Rumänien -Jeep-Tour 2015

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Rumänien -Jeep-Tour 2015
Font:Smaller АаLarger Aa

Vorwort

Endlich wieder unterwegs. Diesmal soll die Reise durch die Rumänischen Karpaten führen.

Das war der Plan, so hab ichś dann auch gemacht.


Zwei Wochen zog ich durch die Berge und traf dort die merkwürdigsten Geschöpfe.

Auf den folgenden Seiten kann man unter anderem nachlesen das ich einem Bär mit Geweih gegenüberstand, vor einem 10 cm langen gruseligen Ungeheuer geflohen bin und Dracula höchst persönlich bei Sonnenuntergang auf einer Wiese begegnete.

Ihr glaubt mir nicht, dann lest selbst!

08.09.15

Start war heute Morgen ca. 06 Uhr. Die letzten Sachen ins Auto verstaut, Licht aus, Jeep an und Navi auf Österreich getrimmt.


Die ersten Tausend Kilometer spule ich quasi fast am Stück runter.

Kurz vor der Grenze nutze ich das deutsche Netz noch einmal, um kurz bei Facebook reinzuschauen. Gestern Abend habe ich die Bilder vom letzten Jeep-Umbau hochgeladen. Besonders in der geschlossenen Jeep-Gruppe geht es bereits heiß her. Ich habe meine Weltneuheit „Jeep mit Solaranlage auf Dach“ präsentiert und der Beitrag wird nun diskutiert. Schön, schön.


Der Jeep läuft fast ruhig dahin, klein wenig zittrig auf der Lenkung, ich weiß die Reifen und Felgen sind nach der letzten Versenkung in Marokko nicht mehr die besten.

Na was soll’s ein paar kleine Wehwehchen gehören dazu.

Zwischendurch will mein rechter Scheibenwischer irgendwie eine andere Richtung einschlagen. Er verhakelt sich im Wischerarm und kratzt beim zurückwischen einmal über den Lack. Na prima. Noch nicht mal in Rumänien und schon die erste Bärenkral e auf der Motorhaube.

Die Sandbleche hätte ich viel eicht doch mit Hochdruck abspritzen sollen, bevor ich die aufs Dach schraube.

Abfegen hat jedenfalls nicht gereicht. Der kurze Regen am Morgen hat aus irgendwelchen versteckten Poren der Bleche doch tatsächlich noch Saharastaub ausgewaschen.

Ich will mal so sagen, das oberste Blech ist wieder blitzblank, aber das Dach vom Jeep das sieht aus…. Im Kontrast zu der hochpolierten Karosse… ach reden wir nicht mehr davon.

Auf meinem Zwischenstopp kurz vor Wien angekommen, hat das Hotel ein Parkhaus mit einer Einfahrt die volle 1,95m hoch ist. Das wird nix. Al es unter 2,30m passt der Wagen einfach nicht durch. Dem gemütlichen Wiener Rezeptionisten sei Dank, haben wir einen schönen Schlafplatz gefunden. Der Jeep schläft heute mit dem Kopf auf den Fußweg und den Füßen auf dem Radweg. Die Parkbuchten taugen nur für Trabbi und Smart.

Meine Hotelverlängerung um eine Nacht, ist natürlich auch daneben gegangen. Da hat e ich zu hoch gepokert, das Hotel ist voll. Naja, ziehe ich morgen Abend nach meinem dienstlichen Termin hier, in ein anderes Hotel.

Laut Beschreibung soll es einen Freiluft-Parkplatz haben. Hoffe ich doch.

10.09.15

Nach einem kleinen Frühstück im Roten Hahn, dem neuem Hotel, ziehe ich los. Navi auf Vulkan in Rumänien gestellt und bald rollen die Reifen über die ersten 800 km der heutigen Etappe. Einmal quer durch Ungarn und dann weiter in Rumänien. Vor der Grenze, an der Grenze und auch kurz nach der Grenze Rumäniens war keine Vignette zu bekommen. Langsam werde ich nun unruhig. Erst etliche Kilometer später, in einem kleinen Dorf endlich das Schild „Vignette“ am Straßenrand. Wieder eine E-Vignette. Diesmal braucht die Dame nicht nur das Kennzeichen, sondern auch noch die Fahrgestellnummer. Na von mir aus, kann sie kriegen. Die paar Euros die ich noch dabei habe kann ich in einer Wechselstube in Lei tauschen, und schon geht’s mit ruhigem Gewissen weiter.

Langsam wird es dunkel und ich sollte mir einen Schlafplatz suchen. Bis Vulkan sind noch 100 km aber es fängt sowieso an, sich langsam einzuregnen. Die ersten beiden Varianten mir eine Nachtlager auszusuchen endeten mit ziellosen Fahrten über irgendwelche Wiesen, die mir nachher nicht gefielen und einen recht schlammigen Platz auf den zu viel Betrieb war. So habe ich mich jetzt für einen Feldweg entschieden und suche einen Platz wo ich nicht morgens früh um vier von einem Traktor wachgeschubst werde. Gefunden! Halbe Stunde später brubbelt das Kaffeewasser auf dem kleinen Spirituskocher. Wurde auch höchste Zeit.

Und bei der Gelegenheit mal den Wagen von außen betrachten. Ohje, der sieht schon mal schön schlammig aus. Und dabei hat er noch nicht mal wirklich Berge gesehen und ist fast nur auf Straßen gerollt. Na das kann ja was werden.

Wie könnte ich die erste Nacht draußen beschreiben.

Ich wil mal so sagen, bei strömenden Regen nachts im Wald kacken zu gehen, ist beim ersten Mal extrem gewöhnungsbedürftig!

11.09.15

Heute Morgen habe ich meinen Rastplatz bei Tageslicht untersucht. Oh je, überall liegen Knochen, und Tierschädel herum. Ein paar Meter hinter dem Auto liegt ein Oberkiefer mit einem ziemlich kräftigen Gebiss.

Wenn ich mir schon mal einen Rastplatz aussuche…



Jetzt fahre ich erst mal weiter nach Vulkan. Die Strecke ist wenig interessant, ich bin von der empfohlenen Route abgewichen, und im Moment noch immer mit dem gewöhnlichen Straßen-Navi unterwegs.


In Vulkan sollte eine Tankstelle sein, die ich nicht gefunden habe. Deshalb fahre ich jetzt die Hauptstraße weiter in die nächsten Ortschaften hinein. Im zweiten Ort habe ich Glück, die Tanke akzeptiert Kreditkarten.

Mit vollem Tank geht es zurück nach Vulkan und dann sogleich abbiegen auf eine reine GPS-Route. Diese beginnt sofort mit einer Betonplattenpiste und nach ein paar Biegungen kann ich das Straßen-Navi abschalten, da es hier weit und breit keine Straßen mehr gibt.

Goodbye Straßennavigation.

Nun ab auf die schlammige Holperpiste, quer durch das Gebirge. Das ist eine sehr schöne Strecke mit Hochgebirgspässen, den Vulcan-Pass und Pascul-Pass die beide oberhalb der Baumgrenze liegen, dazwischen dunklen Walddurchfahrten wenn ich wieder unter 1400 Meter bin. Das blöde dabei ist nur, es regnet die ganze Zeit und zwischendurch habe ich extremen Nebel. So kann ich die abgrundtiefen Schluchten neben mir so gut wie nie sehen.

Ich bin allerdings nicht sicher ob mich das mehr ärgert oder doch mehr beruhigt. An einigen Stellen hat man bereits begonnen die Strecke zu entschärfen. In 1-2

Jahren wird man die Route ganz entspannt fahren können.

Auf dem Weg aus dem Gebirge heraus, komme ich an 2

Waldarbeitern vorbei, die hier oben mit einem scheinbar ganz gewöhnlichen PKW rein gefahren sind. Also ein paar der Stellen können die unmöglich mit dem Wagen fahren, sind wohl von unten hochgekommen. Aber trotzdem, ich würde mit so einem Spielzeug hier nicht in die Berge fahren.

Später treffe ich noch einen total Verrückten. Er ist mit einem Lieferwagen rückwärts in die gleiche Richtung wie ich unterwegs. Na da hat aber jemand wirklich übertrieben und gemerkt das dies bei dem Regen und dem daraus resultierendem Schlamm auf der Strecke absolut nicht machbar ist. Da Wenden für ihn unmöglich ist, muss er nun ein langes Stück rückwärts. Na viel Spaß, hab ich ihm jedenfalls auf Deutsch gewünscht. Ob er sich darüber gefreut hat?

Hinter einer Abbiegung in einem kleinen Dorf ändert sich die Strecke. Ab jetzt geht es über normale Straße weiter. Auf der Karte sehe ich einen See. Das könnte ein guter Rastplatz werden. Doch daraus wird nichts. Der See ist ein kommerzielles Angelgewässer mit Kameras und Preisen für den Fang. So zumindest interpretier ich das übergroße Schild an der Einfahrt. Ich ziehe etwas weiter und überquere später eine Brücke mit einem breiten Fluss. Na viel eicht hier! Aber nach Inspektion des Flusslaufes ist das nicht wirklich optimal. Der Fluss liegt viel tiefer als der Weg nebenan und dieser ist eine Schlammpiste die von Baustellenfahrzeugen befahren wird.


Also grüße ich jeden vorbeifahrenden LKW-Fahrer, rauche eine Zigarette am Flussbett und sehe mir auf der Karte den weiteren Verlauf meiner Strecke an. Wie es aussieht, kommt in Richtung Norden wieder eine lange Waldstrecke. Dort sollte sich vielleicht was finden lassen.

Also ziehe ich wieder ab. Doch mit dem, was nun auf mich wartet, habe ich nicht gerechnet. Die engsten Serpentinen die ich je erlebt habe. Der Jeep kommt an vielen Stellen gerade so herum. Außerdem geht es nun von 400 m auf 2150 m hinauf, der Nebel ist so dicht das man keine 50 m weit sehen kann. Außerdem ist die Strecke quasi in den Fels geschnitten. Keine Chance für irgendeinen Übernachtungsplatz. Die Anstiege sind so steil, das selbst der Jeep langsam an seine Grenze kommt.

Die Maschine meldet zwischendurch dass das Öl zu warm ist. Ich fahre an einem Betonplatz raus, gönne dem Wagen etwas Abkühlung. Als es später von dem Pass wieder herunter geht, lassen zwar die extrem engen Kurven nicht nach, aber zumindest lichtet sich der Nebel etwas.

 

Wie ich so im Kriechgang den Berg herunter komme, sehe ich unter einer Brücke abermals einen Fluss. Neben der Straße führt ein kleiner Weg hinunter. Also nix wie hin bevor es dunkel wird



Unweit vom Flussbett neben einem dichten Nadelwald ist ein Platz, der mir gefällt. Ich drehe eine kurze Erkundungsrunde und errichte mein Lager.


Tisch, Stuhl, Markise ausgezogen, und das Feldbett gerichtet. Wie der zweite Cappuccino zubereitet, der Reis langsam gar kocht, bemerke ich hinten auf der Straße ein Auto den Berg runter fahren, es stoppt sozusagen mir genau gegenüber und ich kann erkennen das jemand aussteigt. Sieht so aus als würde er mich beobachten.

Nach circa einer halben Stunde fährt das Auto weiter.

Sehr unheimlich, noch dazu wird es jetzt dunkel. Und wenn ich sage dunkel, dann meine ich richtig dunkel.

Wenn ich mich nur zwei Meter vom Auto entferne, dann ist es schon nicht mehr zu sehen.

Irgendwie ist mir der Platz sehr unheimlich. Es knirscht und knackt um mich herum und wenn sich etwas nähert, könnte ich es wegen dem lauten Fluss nicht einmal hören. Ab und zu leuchte ich mal kurz in den Wald um zu sehen ob irgendwo Augen reflektieren. Kann aber nichts erkennen.

Vorsichtshalber ziehe ich mich ins erst einmal Auto zurück um noch ein wenig zu schreiben.

Später schlafe ich ein, ohne gestört zu werden.


12.09.15

Heute fahre ich weiter Richtung Voineasa. Die Strecke erinnert ein wenig an die Tour in Norwegen. Oft fahre ich an steilen Felswänden vorbei und auf der anderen Seite schlängelt sich ein Fluss neben mir, mal eine Talsperre oder ein See. Aber nirgends eine Möglichkeit sein Zelt aufzustellen und ungestört ein paar kleine Haie zu fangen und zu verspeisen.

In Voineasa soll es eine Tankstelle geben. Ich hab noch über halb voll, aber sicher ist sicher.

Es gibt die Tanke, nur zu finden war sie nicht so leicht.

Also bin ich das Örtchen ein paar Mal kreuz und quer gefahren, bis ich tatsächlich ein Schild, und später auch die Tankstelle fand. Die übliche Frage durch vorzeigen der Bankkarte und die Frage „Ok?“ und schon gibt es frisches Blut für den Jeep.

Weiter geht es über einen winzigen Schotterweg in Richtung Brezoi. Die Strecke führt durch kleine urtümliche Dörfer in einer bergigen Graslandschaft mit vielen Waldgebieten. Die Kühe weiden hier völlig frei und scheren sich nicht um die paar Autos auf der Strecke.

Allerdings rücken die auch keinen Zentimeter wenn du das gerade möchtest, die Kuh bestimmt wann es weitergeht. Freundliches Zureden scheint aber zu helfen.

Hier oben gilt der Spruch „je schlechter die Wege, desto freundlicher die Menschen“.

Es wird wieder zurück gegrüßt, kleine Kinder winken am Straßenrand und man heißt mich willkommen. Schon kurz hinter Voineasa bemerkt man den Unterschied.

Eine kleine Gesellschaft hat sich zu einem Fototermin am See zusammengefunden und grüßt wie ich mit dem Jeep aus einer Kurve heraus in Sichtweite komme. Der scheinbare Wortführer ist in eine langen bin zum Boden reichenden Schafsfell gekleidet.

Das sieht so bekloppt aus, das ich mit offenen Scheiben lachend ganz langsam an der Gesellschaft vorbeiziehe.


Wir rufen uns gegenseitig ein paar freundliche Worte zu, die natürlich niemand versteht.

Später stoppe ich bei einem Herren der mir auf einem geteerten Stück Straße in einem Wald winkend entgegenkommt. Dimitrij heißt der Bursche. Als mir nach 30 Sekunden die Hand geküsst und dabei ein Stoßgebet gen Himmel geschickt wird, ist mir schnell klar, Sach- und Geldspenden werden in mit unverständlicher Sprache gewünscht. So ein Handkuss ist mir natürlich 5 Euro wert. Und da helfen ihm auch keine weiteren Psalme in denen ich nur Mama und Baby verstehe, und mir überschwänglich mehrmals die Hand weitergeküsst wird, nach 5 Euro ist bei mir Schluss gebe ich zu verstehen. Das ist aber kein Problem, soweit ich verstehe, erklärt er mir zum Abschied einen Weg rechts herum und auf einen Berg hinauf, zu einem Hotel. Er weiß ja nicht dass ich meistens draußen übernachte.

Auf dem weiteren Weg schaue ich schon mal nach einem Übernachtungsplatz. Irgendwann entscheide ich mich die Piste zu verlassen, fahre einen grob gekiesten Weg rechts Richtung Wald, eine Steigung hoch, auf ein Wiesengrund welches von der „Straße“ aus nicht direkt einsehbar ist.


Ich errichte mein Lager, lausche den Kuhglocken und beobachte wie die Kühe in der Ferne selbstständig in ihr Dorf zurückwandern. Ein wenig später senkt sich die Nacht über meinem Lagerfeuer und Jonny Walker erzählt Geschichten von vergangenen Touren.

You have finished the free preview. Would you like to read more?