Wer bist du wirklich?

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Wer bist du wirklich?
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Bettina Huchler

Wer bist du wirklich?

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Titelei

Wer bist du wirklich?

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Titelei


Wer bist du wirklich?

»Nanu, was ist das denn?« Er war soeben auf der Parkbank aufgewacht und hatte daneben eine Papiertüte entdeckt, die definitiv nicht ihm gehörte. Stirnrunzelnd öffnete er sie und staunte noch mehr.

Die Tüte war prallgefüllt mit Obst und Gemüse. Auch eine Flasche Wasser lugte hervor.

Suchend blickte er sich um, aber von dem edlen Spender war weit und breit nichts zu sehen.

Für einen Moment lehnte er sich zurück und genoss, dass es doch nette Menschen auf dieser Welt gab.

Als Obdachloser wurde er nur selten freundlich behandelt. Dabei wusste er nicht einmal, wie es dazu gekommen war, dass er auf der Straße lebte. Er konnte sich an nichts erinnern, was vor dem Tag lag, an dem er vor knapp zehn Jahren auf einer Parkbank erwacht war. Nicht einmal an seinen eigenen Namen. Nur alltägliche Fähigkeiten und Allgemeinwissen waren ihm erhalten geblieben. Sofort hatte er geschaut, ob er eine Brieftasche bei sich trug, um seine Identität anhand eines Ausweises festzustellen, doch dem war nicht so gewesen. Er hatte sich daher angewöhnt, sich selbst Holger zu nennen.

Doch das hatte selbstverständlich nichts an seiner Situation geändert. Er hatte mehrmals versucht, der Straße zu entkommen, aber hatte es nicht geschafft. Sein heruntergekommenes Aussehen und die fehlenden Ausweispapiere machten es unmöglich, einen Job zu finden. Die Kleidung, die er trug, war schmutzig und löchrig. Zum Glück war gerade Sommer. Oft hatte er im Winter schon gedacht, dass er die nächste Nacht nicht überleben würde.

Aber auch nach all der Zeit hoffte er, sich irgendwann wieder an sein altes Leben erinnern zu können. Würde er in dieses überhaupt zurückkehren können oder war er dafür schon zu lange auf der Straße?

Um sein Zeitgefühl nicht zu verlieren, hatte er sich angewöhnt, jeden Morgen beim Kiosk das Datum auf der Tageszeitung zu prüfen. Auch dann, wenn er sich absolut sicher war, welcher Tag dort stehen würde. In Berlin gab es zudem unzählige Uhren in der Öffentlichkeit, auf die er regelmäßig einen Blick warf, obwohl ihm die Uhrzeit im Prinzip egal sein konnte. Wenn er müde war, suchte er sich eine Parkbank oder im Winter - wenn möglich - ein wärmeres Plätzchen.

Es war nicht leicht, irgendwie über die Runden zu kommen, ohne wie die meisten Obdachlosen um ihn herum dem Alkohol oder anderen Drogen zu verfallen. Doch mittlerweile gelang es ihm recht gut, auf den Straßen Berlins zu überleben.

Als Holger der ersten Gruppe zerlumpter Gestalten begegnet war, hatte er noch die Hoffnung gehabt, diese würden ihn kennen oder konnten ihm zumindest sagen, wie er hieß. Denn aufgrund seines Aussehens beim Erwachen nach dem Gedächtnisverlust, hatte er angenommen, dass er sich schon länger auf der Straße befinden musste. Doch diese Hoffnung war schnell zerschlagen worden, denn niemand hatte ihn je zuvor gesehen. Doch all das lag mittlerweile schon lange zurück.

Sein Magen knurrte und brachte ihn damit zurück in die Gegenwart. Er erinnerte sich wieder an die Papiertüte mit all den Leckereien, die ihm förmlich das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.

Nachdem er alles neben sich auf der Bank verteilt hatte, stutzte er.

Da befand sich noch etwas in der Tüte. Etwas, das da ganz sicher nicht hineingehörte: ein Smartphone. Wie kam das denn da rein? War es ein Versehen oder Absicht? Als er das Handy herausnahm, kam er auf den Sensor am unteren Rand des Geräts.

Zum Entsperren streichen, stand auf dem Display. Daneben war ein kleines Vorhängeschloss abgebildet, dessen Bügel geöffnet war.

Einen Moment zögerte Holger, doch dann siegte seine Neugier und er wischte mit dem Zeigefinger über das Display.

Beinahe hätte er das Handy fallen gelassen, denn was nun erschien, war noch seltsamer als der Fund des Handys an sich: Auf dem Bildschirm war ein Foto zu sehen – ein Foto von ihm selbst. Holger war darauf bestimmt zehn Jahre jünger, vielleicht Mitte zwanzig. Allerdings war er nicht allein darauf. Neben ihm stand ein etwa gleichaltriger Mann und beide lächelten sichtlich gut gelaunt in die Kamera.

Jemand hatte das Bild beschriftet. Wer bist du wirklich?, stand in roten Buchstaben darauf und ein Pfeil in derselben Farbe zeigt auf Holger.

Was in drei Teufels Namen hatte das zu bedeuten? Und wie kam ein Bild von ihm auf dieses Handy, das ihm nicht einmal gehörte? Wer war der Typ neben ihm? Sie sahen sehr vertraut miteinander aus, aber er erkannte ihn nicht – was aufgrund der Amnesie allerdings nichts Ungewöhnliches war.

Noch einmal warf Holger einen Blick auf das Foto. »Wer bin ich wirklich?« Er hatte keinen blassen Schimmer, wo er die Antwort finden konnte. Immerhin suchte Holger sie schon, seit er auf der Parkbank erwacht war.

Aber wer außer ihm hatte ein Interesse daran, dass er sich wieder erinnern konnte? Vielleicht gab das Handy ja noch mehr Hinweise preis.

»Seltsam.« Außer dem einen Foto war nichts auf dem Handy gespeichert. Selbst das Telefonbuch war komplett leer. Immer mehr glaubte Holger nun, dass ihm das Handy bewusst zugespielt worden war.

Auf einmal klingelte das Gerät in seinen Händen.

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