Ausflugstipps in Ostbayern

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Ausflugstipps in Ostbayern
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Inhaltsverzeichnis

Auf dem „Eschpernzeller Bierweg“

Auf der Suche nach dem Juravenator

Mit einem PS auf dem Ludwigskanal

Die Oldtimer kommen

Faszinierender Blick in den All-Tag

Vom Gipfelkreuz ins Herz des Berges

Besuch bei einem schweren Raucher

Mit dem Schiff in die Steinzeit

Reißverschluss-Tour am Ochsenkopf

Wipfel-Abenteuer am „Weißen Berg“

Das riecht nach einem schönen Tag

Auf grünen Pfaden zum „Turboblitz“

Hoch hinaus, schnell hinunter

Die Lama-Karawane zieht weiter

Versteckspiel im Monsterschlund

Sagenhafte Wanderung für jedes Wetter

Spannende Wanderung um die Seen

Bis zum Kreuz des Pröller-Gipfels

Biologieunterricht mitten im Wald

Vom Kloster zu den Waldwichteln

Am Schloss vorbei ins Römerspielreich

Hinauf zur Geisterburg Stockenfels

Chaos und Verhau im Bayerischen Wald

Ein Blick auf des Teufels Butterfass

Wandern auf den Pfaden der Wallfahrer

Murmelspiel im Mittelalter

Auf Spielplätzen durch die Geschichte

Auf wippendem Boden durch das Moor

Mit der Futtertüte durch den Wildpark

Über die „Steinerne“ zum Strandcafé

Auf dem „Eschpernzeller Bierweg“
In der Serie „Mit dem Navi durch den Bayerwald“ folgen die Siebers heute ihrer „Susi“ auf historischen Pfaden zur Hansl-Hütte bei Bernried.


Bier mit Aussicht: Fred genießt den ersten Schluck in der Sonne vor der Hans’l Hütte. Fotos: Irmtraud Sieber

von Irmtraud und Fred Sieber

Landkreis. Heute stand uns der Kopf nach einem Hirschgulasch. Deshalb fütterten wir unsere Susi mit der Adresse vom Wild-Berghof in Bernried, die wir aus dem Restaurant Führer, der Kulinaris Card haben. Von unserem Navi Susi ließen wir uns die kürzeste Route ausrechnen, die in der Übersicht aussah, wie mit dem Lineal gezogen. Diese Strecke war nach unserem Geschmack, vor allem weil Susi mit sanfter Stimme sagte: „Die Strecke führt über nicht befestigte Straßen“.

Es ging dann auch schon gleich los. Mitten in Sattelbogen biegen wir rechts ab und befinden uns schon mitten in den Feldern. Dann folgt wieder ein geteerter Weg, der am Wald endet und als holpriger Waldweg weiterführt. Das geht natürlich nicht schnell; wenn es hoch kommt, schalten wir aber auch einmal in den zweiten Gang.

Esel und Hirsch am Wegrand

Es ist herrlich, bei geöffnetem Fenster die frische, kühle Waldluft einzuatmen. Ab und zu kommen wir an einem Einödhof vorbei, von den Wiesen aus schauen uns die Rehe neugierig zu, und das erste Dorf, das wir erreichen, ist Denkzell, ein kleiner Weiler, der geprägt ist von seinen gut erhaltenen Bauernhäusern.

Ein Esel der sich zusammen mit seiner Freundin, einer Ziege, an einer Hauswand sonnt, holt sich ein paar frisch von uns gerupfte Löwenzahnblätter vom Zaun ab und trollt sich dann wieder. Am Rande eines Weihers steht ein Fischreiher, der sich nicht stören lässt, und wartet auf eine günstige Gelegenheit.

Dann folgen satte Wiesen, auf denen abwechselnd Rinder und Pferde grasen. Hinter dem Zaun eines Geheges hebt ein Zwölfender seinen Kopf und schaut uns warnend an, aber wir machen nur ein paar Fotos und rühren seine Hirschkühe nicht an.

Mitten durch den Wald

„In zweihundert Meter rechts abbiegen“, unterbricht Susi uns bei den Natur-Betrachtungen. An der kleinen Kreuzung lacht uns ein buntes Schild entgegen, das einen Hinweis darauf gibt, dass hier der „Eschpernzeller“ Bierweg startet. Auf der Texttafel lesen wir, dass auf diesem Weg bis 1929 das Bier der Brauerei Brandl aus Gossersdorf mit schweren Brauereiwagen nach Elisabethszell transportiert wurde.


Der lustige Wirt (li.) von der Hans’l Hütte erzählt gerne Geschichten für seine Gäste.

Ja, und weil die Strecke ab jetzt durch den dichten Wald, über eine steinige, steile Strecke weiterführte, hat die Familie Rainer ab hier die Regie übernommen und den Brauereiwagen mit zwei zusätzlichen Pferden bis zum Bauernkreuz kutschiert. 1929 ist dann eine neue Straße fertig gestellt worden, über den dann der Transport der Bierfässer sicherer wurde.

Für uns geht es aber zunächst auf geradem Weg weiter, vorbei an einem steinernen Bild-Marterl, auf dem ein mit vier Pferden bespannter Bierwagen den steilen Abhang hinunter stürzt. Das muss wohl im Jahr 1923 passiert sein. Zur Erinnerung und zum Gedenken an das Unglück lesen wir: „Er kam aus Elisabethszell, und der Tod hat erwischt ihn ganz schnell. Seine feurigen Rappen haben ihn zertreten, oh Wanderer tu für ihn beten!“

Nach einigen hundert Metern heißt es für uns dann links abbiegen, aber es sieht gar nicht so aus, als ob hier die Straße weiter geht. Es ist auch keine Straße mehr, am Hang vorbei geht es wie durch eine hohle Gasse, steil den Berg hinauf. Wir passen gerade noch so in der Breite zwischen Hang und Abhang, dicke Steine und schlüpfriger Boden zwingen uns schon bald, den Allrad-Antrieb einzuschalten. Aufpassen ist beim langsamen Bezwingen des historischen Bierwegs angesagt. Oben angekommen können wir kaum glauben, dass in den alten Zeiten hier einmal die schweren Pferdegespanne der Brauerei sicher hinauf gekommen sind. Die Realisierung des Bierweges ist wohl auf eine Initiative des Fremdenverkehrsvereins Elisabethszell zurückzuführen. Auf den bunten Tafeln, die den Weg am Berg zieren, sind aber auch viele heimische Brauereien vertreten, die sich hier, mitten im Wald, mit ihrer Brauereigeschichte und Bildern der Braustätte vorstellen. Dazu gibt es Hinweise, wo man das hier beschriebene Bier im Bayerwald trinken kann.

Plan B zur „Hansl Hütte“

Na und spätestens jetzt ändern wir unseren Plan, nicht, weil wir ein spezielles Bier trinken wollen, sondern weil uns das Bild der „Hans’l Hütte“ gefällt. Also nichts mit Hirschgulasch in Bernried. Weil es jetzt schon langsam auf die Mittagszeit zugeht, geben wir die Adresse der Hütte ein und lassen unsere Susi den schnellsten Weg auswählen.


Stolz zeigt uns der Zwölfender, wer hier der Herr auf der Weide ist.

Auf der Höhe gibt es dann wieder eine befestigte Straße, die an Elisabethszell vorbei, immer weiter den Berg hinauf bis zur Hans’l Hütte führt. Sie steht auf einem Bergkamm, von dem man einen wirklich tollen Blick in das Tal und auf die nachfolgenden Höhen hat. Wir sind gleich angetan von der hölzernen Hütte, vor der die bayrische Fahne weht und aus deren Kamin sich weißer Rauch kräuselt.

Ja und der Wirt Hans begrüßt uns direkt, als wir uns an einen der Holztische auf der Veranda niederlassen. Natürlich will er wissen, woher und wohin. Wir erzählen ihm, dass wir gerade über den Bierweg her zu ihm gekommen sind. „Mit dem Auto“ fragt er skeptisch, „das geht doch nicht.“

Geht doch, vor allem, weil uns ja die Susi diesen Weg vorgeschlagen hat. „Ja, ja die Navigation, neulich erst haben wir einen, der sich auch auf das Navi verlassen hat, mit dem Traktor aus dem Wald gezogen, also besser aufpassen“, meint der Hans.

Wir bestellen uns eine Hütten- Brotzeit und eins der Biere, das wir von der Tafel auf dem Bierweg kennen. Bei dem Zigarillo danach nimmt sich Hans viel Zeit und erzählt die Geschichte seiner Hütte, seine neuen Ideen und wie er dazu kam, das er sich den eigenen Wunsch erfüllte und auf dem Berg gegenüber, der Kasplatt’n ein hölzernes Gipfelkreuz aufzustellen.

 

Eng, steinig und steil ist die Fahrt durch den dichten Wald über den historischen „Eschpernzeller Bierweg“.


Aufmerksam schaut uns der Esel beim Fotografieren zu.


Das Marterl erinnert an einen Unfall 1923: Ein Bierkutscher starb.


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Auf der Suche nach dem Juravenator
Im Steinbruch Schamhaupten können Kinder bei freiem Eintritt Fossilien freischlagen. Nach getaner Arbeit geht’s dann zur Sommerrodelbahn.


Harte Arbeit für Theresa und Antonia. Mit Hammer und Meißel versuchen sie die Platten aus den Kalksteinwänden zu schlagen, um dahinter vielleicht schöne Fossilien zu entdecken. Foto: Stöcker-Gietl

von Isolde Stöcker-Gietl, MZ

Schamhaupten/Riedenburg. Antonia holt zwei Meißel aus Opas Keller. Aus Papas Werkstatt hat sie schon zwei Hammer und Arbeits-Handschuhe organisiert. Theresa hat auch noch eine Schutzbrille eingepackt. Die Ausrüstung lässt schon erkennen, dass es heute nicht zum Wandern geht. Im Steinbruch Schamhaupten (Lkr. Eichstätt) wollen wir einen Dinosaurier in den Solnhofener Platten finden oder zumindest einen Fisch oder eine Schnecke. Vielleicht wird es aber auch nur ein Pflänzlein sein...

Tatsächlich gab es vor Millionen von Jahren Dinosaurier im Altmühltal. Borsti haben sie jenen Fund genannt, den Experten des Jura-Museums 1998 bei Grabungen in der Nähe des Sammlersteinbruchs in Schamhaupten gefunden haben. Sein wissenschaftlicher Name lautet Juravenator starki. Wissenschaftliche Befunde sprechen dafür, dass Juravenator, übersetzt Jura-Jäger, auf einer Insel mit reicher Vegetation nahe der Schamhauptener Wanne lebte. Seine Nahrung bestand wahrscheinlich aus kleinen landbewohnenden Wirbeltieren wie Brückenechsen, Eidechsen, Landkrokodilen, Flugsauriern und Urvögeln. Der 75 bis 80 Zentimeter große Raubsaurier kann heute im Jura-Museum in Eichstätt auf der Willibaldsburg besucht werden. Es gilt übrigens als der besterhaltene fleischfressende Dinosaurier Europas.

Wir parken auf dem Besucherparkplatz direkt am Steinbruch. Hier beginnt auch der Fossilienlehrpfad, der sich durch den Steinbruch zieht, an manchen Stellen deshalb schwer zugänglich ist. „So eine Schnecke will ich finden“, sagt Antonia. Theresa hofft auf einen Krebs und Johanna wünscht sich, dass ihre Mama für sie ein paar Platten abschlägt. Denn mit Hammer und Meißel, das stellt sich schnell heraus, können Fünfjährige noch nicht besonders gut umgehen.

Passendes Werkzeug mitbringen

Vor rund 140 Millionen Jahren lag das heutige Altmühltal in der Nähe der Küste des Jurameeres, erfahren wir auf den Schautafeln. Als viele Pflanzen und Tiere wegen klimatischen und topographischen Veränderungen den Tod fanden, schloss sie der Kalkschlamm luftdicht ein und erhielt sie so für die Nachwelt.


Tempo, Tempo: Nach getaner Arbeit geht es auf die Sommerrodelbahn. . Foto: Stöcker-Gietl

Heute ist im Besuchersteinbruch wenig los. Die beiden Männer, die mit großem Gerät tief unten im Steinbruch arbeiten, sehen aus wie Profis. Wir kämpfen uns erst einmal über die Berge aus losem Gestein. Das ist gar nicht so einfach. Ohne passendes Schuhwerk sollte man den Steinbruch deshalb auf keinen Fall betreten! Theresa steht schon an einer Wand und hat den Meißel angesetzt. Immer wieder holt sie mit dem Hammer aus und schlägt zu. Doch so einfach wie gedacht lassen sich die Platten nicht abschlagen. Da braucht es schon ordentlich Kraft.

Zu den drei Stars unter den Fossilien aus dem Altmühltal gehört neben dem Juravenator auch der Archaeopteryx, der berühmte Urvogel. Weltweit gibt es nur zehn Exemplare von ihm und alle stammen aus dieser Gegend. Vor zwei Jahren erst wurde „Xaveropterus“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Fossiliensammler fand den Jungsaurier in einem Steinbruch in Painten. Weltweit wurden bislang nur wenige ähnlich vollständige Dinosaurier entdeckt. Als Theropode (Raubsaurier) ist der kleine Dino ein Verwandter des bekannten Tyrannosaurus.

Johanna hat sich mitten ins Steinmeer gesetzt und haut mit dem Hammer auf die Steine. So kann man sicher keinen Sensationsfund machen. Also lässt sie ihre Mutter die Platten spalten, doch es ist wie mit den Überraschungseiern: Nach jedem Öffnen gibt es eine Enttäuschung. Auch die Profis, so bekommen wir am Rande mit, haben heute noch keinen Fund gemacht.

Antonia jubelt. Nun hat sie doch noch etwas entdeckt. Zwischen zwei mühevoll aufgestemmten Platten taucht eine Pflanze auf. Wunderschön haben sich ihre Blätter in den Kalkstein gepresst. Wie ein kleines filigranes Kunstwerk. Jetzt ist auch sie bereit, den Steinbruch zu verlassen, nachdem Theresa und Johanna schon länger zum Aufbruch gedrängelt haben.

Rasanter Ausklang

Von der Jurazeit geht es zurück in die Neuzeit. Nach der Kraftanstrengung im Steinbruch haben sich die Kinder noch ein bisschen Action gewünscht. Wir fahren also die acht Kilometer von Schamhaupten nach Riedenburg, um dort den restlichen Nachmittag an der Sommerrodelbahn zu verbringen. Über einen Kilometer ist die Bahn lang, sie bietet Sprünge, Steilkurven und einen Kreisel. Eine Zehnerkarte (17 Euro) haben die Kinder verfahren, während wir uns im angrenzenden Biergarten zwei Latte Macchiato gönnen. Die Anlage hat auch einen Streichelzoo, einen Spielplatz, auf dem im Sommer vor allem der Wasserspielplatz dicht besiedelt ist. Für größere Kinder gibt es eine Quad-Bahn. 140 Millionen Jahre haben wir mit diesem Ausflug an einem Tag zurückgelegt. Im Altmühltal ist das ganz leicht.


Hier haben schon viele nach dem Sensationsfund gesucht. . Foto: Stöcker-Gietl


Freizeitserie Steinbruch8

Mit einem PS auf dem Ludwigskanal
Treideln war früher eine Form der Lastenbeförderung. In Mühlhausen gibt es wieder Schifffahrt mit Pferdeantrieb – den Ludwigskanal entlang.


Pferd Gundl zieht den Kahn knapp fünf Kilometer für eine Tour. Die Halbgeschwister Steffi und Steffi arbeiten die ganzen Sommerferien auf dem Hof ihres Opas Hans-Georg Luber mit. Fotos: Stöcker-Gietl

von Isolde Stöcker-Gietl, MZ

pollanten. Mit einem PS geht es den Ludwigskanal entlang von Mühlhausen ein Stück weit Richtung Berching. Heute macht’s die gutmütige Gundl. Das Süddeutsche Kaltblut aus dem Stall von Hans-Georg Luber wird von den zwei Steffis an die Zügel genommen. Die beiden Halbschwestern sind schon geübt im Treideln. Treideln nennt man das Ziehen von Lastkähnen durch Menschen oder Tiere. Im 18. Jahrhundert wurde Schiffe ziehen in den Habsburgischen Erblanden gar als Strafe verhängt. Eine Tortur für die Strafgefangenen, nicht wenige starben an dieser Arbeit. Für Gundl, so versichert Hans-Georg Luber, ist das Ziehen selbst bei der maximalen Auslastung seines Lastenkahns Alma Viktoria überhaupt kein Problem. „Nur am Anfang braucht sie dafür Kraft, dann läuft es von ganz alleine.“

Reisegruppen, Familien, Ausflügler buchen die Tour, sagt Hans-Georg Luber. Die meisten Fahrgäste gehören der Generation 65+ an. Doch an diesem sonnigen Augusttag sind neben Theresa, Antonia und Johanna auch viele weitere Kinder an Bord. „Seid’s vorsichtig und lasst eure Finger herin“, mahnt Luber die Reisenden, bevor er die historische Schleuse Nummer 25 öffnet, an der die Fahrt beginnt.

Eine Touristenattraktion

„Etz geh, Gundl“, sagt Steffi, die seit Jahren ihren Opa bei seiner Arbeit begleitet. Seit vergangenem Jahr darf sie zusammen mit ihrer Halbschwester das Pferd alleine die knapp fünf Kilometer lange Strecke führen. Derzeit stehen bei den Lubers noch 17 Kaltblüter im Stall. Doch Hans-Georg Luber will seine Zucht verkleinern. „Es rentiert sich ja heute nicht mehr“, sagt er. Alle seine Pferde sind als Reitpferde ausgebildet und die meisten können auch das Treideln. Denn an manchen Tagen stehen bis zu drei Fahrten auf dem Programm. Dann wird durchgewechselt. Nicht so bei den zwei Steffis und deren Bruder Dominik, der seinem Opa auf dem Kahn hilft. Sie sind in den Ferien auf fast jeder Treidelfahrt mit dabei.

Auf der kleinen Schleusenbrücke stehen Radfahrer, die schnell ihre Kameras aus den Taschen holen und Bilder schießen. Auf dem Kahn sitzt heute auch ein Fahrgast, dessen Großvater noch Schleusenwärter am Ludwigskanal war. „Für mich hat diese Fahrt einen hohen emotionalen Wert“, sagt er. aus Franken, aus Berlin und Hamburg sind heute Ausflügler an Bord. Hans-Georg Luber stellt deshalb gleich zu Beginn der Fahrt fest: „I bin a Obapfälza, wer mi net versteht, dem ko i a net helfa.“ Dann beginnt er zu erzählen. Neun Jahre wurde am Kanal gebaut. 101 Schleusen und 70 Brücken wurden damals errichtet. 278 Höhenmeter gab es zu überwinden. Im Jahr 1846 weihte Ludwig I. das Bauwerk ein. 1951 war der letzte Treidelkahn auf dem Ludwigskanal, der auch Alter Kanal genannt wird, als Beförderungsmittel unterwegs. Danach wurde die 172,4 Kilometer lange Wasserstraße zwischen der Donau bei Kelheim und dem Main bei Bamberg aufgegeben. Sie war unrentabel geworden. 1996, als das 150-jährige Jubiläum gefeiert wurde, organisierte Luber erstmals die historischen Treidelfahrten. Heute geht die Alma Viktoria, Baujahr 1933, zwischen April und Oktober regelmäßig auf Fahrt. Feste Termine gibt es nicht, sagt Luber. „Wir fahren, wenn wir genügend Leute beieinander haben.“


Dominik zeigt den Fahrgästen, wie man mit der Goaßl schnalzt.

„Halt’s die Gundl strenger“, ruft der Großvater seinen beiden Enkelinnen an Land zu. Denn gleich wird das Pferd einen ordentlichen Schrecken kriegen. Dominik hat auf dem Kahn seine Goaßl ausgepackt. „Unser Bruder hat schon Meisterschaften im Preisschnalzen gewonnen“, erzählen die Schwestern. Nun demonstriert er sein Können vor den Ausflugsgästen. Der erste Schnalzer schreckt Gundl auf und sie zuckt heftig zusammen. Doch dann weiß sie schon, was kommt, und läuft wieder ruhig weiter.

Theresa und Antonia finden es interessant, dass das Boot in dem doch recht engen Kanal auf Kurs bleibt. Und bei einem PS werden sie auch nicht seekrank, stellen sie fest.

Abends tun die Füße weh

Die beiden Steffis wenden mit Gundl und die Fahrt geht wieder gemächlich zurück Richtung Schleuse. Wenn drei Touren an einem Tag anstehen, dann tun ihnen am Abend schon mal die Füße weh, gestehen die knapp 13 und 14 Jahre alten Mädchen. Trotzdem haben sie so viel Spaß an den Pferden und am Treideln, dass sie fast die ganzen Ferien bei ihrem Opa in Pollanten verbringen.

Die knapp zwei Stunden lange Fahrt ist fast zu Ende. Dominik hilft beim Verschließen der Schleusentore. Das Wasser strömt zurück und die Alma Viktoria steigt unter kräftigem Ruckeln wieder nach oben. Für die Ausflugsgäste geht es nun noch auf den Hof von Hans-Georg Luber, zu einer Brotzeit in die Kutscheralm.

 

Wir machen uns auf in das nahe Städtchen Berching, um dort im historischen Stadtkern noch ein Eis zu schlecken. „Hoffentlich kriegt die Gundl jetzt auch eine Belohnung, die hat uns nämlich gut gezogen“, sagt Johanna.


Hans-Georg Luber zieht die historische Schleuse auf.


Freizeitserie Treideln8