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Imprint: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN: 978-3-7375-0744-8

copyright: Katrin Fölck 2014

Titelbild: © INFINITY/Fotolia.com

1

Das Tor zur Hölle öffnet sich gerade.

Und ich befinde mich bereits mittendrin.

In der absoluten Apocalypse.

Um mich herum tobt der Sturm und heult.

Nein, er schreit. Fürchterlich.

Überall Sand.

Ein Meer aus Sand, wohin das Auge reicht.

Da ist keine Spur. Keine einzige. Nirgends.

Nur Sand und Dünen, die der Wind abträgt und woanders wieder neu entstehen lässt, so dass sich das Bild immer wieder verändert und man nicht wirklich eine Ahnung davon hat, wo man sich befindet.

Was ist eigentlich passiert?

Adrian hatte mich zu einem kleinen Wettkampf herausgefordert. Einer Art Rallye.

Nur wir Beide in einem riesigen Sandkasten.

Was sollte da schon schief gehen?

Schon während ich seinem Wagen hinterherfahre, habe ich das seltsame Gefühl, dass etwas passieren würde.

Adrian gibt Speed. Ich ebenso. Wir fahren am absoluten Limit. Volle Power. Das macht richtig Spaß.

In diesem Moment sind wir Kontrahenten.

Es kann nur einen Sieger geben.

Immer weiter geht es hinaus. Wir fressen die Kilometer einfach so, ohne zu merken, wie weit wir in die Wüste hinein fahren. Es gibt auch keinerlei Anhaltspunkte, sich zu orientieren. Wir fahren weiter und weiter, immer dem Horizont entgegen, bis sich urplötzlich vor uns eine dunkle Wand aufbaut, die schnell vorwärts kommt.

Adrian scheint es als Erster zu erfassen, was sich da anbahnt, und steigt voll auf die Eisen. Während er eine Linkskurve fährt, wirbelt er so viel Sand auf, dass dieser mir an die Windschutzscheibe fliegt und mir die Sicht nimmt.

Einen kurzen Moment fahre ich blind weiter. Dann jedoch gibt es einen mörderischen Ruck und ich werde aus voller Fahrt ausgebremst.

Der Rückschlag ist enorm. Ich werde in meinen Sitz gepresst und schlage mit dem Hinterkopf auf die Kopfstütze auf und wieder nach vorne. Ich muss in eine der Dünen gefahren sein.

Es geht alles so enorm schnell, dass mein Gehirn das gar nicht erfassen kann. Ich werde gerüttelt und geschüttelt, bis ich mich dann, nachdem ich mich mit meinem Wagen mehrfach überschlagen habe, kopfüber in meinem Haltegurt hängend, wieder finde.

Einen kurzen Moment ist es still. Den Augenblick der Ruhe brauche ich auch, um ein paar Mal, des Adrenalins wegen, das mir gerade durch die Adern schießt, tief durchzuatmen.

Ich muss nachdenken, was ich als nächstes tun sollte.

Doch dafür bleibt keine Zeit.

Der Wagen beginnt zu schaukeln.

Der Sturm ist da. Und ich bereits mittendrin.

Immer noch hänge ich kopfüber.

Oben ist unten. Das macht es nicht leichter für mich. Ganz im Gegenteil.

Ich fingere hektisch am Gurtverschluss herum.

Irgendetwas scheint verklemmt zu sein. Der Gurt lässt sich nicht lösen.

So ein Mist! fluche ich.

Mein Blut staut sich in meinem Kopf. Ich kann das Klopfen meines Herzens dumpf und laut in meinen Ohren hören. Der Druck in meinem Kopf scheint stetig zuzunehmen.

Mit meiner Linken taste ich meine Hose ab. In irgendeiner der Taschen meiner Cargohose musste sich mein Schweizer Taschenmesser befinden, das ich immer für den Notfall bei mir trage.

Erst auf der anderen Seite werde ich fündig.

Kurz überm Knie ist eine weitere kleine Tasche, die sich durch einen Reißverschluss öffnen lässt. In dieser verschwindet meine Hand, um kurz darauf mit dem Messer wieder zum Vorschein zu kommen.

Schweiß perlt mir von der Stirn, der Anstrengung wegen. Auch mein Shirt ist klatschnass geschwitzt.

Während ich noch den Gurt zerschneide, überlege ich kurz, besser zu meiner Sicherheit im Fahrzeug zu bleiben. Doch andererseits könnte dies auch zu meiner Falle werden…

Ich stelle mir vor, wie ich vom Sand eingeschlossen, in dieser kleinen Luftkammer sitze.

Wie lange würde die Luft reichen?

Nein, keine gute Idee.

Wenn der Sand das Fahrzeug unter sich einschloss, bekäme ich die Türen nicht mehr auf.

Und der Sand würde spätestens dann, wenn ich versuchen würde, durch das herunter gekurbelte Fenster auszusteigen, von der Seite her ins Innere dringen.

Wieder rüttelt der Sturm am Wagen.

Ich habe eine Entscheidung zu treffen, und es sollte bestenfalls auch noch die Richtige sein.

Verdammt! Auf so eine Lage bin ich nicht vorbereitet. Eine derartige Situation habe ich noch nie vorher in meinem Leben erlebt. Was tun?

Als der Gurt zerschnitten ist, stütze ich mich blitzschnell mit den Händen auf dem Boden ab, um nicht mit meinem gesamten Körpergewicht auf meinen Knien zu landen. Es gelingt mir jedoch nicht ganz und ich schlage mit dem Linken härter auf als gedacht.

Einen Moment lang ist mir Schwarz vor Augen.

Ein grausamer Schmerz durchdringt mich.

Ich sehe Sterne.

Als ich schon glaube, ohnmächtig zu werden, ist es mit dem Schmerz wieder vorbei. Was bleibt, ist ein gleichmäßiges Pochen im Knie.

Ich habe keine Zeit mehr, abzuwarten. Der Sturm wird schlimmer. Mein Ausstieg ist jetzt das Wichtigste. Es erscheint mir doch sicherer, das Fahrzeug zu verlassen, um hinter dem Wagen, also dort, wo sich jetzt die Motorhaube befindet, Schutz zu suchen.

Ich kurbele die Fensterscheibe auf meiner Seite ganz herunter, was eigenartig ist, da ich sie aus Sicht meiner jetzigen Position im Wagen im Grunde genommen ja hoch leiere, und ziehe, hangle und schiebe mich zum offenen Seitenfenster hinaus.

Irgendetwas scheint mit meinem linken Knie nicht in Ordnung zu sein. Es tut höllisch weh. Dennoch schaffe ich es relativ schnell aus dem Fahrzeug heraus und robbe auf allen vieren durch den Sand.

In dieser Haltung biete ich dem Sturm den geringsten Widerstand. Trotz allem bekomme ich seine ungeheure Kraft zu spüren, als ich, nur ein paar Meter weiter, nun, an der Motorhaube angekommen, meine Position wechsle. Mit einer Urkraft reißt und zerrt er an mir, und ich kann mich ihr nicht widersetzen.

Alsbald habe ich feinsten Sand in Augen, Ohren und Nase.

Es gibt kein Entkommen und keinen Schutz.

Nirgends.

Ich bin ihm ausgeliefert. Völlig.

Der Sturm wütet und reißt Unmengen an Sand mit. Die Luft scheint nur noch aus Sandkörnchen zu bestehen, auch die Sonne ist längst vom Staub verhüllt.

Die Arme vor meinem Kopf verschränkt, den Kopf fest an meine Brust gedrückt, die Knie angewinkelt, sitzend, mit dem Rücken an das Fahrzeug gepresst, um ein wenig Stabilität zu erreichen, versuche ich, mich wenigstens etwas vor der Masse an winzigen Sandkörnchen zu schützen. Und auch, wenn sie dennoch überall hin gelangen, gelingt es mir dadurch wenigstens, ihnen das Eindringen zu erschweren.

Doch das ist ein schier aussichtsloses Unterfangen.

Mittlerweile sind sie auch schon zwischen den Zähnen. Wie gerne würde ich ausspucken, um die ungebetenen Gäste loszuwerden, doch ich traue mich nicht, meinen Mund zu öffnen, weil mir klar ist, dass dann um so mehr nachfolgen würden. Also lasse ich es und die, die schon da sind, bleiben, wo sie sind.

Der Sturm wütet endlos, so scheint es mir.

Was, wenn das jetzt der letzte Moment meines Lebens ist? Und das Schreien des Windes das letzte Geräusch ist, das meine Ohren hören?

Bilder huschen im Schnelldurchlauf an meinem geistigen Auge vorbei. Mit gleichgültiger Gelassenheit lasse ich sie in mir ablaufen.

Da ist keine Wehmut.

Kein Bedauern.

Kein Aufbegehren.

Nichts.

Aber wieso nicht?

Wusste ich bereits, dass es hier zu Ende sein würde?

War das Intuition?

Wusste ich, dass es nichts gab, was ich tun konnte, mein Leben zu retten?

Außer abzuwarten?

Mein Gehirn hatte das scheinbar schon sehr viel früher erfasst als ich und meinen Körper auf die ausweglose Situation eingestellt. Es gab nur so viel an Energie, wie nötig war. Ich wurde in eine Art Stand-by-Modus, in Ruhe-Status geschalten.

Keine Aufregung. Kein Adrenalin.

In meinem Kopf nur den einen Gedanken, mich damit abzufinden, das es eben so war.

Wenn ich es schon nicht ändern kann, warum also nicht aufgeben?

Einfach abwarten, was passiert.

Mein Inneres Ich betrachtet mein bisheriges Leben. Auch wenn nicht alles optimal gelaufen war, so war es doch eigentlich ganz okay, so, wie es war.

Ich hatte eine behütete Kindheit, wuchs mit der ganzen Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit wundervoller Eltern auf. Und mit ihrem Geld. Sie unterstützten mich selbst noch bei der Umsetzung meiner abenteuerlichsten und verrücktesten Träume, ohne jegliche Ahnung davon zu haben, wie gefährlich das eigentlich für mich war. Und sie standen mir bei. Immer, bedingungslos. So wie meine Schwester und wie Adrian, mein bester Freund.

Ob er sich noch vor dem Sandsturm in Sicherheit hatte bringen können? Hoffentlich. Sicher würde er bald mit Hilfe zurückkommen…

Doch wie will er mich finden? Was will er den Leuten sagen, wo er mich zurückgelassen hat?

Ganz schnell vergesse ich diese Gedanken wieder.

Meiner jetzigen Situation sind sie ganz und gar nicht dienlich.

Die Schulzeit kommt mir in den Sinn.

 

Wieder muss ich an Adrian denken und schmunzeln. Mann, was wir doch zusammen für Blödsinn angestellt haben…

Später dann, der erste Alkohol, den wir aus dem Weinkeller geklaut und heimlich getrunken haben, oder der erste Joint, den wir rauchten… die vielen amourösen Abenteuer mit den nur zu willigen Mädchen, die ich, bei Abwesenheit meiner Eltern, in unsere Villa mit dem schicken Pool zur Party einlud und die wir dann tauschten… mein BWL-Studium, der Camaro, den mir mein Vater in Anerkennung meines erfolgreichen Abschlusses schenkte, die Anfänge einer große Karriere in Vaters Firma, die Hochzeit mit Claudia… und jetzt der Kurzurlaub mit Adrian, der nun scheinbar hier, in den Tiefen der Sandwüste in Marokko für mich endet…

Müsste ich jetzt von dieser Welt gehen, würde mir Einiges entsagt bleiben. Wie gerne hätte ich noch Kinder mit Claudia gehabt. Einen Jungen und ein Mädchen. Ein Haus. Einen Hund…

Doch eigentlich habe ich keinen Grund zum Trauern. Ich hatte ein schönes Leben. Ich war immer ein Glückspilz gewesen.

Und jetzt hatte ich eben Pech.

So einfach ist das…

Das Heulen um mich herum wird immer schlimmer.

Ich muss an unsere Mutproben denken, als Adrian, Odo, der Sohn der Schwester meiner Mutter, und ich einen stillgelegten Brunnen erkunden wollten. Oder an unseren Jungfernflug mit unserem selbst gebauten Flieger. Der Tag, als wir im Eis eingebrochen sind und tropfend zusammen um unseren Kamin saßen….

Wie oft hatte ich dem Tod schon ins Auge geblickt und war ihm doch immer wieder von der Schippe gesprungen?

Dass er mich kriegen würde, war mir seit dem Tag meiner Geburt klar.

Das stand fest. War unabänderlich.

Aber jetzt schon? Mit 34?

Das sind meine letzten Gedanken, bevor alles um mich dunkel wird.

2

Es ist vorbei.

Der Sturm hat sich gelegt.

Es ist still. Erschreckend still.

Fast schon unheimlich.

Kein einziges Geräusch. Nur das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und das dumpfe, laute Klopfen meines Herzens.

Ich bin vom Sand eingeschlossen.

Meine Augen habe ich fest zusammengepresst, die Arme vorm Gesicht verschränkt, als einzige Schutzbarriere vorm feinen Sand...

Noch bekomme ich Luft. Doch ich traue mich nicht, meine Position zu ändern.

Angst macht sich in mir breit.

Was, wenn ich unter meterhohem Sand liege?

Lebendig begraben?

Vielleicht würde ich bald ersticken?

Ich ermahne mich, Ruhe zu bewahren, damit die Panik in mir nicht die Oberhand über mich gewinnt. Ich bemühe mich um eine gleichmäßige Atmung.

Das gelingt mir nicht.

Denk nach, sag ich mir.

Mir ist klar, dass ich hier raus muss.

Ein kräftiger Ruck geht durch meinen Körper.

So, als wären durch diese Gedanken meine Lebensgeister wieder geweckt worden, als hätten sie mich an meine eigensten Urkräfte erinnert, nämlich die, dass ich mich selbst retten musste, wenn es niemanden anderen gab, der das für mich tun konnte.

Infolge der unwillkürlichen Reaktion hat sich meine Körperhaltung verändert. Ich bin mindestens dreißig Zentimeter gewachsen.

Da war kein großer Widerstand nach oben. Das überrascht mich. Das würde ja bedeuten, dass der Sand auf mir nicht sonderlich hoch wäre…

Wie viel würde es brauchen, um aus dem Sand heraus zu kommen?

Ich strecke mich noch etwas weiter.

Dabei spüre ich jedoch auch mein Knie wieder.

Sand rieselt, als ich aus ihm auftauche.

Dann ist mein Kopf frei.

Luft!

Ich blinzle in die Runde, um mir einen Überblick über meine Lage zu verschaffen. Doch ich bekomme nur eines meiner Augen auf. Das andere ist verklebt und mit Sand behaftet.

Mit einiger Mühe versuche ich, meinen rechten Arm dem Sand zu entwinden, ihn freizubekommen, um mir den Sand aus den Augen zu reiben.

Da ist Blut, das jetzt in den Sand tropft.

Mein linkes Auge kann ich immer noch nicht öffnen. Es ist zugeschwollen.

Ich taste es ganz leicht mit den Fingern ab.

An meiner Schläfe klopft es.

Ein fast unmenschlicher Schmerz durchzuckt mich.

Mein Kopf scheint gerade zu explodieren.

Ich muss innehalten.

Besser, nicht bewegen…

Aber das ist auch keine Lösung.

Ich muss hier raus. Unbedingt.

Die Sonne, die unablässig strahlt, trägt ihr Übriges dazu bei, es zu meiner Gewissheit werden zu lassen: Sie würde mich im heißen Sand braten.

Ich atme mehrfach tief ein. Ich weiß, dass das, was jetzt kommt, größte körperliche Anstrengung von mir verlangt.

Ich beginne, mit meinen Händen den Sand von meinem Körper weg zu schieben. Mich frei zu schaufeln. Auszugraben.

Doch das gelingt mir nicht wirklich. Denn der feine Sand rutscht immer wieder zurück.

Ich versuche, mich mit den Beinen nach oben zu stemmen, doch was soll das bringen, außer Schmerzen?

Ich stecke fest. Das kann ich nicht nur sehen, sondern auch spüren.

Ich versuche es dennoch weiter.

Doch dann zeigt mir mein Körper meine Grenzen an. Ich vermag es einfach nicht, mich aus dem Sand heraus zu bekommen. Wie auch, ohne etwas zu haben, an dem ich mich festhalten kann?

Ich befinde mich nach wie vor bis zur Brust im Sand.

Und weit und breit keine Menschenseele.

Ich keuche.

Ich schwitze.

Und ich habe mörderischen Durst.

Die Sonne knallt unbarmherzig vom Himmel.

Ich bin am Ende meiner Kraft.

3

Die Sonne thront über allem.

Sie ist unerbittlich.

Ich habe das Gefühl, dass der Boden unter mir schwankt. Wahrscheinlich ist meine Wahrnehmung gestört, von der Gehirnerschütterung, die ich beim Überschlag mit meinem Wagen davon getragen haben musste.

Irgendwie ist mir schlecht. Und schwindlig.

Ich erinnere mich an das Blut, das zugeschwollene Auge, die unerträglichen Schmerzen im Knie.

Neugierig versuche ich, etwas durch mein leicht geöffnetes rechtes Auge zu erfassen, was um mich herum passiert. Doch dafür muss ich den Kopf anheben. Das ist wegen der Schmerzen im Nacken nahezu unmöglich für mich.

Ich sehe die Sonne über mir, die mich blendet, und Sand und lasse mich erschöpft wieder zurücksinken.

Es schaukelt. Vor und zurück. Irgendwie scheine ich mich fortzubewegen. Jedoch, ohne selbst etwas dafür zu tun.

Als das Schaukeln endlich aufhört, sehe ich nur durch einen winzigen Spalt des geöffneten rechten Auges eine Gestalt, die in ein langes Gewand oder einen Schleier gehüllt zu sein scheint. Ich sehe nur ihre Umrisse. Das Gesicht liegt im Dunkeln.

Ich weiß nicht, wo ich bin. Wahrscheinlich dem Himmel näher als der Erde.

…Die Mutter Gottes gekommen, um mich zu empfangen…

-----

Es ist stockdunkel.

Ich höre seltsame Laute. Lang gezogen. Klagend. Und Stimmen.

Ich liege auf dem Rücken, auf etwas Weichem.

Meine Finger versuchen bereits zu ergründen, was es ist. Es könnte Fell sein oder eine Decke.

Jemand hatte mich gefunden.

Über mir die Weite des Sternenhimmels. Vor mir das Knistern und Flackern eines Feuers mit dem typischen Geruch von verbranntem Holz.

Immer wieder dämmere ich weg.

Mal kürzer, mal länger.

Ich erinnere mich an den Sturm, den Sand um mich herum, der mich langsam, aber stetig einschließt.

In meiner Panik beginne ich zu schreien.

Nein. Ich will nicht sterben… Ich will hier nicht begraben sein.

Kurz darauf spüre ich die sanfte Berührung einer Hand, die meine Wange streift, bevor sie dann einige Zeit auf meiner Stirn verweilt.

Doch wahrscheinlich halluziniere ich da bereits schon, des Flüssigkeitsmangels wegen.

Von weitem dringt der Gesang eines Engels zu mir. Ich verstehe kein Wort davon, was er singt.

Ich muss im Himmel sein.

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Ich sehe in das Gesicht eines wunderschönen Mädchens, das sich über mich beugt. Ihr Antlitz ist so makellos, wie ich kaum eines je gesehen habe.

Und ich habe wirklich schon viele schöne Mädchen gesehen. Sehr viele.

Sie jedoch ist wirklich außergewöhnlich.

Doch mehr noch sind es ihre Augen.

Sie sind honigfarben.

Ihre Stimme, die zu mir durchdringt, ist nicht von dieser Welt. Die Melodie, die sie anstimmt, so fremdartig, unglaublich melancholisch und dennoch wunderschön.

Ich spüre, wie mein Kopf leicht angehoben wird, bevor mir etwas eingeflößt wird, das ganz eigenartig schmeckt und mich dennoch so unbeschreiblich leicht ins Land des Vergessens führt.

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