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Katie Pain

NEW PASSION

Verführung in eine andere Welt

Autobiografischer Erotikroman

Inhalt

Vorwort

Danksagung

1. März 2015

2. April 2015

3. Mai 2015

4. Juni 2015

5. Juli 2015

6. August 2015

Passwort für den Leserbereich

Über die Autorin/Nachwort

Bücher von Katie Pain

Vorwort

Ich bin gerade ziemlich aufgeregt, weil ich nun zum ersten Mal ein Vorwort schreiben werde. Und es kann sein, dass es länger wird, als geplant. Darin bin ich nämlich sehr gut.

Im März 2016 begann ich naiv diese Geschichte niederzuschreiben. Geplant waren um die 200 Taschenbuchseiten und druckfertig sollte alles im Juli sein. Der Juli rückte näher und mir wurde immer bewusster, dass ich mich vollkommen verschätzt habe. Aus Juli wurde August und so verschob sich die Veröffentlichung von Monat zu Monat. Die 200 Taschenbuchseiten hatte ich mittlerweile auch um Weiten überschritten. So weit, dass ich im Dezember 2016 beschloß, die Geschichte in zwei Bänden herauszubringen. An dieser Stelle könnte ich nun ein Erscheinungsdatum für den zweiten Band nennen, aber ich lasse es lieber sein. ;)

Ich bin dankbar, dass ich vor einem Jahr so naiv an dieses Projekt herangegangen bin. Denn hätte ich gewusst, wie viel Arbeit dahintersteckt, hätte ich womöglich gar nicht erst angefangen. Geduld, in Bezug auf einen längeren Zeitraum, ist nicht eine meiner Stärken; aufgeben aber auch nicht. Jedenfalls nicht, solange ich einen Sinn darin sehe.

Diese Geschichte ist nämlich meine Geschichte.

Während meines Schreibprozesses wurde ich oft gefragt, warum ich einen autobiografischen Erotikroman schreibe.

Erstens: Fehlen mir persönlich authentische Bücher in diesem Genre auf dem Markt.

Zweitens: Wünsche ich mir, dass offener und toleranter mit dem Thema Sexualität, insbesondere BDSM, umgegangen wird.

Dementsprechend sollte ich als Vorbild vorangehen und nicht von anderen erwarten, dass sie es tun.

Drittens: Möchte ich natürlich auch gerne ein wenig aufklären, was den BDSM betrifft und deutlich machen, wie vielfältig dieser ist und wie individuell er gelebt wird. Und natürlich auch, welche Gefahren sich dahinter verbergen.

Viertens: Habe ich einen Fetisch. Ich stehe darauf, dunkle Geheimnisse von mir ans Licht zu holen, um damit mein Umfeld zu überraschen. Ich denke, dass die wenigsten, die mich persönlich oder einfach nur von YouTube Videos kennen, auf die Idee kommen würden, dass ich das, was ich in den beiden Büchern beschreibe, wirklich erlebt habe.

Der letzte Punkt ist mit einem Lächeln zu lesen.

Es kostet mich selbstverständlich Mut, dieses Buch beziehungsweise diese Geschichte für jeden zugänglich zu machen. Daher möchte ich an dieser Stelle deutlich betonen, dass solltest du mich persönlich kennen, du dir wirklich sicher sein solltest, ob du es lesen willst. Es ist deine Verantwortung. Entweder du bewahrst das Bild, welches du jetzt von mir hast oder du gehst das Risiko ein, Dinge von mir zu erfahren, die du gar nicht wissen willst. Ich bin jedenfalls nicht böse, wenn du es jetzt doch lieber im Bücherregal verschwinden lässt oder den eBook-Reader aus der Hand legst.

Solltest du mich nicht persönlich kennen, möchte ich nun ein paar direkte Worte an dich richten. Ich freue mich sehr, über dein Interesse an meiner Geschichte! Ich duze dich jetzt auch einfach, weil ich das Gefühl habe, dass wir uns in den nächsten Seiten näherkommen werden.

Ich möchte dich in keine Schublade stecken, wir Menschen sind nun mal so. Wir bewerten und verurteilen gerne. Da es sich hier um meine persönlichen Erfahrungen handelt und um keine Fiktion (mit kleinen Ausnahmen, dazu äußere ich mich noch), bitte ich dich, respektvoll mit diesen umzugehen. Natürlich darfst du denken, was du willst. Worauf ich hinaus will, ist das Feedback. Dir muss nichts gefallen und du darfst mir deine Enttäuschung hinterher auch gerne mitteilen, wenn es dir dadurch besser geht. Aber bitte ohne abwertende Bemerkungen. In einem höflichen, respektvollen Ton.

Positive Meinungen dürfen selbstverständlich auch gerne an mich herangetragen werden. Wie auch konstruktive Kritik (bitte vorher googeln, sollte man sich der Definition nicht ganz im Klaren sein).

Auch, wenn ich in diesem Buch viel über mich preisgebe und du hinterher vielleicht meinst, mich gut zu kennen, sei dir bitte bewusst, dass du nur einen Teil kennst. Einen Lebensabschnitt, der von März 2015 bis Januar/Februar 2016 geht (dieser Teil endet im August 2015). Mir ist es teilweise sehr schwer gefallen, manche Gedankengänge niederzuschreiben, weil ich aus heutiger Sicht ganz anders denke und gehandelt hätte. Ich befinde mich in einem ständigen Wandel. Dementsprechend wirst du mein altes Ich gut kennen, aber nicht mein jetziges.

Zum Thema Fiktion. Ein sehr kleiner Anteil ist fiktiv. Einige werden es auch merken, da sie wissen, dass ich in dem Zeitraum definitiv nicht mit einer Frau intim geworden bin. *Winkmitdemzaunpfahl*

Ich werde im Leserbereich auf meiner Website aber auch noch einiges zu dieser Geschichte erzählen. Das Passwort findest du am Ende des Buches.

Da ich selbst gerne Bücher lese und hinterher auch schon mal dachte, dass das ja nun nicht so pralle war: Sorry, falls du hinter meinst, dass dein Geld diese Geschichte nicht wert war und du deine Zeit verschwendet hast.

Ich fühle mit dir. Aber vielleicht tröstet es dich ein wenig, dass du mich mit diesem Kauf unterstützt hast und mir somit eine Freude bereitet hast. Und wie bei jedem Buch, kauft man die Katze im Sack. Dennoch hoffe ich, dass du dich gut unterhalten fühlen wirst.

So, wahrscheinlich habe ich wiedermal die Hälfte vergessen. Aber ich will dich nun auch nicht noch mehr langweilen. Ich wünsche dir, dass du beim Lesen ein wenig deinen Alltag vergessen kannst, emotionale Momente und natürlich ausreichend reizvolles Kopfkino.

Deine Katie

P.S.: Die gesamte Geschichte ist aus meiner Perspektive geschrieben. Es ist meine Wahrheit, was nicht der Wahrheit von „Liam“ oder anderen Protagonisten entsprechen muss. Die Erfahrung, dass Menschen unterschiedliche Wahrnehmungen haben, wirst du bestimmt auch schon gemacht haben. War mir dennoch wichtig, es zu erwähnen. Nach der Danksagung geht’s dann auch endlich los :D

Danksagung

Ja, die Danksagung kommt eigentlich ans Ende eines Romans. Ich möchte mich aber gerne im Voraus bedanken.

Zuerst möchte ich „Liam“ danken. Den ich hier nicht beim Namen nennen werde, weil der Gute nichts von seinem Glück weiß.

Danke dafür, dass du so bist, wie du bist. Dass du mir meinen Spiegel vorgehalten hast. Dass ich mich dank dir, mit meiner Sexualität auseinandergesetzt habe. Dass ich dank dir, so viel mehr über mich gelernt habe. Ohne unsere Begegnung gäbe es nun diesen Roman nicht. Danke!

Und ohne meine Mrs. Foxy, gäbe es diese Begegnung nicht. Daher möchte ich mich an dieser Stelle von Herzen bei dir bedanken! Auch, wenn das gemeinsame Treffen damals etwas unschön im Gebüsch vor der verschlossenen Haustür für dich geendet ist …Aber es hat sich gelohnt :D Ich denke, dass wir darüber noch reden und lachen werden, wenn wir mit unseren elektronischen Rollatoren über den Kiez cruisen.

Natürlich dürfen meine Eltern auch nicht fehlen. Ohne sie gäbe es mich nicht.

Ich danke euch, für eure Unterstützung, dass ihr mir so viel Freiheit ermöglicht habt, damit ich mich entfalten kann. Trotz Gegenwind von Freunden und Bekannten. Ihr habt mich nicht vor die Tür gesetzt, mich nie gezwungen, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen, was ich gar nicht machen wollte. Ihr habt es ertragen, dass ich vor dem Abi von der Schule abgegangen bin, dass ich auch mein Grafik Design Studium nicht beendet habe. Ihr habt so viel Vertrauen in mich gesetzt und tut dies hoffentlich auch immer noch.

Ihr seid unglaublich tolerant. Dafür bin ich euch unsagbar dankbar. Vor allem für eure Liebe. Ohne diese Liebe wäre ich nicht der Mensch, der ich jetzt bin. Ich liebe euch! Ich weiß … jeder hat die besten Eltern der Welt … Aber meine sind die allerbesten!

Ich danke meiner ganzen Familie! Ich weiß, dass ihr immer hinter mir stehen werdet, so wie ich hinter euch! Ich liebe euch und bin so glücklich, dass wir eine Familie sind! Wenn auch mittlerweile eine sehr kleine, aber dafür feine :)

Meinen beiden Mädels möchte ich auch danken. Ich danke euch, dass ihr mich so nehmt, wie ich bin. Und auch, wenn ich ein Schlumpf bin und mich wenig melde, sollt ihr wissen, dass ich euch beide wirklich liebe und ich unsere Freundschaften sehr schätze. Mittlerweile seid nur ihr beiden über geblieben und ich wünsche mir, dass egal wohin uns unsere Wege führen, diese Freundschaft ewig halten wird.

 

Ich danke mir selbst. Danke an mich, dass ich es durchgezogen habe.

Danke an meine gewachsene Geduld. Danke, dass ich an dem ganzen Schmerz der Vergangenheit gewachsen bin, statt daran zu zerbrechen. Danke, an das Vertrauen in mir. Danke an meinen inneren Zweifler und Kritiker, der auch immer noch nicht zufrieden mit diesem Roman ist.

Danke an mein Bewusstsein, dass es sich bewusst ist, dass der Kritiker auch nie zufrieden sein wird. Danke an mein Ego, dass du es immer häufiger schaffst, deinen Stolz nach hinten zu stellen. Danke an meine Seele, dass dein Ruf so laut war, dass ich den Impuls bekam, wieder mit dem Schreiben anzufangen.

Danke Kaddi!

Ja, jetzt darfst du dich geschmeichelt fühlen … Denn bekanntlich kommt das Beste ja zum Schluss.

Am Ende meiner Danksagung möchte ich dir danken! Danke, dass du dich für diesen Roman entschieden hast und dein Geld gegen meine niedergeschriebenen Worte getauscht hast. Ohne dein Interesse und deine Aufmerksamkeit würde dieser Roman ganz schnell in Vergessenheit geraten. Durch dein Lesen meiner Worte erhältst du ihn am Leben. Danke dir!

DANKE!

1
März 2015

„Melina, du musst mich unbedingt begleiten! Ohne dich bin ich viel zu unsicher und werde wahrscheinlich keinen einzigen Ton herausbekommen. Er ist so unglaublich heiß!“, schreit Amber mir durch das Handy ins Ohr.

„Amb … es sollte doch ein Date sein, oder nicht? Da wäre es doch wirklich merkwürdig, wenn du deine beste Freundin mitnimmst“, versuche ich, mich aus der Sache auszuklinken.

„Ja … Na ja … Wenn es aber kein Date ist, sondern einfach ein Treffen in einer Bar mit einem gut aussehenden Kerl?“

„Du wirst nicht nachgeben, oder?“, frage ich hoffnungslos.

„Das hast du gut erkannt, Mel.“

Ich sage Amber das Treffen zu. Eigentlich weiß ich gar nicht, weshalb ich mich so dagegen gesträubt habe. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich neugierig, diesen ach so heißen Typen live und in Farbe kennenzulernen. Auf Fotos, die Amb mir gezeigt hat, hat er mir nicht sonderlich zugesagt und auch ansonsten war ich nicht gerade begeistert von dem, was sie über ihn erzählt hat. Er ist Stripper beziehungsweise Gogo-Tänzer in einem ziemlich angesagten Club und war noch nie in einer Beziehung. Amber hatte mit ihren 23 Jahren schon fünf Beziehungen und immer war es die große Liebe. Aber ich möchte darüber natürlich nicht urteilen. Ich bin 24 Jahre alt und hatte bisher erst eine Beziehung, die allerdings fast sechs Jahre lang hielt. Ambers Beziehungen hielten wenn überhaupt sechs Monate.

Er soll wohl einen Monat jünger sein als ich. Andernfalls hätte sie mich nicht gebeten, sie zu dem Treffen zu begleiten. Amb weiß ganz genau, dass ich von jüngeren Männern die Nase voll habe.

Es ist Samstagabend. Meine beste Freundin hat mich jeden Tag an das Treffen erinnert und ist mega aufgeregt. Es gefällt mir nicht, dass ihre Vorfreude dermaßen groß ist. Sie wurde schon viel zu oft enttäuscht. So langsam sollte sie doch mal aus ihren bisherigen Erfahrungen gelernt haben. Aber sie ist leider, im wahrsten Sinne des Wortes, blauäugig. Mit ihrer langen, blonden, lockigen Mähne, ihren strahlenden blauen Augen, ihrem puppenartigen Gesicht und ihrer zarten Porzellanhaut, hat sie schon so manchem Mann den Verstand geraubt. Wir sehen uns nicht sehr ähnlich. Meine Haare sind wesentlich länger als ihre. Statt lockig und blond, glatt und dunkelblond.

Meine Augen erscheinen in einem Kastanienbraun. Auf Ambs reine Haut bin ich ab und zu neidisch. Den Kampf gegen die Hautunreinheiten habe ich bislang nicht gewonnen. In der Pubertät hatte ich überhaupt keine Hautprobleme. Erst mit Anfang 20 bekam ich plötzlich Pickelchen. Mittlerweile lebe ich damit und denke, dass es an der hormonellen Verhütung liegt.

Natürlich könnte ich die Pille absetzen, da ich Single bin, aber dank dieser kleinen Dragees bekomme ich meine Tage nicht mehr. Auf diesen Luxus möchte ich nicht verzichten. Für spontane One-Night-Stands ist das definitiv vorteilhaft. Jedoch hatte ich bisher noch nie einen und möchte auch zukünftig davon Abstand halten.

Amber spiegelt das totale Gegenteil von mir wider. Fünf Beziehungen und zahlreiche One-Night-Stands. Ein Männer fressendes Biest. Obwohl es meist eher so ist, dass sie das Opfer ist und von den Männern gefressen wird; sie gleicht einfach dem perfekten Jagdobjekt.

Auch jetzt steht sie vor meinem Spiegel und brezelt sich für den heutigen Abend auf.

„Amb, du solltest es nicht so übertreiben. Männer interpretieren da gerne zu viel hinein“, rate ich ihr liebevoll.

„Boah Mel, du kennst meine Absichten doch gar nicht. Ich will den Kerl nicht gleich heiraten, sondern will mich erst mal von seinen körperlichen Qualitäten überzeugen.“

„Auch in einer Großstadt wie Hamburg kann man sich einen Ruf machen. Ich warne dich nur vor und mache mir langsam Sorgen um dich. Du verkaufst dich unter deinem Wert. Du hast es gar nicht nötig, dich so billig zu geben.“

„Willst du jetzt mit mir streiten oder einen tollen Abend mit mir verbringen? Du bist viel zu prüde und verschlossen. Seitdem mit David Schluss ist, bist du gar nicht mehr in der Lage dazu, Nähe zuzulassen. Darüber solltest du dir mal Gedanken machen, statt dir Sorgen um mich zu machen. Mir geht es hervorragend. Ich lebe und genieße mein Leben“, zickt sie mich an.

„Wow. Danke für deine ehrlichen Worte. Vielleicht sollte ich mit meinem Arsch dann besser hier auf der Couch sitzen bleiben und mir überlegen, ob ich nicht vielleicht genauso herumhuren sollte wie du. Vielleicht vergeude ich mein Leben und verpasse tatsächlich eine Menge Spaß“, entgegne ich ihr ironisch, wobei der Teil mit der Couch ernst gemeint ist.

„Ja, vielleicht solltest du das wirklich mal, aber nicht heute Abend. Du hast versprochen, dass du mich begleitest und stell dir vor … Vielleicht ist der Typ ein Serienmörder, mit dem du mich hast alleine ausgehen lassen. Das sollte dann mein letztes Treffen mit einem Mann gewesen sein. Die Schuldgefühle werden dich dein Leben lang begleiten.“

„Meine Motivation, dich zu begleiten, ist gerade im Untergrund eines Kellers versunken. Ich werde aber bestimmt nicht dabei sein, wenn er dich abschleppt. Er wird also noch genügend Zeit haben, dich umzubringen. Daher ist meine Begleitung überflüssig.“

„Mel, sei keine Spaßbremse. Leg dir lieber etwas Make-up auf. Wir sollten uns gleich auf den Weg machen. Wir kommen eh schon zu spät.“

Sie ist meine beste Freundin. Ich kann sie einfach nicht im Stich lassen.

Ich habe mir ein wenig die Augen geschminkt, damit Amber sich neben mir nicht komplett unwohl fühlt. Im Taxi auf dem Weg zur Bar, zieht sie ihren Lippenstift noch einmal nach und pudert ihre reine Haut ab. Ich verdrehe die Augen.

„Oh mein Gott! Wir sind da! Es geht los! It’s showtime!“, Amber hüpft aus dem Taxi und zieht mich mit sich mit. Ich lasse dem Taxifahrer zwanzig Euro auf dem Rücksitz liegen. In ihrer Aufregung hat sie vergessen, dass wir noch bezahlen müssen.

Ich gehe mit der Erwartung in die Bar, dass ich nach einem netten Gespräch, welches ungefähr in einer Stunde vorbei sein sollte, wieder zu Hause sein werde, um es mir mit einem guten Buch alleine in meinem Bett gemütlich machen zu können.

Amber geht voran und da steht er an der Bar, mit einem Glas Rotwein in der Hand, auf uns wartend. Wäre meine Freundin nicht zielsicher auf ihn zugegangen, hätte ich ihn nicht erkannt. Nie und nimmer ist er jünger als ich!

Er sieht mindestens vier Jahre älter aus. Amber nimmt er gar nicht wahr. Sein Blick durchdringt mich. So wurde ich noch nie in meinem Leben von einem Mann angesehen.

Amber bleibt verdutzt vor ihm stehen und erst, als ich direkt hinter ihr stehe, bemerkt er sie und schenkt ihr zur Begrüßung eine Umarmung.

„Hi, ich bin Liam“, stellt er sich mir vor und nimmt mich ebenfalls in den Arm. Nachdem ich mich aus seiner Umarmung gelöst habe, teile ich ihm mit, wie ich heiße.

„Melina. Schöner Name. Was wollt ihr trinken?“

Amber schließt sich seinem Rotwein an. Ich bleibe bei einem stillen Wasser. Wir begeben uns in eine gemütliche Ecke mit drei Sesseln. Liam zieht für mich den Sessel zurück, sodass ich mich bequem setzen kann.

So probiert er also, Eindruck zu schinden. Ganz der Gentleman. Amber bemerkt gar nicht, dass er mir mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihr; sie scheint total geblendet von ihm zu sein. Hängt an seinen Lippen, als sie anfängt, ihn auszufragen und er höflich antwortet.

Er ist erst seit einigen Monaten in Hamburg, erfahre ich.

„Gefällt dir Hamburg?“, versuche ich, mich wenigstens ein bisschen in das Gespräch einzubringen. Sofort dreht er sich zu mir und sieht mir in die Augen, als er beginnt, mir zu antworten.

„Hm … Ist wie jede andere Stadt auch. Städte beeindrucken mich nicht sonderlich. Das Einzige, was man hier gut unternehmen kann, ist, Kaffee trinken zu gehen.“

„Wie jede andere Stadt auch?“ Ich lache laut auf.

„Bist also ganz der Landmensch? Ansonsten würde dir nämlich auffallen, wie unterschiedlich Städte sind. Warst du schon einmal in Berlin?“

„Ja, dort war ich schon häufiger. Sieht aus wie in Hamburg.“ Will er mich provozieren?

„Oh ja, das finde ich auch! Städte bestehen doch nur aus vielen hohen Häusern“, kriecht Amb ihm in den Arsch. Mädchen, wo ist deine eigene Meinung geblieben?

„Ihr solltet mal aufhören, mit geschlossenen Augen durch die Städte zu laufen. Ihr seid wohl beide blind.“

„Ich bevorzuge die Berge oder das Meer. Am liebsten würde ich in einer kleinen Holzhütte in den Bergen leben oder auf einer einsamen Insel. Abseits der Zivilisation.“

Liam scheint also wirklich durch und durch verbunden mit der Natur zu sein. Irgendwie kaufe ich ihm das nur nicht ab. Ich habe das Gefühl, dass er sich selbst bloß gut darstellen will. Dass er anders als die Typen sein will, die Amber zuvor gedatet hat, dass er nicht das Klischee des Strippers erfüllen möchte.

„Oh, eine Berghütte mit Kamin stelle ich mir unheimlich romantisch vor“, bringt Amber ein, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen.

Ich glaube, sie interessiert sich eigentlich überhaupt nicht dafür, was für ein Typ Mann er ist. Sie ist unglaublich oberflächlich.

Ich spüre jedenfalls keinerlei Verbindung zwischen Liam und mir. Auch wenn ich gerne wissen wollen würde, ob er eben nur versucht anders zu sein und in Wahrheit aber doch das volle Klischee erfüllt oder ob er tatsächlich anders ist. Wird sich zeigen. Wenn er Amber heute Nacht flachlegt und sich danach nicht mehr bei ihr meldet, werde ich weiser sein.

Nach Ambers dritten Wein schlägt Liam vor, die Bar zu wechseln. Amber verabschiedet sich kurz von uns und verschwindet auf dem WC.

Liam starrt mich an. Ich frage mich schon die ganze Zeit über, ob er mit mir flirtet. Falls ja, war das ein einseitiger Versuch. Plötzlich steht er auf. Er stellt sich hinter den Sessel, in dem ich sitze, und fängt an, meine Schultern zu massieren.

Was wird das denn jetzt?, schießt es mir durch den Kopf. Mir wird schlagartig heiß. Mein Puls erhöht sich. Dann reicht er mir seine Hand. Ich weiß nicht wieso, aber ich ergreife sie und ohne dass ich reagieren kann, hat er mich zu sich in seine Arme gezogen. Ich spüre seinen harten, durchtrainierten Oberkörper.

Er nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und hebt ihn an, sodass er mich wieder mit seinen blauen großen Augen durchdringen kann.

„Ich verliere mich in deinen wunderschönen Rehaugen, Melina.“

Er zieht meinen Kopf zu sich heran und schenkt mir den heißesten Kuss, den ich je bekommen habe und vermutlich je bekommen werde. Seine Zunge berührt meine erst sanft und zurückhaltend. Der süßliche Geschmack lässt meinen gesamten Körper mit Hitze erfüllen.

Dann nimmt seine Zunge immer mehr Raum in meinem Mund ein. Das Zungenspiel wird gröber und intensiver. Ich blende alles um mich herum komplett aus. Verliere mich in diesem Augenblick. Spüre die Wärme seines Körpers an meinem. Fühle mich wohl und geborgen und zum ersten Mal empfinde ich einen Anflug von Leidenschaft. Solch ein Augenblick existierte bisher nur in meinen Träumen und in meiner Fantasie. Dachte, es sei unrealistisch, so etwas jemals zu erleben und derartig zu empfinden. Dachte, solch eine Situation gibt es bloß in irgendwelchen kitschigen und unrealistischen Hollywoodstreifen.

Ich dringe in seinen Mund ein. Möchte auch ihn erkunden. Er lässt mich gewähren. Meine Hände halten sich an seiner ausgeprägten Rückenmuskulatur fest. Brauche den Halt, um mich nicht komplett zu verlieren.

 

Ein Räuspern reißt mich zurück in die Realität. Ins Hier und Jetzt. Amber steht neben uns. Und das wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Ihr steht die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben.

„Fertig? Dann können wir ja weiterziehen“, ergreift Liam das Wort und tut so, als sei nichts gewesen.

Ich weiß nicht, ob ihm Ambers Laune entgangen ist oder ob er es schlichtweg ignoriert.

Er hilft mir in meine Jacke. Amber wollte er auch helfen, aber sie hat seine Geste abgeblockt und sich ihre Jacke selbst angezogen.

Amb würdigt mich keines Blickes. Auf dem Weg in die nächste Bar geht Liam zwischen uns. Er hat seinen Arm um meine Taille gelegt. Ich genieße es, denn es ist mittlerweile schon acht Monate her, dass ich Körperkontakt zu einem Mann hatte.

Der Abend scheint ein anderes Ende zu nehmen, als ich es erwartet habe. Mit solch einer Wendung hätte ich nie im Leben gerechnet. Amber tut mir etwas leid. Immerhin unterhält sie sich noch mit Liam. Ansonsten würde der restliche Abend äußerst unangenehm verlaufen. Mir ist die ganze Sache eh schon unangenehm genug. Sie wird es mit Sicherheit unglaublich bereuen, dass sie mich mitgeschleppt hat, obwohl ich es noch nicht einmal wollte.

Und wahrscheinlich darf ich mir später, wenn wir unter uns sind, anhören, was für eine Bitch und schlechte Freundin ich doch bin. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Wer weiß, ob ich eine Begegnung in der Art jemals wieder erleben werde? Daher muss ich es jetzt voll und ganz genießen und gut in mein Gedächtnis einbrennen.

Angekommen in der nächsten Bar setzen wir drei uns in eine Sitzecke auf eine gepolsterte Bank; Liam bleibt zwischen mir und Amber. Bestimmt fühlt er sich gerade wie King Lui zwischen uns jungen, recht attraktiven Frauen. Mit Sicherheit ist er es gewohnt, von schönen Frauen umringt zu sein, die ihn anhimmeln.

Das bringt der Beruf eines Strippers mit sich. Dafür wirkt er auf mich noch ziemlich bodenständig und nicht arrogant.

Amber bestellt sich gleich zwei große Cocktails. Liam ordert für mich einen alkoholhaltigen Drink; er selbst bestellt sich bloß eine Trinkschokolade. Wir stoßen an beziehungsweise Liam und Amber stoßen an und Liam und ich. Mich schüttelt es. So wie Liam mich angrinst, muss ich einen äußerst komischen Gesichtsausdruck gemacht haben, als ich einen Schluck meines von ihm persönlich bestellten Drinks genommen habe. Immerhin verfällt er nicht in lautes Gelächter.

„Wieso hast du mir puren Spiritus bestellt? Das schmeckt grauenvoll!“, blaffe ich ihn an. Er lehnt sich zu mir und flüstert mir ins Ohr.

„Damit du lockerer wirst.“ Ich ziehe mich von ihm zurück und schaue ihn fragend an. Amber bekommt von dem Ganzen nichts mit. Sie kippt einen Schluck nach dem anderen herunter.

Er schaut mich ernst an, doch dann bewegt sich sein rechter Mundwinkel leicht nach oben, seine Augen verengen sich und wirken auf einmal finster. Aber auf eine verruchte und anziehende Art.

Plötzlich merke ich, wie seine Hand mir von hinten in den Rock gleitet. Automatisch hebe ich meinen Po an. Seine Hand wandert genau unter mich. Ein Finger dringt tief in meine Vagina ein.

Ich öffne leicht den Mund. Muss aufpassen, dass mir kein Stöhnen entweicht. Er stimuliert mich.

Ich werde schlagartig feucht. Viel zu früh zieht er seinen Finger aus mir zurück. Ich gucke ihn enttäuscht an; er lässt seinen Blick auf mir ruhen. Dann berührt sein Mund leicht mein Ohr. Ich höre und spüre den Rhythmus seines Atems, der sich seit seinen letzten direkten Worten in mein Ohr deutlich beschleunigt hat. Ich werfe einen kurzen Blick auf seinen Schritt. Dort zeichnet sich eindeutig eine Abhebung seines harten Schwanzes ab.

„Willst du mehr, Melina?“ Ich nicke.

„Dann sag Bitte.“

Wieso sollte ich Bitte sagen? Ich schweige. Er kneift mir in meine rechte Pobacke, ich muss mir ein Quieken verkneifen. Böse blicke ich ihn an.

„Wenn du willst, dass ich gänzlich aufhöre, musst du es bloß sagen. Dann lasse ich die Finger von dir. Auch wenn es mir nicht leicht fallen wird“, flüstert er mir mit seiner unglaublich männlichen Stimme in mein Ohr. Ich wende mich an eines seiner Ohren.

„Hör nicht auf. Bitte.“ Kaum ausgesprochen, kann ich es nicht glauben, dass ich diese Worte tatsächlich gesagt habe.

Aber es stimmt. Ich will, dass er weitermacht. Außerdem macht mich diese Situation unglaublich an. Mit David hätte ich in der Öffentlichkeit nie solche verbotenen, sexuellen Dinge erleben können. Ich will mehr moralisch verwerfliche Erfahrungen machen.

Liam steckt voller Überraschungen und ich bin neugierig, was er noch zu bieten hat. Und schon erfahre ich es. Er dringt nach meinem Bitten sofort wieder in mich ein. Mit einem Finger vaginal und mit einem weiteren Finger entjungfert er mich anal. Es schmerzt und ist mir unangenehm, aber durch die gleichzeitige vaginale Stimulation macht mich das unglaublich an. Meine Geilheit wächst ins Unermessliche.

„Mhhh … Melina, du fühlst dich gut an. Vorne wie auch hinten. Ich will wissen wie du schmeckst“, haucht Liam mir ins Ohr.

Mir fällt das ruhige atmen immer schwerer. Ich muss mich konzentrieren und es kostet mich alle Kraft, nicht die Kontrolle zu verlieren. Vor all den Menschen einen Orgasmus zu bekommen, wäre mir unglaublich peinlich. Ich muss der Situation entfliehen.

Amber schlürft mittlerweile schon an ihrem vierten Cocktail. Sie blickt apathisch in eine Richtung. Ums genau zu sagen: Sie ist total besoffen! Ihre Umgebung scheint sie überhaupt nicht mehr wahrzunehmen.

Ich sage Liam, dass ich eben auf das WC müsste. Ich will aufstehen und mich von seinen Fingern lösen, doch er zieht mich mit seiner freien Hand zurück.

„Bist du sicher, dass du jetzt aufs WC willst?“

„Ja, ich muss wirklich. Der Alkohol schlägt mir auf die Blase“, versuche ich mich herauszureden.

„Nun gut. Sag’ danke und ich lasse dich gehen.“ Was soll dieses Spielchen? Ich verstehe es nicht.

Als ich ihm ein flüchtiges „Danke“ ins Ohr flüstere, zieht er seine Finger aus mir zurück und lässt mich aufs Klo gehen.

Ich torkle in Richtung WC. Mein Poloch brennt. Mein Verstand wird von unzähligen Gedanken besucht. Ich ziehe meinen Rock hoch und meine Strumpfhose gleichzeitig mit meinem Slip herunter, der völlig durchnässt ist. Ich setze mich auf die Kloschüssel und atme erst einmal tief durch und versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. Doch es gelingt mir nicht. Ich bin immer noch unglaublich geil und würde mir am liebsten selbst Erlösung verschaffen.

Doch irgendwas hemmt mich. Ich möchte lieber wieder zu Liam. Eben wollte ich noch möglichst schnell weg von ihm und jetzt, nach drei Minuten, fange ich schon an, ihn zu vermissen. Vielleicht vermisse ich auch nur seine Finger in mir. Was ist nur los mit mir? Meine Erregung muss mir meinen Verstand total vernebelt haben. Vielleicht ist es auch der Schluck an Alkohol. Ich weiß es nicht.

Als ich meinen Slip wieder hochziehe, sehe ich, dass dieser verfärbt ist. Leicht rötlich. Ich mache mir Sorgen, weil ich nicht weiß, was genau das ist. Kommt das daher, dass Liam meinen Po mit seinem Finger entjungfert hat? Oder ist es vaginale Flüssigkeit?

Meine Tage kann ich nicht bekommen haben, da meine Pille dies verhindert. Ich hatte nun schon einige Monate keinen Sex mehr. Vielleicht ist mein Jungfernhäutchen wieder zusammengewachsen. Boah, Mel! Höre auf mit deinen albernen, naiven Gedanken. Sei nicht so dumm!

Ich höre auf meine innere Stimme. Sie hat recht. Jetzt fange ich an, zu übertreiben. Ich zupfe meinen Rock zurecht und betrachte mich noch einen Moment im Spiegel. Dann fasse ich all meinen Mut zusammen und gehe wieder zurück zu den anderen beiden.

Als ich mich hinsetze, tut mir mein Po weh. Amber hat es, glaube ich, gar nicht wahrgenommen, dass ich weg war. Liam wirft mir ein charmantes Lächeln zu.

„Na, du warst aber lange weg“, sagt er mit einem leichten Vorwurf in seiner Stimme liegend.

„Ich habe nichts zu Ende gebracht, falls du das denkst“, entgegne ich selbstsicher. Ich bin selbst von mir überrascht, dass mir diese Antwort soeben einfach aus dem Mund gefallen ist. Das muss am Alkohol liegen, der macht mich mutig. Liam sagt nichts. Er lächelt mich nur an. Er hat wirklich schöne, große blaue Augen. Stundenlang könnte ich in sie hineinschauen. Könnte mich in ihrer Tiefe verlieren.

Ich weiß, dass dieser Mann hochinteressant ist und irgendein Geheimnis hinter diesen Augen versteckt liegt. Ich möchte es unbedingt lüften. Meine Neugierde ist geweckt. Ich habe einen Hang dazu, alles und jeden zu analysieren. Die meisten Menschen machen es mir nur leider viel zu leicht. Die durchschaue ich innerhalb weniger Minuten. Bei ihm ist es anders.