Ein tödliches Komplott

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From the series: Michael Korn & Liz Croll #4
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Ein tödliches Komplott
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Ein tödliches Komplott

Michael Korn & Liz Croll Band 4

Ein Thriller von

Matthias Boden

Copyright © 2022

Matthias Boden

Werrestraße 107b

32049 Herford

E-Mail: MatthiasBoden8@gmail.com

9783986476311

Eine angebliche Bundesbehörde benutzt einfache Bürger als Kuriere in den gesamten Vereinigten Staaten. Eine junge Angestellte versucht dem ganzen auf den Grund zu gehen und gerät in Lebensgefahr. Das FBI kommt bei den Ermittlungen nicht weiter und fragt zähneknirschend bei Interpol um Hilfe. Rhonda Miller entsendet das Team unter der Leitung von Liz Croll in die USA. Die Agenten stoßen auf unerwartete Probleme als Leonie Korn von einer FBI Angestellten erkannt wird. Die FBI Agentin nutzt die Daten des Teams um Leonie zu überführen und bringt damit Liz Ehemann und die Kinder des Teams in Gefahr. Das Team muss erfinderisch werden um den Fall zu lösen und sich der Agentin des FBI entledigen bevor sie alle zur Zielscheibe werden.

Für Karin,

und ihre unvergleichliche Hilfe über all die Jahre.

Inhalt

  Prolog Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  1. Kapitel Bahamas, Nassau

  2. Kapitel Vereinigte Staaten, Washington D.C. (WA)

  3. Kapitel Vereinigte Staaten, Cleveland (OH) Bahamas, Nassau

  4. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  5. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

  6. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  7. Kapitel Bahamas, Nassau

  8. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  9. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV) Vereinigte Staaten, Dallas (TX) Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

  10. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  11. Kapitel Bahamas, Nassau

  12. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR) Vereinigte Staaten, Cleveland (OH) Bahamas, Nassau

  13. Kapitel Bahamas, Nassau

  14. Kapitel Vereinigte Staaten, Dallas (TX)

  15. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  16. Kapitel Vereinigte Staaten, Dallas (TX) Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  17. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  18. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  19. Kapitel Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

  20. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  21. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  22. Kapitel Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

  23. Kapitel Vereinigte Staaten,Portland (OR)

  24. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV) Bahamas, Nassau

  25. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  26. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR) Nassau, Bahamas

  27. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  28. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  29. Kapitel Bahamas, Nassau

  30. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  31. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

  32. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  33. Kapitel Bahamas, Nassau

  34. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

  35. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  36. Kapitel Bahamas, Nassau

  37. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)

  38. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  39. Kapitel Bahamas, Nassau

  40. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  41. Kapitel Vereinigte Staaten, Los Angeles (CA) Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  42. Kapitel Bahamas, Nassau

 

  43. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  44. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR) Bahamas, Nassau

  45. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  46. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV) Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  47. Kapitel Bahamas, Nassau Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  48. Kapitel Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV) Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  49. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  50. Kapitel Bahamas, Nassau Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  51. Kapitel Bahamas, Nassau

  52. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  53. Kapitel Bahamas, Nassau Vereinigte Staaten, Portland (OR)

  54. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR) Bahamas, Nassau

  55. Kapitel Vereinigte Staaten, Portland (OR) Bahamas, Nassau

  Epilog Bahamas, Nassau Karibik, Luftraum über dem Atlantik

  Danksagung Danksagung

  Die Reihe um Liz Croll und Michael Korn:

Prolog
Vereinigte Staaten, Portland (OR)

Schwa­ches Licht ei­ner wind­schie­fen Stra­ßen­la­ter­ne er­hell­te die Sze­ne­rie an ei­ner Um­ge­hungs­stra­ße. In ir­gend­ei­nem die­ser Fahr­zeu­ge soll­te ih­re Ziel­per­son sit­zen und war­ten. Schon seit ei­ni­gen Stun­den hat­te Vi­vi­an Bur­ge­ss die Stra­ße nicht aus den Au­gen ge­las­sen. Von ih­rem Kon­takt im Haupt­quar­tier hat­te sie er­fah­ren, dass die Über­ga­be ex­akt hier und heu­te über die Büh­ne ge­hen soll­te. Im­mer wie­der konn­te sie se­hen, dass Beu­tel aus Zel­lo­phan und Brief­um­schlä­ge so­wie Bar­geld den Be­sit­zer wech­sel­te. Das war hier nach Son­nen­un­ter­gang be­reits nor­mal, aber ihr Kon­takt sprach von ei­ner Men­ge, die nicht in ei­ne Tü­te pas­sen konn­te. Er hat­te ihr den Wert von über zehn Ki­lo­gramm ge­nannt, die heu­te den Be­sit­zer wech­seln wür­den.

Mit ih­rer Ka­me­ra und dem hoch­auf­lö­sen­den Ob­jek­tiv saß sie in si­che­rer Ent­fer­nung ver­steckt in ei­nem Jä­ger­un­ter­stand. So­gar ihr Ge­sicht hat­te sich vor­sorg­lich noch ein­mal ge­schwärzt, ob­wohl das ei­gent­lich nicht nö­tig ge­we­sen wä­re. Vi­vi­an war ein Misch­ling. Ih­re Mut­ter war ei­ne Afro­ame­ri­ka­ne­rin und ihr Va­ter ein Wei­ßer. Sie war des­we­gen eher so dun­kel­far­big wie ein Milch­kaf­fee und konn­te in die­ser Um­ge­bung bei den schlech­ten Licht­ver­hält­nis­sen nicht auf­fal­len. Selbst die Tie­re in­ter­es­sier­ten sich nicht für die ver­steck­te Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te, die hier war­te­te.

End­lich sah sie dort un­weit der La­ter­ne einen völ­lig in schwarz ge­klei­de­ten Mann. Der lan­ge Man­tel war deut­lich zu auf­fäl­lig für die Jah­res­zeit. Zu viel Co­lum­bo ge­se­hen ver­mut­lich, aber das war hier nicht Los An­ge­les, son­dern Port­land. Die­se Agen­ten konn­ten aber auch nie wirk­lich un­auf­fäl­lig sein. Ihr soll­te es recht sein. Je ein­fa­cher er zu er­ken­nen war, um­so leich­ter für sie und ih­re Ka­me­ra die Über­ga­be im Bild fest­zu­hal­ten. Im­mer­hin hing sie jetzt schon fast drei Wo­chen an die­sem Auf­trag fest, weil er im­mer wie­der ver­scho­ben wur­de.

An­ge­fan­gen hat­te al­les mit ei­nem ein­fa­chen Brief in ih­rer Post. Ei­ne mys­te­ri­öse Bun­des­be­hör­de mit den drei Buch­sta­ben SNB hat­te sie an­ge­wor­ben die­sen Job für ihr Land zu er­le­di­gen. Sie be­kam al­les, was sie da­für brauch­te ge­stellt und dach­te nicht wei­ter dar­über nach. Ihr ers­ter Auf­trag war ein­fach ge­we­sen. Sie soll­te ein­fach nur mit ei­nem Zug nach San Fran­cis­co in Ka­li­for­ni­en fah­ren, dort einen blau­en Klein­wa­gen auf ei­nem Park­platz ei­nes Su­per­mark­tes ab­ho­len und ihn nach Port­land brin­gen. Dort soll­te sie den klei­nen Wa­gen ein­fach in ei­ner Sei­ten­stra­ße ab­stel­len, den Schlüs­sel auf dem rech­ten Hin­ter­rad ab­le­gen und sich aus dem Staub ma­chen. Be­kom­men hat­te sie da­für ne­ben ei­ner Fahr­kar­te für den Zug auch noch ei­ne Ver­gü­tung von 2000 Dol­lar.

Für sie als Be­rufs­an­fän­ge­rin aus ei­ner eher un­ter­pri­vi­le­gier­ten Ar­bei­ter­fa­mi­lie an der West­küs­te war das ein net­tes Zu­brot, das sie ger­ne in An­spruch ge­nom­men hat­te. Das Geld be­kam sie wie­der per Post an ih­re Adres­se ge­lie­fert. Kur­ze Zeit spä­ter be­kam sie ei­ne neue Auf­ga­be an­ge­bo­ten. Sie soll­te ein­fach nur ein Pa­ket an­neh­men und es dann in ei­nem Re­stau­rant bei der Gar­de­ro­be lie­gen las­sen. Als sie nach dem Es­sen, das ihr eben­falls nach­träg­lich be­zahlt wur­de, ih­ren Man­tel ab­ge­holt hat­te war das Pa­ket ein­fach ver­schwun­den. Trotz­dem be­kam sie pünkt­lich das ver­spro­che­ne Geld, in­klu­si­ve der Kos­ten des Abendes­sens.

Ihr drit­ter Auf­trag führ­te sie nach Salt La­ke Ci­ty, um einen Roll­kof­fer zu über­neh­men, den sie dann nach Eu­ge­ne in Ore­gon brin­gen soll­te. Da­zu muss­te sie ei­nes ih­rer Wo­che­n­en­den fast nur in Zü­gen ver­brin­gen, aber sie er­hielt da­für so­gar 5000 Dol­lar. Für das Geld ein Wo­che­n­en­de in ei­nem Zug zu ver­brin­gen war jetzt nicht ge­ra­de das schlech­tes­te, auch wenn das Schla­fen viel zu kurz kam. Trotz­dem lag das Geld für ih­re Diens­te wie­der voll­zäh­lig in ih­rem Brief­kas­ten. Was konn­te sie bes­se­res er­war­ten, als für klei­ne Trans­port­tä­tig­kei­ten schon ei­ni­ge tau­sen­de Dol­lar zu ver­die­nen? Vi­vi­an hat­te erst ih­re Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen und be­gann in ih­rem Be­ruf. Da konn­te man einen Ex­tra­ver­dienst schon gut ge­brau­chen.

Ihr jet­zi­ger Auf­trag war fast noch ein­fa­cher. Sie soll­te ein­fach nur mit der Ka­me­ra be­ob­ach­ten und auf kei­nen Fall ein­grei­fen, egal was auch pas­sier­te. Sie wuss­te, dass die Über­ga­be ir­gend­wann an die­sem Abend auf der Um­ge­hungs­stra­ße er­fol­gen muss­te. Man stell­te ihr die Ka­me­ra und ei­ne Spei­cher­kar­te zur Ver­fü­gung, die sie nach Er­le­di­gung auf ei­ner öf­fent­li­chen Toi­let­te im Stadt­zen­trum von Port­land de­po­nie­ren brauch­te. Jetzt saß sie schon seit mehr als zwei Stun­den in die­sem Busch und war­te­te. Es war nicht wirk­lich be­quem in die­sem Jä­ger­un­ter­stand und die Aus­sicht war auch nicht wirk­lich ei­ne Au­gen­wei­de, aber was soll­te sie bes­se­res ver­lan­gen.

End­lich pas­sier­te et­was wor­auf sie war­te­te. Der Mann in dem lan­gen Tren­ch­coat be­ob­ach­te­te die Fahr­zeu­ge und hielt sich eher in den dunklen Ecken der Stra­ße auf. Vi­via­ne hat­te ihn di­rekt auf dem klei­nen Bild­schirm ih­rer Ka­me­ra. Der jun­ge Typ sah gar nicht so übel aus. Er war un­ge­fähr in ih­rem Al­ter, hat­te ein schüch­ter­nes Auf­tre­ten, sah aber trotz­dem ziem­lich heiß aus. Hät­te er sie in ei­ner Bar an­ge­spro­chen wä­re sie nicht ab­ge­neigt ge­we­sen. So aber ge­hör­te er nur zu ei­nem Auf­trag und brach­te ihr Geld ein, wenn er denn end­lich das Pa­ket mit den 18 Ki­lo­gramm ab­ho­len wür­de.

Lang­sam trau­te er sich mal ein biss­chen mehr ins Licht was Vi­vi­an ver­an­lass­te mehr­fach den Aus­lö­ser ih­rer di­gi­ta­len Ka­me­ra mit dem Te­le­ob­jek­tiv zu drücken. Sie hat­te ihn ge­nau im Bild. Un­mög­lich ihn nicht ge­nau dar­auf zu er­ken­nen. Sei­ne kur­z­en schwar­zen Haa­re die in klei­nen Lo­cken an sei­nem Haupt kleb­ten wa­ren fast ex­akt zu er­ken­nen. Auch die klei­ne Nar­be un­ter sei­nem Kinn war deut­lich zu se­hen. Er hielt sich auf­fäl­lig im Schat­ten und blieb von den Men­schen fern, die dort an der Stra­ße stan­den. Scheu blick­te er sich um und be­weg­te sich dann vor­sich­tig im leich­ten Un­ter­holz des an­gren­zen­den Gra­bens die Stre­cke ent­lang. Er er­reich­te einen matt­schwar­zen Kom­bi und mach­te sich an der Heck­klap­pe zu schaf­fen. Das Ge­päck­fach schwang auf und er schnapp­te sich ein in dunkles Pa­pier ge­wi­ckel­tes Pa­ket. Sein Aus­druck ließ er­ken­nen, dass die­ses Päck­chen ziem­lich schwer war. Eng an sich ge­drückt mach­te der jun­ge Afro­ame­ri­ka­ner sich wie­der auf den Rück­weg. Vi­vi­an Bur­ge­ss hat­te al­les auf­ge­nom­men und woll­te be­reits wie­der ih­ren Beo­b­ach­tungs­pos­ten ver­las­sen als er von ei­nem Mann im An­zug auf­ge­hal­ten wur­de.

Es ent­wi­ckel­te sich ein lau­tes Wort­ge­fecht, was in ei­ner wil­den Schlä­ge­rei mün­de­te. Vi­vi­an soll­te auf kei­nen Fall ein­grei­fen, al­so hielt sie mit der Ka­me­ra drauf und knips­te Bil­der im Se­kun­den­takt. Das Pa­ket, was er in den Ar­men hat­te, fiel auf den Bo­den und gab einen Teil des In­halts frei. Es sah aus wie Mehl in ei­ner merk­wür­di­gen Kon­sis­tenz. Der leich­te Wind blies das Pul­ver in die Luft und trieb es die Stra­ße ent­lang. Vie­le an­de­re Men­schen wur­den dar­auf auf­merk­sam als plötz­lich ein wei­te­rer jun­ger Mann hin­zu­kam und schrei­end ges­ti­ku­lier­te. Dann er­tön­te ei­ne Si­re­ne und die Schwär­ze der Nacht wur­de durch blaue Blit­ze er­hellt. Mit quiet­schen­den Rei­fen hiel­ten meh­re­re Strei­fen­wa­gen di­rekt ne­ben den bei­den kämp­fen­den Män­nern. Vi­vi­an hielt den gan­zen Vor­gang mit ih­rer Ka­me­ra fest. Plötz­lich fiel ein lau­ter Schuss und der Pa­ket­bo­te brach blu­tend zu­sam­men.

Die Be­am­ten schnapp­ten sich die Res­te des Pa­kets, küm­mer­ten sich um den Ver­letz­ten und wo­gen das rest­li­che Pul­ver in ei­nem Strei­fen­wa­gen ab. Vi­vi­an hat­te ge­nug ge­se­hen. Den gan­zen Vor­gang hat­te sie mit ih­rer Ka­me­ra do­ku­men­tiert. Es war Zeit zu ver­schwin­den und die Ka­me­ra mit der Spei­cher­kar­te in der öf­fent­li­chen Toi­let­te zu hin­ter­le­gen. Sie ver­ließ ih­ren Jä­ger­un­ter­stand und mach­te sich auf den Rück­weg durch das klei­ne Wäld­chen. Wäh­rend sie die Ka­me­ra fest an sich ge­drückt durch den Wald quäl­te, mach­te sie sich Ge­dan­ken. Hat­te sie eben aus si­che­rer Ent­fer­nung einen Dro­gende­al be­ob­ach­tet der schief­ge­gan­gen war? Aber warum hat­ten die Be­am­ten auf den jun­gen Mann ge­schos­sen? Man konn­te doch den Wi­der­stand mit Hand­grif­fen bre­chen, oh­ne den Dea­ler so schwer zu ver­let­zen. Aber wenn das ein schief­ge­gan­ge­ner Dro­gende­al war, wes­halb hat­te ei­ne Bun­des­be­hör­de wie das SNB dar­an In­ter­es­se?

Vi­vi­an blieb im Wald ste­hen und dach­te dar­über nach, was sie mit den Be­wei­sen an­fan­gen soll­te. Ei­ne Si­che­rungs­ko­pie be­hal­ten oder ih­re Be­wei­se ab­lie­fern und nicht wei­ter dar­über nach­den­ken. Sie hat­te ihr Geld ja ver­dient, oh­ne ih­ren Auf­trag zu ge­fähr­den. Die Fra­ge war nur was sie mit der Si­cher­heits­ko­pie an­fan­gen soll­te, wenn sie denn ei­ne an­fer­tig­te. Sie hat­te ja nur ei­ne Po­li­zei­ak­ti­on mit Bil­dern fest­ge­hal­ten und ei­ne Ko­pie der Fo­tos brach­te ihr ja kei­ne Vor­tei­le. Vi­vi­an könn­te sie nur an ei­ne Ta­ges­zei­tung ver­kau­fen und da­mit noch ein paar Dol­lar ver­die­nen, aber in den USA pas­sier­ten je­den Tag tau­sen­de Ver­bre­chen, die nicht un­be­dingt in der Zei­tung stan­den. Sie ent­schied sich da­ge­gen. Ihr Job war er­le­digt und sie wür­de mit Si­cher­heit noch wei­te­re Auf­trä­ge er­hal­ten, mit de­nen sie ihr klei­nes Ge­halt auf­bes­sern konn­te.

 

Vi­vi­an setz­te ih­ren Weg in die In­nen­stadt von Port­land fort, oh­ne einen wei­te­ren Ge­dan­ken an den Vor­fall zu ver­schwen­den. Hin­ter dem Wäld­chen hat­te sie ih­ren Klein­wa­gen ge­parkt, den sie sich durch den zu­sätz­li­chen Ver­dienst ih­rer Ne­ben­tä­tig­keit leis­ten konn­te. Sie klemm­te sich hin­ter das Steu­er und fuhr in die Stadt. Vor ihr tauch­ten die ho­hen leuch­ten­den Ge­bäu­de von Port­land wie aus dem Nichts auf und be­leuch­te­ten ih­ren Weg zum Über­ga­be­ort. Dort an­ge­kom­men park­te sie ih­ren Wa­gen in der Nä­he ei­ner Piz­ze­ria und be­gab sich auf die Da­men­toi­let­te. Wie vor­her­ge­sagt fand sie dort an der Wand den Au­to­ma­ten für Da­men­hy­gie­ne­ar­ti­kel. Die Klap­pe ließ sich ganz ein­fach öff­nen und sie de­po­nier­te dort die Ka­me­ra. Dann schloss sie die Klap­pe wie­der und setz­te sich in den Au­ßen­be­reich des Lo­kals.

Sie hat­te einen gu­ten Blick auf den Ein­gang. Der Kell­ner nahm ih­re Be­stel­lung auf und kehr­te kurz dar­auf mit ih­rem Er­fri­schungs­ge­tränk zu­rück. Vi­vi­an be­hielt den Zu­gang der Toi­let­te die gan­ze Zeit im Blick. Nach den gan­zen er­folg­rei­chen Auf­trä­gen woll­te sie nun end­lich wis­sen, wer ei­gent­lich hin­ter den Auf­trä­gen steck­te. Ir­gend­je­mand muss­te die Ka­me­ra ja am Über­ga­be­ort ab­ho­len und zur Bun­des­be­hör­de SNB brin­gen. Der Kell­ner brach­te ihr die be­stell­te Piz­za. Er war et­was ver­wirrt, weil Vi­vi­an dar­auf be­stand so­fort zu be­zah­len. Wenn schon je­mand die Ka­me­ra ab­ho­len wür­de woll­te sie kei­ne Zeit ver­lie­ren, um der Agen­tin zu fol­gen.

Es dau­er­te gut ei­ne gan­ze Stun­de bis end­lich ei­ne adrett ge­klei­de­te jun­ge Frau die Toi­let­te be­trat und kurz dar­auf mit ei­ner Ta­sche wie­der in der Tür er­schi­en. Die Aus­ma­ße der Ta­sche wa­ren groß ge­nug um die Ka­me­ra dar­in zu ver­ber­gen. Vi­vi­an be­schloss ihr in si­che­rem Ab­stand zu fol­gen. Wäh­rend sie ihr in ei­ni­gem Ab­stand durch die Stra­ßen folg­te, schätz­te sie die schlan­ke Frau ab. Ihr Bu­si­ness­ko­stüm in dem dunklen Blau pass­te zu ei­ner Bun­de­s­agen­tin im Dienst des SNB, aber warum trug sie kei­ne Waf­fe oder an­de­res Ma­te­ri­al zur Ver­tei­di­gung bei sich. Nichts deu­te­te dar­auf hin, dass sie in der La­ge war sich zu ver­tei­di­gen. Die Blon­di­ne war schlank, deut­lich klei­ner als Vi­vi­an mit ih­ren 1,75 m und be­weg­te sich eher wie ei­ne nor­ma­le Passan­tin.

Die Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te folg­te ihr bis zu ei­nem Bü­ro­ge­bäu­de, das sie oh­ne Kon­trol­le be­trat. Sie war sich un­si­cher, ob sie ihr bis in das Ge­bäu­de fol­gen soll­te. Wenn das ein Bü­ro der SNB war, woll­te sie nicht im Ge­bäu­de auf­ge­grif­fen wer­den. Vi­vi­an lief an dem Ge­bäu­de vor­bei und ris­kier­te einen Blick ins In­ne­re. Ein Schild an der Tür des Bü­ro­ge­bäu­des ver­riet ihr, dass es ein Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der staat­li­chen Was­ser­ver­sor­gung war. Ei­ne Bun­des­be­hör­de wie das SNB ver­steck­te sich al­so hin­ter ei­ner In­sti­tu­ti­on im Diens­te der Ein­woh­ner. Es war nichts Un­ge­wöhn­li­ches an dem Ge­bäu­de zu er­ken­nen. Die Schal­ter la­gen im Dun­keln und der hel­le Mar­mor wur­de nur durch leich­tes Licht der Not­be­leuch­tung er­hellt. Die Frau der Vi­vi­an ge­folgt war schi­en sich hier aus­zu­ken­nen, denn ihr Weg führ­te sie schnur­stracks zu ei­ner Tür am En­de des Gan­ges.

Nach­dem die Agen­tin hin­ter dem Ein­gang ver­schwun­den war, stell­te sich Vi­vi­an auf ei­ne wei­te­re War­te­zeit ein. Nach we­ni­ger als zwei Mi­nu­ten ver­ließ die Agen­tin das Bü­ro aber wie­der oh­ne die Ta­sche und trat auf die Stra­ße hin­aus. Sie be­schloss die Agen­tin wei­ter­zu­ver­fol­gen. Wie ein An­dro­id ging sie durch die ho­hen Ge­bäu­de­schluch­ten in Rich­tung ei­nes eher ru­hi­gen Vier­tels. Oh­ne sich um­zu­se­hen, bog sie um die nächs­te Stra­ßen­e­cke. Vi­vi­an folg­te ihr wei­ter. Als sie an der Stra­ßen­e­cke an­kam, war die jun­ge Agen­tin plötz­lich ver­schwun­den. Vi­vi­an schau­te sich um, ob die Agen­tin sich in ei­nes der klei­ne­ren Häu­ser zu­rück­ge­zo­gen hat­te, konn­te sie al­ler­dings nir­gend­wo ent­de­cken.

Mit ih­ren brau­nen Pu­pil­len blick­te sie su­chend in der Dun­kel­heit der Stra­ße und ach­te­te auf ei­ne Be­we­gung. Al­les, was sich be­weg­te, wa­ren ei­ni­ge Zwei­ge ei­nes Bu­sches die sich im leich­ten Wind wieg­ten, an­sons­ten war al­les still. Beo­b­ach­tend drang sie wei­ter in die Stra­ße vor bis sie an ei­ner klei­nen Mau­er­kan­te ei­nes Un­ter­stands von hin­ten ei­ne Hand an der Schul­ter nach hin­ten riss. Vi­vi­an fiel der Län­ge nach auf den Bo­den und nahm in­stink­tiv ei­ne Ab­wehr­hal­tung ein. Über ihr er­schi­en die blon­de Agen­tin. Sie press­te Vi­vi­an hart die Knie auf die Schul­ter und frag­te sau­er, »Wer sind sie und warum fol­gen sie mir schon die gan­ze Zeit?«

»Ich bin Vi­vi­an Bur­ge­ss«, ent­schul­dig­te sie sich, »Ich woll­te nur wis­sen, wer sich hin­ter den drei Buch­sta­ben SNB ver­steckt. Tut mir leid, aber sie wa­ren mei­ne ein­zi­ge Spur!«

Die Blon­di­ne blick­te sie bö­se an. »Ih­re Spur hat sie zu ei­ner Stu­den­tin ge­führt die sich ihr Stu­di­um mit klei­ne­ren Auf­trä­gen eben die­ser Ge­sell­schaft ver­dient!«

Vi­vi­an war ent­täuscht. Das war nicht die Art von Ant­wort die sie sich er­hoff­te. »Wür­den sie mich bit­te auf­ste­hen las­sen und die spit­zen Knie von mei­nen Schul­tern neh­men?«

Oh­ne ei­ne Ant­wort stand die jun­ge Frau wie­der auf. Müh­sam er­hob sich Vi­vi­an wie­der und klopf­te sich den Staub der Stra­ße aus den Kla­mot­ten. An­statt ei­ner Agen­tin zu fol­gen hat­te sie nur ei­ne wei­te­re Bo­tin, wie sie selbst, er­wi­scht die sich ihr Le­ben auf die­se Art fi­nan­zier­te.

»Ich bin Tia­na Niel­sen«, sag­te die klei­ne­re Blon­di­ne, »ent­schul­di­ge den An­griff, aber ich war nur vor­sich­tig.«

»Schon in Ord­nung, ich ha­be es ver­dient ei­ne auf die Na­se zu be­kom­men. Ich woll­te nur in Er­fah­rung brin­gen, wer sich hin­ter der Ge­sell­schaft SNB ver­steckt. Im In­ter­net ha­be ich kei­ner­lei An­ga­ben dar­über ent­deckt«, gab Vi­vi­an of­fen zu.

Tia­na gab ihr die Hand, »Mein Auf­trag war es ei­ne Ka­me­ra in einen Raum der Ver­wal­tung der Was­ser­ver­sor­gung zu brin­gen. Da­für be­kom­me ich ein biss­chen Geld, um mein Le­ben zu fi­nan­zie­ren. Oh­ne die­sen Job müss­te ich schrei­en­den Bäl­gern ih­re Ham­bur­ger in ei­ner Fi­lia­le ei­ner Ket­te ser­vie­ren und mir die Bei­ne wund lau­fen.«

»Du bist al­so auch nur ei­ne An­ge­wor­be­ne, die klei­ne­re Auf­trä­ge er­füllt«, er­klär­te Vi­vi­an ent­täuscht. »Ich hat­te den Auf­trag ein paar Bil­der zu ma­chen und die Ka­me­ra mit der Spei­cher­kar­te in dem Klo zu ver­ste­cken, aus der du sie dann ge­holt hast. Ich dach­te, du wärst ei­ne Agen­tin von SNB und woll­te et­was mehr in Er­fah­rung brin­gen.«

Ti­na be­gann zu lä­cheln, »Ich bin auch nur ei­ne klei­ne dum­me Stu­den­tin die sich ih­ren Le­bens­un­ter­halt auf die­se Art ver­dient. Kei­ne Ah­nung wer hin­ter der omi­nösen Ab­kür­zung SNB steckt.«

»Darf ich dich viel­leicht zu ei­nem Drink ein­la­den?«

»Ich bin lan­ge nicht mehr ein­ge­la­den wor­den«, lach­te die jun­ge Blon­di­ne, »meis­tens ver­su­chen das nur jun­ge Ker­le, die mir an die Wä­sche wol­len.«

Vi­vi­an be­gann laut zu la­chen, »Das ken­ne ich, aber kei­ne Sor­ge ich ma­che kei­ne An­stal­ten bei dir zu lan­den. Hüb­sche Jungs sind mir da lie­ber.«

»Mir auch, aber da­von gibt es in Port­land schein­bar nicht mehr vie­le.«

Die bei­den jun­gen Frau­en gin­gen zu­rück in die In­nen­stadt und setz­ten sich in ei­ne klei­ne Bar mit lei­ser Mu­sik um sich zu un­ter­hal­ten. Je län­ger der Abend dau­er­te, um­so an­ge­reg­ter wur­de ihr Ge­spräch. An­statt ei­ne Agen­tin der Bun­des­be­hör­de zu fin­den hat­te sie ei­ne Freun­din ge­fun­den. Tia­na war ge­ra­de mal 22 Jah­re alt und stu­dier­te Au­to­ma­ti­sie­rungs­tech­nik an der Hoch­schu­le von Port­land. Sie stamm­te aus Po­ca­tel­lo, ei­ner Klein­stadt aus Ida­ho. Sie ver­stan­den sich im­mer bes­ser und war­fen ihr Wis­sen über die Ge­sell­schaft für die sie klei­ne­re Auf­ga­ben er­le­dig­ten zu­sam­men. Erst spät in der Nacht kehr­ten sie in ih­re Woh­nun­gen zu­rück. Bei­de hat­ten die Han­dy­num­mern aus­ge­tauscht und schrie­ben sich in den fol­gen­den Ta­gen über einen be­kann­ten Mes­sen­ger Dienst.