Apitherapie

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Bienenschwarm – die natürliche Vermehrung eines Bienenvolkes

Die Schulmedizin hat uns nachweislich eine Erhöhung der Lebenslänge und noch dazu der Lebensqualität gebracht.

So hatte ein Mann, der 1868 geboren wurde, eine durchschnittliche Lebenserwartung von 32,69 Jahren und eine Frau von 36,20 Jahren.

Im Jahr 2017 hat ein 60-jähriger Mann noch durchschnittlich 22,27 Jahre vor sich und eine 60-jährige Frau noch 25,74 Jahre. (statistik.at, 2018)

Die Schulmedizin hat uns also in nur 150 Jahren die Lebenszeit fast verdreifacht. Warum kann man das sagen? Nun, die Naturheilmittel gab es 1868 auch schon, aber moderne Operationsverfahren, Heilmethoden, Medikamente und Hygiene entwickelten sich rasant weiter und haben zu eben diesem Ergebnis geführt.

In der Apitherapie kommen hochwirksame Stoffe zur Anwendung, die nachweislich funktionieren. Ähnlich wie in der Phytotherapie2 haben wir dabei sehr wertvolle Möglichkeiten zur Verfügung, die im Rahmen der ganzheitlichen Medizin eine Ergänzung der Schulmedizin darstellen und unbedingt gemeinsam verfolgt werden sollen.

1Komplementärmedizin wird gemäß dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz als anderer Zugang zu medizinischen Themen verstanden, die in der Ganzheitsmedizin, integrativen Medizin oder Naturheilkunde anzusiedeln sind, und wird nicht als Alternative zur Schulmedizin gesehen, sondern als wertvolle Ergänzung.

2Phytotherapie ist die Wissenschaft von der Anwendung pflanzlicher Heilmittel bei kranken Menschen. Z. B. sind Tollkirsche und Eisenhut hochwirksame pflanzliche Wirkstoffe.


BEGRIFFE DER APITHERAPIE

Apitherapie leitet sich von zwei Begriffen her, dem lateinischen Wort für Biene Apis und Therapie. Letzterer stammt aus dem griechischen (Θεραπεία) und bedeutet Dienst, Pflege, Heilung und meint alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Behinderungen, Krankheiten und Verletzungen positiv zu beeinflussen.

Auch die Vorbeugung von krankhaften Störungen kann als Therapieansatz verstanden werden. Das spielt bei vielen Bienenprodukten eine wesentliche Rolle. Wenn wir daran denken, dass Propolis eine reinigende Wirkung für alle Schleimhäute entfaltet oder Blütenpollen eine pflanzliche Eiweißquelle darstellt, welche damit auch rasch verfügbare Energie spendet, was eine allgemeine körperliche Stärkung zur Folge hat, ähnlich wie Honig.

Apitoxin (Bienengift) ist bei vielen der gefürchtetste Wirkstoff aus dem Bienenvolk. Das stammt sicher von den Schmerzen, die ein Stich verursachen kann, vielleicht auch von den Schwellungen. Entstellte Imkergesichter werden mit großem Mitleid belohnt. In Wirklichkeit ist Bienengift eines der wertvollsten Heilmittel aus dem Bienenvolk.

Blütenpollen sammeln die Bienen von verschiedenen Trachtpflanzen. Interessant ist dabei, dass Bienen beim Nektarsammeln blütenstet (blütentreu) sind. Pollen sammelt jedes Volk allerdings in einer Vielfalt, die möglichst bunt sein soll. Das stellt besonders im intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereich eine Herausforderung dar, weil dort die Diversität verlorengeht und der Gabentisch des Biens sehr einseitig und fade ist.

Milchsäurevergorener Blütenpollen ist die wertvollste Möglichkeit, diese pflanzliche Eiweißquelle zu nutzen, und wird als Bienenbrot oder Perga bezeichnet.

Honig wird meistens als Nahrungsmittel verstanden. Er ist in der Ernährungspyramide als reiner Zucker ganz an der Spitze angeordnet und damit nur als „Gewürz“ zum äußerst sparsamen Gebrauch empfohlen.

Honig als Apitherapeutikum ist wenig bekannt und seine Wirkung auf den Körper wird oft falsch eingeschätzt. Es gilt, die vielen Irrmeinungen dazu auszuräumen.

Propolis ist ähnlich wie Honig oder Perga ein von den Bienen verarbeitetes Produkt.


Waldhonigernte in St. Corona am Wechsel

Bienen sammeln Harz von Bäumen und fermentieren es. So entsteht ein Mittel, das nicht nur gegen Bakterien, sondern auch gegen Viren und Pilzsporen wirksam ist. Antibiotika haben eine schmale Wirkungsbreite, erzeugen Resistenzen und oft quälende Nebenwirkungen. Nicht so Propolis. Das ist allseits bekannt geworden und hat in der Volksmedizin Einzug gefunden. Allerdings bedenkt kaum jemand, wie wichtig es ist, Propolis aus biologischer Betriebsweise zu verwenden; darauf werden wir im Hauptteil ausführlich eingehen.

Bienenwachs produzieren Arbeiterbienen in ihren Wachsdrüsen. Wachs war in früherer Zeit ein sehr wertvolles, vor allem im sakralen Bereich verwendetes Mittel. Kerzen für die liturgische Verwendung stellten einen wesentlichen Grund dafür dar, warum viele Klöster oder auch Priester in den dörflichen Kirchengemeinden Bienen hielten.

In der Moderne hat Bienenwachs eine Renaissance erlebt. Nicht nur der Duft von Bienenwachskerzen macht diesen Stoff begehrlich. Wachs wird auch industriell in vielen Bereichen verwendet. Einen weitaus größeren Bedarf hat natürlich die Pharmaindustrie, die Bienenwachs in unzähligen kosmetischen Produkten verarbeitet.

Bienenluftatmen ist ein sehr neuer apitherapeutischer Ansatz. Die Luft aus dem Bienenstock hat interessante Wirkungen – nicht nur auf die Atemorgane des Menschen, sondern auch bei anderen chronischen Erkrankungen.

Die in Österreich entwickelte Therapie weckte in unserem Nachbarland Deutschland eifersüchtige Reaktionen in medizinischen Kreisen, darauf will ich im Hauptteil eingehen.

Schlussendlich möchte ich noch zwei Produkte aus dem Bienenvolk erwähnen, die ebenfalls unterschiedliche Anwendungen gefunden haben:

Gelée Royale, zu Deutsch Weiselsaft, und das weniger bekannte Apilarnil als männliches Pendant dazu.

Wahre Wunderwirkungen werden dem Gelée Royale zugeschrieben. Bei den Bienen bewirkt es das besondere Wachstum und die schnelle Entwicklung der Königin, die ansonsten genetisch identisch mit „normalen“ Arbeiterbienen wäre.

Es soll verjüngend wirken, schön machen, Energie spenden und Krebs heilen. Diese Wirkungen auf den Menschen sind wissenschaftlich nicht evidenzbasiert erforscht und es gibt kaum klinische Studien über Gelée Royale. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich in meiner Arbeit auf Details darüber verzichte.


Produkte der Biene: Cremehonig mit Trüffel und Buchweizenhonig auf Stoffen, aus denen Wachstücher hergestellt werden.


Für die Produktion von genetisch wertvollen Königinnen mit guten Eigenschaften, ist die Zucht von Königinnen in meinen Augen legitim.

Ein wesentlicher Grund ist die Produktionsmethode. Bienenvölker ihrer Königin zu berauben, um ein Volk in Zuchtstimmung zu versetzen, ist beim höchsten Standard der Bio-Imkerei (Demeter) verpönt und verboten.

Meines Erachtens ist dieser Ansatz aber zur Produktion von genetisch wertvollen Königinnen mit besonderen Eigenschaften, wie Sanftmut oder Varroatoleranz, legitim. Aber nur um ein Mittel zu erzeugen, das geheimnisvolle Wirkungen haben soll, die allesamt nicht erforscht sind, ist eine Art der Tierhaltung, die an Schweinemastbetriebe oder massenhafte Geflügelhaltung erinnert und aus Gründen der Tierethik keinen Platz haben sollte.

Ein weiterer Grund für meine Ablehnung gegen Gelée Royale ist die Herkunft. Die kleinteilige Imkerei in Österreich (wie in vielen anderen europäischen Ländern) führt dazu, dass diese Betriebe sich nicht mit der Herstellung von Weiselsaft beschäftigen können. Daher kommt Gelée Royale fast ausschließlich aus China. Was in diesem Land nachweislich mit Honig- und Wachsverfälschung passiert, lässt vermuten, dass auch dort produziertes Gelée Royale keine Standards erreicht, die für medizinische oder kosmetische Anwendungen erforderlich sind.


Umlarven – ein wesentlicher Arbeitsschritt in der Königinnenzucht

Der Begriff Apilarnil wurde von einem rumänischen Imker erfunden. Nicolae Iliesiu beobachtete, dass sich Entenküken schneller entwickelten, wenn sie Drohnenbrut als Futter bekamen. Das ist natürlich kein überraschendes Ergebnis. Natürlich beschleunigt Eiweißfutter die Entwicklung, verglichen mit Mais oder anderem Getreide, das üblicherweise gefüttert wird.

Insekten als Nahrung (insbesondere als Eiweißquelle) hat in anderen Erdteilen eine lange Tradition. Am 1. Jänner 2018 ist in der EU eine Verordnung zu „Novel Food“ in Kraft getreten, in der Insekten als „neuartige“ Lebensmittel nun auch auf unseren Esstisch kommen. Neue Regale in Supermärkten mit getrockneten Mehlwürmern, Grillen oder Grashüpfern sind nur eine Seite dieser Entwicklung.


Königin im Bienenstock

 

Burger oder andere verarbeitete Junknahrung mit Insekten statt Fleisch werden bald en vogue sein.

Apilarnil soll die Potenz fördern, ein natürliches Dopingmittel sein, aber auch den Alterungsprozess verlangsamen und bei Stoffwechselkrankheiten helfen. Das macht es natürlich für viele Menschen interessant.

Die Herstellung von Apilarnil durch Auspressen von Drohnenbrut und Gefriertrocknen des Larvenblutes macht das Mittel nicht besonders anziehend. In speziellen Fällen mag es medizinische Indikationen für dessen Anwendung geben und ich höre auch von positiven Ergebnissen bei schweren chronischen Erkrankungen.


Bienenkönigin mit Arbeiterinnen (© Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Waugsberg)

Trotzdem sehe ich mich nicht genötigt, Apilarnil einer breiten Anwendung zuzuführen.

Ähnlich wie bei Gelée Royale verzichte ich daher in meiner Zusammenschau über Apitherapie auf eine genauere Beleuchtung von Apilarnil und denke, dabei nicht dem Vorwurf der Unvollständigkeit anheim zu fallen.


Drohn und Arbeiterinnen


pixabay.com/Daria-Yakovleva)

HONIG IN SEINER THERAPEUTISCHEN BEDEUTUNG
HONIG IM ÖSTERREICHISCHEN GESETZ

Der Begriff Honig wird im österreichischen Gesetz3 klar geregelt.

In der Honigverordnung heißt es (Rechtsinformationssystem des Bundes, 2021):

Auszüge aus dem Gesetz:

§ 2. Im Sinne dieser Verordnung ist „Honig“ der natursüße Stoff, der von Bienen der Art Apis mellifera erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen, Absonderungen lebender Pflanzenteile oder auf den lebenden Pflanzenteilen befindliche Sekrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, diese mit arteigenen Stoffen versetzen, umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstockes speichern und reifen lassen.

§ 3. Honigarten werden unterschieden:

1.Nach Herkunft:

a) „Blütenhonig“ oder „Nektarhonig“: der aus dem Nektar von Pflanzen stammender Honig;

b) „Honigtauhonig“: Honig, der hauptsächlich aus auf lebenden Pflanzenteilen befindlichen Sekreten von an Pflanzen saugenden Insekten (Hemiptera) oder aus Absonderungen lebender Pflanzenteile stammt.

2.Nach Herstellungsart oder Angebotsform:

a) „Wabenhonig“ oder „Scheibenhonig“: Von den Bienen in den gedeckelten, brutfreien Zellen der von ihnen frisch gebauten Honigwaben oder in Honigwaben aus feinen, ausschließlich aus Bienenwachs hergestellten gewaffelten Wachsblättern gespeicherter Honig, der in ganzen oder geteilten Waben gehandelt wird;

b) „Honig mit Wabenteilen“ oder „Wabenstücke in Honig“: Honig, der ein oder mehrere Stücke Wabenhonig enthält;

c) „Tropfhonig“: durch Austropfen der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig;

d) „Schleuderhonig“: durch Schleudern der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnener Honig;

e) „Presshonig“: durch Pressen der brutfreien Waben ohne Erwärmen oder mit geringem Erwärmen auf höchstens 45 °C gewonnener Honig;

f) „Gefilterter Honig“: Honig, der gewonnen wird, indem anorganische oder organische Fremdstoffe so entzogen werden, dass Pollen in erheblichem Maße entfernt werden.

Erntereifer Honig

Diese Bestimmungen zeigen klar, dass nur von Bienen gesammelter Nektar oder Honigtau, der mit ihren Enzymen versetzt wird und dem von der Biene Wasser bis zu einem endgültigen Wassergehalt von höchstens 20 % entzogen worden ist, als Honig bezeichnet werden darf

Im Volksmund werden auch verschiedene Sirupe (wie z. B. Haushaltszucker, der mit Löwenzahnblütenköpfen oder Fichten- oder Tannenwipfeln versetzt ist) als Honig bezeichnet. Dies ist aber gemäß dem zitierten Gesetz nicht zulässig und schützt den Imker davor, dass der Begriff Honig fälschlich verwendet wird.

Honig ist nämlich insbesondere durch die Enzyme der Biene dieses wertvolle Lebensmittel, das auch eine besondere medizinische Wirkung entfaltet. Deshalb unterscheide ich auch gern zwischen lebendigem und totem Honig.

Toter Honig ist durch Wärmeeinwirkung pasteurisiert oder sterilisiert. Er enthält kaum noch oder im schlimmsten Fall überhaupt keine Enzyme. Das kann durch den Transport aus Übersee passieren, wo Honig in Schiffscontainern über längere Zeit großer Hitze ausgesetzt wurde, oder er ist wirklich durch einen Erhitzungsvorgang (z. B. um einen Gärprozess zu stoppen) herbeigeführt worden. Solche Honige zeichnen sich durch einen hohen HMF4-Wert aus und haben keinerlei apitherapeutischen Wert.

Lebendiger Honig sticht durch aktive Enzyme hervor. Ein Laborwert zur Bestimmung der Aktivität der im Honig vorhandenen Enzyme ist die Invertaseaktivität, die üblicherweise nach einem Verfahren von Siegenthaler gemessen wird. Thermische Schäden am Honig werden, wie schon erwähnt, auch durch den HMF-Gehalt im Honig sichtbar, der einfacher zu messen ist als die Invertaseaktivität.

ZUSAMMENSETZUNG VON HONIG

Honig besteht in erster Linie aus unzähligen Zuckerverbindungen und verschiedenen Spurenelementen:

Fructose (Fruchtzucker, 27–44 %)

Glucose (Traubenzucker, 22–41 %)

Zweifachzucker Saccharose, Maltose

Dreifachzucker Melezitose (hauptsächlich im Waldhonig)

Oligosaccharide

Wasser (15–21 %)

Pollen, Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine, Farb- und Aromastoffe

Im Durchschnitt bilden die beiden Einfachzucker mit 38 % Fructose und 30 % Glucose den Löwenanteil der Inhaltsstoffe. Abhängig vom Anteil der Glucose kristallisiert Honig früher oder später. Ein zweiter Faktor dafür ist der Anteil des Blütenpollens im Honig. Pollenreicher Honig hat mehr Kristallisationskeime und wird daher rascher kristallisieren.


Melezitosehonig ist so fest, dass er kaum aus den Waben gewonnen werden kann.

DIE ENZYMATISCHE WIRKUNG VON HONIG

Unzählige Enzyme spalten die einzelnen Bestandteile des Honigs auf und erzeugen so ein Lebensmittel, das leicht verdaulich ist, dem Körper sofort Energie zur Verfügung stellt und noch dazu unbeschränkt haltbar ist.

Die enzymatische Aktivität im Honig wird durch Messung des Enzyms Invertase bestimmt. Invertase (β−Fructosidase) spaltet Saccharose (ein Zweifachzucker) in Frucht- und Traubenzucker auf.

Ein weiteres Enzym ist die Diastase (β− Amylase), das zur Aufspaltung von Maltose (ein Zweifachzucker) dient.

Das Enzym Glukoseoxidase spaltet den Traubenzucker im Honig auf und erzeugt dabei Wasserstoffperoxid5, das keimtötend wirkt. Für die Biene hat diese Aufspaltung die Bedeutung, dass ihre Nahrungsvorräte dadurch unbegrenzt haltbar sind.

Für den Menschen entfaltet Honig auf Wunden und Schleimhäuten eine antiseptische Wirkung. Durch den niedrigen Wassergehalt entzieht Honig Bakterien Wasser und lässt sie platzen (Lehermayr, 2018).

Honig fördert das Wachstum von Fibroplasten (Wikipedia, 2018). Fibroplasten sind ein wesentliches Element bei der Wundheilung, weil sie zum Aufbau und zur Stabilisierung von Gewebe dienen. Dadurch heilen Wunden gleichmäßiger und es entsteht weniger Narbengewebe. Polyphenole und Flavone, die aus dem Nektar von Pflanzen stammen, verstärken diese Wirkung (Abdualezez, 2008).

Honig aus der Südseemyrte (Manuka), die mit dem Teebaum verwandt ist, erzeugt bei der Dehydration6 und dem Zuckerabbau den Stoff Methylglyoxal, der die antibakterielle Wirkung des Honigs verstärkt. (Mavric, 2008) Die Menge des Methylglyoxals (MGO) wird im Manukahonig in mg/kg angegeben (z. B. MGO 400+ heißt mindestens 400 mg MGO/kg Honig).

Im Jahr 2005 wurde Manukahonig daher unter dem Markennamen Medihoney in Europa als Medizinprodukt zugelassen und wird heute besonders für großflächige Brandverletzungen und im Wundmanagement bei Dekubitus7 und Ulkus8 angewendet.

Die Firma Tosama aus Slowenien hat einen europäischen Honig von der Edelkastanie unter dem Markennamen Vivamel als medizinischen Honig auf den Markt gebracht.

Beide Produkte sind in Europa approbiert und zeigen außergewöhnliche Ergebnisse bei langwierigen und großflächigen Wunden, selbst dann, wenn andere Heilbehelfe keine Wirkung mehr zeigten.

Eine weitere Gruppe von Wirkstoffen im Honig finden wir besonders bei Waldhonig9, es sind dies Terpene. Terpene sind der Hauptbestandteil der in Pflanzen produzierten ätherischen Öle und haben interessante pharmakologische Wirkungen, wenngleich vieles davon noch unerforscht ist. Terpene werden historisch nach dem Baumharz Terpentin benannt. Die gesundheitliche Wirkung eines Waldspaziergangs kann auch durch den Verzehr von Waldhonig eingefangen werden.

In Japan wurde in den 1980er-Jahren der Begriff „Shinrin-yoku“ geprägt, was ins Deutsche übersetzt so viel wie Waldbaden bedeutet. Die angenehme Wirkung von Waldluft auf den gesamten Organismus begründet sich in dem Einfluss von Terpenen auf das Immunsystem. Sie kurbeln die Produktion der natürlichen Killerzellen im Körper an.

Die Killerzellen „fressen“ genetisch mutierte, beschädigte oder durch Erreger veränderte Zellen. Dieser Teil der unspezifischen Immunabwehr ist ein wertvoller Mechanismus für unser Wohlbefinden und unsere Agilität.


Waldluft enthält Terpene, die das Immunsystem stärken.

Entstehung von Waldhonig

Die wichtigsten Honigtauerzeuger in Mitteleuropa leben in Symbiose mit Fichten, Tannen und Lärchen. Diese Nadelbäume ziehen aus dem Boden Wasser und Mineralstoffe, die sie in ihren Kapillaren bis in die obersten Spitzen des Baumes transportieren. Durch die Photosynthese werden Zucker und Zellstoff produziert.

Lecanien und Lachniden stechen mit Stechborsten durch die Rinde der Bäume und bekommen durch die Kapillarwirkung mit bis zu 40 bar Druck den Siebröhrensaft in ihre Körper gepumpt.

Diese Honigtauerzeuger haben ein äußerst ausgeklügeltes Verdauungssystem, weil sie die Mengen an Phloemsaft (das ist der Saft des Baumes, in dem Nährstoffe und Mineralien in alle Pflanzenteile transportiert werden) gar nicht gebrauchen können, andererseits aber die geringen Mengen an Stickstoffverbindungen herausfiltern müssen, um die Bausteine für Aminosäuren zu erhalten. Für diese Osmoregulation, die sehr wirksam und komplex funktioniert, haben sie einen Filterkammerdarm. Mit diesem werden durch eine Bypassverbindung die zuckerreichen Verbindungen am Mitteldarm vorbei in den Enddarm geleitet. Die Exkretion des Darmes der Honigtauspender enthält keine Bakterien wie bei Säugetieren und ist daher mit deren Ausscheidungen nicht zu vergleichen! Dennoch muss gesagt werden, dass Honigtau eine rektale Ausscheidung ist, die aus dem Anus der Läuse hervorgeht.

 

Carnica-Biene saugt Honigtau an einer Lecanie. (© IM H. P. Müllner)


Dieser Waldhonig ist reif für die Ernte.

Es ist bekannt, dass Ameisen durch Trommeln auf den Hinterleib der Läuse diese zur Exkretion anregen und dann direkt aus dem Anus den Honigtau aufnehmen. Bei Bienen wird angenommen, dass sie Honigtau, der von den Läusen auf die unteren Blätter tropft, dort ablecken. Das Foto zeigt jedoch, dass auch Bienen manchmal direkt an Läusen andocken.

Terpene als gesundheitsfördernde Stoffe kommen hauptsächlich in Gewürzen und stark duftendem Obst vor.

Waldhonig ist aufgrund seiner Entstehung ein besonders guter Lieferant von Terpenen!

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