Seelen am Abgrund

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Seelen am Abgrund
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Kurzexposée:

Anlageberater Robert Lasalle pflegt in den 90-er Jahren in

München- Grünwald seinen aufwändigen und schillernden Lebensstil. Nach der Entführung seiner schönen Lebensgefährtin Sandra ist nichts mehr so, wie es war....

Was zum Teufel hat sie mit CIA, Mafia und islamischen Terroristen zu tun?

Der prickelnde, amüsant kredenzte Thriller findet im bayerischen Voralpenland sein originelles Ende.

Seelen am Abgrund........

Ein Thriller

von

Bernard Le Cordonnier................2013

München-Grünwald , 90er- Jahre des vorigen Jahrhunderts

Die Augustnacht ist drückend schwül. Enge in der Brust schiebt Schweißperlen auf nackte Haut, die einem Rinnsal gleich das weiße Bettlaken durchnässen. An Schlaf ist nicht zu denken. Angst lässt die Augenlider zittern, der Atem ist flach, der Herzschlag flattert.

Alles könnte so schön sein! Neben Robert liegt bäuchlings ein blondes, langbeiniges Wesen mit lockigem Engelshaar und weichem, weißen Flaum auf der leicht bronzierten, feuchten und nackten Haut. Die mädchenhaft schlanken Beine sind leicht gegrätscht. Ein Bein ist im rechten Winkel angezogen, das Bettlaken zerwühlt . Es trägt Spuren nächtlicher Leidenschaft. Robert gleitet aus dem Spielfeld der Lüste. In den Schläfen hämmert arhythmisch sein Pulsschlag. Das Champagnerglas zerbricht unter nackten Fußsohlen. Verflucht! Rote Kleckse ergießen sich auf den cremefarbenen und fast neuen Teppichboden eines Schlafzimmers der opulenten Walmdachvilla. Grünwald im Isartal bei München gilt als bevorzugte Adresse der „Reichen und Schönen“. Zudem ist dort der Gewerbesteuer-Hebesatz niederer als in München selbst, was nicht wenige Firmen und Gewerbetreibende auch der Steuer wegen an diesen illustren Ort lockt.

Im Kleiderschrank gibt es Handtücher, um ein noch größeres Blutbad zu verhindern. Die schmucke Villa mit Swimmingpool ist gemietet, der schwarze 12-Zylinder BMW und das Porsche-Cabriolet in der Doppelgarage sind geleased. Robert ist 38, kinderlos geschieden und seit 15 Jahren freier Anlageberater. Einer der Besten! Nebenbei studiert er in München Betriebswirtschaftslehre und macht seinen Diplom-Betriebswirt. Seit einigen Jahren weiß er intuitiv, dass er eigentlich ein Vermögenszerstörer ist.

Die monatlichen Festkosten liegen bei gut 25.000 DM, die Einnahmen sind hoch, aber unsicher. Das einzig Sichere sind die hohen monatlichen Ausgaben. Dabei sein ist alles! Wer beim Jetset punkten und Geschäfte abschließen will, muss mit dem Klienten auf Augenhöhe sein. Diese Augenhöhe ist teuer und nervenaufreibend. Die Provisionen für abgeschlossene Geschäfte sind unsittlich hoch. Ein Fuß steht dabei meist im Gefängnis.........

Der Zweck heiligt die Mittel. Landschaften in der ehemaligen DDR werden laut Aussage des Bundeskanzlers blühen und die 50 % Weichkosten der Immobilienprojekte tilgen. Robert redet sich vieles schön. Heute ist Zahltag!

Die Hausbank will Geld sehen, sonst droht die Kündigung der Dispo-Kreditlinie und sofortige Rückzahlung von einigen Hunderttausenden, die Robert nicht hat. Das bedeutet die sofortige Zwangsvollstreckung und das komplette Karriere-Aus! Da schöne Frauen keine armen Verlierer lieben, auch das „Aus“ des bisher gewohnten „Dolce Vita“. Armut macht elend und hässlich!

Robert entspricht optisch dem smarten Vorbild erfolgreicher, aalglatter Geschäftsleute, die gut bei „Dallas“ oder „Denver“ mitspielen könnten. Sportlich, redegewandt, immer gut gekleidet, oberflächlich freundlich ,stets braun gebrannt mit Waschbrettbauch. Auch im „Leo´s“ Fitnessstudio an der Leopoldstrasse ließen und lassen sich auf dem Laufband mit dem durchwegs wohlhabenden Klientel gute Geschäfte einfädeln und nebenbei in ähnlichem Stil elegant gleich dazu noch hübsche Damen anbaggern. Robert ist ein wahrer Meister des Kontaktens und der Anbahnung. Wäre sein Bettgestell nicht aus Chrom, sondern aus Holz, könnte dieses die pro Dame eingeritzten Kerben nicht mehr aufnehmen.

Im, mit Mahagoniholz getäfelten Warteraum für „Private Banking“ Kunden des renommierten Münchner Geldinstitutes stöckelt eine junge Dame im grauen Business-Anzug auf Robert zu. Kaffee oder Soft-Drink? „Danke- ein Mineral mit Sprudel!“ Direktor Dr. Meier ist noch im Mandantengespräch und bittet um etwas Geduld....

Die Minuten werden zu einer guten halben Stunde, Roberts Handflächen sind feucht .Kalter Schweiß kriecht trotz arbeitender Klimaanlage ähnlich wie bei einer drohenden Zahnarztbehandlung unter den Achselhöhlen hervor und durchnässt das Designerhemd.Nach außen hin „Pokerface“. Dieses und seine Kunst, im richtigen Moment cool zu bleiben und zu bluffen hat ihm schon manchen großen Abschluss gerettet. Heute geht es um „Barfuß oder Lackschuh“! Die Gefahr des bodenlosen Absturzes aus dem Himmel zur Sozialhilfe ist für den 38-Jährigen nicht gerade nervenberuhigend. Dr. Roland Meier erscheint im tadellosen ,dunkelgrauen Zweireiher mit Einstecktuch und dazu passender Fliege. Das blasse, kantige Gesicht wirkt streng und unpersönlich. Entschuldigung Herr Lasalle, ich habe sie warten lassen. Die Stimme klingt hohl und nicht melodisch. Sie verstehen- dringende Geschäfte... Robert versteht...

„Nun..Herr Lasalle, ich will gleich zum Punkt kommen. Ihre Zahlen sind bedenklich. Ihre Ausgaben übertreffen seit geraumer Zeit Ihre Einnahmen und Ihr letzter Bauträger, für den Sie bei Potsdam Häuser verkauft haben, ist insolvent geworden. Es fehlen nun die, unserem Institut von Ihnen seit 3 Monaten zugesagten, angeblichen Provisionen von 550.000 DM. Ich muss Sie leider auffordern, Ihren Minussaldo von rund 400.000 DM innerhalb von 14 Tagen glatt zu stellen. Danach wird die persönliche Zwangsvollstreckung betrieben werden. Beleihbare Werte sind ja keine zusätzlichen vorhanden.“

“.. Es sei denn“.......Direktor Meier räuspert sich und blickt Robert verschwörerisch und jovial an:

„Sie sind ein sehr guter Verkäufer Herr Lasalle !Wir wollen Ihnen gerne helfen, wenn Sie uns helfen....“

Lasalle:„Wie kann ich Ihnen helfen?“

Meier :„Nun- eine Großbank hortet immer ein paar Problemfälle. Ich meine -ein paar, nun sagen wir mal „schlecht zu veräußernde Immobilien“.

Lasalle: „Sie meinen „problematische Schrottimmobilien , also „Leichen im Keller“?

Meier: „Nun, so würde ich das nicht bezeichnen!“

Lasalle: „Was erwarten Sie von mir?“

Meier : „Sie sind ein begnadeter Verkäufer, der einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen kann! Solche Talente haben wir in unserem Institut nicht!“

„Helfen Sie uns und wir, sagen wir mal-erhöhen Ihre Dispo-Kreditlinie um weitere 50.000.....Sind Sie bei uns?“

Lasalle: „Welch andere Wahl bliebe mir?“

Meier : „Nun- wohl keine.....“

Lasalle: „Dann bitte ich um einen Cognac ....“

Meier : „Aber gern, auf gute Geschäfte..“

Sie erhalten nach Verbriefung und Finanzierungszusage den über den Verkaufspreis hinaus erzielbaren Mehrerlös. Wie hoch Sie diesen ansetzen, überlassen wir Ihnen selbst. Wir finanzieren bei entsprechender Bonität gern 100%

zuzüglich aller Nebenkosten und Ihres Mehrerlöses.

Lasalle: „Ich danke Ihnen für dieses Gespräch! Auf gute Geschäfte!“

(Lasalle telefoniert im BMW mit dem Autotelefon): Isabel, mein Schatz, ich vermisse Dich! Lass uns nach Schloss Berg am Starnberger See fahren. Ich möchte mit Dir fein zum Abendessen gehen.....

Der Pulsschlag wird stabil, die Situation ist gerettet. Mindestens 2 Monate Luft zum Durchatmen, eine halbe Ewigkeit!

(Isabel erscheint mit dunklen Strähnen im blonden Schopf im kleinen, fast durchsichtigen „Schwarzen“ auf hohen Pumps mit römischen, dünnen Lederriemchen um die schlanken Waden.):

„Hallo Robbi-Cherie, alles klar bei Dir? Du schaust gut und erfolgreich aus, mein wilder Tiger!“

Lasalle: „Alles bestens! Super! Du hast den Körper einer Göttin!“

(Setzt sie auf das Geländer am Bootssteg …....)

(Abendessen im Restaurant „Schloss Berg“ )

Isabel : „Ich nehme die gegrillten Scampis und dazu ein Glas Chablis.....“

„Schatzi- wann heiratest Du mich? Ich will mindestens zwei Kinder von Dir! Wann machen wir endlich Urlaub? Ich will nach Ibiza , faul mit Dir am Strand liegen und mit Dir kuscheln!....“

Isabel:

Isabel Müller ist 28 Jahre jung, Diplom- Sportlehrerin und als freiberufliche Personal- und Fitness-Trainerin tätig. Die gebürtige Münchnerin lernt Robert im „Englischen Garten“ am Monopteros kennen. Ihr gefällt auf Anhieb seine weltmännische Art, sein gutes Aussehen, seine souveräne Art, sie direkt anzusprechen, sowie - natürlich nicht zu vergessen- seine finanzielle Großzügigkeit.

Als momentaner Single kündigt sie nach kurzer Zeit ihr 2-Zimmer Appartement in Schwabing und zieht zu ihm in seine Villa nach Grünwald. Sie glaubt, in Robert einen Sechser im Lotto gefunden zu haben. Sie ist schwer verliebt....

Havelland- Brandenburg- neue Bundesländer (kurz danach)

„Hier entsteht eine exklusive Wohnresidenz mit komfortablen Einfamilienhäusern am neuen Yachthafen“. Das Bauschild thront auf einem lehmig-braunen Hügel neben tiefen Spuren eines Caterpillers. 25 baugleiche Fertighäuser lehnen wie mit einem Lineal gezogen an diesem Hügel. Unten dümpelt die braune Brühe eines Seitenarmes der Havel. Von einem Hafen keine Spur. Von Menschen ebenso nicht. Robert ist kein Baufachmann, doch er erkennt blitzartig, dass das keine normale Baustelle, sondern ein Millionengrab ist, in dem Einlagen westdeutscher Kapitalanleger und zusätzlich noch Steuergelder vergraben sind und weiterhin vergraben werden sollen. Er wird der Henker sein! Jedem Eskimo seinen Kühlschrank! Es gibt hier weder eine funktionierende Kanalisation noch irgendeine Infrastruktur. Das nächste Dorf mit einem „Tante-Emma“ Laden ist 3 Kilometer entfernt, der nächste Supermarkt 10 Kilometer.

 

Dr. Meier hat gesagt, dass das schon noch werden wird. Seine Bank hat die Bauträgerfinanzierung übernommen. Leider ist der alte Bauträger pleite gegangen. Das Projekt soll nun so abgewickelt werden, dass die Bank maximalen Profit macht. Daher stehen auch als Anfang der noch zu bauenden 100 weiteren Häuser nur mal als Appetithappen 25! Es wird einen neuen Bauträger geben, der genau das tun wird, was die Bank vorgibt. Lasalle verkauft!

Robert steigt beißender Magensaft in die Kehle. Fast muss er sich übergeben. Er hat gesehen, was er sehen musste. Er wird es sich jetzt virtuell so zurecht biegen, dass daraus ein stimmiges Verkaufsgespräch werden wird. Er hat das schon oft gemacht und es nach einiger Zeit dann sogar selbst geglaubt. Eine Art der Autosuggestion, die dank des hohen Henkerlohnes und der damit verbundenen Annehmlichkeiten des „Dolce Vita“ aus der Not eine Tugend macht.

Die Schnauze seines 3er Miet- BMW´s erreicht nach gut 3 Stunden Rückfahrt im „Stop & Go“ Modus den Berliner Kurfürstendamm. Lasalle ist im Hotel Bristol Stammgast. Schon vor der Wende verkauft er in West-Berlin erfolgreich Dachgeschosse und denkmalgeschützte Sanierungsobjekte. Die Qualität dieser Sanierungen ist meist dürftig, dafür sind die Verkaufspreise und Provisionen hoch. Doch unter dem Strich und mit den hier gegebenen, sehr hohen Steuerabschreibungsmöglichkeiten rechnet es sich auf dem Papier vorzüglich und ist für den Anleger auf den ersten Blick recht spannend.

Robert war und ist ein geschickter Meister der Erzeugung eines zum Kauf animierenden Umfeldes. Nicht selten fliegen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, von hohen Steuern geplagten Zahnärzten und anderen Freiberuflern, auf seine Kosten meist mit PAN AM in die damals noch geteilte Stadt. Sein Rahmenprogramm startet je nach Art der Kaufinteressenten beispielsweise im KADEWE in der Feinkost Abteilung bei frischen Austern und einem Glas Kir Royale. Abends kommt dann Cabaret mit den Berliner Stachelschweinen und ein schönes Dinner bei einem Edelitaliener an die Reihe. An der Bristol Bar warten wie zufällig bereits zwei bildhübsche, von Lasalle über das gesamte Jahr nach außen hin unerkannt „gecharterte“ Studentinnen. Jede erhält von ihm für ihre diskreten Dienste eine steuerfreie, monatliche Studienbeihilfe von 2000.-DM. Er hat sie beide natürlich vorher persönlich mit seinem Charme umgarnt und selbst getestet. Die jungen Damen gaukeln seinen Mandanten vor, etwas ganz Besonderes zu sein und eine tolle Ausstrahlung zu haben. Sie sind dabei recht überzeugend. Meist geht für Lasalle diese Taktik auf und somit rechnet sich die hohe Ausgabe. Etliche Mandatsträger können sich nach der Überquerung der Zonengrenze nicht mehr an ihre Ehefrauen erinnern. Nach dem opulenten Frühstück finden die Objektbesichtigungen der Berater für die meist zuhause gebliebenen Mandanten im Rahmen einer großräumigen Umfahrung des Sanierungsobjektes aus dem Taxi statt.

Dank der, durch die angenehme, aber kurze Nacht sehr positiven und weichzeichnenden Grundstimmung sind die Mandatsträger gut gelaunt und kooperativ. Wieder in München leisten die durch sie gut und sicher beratenen Investoren in der Regel gern und widerstandslos beim Notar ihre Unterschrift, um ihre Steuern gezielt in Vermögen umzuwandeln. Es gibt meist über einige Jahre deutlich überzogene Mietgarantien, durch die sich die Projekte gut rechnen. Dadurch wird das wahre Ausmaß der Investitionen erst später und erst nach und nach sichtbar. Da ist es dann aber schon zu spät. Juristisch klagen ist in der Regel sinnlos. Die Kosten sind hoch, die Sache ist verschleiert und der Ausgang ungewiss. Zudem neigt der Mensch im Laufe der Zeit dazu, sich in sein Schicksal zu fügen. Lasalle ist selten jemand direkt böse.

Dank seiner stets herzlichen Art und Hilfsbereitschaft lenkt er geschickt mögliche Attacken , die ihm gelten könnten, in andere Richtungen und auf andere.

Chemnitz-Deutschland- Neue Bundesländer

Karl Marx Stadt heißt nun Chemnitz. Schöner wird diese Stadt davon auch nicht. Es gibt hier allerdings das „Kuckuk´s Nest“, ein Lokal, in welchem täglich Fasching gefeiert wird . Katharina Witt, die berühmte Eisprinzessin, wurde hier geboren . Zudem stehen hier jede Menge mausgrauer, alter Immobilien, die trotz mancher Bombennacht des 2. Weltkrieges, wenngleich manchmal von Granatsplittern durchsiebt, aufrecht stehen geblieben sind. 40 Jahre Planwirtschaft des „Arbeiter- und Bauernstaates“geben dem Gelände dann noch den letzten Rest. Im sogenannten Schlossplatz-Viertel befinden sich angeblich die besten Lagen. Das Wichtigste beim Immobilienkauf sind bekanntlich 3 Dinge: 1. die Lage, 2. die Lage und 3. die Lage! Dazu noch Steuergeschenke und 100% Abschreibung auf die geplanten Sanierungskosten, die bei dem noch stehenden , denkmalgeschützten Schrott über 80% der Gesamtinvestition ausmachen. Das ergibt beim richtigen Grenzsteuersatz des Anlegers eine geile Rechnung, die seine Ortsbesichtigung eigentlich überflüssig macht. Mieter werden billig heraus gekauft , oder notfalls einfach Strom und Wasser abgestellt. Im Winter versagt die Heizung, bis das letzte alte Mütterlein freiwillig ins Altersheim geht, oder sich das Leben nimmt. Seelische Depressionen sind im Alter nicht selten und Überreaktionen üblich!

Robert verkauft den aufgemotzten Schrott zu hause bei München souverän nach dem ihm vorliegenden, in Hochglanz gedruckten Bauträgerprospekt. Kaum ein Interessent fährt je zum Schauplatz seiner Investition , unterschreibt jedoch notariell, persönlich besichtigt zu haben. Bekanntlich ist der Steuerspartrieb größer als der Sexualtrieb! Der verkaufte Laden hat keine eigene Eingangstür, obwohl sie im Prospekt eingezeichnet ist. Kunden müssen erst durch den normalen Mietereingang eintreten.

Das merkt der Käufer erst nach einem Jahr, als sich kein Mieter für den Laden findet. Der Bauträger findet, dass dies kein besonderer Mangel sei. Einen Prozess gibt es aus gerichtlichen Termingründen erst 5 Jahre später. Lasalle wird wahrheitsgemäß aussagen. Zu Gunsten des Käufers wird vom „Landgericht München I“ die Rücknahme des Kaufobjektes durch den Bauträger und Verkäufer entschieden. Leider ist dieser Bauträger mittlerweile insolvent. Dem Kläger bleiben Anwalts- und Gerichtskosten und der Laden.

Lasalle hat seine Schuldigkeit getan und bedauert das tragische Einzelschicksal. Seine Provisionen sind geflossen und mittlerweile nach dem Durchlauferhitzerprinzip längst im Kreislauf des täglichen Lebens versickert. Somit hat sich Robert um sein Vaterland als Steuerzahler verdient gemacht. Ihn zu verklagen wäre aufgrund der sogenannten Prospekthaftung zwar für den Investor theoretisch sinnvoll , aber mangels finanzieller Masse des Herrn Lasalle wohl lediglich ein weiterer Kostenfaktor.

-Schatz, was ist los mit Dir? Sandra beugt sich über ihn und tupft seine fiebrige Stirn.

Robert hat schlecht geträumt und wälzt sich im Schlaf .

Wieder mal Albträume! Da ist das Gesicht der uralten, runzligen Frau, die ihn damals in Chemnitz weinend gebeten hatte, nicht aus ihrer Wohnung, in der sie 40 Jahre lebte, ausziehen zu müssen. Sie wollte nicht ins Altersheim. Sie steht mit bösen Blick und ohne Gebiss vor Robert . Sie sticht ihm ihr langes Küchenmesser immer und immer wieder in die Brust.

-“Du bist schuld,- Du bist ein Mörder!!“

Die alte Frau hat vor wenigen Monaten den Gashahn aufgedreht. Nun ist sie wieder da, oder ist Robert ihr schon nachgefolgt? Die Schmerzen in seiner Brust sind fast unerträglich. Traum und Wirklichkeit verschwimmen zu einer diffusen Masse. Da ist auch Herr Schmidt, der freundliche und gutgläubige LKW- Fahrer , junger Vater einer Familie mit 2 kleinen Kindern . Über Robert hatte er auf Kredit und mit Beleihung seines geerbten Reihenhäuschens einen „todsicheren“ Aktienfonds gekauft . Der Fonds war tatsächlich todsicher , das heißt, das Geld war sicher weg. Wie heißt es so schön in Beraterkreisen:“ Herr Kunde, Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer“! Nun ist Herr Schmidt tot, nachdem er seiner Frau nicht sagen wollte , dass das Häuschen zwangsversteigert wird. Er leitete lieber die Abgase seines LKW in die Fahrerkanzel . Niemand gibt Lasalle dafür die Schuld. Gier frisst eben Hirn! Nun steht Herr Schmidt regungslos mit traurigen, anklagenden Augen vor Lasalle, dem das Blut in den Adern gefriert.

Sandra:„Schatz, was ist mit Dir? Soll ich den Arzt holen?“

Robert: „Nein- es geht schon, bring mir bitte ein Aspirin! Danke!“

Eine eiskalte Dusche bringt ihn ins Leben zurück. Sport und Bewegung mit Ausdauercharakter in Form eines 10-Kilometer Laufes an der Isar bringen auch die Laune zurück. Nun- er kann doch wirklich nichts dafür! Er hat doch niemanden mit Vorhalten eines Revolvers zu irgendetwas gezwungen. Wenn er es nicht tun würde, dann eben ein anderer. Manche Dinge im Leben müssen einfach getan werden, wenn man zu den Erfolgreichen gehören will. Verdammte Sensibilität- Nur die Harten kommen in den Garten!

Sandra hat Isabel abgelöst. Aus blond mach brünett. Der Abschied ist kurz und heftig. Isabel hat schnell herausgefunden, dass es für Robert auch trotz ihrer Beziehung weitere Damen gibt.

Daraufhin zieht sie sofort aus und zieht traurig aber konsequent einen Schlussstrich. Auch Sandras Beine sind lang und schön gedrechselt. Auch sie fährt gerne Cabrio und badet nackt im hauseigenen Pool. Sandra ist 15 Jahre jünger als Robert und macht sich gut an seiner Seite.

Mein Haus, mein Porsche, mein Reitpferd , meine Lebensgefährtin!

Mit einem Unterschied zu vorher: Sandra ist von Robert im dritten Monat schwanger! Er weiß es noch nicht!

Das wäre neu und ganz besonders für Lasalle, der insgeheim doch davon träumt , sich einmal zu reproduzieren. Ist es Liebe? Oder ist es nur Sex? Im Reigen der vielen weiblichen Optionen ging der Sinn für Tiefgang völlig verloren.

„Robbi , ich fahr mal schnell frisches Baguette holen!“