Crimetime - Der Zeuge im Golfclub

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Crimetime - Der Zeuge im Golfclub
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Der Zeuge im Golfclub





Carola Käpernick





Crime 2021



Eine Aktion des Autorenkalenders der Textgemeinschaft



Februar 2021




Impressum



Texte: Carola Käpernick



Umschlaggestaltung: Carola Käpernick



Korrektur: C. C. Brüchert



Bildquelle Pixabay Gerd Altmann



Verlag: Selbstverlag über Epubli








Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin




Das Werk darf – auch teilweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.



Sämtliche Orte, Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten oder Namensgleichheit mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.



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Pferdeverstand ist das, was Pferde davon abhält, auf künftiges Verhalten der Menschen zu wetten.





Oscar Wilde







„Unrechtmäßige Spermagabe?“



Kriminaloberkommissar Bernhard Speck-Faltberg schaute sich suchend um. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Besuch der beiden Herrschaften, die aufgebracht vor ihm saßen, etwas mit der Fernsehsendung „Verstehen Sie Spaß?“, zu tun hatte. Leider war dies nicht der Fall. Denn Speck-Eff hätte zu gern seinen Gesichtsausdruck gesehen, den er in dem Moment zur Schau trug. Es muss eine Mischung aus: „Wollt ihr mich verarschen?“ und „Das glaub ich nicht!“, gewesen sein.



Igor Drabinski wiederholte noch einmal, dass sowohl er, wie auch seine Begleitung, Frau Gloria Lindegaard, Anzeige gegen Unbekannt erstatten wollten. Jenem Unbekannten legten sie zur Last, dass er die Stute Inata mit genetisch verunreinigtem Sperma begattet habe. Vor nunmehr 14 Monaten hätten die beiden Pferdebesitzer sich zum Deckakt ihrer Tiere im Emmenburgstedter Pferdehotel getroffen. Der Deckakt habe stattgefunden und Inata keinen weiteren Sexualkontakt gehabt. Sowohl Inata, wie auch Minko seien genetisch im allerbesten Zustand und frei von Gendefekten. Einen solchen hatte aber das Fohlen, das die 13. Lebenswoche bedauerlicherweise nicht mehr erlebt hat.



Es dauerte eine ganze Weile, bis Speck-Eff den vollen Sachverhalt erfasst hatte. Verstanden hatte er nach wie vor nur Bahnhof, aber die Aussagen der beiden Anzeigenden wurden aufgenommen und in der Schreibstube des Reviers transkribiert. Bernhard konnte nur hoffen, dass mehrmaliges Lesen des Textes zumindest zu einem ansatzweisen Verstehen führen würde. Wenn nicht, blieb ihm nur darauf zu hoffen, dass Kerkhoff sich für dies Thema begeistern konnte.



Er rief Hermann Kerkhoff dazu und bat ihn, die Anzeige vollständig zu erfassen. Ihm traute Bernhard am ehesten zu, noch ein paar sinnvolle Fragen zum Sachverhalt zu stellen. Von Drabinski und Lindegaard wollte er selbst nur noch wissen, wie lange sie in der Gegend verweilen und wie sie erreichbar wären. Dann ging Bernhard Speck-Faltberg in die Mittagspause. Eile war in diesem Fall schließlich nicht mehr geboten. Spuren, die seit 14 Monaten nicht gesucht wurden, wären auch heute nicht zu finden. Daher konnte er wie verabredet, mit seinem Kollegen Richard Nitz, zum Qualitätstest in die neue Pizzeria im Gewerbekomplex Wiesenstraße einkehren. Sie hatten gern Abwechslung auf ihrem Speiseplan, lebten aber die meiste Zeit von Fastfood oder Lieferdiensten. Da kam ihnen das neu eröffnete „Casanova“ gerade recht.



Nach dem Mittag trafen sich Kerkhoff, Nitz und Bernhard im kleinen Büro. Sie hatten ihrem Kollegen ein Tiramisu mitgebracht und saßen bei einem Espresso und ihren Desserts zusammen. Kerkhoff hatte die Lage schnell überblickt und fasste für alle zusammen, wie sich der neue Fall gestaltete, wenn es denn ein Fall wurde: „Schwierig!“, sagte er und löffelte seine italienische Süßspeise.



Bernhard las vor, was stichpunktartig vorlag und ergänzte aus seiner Erinnerung.



Seit geraumer Zeit schrieben sich die Anwälte des russischen Zuchtmeisters Igor Drabinski und der Stutenbesitzerin Gloria Lindegaard wohnhaft am Niederrhein, gebürtig aus den Niederlanden. Sie hatten sich vor einiger Zeit im Pferdehotel getroffen und Minko, der schwarze Hengst von edlem Blute, stieg auf Inata, ebenfalls von tiefstem Schwarz. Beides Araber, das heißt Reitpferde von Hochadel mit überragender Aura. Optisch ein Hingucker. Das konkave Kopfprofil mit der gewölbten Stirn zeugt von Stolz. Inata ist im Dressursport eine nationale Größe und Minko hat sogar schon internationale Rennen bestritten. Er zählt zum breiten Mittelfeld mit Potential, hatte allerdings in den letzten drei Jahren mehrmals mit Verletzungen zu tun.



Der Charakter von Arabern ist durch Härte, Intelligenz und Genügsamkeit bestimmt. Die gerade Kruppe mit dem hoch angesetzten Schweif gibt den Tieren eine adelige Anmut, aber auch Arroganz. Sie sollen besonders vererbungsstark sein. Sowohl Inata, wie auch Minko sollen aus einer geraden und zu hundert Prozent nachvollziehbaren genetischen Linie abstammen. Das Familienstammbuch ist also ein geschlossenes Zuchtbuch. Es wurde sehr viel Aufwand betrieben, um beide Pferde zu verpaaren und dann das: Das Kind ist krank zur Welt gekommen. Ein Gendefekt, den keines der angeblichen Elterntiere hat und der auch in der ganzen Zuchtlinie nicht vorgekommen ist bisher. Glycogen Branching Enzym-Defizienz – eine Erkrankung, die dazu geführt hat, dass das Fohlen nur wenige Wochen alt wurde. Nun beteuern sowohl Igor Drabinski, wie auch Gloria Lindegaard, nichts mit anderen gehabt zu haben. Also was die Tiere angeht. Das bedeutet, dass entweder eines der Eltern nicht so genetisch rein ist, wie gesagt oder aber, dass unbekannte Dritte sich Zugang zur Gebärmutter von Inata verschafft und sie begattet hatten. Das hatte was von Boris Beckers Samenraub und war vermutlich ebenso teuer, gemessen an dem Wert der Pferde.



Sowohl Igor wie auch Gloria gingen davon aus, dass Inata hier in Emmenburgstedt begattet wurde. Es war zwischen den beiden Pferden zwar zur Annäherung gekommen, aber ob die von Erfolg war, konnte mit bloßem Auge natürlich nicht erfasst werden. Fest stand, dass das Fohlen ein Kuckucksei war und es blieb zu klären, wie es dazu kommen konnte. Da Gloria Lindegaard weitere Stuten besaß, wollte sie ihren Ruf in der Branche schützen und entschied mit Igor zusammen, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten und die Sache erst einmal so geheim wie möglich zu halten. Wenn sie rechtlich gleich gegen Drabinski vorgehen würde, hätte sie keine Chance, je wieder einen Samenspender für eines ihrer Pferde zu bekommen. Jedenfalls nicht, wenn das die Runde machte. Die Anwälte hatten vorgeschlagen, die Anzeige am Tatort, also in Emmenburgstedt, zu erstatten, daher waren wir die Auserwählten, die der gewollten ungewollten Schwangerschaft eines Zuchtpferdes auf den Grund gehen mussten.



Sowohl Nitz, als auch Kerkhoff verdrehten die Augen, als Speck-Eff mit seiner theatralischen Zusammenfassung fertig war. Aber nach der erst kürzlich abgeschlossenen ziemlich blutigbrutalen Mordermittlung beim Toten im Finanzamt, waren sie froh, mit so einer recht harmlosen Problematik befasst zu sein.



***



„Also: Wie gehen wir vor?“ Erwartungsvoll schaute Speck-Eff von Richard zu Hermann. Wo sollten sie denn ansetzen, wenn man davon ausgehen muss, dass die Besamung, auf welche Art auch immer, mindestens 14 Monate her sein soll. Die Trächtigkeit eines Pferdes dauerte schon 11 Monate und ein paar Wochen, hatte das Fohlen auch gelebt. Gloria Lindegaard hatte sehr anschaulich beschrieben, wie das Jungtier seit der Geburt gelitten hatte und dass es eine Erlösung für das Fohlen gewesen war, als es eingeschläfert wurde. Inatas Ruf sei ruiniert, wenn dies bekannt werde, Minkos ebenso und der ihrer Halter gleich mit. Sie wollen Aufklärung! Bernhard konnte dieses Pochen auf der Schreibtischplatte, als Drabinski seinen Finger im Takt seiner Worte, darauf nieder drosch, immer noch hören.



Kerkhoff der im Team immer das Recherchieren übernahm, ging analytisch an die Klärung des Falles heran: „Ist denn die Vaterschaft des Hengstes eindeutig geklärt?“ Speck-Eff zuckte mit den Schultern. Er hatte schlichtweg vergessen, danach zu fragen. Klar, dass dies die wesentlichste Frage war, aber er hatte halt keinerlei Erfahrung in solchen Dingen. Jedenfalls in Bezug auf die Spezies, bei Menschen kannte er sich natürlich aus.



Bernhard notierte auf dem Whiteboard, das erst kürzlich neu angeschafft worden war: Vaterschaft? Genmaterial? Als er sich umdrehte, erklärte er: „Wenn wir kein Genmaterial mehr bekommen können, hat sich der Fall vermutlich sowieso von selbst zu den Akten gelegt, falls die Vaterschaft nicht bereits zweifelsfrei geklärt ist.“



Bisher fingen die Ermittlungen des Emmenburgstedter Teams bereits mehrmals so dürftig an und brachten dann ungeahnte Umstände ans Licht. Aber hier sahen die Ermittler von vorn herein, nur einen großen Haufen Pferdemist.



„Kennt ihr das Pferdehotel?“ Bernhard konnte sich durchaus vorstellen, dass Kerkhoff schon mal dort war und tatsächlich. Hermann nickte. Speck-Eff witzelte: „Hast du eine Stute, von der wir nichts wissen?“



„Nein. Ich gehe ab und an Golfspielen. Und ehe ihr lacht, ja es ist ein Sport! Jedenfalls treffe ich im Golfclub öfter mal Gäste aus dem Pferdehotel. Die müssen die Zeit ja irgendwie totschlagen, wenn die Pferde wochenlang in Quarantäne stehen sollen. Die Gegend hier ist beliebt und einige der Gäste kommen sogar mehrmals im Jahr. Ein älteres Ehepaar aus dem Münsterland ist sogar Mitglied im Emmenburgstedter Golfclub, weil sie so regelmäßig hier sind, dass sich das lohnt. Und mit Gästen aus Hessen sind wir inzwischen sogar befreundet.“

 



„Wow. Richard, dann machen wir jetzt eine Ortserkundung und schauen uns doch das Pferdehotel und den Golfclub mal an.“



„Vergesst nicht den Wellnesstempel! Um ehrlich zu sein, die wichtigsten Informationen kriegt man nach dem Spiel in der Sauna.“



„Schon klar, da lassen sie die Hose runter. Also bildlich gesprochen!“ Bernhard grinste.



„Hermann, du könntest inzwischen bitte nachfragen, ob die Vaterschaft geklärt ist und ob noch Genmaterial verfügbar ist. Es ist jetzt gleich drei. Ich denke, wir fahren direkt von dort nach Hause. Wenn was ist, schick eine WhatsApp!“



„Alles klar!“



***



Bernhard und Richard fuhren mit dem Fahrrad. Sie waren ohnehin begeisterte Rennradfahrer und mit dem anschließenden Feierabend, ließe sich im Golfclub auch noch ein Bierchen zischen. Zuerst steuerten sie das Pferdehotel „Emmenburgstedter Funny Horse Ranch“ an und amüsierten sich über den Namen. Ohne den Namen Emmenburgstedt würde das ja noch ganz nett klingen, aber diese Mischung, wirkte albern. Wer wusste, dass der nahegelegene Funnypark sowohl im Pferdehotel, wie auch im Golfclub und dem dazugehörigen Wellnesstempel seine Finger und vor allem sein Geld im Spiel hatte, wunderte sich allerdings über nichts, was die Name

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