Der Bayernhafen

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Inhaltsverzeichnis

Das Fotoalbum der „Hafenfamilie“

Kranfahrer behalten den Überblick

Hoffnungsanker vom Regensburger Hafen

Hafenbecken offenbarten ihre Geheimnisse

Der Hafen – Dreh- und Angelpunkt

Der Regensburger Hafen boomt

Impressum

Das Fotoalbum der „Hafenfamilie“
Schaut man sich historische Bilder vom Regensburger Hafen an, kommt man ins Staunen. In knapp 100 Jahren ist hier eine eigene Hafenwelt entstanden.


Hafenarbeiter verladen Lloyds, die sogenannten Leukoplastbomben. Die Fahrzeuge waren in den 50er Jahren heiß begehrt. Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg

Von Erika Neufeld, MZ

Regensburg. Das Foto ist älter als 60 Jahre, etwas unscharf, knittrig und in schwarz-brauner Farbe. Doch ein Regensburger Urgestein erkennt sofort, wo es aufgenommen wurde: Am Regensburger Hafen. Der Fotograf hatte genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Auslöser gedrückt. Der Moment, den er festhalten konnte, macht bis heute Freude. Allen voran den Mitarbeitern am Hafen. „Männer verladen hier Lloyds, die Leukoplastbomben der 50er Jahre“, erklärt Peter Stroinski, der örtliche Eisenbahnbetriebsleiter. „Damals hat man dafür noch einen Kran eingesetzt, heute kommen dafür die RoRo-Anlagen zum Einsatz.“

Peter Stroinski kennt das historische Bildmaterial gut. Fast alle der Fotos kann er zeitlich einordnen. Zu manchen kann er auch ein wenig mehr erzählen. „Dieses Bild wurde bei der offiziellen Einweihungsfeier des Hafens gemacht“, sagt Stroinski und deutet auf ein Foto von 1910. „Ganz vorn steht der Prinzregent Luitpold, vermutlich mit seiner Gattin.“ Die weiteren Gäste seien Vertreter der Stadt Regensburg, des Bayerischen Ministeriums und der Staatsbahn gewesen, sagt der Betriebsleiter vom Hafen. Er meint erkennen zu können, dass die Gäste am Westhafen für den Fotografen posierten, hier könnten auch die Feierlichkeiten statt gefunden haben – auf dem Schiff Hebe.

Das faszinierendste Bild ist für Peter Stroinski das, das den Regensburger Hafen völlig zerbombt in den 30er Jahren zeigt. „Das Hafenareal war ein hochwillkommenes Ziel für die Gegner“, sagt er. „Es war ein Loch neben dem anderen.“ Die Entwicklungen in den darauffolgenden Jahren sind umso erstaunlicher – und werden beim Sichten des Fotomaterials sichtbar. Wo früher fast nur Feld und Wiesen waren, ist heute eine ganz eigene Hafenwelt entstanden.


Der Westhafen in den 80er Jahren Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg


Aufschwung in den 50er Jahren Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg


1905: Die Arbeiten beginnen. Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg


Der Hafen wird 1910 eingeweiht. Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg


Das Hafengebiet war ein willkommenes Ziel für gegnerische Bomber. Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg


Der Hafen heute – mit Blick in Richtung Regensburg. Fotos: Archiv/ Bayernhafen Regensburg


Christian Stein genießt die Aussicht auf das Hafenareal von seinem Lieblingskran aus. Fotos: Neufeld

Kranfahrer behalten den Überblick
Seit acht Jahren fährt Christian Stein schon die Kräne im Regensburger Hafen. Was ihn freut? Wenn ihm Radler und Kinder bei der Arbeit zuschauen.

Von Erika Neufeld, MZ

Regensburg. Hochkonzentriert sitzt Christian Stein in der Führerkabine seines mobilen Kranes. Mit den Schalthebeln lässt er die schweren Schmetterlingsgreifer langsam zum Güterschiff herunter gleiten, bis sie den grobkörnigen Sand berühren. Dann öffnen, füllen und schließen sie sich wieder. Vorsichtig fährt Stein die Greifer wieder hoch – so hoch, dass sie über den Lastwagen schweben, der darauf wartet, befüllt zu werden. Schwer fällt der Sand auf die Ladefläche. Es staubt zu allen Seiten.

Für Christian Stein ist es die letzte Aktion für heute. Der Laderaum dieses Lastwagens ist voll. Kranführer und Lkw-Fahrer geben einander ein Handzeichen. Während der Lastwagen langsam den Westhafen verlässt, sichert Stein den Kran. Er stellt den Motor ab und klettert heraus. Doch bevor er die Leiter herunter geht – wo seine Ablöse schon wartet – genießt er einen kurzen Augenblick von der Plattform neben dem Führerhaus die Aussicht. Warm scheint ihm die Sonne ins Gesicht. Stein blinzelt in den blauen Himmel. Er sieht zufrieden aus.

Schnell klettert der 28-jährige Kranführer die steile Leiter herunter und überspringt dabei gut gelaunt die letzten Sprossen. Unten holt er eine Zigarette aus seiner Hosentasche, steckt sie an und zieht genüsslich an ihr.

„Heute bin ich g’scheit müde“, sagt Christian Stein und atmet eine kleine Rauchwolke aus. „Die warmen Tage sind für mich anstrengender.“ Im Winter müsse er zwar oft die Scheiben kratzen, doch die kalte, frische Luft halte ihn wach. Im Frühling und Sommer, wenn es schneller stickig und warm in der Führerkabine wird, lasse seine Konzentration eher nach, erzählt der junge Hafenarbeiter. Auf die sei er aber angewiesen.

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