen uns im ersten Moment. Seitdem waren wir zusammen. Ein Liebespaar.

Den ersten Januar verbrachten wir gemeinsam. Wir gingen gegen drei Uhr gemeinsam ins Bett. Wir schliefen bei ihr bis elf Uhr. Ich wachte etwas früher auf als sie, doch ich blieb liegen. Ich stand nicht auf. Ich beobachtete sie. Wie sie schlief. Wie sie atmete.

Als sie wach wurde, wünschte ich ihr einen guten Morgen. Sie erwiderte es. Zusammen standen wir auf. Gemeinsam frühstückten wir. Wir mussten nicht raus. Wir konnten Zuhause bleiben. So kuschelten wir den ganzen Tag. Saßen vor dem Fernseher und sahen uns tausende Filme an. Sie wählte jeden Film aus. Mir war der Film egal, solange ich nur bei ihr sein konnte. Neben ihr war ich glücklich.

Wir sahen nicht die ganze Zeit fern. Ab und zu mussten wir auch etwas essen. Luft und Liebe konnten uns nicht wirklich ernähren. Wir aßen zum Mittag. Gemeinsam machten wir Spaghetti Bolognese. Gemeinsam machten wir danach den Abwasch. Dann konnten wir wieder Arm in Arm fernsehen. Auch abends machten wir eine Pause. Gemeinsam aßen wir zum Abendbrot und gingen später ins Bett.

Die nächsten Tage verbrachten wir oft zusammen. Jede freie Minute, die wir hatten, verbrachten wir gemeinsam. Wir waren morgens zweisam. Wir frühstückten zusammen. Dann mussten wir zur Arbeit. Unsere Wege trennten sich. Mittags sahen wir uns nicht, aber wir telefonierten miteinander. Nachmittags waren wir wieder zu zweit. Konnten gemeinsam das Abendbrot vorbereiten. Konnten gemeinsam zu Abend essen. Sahen uns zu zweit einen Film an.

Heute am elften Januar hatten wir Beide frei. Wir konnten den ganzen Tag zu zweit verbringen. Draußen war herrliches Winterwetter. In den letzten Tagen schneite es. Alles war weiß. Die Stadt. Das Land. Die Straßen und die Felder. Doch heute schneite es nicht.

Es konnte nicht schneien. Am Himmel war keine Wolke. Keine kleine und keine große. Keine dunkle und keine helle. Der Himmel war blau. Strahlend blau. Nur die Sonne war am Himmel zu sehen.

Es war klar, dass wir das gute Wetter ausnutzen mussten. Ein Spaziergang im Winter bei herrlichen Sonnenschein, was konnte es Besseres geben? Nach dem Mittagessen machten wir einen Spaziergang. Nur unweit von ihrem Zuhause lag ein Wald. Rundherum gab es Wiesen. Wald und Wiesen wurden durch viele Waldwege durchzogen. Einen Waldweg gingen wir.

Auf unserem Spaziergang waren wir nicht alleine. Wir sahen viele andere Erwachsene, die einen Spaziergang machten. Manchmal waren sie zu zweit. Manchmal aber auch zu dritt oder zu viert. Wenn sie zu dritt waren, zog einer der zwei Erwachsenen einen Schlitten. Auf diesem saß ein Kind. Nicht immer war es das eigene Kind. Manchmal war es auch das Enkelkind.

meine Freundin und ich liefen Hand in Hand. Kreuz und quer. Nach etwa anderthalb Stunden waren wir wieder daheim. Wir zogen unsere Schuhe aus. Wir legten Mütze und Handschuhe ab. Dann kamen die Jacken an die Garderobe. Nun erwärmten wir uns wieder und verbrachten den restlichen Tag gemeinsam. Oft Arm in Arm.