GEHIRNWÄSCHE

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GEHIRNWÄSCHE
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Ewald Peischl

GEHIRNWÄSCHE

Werbung macht die Kinder froh und Erwachsene ebenso

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhalt

Vaters Auftrag

Die Übergabe

Club der Multimilliardäre

Weltgewerkschaftstagung

Der Notar

Selbstmord von Peter

Die Verwandlung

Impressum neobooks

Inhalt

Ewald Peischl

Gehirnwäsche

Werbung macht die Kinder froh

und Erwachsene eben so

Peter & Paul

Rückkehr nach Eden

Sei nicht voreilig in deinen Wünschen

und schaue nicht auf deinen Vorteil.

Wer voreilig in seinen Wünschen ist,

wird nicht ans Ziel gelangen,

und wer auf seinen Vorteil schaut,

wird nichts Großes vollbringen.

Konfuzius

Einleitung

Ich sitze wie so oft vor dem Haus meines Vaters. Vor mir erstreckt sich die ruhige Wasserfläche des Sees. Eine Wildente mit blauem Kopf und Schwanz, braune Rückenfedern, die in der Sonne schimmern, paddelt gemütlich vorbei. Sie quakt mir zu, so als ob sie sagen würde, komm doch rein, es ist herrlich!

Heiß brennt die Sonne vom Firmament. Lufttemperatur so um die 35 Grad. Vögel zwitschern rings um mich. Es ist so schön den Lobgesang der Natur zu hören.

Dort wo der See aufhört wiegen sich hell- und dunkelgrün Bäume im leichten Wind. Quak, quak, macht die Wildente. Sie her, sie her, wie schön dieses Wasser ist.

Fische springen hoch aus dem Wasser, so als ob sie ein Wettspringen veranstalten möchten. Oder sie wissen vor lauter Übermut nicht, was sie sonst machen sollen.

Der Baum, auf dem ich sitze, dürfte viele hundert Jahre alt sein. Jetzt liegt er mir zu Füßen, mit seinem eineinhalb Meter Durchmesser.

Im Paradies könnte es nicht anders sein. Diese Ruhe, dieses Panorama, diese Perfektion. Danke lieber Gott, raune ich. Du führst mich immer wieder zum Ruheplatz am Wasser und lässt mich ruhen auf diesen herrlich grünen Auen. Kommt alle her und lasst euch erquicken.

Diese Momente im Leben sind es, die dich erahnen lassen, was Leben heißt. Keine Hektik, kein künstliches Drumherum. Eins sein mit der Natur und dir selbst. Ein stärkerer Windhauch macht den See noch romantischer. Jetzt scheint es, als wandere er an mir vorüber. Wildenten lassen sich treiben, wiegen sich auf den Wellen. Rings herum schunkeln die Bäume im Takt. Wir wanken hin, wir wanken her, fortgehen wir von hier nimmermehr, scheinen sie zu raunen.

Neben mir steht eine alte Eiche. Gleich daneben eine junge Fichte. Beider Bäume Äste sind wild umschlungen. Die alte Eiche hat sich eine junge Fichte angelacht. Zärtlich knüpfen sie ihre Bande und sagen, wir wollen gemeinsam durchs Leben gehen, Freud und Leid teilen und zusammenhalten, was uns immer auch bevorstehen mag. Sie mögen sich, kein Zweifel.

Unmittelbar daneben steht ein Baum mit ein paar zarten, grünen Knospen. An den dürren Ästen hängen dreißig Zentimeter lange, geöffnete Schoten. Sie haben längst ihre Samen hergegeben, auf das neue Bäume wachsen können.

Drei Wildenten sind im Anflug. Vor der Landung auf der ruhigen Wasseroberfläche machen sie ein paar Flügelschläge. Skeptisch sehen sie mich an. Eine verlässt das Wasser, dann auch die anderen zwei. Sie watscheln zu mir her und legen sich ins Gras. Offensichtlich wollen sie mir Gesellschaft leisten. Ich werde sie nicht stören, denke ich mir und sie stören mich auch nicht. Sie genießen jetzt das Sonnenbad auf der Wiese. Sonnengewärmtes Gras ist angenehmer als das doch kältere Wasser des Sees.

Wieder springt ein Fisch hoch aus dem Wasser heraus, wohl um sich einen gehörigen Zug Sauerstoff zu holen. In der Ferne sitzt ein Angler und starrt ruhig und gebannt auf seine Rute. Ob die Fische heut wohl auch beißen werden, scheint er sich still zu fragen. Mit kommt es vor, als ob es ihm egal wäre. Hauptsache man kann diesen herrlichen Blick auf den See, die grüne Wiese und die herrlichen Bäume genießen.

Jetzt steht eine Ente auf und watschelt in meine Richtung. Kaum ist sie noch zwei Meter von mir entfernt deutet sie mir, hast du kein Futter? Nein, murmle ich leise, ich habe keines. Unverständlich sieht mich die Ente an und beginnt mit ihrem Schnabel im Gras nach Würmern, Käfer oder sonstigem Essbaren zu stöbern. Ihr blaugrüner Kopf glänzt in der Sonne, abgeschlossen von einem weißen Ring, an dem die Flügel angebracht scheinen. Bienen durchsuchen die Blüten der Blumen nach Nektar. Eifrig und fleißig, so, als ob sie keine einzige Blume auslassen dürften.

Vor mir ist ein morscher Baumstumpf, aus dem zwei neue Bäume mit saftigen grünen Blättern herauswachsen. Am Rand des Sees steht eine Pappel, die sich unmittelbar über der Erde in zwei Stämme verzweigt. Zwei Stämme, etwa je fünfzehn Meter hoch. Beide Stämme sind exakt gleich hoch. Vor lauter Staunen und Versunkenheit habe ich nicht bemerkt, dass die Sonne tiefer und tiefer sank.

Paul, Paul, höre ich in der Ferne rufen. Es ist die Stimme meiner Mutter die sagt, komm Abendessen. Ich komme gleich, rufe ich.

Ohne die Hoffnung auf Morgen wäre ich nicht von hier gewichen. Wenn jetzt auch die Nacht den Tag stiehlt so bleibt immer wieder die Hoffnung auf ein Morgen. Ohne diese Tage wäre das Leben nicht das, was ich mir unter Leben vorstelle.

Essen ist fertig, ruft Mutter erneut.

Mary, unsere Haushälterin und Chefin vom Küchen- und Hauspersonal, hat wieder einen Tisch gedeckt, wie er schöner und ansehnlicher nicht sein könnte. Das Flackern der Kerzen vermehrt sich dutzendfach in den Spiegeln der Wände rings umher. Ein Duft nach dem weiten Meer und Fisch liegt in der Luft. Vater hat wie immer am Ende der Tafel Platz genommen. Neben ihm Mutter und auf der anderen Seite der Tafel, Peter, mein Bruder. Neben Peter sitzen Oma und Opa sowie weitere Gäste, die wie immer an unseren gemeinsamen Essen teilnehmen. Eine gesegnete Mahlzeit, murmelt Vater. Schon die Vorspeise schlägt alles, was man auf den diversen Gourmetlisten vieler Spitzenrestaurants finden kann. Dazu Wein aus Bordeaux, Baron de Rothschild. Mit einem Geschmack nach Frankreich und der Erde, in der dieser erlesene Tropfen gewachsen ist. Das Bukett geht eher zu Erdbeeren als zu Weintrauben.

Von den Gästen der Tafel hört man nur einmalig, vorzüglich, himmlisch. Unser Koch scheint sich von mal zu mal übertreffen zu wollen. Selbst wenn man der Meinung ist, es gibt keine Steigerung mehr, fällt ihm immer wieder etwas ein. Es ist der beste Fisch, den es in den Meeren unserer Erde gibt. Ein absoluter Genuss, bestätigt ein Herr, der neben Oma sitzt. Gratulation, dieses Essen ist einfach himmlisch. So geht es die Gänge durch. Einer besser als der andere. Auch das Dessert ist unbeschreiblich.

Endlich hat auch der letzte Gast sein Messer und seine Gabel auf den Tisch gelegt.

Jetzt folgt wie jeden Tag die Analyse des aktuellen Tagesgeschehens. Nach etwa zwei Stunden verabschieden sich die Gäste. Jeder versichert, das beste Essen der Welt genossen zu haben. Natürlich freut sich ein jeder auf ein Wiedersehen, womöglich bald an unserer Tafel. Mary begleitet die letzten Gäste zur Tür.

Vaters Auftrag

Vater deutet Peter und mir, sitzen zu bleiben. Er blickt uns beide lange an. Nach einer kleinen Pause sagt er zu uns:

Lieber Peter, lieber Paul!

Ihr kennt mein Unternehmen nun schon einige Zeit. Ich hoffe, Euch ist auch die Bedeutung unseres Unternehmens für die Wirtschaft, für die Politik, ja für die gesamte Weltgesellschaft, bewusst. WIN (World International Network) ist in allen Ländern der Welt durch Internet, Facebook, Twitter, Intranet, Fernsehen und Zeitungen vertreten. Ohne unsere Serverdienstleistungen läuft nichts. Ohne uns gäbe es viele Politiker nicht.

Viele großen Unternehmen haben ihren Erfolg nur dank unserer ausgeklügelten Werbestrategien erreichen können. Wir sind unseren Benutzern, Sehern, Hörern, Lesern, usw. schuldig, immer die neuesten Informationen und Trends zu liefern.

Ebenso unseren Werbekunden.

Natürlich hat niemand auf der Welt die Macht, die mein Unternehmen verkörpert. Wir haben den größten Datenbestand an Adressen weltweit. Mehr noch, wir kennen das Kaufverhalten von Milliarden Menschen. Jeder weiß, wie groß unsere Reichweite ist. Dementsprechend groß ist auch die Erreichbarkeit der Werbung. Ein Produkt oder eine Sache, die von uns beworben wird, ist schnell weltweit bekannt. Ein Riesenvorteil gegenüber nur regionaler Werbemaßnahmen. Vor allem weil wir das Konsumverhalten kennen. Dazu ist punktgenaue Werbung möglich, was enorme Kosten für die Firmen spart.

 

Es war nicht immer so. Viel Mühe hat es gekostet, einen Sender nach dem anderen aufzukaufen, ins Internetgeschäft einzusteigen und die Firmen zu überzeugen, dass Werbung wichtig ist. Werbung über WIN überhaupt der Hammer ist.

Heute ist es leicht.

Unsere Firma braucht nur Aufträge zu schreiben. Wir können den Ansturm fast nicht abwehren. Vielmehr müssen wir ausfiltern, welcher Artikel „seriös“ und welcher weniger „seriös“ ist. Es erfordert Fingerspitzengefühl. Dieses Gefühl traue ich Euch beiden schon zu.

Wie ihr wisst, werde ich nächstes Jahr 65 Jahre alt. Höchste Zeit, die Firma in jüngere Hände zu legen.

Derjenige von Euch, der mir bis zu meinem 65. Geburtstag das bessere Konzept vorlegt, wird die Firma als alleiniger Chef übernehmen. Der andere wird in der Firma als Angestellter weiterarbeiten und zwar je nach Branche, die ihm am besten liegt. Natürlich steht dem zweiten ebenfalls ein Milliardenvermögen zu. Es ist ja genug vorhanden.

Alleiniger Chef von der größten und mächtigsten Firma der Welt zu werden, ist sicher ein ganz besonderer Ansporn.

Paul fragt Vater, ob bei der Größe der Firma nicht Platz für uns beide an der Spitze wäre?

Nein, entgegnen Vater und auch Peter.

Zwei Chefs haben noch keiner Firma gutgetan. Der bessere von euch beiden soll die Firma als alleiniger Chef führen, erwidert Vater noch einmal. Der andere hat sich zu fügen.

Peter ist sichtlich zufrieden. Er ist der Ältere. War der bessere in der Schule. Absolvierte sein Studium in Rekordzeit. Ist ein dynamischer, zielstrebiger, geradliniger und entscheidungsfreudiger Managertyp. Er versteht es, das Leben zu genießen. Seine Hobbys sind schnelle Sportwagen und der Jet Set. Er hat den Pilotenschein für jede Art von Flugzeugen auch von Hubschraubern.

Obwohl unsere Firma über eine tolle Firmenjetflotte mit den besten Piloten verfügt, liebt es Peter, auch mal alleine zu fliegen.

„Alleine ist er dabei nie!“

Hat immer „süße Bienen“ um sich. Ebenso liebt er Polo, Golf und fährt bei Power-Bootrennen mit.

Seine Jacht spielt alle Stücke. Er ließ sich auf drei Decks jeden nur erdenklichen Luxus einbauen. Vom prunkvollen Speisesaal, über eine große Disco, ein Kino, ein Casino, drei Swimmingpools, Whirlpools, Dampfsauna, Lichtsauna, Kräutersauna, Eisdusche, diverse Massageräume, bis hin zu den verspieltesten Schlafzimmern, ist alles enthalten. Nicht betonen braucht man, dass seine „Dreamworld“ überall dort kreuzt, wo gerade die High Society Station macht. Formel 1 in Monaco, Abu Dhabi, Filmfestspiele in Cannes und bei vielen Veranstaltungen rund um den Erdball ist Peter stets dabei. Die Mannschaft auf seiner Jacht ist das ganze Jahr über im Einsatz, immerhin 150 Männer bzw. Frauen. Er hat Domizile auf den Bahamas, Virgin Islands, Monaco, Mauritius, Dubai, Hongkong, Madeira und der Schweiz. Mit seiner Yacht kann er aber auf allen übrigen Plätzen der Welt anlegen, die für eine entsprechende Größe eines Schiffes geeignet sind. Er ist wohl der größte Playboy der Welt.

Seine unglaubliche Stärke ist wohl die Auswahl der Mitarbeiter und sein bedingungsloser Umgang mit ihnen.

Dagegen nimmt sich Pauls Lebenswandel sehr bescheiden aus. Paul besitzt eine kleine Suite im Haus seiner Eltern, die für ihn das Schönste auf der Welt ist. Hier hat er alles was man sich nur erträumen kann. Was kann es Schöneres auf der Welt geben.

Ach, könnte ich hier nur für immer verweilen, denkt Paul.

Paul, ruft mein Vater in etwas lautem Ton.

Vor dir liegt die wichtigste Entscheidung, die Du in Deinem Leben zu treffen hast. Es ist ein beinhartes Business. Dieses verlangt knallharte Entscheidungen. Träumer haben darin nichts verloren. Peter und du, ihr habt noch fast ein Jahr Zeit.

Ich schätze Euch beide.

Seht zu, dass ihr in fairem Wettstreit für unsere, für meine und später Eure Firma, arbeitet.

Nun ist es Zeit für mich, zu Bett zu gehen. Morgen ist wieder ein wichtiger Tag.

Apropos, ich habe für Euch beide in Euren Positionen Stellvertreter bestellt, die Euren Job tun sollen. Ihr braucht auf die Firma daher keine Rücksicht nehmen. Euer Ziel soll die Steigerung des Absatzes ihrer Produkte sein, und dies womöglich weltweit. Schließlich und endlich hängt der Erfolg unserer Firma vom Erfolg unserer Kunden ab. Peter, erwidert Paul. Wir haben ein Jahr Zeit. Möge der bessere die Führung der Firma übernehmen. Die letzte Entscheidung wird unser Vater treffen.

Paul wünscht daraufhin eine gute Nacht und zieht sich zurück.

Das ist wieder typisch für Paul erwidert Peter. Ohne auf ein erfolgreiches Jahr anzustoßen, zieht er sich zurück.

Paul macht es sich in seiner Suite bequem. Im Ofen flackert das Feuer, das Buchenholz knistert. Er setzt sich in seinen Lehnstuhl und beginnt leicht zu schaukeln. Peter wird wohl die Firma übernehmen, denkt er. Er hat die Kontakte, das Knowhow, die Entscheidungsfähigkeit und Entscheidungsfreudigkeit. In der High Society sowie der Welt der Großen ist er zu Hause.

Aber was kann ich schon verlieren, sinniert Paul. Eigentlich gar nichts. Mein Paradies ist unser Haus hier am See, meine wunderbare Suite. Wie könnte ich ohne die Momente am See leben, ohne meine Pferde, mein Boot. Nichts auf der Welt möchte ich gegen diese Idylle eintauschen. So gesehen kann ich nur gewinnen, wenn Peter die Firma übernimmt.

Geld und die Partygesellschaft haben mir so wieso nie so viel bedeutet wie Peter.

Zugegeben, mein Vater hat mehr Geld als er in Hunderttausend Jahren verbrauchen könnte.

Davon wird reichlich für mich übrigbleiben. Macht, ha was ist Macht. Die soll Peter haben. Viel Macht über Unternehmen, Politik und Leute. Zuviel Macht wirft Schatten und die treffen ausgerechnet die, die sie ausgesendet haben.

Am nächsten Morgen zieht Paul seine Reiterstiefel, Hose und Hemd an und geht ohne zu frühstücken in den Stall. Von weitem hört er ein freundliches Wiehern seines Vollblutarabers „Sunny“! Sunny ist fast schwarz, sein Fell glänzt in der Sonne. Sunny hat eine überragende Ausstrahlung und wir verstehen uns blind. Sunny ist sowohl schnell als auch ausdauernd. Sunny ist für mich das beste Pferd der Welt.

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