Die toten Städte

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Die toten Städte
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André Gerard

Die toten Städte

Roman


Prolog

Der Wind wehte an diesem Tag aus der Wüste und brachte Sand und heiße, trockene Luft mit, die den Berghang hinaufdrückte. Hier, an der Südseite der Bergkette, bestand der Hang größtenteils aus nackten Felsen; nur an einigen Stellen hatten sich einige zähe Pflanzen behauptet. Im Laufe der Zeit hatte der Wind Schluchten und Felskegel aus dem Gestein geschliffen, so dass die Berge hier ein stark zerklüftetes Aussehen angenommen hatten. Es war eine Welt der Gegensätze zwischen dem blendenden Weiß des von der Sonne aufgeheizten Gesteins und dem fast völligen Schwarz der Schatten in den Felsspalten und Schluchten. Heute verwischte der Staub in der Luft jedoch diese Gegensätze ein wenig, während der heulende Wind jedes andere Geräusch verschluckte. Die Gestalt, die hier in der Nähe des alten Pfades, der von der Schlucht herabführte, gegen die Felswand lehnte, mochte daher einem Beobachter auf den ersten Blick kaum auffallen. Die Kleidung des Mannes war abgenutzt und zerschlissen, und seine Gesichtszüge waren ausgemergelt, womit er wie das menschliche Gegenstück zu seiner verwitterten Umgebung wirkte. Den Mund mit den zersprungenen Lippen halb geöffnet, die Augen geschlossen und den Kopf zur Seite gedreht, hätte er auch seit Stunden tot sein können, wenn nicht das kaum merkliche Heben und Senken des Brustkorbs gewesen wäre. Ungeachtet dessen würden spätestens in den Abendstunden, wenn der Wind nachgelassen hätte, die Geier den alten Pfad wieder gesäubert haben.

Jemand kam ihnen zuvor. Der stämmige Mann zerrte den Sterbenden unsanft an einem Arm auf die Füße, schulterte ihn mit erstaunlicher Leichtigkeit und trug ihn wie einen Sack Getreide den Hang hinab. Seine Fracht zeigte dabei keine Regung. Die grobe Behandlung reichte offenbar nicht aus, um den Erschöpften dem Zustand der Bewusstlosigkeit zu entreißen. Erst der Kontakt mit kaltem Wasser brachte dies zustande. Als der Kopf wieder auftauchte, entrang sich den aufgeplatzten Lippen ein Stöhnen; zu einem Schrei schien dem Mann noch die Kraft zu fehlen. Sie reichte jedoch aus, um den ausgemergelten Körper nunmehr mit den eigenen Armen zu stützen. Die nun offenen Augen blickten mit einem zunächst nur halb wachen Ausdruck auf den kleinen Bach, der sich im Lauf der Jahrhunderte sein Bett aus dem Gestein genagt hatte. Die Quelle des Rinnsals war nicht zu erkennen, es verschwand irgendwo zwischen den Felsen einige hundert Schritt in nördlicher Richtung. Bergab floss der Bach an einer Hütte vorbei, ein Anblick, der dem Mund des Erwachten das zweite Geräusch innerhalb kurzer Zeit entlockte, das jedoch kaum kräftiger als das erste klang: ein heiserer Laut der Überraschung.

Der erste Versuch, aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen, scheiterte. Er konnte seinen Sturz halbwegs mit den Armen abfangen, während die stämmige Gestalt hinter ihm dieses Mal keine Anstalten machte, ihn zu unterstützen. Nunmehr wieder bäuchlings mit dem Kopf über dem Bachbett liegend, entschied er sich, das nahe Liegende zu tun und zunächst seinen Durst zu stillen. Er schöpfte mit der Hand mehrmals gierig Wasser, war aber trotz seines Zustandes offensichtlich geistesgegenwärtig genug, nach einigen Schlucken inne zu halten und somit seinen Körper vor möglichen Krämpfen zu bewahren. Anschließend unternahm er den zweiten Versuch, auf die Füße zu kommen, dieses Mal erfolgreich. Noch leicht taumelnd, nahm er seine Umgebung zunächst genauer in Augenschein. Die Quelle des Baches war auch in aufrechter Stellung noch nicht auszumachen. Die Hütte, auf die er bereits einen ersten Blick geworfen hatte, stand auf einem Platz, an dem das Gefälle des Hanges nur gering war, eine Art Sims oder Absatz. Dahinter schien sich der Rand einer Klippe zu befinden. Der Platz um die Hütte war eingezäunt. Ein Pferd zerrte dort an den spärlichen Grasbüscheln, die innerhalb der Begrenzung wuchsen. Bei einigen kleineren Verschlägen auf dem Gelände konnte es sich um Ställe für Hühner oder Ziegen handeln. Zwinkernd wegen des Staubs, den ihm der Wind in die Augen blies, wandte er den Blick nun der Gestalt zu, die sein Erwachen aus dem Dämmerzustand bisher regungslos verfolgt hatte. Der Mann hatte verschwitze dunkle Haare, die ihm ungeordnet am Kopf klebten, einen Stoppelbart über dem breiten Kiefer und einen untersetzten Körperbau, der zu diesem Gesicht passte. Der mutmaßliche Bewohner der einsamen Hütte begegnete dem Blick seines Gastes mit ausdruckslosen Augen und wandte sich dann plötzlich der Hütte zu, auf die er sich nun in gemächlicher Gangart zu bewegte, als würde ihn der Fremde nicht im Geringsten interessieren. Dieser folgte ihm mit unsicheren Schritten und fand schließlich die Kraft für ein erstes artikuliertes Wort: „Danke!“

Sein Retter sah kurz schweigend über die Schulter, ohne seinen Gang zu verlangsamen. Während der Wanderer der stämmigen Gestalt folgte, wurde ihm erst bewusst, dass die Hütte aus Bruchsteinen erbaut war, die offenbar von einem nahe gelegenen Ort stammten. Nicht weit entfernt waren die Grundmauern mehrerer verfallener Steingebäude zu erkennen. Der Neuankömmling nahm sich jedoch keine Zeit, sie genauer in Augenschein zu nehmen, sondern folgte dem Einsiedler in seine Behausung.

Das Innere der Hütte bestand aus einem einzigen Raum, der mit einem Tisch sowie einigen Stühlen und Regalen eingerichtet war. Eine Hängematte war in einer Ecke des Raums zwischen zwei Wandhaken aufgespannt. Kochgeschirr hing entweder ebenfalls an der Wand oder war in die Regale gestopft. Fenster, die mit schweren Holzläden versehen waren, befanden sich in allen vier Wänden. Gegenwärtig waren alle geschlossen bis auf zwei in der nördlichen Wand, die durch Stützen nur jeweils einen Spalt geöffnet waren und für das Dämmerlicht in dem großen Raum sorgten. Im Vergleich zu dem brennenden Wind draußen war es hier überraschend kühl.

Der Hüttenbewohner zog die Läden der nördlichen Fenster jetzt ganz hoch, wodurch nunmehr ausreichend Licht ins Innere fiel. Jetzt bemerkte der Gast das große Messer an der Wand, bei dem es sich auch um eine Art von Kurzschwert handeln konnte. Es wurde durch zwei lange Haken locker an der Wand gehalten, als müsste es stets griffbereit sein. Andere, kleinere Messer waren zusammen mit dem Kochgeschirr und einem großen Hackbeil eher achtlos in ein Regel gestopft. Als nächstes fiel der Blick des Fremden auf eine Bodenklappe, die wahrscheinlich zu einem Vorratskeller führte - eine ungewöhnliche Einrichtung für eine eher primitive Behausung wie diese. Mehr als alles andere zog aber die Hängematte die Aufmerksamkeit auf sich. Der Fremde taumelte auf sie zu, als hätte der Anblick ihm seine Müdigkeit wieder bewusst gemacht. Er blieb zögernd vor ihr stehen und sah zu seinem Gastgeber hinüber. Dieser nickte und sprach nun seinerseits die ersten Worte: „Nur zu. Scheinst es nötig zu haben.“ Die Stimme war undeutlich und etwas heiser, aber dennoch kräftig. Der Fremde zögerte immer noch. „Ich werd' dir schon nichts tun“, brummte der Einsiedler. „Wenn ich das wollte, hätte ich dich schon am Bach erledigen können.“ Der Fremde drehte sich erst langsam um und ließ sich dann schwer in die Hängematte fallen. Der Schlaf kam fast augenblicklich.

Als er erwachte, herrschte draußen Dunkelheit. Es schien noch ein wenig kühler geworden zu sein, obwohl ein Feuer im Kamin brannte. Der Einsiedler hatte anscheinend gerade eben einen Topf von einem Haken über dem Kamin genommen und auf den Tisch gestellt. Als der Fremde den Geruch wahrnahm, bewegte sich sein Kehlkopf auf und ab, als er seinen Speichel hinunterschluckte. Auf dem Tisch standen zwei leere Holzschalen, neben denen je ein Löffel lag. Der Fremde erhob sich umständlich aus der Hängematte, wobei er fast stürzte, und setzte sich dann wortlos auf einen Schemel vor einem der Teller. Der Kochtopf enthielt offenbar einen Eintopf aus Linsen und Fleisch. Nachdem sein Gastgeber je eine Kelle in die Schalen gegeben hatte, schaufelte der Fremde die heiße Nahrung mit einer gierigen Geschwindigkeit in sich hinein.

Nach zwei geleerten Tellern fand er die Zeit für weitere Worte: „Ich weiß noch nicht einmal deinen Namen. Deiner Sprechweise nach musst Du auch aus Elnanbia kommen, oder?“

„Mmmh“ war zunächst die einzige Antwort. Nach einem langen Augenblick, in dem der Fremde seinen Gastgeber weiterhin mit fragender Miene musterte, fuhr dieser fort: "Mein Name ist Mulheg."

„Mulheg? Aha. Und du kommst aus Elnanbia. Daher stamme ich auch, genauer gesagt aus Damaham. Na ja, was davon übrig ist.“

Der Mann, der sich Mulheg nannte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Euch hat's auch übel erwischt, was? Ich stamme aus Besva. Verdammtes Drecksnest, bin froh, dass ich da raus bin.“ Ein kurzer, zufriedener Rülpser entwich seinem Mund. Er war offenbar um eine Fortsetzung des Gesprächs nicht sonderlich bemüht. Sein Gast übersah dies entweder, oder es war ihm egal. „Das wäre meine nächste Frage gewesen. Was macht ein Landsmann aus dem Norden in dieser von allen Göttern verlassenen Gegend?“ Er lehnte sich zurück. „Aber ich will nicht unhöflich sein. Zuerst sollst Du wissen, dass ich Iered heiße. Iered aus Damaham, Sohn von weiß-der-Geier.“ Es folgte ein kurzes Kichern, das jedoch keine Reaktion in der Miene seines Gegenübers hervorrief, der weiterhin entspannt und betont gleichgültig zurückgelehnt in seinem Stuhl saß.

Iered ließ sich davon nicht entmutigen. „Du hast es also mitbekommen. Ja, es stimmt, Damaham hat es übel getroffen. Die ganze Siedlung wurde mehr oder weniger dem Erdboden gleichgemacht. Es war derselbe Stamm, der schon öfter Überfälle auf die Siedlungen in Elnanbia gemacht hat. Sie nennen ihn den Heuschrecken-Stamm. Der Name ist gar nicht so falsch, besonders in letzter Zeit, als die Überfälle immer übermütiger wurden. Ist ja auch kein Wunder, denn wer soll die Wilden nach dem Zusammenbruch noch aufhalten.“ Er sah versonnen ins Leere. „In den letzten Jahrzehnten, als alles auseinander fiel, brauchten sie keinen nennenswerten Widerstand mehr zu fürchten.“

 

„Verdammtes Pack. Eigentlich 'ne Schande, dass wir uns das gefallen lassen.“ sagte Mulheg eher beiläufig. "Aber vielleicht haben wir's nicht anders verdient. Unsere Leute hatten noch nie viel Mumm in den Knochen.“ Er kam einer möglichen Entgegnung seines Gegenübers zuvor. „Bilden sich was drauf ein, der Wildnis Land abgetrotzt zu haben. Hah! Ein paar Burgen mit Dörfern drum herum. Gegründet von irgendwelchen Feiglingen oder Halunken, die es in den nördlichen Königreichen nicht geschafft haben.“

Der Gesichtsausdruck Iereds blieb unergründlich. „Na ja, aber wusstest Du, dass Damaham wieder aufgebaut werden sollte?“ Er machte eine kurze Pause, als wollte er die Reaktion seines Gesprächspartners abwarten. Ein Brummen, das sowohl ja als auch nein bedeuten konnte, war jedoch der einzige Kommentar.

Unvermittelt wechselte Iered das Thema. „Willst Du nicht wissen, was mich hier an das Ende der Welt getrieben hat? Du hast mir keine Fragen gestellt, seit ich hier angekommen bin.“

Mulheg sah ihm noch immer nicht ins Gesicht. „Wirst entweder ein Flüchtling oder 'n Verrückter sein.“

Iered sah ihn mit leicht amüsierten Gesichtsausdruck an. „Ein Verrückter?“

„Na ja, ist ja nicht das erste Mal, das jemand den Pass 'runterkommt. Das kommt sogar häufiger vor, als man sich das denkt. Die meisten davon kann man in zwei Gruppen einteilen: Leute, die vor irgendwas abhauen, oder Verrückte, die glauben, dass sie hier unten was finden - ihr Glück machen können. Die wegen irgendeiner irren Idee hier herkommen. Meistens Schatzsucher.“

„So? Gibt es denn hier in den Bergen Schätze zu finden? Juwelen möglicherweise?“

Mulheg schnaufte. „Einmal tauchte hier so ein Wirrkopf auf, der von irgendeinem Gelehrten einen Floh ins Ohr gesetzt bekommen hatte über einen Schatz in der Wüste. Wollte die Oase Yufana finden. Angeblich sollen sie da Reichtümer gehortet haben. Nur hat diese Oase noch nie irgendwer gesehen, und wer was anderes behauptet, den nenn' ich einen Lügner. Die Oase gibt es gar nicht, das ist nur 'ne Legende. Hab' sogar schon mal welche von den Yufani gesehen, das sind bloß hergelaufene Halsabschneider und keine reichen Leute. Die haben kein eigenes Land, ziehen bloß von Wasserloch zu Wasserloch, genau wie die ganzen anderen verdammten Nomaden. Sulcami, Zunsar, Saleru und wie sie alle heißen.“

„Oh, Du hast ja schon Einiges mitgekriegt hier unten, wie es scheint. Kommen hier oft Nomaden vorbei? Wahrscheinlich wegen der Wasserquelle.“

„Ja, unter anderem. Ist manchmal 'ne ganz gute Gelegenheit, um zu handeln, also was zu tauschen. Man muss ja sehen, dass man hier an die Sachen kommt, die man so zum Leben braucht.“

„Hast Du denn Waren, um mit den Nomaden zu handeln?“

Mulheg sah scheinbar gleichgültig zur Seite. „Mmh. Ein bisschen.“

Iered musterte den Einsiedler einen Augenblick aufmerksam. Dann ergriff er wieder das Wort. „Aber um noch einmal auf diese Schatzsucher zurückzukommen. Ich halte es gar nicht für so unwahrscheinlich, dass man hier im Süden was findet. Ich habe mich immerhin wochen-, nein, monatelang durch den Urwald von Peola gekämpft, und dabei ein paar ungewöhnliche Dinge gesehen.“

Dieses Mal war Mulheg aufmerksamer. „Du bist den ganzen Weg von Damaham durch die Wildnis bis hierher zu Fuß gekommen? Du bist zäher, als ich dachte. Ich hab' zwar schon einen ähnlichen Gewaltmarsch hingelegt, aber der hätte mich beinahe erledigt.“

Iered grinste. „Tja, Unkraut vergeht nicht, wie man so sagt. Ich war aber auch schon mehrmals drauf und dran, ins Gras zu beißen. Die Viecher hier unten sind noch das geringste Übel. Die Skarlinger-Stämme sind hier noch um Einiges wilder als in Norden, von diesen Schlangenmenschen ganz zu schweigen.“

„Da hast du recht. Die sind zehnmal schlimmer als die Skarlinger. Dieser Brut geht man am besten aus dem Weg.“

„Nun ja, darauf wollte ich auch hinaus.“ Iered fixierte seinen Gesprächspartner wieder. „Mich hätten sie beinahe erwischt, als ich in der Nähe einer dieser alten Steinbauten vorbeigekommen bin, diese Ruinen, die in Wald stehen, halb mit Pflanzen überwuchert. Genau genommen waren es zwei solcher Erlebnisse, die ziemlich ähnlich abliefen. Nur einmal eben mit Skarlingern und einmal mit diesen Echsen. Beide Male bin ich in der Nähe einer dieser alten Städte gewesen. Kaum kommen irgendwelche halb eingefallenen Mauern in Sicht, tauchen diese Wilden auf und gehen auf einen los wie tolle Hunde. Es könnte denen doch eigentlich egal sein, ob irgendein halb verhungerter Wanderer an ihrem Dorf vorbeikommt. Als wollten sie irgend etwas beschützen. Vielleicht betrachten sie die alten Steinhaufen als heilige Stätten, kann ja sein. Oder sie bewachen wirklich etwas von Wert.“

Iered machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Übrigens habe ich nicht die ganze Strecke zu Fuß zurückgelegt. Ich hatte ein Pferd, aber das habe ich bei dem ersten Überfall eingebüßt. Ich weiß nicht, wie ich geschafft habe, dass ich mit heiler Haut davonkam. Danach dachte ich, es wäre aus. Zu weit weg von irgendeiner befestigen Siedlung, und noch unzählige Tagesreisen vor mir. Ich war der Verzweiflung nahe. Das war noch im nördlichen Teil das Waldes, in dem die Ruinen mit den riesigen Kuppeln stehen. Seltsam, wie viele davon noch stehen, kaum beschädigt, nach all den Jahrhunderten.“

Während Iered noch redete, stand Mulheg auf und räumte den Tisch ab. Den Topf und die Teller stellte er in ein Regal und deckte sie mit einem Lappen ab. Diese Geste der Gleichgültigkeit gegenüber dem Gesprächsthema des Gastes brachte diesen ins Stocken. Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens setzte er seine Plauderei jedoch wieder fort, erneut das Thema wechselnd: „Du hast gesagt, du hättest einen ähnlichen Marsch hinter dir. Bist du auch allein durch die Waldebene hierher gekommen, von Besva her?“ Mulheg schwieg, während sich wieder auf den Stuhl sinken ließ. Iered fuhr fort: „Und, bist du ein Flüchtling oder ein Verrückter?“ Er wartete mit dem Anflug eines Grinsens auf dem Gesicht die Antwort seines Gastgebers ab.

Mulheg räusperte sich. „Ich hatte ein paar Schwierigkeiten.“ Pause. „Braucht dich nicht zu kümmern.“

Iered schien einen Moment nachzudenken und murmelte dann: „Wie ein Schatzsucher siehst Du eigentlich auch nicht aus.“ Etwas lauter fuhr er fort: „Nach den Skarlinger-Stämmen kam ich dann ins Gebiet der Schlangenmenschen. Da war ich zum Glück schon vorgewarnt und daher wachsamer. Habe mich von den Ruinen ferngehalten. Ich habe diese Echsen zum Glück nur aus der Entfernung gesehen. Aber sie waren mir wohl wirklich auf den Fersen. Als ich schon die Vorgebirge erreicht hatte und der Wald nicht mehr ganz so dicht war, habe ich sie manchmal sehen können, weit hinter mir, nur als dunkle Schemen, auf einem Pfad am Hang oder auf einer Hügelkuppe. Ich habe aus Angst kein Lagerfeuer mehr entfacht, auch wenn das wohl wenig genützt hat. Sie zündeten dafür jede Nacht eins an. Das hat mir oft verraten, wo sie sich ungefähr aufhielten. Das hätten sie eigentlich wissen müssen. Es schien fast so, als könnten sie aus irgendeinem Grund nicht darauf verzichten.“

„Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich bin einmal näher mit einem Stamm in Berührung geraten, als mir lieb war. Das war weiter im Osten, in der Nähe vom Waldrand. Da gibt es 'ne verfallene Stadt, aber eine ganz alte, noch von den Schlangenmenschen. Einer dieser Stämme lebt auch in der Gegend. Die verteidigen wirklich die alten Steine.“

Als Mulheg nicht weitersprach, ergriff Iered das Wort: „Irgendwas muss es dort doch geben. Ich halte es für nicht sehr wahrscheinlich, dass sie nur Steine verteidigen.“

„Kannst es ja herausfinden. Aber wenn Du mich fragst, solltest Du dann lieber sehen, ob Du nicht eher was in den verlassenen Siedlungen von Elnanbia findest. Ist gesünder.“

„Einige haben das versucht. Ich hatte doch schon erwähnt, dass Damaham wieder besiedelt werden sollte. Der Graf von Siyebo erhob Anspruch darauf, weil keiner der alten Grafen von Damaham überlebt hat. Aber eigentlich ging es dabei weniger um Landbesitz. Der ist hier im Süden ohnehin nicht viel wert. Er war an etwas ganz anderem interessiert. Du weißt doch sicher, dass Tareoso aus Zalebrien in Damaham das Sagen hatte.“

„Ist mir bekannt. Soll sich in der dunklen Kunst ausgekannt haben, wie viele, die vor dem Untergang in Zalebrien ihr Unwesen getrieben haben. Aber der konnte noch rechtzeitig seinen verfluchten Arsch retten.“ Verdammtes Dreckspack. Würd' mich nicht wundern, wenn da was dran ist, dass die mit dem Reich von Korva gemeinsame Sache gemacht haben.“

„Und damit ihren eigenen Untergang herbeigeführt? Unwahrscheinlich.“

„Wer weiß? Diese Hexer sind doch alle nicht ganz richtig im Kopf.“

„Nun, wie dem auch sei. Wie Du schon richtig bemerkt hast, konnte Tareoso noch rechtzeitig entkommen. Weißt Du aber auch, dass er einen Schatz mitnehmen konnte?“

„Das kann man vermuten. Ohne leere Hände ist er sicher nicht gegangen. Wie hätte er auch sonst so schnell wieder Fuß fassen können in Elnanbia.“

„Genau. Er ließ sich also in Damaham in Elnanbia nieder und half dabei, den Ort zu einem kleinen Handelsstützpunkt auszubauen. Sein Reichtum kam ihm dabei zugute. Es sollen wohl hauptsächlich Juwelen gewesen sein.“ Iered nahm einen Schluck aus seinem Becher. „Und einige besondere Stücke.“ Er fuhr fort: „Er hatte mit seinem Fortgang aus Elnanbia aber das Ende seiner Familie im Grunde nur hinausgezögert. Er selbst war damals schon uralt, über neunzig Jahre. Nicht mehr stark genug, um das Unglück noch zu verhindern. Das war jetzt vor - lass mich nachdenken - etwa sechzehn Jahren.“

„Ja , hab' davon gehört. Diese Götzenanbeter aus den Bergen waren's. Haben Damaham überrannt.“

„Dieser verschworene Bund sucht mittlerweile halb Elnabia heim. Im Norden ist niemand mehr wirklich sicher. Pech für Tareoso, dass ausgerechnet sein größter Feind in diesem Kult zu einem hohen Tier aufgestiegen war. Nun ja, aber irgendwie scheint er es doch geschafft zu haben, den Häschern seines Gegners ein letztes Schnippchen zu schlagen. Keiner seiner Familie entkam lebend, aber die Juwelen konnten die Mörder auch nicht finden, so sehr sie auch danach suchten.“

„Ist schon komisch. Viele Leute schützen ihren Besitz besser als sich selbst. Nur haben sie dann nichts mehr davon, wenn sie erst mal unter der Erde sind.“

„Tja, und auch der Graf von Siyebo konnte sie später nicht finden, als er die alte Burg durchsuchte. Er fand aber ein Geheimversteck, das anscheinend erst vor kurzem geöffnet wurden war. Er schäumte vor Wut. Offenbar war ihm jemand zuvorgekommen.“

„Das nennt man Pech. Oder Glück für den Finder, wie man's nimmt.“

„Eben. Daran kann man sehen, dass es hin und wieder doch etwas Lohnenswertes zu finden gibt, wenn man weiß, wo man suchen muss. Nicht alle Schatzsucher sind Verrückte.“

„Wie du meinst.“ Mulheg gähnte. „Wenn Du willst, kannst Du diese Nacht noch in der Hängematte schlafen. Ich mach mir in der Ecke ein Lager. Du musst erst mal zu Kräften kommen.“

„Danke. Da lasse ich mich nicht zweimal bitten.“

Am nächsten Tag nahm Iered die Überreste der Steingebäude näher in Augenschein, die sich nicht weit von der Hütte entfernt über einen großen Teil des Hanges ausbreiteten. Die Steine der Grundmauern waren offenbar im Lauf der Jahrhunderte von Wind derart abgeschliffen worden, das nur noch dort Ecken und Kanten zu sehen waren, wo die Steine für den Bau der Hütte herausgebrochen worden waren. Der Wind hatte etwas nachgelassen, doch die Luft hatte sich schnell wieder erwärmt, und die Steine wurden durch das grelle Sonnenlicht aufgeheizt. An den Stellen, an denen große Teile der Grundmauern freilagen, konnte man erkennen, dass sie erstaunlich dick waren und früher recht große Innenräume umschlossen haben mussten. Es musste sich um beeindruckende Bauten gehandelt haben.

Als Iered nachdenklich die Überreste der nicht mehr vorhandenen Wände abschritt, fiel sein Blick auf einen Felsbrocken, der auf einer Öffnung im Boden lag. Neugierig betrachtete Iered das auffallend kreisförmige Loch. Obwohl der Felsen den Blick zum größten Teil behinderte, war doch der gemauerte Rand zu erkennen. „ine Zisterne?“ murmelte Iered, als er plötzlich aus Richtung des Baches Mulheg rufen hörte.

 

Iered fand ihn in der Nähe des Ufers kauernd vor. Als er näher kam, wandte sich Mulheg zu ihm um. „Hast Du gestern Nacht irgend etwas gehört?“

„Nein. Worum geht es denn?“ Er sah zu der Stelle, die Mulheg betrachtet hatte und erkannte bereits den Grund für dessen Frage. Hufspuren führten zum Bach und wieder davon fort, vermischt mit Abdrücken menschlicher Stiefel. „Nomaden?“ vermutete Iered.

„Möglich. Aber nicht gerade wahrscheinlich. Es sieht nach einem einzigen Reiter aus, der wohl schwere Stiefel trug, nicht in der Art der Nomaden. Außerdem würden sie sich nicht nachts an die Wasserquelle 'ranschleichen. Wenn die aufkreuzen, machen die immer ein Volksfest draus.“ Er blickte über die Schulter. „Die Spuren kommen aus Richtung Pfad und führen auch wieder dorthin zurück. Ab da kann ich nichts mehr erkennen.“

Iered blickte auf und sah sich um. Er ließ seinen Blick über die Berghänge und die schwarzen Schatten der Schluchten dazwischen schweifen, über die Felsen, die den Blick auf den Pfad in die Ebene versperrten und anschließend über den Felsabsatz, hinter dessen Rand die Wüste als gleißend weißer Streifen am Horzont mit den Himmel verschmolz. „Ob der Reiter noch in der Nähe ist?“

„Wer weiß. Kann mir aber nicht vorstellen, was der hier suchen sollte. Vielleicht hatte er's eilig und wollte nur seinen Wasserschlauch auffüllen.“ Schnaufend machte er sich wieder auf den Weg zur Hütte, wobei Iered auffiel, dass er nun den Blick nicht mehr gleichgültig nach unten richtete, sondern sich verstohlen umsah. Iered holte ihn mit hastigen Schritten noch vor der Hütte ein und hielt nun mit ihm Schritt.

„Was ich noch fragen wollte: Führen die Spuren von den Bergen in die Wüste oder ist es umgekehrt?“

„Kommen aus den Bergen.“

"Aha. Und was könnte sein Ziel sein? Was liegt in der Richtung?"

„Na was schon. Die beschissene Wüste. Sonst nichts.“

„Aber es muss doch irgendetwas dort draußen geben. Oasen zum Beispiel.“

„Das liegt alles ziemlich weit weg. Wenn man sich nach Südwesten hält und viel Glück hat, kommt man nach wer weiß wie vielen Tagesreisen nach Tepem. Das ist eine Oase nicht weit vom Tal des Jir. Den Fluss erreicht man natürlich auch, wenn man sich noch weiter westlich hält. Ziemlich genau Richtung Süden liegt der Serir-See, und zur Oase Dan Kasram kommt man in südöstlicher Richtung. Diese Oase ist aber noch weiter weg. Da bracht man schon 'ne Menge Wasservorräte und ein gutes Pferd oder ein Kamel. Deshalb reist man hier auch üblicherweise in einer Karawane. Erhöht die Aussicht zu überleben.“

„Könnte man nicht entlang der Berge oder in den Tälern reisen, Richtung Osten oder Westen? Dort hat man vielleicht bessere Bedingungen.“

„Nicht unbedingt. Im Westen der Berge fängt bald das Stammesland von Crin Ragh an. Vier Stämme teilen das Gebiet dort unter sich auf. Schlangenmenschen. Die sind nicht gerade freundlich gegenüber Fremden eingestellt.“

„Wie weit ist das denn ungefähr?“

Mulheg blieb stehen und deutete mit dem Zeigefinger in westliche Richtung. „Siehst du dort, wenn du zwischen dem Felseinschnitt hindurchsiehst, den Gipfel weit hinten, der südliche Hang steiler als der nördliche? Ungefähr dort fängt das Stammesland an. Zu Pferd etwa fünf oder sechs Tage. Sobald du abgeschlachtet wirst, bist du da."

Sie gingen stumm weiter, bis sie die Hütte erreichten. Bevor Mulheg hineingehen konnte, fragte Iered: „Was ist das da hinten eigentlich für eine Öffnung im Boden? Ein Steinbrocken ist daraufgerollt.“

„Das gehört zu den anderen Überresten. War wohl früher eine Zisterne. Ich hab' den Stein selbst draufgerollt, damit ich nicht zufällig reinfalle und mir den Hals breche.“

„Hast du eine Ahnung, was das für Ruinen sein könnten? Hast du vielleicht irgendwelche Geschichten gehört?“ Iered schien sich dies eher selbst zu fragen. In seinem Tonfall schwang bereits mit, dass er keine befriedigende Antwort von Mulheg erwartete.

„Nein. Jedenfalls keine zuverlässigen. Von den Wüstenvölkern - ich meine den heutigen - wird's keines gewesen sein. Die leben in Zelten oder Lehmhütten. Es gab hier vor Urzeiten mal Schlangenmenschen-Reiche, mit unaussprechlichen Namen. Eins davon könnte die Gegend hier beherrscht haben. Das ganze kümmert mich auch nicht besonders. Schätze findest Du hier auf jeden Fall keine.“

„Ja? Wie kannst Du da so sicher sein?“ Iered hatte ihm den Rücken zugedreht und betrachtete die Berggipfel. „Ich habe gehört, dass es früher in der Gegend - also auch in der Wüste Thakeb - mehr Regen gegeben haben soll. Es war vielleicht alles einmal fruchtbares Land. Als die Dürre kam, sind die Bewohner dieser Länder fortgezogen, auch ins Tal des Jir.“

„Was Du nicht sagst.“ Mulheg hatte die Hütte schon betreten und machte sich dort an der Klappe im Boden zu schaffen. Iered drehte sich um und beobachtete, wie sein Gastgeber in die Öffnung stieg und nach wenigen Augenblicken mit Brot und getrocknetem Fleisch wieder auftauchte.

„Ich könnte mal wieder einen Bissen vertragen“, sagte der Mann mit dem Stoppelart und der stämmigen Figur. „Du kannst Dir ruhig was mitnehmen, wenn Du weiterreist. Wo immer Du auch hinwillst. Es ist reichlich da.“

„Du scheinst ja ausgesprochen gut versorgt zu sein. Mit den Nomaden verstehst du wohl zu verhandeln.“

Mit leichter Verärgerung in der Stimme sagte Mulheg: „Erwarte nur nicht, dass ich dich hier noch wochenlang bewirte. Ich führe hier kein Gasthaus.“

„Oh, keine Angst, ich werde bald aufbrechen, vielleicht heute noch.“ Iered hatte den Raum betreten und sah durch eines der Fenster nach Süden, die nunmehr ebenfalls offenstanden. „Ich denke, ich werde die Berge verlassen. Mit Schlangenmenschen will ich mich nicht anlegen. Zumindest nicht mit den wilden. ich halte mich am besten südwestlich, bis ich den Fluss Jir erreiche. Ich bin zwar noch nie dort gewesen...“

„... aber bessere Aussichten, mit heiler Haut davonzukommen, hast du dort schon, das stimmt. Sind zwar alle seltsam und unberechenbar, diese Echsen, aber es leben ja auch richtige Menschen da“"

„Gut, und mit dem Proviant, den du mir freundlicherweise überlässt, und frischen Wasservorräten dürfte ich gut vorankommen. Ich werde mich gleich mal ans Packen machen. Aber vorher hole ich noch den Schatz, den du in der Zisterne versteckt hast.“

Die letzten Worte sprach Iered im gleichen Plauderton aus, in dem er das übrige Gespräch geführt hatte, doch ließ er Mulheg dabei nicht aus den Augen. Dieser drehte den Kopf in die Richtung des Gesprächspartners, dem er bislang nur halb zugewandt war. Für einen kurzen Augenblick fixierten sich die beiden Männer stumm. Plötzlich machte Mulheg eine blitzschnelle Bewegung zur Wand und griff mit einer Flinkheit, die er bisher mit keiner einzigen Regung hatte erahnen lassen, nach der Klinge an der Wand. Iered konnte nicht verhindern, dass Mulheg bereits mit der Waffe in der Hand zum Hieb ansetzte, bevor er seinerseits zum Gegenangriff übergehen konnte. Er versuchte erst gar nicht, sein eigenes Schwert zu ziehen, sondern stürmte auf Mulheg zu und versuchte dabei, dessen rechten Arm zu ergreifen. Er schaffte es tatsächlich, seinen Gegner vor dem Hieb zu erreichen und ihn an die Wand zu drängen. Der Versuch, ihm bei der Gelegenheit sein Schwert zu entreißen, war jedoch zum Scheitern verurteilt. Selbst den Arm konnte er nur kurz im Griff behalten, bevor dieser mit einer ungeahnten Kraft vorschnellte und ihn mit dem Ellbogen voran im Gesicht traf. Für kurze Zeit verlor Iered die Orientierung, während Lichter vor seinen Augen tanzten, so dass der Vorteil der Überraschung dahin war. Mulheg bewegte sich nun seinerseits auf den hageren Mann zu, der am Tisch in der Mitte des Raumes Halt gefunden hatte. Iered sah die Klinge bereits in einem eleganten Bogen zielsicher auf seinen Kopf zuschießen, als er die Kraft für eine verzweifelte Verteidigung fand. Er tauchte unter dem Hieb weg und rollte auf dem Boden auf die Beine seines Gegners zu. Er nahm dabei nur am Rande wahr, dass der Hieb seines Gegners die Tischkante traf. Es sah für einen Moment so aus, als hätte er den untersetzten Mann tatsächlich zu Fall bringen können, doch bewies dieser erneut eine erstaunliche Geschicklichkeit. Er stieß sich mit den Händen am Tisch ab und ließ sich gezielt auf seinen Gegner fallen, so dass beide Kämpfer nun kreuzförmig übereinander am Boden lagen. Mulhegs Gewicht trieb Iered die Luft aus den Lungen, was ihn aber nicht davon abhielt, nach seinem Schwert am Gürtel zu tasten. Die einzige Möglichkeit bestand darin, die Waffe frei zu bekommen und Mulheg in den Körper zu treiben. Sich des enormen Gewichts seines Gegners auf andere Art zu entledigen, war angesichts des Kräfteunterschieds aussichtslos. Mulheg durchschaute diese Absicht schnell. Er packte den tastenden Arm mit der einen Hand am Ellbogen und der anderen am Handgelenk und verdrehte ihn so schmerzhaft, dass Iered laut aufschrie. Dieser schlug nun mit seiner linken Faust auf das stoppelbärtige Gesicht seines Peinigers ein, ohne jedoch einen sichtbaren Schaden oder auch nur ein Anzeichen des Schmerzes bei diesem hervorzurufen. Stattdessen fand Mulheg jetzt sogar die Kraft zu sprechen: „Na, was sagst Du jetzt? Hast dich schon als Gewinner gesehen, was? Hast gedacht, heute ist dein großer Tag. Ich hab' schon ganz andere als dich...“ Der Rest des Satzes ging in ein unartikuliertes Geräusch über, eine Mischung aus Stöhnen und Würgen. Die Hände des dicken Mannes waren immer noch um den Arm seines Gegners verkrampft, doch hatten die Augen nun einen glasigen Blick bekommen, und die Arme schien den schweren Körper nicht mehr tragen zu können. Als der Rumpf sich auf den darunter liegenden Körper herabsenkte, spürte Iered plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust. Schließlich fand er doch noch die Kraft, sich der bedrückenden Last zu entledigen, indem er sie unter höchster Anstrengung beiseite rollte. Mulheg regte sich nicht mehr. Nun bemerkte Iered das Blut auf seiner Brust und an etwa der gleichen Stelle auf der Brust seines Gegners. Doch ragte dort zusätzlich ein spitzer, dünner Gegenstand aus der Mitte des Blutflecks, was wohl der Grund für die kurze Empfindung des stechenden Schmerzes in Iereds Brust war.