Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland

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7.3.3 Friesisch an der Hochschule

Das Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Fachbereich Frisistik

Obwohl es bereits seit dem Wintersemester 1879/80 Lehrveranstaltungen über das Friesische an der Universität Kiel gegeben hat (Walker 2004), erfolgte die institutionelle Verankerung des Friesischen an der Universität erst 1950 mit der Gründung der Nordfriesischen Wörterbuchstelle (Walker 2017b). 1972 wurde das Fach Friesische Philologie gegründet, 1978 wurde eine eigene Professur für Friesisch eingerichtet, die von Bo Sjölin1 besetzt wurde. Die Frisistik war von Anfang an Teil des Nordischen Instituts, das 2006 mit dem Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft zusammengelegt wurde, um das neue Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft (ISFAS) zu bilden. Seit dem Wintersemester 2017/18 heißt das Fach „Fachbereich Frisistik“.2

Das Personal des Fachbereiches besteht aus einem Professor, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin in Vollzeit, einem Stipendiaten, zwei Lehrbeauftragten für Sprachkurse, einer Sekretärin (halbtags) und einer Schreibkraft. Integriert in den Fachbereich ist die Nordfriesische Wörterbuchstelle, zu deren Aufgaben die Dokumentation des Nordfriesischen in Text und Ton sowie die Lexikographie des Nordfriesischen gehören.

Kiel ist die einzige Universität in Deutschland, die im Rahmen eines ZweiFächer-Studienganges einen vollständigen Studiengang BA und MA im Fach Friesisch anbietet. Eine Promotion ist ebenfalls möglich. Außerdem kann Friesisch als Fachergänzung beim Bachelorstudium oder als Ergänzungsfach im Lehramt für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen studiert werden. In erster Linie wird in Kiel der wissenschaftliche Nachwuchs für die Frisistik ausgebildet. Viele Personen, die heute in Nordfriesland in der Sprach- und Kulturarbeit tätig sind, haben Friesisch in Kiel studiert.

An den frisistischen Lehrveranstaltungen nehmen meist zirka 25 bis 30 Studierende teil, von denen etwa 15 das Fach studieren.3 Als Teil des Studiums werden Exkursionen angeboten, die nach Nord- und Westfriesland sowie in das Saterland führen (Walker 2010).

Schwerpunkte in der Forschung sind neben der Lexikographie die Grammatikforschung und neuerdings die Literaturwissenschaft, die die Dialektologie und Sprachsoziologie ersetzt hat. Ferner werden unbekannte friesische Texte herausgegeben und alte Texte orthographisch modernisiert, übersetzt und kommentiert. Der Thesaurus des Nordfriesischen ist eine elektronische Datenbank, in der Glossare, Bibliographien, Grammatiken, literarische und sonstige Texte zur Verfügung stehen (Hoekstra 2019).

Die Kieler Frisistik arbeitet mit dem Frysk Ynstitút der Universität Groningen, Niederlande zusammen, mit der sie eine gemeinsame Reihe Estrikken/Ålstråke herausgibt. Inzwischen sind 110 Bände in der Reihe erschienen.

Unter dem Dach der Nordfriesischen Wörterbuchstelle sind seit 1988 16 Wörterbücher der nordfriesischen Mundarten erschienen (Walker 2015b: 164f.). Zwei weitere befinden sich derzeit in Arbeit.

Das Friesische Seminar der Europa-Universität Flensburg

Traditionell hat die 1946 gegründete Hochschule in Flensburg4 ein ambivalentes Verhältnis zum Friesischen. Der Friesischunterricht fand 1963, 1967–1970 und 1971/72–1988 im Rahmen von Lehraufträgen statt. Erst im Jahre 1988 wurde eine C4-Professur für Friesisch eingerichtet, deren Inhaber, der Frisist Nils Århammar5, gleichzeitig Direktor des Nordfriesischen Instituts in Bredstedt wurde. Als Århammar 1996 in den Ruhestand trat, strich der Rektor der Universität die Professur. Dies führte zu Protesten, die in eine Landtagsdebatte mündeten. Trotz Verweisen auf die Landesverfassung, auf internationale Vereinbarungen, die die Bundesregierung eingegangen war, auf einen Beschluss des Landtages sowie auf die minderheitenpolitische Bedeutung dieser Frage6 ließ sich der Rektor mit Hinweis auf die Hochschulautonomie nicht umstimmen. Es kam schließlich zum „Hochschulkompromiss“, wobei ein bereits tätiger oder noch einzustellender Mitarbeiter des Nordfriesischen Instituts in Bredstedt neben seiner Tätigkeit am Institut auch die Frisistik an der Hochschule vertreten sollte. Als Ausgleich für diese Tätigkeit, die aus sechs Semesterwochenstunden bestand, sollte das Institut jährlich 60.000 DM erhalten. Mit der Wahl des zu entsendenden Mitarbeiters wurde der Vorstand des Vereins Nordfriesisches Institut beauftragt, der sich für den Leiter des Instituts entschied. Dies bedeutete, dass jetzt ein Regionalhistoriker für die Ausbildung der Friesischlehrer zuständig war. Später erhielt dieser eine Honorarprofessur für die „Geschichte und geschichtliche Landeskunde Nordfrieslands“.7 2014 wurde an der Universität eine Professur für „Nordfriesisch, Minderheitenforschung und Minderheitenpädagogik“ ausgeschrieben, die seit August 2016 von dem Linguisten Nils Langer wahrgenommen wird (Nordfriisk Instituut 2016).8

Obwohl die Hochschule für die allgemeine Ausbildung der Friesischlehrer für Grund- und Gemeinschaftsschulen zuständig ist, kann Friesisch nur im Rahmen des Germanistikstudiums studiert werden. Alle Lehramtskandidaten im Fach Germanistik sind, wie auch in Kiel, verpflichtet, im 3. und 4. Semester des Bachelor-Studiums ein Modul Friesisch oder Niederdeutsch zu belegen. Diejenigen, die das Modul Friesisch gewählt haben, können im 5. und 6. Semester Friesisch als Schwerpunkt studieren. Im Anschluss daran haben diese Studierenden die Möglichkeit, eine Zusatzqualifikation für die Tätigkeit als Friesisch-Lehrkraft zu erlangen. Dafür wird ein Zertifikatsstudium auf Masterniveau angeboten, das auch weiteren Interessenten mit entsprechenden Vorkenntnissen sowie aktiven Lehrkräften offensteht.9

Etwa 100 Studierende haben im Wintersemester 2018/19 das Friesischmodul im 3. und 4. Semester und 15 Friesisch als Schwerpunkt im 5. und 6. Semester gewählt. Den Zertifikatskurs haben fünf Studierende belegt.

Das Personal des Friesischen Seminars besteht aus einem Professor, einem Honorarprofessor, zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern mit jeweils einer halben Qualifikationsstelle, einem Stipendiaten sowie drei Lehrbeauftragten (Sprachkurse).

Schwerpunkte der Forschung sind die Sprachenpolitik, Minderheitensprachen und Identität in der Diaspora, Historische Dialektologie und Soziolinguistik, Soziale Medien und der Gebrauch des Nordfriesischen sowie die Sprachengeschichte Schleswig-Holsteins.

Eine Zusammenarbeit zwischen dem Friesischen Seminar der Universität Flensburg und dem Nordfriesischen Institut war durch eine Personalunion gewährleistet, da der Leiter des Nordfriesischen Instituts gleichzeitig Honorarprofessor in Flensburg war (s.o.). Das Nordfriesische Institut ist auch ein „An-Institut“ der Universität Flensburg. Dagegen hat es in den letzten gut 20 Jahren nur eine begrenzte Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Institutionen und dem Fachbereich Frisistik der Universität Kiel gegeben.10 Bei der Bewältigung sprachwissenschaftlicher Probleme, etwa bei der Erstellung von Sprachkursen, hat das Institut allerdings wohl Hilfe von der Kieler Frisistik erhalten.11 Eine gute Zusammenarbeit besteht seit langem zwischen der Frisistik in Kiel, der Ferring Stiftung auf Föhr, dem Quedens Verlag auf Amrum und dem Ruheständler Nils Århammar.

7.3.4 Friesisch in der Volkshochschule

1983 und 1986 hat die Nordfriesische Wörterbuchstelle der Universität Kiel in der Publikation Nordfriesische Sprachpflege Statistiken über die Zahl der im Rahmen der Erwachsenenbildung in Nordfriesland durchgeführten friesischen Sprach- und Heimatkundekurse veröffentlicht. Nach der Einstellung dieser Publikation 1988 übernahm 1997 das Nordfriesische Institut diese Aufgabe.1 Seitdem erscheint einmal im Jahr eine entsprechende Statistik in der Zeitschrift Nordfriesland. Die letzte Statistik bezieht sich auf den Winter 2015/16. Hier haben 105 Personen an elf Kursen teilgenommen.

7.4 Friesisch in der Kirche

Gemäß dem derzeitigen Stand der Forschung fand vermutlich der erste Gottesdienst in friesischer Sprache 1924 in Klanxbüll statt (Steensen 1986: 360).1 Ansonsten war die Amtssprache auch Kirchensprache. In der Folgezeit wurden verschiedentlich die Jahresversammlungen des Nordfriesischen Vereins mit friesischen Gottesdiensten eingeleitet. Seit dem Zweiten Weltkrieg finden friesische Gottesdienste im Rahmen von friesischen Festen, Kongressen u.ä. statt. Unterstützung fanden die örtlichen Pastoren nach 1950 durch einen westfriesischen Geistlichen, der im Rahmen der Wiederaufnahme und Fortsetzung interfriesischer Beziehungen aktiv war (Dahl 2012).

Problematisch ist der Mangel an muttersprachlichen Friesischkenntnissen bei den meisten Pastoren. Ein von der Insel Föhr stammender, aber in Niedersachsen wohnender Pastor hält gelegentlich friesische Gottesdienste ab. 2003 hat er ein Treffen mit allen Pastoren organisiert, die Friesisch im Gottesdienst gebrauchen (können), um Möglichkeiten für Friesisch in der Kirche auszuloten (Dahl 2003).

Teile der Bibel sind in einzelne friesische Mundarten übersetzt worden. Das Neue Testament und die Psalmen wurden zum Beispiel 1870 ins Sylterfriesische übersetzt, aber erst 2008 veröffentlicht (Clemens 2008). Lange Zeit galt, dass nur die Matthäus- und Markusevangelien in der Mooringer Mundart, neben vereinzelten verstreuten Texten, veröffentlicht worden waren. 2006 erschien eine weitere Übersetzung des Neuen Testaments in Sylterfriesischer Sprache (Frank 2006, 2008 und 2010).

 

Der o.g. Pastor von der Insel Föhr brachte ein friesisches Kirchen-Gesangbuch in mehreren Mundarten (Dahl 2000) sowie ein Heft mit fünf Predigten in der Mooringer Mundart heraus (Dahl 1994). Ferner hat er Texte von Gottesdiensten in Föhrer und Amrumer Mundart 1926–2001 (Dahl 2001a), in Sylter Mundart 1995–2001 und in Helgoländer Mundart 1991–2001 zusammengestellt (Dahl 2001b).

7.5 Friesisch in den Medien
7.5.1 Friesisch in Radio und Fernsehen

Das Thema Friesisch in Radio (und Fernsehen) lässt sich bis in das Jahr 1976 zurückverfolgen (Friedrichsen et al. 1999: 18) und hat zu einer Reihe von Publikationen und Kommentaren geführt (z.B. Alcock/O’Brien 1980, Nordfriisk Instituut 1987, Hingst 1990, Riecken 1991 und 1999, Funck 2013, Haug 2013 und Ketels 2013).

Das wichtigste Anliegen der friesischen Volksgruppe ist die Aufnahme regelmäßiger Sendungen in nordfriesischer Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (NDR). Diese Forderung wurde stets seitens des NDR mit Argumenten wie der friesischen Dialektvielfalt und der geringen Sprecherzahl abgewiesen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Rundfunk ein Massenmedium sei, während die friesische Volksgruppe keine Masse darstelle. Ferner dürfte eine friesische Sendung eine „Abschaltfunktion“ haben. Nach langen Diskussionen kam am 4.4.1989 ein bescheidener Durchbruch mit dem Beginn der dreiminütigen Sendung Friisk for enarken (‚Friesisch für jedermann‘), die einmal wöchentlich mittwochs gegen 20.30 in NDR 1 Welle Nord ausgestrahlt wird. Gesendet wird das Programm von Flensburg aus und wird im Regionalbereich Flensburg empfangen (etwa bis zu einer Linie Husum-Schleswig). Ansonsten lässt es sich im Internet abrufen.1 Das ist bis heute (2019) der Stand.

Um den Bedarf an friesischsprachigen Journalisten zu decken, die die Sendung erst ermöglichen, besucht der Fachbereich Frisistik der Universität Kiel regelmäßig das NDR-Studio in Kiel, wo Studierende kostenlos eine Zusatzqualifikation als Rundfunk-Journalist erhalten können. Seit langem sorgt außerdem eine Journalistin aus Flensburg regelmäßig für Beiträge (Haug 2013).

Im Versuche, das Defizit an Radiosendungen auszugleichen, unterstützt der NDR friesische Organisationen bei der Austragung der Veranstaltung Ferteel iinjsen! (‚Erzähl mal!‘) (vgl. Kap. 7.6.5).

Da die friesische Volksgruppe sich mit diesem Zustand nicht zufriedengeben wollte, sind mehrere Privatinitiativen entstanden (Pingel/Steensen 2011, Funck 2013). In den 1990er Jahren entstand unter dem Namen Radio Friislon eine Reihe einstündiger Sendungen im Radio, wo Friesen zum ersten Mal mit dem Offenen Kanal Westküste zusammenarbeiteten. Enttäuscht über das fehlende Interesse seitens des NDR wurden die Sendungen nach zirka zwei Jahren eingestellt.

1999 wurde der ferian for en nuurdfresk radioffnr (‚Verein für ein nordfriesisches Radio‘) in Kiel gegründet, dessen Ziel die Einrichtung eines eigenen friesischen Senders war (Riecken 2010). Unter dem Namen Radio Redbad wurden friesische Sendungen fürs Internet produziert. Der Verein ging einen Schritt weiter und setzte sich für die Produktion von Dokumentarfilmen ein, die anschließend beim Medienbüro Riecken realisiert wurde (vgl. Kap. 7.5.3).

Ein weiteres Projekt des ffnr waren 2001 vier Sendungen unter dem Namen Friiske Perspäktiiwe (‚Friesische Perspektiven‘) im kommerziellen Sender Radio Schleswig-Holstein (RSH).

Das nächste Projekt war Nordfriisk Radio (NFR), das am 1.4.2004 auf Sendung ging. Der Sender befand sich im Versammlungshaus der Foriining for nationale Friiske in Stedesand und arbeitete mit dem modernen Gedanken eines Webradios. Auf Grund technischer Schwierigkeiten und der Überlastung der wenigen Aktiven wurde der Sender nach drei Jahren eingestellt. Die hier gemachten Erfahrungen ebneten aber den Weg für weitere Entwicklungen.

Im März 2009 ging in Leck ein neues Webradio Radio Magic Music auf Sendung, wo von montags bis freitags mehrere Male am Tag friesische Nachrichten unter dem Namen Nais foon diling (‚Neues von heute‘) ausgestrahlt wurden (Funck 2012). Als auch dieser Sender Ende 2010 seine Arbeit einstellen musste, übernahm der neue Sender Friisk Funk den Nachrichtendienst.

2010 löste sich der Verein ffnr auf, als der Friesenrat die Unterstützung der Produktion von Dokumentarfilmen einstellte. Ein weiterer Grund war die Inbetriebnahme des neuen Senders Friisk Funk am 25.9.2010 in den Räumlichkeiten der Ferring Stiftung auf Föhr. Dieser geht montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr im Offenen Kanal sowie im Internet auf Sendung.2 Finanziert wird der Sender durch die Ferring Stiftung, öffentliche Projektmittel und den Offenen Kanal Schleswig-Holstein. Der Sender kann auf den Inseln und zum Teil auf dem Festland sowie übers Internet empfangen werden (Ketels 2013).

Auch nach Einrichtung von Friisk Funk ging die Entwicklung weiter. Im Jahre 2011 entstanden 18 kurze Komödien als Hörspiele unter dem Namen E krouf bai e Wiidou (‚Das Wirtshaus an der Wiedau‘), in denen alle fünf in der Region gesprochenen Sprachen zur Geltung kamen. Diese wurden in Friisk Funk ausgestrahlt und sind inzwischen bei Youtube zu finden (Funck 2013: 186f.).

Auf der Insel Sylt begann 2009 der private Radiosender Syltfunk – Söl’ring Radio friesische Beiträge im Internet, ab dem 31.5.2015 auf UKW zu senden. Nach Anmeldung der Insolvenz wurde der Sender im Februar 2019 vom kommerziellen Sender Antenne Sylt übernommen, der seit 2011 ebenfalls Sendungen in friesischer Sprache ausstrahlt (Nordfriisk Instituut 2011a), inzwischen über UKW, Kabel, Internet und Dab Plus.3

Der jüngste friesische Sender tjabelstünj (‚Klönstunde‘) wird von Studierenden der Universität Kiel im Offenen Kanal betrieben. Seit Februar 2016 sendet er mittwochs und freitags in verschiedenen Mundarten (Böhmer 2018). Viele Aktivisten auf dem Gebiet der Medien sind ehemalige Studierende des Fachbereichs Frisistik der Universität Kiel.

Im Fernsehen ist Friesisch nur sehr selten zu sehen. Gelegentlich werden Filme mit friesischen Beiträgen und deutschen Untertiteln ausgestrahlt. Die vom Medienbüro Riecken produzierten Dokumentarfilme finden im öffentlichen Fernsehen keine Berücksichtigung.

Oft wurde beklagt, dass kein Vertreter der Regional- und Minderheitensprachen in einem Fernsehrat säße. Seit dem 1.6.2016 ist Karin Haug Mitglied im ZDF-Fernsehrat, wo deutlich wird, dass viel Arbeit zu leisten ist. Ein Anfang ist aber gemacht (Haug 2017).

Obwohl sich der NDR bis heute weigert, auf die Forderungen der friesischen Volksgruppe einzugehen, was immer wieder von den Sachverständigenausschüssen des Europarates beanstandet wird, hat eine kleine Gruppe von Enthusiasten mehrfach die Möglichkeiten eines friesischen Senders unter Beweis gestellt. Inzwischen sieht der NDR ein, dass es „besser“ sein könnte (Nordfriisk Instituut 2017a).

7.5.2 Friesisch in Zeitung und Zeitschrift

Es gibt nur ein spärliches Angebot an Friesisch in Zeitungen und in Zeitschriften.

Die im Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag erscheinenden Zeitungen Sylter Rundschau, Insel-Bote, Nordfriesland Tageblatt und Husumer Nachrichten bringen etwa einmal im Monat eine Seite mit friesischen und niederdeutschen Beiträgen. Außerdem erscheinen hier gelegentlich Familienanzeigen wie Hochzeitstags-, Geburtstags- und Todesanzeigen in friesischer und niederdeutscher Sprache. Diese Zeitungen haben eine tägliche Auflage in Höhe von 29.393 Exemplaren. Die Zeitung der dänischen Minderheit Flensborg Avis bringt ebenfalls gelegentlich kleine Artikel auf Friesisch, meist in der wöchentlichen Beilage Kontakt (Auflage ca. 13.000).

An Zeitschriften bringen der Heimatkalender des Nordfriesischen Vereins Zwischen Eider und Wiedau (Auflage 3.000) sowie die Quartal-Zeitschrift Nordfriesland des Nordfriesischen Instituts (Auflage 1.800) regelmäßig Beiträge auf Friesisch. Die auf Helgoland erscheinende Monatszeitschrift Der Helgoländer enthält gelegentlich helgoländische Beiträge.

Verschiedene nordfriesische Vereine bringen ebenfalls eine Zeitschrift heraus: Seit 1989 erscheint zweimal im Jahr Di Mooringer Krädjer (‚Der Mooringer Hahn‘) des Frasche Feriin for e Ååstermååre. Die Mitglieder der Friisk Foriining erhalten dreimal im Jahr das Mitteilungsblatt Friisk Tising (‚Friesische Nachrichten‘). Auf Sylt erscheint der Jahresbericht des Sylter Vereins mit Beiträgen auf Sylterfriesisch. Hier erscheint auch der Sylter Spiegel, ein Informations- und Werbeblatt für die Insel Sylt, ebenfalls mit friesischen Beiträgen. Auch in der Monatszeitschrift Schleswig-Holstein des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes ist gelegentlich ein Artikel auf Friesisch zu finden. Im Zusammenhang mit der lexikographischen Arbeitsgruppe in der Wiedingharde begann 1992 der örtliche Nordfriesische Verein das Heft En krumpen üt e Wiringhiird (‚Ein bisschen aus der Wiedingharde‘) herauszubringen. Auf Grund des Ablebens der meisten Mitglieder der Arbeitsgruppe ist das Heft inzwischen eingestellt worden.

2002 wurde auf Initiative von drei Frisisten die friesische Literaturzeitschrift Noost (‚steinerner Tränktrog‘) ins Leben gerufen. 2005 wurde sie wieder eingestellt. Insgesamt sind sechs Hefte erschienen.

Im vom Nordfriesischen Institut herausgegebenen Nordfriesischen Jahrbuch (Auflage 700) erscheint eine Bibliographie der im abgelaufenen Jahr in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen nordfriesischen Texte.

7.5.3 Friesisch im Film

Der vermutlich erste Film auf Friesisch Klaar Kiming ist 1991 in Dänemark erschienen. Auf Grund des Bedarfs an weiteren Dokumentarfilmen über das Friesische entstand das Medienbüro Riecken, das sich ab 2002 auf friesische Filme spezialisierte. Auftraggeber waren der nordfriesische Radio-Verein ferian för en nuurdfresk radio – ffnr sowie verschiedene friesische Vereine. 21 friesische Dokumentarfilme, zwei friesisch-plattdeutsche Dokumentarfilme, drei friesische Kinderfilme und neun friesische Kurzbeiträge wurden produziert. Veröffentlicht wurden die Filme u.a. durch Aufführungen in Kinos und in Versammlungen. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wurden sie nie gesendet. Ende 2015 hat das Medienbüro seine Arbeit eingestellt.1 Eine Fortführung der filmischen Arbeit für das Friesische in Nordfriesland ist nicht in Sicht.

Die von Föhr gebürtige Journalistin Elin Hinrichsen hat ebenfalls vier Dokumentarfilme gedreht, in denen das Friesische eine Rolle spielt (Riecken 2018b).

Seit 2006 zeichnet sich die Friisk Foriining für das „European Minority Film Festival“ zuständig, das alle zwei Jahre im Kino Center Husum stattfindet und Filme in unterschiedlichen Minderheitensprachen zeigt. Das siebte Festival fand 2018 statt (Nordfriisk Instituut 2018d).