Kommen Haustiere in den Himmel?

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Font:Smaller АаLarger Aa

ER: Ich bin nur ein bisschen verdattert. Der Letzte, den ich gefragt habe, wollte fünfzehnhundert Pfund. Nein, fünfundsiebzig Pfund sind mir sehr recht.

Jede Wette – und wer könnte es ihm verdenken? Aber ich war ein bisschen sauer auf mich selbst. Wir schwammen damals nicht gerade im Geld, und der habgierige kleine Kobold in meinem Kopf hielt mir ständig vor, dass der Mann am Telefon, wäre ich so verrückt gewesen, die astronomische Summe von tausend Pfund zu verlangen, vielleicht gesagt hätte: „Menschenskind, ja, das hört sich sehr vernünftig an. Herzlichen Dank.“

Zufällig weiß ich aber, dass er wohl nicht so reagiert hätte, denn später erfuhr ich, dass sein erster Anruf Roy Castle gegolten hatte, einem damals sehr bekannten säkularen Entertainer, der bei christlichen Veranstaltungen sehr gefragt war. Kurz vor seinem frühen Tod begegnete ich Roy bei einer Benefiz-Veranstaltung im Londoner Palladium. Er war die Hauptattraktion, und ich spielte nur eine ganz geringe Rolle, aber es war toll, einen so hervorragenden Botschafter des Glaubens kennenzulernen, wenn auch nur kurz. Falls ihr euch fragt – ich hielt es nicht für nötig, ihm gegenüber zu erwähnen, dass ich als sein Ersatzmann ein Honorar von fünfundsiebzig Pfund bekommen hatte.

Manchmal sind die Leute erstaunlich großzügig. Damals in der ersten Zeit sprachen Bridget und ich einmal in einer Gemeinde an der südenglischen Küste, wo der Pfarrer kurz vor der Pensionierung stand und eine Veranstaltung machen wollte, bei der seine Gemeinde und andere Christen aus der Gegend sich einfach eine schöne Zeit machen konnten. Seine Kirche war nicht besonders groß, aber an diesem Abend drängten sich dreihundert Leute auf den Bänken und den dazugestellten Stühlen, die sich alle auf jede Menge Gelächter und vielleicht auch ein paar Tränen freuten. Es war einer dieser Abende, die in meiner Erinnerung geradezu leuchten mit ihrer freundlichen Atmosphäre und dem herrlichen Geschenk unerwarteter Gemeinschaft. Der Himmel würde sich schon mächtig ins Zeug legen müssen, um dabei mithalten zu können.

Hinterher saßen wir noch mit dem Pfarrer und seiner Frau zusammen. Es waren liebenswerte Leute, die eine weise Schlichtheit und, so vermuteten wir, unermessliche Schätze im Himmel besaßen.

„Wir wussten nicht so recht, wie wir das Finanzielle regeln“, sagte der Pastor, „aber wir haben drei Pfund Eintritt genommen, damit es nicht zu teuer wird, und es sind dreihundert Karten verkauft worden. Wir haben uns gedacht, am besten geben wir euch das ganze Geld.“

Damit beugte er sich über den Tisch und drückte mir neunhundert Pfund in Scheinen in die Hand. Bridget und ich saßen da und starrten mit großen Augen auf den dicken Stapel knisternder Scheine. So etwas hatten wir noch nie gesehen, geschweige denn schon einmal so viel Geld auf einmal in der Hand gehabt. Es war ein wohltuender Schock, und am liebsten wären wir in Tränen ausgebrochen. So rein und schlicht. Ich weiß nicht mehr, was für eine finanzielle Krise dadurch abgewendet wurde, aber irgendeine muss es gegeben haben. Das war bei uns damals immer so.

Was rede ich da? Das ist bei uns immer so.

Ein Gegenbeispiel war ein Erlebnis, wo nach der Veranstaltung – einer Prozession im Freien, gefolgt von einer Ansprache – ein außerordentlich beleibter junger Mann mit einem außerordentlich kleinen Notizbuch und einem winzigen Stift in der Hand auf mich zukam.

„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen“, erklärte er mir mit barscher, monotoner Stimme.

„Ach ja“, erwiderte ich, „möchten Sie, dass ich dabei so etwas wie ein Honorar mit einbeziehe, oder …“

„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen!“

„Ja, ich wollte nur wissen …“

„Ihre Ausgaben!“

Ich war ein Schwächling. Unglücklich murmelte ich irgendetwas vor mich hin und sah zu, wie der umfangreiche junge Mann gereizt durch die Nase schnaufte, sich etwas in seinem liliputanischen Büchlein notierte und sich ohne weitere Frage oder Bemerkung wieder verkrümelte. Ein Honorar haben wir für diese Veranstaltung nie bekommen. Nur gut, dass ich Christ bin, denn selbst so würde ich am liebsten diesen jungen Mann ausfindig machen und ihm einen ordentlichen Tritt in die rechte Kniekehle verpassen, wenn er am wenigsten damit rechnet.

Übrigens, wo wir gerade dabei sind: Bisweilen wird am Wahrheitsgehalt einer Geschichte gezweifelt, die ich schon oft erzählt habe. Sie handelt von einem Kassierer, der nach einer Veranstaltung an den Redner herantrat und sagte: „Wir möchten gern im Benzin Gemeinschaft haben.“ Worauf der Redner angeblich antwortete: „Wir können uns auch im Bepanthen wälzen. Hauptsache, ich kriege meine Spesen erstattet.“ Kann schon sein, dass die Geschichte apokryph ist. Wahrscheinlich haben die Katholiken sie uns untergejubelt.

Also ehrlich!

Ich staune selbst, wie viele Erinnerungen plötzlich auftauchen, sobald ich ein wenig über dieses Thema nachdenke. Wie wäre es zum Beispiel mit der folgenden: Eine Frau schrieb mir einen liebenswürdigen, begeisterten Brief (damals, als die Leute noch solche altmodischen, volkstümlichen Dinge taten) und fragte, ob Bridget und ich Interesse hätten, in ihrer Kirche zu sprechen, einer anglikanischen Gemeinde irgendwo draußen auf dem Land. Ob wir denn kommen, und wie viel wir dafür nehmen würden, denn sie müsse noch die Zustimmung ihres Kirchenvorstands für das Vorhaben einholen. Ein paar Tage später rief sie an und erklärte uns mit niedergeschlagener Stimme, der Kirchenvorstand habe sich gegen ihre Pläne ausgesprochen, weil man nicht für ein Honorar geradestehen wolle, das zu hoch sei, um durch eine solche Veranstaltung gedeckt werden zu können.

Sie hörte sich furchtbar traurig und enttäuscht an. Ich wurde auf der Stelle weich wie ein reifer Camembert. „Ach, vergessen Sie den Kirchenvorstand“, sagten wir. „Wir kommen umsonst.“ (Das ist die höfliche Version.) „Organisieren Sie alles, und wir werden da sein.“

Diese Kirche befand sich wirklich mitten in der Pampa. Der Fairness gegenüber dem Kirchenvorstand halber sei gesagt, dass wirklich kaum damit zu rechnen war, dass viele Leute kommen würden, um diesen zwei unbekannten Gestalten zuzuhören, die dort neunzig Minuten lang irgendetwas erzählen würden, mit einer Erfrischungspause zwischendurch. Wahrscheinlich war es schon schwierig genug, wenigstens ein paar Hansel für eine Stunde am Sonntagmorgen in die Kirche zu kriegen, geschweige denn an einem Donnerstagabend, wo die Leute viel lieber gemütlich zu Hause sitzen und sich den Fernsehkrimi anschauen.

Diese Kirche war gerammelt voll, gestopft bis zum Bersten. Keine Ahnung, wo die Leute alle herkamen, aber ich glaube nicht, dass Bridget und ich schon jemals weniger Platz hatten, um uns nebeneinander vor die Leute hinzustellen. Nicht, dass uns das etwas ausgemacht hätte. Es war großartig. Wir haben es gern, den Leuten, zu denen wir sprechen, so nahe wie möglich zu sein, und an diesem Abend würden ein paar Glückliche, die einen Platz in der ersten Reihe gefunden hatten, mir geradewegs von unten in die Nase schauen können – falls sie so verschroben wären, das zu wollen, meine ich.

Und das Sahnehäubchen war eine unverhoffte Kollekte, die an diesem Abend in der Kirche für uns eingesammelt wurde und bei der erheblich mehr zusammenkam als der Betrag, um den wir ursprünglich gebeten hatten.

Das Leben kann manchmal knifflig sein, wie wir alle wissen, aber hin und wieder wird uns ein Moment geschenkt, der unbeschreiblich lieblich ist. Können Sie sich auch nur ansatzweise vorstellen, was für ein befriedigender Ausgang das für die gute Frau war, die uns eingeladen hatte?

Im Allgemeinen haben wir in den letzten drei Jahrzehnten eine herzerwärmende Großzügigkeit erlebt, sodass wir den wenigen knauserigen Armleuchtern, denen unsere Zeltmacherei keinen Lohn wert war, bereitwillig vergeben können.

Zum Schluss sollte noch der Pastor besondere Erwähnung finden, der einem Freund, nachdem dieser auf einer Gemeindeversammlung gesprochen hatte, einen vielversprechenden weißen Umschlag überreichte. Hinterher im Auto machte mein Freund den Umschlag auf und fand darin ein einzelnes Blatt Papier, auf dem die folgenden erbaulichen Worte prangten: „Geben ist seliger als Nehmen.“

Jeff

Kommt es bei deinen Veranstaltungen in verschiedenen Ländern vor, dass der Humor zwischen den Kulturen auf der Strecke bleibt?

Sogar sehr oft, ja. Total.

Ich habe darüber schon in einem der Anekdoten-Bücher geschrieben, aber es lohnt sich in diesem Kontext noch einmal zu wiederholen … Ich hatte einmal die Gelegenheit, vier Tage lang eine Gruppe von tamilischen Flüchtlingen aus Sri Lanka, die den größten Teil einer Gemeinde in Paris ausmachten, aus der Bibel zu unterrichten. Diese wunderbaren Leute hatten sich Urlaub genommen – viele von ihnen verdienten ohnehin nicht viel, sodass sie einen hohen persönlichen Preis dafür zahlten – um mir zuzuhören, wie ich ihnen etwas über die Bibel erzählte. Da nur wenige Englisch sprachen, arbeitete ich mit einer Dolmetscherin. Tamilisch ist übrigens eine dieser Sprachen, in denen es ungefähr fünf Minuten dauert, das englische Wort „Hallo“ zu übersetzen.

Jedenfalls versuchte ich, die langen Tage mit ein paar lustigen Geschichten aufzulockern, und zu meiner Freude schien das sehr gut bei ihnen anzukommen, denn sie lachten immer laut und genau aufs Stichwort. Wie sich dann herausstellte, taten sie es tatsächlich aufs Stichwort. Buchstäblich.

Als die Tagung ungefähr zur Hälfte um war, wandte ich mich mitten in einem der Vorträge an die Dolmetscherin und sagte ihr, wie sehr es mich freute, dass mein Humor so gut verstanden wurde. Ihre Antwort war niederschmetternd: „Sie verstehen kein Wort von deinem Humor, Jeff. Wenn du eine von deinen kleinen Geschichten erzählst, sage ich bloß immer zu ihnen: ‚Lacht doch bitte mal, Jeff war gerade wieder witzig.‘“

 

Und sie lachten: laut und mit Begeisterung. Auf Bestellung. Aus purer Freundlichkeit. Ich hörte auf, meine kleinen „witzigen“ Geschichten zu erzählen.

Und dann war da dieser Internationale Jugendkongress der Heilsarmee in Prag, auf dem ich sprach. Die riesige Halle sah aus wie der Versammlungssaal der Vereinten Nationen, übersät mit kleinen Dolmetscherkabinen, um die sich die Sitzplätze der jeweiligen Nationalitäten scharten.

Ich versuchte, eine meiner Geschichten an den Mann zu bringen.

Zuerst lachten die Briten, die natürlich keine Übersetzung brauchten. Dreißig Sekunden später folgten die Franzosen. Und dann die Holländer.

Aber meine allerneueste humoristische Bruchlandung ist erst ein paar Tage her, während ich dies schreibe. Ich predigte in Malaysia. Asiaten haben allgemein große Hochachtung vor den führenden Leuten in ihrer Kultur, und die Gemeinde, in der ich dort predigte, behandelte die Mitglieder der Leitung mit einem unglaublichen Respekt. Das hätte ich beachten sollen, bevor ich anfing, ihnen von einem Pastor zu erzählen, der in voller Montur in ein Taufbecken für Erwachsene fiel. Überall auf der Welt, wo ich diese Geschichte erzählt habe, haben die Leute darüber gelacht. Doch als ich diesmal an die Stelle kam, wo der bedauernswerte Geistliche ins kühle Nass stürzte, riss die ganze Versammlung erschrocken die Münder auf. Was für ein schreckliches Unglück, ein Pastor ist ins Becken gefallen. War dem armen Pastor etwas passiert? War er ernsthaft verletzt? Einen Augenblick lang glaubte ich schon, sie würden gleich eine Gebetsgemeinschaft für den unbekannten durchnässten Gemeindehirten starten. Sie machten sich nicht nur Sorgen um sein Wohlergehen, sondern es wäre ihnen auch nie in den Sinn gekommen, über sein Missgeschick zu lachen. Die Geschichte ging genauso sang- und klanglos unter wie der Pastor. Für die Leute dort hatte dieser Beckensturz auch nicht im Entferntesten etwas Amüsantes.

Wenn ich so darüber nachdenke, hatten meine malaysischen Freunde ja vielleicht recht. Vielleicht war es einfach nicht witzig.

Jeff

Wurdest du schon einmal für eine Vortragsreihe gebucht und mittendrin wieder ausgeladen, weil die Leute sich über das, was du sagtest, aufgeregt haben?

Ja. Das war schrecklich.

Bevor ich euch diese spezielle Geschichte erzähle, sollte ich erwähnen, dass es eine oder zwei Gemeinden gibt, die mir unmissverständlich klargemacht haben, dass ich mich bei ihnen nie wieder blicken lassen soll. Einmal hielt ich eine Predigtreihe in einer Gemeinde in den USA, ohne zu ahnen, dass sie dort gerade einen schweren Konflikt mit ihrem Pastor auszufechten hatten. Während der vier Tage, die ich bei ihnen war, fanden jeden Abend Notsitzungen der Diakone statt, und allem Anschein nach war das eine schmerzhafte Zeit für alle. Der Pastor aber beschloss, mir nichts von alledem zu sagen. So tauchte ich also jeden Abend im Gottesdienst auf, um zu predigen, und während meiner Predigt kam ich ganz zufällig auf eines der Themen zu sprechen, um die es am Abend zuvor in der hitzigen Diakonensitzung gegangen war. So ging das viermal hintereinander. Die Diakone waren schließlich vollkommen überzeugt, dass der Pastor mir gegenüber durchblicken ließ, um welche Themen gestritten wurde, und dass er mich extra eingeladen hatte, damit ich seine Partei ergriff und ihm Schützenhilfe leistete. Also waren sie stinksauer auf mich und machten mir deutlich, dass ich in ihrer Gemeinde nie wieder willkommen sein würde. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn wenn ich tatsächlich ein Strohmann des Pastors gewesen wäre, wäre das schrecklich gewesen.

Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, dass die Aussagen aus meinen Predigten vielleicht weder durch Tipps des Pastors noch durch Zufall bedingt waren, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes – dass diese Themen vielleicht deshalb zur Sprache kamen, weil Gott wollte, dass sie zur Sprache kamen. Aber es nützte alles nichts. Schade, wenn wir behaupten, wir glauben an einen Gott, der eingreift, aber es dann nicht glauben wollen, dass er am Werk ist, wenn er eingreift. Ich wurde dort nie wieder eingeladen.

Aber das war ein Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem, was mir in Palermo auf Sizilien passiert ist. Ich nahm dort an einem Protestmarsch gegen die Mafia teil. Zwei Richter waren ermordet worden, und die Evangelikalen Siziliens beschlossen, ihrer Empörung über die Mafiaherrschaft in ihrem Land Ausdruck zu verleihen. Ich hatte das Vorrecht, eine kurze Ansprache vor der versammelten Kundgebung auf der Piazza in Palermo zu halten, und sollte dann am nächsten Morgen in einer Pfingstgemeinde predigen. Zu meinem Entsetzen stellte ich dort fest, dass die Frauen getrennt von den Männern sitzen und lange Tücher tragen mussten, die ihre Haare und Schultern bedeckten.

Nach dem Gottesdienst war ich zusammen mit einigen Mitarbeitern der Gemeinde im Haus des Pastors zum Mittagessen eingeladen. Dieser Pastor verstand sich sehr gut darauf, seinen eigenen, ausgesprochen köstlichen Wein herzustellen, und ich darf wohl sagen, dass davon eine erkleckliche Menge durch die Kehlen der Versammelten ging. Das Gespräch war knifflig, nicht nur, weil es über einen Dolmetscher lief, sondern auch, weil es am Tisch, je mehr Wein floss, immer lauter wurde. Dann kam es zu dem folgenden ungeschickten Wortwechsel zwischen dem Hauptpastor der Gemeinde und mir.

PASTOR: Nun, Bruder Jeff, sagen Sie – wie denken Sie darüber, dass wir von unseren Frauen verlangen, ihre Köpfe zu verschleiern?

ICH: (in Gedanken vollauf damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich die frittierte Seeschlange herunterbekommen sollte, die wenig verlockend auf meinem Teller lag) Wenn es Ihnen recht ist, Pastor, möchte ich darauf im Moment lieber nicht eingehen. (Okay, vielleicht war ich ein Feigling, aber ich redete mir ein, ich wolle ja nur Rücksicht auf die fremde Kultur nehmen – und nicht schon gleich zu Anfang meines Besuchs in eine theologische Auseinandersetzung geraten.)

PASTOR: Ich wüsste aber wirklich gern Ihre Ansicht. Bitte sagen Sie es mir.

ICH: (überrascht, sowohl vom Geschmack der frittierten Seeschlange – noch unangenehmer als erwartet – als auch von der Hartnäckigkeit meines wissbegierigen Gastgebers) Ich möchte dazu wirklich nichts sagen.

PASTOR: (mit einem so heftigen Schlag mit der flachen Hand auf den Tisch, dass seine Assistenten zusammenzuckten) SAGEN SIE MIR AUF DER STELLE, WAS SIE DENKEN! WIE DENKEN SIE ÜBER DIE VERSCHLEIERUNG?

ICH: (ängstlich auf das neben seinem Teller liegende Messer schauend und hoffend, dass es dort bleiben würde) Nun, wenn Sie schon danach fragen, Sir, es gefällt mir überhaupt nicht. Ich finde es sexistisch und tyrannisch, und es entspringt meiner Meinung nach einer fehlerhaften Schriftauslegung. Ich möchte es nicht am Respekt gegenüber der hiesigen Kultur fehlen lassen, aber …

PASTOR: (explodiert und gibt einen lauten, heftigen Wortschwall von sich, von dem ich dankenswerterweise keine Silbe verstehe, da er auf Italienisch ist)

Der Dolmetscher blickte angesichts des pastoralen Wutausbruchs verlegen unter sich. Ich lief puterrot an. Im Raum wurde es totenstill.

Ich manövrierte mich ohne weiteren Wortwechsel durch den Rest der Mahlzeit, verabschiedete mich schließlich leise und ging in mein Zimmer, um mich auszuruhen. Zwei Stunden später kam ich zurück in die Küche, wo ich einen anderen Pastor treffen sollte, der gekommen war, um mich abzuholen. Ich sollte am Abend in seiner Gemeinde sprechen. Er erwartete mich.

NEUER PASTOR: Hallo, Jeff. Sie können ruhig wieder auf Ihr Zimmer gehen. Sie brauchen heute Abend nicht in unserer Gemeinde zu predigen.

ICH: (verwirrt die Möglichkeit erwägend, dass das alles vielleicht ein böser Traum sei) Wirklich? Warum denn nicht?

NEUER PASTOR: Wir haben von Ihren Ansichten über die Verschleierung gehört. Sie werden nicht benötigt.

Und damit machte er kehrt und ging. Ich kehrte zurück in mein Zimmer und wurde am nächsten Tag zum Flughafen gebracht. Die Fahrt dorthin verlief in angespanntem Schweigen.

Ich mag keinen Sexismus, keine Schleier und keine herumbrüllenden Gemeindeleiter. Und wenn ich ehrlich bin, mag ich auch keine frittierten Seeschlangen.

Jeff

Was ist das Peinlichste, das dir je passiert ist?

Ich könnte ein ganzes Buch damit füllen, diese Frage zu beantworten, denn in meinem Leben gab es eine Fülle peinlicher Zwischenfälle.

Zum Beispiel, als ich mein Auto auf einem vollen Flughafenparkplatz abstellte und dann vergaß, wo ich es gelassen hatte. Da durfte ich mir ein paar tausend Autos anschauen.

Oder als bei einer christlichen Konferenz meine Tür aufging und ein Zimmermädchen den Kopf hereinsteckte. Sie wünschte mir fröhlich einen guten Morgen und schaute mir genau in die Augen – für diesen fixierenden Blick war ich sehr dankbar, denn ich war splitterfasernackt.

Oder als ich ein paar Bemerkungen über einen ausgesprochen langweiligen Mann fallen ließ, der in einer Gemeinde, in die ich ging, immer die Bekanntmachungen ansagte. Beim Abendessen mit ein paar neuen Freunden verkündete ich, dieser Mann sei einfach nur sterbenslangweilig. Schließlich konnten sie ihn ja nicht kennen, zumal diese Gemeinde Hunderte von Meilen entfernt war und auch noch zu einer ganz anderen Denomination gehörte. Die Gastgeberin des Abends lächelte liebenswürdig und vollbrachte eine Meisterleistung der Selbstbeherrschung. Der unsäglich langweilige Mann war ihr Vater.

Oder als ich einmal um drei Uhr morgens mitten in einem Wohngebiet die Alarmanlage meines Autos auslöste und zusehen musste, wie in einem Dutzend Häusern die Lichter angingen. Und mir vorstellte, wie all diese netten Leute jetzt fluchend aus dem Schlaf hochfuhren. Und mich vor dem Polizisten versteckte, der gerufen wurde, um dem Lärm nachzugehen, weil ich zehn Minuten brauchte, um dahinterzukommen, wie ich das Ding wieder abstellen konnte. Der Alarm war vermutlich bis zum Jupiter zu hören.

Oder als ich einmal auf dem Rücksitz eines eleganten BMWs mitfuhr, der so raffiniert konstruiert war, dass sich die Autobatterie unter dem Rücksitz befand. Kurz zuvor war eine neue Batterie eingebaut worden, die, wie sich dann herausstellte, nicht die richtige Größe hatte, sodass die beiden Pole zu hoch aufragten. Ich saß hinten, und da der Sitz unter meinem Gewicht ein wenig einsank, kam das Drahtgeflecht an der Unterseite mit den Batteriepolen in Berührung. Ich dachte, es sei Öl, was ich da roch, aber in Wirklichkeit schmorte unter meinem Hintern ein Feuer. Wir fuhren den schicken Wagen rechts heran, sprangen hinaus und sahen zu, wie er in Flammen aufging. Nicht gerade ein großartiger Tag. Es war zwar nicht meine Schuld, aber doch mein Hinterteil, das den Schaden verursacht hatte.

Aber eine der niederschmetterndsten öffentlichen Blamagen habe ich erlebt, als ich in Amerika an einer christlichen Schule sprach. Manche der Schülerinnen und Schüler waren leider gegen den Glauben geimpft, da man ihnen eine beständige Überdosis biblischer Lehre eingetrichtert hatte (es kann nun einmal nur schiefgehen, wenn der Mathelehrer einen auffordert, fünf Brote und zwei Fische zu addieren). In der Kapelle war auf den Gesichtern etlicher Schüler eine gut einstudierte angeödete Miene zu sehen.

Ich beschloss, auf die britische Karte zu setzen. Das funktioniert in Amerika meistens sehr gut.

Aber nicht an diesem Tag.

Es wäre bestimmt lustig, dachte ich mir, erst einmal ein bisschen darüber zu reden, dass wir Briten Wörter anders aussprechen als unsere amerikanischen Vettern.

Dafür hätte ich mir alle möglichen Beispiele aussuchen können, aber aus irgendeinem Grund fiel mir keines ein. Also stellte ich meinen Zuhörern, die inzwischen dabei waren, sich in der neuen Sportart des Synchrongähnens zu üben, eine ziemlich dämliche Frage.

„Wie sagt ihr ‚Yo‘?“, erkundigte ich mich hoffnungsvoll.

Yo war damals in den 1980ern ein cooles Wort. Ich war britisch, hipp und cool. Das würde ihnen gefallen.

Ein verdrießlich dreinblickender, pickeliger Junge in der hintersten Reihe, der die Dummheit dieses britischen Besuchers kaum fassen konnte, sprach mir das Wort ‚Yo‘ nach.

„Yo“, sagte er. „Wir sagen das genauso wie Sie.“

Dann hielt er triumphierend inne, bis das frostige Schweigen die Temperatur im Saal abkühlen ließ, und wiederholte es noch einmal.

 

„Yo.“

Nach diesem unvergesslichen Einstieg lief es mit dem Rest meines Vortrags erwartungsgemäß nicht besonders gut, außer dass ein Junge in der ersten Reihe, glaube ich, eine Heilung erlebte.

Von der Schlaflosigkeit.

You have finished the free preview. Would you like to read more?