Der Televisionär

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Künstlerisch stellte sich bei diesem Gespräch heraus, dass Wolfgang Menge beim WDR der richtige Mann zur richtigen Zeit war. Denn seine Interessen deckten sich mit denen der Fernsehspielredaktion:

»Es war eine Pionierzeit, und wir sahen auf der anderen Seite das Kino, das zu dieser Zeit in Deutschland gerade auf seinem Tiefpunkt angelangt war. Damit wollten wir nichts zu tun haben. Wir wollten etwas ganz Anderes machen mit diesem neuen Medium, und dafür war Menge der ideale Autor. Das war wie ein Geschenk, dass wir plötzlich jemanden gefunden hatten, der das selber auch so sah und wollte und der das dann auch in Geschichten und Drehbücher umsetzen konnte.«48

Wolfgang Menge schätzte die Begegnung im Rückblick nicht anders ein:

»Beim WDR waren Günter Rohrbach, Peter Märthesheimer, Gunther Witte. Das waren Leute, die mich bestärkt haben. [...] Wir waren einfach ein fabelhaftes Team, [...] das war unglaublich anregend und intelligent. [...] Da konnte ich ganz anders arbeiten als beim Film. Und mehr Zuschauer hatten wir auch.«49


Zur Passgenauigkeit der Partner trug wesentlich bei, dass Wolfgang Menge zu diesem Zeitpunkt einen neuen thematischen Schwerpunkt entwickelte. Seit Ende der fünfziger Jahre hatte das Thema Verbrechen seine Arbeiten für Film und Fernsehen bestimmt. Komplementär dazu fokussierte er sich nun auf Fragen der Politik, heruntergebrochen auf die Konsequenzen, die aus ihr für das Leben Einzelner entstehen. Die Reflexion auf den Zusammenhang beider Bereiche stand – mit historischer Zwangsläufigkeit – immer wieder neu im Zentrum der bundesdeutschen Nachkriegs-Diskurse; nicht nur, wenn es direkt um die nationalsozialistischen Verbrechen ging. Um die Zeit, in der Wolfgang Menge für die Fernsehspielredaktion des WDR zu arbeiten begann, veröffentlichte Hans Magnus Enzensberger eine vielbeachtete Essay-Sammlung. Unter dem sprechenden Titel Politik und Verbrechen50 untersuchte er gerade nicht die jüngere deutsche Vergangenheit, sondern so diverse historische Ereignisse wie den russischen Anarchismus und die Ermordung der Zarenfamilie durch die Bolschewiken, den Aufstieg Al Capones in Chicago und den der Camorra in Süditalien, die Diktatur Rafael Trujillos in der Dominikanischen Republik und die einzige Hinrichtung eines amerikanischen Deserteurs während des Zweiten Weltkriegs. Gemeinsam sei diesen Essays, lobte Jürgen Habermas in einer Rezension des Bandes, die gelungene Darstellung »der Symmetrie legaler und illegaler Handlungen, der Inversion von Verbrechen und bürgerlich reputierlichem Erfolg«.51

Ob Wolfgang Menge diese Aufsätze gelesen hat oder auch nur die Habermas’sche Rezension, ist unbekannt. Die Behauptung einer Inversion von Verbrechen und bürgerlicher Existenz sollte jedoch ein zentrales Thema seiner frühen Fernsehspiele werden. Die noch recht konventionelle Handlung von Verhör am Nachmittag52, Menges erstem Drehbuch für den WDR, kreist um den scheinbar ›natürlichen‹ Todesfall eines älteren Herrn, der sich plötzlich als Mord entpuppt. Mit dem Produzenten Wilhelm Semmelroth, der zuvor für den Halstuch-Krimi-Sechsteiler53 verantwortlich gewesen war, den erfolgreichsten ›Straßenfeger‹ der bundesdeutschen Fernsehgeschichte, und dem Stahlnetz-Drehbuchautor Wolfgang Menge brachte die WDR-Pro­duktion zwei erfolgsgewohnte Routiniers des kriminalistischen Fernsehspiels zusammen. [Abb. 9] Das Resultat bot denn auch Qualitäts-Konfektion: einen gekonnten Handlungs- und Inszenierungs-Mix aller zeitüblichen Zutaten, der dem Publikum einmal mehr die Brüchigkeit der bürgerlichen Ordnung vor Augen führte.54


Bereits bei der zweiten Kollaboration von Menge, Rohrbach und Witte ging es jedoch um mehr, um einen höchst aktuellen Zusammenhang von Politik und Verbrechen: den Fall des ehemaligen DDR-Grenzsoldaten Fritz Hanke, dem 1963 in Stuttgart der Prozess für die Schüsse gemacht wurde, die er vor seiner eigenen Flucht auf einen anderen ›Republikflüchtling‹ abgefeuert hatte:

»Wochenlang rang im Sommer 1962 Peter Reisch, 19, mit dem Tod, ehe er in einem Krankenhaus an den Folgen seiner Schußverletzung starb. [...] Stabsgefreiter Fritz Hanke, zur Tatzeit 21, der Todesschütze, floh ein halbes Jahr später selbst in die Bundesrepublik. Das Schwurgericht Stuttgart verurteilte ihn im Oktober 1963 zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis wegen versuchten Totschlags – daß Reisch gestorben war, wußten die West-Richter damals noch nicht.« 55

Mit den problematischen, bisweilen recht komischen Beziehungen zwischen West- und Ostdeutschen hatte Menge sich bereits kurz zuvor in dem Theaterstück Der Engel aus Quedlinburg und einem darauf basierenden Fernsehspiel für den Hessischen Rundfunk beschäftigt: Eines schönen Tages56 erzählt die Geschichte eines unfreiwilligen Ost-West-Kontakts, zu dem es nach einem Auffahrunfall auf der Transitstrecke zwischen ostdeutschen Anwohnern und Reisenden aus dem Westen kommt.57 Das ernstere und kompliziertere Thema einer bundesrepublikanischen ›Verurteilung‹ von Taten, die in der DDR geschehen waren und mit der dortigen Rechtslage konform gingen – Hanke war »für seine Tat mit einer ›Grenzdienstmedaille‹ und einer 200-Mark-Prämie belohnt« worden58 –, schlug dann Gunther Witte vor. Der WDR-Redakteur war selbst erst 1961, nur zwei Wochen vor dem Mauerbau, aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen. Menge lieferte freilich nicht, worauf die Redaktion gehofft hatte:

»Der WDR, der damals mich damit beauftragt hat, hat natürlich gedacht, er kriegt einen Krimi. Der Junge hat Stahlnetz gemacht, das ist ein schöner Krimistoff [...] Ich habe aber einen ganz anderen Film gemacht [...], einen Juristenfilm: Ob wir in der Bundesrepublik überhaupt jemanden verurteilen dürfen, der nach den Gesetzen der DDR etwas Erlaubtes gemacht hat. [...] Im Gegenteil, der hatte ja gemacht, was die ihm gesagt hatten – das war mein Thema. [...] Ich habe gesagt, unsere Grenzsoldaten haben auch den Befehl, auf Flüchtende zu schießen. Gut, nun flüchtete keiner ...«59


Inhaltlich stellte Wolfgang Menges Drehbuch zu Begründung eines Urteils60, wie Ingrid Wesseln schreibt, »pars pro toto die deutsche Teilung vor Gericht«61. Formal mischte es auf eine für die damalige Zeit ungewöhnliche und durchaus irritierende Weise dokumentarische Aufnahmen mit Spiel­szenen. Dementsprechend erregte es Aufsehen und wurde mit dem Jakob-Kaiser-Preis ausgezeichnet.62 Gleichzeitig wies es auf spätere und spektakulärere Bearbeitungen des Ost-West-Themas voraus, die ebenfalls aus der Kooperation von Menge und Witte entstanden.

»Eigentlich war es so, dass ich von ihm ungeheuer eingeschüchtert war: Er so ein Weltmann und ich aus der DDR! Aber ich habe gemerkt, dass man das bei ihm gar nicht sein musste. [...] Die Ebene, auf der wir uns verstanden haben, hatte auch mit dieser Ost/West-Geschichte zu tun. Und dann habe ich mit ihm Die Dubrow-Krise gemacht und ja auch Grüss Gott, ich komm von drüben.63

Auch die nächsten beiden Drehbücher Menges für das WDR-Fernsehspiel beschäftigten sich mit spezifisch bundesdeutschen Varianten des engen Zusammenhangs von Politik und Verbrechen. In Der Mitbürger64 – der Titel spielte deutlich auf die gängige Nachkriegsphrase von den ›jüdischen Mitbürgern‹ an – ermittelt ein gerade erst in den kleinen Kurort versetzter Polizeibeamter den Tod einer jungen Frau, die nach einer illegalen Abtreibung gestorben ist.65 In Verdacht gerät ein prominenter jüdischer Arzt, dessen Vater unter der NS-Herrschaft einst aus dem Kurort vertrieben wurde und der jetzt aus dem schwedischen Exil zurückgekehrt ist. Aus Angst, als Antisemiten angesehen zu werden – der Vorwurf des rituellen Kindermords ist ein altes Motiv der Judenfeindlichkeit –, behindern die Honoratioren des Kurorts die Ermittlungen des Polizeibeamten, der im Übrigen als Neuankömmling selbst Außenseiter ist. Im Gewand eines Kriminalfalls demonstriert Menges Drehbuch dabei aufklärerisch, dass »gerade die vermeintliche Parteinahme des städtischen Establishments für den jüdischen Arzt [...] ein Kennzeichen des Antisemitismus« ist.66

Nachdem der ermittelnde Beamte, weil er eben gerade keine Unterschiede zwischen jüdischen und nicht-jüdischen ›Mitbürgern‹ machen will, den Arzt doch verhaftet, stellt sich freilich dessen Unschuld heraus – und dass die Tote auf Drängen ihrer Eltern und mit deren Hilfe abgetrieben hat, weil es sich bei dem Kindsvater um einen von den Eltern verachteten italienischen ›Gastarbeiter‹ handelte. Einmal mehr »erweist sich die vielfältig und immer wieder mit Nachdruck inszenierte Behauptung, Xenophobie überwunden zu haben, gerade als Ausdruck von deren Fortdauern.«67

Dieser als Kriminalfall inszenierten Darstellung eines Rassismus, der in der vermeintlich aufgeklärten bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft mehr oder weniger subkutan fortdauerte, ließen Wolfgang Menge und die Fernsehspielredaktion des WDR ein weiteres Fernsehspiel folgen, das Fragen und Lehren aus der nationalsozialistischen Vergangenheit evozierte, ohne direkt von ihr zu handeln. Fragestunde68 thematisierte die Zerstörung einer Demokratie durch eine gewaltsame Machtübernahme und schilderte das ebenso feige wie skandalöse Verhalten der bundesdeutschen Politik gegenüber einem solchen Fall. Den historischen Anlass bot 1967 der Putsch der griechischen Obristen. Nicht um Griechenland, das in Menges Drehbuch Attika heißt, ging es allerdings, sondern um Deutschland. Nicht um die Geschehnisse in Athen beziehungsweise in Attikas fiktiver Hauptstadt Argos, sondern um die politischen Mechanismen in der westdeutschen Hauptstadt Bonn.

 

Fragestunde, die erste Kooperation von Wolfgang Menge mit dem Re­gisseur Tom Toelle, markierte zugleich auch den Beginn seiner Infragestellung der tradierten Form des – ob kriminalistischen oder politischen – Fernsehspiels als Mittel authentischer Darstellung und Aufklärung. Nicht zuletzt über eine semi-dokumentarische Kameraführung, die im Stil des zeitgenössischen Direct Cinema dem Hauptprotagonisten beständig über die Schultern sieht, werden die sozialen Mechanismen politischer Anpassung in der Bonner Demokratie erfasst. Die Handlung beginnt mit der Landung des Bundestagsabgeordneten Hirthe auf dem Flughafen Köln-Bonn. Freilich braucht es Zeit, bis der Zuschauer das realisiert, denn es gibt keinen üblichen establishing shot, keine Totale, die den Ort der Handlung zeigen würde. Die Kamera bleibt dicht an Hirthes Gesicht und folgt ihm so beim Ausstieg aus dem Flugzeug und auf seinem Weg durch den Flughafen, bis Hirthe schließlich in den Bus nach Bonn steigt und der Vorspann nun über einer Totale auf Flughafen und Bus einsetzt. [Abb. 11]

Gleich die nächste Sequenz, eine der wohl elegantesten, die das deutsche Fernsehspiel jener Jahre produzierte, entwickelt dann ein zentrales Motiv der Fragestunde: die dominierende Rolle der Medien und vor allem des Fernsehens selbst in der öffentlichen Kommunikation und insbesondere für die Prozesse der politischen Entscheidungsfindung und Herrschaft in der Bonner Republik. Aus dem Ambiente eines bekannten Polit-Magazins – Report Baden-Baden, moderiert von dem zeitgenössisch prominenten Journalisten Günter Gaus69 – fährt die Kamera hinter die Kulissen, an den Kameras vorbei, in deren Suchern sich die Studioszene verdoppelt, und über die Galerie von Bildschirmen und Übertragungsbildern in der Schaltzentrale des Senders. Von dort gelangen wir – die Kamera –, vermittelt über einen weiteren Blick auf den Sucher einer TV-Kamera, in ein anderes Studio. In ihm wird der Bundestagsabgeordnete Hirthe interviewt: Als Urlauber hat er die Brutalitäten des Militärputsches in Argos persönlich erlebt. Während die Kamera seinen Gesprächspartner zeigt, sehen wir über dessen Schultern von Hirthe lediglich sein Bildschirmdoppel. Die fortlaufende Tonspur versetzt uns dann in die Wohnung des Abgeordneten. Gerade tritt er aus dem Bad und vor den Fernseher, um nun – da die Reihe medialer Spiegelungen den Helden selbst erfasst hat – den eigenen TV-Auftritt zu verfolgen. [Abb. 12]

Eingangs wird so zugleich der Semi-Dokumentarismus der Handlung, ihre Faktennähe, wie auch ihre Vermittlung in einem Fernsehformat etabliert, der Umstand also ihrer medialen Gebrochenheit. Der große Rest des Fernsehspiels entfaltet sich danach in Szenen eines vermeintlich uninszenierten Alltags, eingefangen von einer den Helden begleitenden Kamera, wie sie erst zwei Jahrzehnte später im Reality-TV üblich werden sollten.70 Diese noch vergleichsweise vorsichtige Infragestellung der im Fernsehspiel der sechziger Jahre etablierten und teils vom Theater, teils vom Film stammenden Erzählformen sollte Wolfgang Menge in den nächsten Arbeiten für den WDR radikal dekonstruieren – indem er auf neue, spezifisch televisionäre Formate rekurrierte.

Formal lassen sich allenfalls noch zwei weitere Fernsehfilme als Fortsetzung dessen betrachten, was die Arbeiten der fünfziger und sechziger Jahre bestimmt hatte: Der Mann von gestern über die Konsequenzen des wachsenden Einflusses der politischen Parteien auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Korruption eines Ministerpräsidenten im Kontext der Atom-Industrie71 sowie Kennwort Möwe über eine Flugzeugentführung und das Versagen der politischen Führung.72 Von diesen Ausnahmen abgesehen aber sollten Wolfgang Menge in den siebziger und achtziger Jahren andere televisionäre Formen beschäftigen – und ihn in der Konsequenz zum erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Fernsehautor aufsteigen lassen.

1 In Deutschland gab es zwar schon frühere Fernübertragungen von laufenden Bildern, bis 1934 blieben sie jedoch ohne Ton.

2 Vgl. Chandler, Alfred Dupont/Hikino, Takashi/Von Nordenflycht, Andrew: In­vent­ing the Electronic Century: The Epic Story of the Consumer Electronics and Computer Industries, New York: Free Press 2001, S. 27.

3 Abgesehen von dem Rekurs auf das ältere Medium Film, d.h. das Abfilmen des TV-Schirms mittels Filmkameras. Der erste Videotape-Rekorder kam 1956 auf den Markt. In seinem ersten Jahrzehnt war das Fernsehen daher ein reines Live-Medium. In Echtzeit übertragen wurden nicht nur Sportereignisse oder Nachrich­tensendungen, sondern ebenso Seifenopern und Werbeeinblendungen. Von der Ausstrahlung von Zelluloidkonserven abgesehen, konnte die Te­levision einzig zeigen, was gerade irgendwo tatsächlich vor einer Kamera geschah.

4 Feedback konnte allerdings über andere ›remedial‹ Medien gegeben werden, etwa den Brief und vor allem das Telefon.

5 N. N.: »Mehr als 3,4 Fernseh- und fast 16 Millionen Hörfunkteilnehmer«, in: Chronik der ARD o. J., http://web.ard.de/ard-chronik/index/6116?year=1960&month=1

6 Zu den ersten nationalen TV-Ereignissen in der Bundesrepublik Deutschland gehörten die Live-Übertragung der Londoner Feierlichkeiten anlässlich der Krönung von Elizabeth II im Sommer 1953 und der Fußballweltmeisterschaft in Bern im Sommer 1954.

7 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

8 Der Polizeibericht meldet ... (D-NDR 1953-1958, R: Jürgen Roland, 27 Folgen): »Der Regisseur Jürgen Roland und der Kriminaldirektor Carl Breuer saßen gemeinsam im Studio und stellten sowohl gelöste als auch ungelöste Verbrechen vor. Die Sendung sollte einerseits zur Prävention dienen, setzte andererseits bei Großfahndungen aber auch auf die Mithilfe der Zuschauer.« (http://www.fernsehserien.de/der-polizeibericht-meldet)

9 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

10 Zitiert nach Die besten Ersten: Wolfgang Menge (WDR 1994, R: Monika Winhuisen).

11 Stahlnetz (D-NDR 1958-1968, R: Jürgen Roland, 22 Folgen).

12 Die Folgen wurden allerdings in unregelmäßigen Abständen ausgestrahlt und waren auch von unterschiedlicher Länge. Insofern entsprach Stahlnetz nicht dem heutigen Verständnis von einer Serie.

13 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

14 Dragnet (USA 1951-1959, O: Jack Webb); weitere Staffeln 1967-1970, 1989-1991 und 2003-2004.

15 Hartmann, Christiane: Von »Stahlnetz« zu »Tatort«: 50 Jahre deutscher Fernsehkrimi, Marburg: Tectum-Verl. 2003, S. 11. Zu dieser Analyse fügt sich das Ende der Serie, dessen Ursachen Hartmann nicht in Erfahrung bringen konnte (vgl. ebd., S. 13, Anm. 8), die aber Der Spiegel 1968 meldete: »In einem Brief an Jürgen Roland kündigte Menge seine Mitarbeit ›an der polizeifreundlichen Sendereihe‹ auf, wg. des Verhaltens der uniformierten Staatsmacht bei Studentendemonstrationen: ›Sendungen, die wir vorhatten, würden in dieser Situation ein politisches Gewicht erhalten, das genau jener Seite nützen würde, die sich als widerwärtig und abscheulich erwiesen hat [...] Vielleicht besinnt sich unsere Regierung – die hat, zumindest in Berlin, die meiste Schuld – und bietet uns eines Tages wieder eine Polizei an, für die man sich nicht zu schämen braucht.‹« (N. N.: »Personalien: Wolfgang Menge«, in: Der Spiegel, 29. April 1968, S. 198.)

16 Zitiert nach C. Hartmann: Von »Stahlnetz« zu »Tatort«, S. 23.

17 Dieses Verfahren weist auf Menges spätere faktionale Werke voraus. Vgl. u. S. 110ff.

18 N. N. : »Lustlose Lust«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. November 1962.

19 Vgl. Jürgen Roland: »Diese coole Art, Geschichte semi-dokumentarisch zu erzählen... Was ja damals – man muss das aus der Zeit heraus verstehen –, damals war das eine Sensation.« Zitiert nach Die besten Ersten: Wolfgang Menge (WDR 1994, R: Monika Winhuisen).

20 ARD-Jahrbuch 2000. Deutsches Rundfunkarchiv. Frankfurt am Main 2000. S. 258. Zitiert nach: C. Hartmann: Von »Stahlnetz« zu »Tatort«, S. 8.

21 Zu dem doppelten Grund vgl. S. 64 und. S. 74, Anm. 15.

22 Vgl. u. S. 81ff.

23 Kressin und der tote Mann im Fleet (D-WDR 1971, R: Peter Beauvais).

24 Zu den Details vgl. in diesem Band Witte, Gunther: »›Menge war ein Visionär‹. Gespräch mit Lisa Gotto und Wolfgang Hagen«, in diesem Band S. 540-549, hier S. 545ff., insbesondere S. 549, Anm. 1.

25 K. Kastan: »Wolfgang Menge im Gespräch«.

26 Stuttgarter Blüten (D-SDR 1973, R: Theo Mezger); Gefährliche Wanzen (D-SDR 1974, R: Theo Mezger).

27 W. Menge: Bremen, 25. Juni 1987.

28 Vgl. u. S. S. 97ff.

29 Vgl. u. S. 147ff.

30 Vgl. u. S. 139ff.

31 Vier gegen die Bank (D-WDR 1976, R: Wolfgang Petersen). 2015 drehte Wolfgang Petersen ein Remake, das Ende 2016 in die Kinos kommen soll: Vier gegen die Bank (D 2016, R: Wolfgang Petersen).

32 Maloney, Ralph: The Nixon Recession Caper, New York: Norton 1972. Auf Deutsch als Gentlemen in roten Zahlen erschienen (Rowohl: Reinbek bei Hamburg 1974).

33 N. N.: »Werkschau Wolfgang Menge«, S. 59.

34 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

35 Ebd.

36 G. Gaus: »›Hauptsache, ich bin nicht zu Hause‹«, S. 672.

37 Wolfgang Menge erzählte häufig, Klaus Kammer habe sich vor der Premiere des Stückes das Leben genommen. Vgl. z. B. ebd. oder auch B. Naumann, »Wolfgang Menge - in seinen Büchern«, S. 219. Klaus Kammer starb jedoch – unter nicht ganz geklärten Umständen – erst am 9. Mai 1964. Ebenso falsch lag Menge in dem Gaus-Interview mit seiner Erinnerung des Selbstmords der Hauptdarstellerin der TV-Fassung: Angeli Granget nahm sich 1971 das Leben, also sieben Jahre später.

38 Menge, Wolfgang: »Zum Thema«, in: Programmheft Städtische Bühnen Nürnberg Fürth 1962, S. 3.

39 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

40 Karsch, Walther: »Schon wieder Bonjour tristesse«, in: Der Tagesspiegel, 8. November 1962.

41 Stolze, Eva: »Liebe - nur ein Zeitvertreib«, in: BZ, 8. November 1962.

42 N. N.: »Lustlose Lust«.

43 Luft, Friedrich: »Die Stimme der Kritik«, in diesem Band S. 498-503, hier S. 501f.

 

44 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

45 Zeitvertreib (D-SDR 1964, R: Rainer Wolffhardt). Wolffhardt, einst Schauspieler und Regieassistent bei Fritz Kortner und Bertolt Brecht, sollte auch zwei Jahre später bei Menges nächstem SDR-Fernsehspiel Der Mitbürger (D-SDR 1966) wieder Regie führen.

46 Rohrbach, Günter: »›Wolfgang Menge war mein erster Autor‹«, in diesem Band S. 514-523, hier S. 515.

47 Rohrbach, Günter: »›Ein bißchen Berlin und ganz viel Übersee‹«, in: Eine Menge Zeitung: Wolfgang Menge zum 75. Geburtstag, 10. April 1999, S. 10.

48 G. Rohrbach: »›Wolfgang Menge war mein erster Autor‹«, S. 518.

49 W. Menge: Berlin, 20. Februar 2009.

50 Enzensberger, Hans Magnus: Politik und Verbrechen: neun Beiträge, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1964.

51 Zitiert nach dem Klappentext der Taschenbuchausgabe: Enzensberger, Hans Magnus: Politik und Verbrechen: neun Beiträge, Suhrkamp-Taschenbuch, Frankfurt: Suhrkamp 1978.

52 Verhör am Nachmittag (D-WDR 1965, R: Walter Davy).

53 Das Halstuch (D-WDR 1962, R: Hans Quest, sechs Teile).

54 Vgl. »Zuerst hat Herr Menge bei uns im WDR einen ganz konventionellen Krimi gemacht.« (G. Witte, »›Menge war ein Visionär‹«, S. 542.)

55 N. N.: »Taktisch klug und richtig. Die Todesgrenze der Deutschen (II): Protokolle über Schießbefehl und Republikflucht«, in: Der Spiegel, 1. Juli 1991, S. 52-71, hier S. 71, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13490554.html

56 Eines schönen Tages (D-HR 1964, R: Dieter Munck).

57 Vgl. die Darstellung bei Wesseln, Ingrid: »Zwischen prophetischer Weitsicht und kritischer Stellungnahme: Die Ost-West-Fernsehspiele Wolfgang Menges«, in: Peulings, Birgit/Jacobs-Peulings, Rainer Maria (Hg.), Das Ende der Euphorie: Das deutsche Fernsehspiel nach der Einigung, Münster: Lit 1997, S. 151-168, hier S. 152ff.

58 Strothmann, Dietrich: »Der Tod am Stacheldraht«, in: Die Zeit, 13. September 1963, http://www.zeit.de/1963/37/der-tod-am-stacheldraht/komplettansicht.

59 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.

60 Begründung eines Urteils (D-WDR 1966, R: Eberhard Itzenplitz).

61 I. Wesseln: »Zwischen prophetischer Weitsicht und kritischer Stellungnahme«, S. 154.

62 Der nach dem Widerstandskämpfer Jakob Kaiser und späteren CDU-Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen benannte Preis war mit 10 000 D-Mark dotiert und wurde von 1960 bis 1991 verliehen.

63 G. Witte: »›Menge war ein Visionär‹«, S. 542.

64 Der Mitbürger (D-SDR 1966, R: Rainer Wolffhardt). Zum Inhalt vgl. http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspiele/1966-dermitbuerger.htm

65 Der Paragraph 218, der seit 1871 Abtreibungen grundsätzlich unter Strafe stellte, wurde erst Mitte der 1970er Jahre reformiert.

66 Dux, Ana Lina: »Der Fernsehfilm Der Mitbürger (1966): Massenpsychologische Deutung zu Xenophobie und Antisemitismus«, in: Helmes, Günter (Hg.), ›Schicht um Schicht behutsam freilegen‹: Die Regiearbeiten von Rainer Wolffhardt, Hamburg: Igel Verlag Literatur und Wissenschaft 2012, S. 55-70, hier S. 66. Vgl. auch: »Das Aufklären (des Falles) wird somit zum Mittel gegen xenophobe und antisemitische Vorurteile und zum gezielten Handlungsversuch gegen die Mechanismen der Verdrängung im Nachkriegsdeutschland der 1960er Jahre.« (Ebd., S. 69.)

67 Ebd., S. 59.

68 Fragestunde (D-WDR 1969, R: Tom Toelle).

69 Report Baden-Baden wurde von 1996-1998 ausgestrahlt. Seitdem wird es als Report Mainz weitergeführt. Günter Gaus moderierte das Magazin 1966-67.

70 Vgl. Wick, Klaudia: »Kollektive Zivilisationsängste. Wolfgang Menges Reality-Fernsehen«, in diesem Band S. 313-330.

71 Der Mann von gestern (D-WDR 1980, R: Tom Toelle).

72 Kennwort Möwe (D-WDR 1986, R: Tom Toelle). »Im Grunde habe ich einen Film machen wollen über dieses ungeheure Chaos bei der Schleyer-Entführung und die Kessheit, mit der unsere Politiker [...], mit welcher Unverfrorenheit und Arroganz die sich in alles einmischen, was sie nichts angeht. [...]. Daran geht unser ganzes Land kaputt. Die tun so, als ob ihnen alles gehören würde.« W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.