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Capitän Richard

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»Und was weiter?« fragte der Pastor, indem er den Brigadier scharf ansah.

»Da ich eigentlich nicht recht wußte was ich war, trat ich, um vorläufig festen Fuß zu fassen, in die Gendarmerie. Jetzt bin ich weder ein Deutscher noch ein Franzose, ich bin ein Gendarme, Ihnen ergebenst aufzuwarten, Herr Pastor, pour vous servir wie meine Freunde die Franzosen zu sagen pflegen.«

»Weiter, Herr Schlick,« sagte der Pastor. »Schließen Sie.«

»Ja, ich will schließen. . . ich will ein Ende machen, erwiederte der Brigadier, indem er einen flüchtigen Blick auf den Fremden warf, um zu sehen, ob dieser derselben Meinung sey wie der Pastor.

Der Capitän blieb ganz gelassen.

»Mein Gott!« seufzte das geängstigte Mädchen, mit banger Erwartung der Entwicklung entgegensehend.

»Ich bin also durch und durch Gendarme, von den Sporen bis zum Hut,« fuhr Schlick fort, »und in dieser Eigenschaft beauftragt, einen flüchtigen Franzosen aufzusuchen und festzunehmen. Der Mann ist aus einem Soldaten des Kaisers ein Verschwörer gegen die jetzigen Machthaber geworden, und ward in dieser letzten Eigenschaft zum Tode verurtheilt; er ist ihnen aber entwischt und über den Rhein herübergekommen.«

»Wie heißt er?« fragte der Pastor

Lieschen war fast bewußtlos, denn sie erwartete den Namen aus dem Munde des Gendarmen zu hören.

»Bis jetzt,« erwiederte Schlick, »hat man mir seinen Namen nicht genannt, ich habe nur sein Signalement, und dieses,« setzte er, den Capitän ansehend, hinzu, »lautet folgendermaßen: Augen blau, Haare dunkelblond, Gesichtsfarbe blaß, Mund gewöhnlich, Zähne gesund, Größe: fünf Fuß vier Zoll, Alter: 28 bis 30 Jahre.«

Dies war genau das Signalement des Fremden, der am Tische des Pastors Waldeck saß. Der Letztere sah ungeachtet, oder vielleicht wegen seiner Besorgniß den Gast an.

Lieschen hatte gar nicht nöthig ihn anzusehen, um zu wissen, daß das Signalement vollkommen richtig war.

Der Pastor sah indeß, daß der Brigadier weder in Blick noch Wort eine feindselige Absicht kundgab; er wurde daher kühner und erwiederte:

»Aber Alles dies erklärt uns nicht . . .«

»Die Absicht meines Besuchs, nicht wahr, Herr Pastor? Hören Sie nur, Sie sollen bald erfahren, warum ich gekommen bin. . . Denken Sie sich, wir sind dem Springinsfeld schon drei Tage auf der Spur, und es ist weder mir noch meinen zwei Gendarmen gelungen, ihn festzunehmen, obgleich wir wissen, daß er sich hier in der Gegend umhertreibt. Aber diesen Abend sah einer meiner Leute einen Jemand, der sich an einer Hecke hinschlich; er glaubte den flüchtigen Franzosen zu erkennen und trat ihm in den Weg. Der Andere kehrte um und nahm Reißaus; mein Gendarme ihm nach, und war ihm schon auf den Fersen, als der Ausreißer, der ein famöser Turner zu seyn scheint, auf einen Eckstein trat und von da mit einem Satze über Ihre Gartenmauer sprang. Mein Mann schoß nach ihm, weniger in der Hoffnung, ihn zu treffen, als um uns zu benachrichtigen, daß es etwas Neues gebe. Wir eilten sogleich herbei und fanden den Gendarmen, der seinen Carabiner wieder lud; er erzählte uns was vorgefallen, und wir sind gekommen, um Sie zu fragen, Herr Pastor, ob Sie den flüchtigen Franzosen nicht gesehen haben.«

»Ich?« sagte der Pastor.

»Und ob Sie ihn nicht in Ihrem Hause versteckt halten.«

»Wie können Sie glauben, lieber Herr Schlick, daß ich bei meinem Franzosenhaß . . .«

»Das sagte ich zu meinen Cameraden,« unterbrach ihn der Brigadier.

»Nicht wahr, es ist gar nicht denkbar?« erwiederte Lieschen, die endlich wieder frei athmete.

»Ja, zu meinen Cameraden sagte ich das,« setzte Schlick hinzu, der die Absicht zu haben schien, seine Zuhörer durch alle Stadien der Hoffnung und des Schreckens zu treiben; »aber zu mir selbst sagte ich: der Herr Pastor ist ein guter, mitleidiger Mann; er hat vielleicht seinen Franzosenhaß vergessen und seinen bittersten Feind in sein Haus aufgenommen.«

»Herr Schlick, durchsuchen Sie das ganze Haus,« sagte der Pastor, »wenn Sie Ihren Mann finden, so nehmen Sie ihn, ich erlaube es.«

»O nein,« antwortete Schlick, indem er den Gast des Pastors ansah, »da er nicht hier ist, wär’s vergebliche Mühe, anderswo zu suchen.«

Er stellte sich als ob er fortgehen wollte. Aber der Pastor ließ sich nicht täuschen.

»Ehe Sie uns verlassen, sagte er, »machen Sie uns das Vergnügen, ein Glas Rheinwein mit uns zu trinkend.«

»Sehr gern, Herr Pastor,,« erwiederte Schlick; »ich habe dann Gelegenheit, meine alten Cameraden, die Franzosen, hochleben zu lassen.«

»Geh, mein Kind,« sagte der Pastor zu seiner Tochter, »und bringe uns vom besten.«

Lieschen stand wankend auf und nahm einen Wachsstock, um ihn an der Lampe anzuzünden; aber der Fremde, der ruhiger war als die Andern, nahm ihr den Wachsstock aus der Hand, zündete ihn an und gab ihn ihr zurück.

Das geängstigte Mädchen entfernte sich.

VIII.
Vetter Neumann

Der Brigadier Schlick folgte Lieschen mit den Augen, bis sie ganz verschwunden war.

»Ja,« sagte er, wie mit sich selbst redend, »das kleine Fräulein möchte zugleich bleiben und gehen; sie scheint zu ahnen, daß ich ihre Abwesenheit benutzen werde, um Ihnen Herr Waldeck, einige Fragen vorzulegen, die ich in Anwesenheit des Fräuleins nicht wagen mochte.«

»Was für Fragen haben Sie an mich zu richten, Herr Schlick?« erwiederte der Pastor, der wohl einsah, daß der entscheidende Augenblick gekommen war.

»Vor Allem,« sagte Schlick, »will ich Sie mit Ihrer Erlaubniß fragen, was dieser Herr hier macht?«

»Sie sehen ja,« antwortete der Pastor, »er speist mit uns.«

»Ja, Sie haben Recht, ich sehe es wohl . . . Ich meinte eigentlich, wer dieser Herr ist?«

»Kennen Sie ihn denn nicht?« fragte der Pastor.

»Nein,« antwortete Schlick; »aber ich wünsche seine Bekanntschaft zu machen.«

Bei diesen Worten verneigte er sich.

Der Fremde machte eine ungeduldige Bewegung, die ganz deutlich sagte: Wozu diese Komödie, die mich langweilt und demüthigt? Machen Sie es kurz und verhaften Sie mich!

Aber der Pastor, der den Charakter Schlick’s wahrscheinlich besser kannte als sein Gast, gab ihm einen Wink, sich wenigstens noch einige Augenblicke zu gedulden.

»Sie wissen, Herr Schlick,« sagte er, »daß ich nicht immer in Baden gewohnt habe . . .«

»Ja wohl, Herr Pasior. Sie haben mir gesagt, daß Sie vorher in Westphalen und Baiern wohnten.«

»Ein Theil meiner Familie ist in Baiern geblieben.«

»Ja Abensberg?«

»Ja.«

»Und dieser Herr ist Ihr Verwandter?«

»Ja, mein Schwestersohn Neumann,« antwortete der Pastor, der sich nur mit Widerstreben entschloß, die Unwahrheit zu sagen, wie ehrenwerth auch die Ursache war, die ihn dazu trieb.

»Und er will hier wohnen?« fragte der Brigadier weiter.

»Vielleicht,« antwortete der Pastor mit gezwungenem Lächeln.

»Ich verstehe,« sagte Schlick, »der Vetter Neumann ist hierher gekommen, um die Cousine Lieschen zu heirathen . . .Herr Neumann, ich wünsche Ihnen von Herzen Glück.«

Der falsche Neumann verneigte sich.

Dies schien dem Brigadier Schlick noch nicht zu genügen, denn er trat auf den Capitän Richard zu und sagte:

»Ihre Hand,« Herr Neumann.

Der junge Offizier gab ihm die Hand, aber er sah so finster dabei aus, daß es eines fast gebietenden Blickes von Seiten des Pastors bedurfte, um ihn zur Fortsetzung seiner Rolle zu bewegen.

Aber seine Hand blieb wenigstens ruhig und fest in der Hand des Gendarmen und sein Blick war frei und offen, als er dem Auge Schlick’s begegnete.

»Er hat Muth,« sagte Schlick zu sich, »und ich irrte mich nicht, als ich ihn vor sieben Jahren Richard Löwenherz nannte.«

Er sagte diese letzten Worte so laut, daß ihn der Offizier verstehen konnte; aber dieser schien nicht darauf zu achten. Die Worte weckten vielleicht keine Erinnerung, oder hatten keinen Sinn für ihn.

Ueberdies kam Lieschen zurück, und die Aufmerksamkeit des Pastors und seines Gastes wandten sich ihr wieder zu.

Sie brachte eine röthliche, schlanke Flasche, deren Form allein eine Zierde auf einem Tische seyn würde. Sie stellte die Flasche vor ihrem Vater hin und warf einen schüchternen Blick auf die Anwesenden. Dieser Blick schien zu fragen,welche Fortschritte die Komödie in ihrer Abwesenheit gemacht. Das gutmüthige Gesicht Schlick’s beruhigte sie etwas.

Der Brigadier hatte natürlich das Wort, und er sagte zuerst Lieschen und dann den Caritän ansehend:

»Fürwahr, sechzehn bis siebzehn Jahre, jung und hübsch . . . achtundzwanzig bis dreißig Jahre, blaue Augen, dunkelblondes Haar, blasse Gesichtsfarbe, gewöhnlicher Mund, gesunde Zähne . . . über die Größe kann ich nicht urtheilen; aber wenn der junge Herr nicht säße, sondern stände, so würde ich schwören, daß er beiläufig fünf Fuß vier Zoll hat. . . es wird ein prächtiges Paar werden.«

»Das Signalement, das er vorhin gab!« dachten der Pastor und Lieschen.

»Er hat mich erkannt« dachte der Capitän.

Unterdessen hatte der Pastor dem Brigadier ein Glas Wein eingeschenkt. Schlick nahm das Glas und hob es auf.

»Mein schönes Fräulein,« sagte er, »da ich einmal ein so gutes Glas Wein in der Hand habe, so kann ich nicht widerstehen Erlauben Sie mir, auf Ihre und Ihres Vetters Gesundheit zu trinken. Viel Glück in Ihrem Ehestande!«

Lieschen sah ihren Vater und den Gast fragend an: sie wußte nicht was dieser Toast bedeutete.

»Nun, thun Sie mir nicht Bescheid?« fragte Schlick. »Es ist gut gemeint.«

»Auf meine und meines Vetters Gesundheit? auf mein Glück im Ehestande? ich verstehe Sie nicht,« antwortete Lieschen, die nicht ahnen konnte was in ihrer Abwesenheit gesprochen war.

Der Pastor sah verlegen vor sich nieder.

Es war mehr als der Offizier ertragen konnte; er stand auf und sagte in französischer Sprache:

 

»Herr Brigadier, diese Komödie ist überflüssig, ich bin der Mann, den Sie suchen.«

Aber der Brigadier legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte leise

»Schweigen Sie doch! . . . Ich habe nicht vergessen, daß ich ein Franzose gewesen bin, und trinke auf die Gesundheit des Vetters Neumann und seiner schönen Braut . . . Also auf die Gesundheit des Vetters Neumann!« setzte er laut hinzu.

»Herr Schlick,« sagte der Pastor, »Sie sind ein braver Mann!«

»Donnerwetter! so schweigen Sie doch!« murrte der Brigadier; »man kann uns hören.«

»Das ist wahr,« sagte Lieschen.

»Ich wollte Ihnen nur beweisen, daß ein Mann, der von dem Generalstabschef des Kaisers Napoleon« – Schlick lüftete den Hut – »den Auftrag erhielt, ihm interessante Nachrichten zu bringen, kein Einfaltspinsel, kein Jobard ist, wie man drüben überm Rhein zu sagen pflegt.«

»O! Herr Schlick,« sagte Lieschen, »wie vielen Dank. . .«

»Schweigen Sie doch!« flüsterte ihr der Brigadier zu, »und ein anderes Mal verstehen Sie besser. . . eine so gute Haut, wie der Schlick ist, würden Sie nicht alle Tage finden.«

Dann sagte er laut:

»Jetzt kann ich gehen und den Cameraden sagen, daß ich statt des Verschwörers einen Bräutigam gefunden habe. . . Nur möchte ich,« setzte er wieder leise hinzu, »nur möchte ich ihm rathen, anderswo Hochzeit zu machen.«

»Lieber Herr Schlick!« sagte Lieschen, zum Zeichen des Dankes die Hände faltend.

»Still doch!« sagte der Brigadier; »verstecken Sie den Herrn wo Sie wollen, und lassen Sie ihn nicht fortgehen bis alle meine Leute schlafen . . . Jetzt, gute Nacht, Herr Pastor . . . Gute Nacht, Fräulein Lieschen . . . Gute Nacht, Vetter Neumann!«

Er gab der Gesellschaft noch einen Wink und entfernte sich.

Die Darsteller dieser halb komischen halb ergreifenden Scene schauten dem Brigadier nach, bis sich die Thür hinter ihm geschlossen hatte. Dann stand der Pastor auf und schloß die Fensterläden und das Fenster, in welches der Brigadier eingestiegen war.

Unterdessen hatte sich Lieschen dem Offizier genähert.

»O, ich Unglückliche!« sagte sie; »ich hätte Sie beinahe ins Verderben gestürzt, und mit einem Andern, als Schlick, wären Sie verloren gewesen!«

»Ja,« sagte der Pastor. »aber der brave Mann wird Sie nicht verrathen, Sie sind gerettet!«

»Tausend Dank!« sagte der junge Offizier und zog die Hand des Pastors an seine Lippen.

»Der Capitän Richard küßt dem Vater Margarethens die Hand!« sagte Lieschen für sich. »Mein Gott! Du hast ihn also nicht in deinem Zorn, sondern in deiner Barmherzigkeit hierher geführt!«

»Jetzt, mein Herr,« sagte der Pastor, »verlieren Sie keine Zeit und befolgen Sie den Rath, den Ihnen Schlick gegeben hat . . . Nehmen Sie diesen Schlüssel,« setzte er hinzu und zeigte ihm Margarethens Zimmer; »begeben Sie sich in jenes Zimmer, und betreten Sie es mit Ehrerbietung, denn es war einst von einer Dulderin bewohnt, die zu gut war für diese Welt. In diesem Zimmer bleiben Sie, bis Sie gerufen werden.«

»Ich wiederhole Ihnen meinen innigsten Dank,« sagte der junge Offizier, »und seyen Sie überzeugt, daß ich nie vergessen werde was ich Ihnen verdanke . . . Aber zuvor erlauben Sie mir ein paar Worte; ich werde vielleicht fliehen müssen, ohne Sie wieder zu sehen, ohne mit Ihnen reden zu können.«

»Reden Sie; was haben Sie mir zu sagen?« erwiederte der Pasior, dessen Franzosenhaß wieder erwachte, als die dringendste Gefahr vorüber war.

»Der Brigadier erinnerte Sie, daß Sie in Westphalen und Baiern gewohnt haben, und Sie selbst nannten das Dorf Abensberg . . .«

»Ja wohl.«

»Haben Sie wirklich in Abensberg gewohnt?«

»Mein Gott!« dachte Lieschen, »was wird er sagen?«

Sie näherte sich dem Fremden, um ihn bei Zeiten zu unterbrechen, falls er aus dem betretenen gefährlichen Wege fortgehen würde.

»Haben Sie,« fuhr der junge Offizier fort, »haben Sie unter Ihren würdigen Amtsbrüdern einen trefflichen Mann, den Pastor Blum gekannt?«

Lieschen unterdrückte nur mit Mühe einen Schrei; sie legte die Hand auf den Arm des Fremden; aber er schien nicht zu verstehen was sie damit meinte.

»Blum! . . . Blum!« wiederholte der Pastor, indem er den Offizier erstaunt ansah.

»Ja, Blum.«

»Ich habe ihn gekannt,« sagte der Pastor.

»Mein Herr,« warnte Lieschen, »vergessen Sie nicht, welcher Gefahr Sie sich aussehen, wenn Sie den Rath des Gendarmen nicht befolgen.«

»Noch ein Wort, mein Fräulein . . . ich bitte Sie!«

Dann wandte er sich wieder an den Pastor:

»Ich habe einen Auftrag an Herrn Blum; werde ich ihn noch in Abensberg finden?«

»Was wollen Sie von ihm?« fragte der Pastor mitbewegter Stimme.

»Entschuldigen Sie, Herr Pastor,« antwortete der Fremde, »es handelt sich um ein Geheimniß, das ich nicht preisgeben darf; es bleibt mir daher nichts übrig, als meine Frage zu wiederholen.« – Und ungeachtet der Warnung, die ihm Lieschens Finger verständlich zu machen suchten, fragte er noch einmal: »Werde ich ihn noch in Abensberg finden, oder ist er vielleicht an den Folgen seiner Wunde gestorben?«

»Vater,« sagte Lieschen und hielt den Finger auf den Mund.

Der Pastor nickte ihr zu und sagte leise:

»Ja, sey nur ruhig, mein Kind««

Und auf die Frage des Fremden erwiederte er:

»Der Pastor Blum ist an den Folgen seiner Wunde gestorben.«

»Todt!« sagte der Offizier mit tiefer Bekümmerniß. »Aber er hatte eine Tochter?«

Lieschen stützte sich auf eine Stuhllehne, sie glaubte die Besinnung zu verlieren.

»Er hatte zwei Töchter,« antwortete der Pastor; »welche meinen Sie?«

»Seine Tochter Margarethe.«

Lieschen hielt beide Hände auf den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.

Der Pastor wurde entsetzlich blaß.

»Sie wissen,« fragte er mit bebender Stimme, »Sie wissen, daß er eine Tochter hatte, die Margarethe hieß?«

»Ja, ich weiß es.«

Er stockte, denn er fühlte, daß die ganze Seele seines Bruders, den er so innig geliebt, in der auf seiner Zunge schwebenden Frage lag:

»Ist seine Tochter Margarethe glücklich?«

»O ja, sehr glücklich!« erwiederte der Pastor, »glücklicher als auf Erden . . . sie ist im Himmel!«

»Auch todt!« sagte der Fremde mit tiefem Schmerz. »Es ist gut,« sagte er nach einem kurzen Stillschweigen, indem er den Wachsstock aus Lieschens Hand nahm, »Jetzt habe ich nichts mehr zu fragen.«

Der Pastor machte eine Bewegung, um seinen Gast zurückzuhalten, aber Lieschen trat zwischen Beide.

»Vater,« sagte sie, »hast Du vergessen, daß unser Gast sich verbergen muß und daß er verloren ist, wenn er entdeckt wird? . . . Um des Himmels willen, mein Herr,« mahnte sie, indem sie den Offizier zur Treppe drängte, »bleiben Sie keine Minute länger hier, und gehen Sie in das Zimmer meiner Schwester!«

Der Capitän sah sie erstaunt an.

»Ja, gehen Sie hinauf,« sagte sie leise, »und wenn Sie oben sind, betrachten Sie ein zwischen den beiden Fenstern hängendes Porträt und fliehen Sie.«

Der Offizier sah sie an, aber ihr Gesicht sah so bestürzt aus, daß er nur den Willen hatte zu gehorchen; er ahnte, daß in dem Herzen des alten Mannes und seiner Tochter etwas vorging was ihm wenigstens in jenem Augenblicke nicht erklärt werden konnte.

Er gab daher nach, und während der Pastor, bald seine Tochter und bald seinen Gast ansehend, sich fragte, wer dieser Fremde wohl sey und was für ein Interesse er an dem Pastor Blum nehme, öffnete er die Thür und ging in sein Zimmer.

Kaum hau- sich die Thür hinter ihm geschlossen so fühlte Lieschen ihre Kräfte schwinden, und sank auf einen Sessel

Der Vater trat auf sie zu und sagte, die Augen zum Himmel erhebend:

»Gott, mit deiner Hilfe ist er gerettet . .. jetzt muß auch sie gerettet werden! Fasse Muth, mein Kind!«

»Was meinst Du, Vater?« fragte Lieschen, sich hastig aufrichtend.

»Ich meine, Du liebst den Fremden.«

»Ihn!« rief das erschrockene Mädchen.

»Ja, ihn!« wiederholte der Vater.

»O nein, nein, Vater!« erwiederte sie. »ich schwöre Dir, daß Du Dich irrst!«

»Warum versuchst Du zu lügen, mein Kind? Du weißt ja, daß es bei mir vergebens ist.«

»O, ich lüge nicht, Vater . . . oder wenigstens schwöre ich Ihnen . . .«

»Du schwörst?«

»Ja, bei dem Andenken meiner Schwester, bei Allem was heilig ist, schwöre ich, daß dieser Fremde mein Herz nie besitzen wird.«

»Du liebst ihn also nicht?«

»Nein, Vater,.wie könnte ich einen Mann lieben, der mich mit Schrecken erfüllt?«

»Er erfüllt Dich mit Schrecken?«

»Um des Himmels willen, Vater, reden wir nicht mehr von ihm!«

»Im Gegentheil, wir wollen von ihm reden. Warum fürchtest Du ihn?«

»Ich weiß es nicht. Ich bitte Dich, lieber Vater, höre nicht auf mein Geschwätz, ich weiß nicht was ich spreche . . .«

Lieschen hielt plötzlich inne, trat einen Schritt zurück und schaute erschrocken nach der Thür.

»Vater, da ist Herr Schlick!« stammelte sie. »Was will er schon wieder?«

Der Pastor sah sich um und sah wirklich den Brigadier,der eben ins Zimmer trat.

IX.
Das Blutgeld

Schlick blieb etwas verlegen in der Thür stehen. Erhielt seinen Carabiner in der Hand und dies deutete auf eine feindseligere Absicht, denn das erste Mal war er unbewaffnet erschienen.

« Der Pastor sah ihn fragend an.

»Sie glaubten meiner entledigt zu seyn, Herr Waldeck,« sagte Schlick, »ich glaubte es auch . . . aber Sie wissen ja: der Mensch denkt und Gott lenkt.«

»Ja, das weiß ich, aber ich weiß nicht . . .«

»Warum ich wieder komme? das glaube ich wohl . . . es ist auch schwer zu sagen.«

»Reden Sie, Herr Schlick.«

»Herr Pastor, im ganzen Rheinbunde ist wohl kein Mensch in größerer Verlegenheit als ich . . .«

»Sie sind in Verlegenheit? Wie so?« fragte der Pastor, während Lieschen in athemloser Spannung lauschte.

»Sie wissen,« erwiederte Schlick, »daß ich neue Nachrichten erwartete.«

»Ja, ich weiß es,« sagte der Pastor, indem er den Gendarmen forschend ansah.

»Diese Nachrichten fand ich, als ich nach Hause kam,« sagte Schlick näher tretend. »Der Mann, den wir suchen, scheint weit gefährlicher zu seyn, als ich glaubte.«

»Mein Gott!« stammelte Lieschen, »es ist also noch nicht zu Ende?«

»Gefährlicher als Sie glaubten?« fragte der Pastor.

»Ja wohl, so gefährlich, daß auf seinen Kopf ein Preis gesetzt ist.«

»Ein Preis?« wiederholte der Pastor, der die schwache Seite des Brigadiers kannte und sich auf einen neuen Wortkampf gefaßt machte.

»Ja, zweitausend Thaler.«

»Aendert dies etwas an der Sache?« fragte der Pastor, der dem Brigadier auf halbem Wege entgegenkam.

»Ja wohl, Herr Pastor; wer ihn fängt, bekommt ein gutes Prisengeld.«

Lieschen, die todtenbleich war, sah ihren Vater erschrocken an.

»Abgesehen von der Vorrückung,« setzte der Brigadier hinzu.

»Vorrückung?«

»Allerdings; ein Brigadier, der den Verschwörer einfängt, wird Wachtmeister, ein Wachtmeister wird Unterlieutenant . . . Da er nun auf keinen Fall entwischen kann . . .«

»Schlick, was sagen Sie da?« rief der Pastor.

»Ich sage, daß er nicht davonkommen wird; wenn er nicht hier aufgefunden wird, so fällt er den Gendarmen anderswo in die Hände . . . ich bin also wiedergekommen, um Ihnen zu sagen, daß ich das Prisengeld verdienen will . . .«

»Was sagen Sie?«

»Ein so gelehrter Herr, wie Sie sind, wird leicht begreifen, daß ich das Geld so gut wie ein Anderer verdienen kann.«

»Und Sie wollen ihn verhaften?« fragte der Pastor.

Lieschen sagte nichts, sie streckte bittend ihre Hände gegen den Brigadier aus.

»Herr Pastor,« erwiederte Schlick, »zweitausend Thaler findet man nicht auf der Straße: es sind zwölf Jahre meiner Besoldung.«

»Sie waren so edelmüthig, so mitleidig,« sagte der Pastor, »und jetzt wollen Sie für eine erbärmliche Summe. . .«

»Herr Waldeck,« unterbrach ihn der Gendarm, »zweitausend Thaler sind keine erbärmliche Summe; vor sieben Jahren, als ich dem Fürsten von Neuchâtel interessante Geschichten erzählte, habe ich für fünfhundert Thaler mehr als einmal meinen Kopf gewagt.«

»Bedenken Sie doch,« mahnte der Pastor, »der Mann, auf dessen Kopf ein Preis gesetzt ist, war einst Ihr Waffenbruder . . .«

»Ich weiß es wohl,« erwiederte Schlick, der sich hinter dem Ohr kratzte, »und das thut mir in der Seele weh, aber . . .«

Lieschen bekam einige Hoffnung wieder.

»Bedenken Sie, Schlick,« unterbrach ihn der Pastor, »Sie wollten mit kaltem Blute einen Mann erschießen lassen, den Sie retten können?«

Das geängstigte Mädchen schauerte.

 

»Es thut mir unendlich leid, Herr Pastor,« erwiederte der Brigadier, »aber der Teufel führt mich in die Versuchung, die Zeiten sind schlecht, und Sie können leicht denken, daß ich mich nicht lange besinne, wenn ich nur zwölf Stufen zu steigen habe, um auf der dreizehnten einen Sack mit zweitausend Thalern zu holen.

Bei diesen Worten schaute der Brigadier auf die Stubenthür.

»Das wollten Sie thun, Herr Schlick?« stammelte Lieschen, »ein so braver Mann!«

»Mein Fräulein,« entgegnete Schlick, »ich thue meine Pflicht, wenn ich diesen Flüchtling verhafte und ausliefere.

»Aber Sie haben doch ein Herz!« sagte Lieschen außer sich.

»Ja wohl, mein Fräulein, ich habe ein Herz, aber ich habe auch eine Frau zu ernähren und eine Tochter auszustatten. Ein Mädchen ohne Mitgift findet keinen Mann . . .Das wissen Sie, Herr Pastor, Sie entbehren viel, um für Fräulein Lieschen ein Heirathsgut zu ersparen. Ich habe auch ein Vaterherz: die zweitausend Thaler habe ich zur Aussteuer meiner Tochter bestimmt.«

»Sie vergessen, Herr Schlick, daß Ihre Cameraden einen Theil dieser Summe bekommen . . .«

»Gott bewahre! In dem Rescript steht: wer ihn verhaftet, erhält die zweitausend Thaler Belohnung . . . Meine beiden Cameraden haben sich schlafen gelegt; ich habe mich wohl gehütet, sie zu wecken, ich werde den Verschwörer ohne fremde Hilfe verhaften und folglich die Belohnung bekommen.«

»Vater,« flüsterte Lieschen dem Pastor zu, »ich werde nie heirathen.«

Der Pastor sah sein Töchterlein mit inniger Zärtlichkeit an.

»Und Du sagst, daß Du ihn nicht liebst!« erwiederte er leise. »Hören Sie, Schlick,« sagte er, sich wieder zu dem Brigadier wendend.

»Ich höre, Herr Pastor, aber während ich Ihnen zuhöre, erlauben Sie mir, daß ich die Thür nicht aus den Augen lasse« . . . er trat näher an die Thür. »So höre ich sehr gut.«

»Sie thun ungern was Sie vorhaben, nicht wahr?« fuhr der Pastor fort.

»Es thut mir unendlich leid,« antwortete der Brigadier.

»Und es thut Ihnen weh, einen Mitmenschen, einen vormaligen Landsmann und Waffenbruder zum Tode zutreiben?«

»Ja wohl, Herr Pastor, mein Gewissen wird unruhig werden.«

»Wenn Sie also die zweitausend Thaler verdienen könnten, ohne den Flüchtling zu verhaften . . .«

»Das Mitleid wird nicht bezahlt, Herr Pastor.«

»Zuweilen.«

»Wer sollte das thun?s

»Jeder Mensch, für den das Mitleid nicht nur eine Tugend, sondern eine Pflicht ist.«

»Vater!« sagte Lieschen erfreut.

»Wenn ich z. B. Ihnen die zweitausend Thaler auszahlte . . .«

»Sie!«

»Ja: ich.«

»Um einem Franzosen, einem Menschen, den Sie hassen, das Leben zu retten?«

»Um ein Menschenleben zu retten.«

»Aber es wäre dann noch die Beförderung übrig.« entgegnete Schlick.

»Die Beförderung ist nicht sicher.«

»Auf Ehre, Herr Pastor, ich würde meinerseits auch ein Opfer bringen, ich würde die Beförderung opfern . . .«

»Und den Flüchtling, den Sie verfolgen, entkommen lassen?«

»Wenn es wirklich Ihr Ernst ist, Herr Pastor,« erwiederte der Brigadier lächelnd, »wenn Sie mir die zweitausend Thaler auszahlten, so würde ich so tief von Bewunderung durchdrungen werden, daß Sie mir nur sagen dürften, wohin ich das Gesicht wenden und wie lange ich die Augenschließen soll.«

»Mein Kind,« sagte der Pastor zu seiner Tochter, »nimm diesen Schlüssel. . . Du weißt wo das Geld ist«

»Vater. . . lieber Vater!« sagte Lieschen und küßte ihm die Hand.

»Ich bitte um einen Augenblick Geduld, Herr Pastor,« sagte Schlick.

»Was, Sie nehmen doch Ihr Wort nicht zurück?« fragte der Greis.

»O mein Gott!« jammerte Lieschen.

»Nein,« sagte Schlick, »ein Wort ist ein Wort, der Vertrag ist gültig . . . Aber ich will Ihnen beweisen, daß ich Ihnen die zweitausend Thaler nicht stehle; hier ist die Verordnung.«

Er legte seinen Carabiner, den er bis dahin in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch, doch so, daß er ihn jeden Augenblick ergreifen konnte, zog ein mit dem Regierungssiegel versehenes Papier aus der Tasche und las:

»Zweitausend Thaler Belohnung werden dem Agenten der bewaffneten Macht zusichert, der den Capitän Richard verhaftet und der Behörde ausliefert.«

»O! jetzt ist Alles verloren!« rief Lieschen in Verzweiflung.

»Der Capitän Richard!« wiederholte der Pastor, der auf einmal todtenblaß wurde. »Der Capitän Richard! . . .dieser Name steht nicht da, nicht wahr?«

»Allerdings,« erwiederte Schlick, »der Name steht hier ganz deutlich geschrieben.«

»Den Capitän Richard,« wiederholte der Pastor und ergriff den Carabiner, den der Brigadier auf den Tisch gelegt hatte, ehe Schlick es hindern konnte. »Dann hat er’s nicht mit Ihnen, sondern mit mir zu thun! . . .«

Er eilte aus die Treppe zu; aber aus der untersten Stufe fand er seine Tochter, die auf den Knieen lag und ihn zurückhielt.

»Vater,« sagte sie aufstehend und ihn anfassend, »denke an deine Tochter Margarethe, die sterbend verziehen hat.«

»Was ist denn das?« fragte Schlick erstaunt.

Eine kurze Pause folgte. Der Pastor ließ den Carabiner den er in der linken Hand hielt, langsam los und mit der rechten reichte er seiner Tochter den Schlüssel.

»Hier, mein Kind,« sagte er, »folge der Stimme deines Herzens und dem Gebote des barmherzigen Gottes.

»Vater . . . guter Vater,« sagte Lieschen erfreut, »Dir soll meine ganze Liebe, mein ganzes Leben gewidmet seyn!«

Der Pastor sank nun fast besinnungslos in einen Armsessel. Der Brigadier Schlick, der sich diesen Auftritt nicht zu erklären wußte, schüttelte verwundert den Kopf.

Unterdessen wurde die Thür des oberen Zimmers, die sich rasch aufgethan, langsam wieder geschlossen.

»Herr Schlick,« sagte der Pastor nach einer Weile und wischte sich den Schweiß, der seinen innern Kampf bekundete, von der Stirn, – »Herr Schlick, Sie werden Ihr Geld sogleich bekommen . . . nur drei Thaler fehlen davon, die ich armen Leuten geschenkt habe. Dieses Almosen hat mir Glück gebracht, da es mir diesen Abend vergönnt ist, einem Mitmenschen das Leben zu retten.«

»Drei Thaler? sagte Schlick; »darauf kommt mir’s nicht an, Herr Pastor, wenn ich etwas Gutes thun kann. . . Aber was soll ich meiner Frau sagen, warum die Summe nicht Vollzählig ist? Wenn ich ein Franzose wäre, würde ich sagen, daß ich die drei Thaler verfressen; ich bin aber ein Deutscher, und am leichtesten wird man mir glauben, wenn ich sage, daß ich sie vertrunken.«

Der Brigadier schloß eben diese Bemerkung, welche seine tiefen Studien über die Eigenthümlichkeiten der beiden Völker bekundete, als Lieschen mit dem Geldsack erschien.

»Hier ist das Geld,« sagte sie, fast athemlos von dem schnellen Laufen.

»Ich danke Ihnen, mein schönes Fräulein,« sagte Schlick; »wenn Sie minder hübsch waren, würde ich mir Vorwürfe machen; aber mit einem Gesicht wie das Ihrige braucht ein Mädchen kein Heirathsgut.«

»Herr Schlick,« sagte der Pastor sehr ernst, »dieses Mal habe ich doch Ihr Wort . . .«

»O! fürchten Sie nichts, Herr Pastor. Aber rathen Sie dem Vetter Neumann, sich so schnell als möglich nach Abensberg zu begeben . . . wenn Sie ihm auch mit Ihrer Tochter nachreisen müssen, um Hochzeit zu machen.«

Mit diesem wohlgemeinten Rath endete diese sonderbare und für den Pastor und seine Tochter peinliche Unterredung. Der Brigadier entfernte sich, um nicht mehr wiederzukommen.

Kaum hatte sich die in den Hof führende Thür geschlossen, so ging die Treppenthür auf und der Capitän Richard erschien.

Aber Lieschen und ihr Vater sahen nur den Fortgehenden. Sobald der Brigadier die Thür hinter sich geschlossen hatte, sank Lieschen ihrem Vater in die Arme.

»O! wie gut, wie großmüthig bist Du, lieber Vater!« sagte sie.

Der Greis drückte seine Tochter ans Herz und sah sie mit wehmüthigem Lächeln an.

»Warte,« sagte er nach einer Weile, »Jetzt muß ich ihn rufen.«

»Aber Du wirst ihm keine Vorwürfe machen, nicht wahr, Vater?«

»Sey nur ruhig, mein Kind,« sagte der Pastor; »wo wäre denn das Verdienstliche meiner Handlung?«

Er stand aus, um den Capitän Richard zu rufen, und bemerkte ihn an der Thür.

Er vermochte sich kaum zu fassen; aber er bezwang doch den Zorn, den der Anblick dieses Mannes in ihm erregte.

»Sie waren da? fragte er.

»Ja,« erwiederte der junge Offizier, »und ich habe Alles gehört . . . ich kann nur wiederholen was Ihre Tochter so eben sagte: Wie gut, wie großmüthig sind Sie . . . Herr Pasior Blum, Sie sind ein edler Mann!«

»Wie! Sie wissen wer ich bin?«

»Das Porträt zwischen den Fenstern . . .«

»Sie haben es erkannt?«

Der Capitän zog ein Medaillon unter seiner Weste hervor.

»Ja,« sagte er, »mit Hilfe dieses Miniaturbildes, das mein Bruder aus dem Gedächtnis gemalt hat, habe ich das Porträt sogleich erkannt. Mein Bruder gab mir dieses Bild vor seinem Tode und trug mir auf, den Pastor Blum und dessen Tochter Margarethe in Baiern aufzusuchen und ihnen anzuzeigen, daß er ihnen nicht zum Ersatz, sondern als Sühne für das Unrecht, das er ihnen gethan, sein ganzes Vermögen vermacht habe.«