Der singende Luther - Vater des evangelischen Gesangs - Teil 1

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Der singende Luther - Vater des evangelischen Gesangs - Teil 1
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Martin Luther

Der singende Luther - Vater des evangelischen Gesangs - Teil 1

Band 97-1 in der gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

Luthers Verhältnis zum Singen

Frau Musica

Luthers Choräle im Überblick

Singet dem Herrn ein neues Lied!

Luthers Choräle im Detail

Christum wir sollen loben schon

Gelobet seist du, Jesu Christ

Vom Himmel hoch, da komm ich her

Vom Himmel kam der Engel Schar

Mit Fried und Freud ich fahr dahin

Was fürcht’st du, Feind Herodes, sehr?

Christ lag in Todes Banden

Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand

Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist

Komm, Heiliger Geist, Herre Gott

Nun bitten wir den Heiligen Geist

Gott der Vater wohn’ (steh) uns bei

Dies sind die heilgen zehn Gebot

Wir glauben all an einen Gott

Vater unser im Himmelreich

Christ, unser Herr, zum Jordan kam

Aus tiefer Not schrei ich zu dir

Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt

Gott sei gelobet und gebenedeiet

Ach Gott, vom Himmel sieh darein

Es spricht der Unweisen Mund wohl

Ein feste Burg ist unser Gott

Es woll’ uns Gott genädig sein

Wär Gott nicht mit uns diese Zeit

Wohl dem, der in Gottesfurcht (Gotts Furchte) steht

Der du bist drei in Einigkeit

Die beste Zeit im Jahr ist mein

Ein neues Lied wir heben an

Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort

Herr Gott, dich loben wir

Jessia, dem Propheten, das geschah

Litanei

Mitten wir im Leben sind

Nun freut euch, lieben Christen g’mein

Sie ist mir lieb, die werte Magd

Verleih uns Frieden gnädiglich

Buchhinweise zu Luther

Die gelbe Buchreihe des Herausgebers

Weitere Informationen

Impressum neobooks

Vorwort des Herausgebers


Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig bis zu 140 Betten.


In dieser Arbeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Im Februar 1992 kam mir der Gedanke, meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen, dem ersten Band meiner maritimen gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“: Seemannsschicksale.

Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften als Reaktionen zu meinem Buch.

Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage nach dem Buch ermutigten mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben. Inzwischen erhielt ich unzählige positive Kommentare und Rezensionen, etwa: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights der Seefahrts-Literatur. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechselungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlich hat. Alle Achtung!

Zu den von mir bevorzugt gelesenen Büchern gehören Auseinandersetzungen mit der Zeitgeschichte und Biographien. Menschen und ihre Geschichte sind immer interessant.

Dieser neue Band 97-1 befasst sich mit Luthers Chorälen und sein Verhältnis zu Frau Musica.

Das Printbuch geht auch auf die Auswirkungen der Lieder Luthers auf die Musikgeschichte ein. Da mir beim ebook eine Dateimaximalgröße vorgegeben ist, musste ich den Band 97 wegen der vielen Bilder in zwei ebooks aufteilen. Band 97-2 befasst ich deshalb mit den Auswirkungen der Lieder Luthers auf die Musikgeschichte von einrich Schütz bis Johann Sebastian Bach.

Hamburg, 2017 Jürgen Ruszkowski


Ruhestands-Arbeitsplatz des Herausgebers

Von hier aus betreibe ich meinen Hobby-Verlag, verpacke und verschicke Bücher und gestalte meine Internet-Websites.

https://sites.google.com/site/reformatorluther/

www.maritimbuch.de


www.maritimbuch.de

Luthers Verhältnis zum Singen


Gemälde von Gustav Adolph Spangenberg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6b/Luther_im_Kreise_seiner_Familie_musizierend.jpg

Von frühester Jugend an sang Martinus.

Hier einige Zitate aus Heinrich Boehmers Werk Der junge Luther (Band 95 dieser gelben Buchreihe) zu des Reformators Verhältnis zum Singen:

Eben darum schickte er (sein Vater) auch, obwohl es ihm damals sicher noch „blutsauer“ wurde, die dafür nötigen paar Groschen aufzubringen, seinen Martin schon so frühe wie möglich, nämlich wahrscheinlich bereits am Gregoriustage (12. März) des Jahres 1488 (nach Wikipedia = 1490), in die städtische Schule. Was konnte der Kleine in dieser Schule, nach der er nun vermutlich ganze acht Jahre hindurch fast Tag für Tag pilgerte – denn Ferien gab es noch nicht – lernen? Eigentlich nur viererlei: Lesen, Schreiben, Singen und Latein.

 

Und warum legte man nächst dem Latein das größte Gewicht auf das Singen? Weil die Schüler herkömmlicherweise bei allen gottesdienstlichen Handlungen als Sänger mitwirken mussten.

Er hat zweierlei sogar damals schon sehr gründlich gelernt: Latein und Singen.

Was das „Singen“ anlangt, so ist dadurch ohne Zweifel seine musikalische Anlage geweckt und in trefflicher Weise ausgebildet worden. Die recht bedeutenden Kenntnisse und Fertigkeiten, die er später auf diesem Gebiete verrät, hat er sich zum allergrößten Teile schon in der Trivialschule erworben.

So trat er z. B. einmal in Gemeinschaft mit einem Mitschüler in der schönen Zeit der Schlachtfeste in Mansfeld als Wurstsänger auf.

„Bereits mit 14 Jahren ging Luther zum Studium nach Erfurt, wo er sich in die Kunstfakultät einschrieb. Dort erhielt er eine gründliche musikalische Ausbildung als Sänger und Lautenspieler, die er 1505 mit dem Magister abschloss.“ (Ursula Jürgens)

Auch seine anderen geistigen Fähigkeiten, wie z. B. seine sprachliche, dialektische und musikalische Begabung, wurden geweckt und entwickelt. Er hat daher gewiss an dem Unterricht schon in Mansfeld, insbesondere in den Singstunden, manchmal Freude gehabt.

Aber seinen Unterhalt musste sich Martin selber verdienen, indem er sich einem der kleinen Schülerchöre anschloss, die, milde Gaben heischend, singend von Tür zu Tür zogen. Das taten damals, ohne Anstoß zu erregen, auch angesehener und Wohlhabender Leute Kinder, wenn sie eine auswärtige Schule besuchten, denn das Betteln galt noch nicht für eine Schande und das Almosengeben auch dann für eine verdienstliche Leistung, wenn die Gabe einmal einem Unwürdigen zuteil wurde.

So war er allem Anschein nach mit seinem Lose ganz zufrieden, als ihm eines Tages eine „Matrone“, d. h. eine angesehene Frau, die in der Kirche durch sein herzliches Singen und Beten auf ihn aufmerksam geworden war, freien Tisch in ihrem Hause anbot.

Die stimmberechtigten Mönche erster Klasse, die Patres, waren dagegen samt und sonders gebildete Männer und Kleriker und, soweit sie nicht studierten oder dozierten und ein Ordens- oder Klosteramt bekleideten, lediglich mit Singen und Beten und anderen der Heiligung des eigenen Selbst dienenden asketischen Übungen beschäftigt.

Protestanten verwenden die Lutherbibel in ihren revidierten Neuauflagen bis heute. Sie ist eine wichtige Basis der Kirchenmusik: viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für Choräle, Kantaten, Motetten und andere musikalische Formen.


Frau Musica


Hans Holbein d. J. – 1533

Vorrede auf alle gute Gesangbücher

Die „Vorrede auf alle gute Gesangbücher" unter dem Titel „Frau Musika" verfasste Martin Luther für Johann Walthers Büchlein „Lob und Preis der löblichen Kunst Musica", das 1538 in Wittenberg erschienen ist. Das Gedicht zeugt von Luthers Leidenschaft und Hochachtung für die Musik.

Frau Musika

Vor allen Freuden auf Erden

Kann niemand keine feiner werden,

Denn die ich geb’ mit meinem Singen

Und mit manchem süßen Klingen.

Hier kann nicht sein ein böser Mut,

Wo da singen Gesellen gut,

Hier bleibt kein Zorn, Zank, Hass noch Neid,

Weichen muss alles Herzeleid;

Geiz, Sorg und was sonst hart an Leid,

Fährt hin mit aller Traurigkeit.

Auch ist ein jeder des wohl frei,

Dass solche Freud kein Sünde sei,

Sondern auch Gott viel bass gefällt

Denn alle Freud der ganzen Welt.

Dem Teufel sie sein Werk zerstört

Und verhindert viel böser Mörd.

Das zeugt Davids, des Königs Tat,

Der dem Saul oft gewehret hat

Mit gutem, süßem Harfenspiel,

Dass er in großen Mord nicht fiel.

Zum göttlichen Wort und Wahrheit

Macht sie das Herz still und bereit.

Solch’s hat Elisäus bekannt,

Da er den Geist durchs Harfen fand.

Die beste Zeit im Jahr ist mein,

Da singen alle Vögelein,

Himmel und Erden ist der voll,

Viel gut Gesang da lautet wohl.

Voran die liebe Nachtigall

Macht alles fröhlich überall

Mit ihrem lieblichen Gesang,

Des muss sie haben immer Dank,

Viel mehr der liebe Herregott,

Der sie also geschaffen hat,

Zu sein die rechte Sängerin,

Der Musik eine Meisterin.

Dem singt und springt sie Tag und Nacht,

Seines Lobs sie nichts müde macht,

Den ehrt und lobt auch mein Gesang

Und sagt ihm einen ewigen Dank.


Luthers Choräle im Überblick

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kirchenlieder_Luthers

Die Liste der Kirchenlieder enthält 35 Lieder, zu denen Martin Luther den Text und teils auch die Musik verfasste.

Seine Liedertexte ließ Martin Luther oft nach volkstümlichen Melodien – man könnte auch sagen, nach überall bekannten Gassenhauern – singen, so dass es den Menschen sofort möglich war, in den Gesang einzustimmen.

Kirchenjahrslieder:

Advent:

Nun komm, der Heiden Heiland

Weihnachten:

Christum wir sollen loben schon

Gelobet seist du, Jesu Christ

Vom Himmel hoch, da komm ich her (für seine Kinder gedichtet; Lk 2,8–14 )

Vom Himmel kam der Engel Schar

Mit Fried und Freud ich fahr dahin (nach dem Lobgesang des Simeon, Lk 2,29–32 )

Epiphanias:

Was fürcht’st du, Feind Herodes, sehr?

Ostern:

Christ lag in Todes Banden

Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand

Pfingsten:

Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist

Komm, Heiliger Geist, Herre Gott

Nun bitten wir den Heiligen Geist

Trinitatis:

Gott der Vater wohn’ (steh) uns bei

Katechismuslieder:

Gebote:

Dies sind die heilgen zehn Gebot

Mensch, willst du leben seliglich (ewiglich)

Glaubensbekenntnis:

Wir glauben all an einen Gott

Vater Unser:

Vater unser im Himmelreich

Taufe:

Christ, unser Herr, zum Jordan kam

Beichte:

Aus tiefer Not schrei ich zu dir (nach Ps 130, 1523)

Abendmahl:

Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt

Gott sei gelobet und gebenedeiet

Psalmlieder:

Ach Gott, vom Himmel sieh darein (nach Ps 12, 1523)

Es spricht der Unweisen Mund wohl

(nach Psalm 14, 1523)

Ein feste Burg ist unser Gott (teilweise nach Ps 46)

Es woll’ uns Gott genädig sein (Es wolle Gott uns gnädig sein) (nach Ps 67)

Wär Gott nicht mit uns diese Zeit (nach Ps 124)

Wohl dem, der in Gottesfurcht (Gotts Furchte) steht (nach Ps 128)

Weitere Lieder:

Der du bist drei in Einigkeit (Übertragung)

Die beste Zeit im Jahr ist mein

Ein neues Lied wir heben an (Luthers erstes Lied, 1523)

Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort

Herr Gott, dich loben wir (Übertragung des Te Deum laudamus, Deutsches Tedeum, 1529)

Jessia, dem Propheten, das geschah (zum Sanctus, Jesaja 6)

Litanei (Kyrie Eleison)

Mitten wir im Leben sind

Nun freut euch, lieben Christen g’mein (1523)

Sie ist mir lieb, die werte Magd

Verleih uns Frieden gnädiglich


Singet dem Herrn ein neues Lied!

Singet dem Herrn, alle Welt!

Denn Gott hat unser Herz und Mut

fröhlich gemacht

durch seinen lieben Sohn,

welchen er für uns gegeben hat

zur Erlösung

von Sünden, Tod und Teufel.

Wer solches mit Ernst gläubet,

der kann’s nicht lassen, er muss fröhlich

und mit Lust davon singen und sagen,

dass es andere auch hören

und herzukommen.

Martin Luther


Luthers Choräle im Detail

Kirchenjahrslieder:

Advent:

Nun komm, der Heiden Heiland

https://de.wikipedia.org/wiki/Nun_komm,_der_Heiden_Heiland

Nun komm, der Heiden Heiland ist ein Adventslied Martin Luthers (1483–1546), das auf den altkirchlichen Hymnus Veni redemptor gentium des Ambrosius von Mailand (339–397) zurückgeht.

Der Text des Ambrosius ist Teil seines umfangreichen liturgischen Hymnenschaffens und umfasst acht Strophen mit je vier achtsilbigen Zeilen. Die trinitarische Doxologie wurde erst im Mittelalter hinzugefügt, während die ursprüngliche Anfangsstrophe Intende qui regis Israel ausfiel.

Ambrosius betont in immer neuen Wendungen und mit zahlreichen Psalmzitaten die gott-menschliche Doppelnatur des Erlösers, die sich in der Geburt aus der Jungfrau gleich am Anfang seines Erdenwegs manifestiert.

Bereits vor Luther finden sich Verdeutschungen des bekannten Ambrosiushymnus, so von Heinrich Laufenberg („Kum Har, Erlöser Volkes Schar“, 1418) oder bei Thomas Müntzer (1524). Auch eine spätere Verdeutschung Johann Francks („Komm, Heidenheiland, Lösegeld“) fand eine gewisse Verbreitung.

Text

Ambrosius:

Veni, redemptor gentium;

Ostende partum virginis;

Miretur omne saeculum.

Talis decet partus Deo.

Non ex virili semine,

Sed mystico spiramine

Verbum Dei factum est caro,

Fructusque ventris floruit.

Alvus tumescit virginis.

Claustrum pudoris permanet;

Vexilla virtutum micant,

Versatur in templo Deus.

Procedit e thalamo suo,

Pudoris aula regia,

Geminae gigans substantiae

Alacris ut currat viam.

Egressus eius a Patre,

Regressus eius ad Patrem;

Excursus usque ad inferos

Recursus ad sedem Dei.

Aequalis aeterno Patri,

Carnis tropaeo accingere,

Infirma nostri corporis

Virtute firmans perpeti.

Praesepe iam fulget tuum,

Lumenque nox spirat novum,

Quad nulla nox interpolet

Fideque iugi luceat.

Gloria tibi, Domine,

Qui natus es de virgine,

Cum Patre et Sancto Spiritu,

In sempiterna saecula.

Luthertext:

Nu kom der Heyden heyland /

der yungfrawen kynd erkannd.

Das sych wunnder alle welt /

Gott solch gepurt yhm bestelt.

Nicht von Mans blut noch von fleisch /

allein von dem heyligen geyst /

Ist Gottes wort worden eyn mensch /

vnd bluet eyn frucht weibs fleisch.

Der yungfraw leib schwanger ward /

doch bleib keuscheyt reyn beward

Leucht erfar manch tugend schon /

Gott da war yn seynem thron.

Er gieng aus der kamer seyn /

dem könglichen saal so reyn.

Gott von art vnd mensch eyn hellt /

seyn weg er zu lauffen eyllt.

Seyn laufft kam vom vatter her /

vnd keret wider zum vater.

Fur hyn vndtern zu der hell /

vnd wider zu Gottes stuel.

Der du bist dem vater gleich /

fur hynnaus den syeg ym fleisch /

das dein ewig gots gewalt /

ynn vnns das kranck fleysch enthallt.

 

Dein kryppen glentzt hell vnd klar /

die nacht gybt eyn new liecht dar /

tunckel muß nicht komen dreyn /

der glaub bleib ymer ym scheyn.

Lob sey Gott dem vatter thon /

Lob sey got seym eyngen son.

Lob sey got dem heyligen geyst /

ymer vnnd ynn ewigkeyt.


https://de.wikipedia.org/wiki/Nun_komm,_der_Heiden_Heiland

Luther folgte mit seiner vollständigen Reimübertragung des Veni redemptor streng dem Original, gelegentlich, etwa in den Strophen 2 und 6, auf Kosten der Verständlichkeit. Damit brachte er, in bewusstem Gegensatz zum „Schwärmertum“, seinen Respekt vor dem autoritativen altkirchlichen Text zum Ausdruck. Vom ambrosianischen Versmaß wich er durch Verminderung um eine Silbe je Zeile ab. Das Lied fand seine Erstveröffentlichung 1524 in Erfurt und in Wittenberg.

Wohl hat Ambrosius mindestens vier Melodien zu diesem Hymnus hinterlassen. Die heute gesungene Melodie geht jedoch auf eine Handschrift des Benediktinerklosters Einsiedeln aus dem Jahr 1120 zurück, die möglicherweise aus der musikalischen Blütezeit des Klosters St. Gallen um 900 stammt und im ersten Kirchenton komponiert ist. Die 1524 in Erfurt erschienene Gemeindefassung wurde vermutlich von Martin Luther selbst für seinen Text geschaffen. Wie dieser vermindert sie das Versmaß um die Auftaktsilbe jeder Zeile. Bei dieser deutschsprachigen Fassung handelt es sich um eine Kontrafaktur.


Heutiger Liedtext:

1. Nun komm, der Heiden Heiland,

der Jungfrauen Kind erkannt,

dass sich wunder alle Welt,

Gott solch Geburt ihm bestellt.

2. Er ging aus der Kammer sein,

dem königlichen Saal so rein,

Gott von Art und Mensch, ein Held;

sein’ Weg er zu laufen eilt.

3. Sein Lauf kam vom Vater her

und kehrt wieder zum Vater,

fuhr hinunter zu der Höll

und wieder zu Gottes Stuhl.

4. Dein Krippen glänzt hell und klar,

die Nacht gibt ein neu Licht dar.

Dunkel muss nicht kommen drein,

der Glaub bleib immer im Schein.

5. Lob sei Gott dem Vater g’tan;

Lob sei Gott seim ein’gen Sohn,

Lob sei Gott dem Heilgen Geist

immer und in Ewigkeit.

Die Strophen 1, 4, 5, 7 und 8 finden sich heute sprachlich überarbeitet im Evangelischen Gesangbuch (EG 4).

Das Gotteslob enthält unter Nummer 227 (Galt 108) eine reimlose Neuübertragung des Ambrosiustextes (Strophen 1, 2, 4, 7 und 8) von Markus Jenny („Komm, du Heiland aller Welt“, 1971).

Der Lutherchoral war Jahrhunderte lang das lutherische Hauptlied der Adventszeit und ist vor allem in der Barockzeit unzählige Male für Orgel, Chor und andere Besetzungen bearbeitet worden. Johann Sebastian Bach schrieb über den Choral 1724 die Choralkantate Nun komm, der Heiden Heiland, BWV 62, und benutzte bereits 1714 die erste Strophe für Nun komm, der Heiden Heiland, BWV 61. Ferner gibt es verschiedene Choralbearbeitungen für Orgel von ihm:

Bach-Werke-Verzeichnis 599 in a-Moll

Bach-Werke-Verzeichnis 659 in g-Moll

Bach-Werke-Verzeichnis 660 (Trio super) in g-Moll

Bach-Werke-Verzeichnis 661 in g-Moll


Christum wir sollen loben schon

Weihnachten:

Christum wir sollen loben schon

https://de.wikipedia.org/wiki/Christum_wir_sollen_loben_schon

Christum wir sollen loben schon ist ein Weihnachtslied von Martin Luther.

Christum wir sollen loben schon,

der reinen Magd Marien Sohn,

so weit die liebe Sonne leucht'

und an aller Welt Ende reicht.

Der selig Schöpfer aller Ding

zog an eins Knechtes Leib gering,

dass er das Fleisch durchs Fleisch erwürb

und sein Geschöpf nicht ganz verdürb.

Die edle Mutter hat geborn,

den Gabriel verhieß zuvor,

den Sankt Johann mit Springen zeigt,

da er noch lag im Mutterleib.

Er lag im Heu mit Armut groß,

die Krippe hart ihn nicht verdross.

Es ward ein wenig Milch sein Speis,

der nie ein Vöglein hungern ließ.

Des Himmels Chör sich freuen drob,

die Engel singen Gott zu Lob,

den armen Hirten wird vermeldt

der Hirt und Schöpfer aller Welt.

Er dichtete es 1524 als Reimübertragung des altkirchlichen A solis ortus cardine (Textsynopse siehe dort) und behielt auch dessen Melodie bei.



Nach dieser Melodie wird das Lied heute gesungen

Ursprünglich eines der lutherischen Hauptlieder zum Weihnachtsfest, ist es im Evangelischen Gesangbuch nur in einigen landeskirchlichen Ausgaben auszugsweise enthalten (z. B. Rheinland-Westfalen-Lippe Nr. 539 mit Luthers Strophen 1, 2, 5, 6, 7 und 8).

In der evangelischen Kirchenmusik ist es vielfach bearbeitet worden, u. a. in Johann Sebastian Bachs gleichnamiger Kantate.


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