Tanz am Abgrund

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Tanz am Abgrund
Font:Smaller АаLarger Aa

Winfried Paarmann



Tanz am Abgrund





Dieses ebook wurde erstellt bei






Inhaltsverzeichnis





Titel







Das Spiel von Liebe und Tod







Der lebende Tote







Die Faszination des Abgrunds







Versöhnliche Heimkehr







Der Film der Schrecken







Die Nacht der ungehörten Schreie







Das verschwiegene Grab







Der Schwur der Schwestern







Der Kartentrickser







Der Mann in der Werkstatt







Der Waffenschein







Der Mann mit den sieben Leben







Das Geheimnis der Schlucht







Der doppelköpfige Drache







Die nie heilende Wunde







Die Stirnnarbe







Der Spürhund







Das blinzelnde Raubtier







Todesreigen







Die glühende Asche der Eltern







Das Inferno der Träume







Countdown am Morgen







Impressum neobooks







Das Spiel von Liebe und Tod







Stella und ihre Halbschwester Rebekka haben vor elf Jahren, damals achtzehn- und siebzehnjährig, ihren Vergewaltiger umgebracht. So meinen sie. Als die ältere, Stella, jetzt an den Ort des Geschehens zurückkehrt, muss sie feststellen: der Mann lebt.











Hat jener Mann, Boris, gegen jede Wahrscheinlichkeit doch überlebt – oder haben sie einen andern getötet?











Über das Schicksal der dritten Schwester, der damals erst zwölfjährigen Schwester Lenny, die nach jener Schreckensnacht für Jahre spurlos verschwunden blieb, besteht inzwischen traurige Gewissheit. Und beide Eltern der drei Schwestern sind an diesem Schmerz und Verlust schließlich zerbrochen.











Die damaligen Ereignisse fangen Stella wie ein Sog wieder ein. Indem sie den Spuren folgt und somit denen des Täters, verstrickt sie sich in ein Netz gefährlicher Nähe: Erneut spürt sie Attraktion, ein Gefühl, das Liebe zu werden beginnt – während sie doch fest seinen Tod beschlossen hat.









Noch ein zweiter junger Mann war damals an dem Verbrechen beteiligt, dieser wurde Jahre danach an einem anderen Ort erschlagen aufgefunden. Die Tat der Vergewaltigung ist verjährt. Nur ein Mord wäre es nicht. Boris ist strafrechtlich nicht mehr zu fassen. Er wird den gewaltsamen Tod Lennys immer allein jenem Kumpel anlasten können.







Der Mann, dem die Schwestern wieder begegnen, nennt sich „René“. Er hat sich in einem alten Bauerngehöft eine Motorradwerkstatt eingerichtet und übt dort gefährliche Stunts ein. Stella beobachtet ihn dabei. Es ist ein beständiges Spiel mit dem Tod.







Diese Abgründigkeit doch reicht tiefer als alles, was sie erwartet. Offen bekennt er sich zu jenem „Beutejäger“ in sich selbst, der seine Lust fühlt im Moment der Jagd, im Rausch der Unterwerfung.







Entspringen Liebe und Gewalt einer gleichen Sehnsucht? Ein Wesen ganz zu besitzen, es ganz hingegeben zu sehen, in einem Zustand der Schutzlosigkeit? Und doch: Was im gegenseitigen Einvernehmen jene Erfahrung und jenes Wunder erschaffen kann, das wir Liebe nennen, verkehrt sich im gewalttätigen Übergriff in sein Gegenteil und erzeugt Zerstörung.







Fahrlässig lange glaubt Stella, dass sie selbst die Spielregeln in dieser Begegnung bestimmt. Spät, zu spät bemerkt sie, dass ihr Antipode das Spiel längst durchschaut und in kaltem Kalkül mit ihr spielt.







Wäre er letztlich doch zu verwandeln? zu „heilen“? Vielleicht durch eigene Liebe – wie Stella Liebe versteht? Doch längst hat das Spiel seine eigene Dynamik entfaltet.





Alles wird zum gemeinsamen Tanz um einen Abgrund. Beide tanzen sie ihn im am Ende im Wissen, dass nur einer ihn überleben wird.





Der lebende Tote



Schon am zweiten Abend nach ihrer Ankunft sollte Stella eine Entdeckung machen, die ihr den Atem verschlug und die sie fühlen ließ, dass ihren ganzen Körper ein Aufschrei ergriff.



Der Mann, den sie mit ihrer Halbschwester Rebekka zusammen vor elf Jahren auf einer nächtlichen Brücke mit dem Auto überrollt und dann tot über das Geländer geworfen hatte, lebte.



Er tanzte, wenige Meter von ihr entfernt, in der von Lärm und Rauschschwaden erfüllten schummrigen Diskothek. Und er hatte sich in diesen elf Jahren kaum verändert: Er trug jene „Prinzenfrisur“, die Stirn und Ohren verdeckte, es war ein glänzendes tiefschwarzes Haar, leicht von Locken durchsetzt, er hatte dunkle buschige Brauen und ein fast noch faltenloses Gesicht. Untrüglich meinte sie die gerade markante Nase über den vollen wie zugleich fein geschwungenen Lippen und das markantes Kinn zu erkennen. Ein attraktiver Mann, ein Dressman-Typ, der sich seiner Attraktion und Ausstrahlung bewusst war.



Er tanzte in dieser Diskothek. Er lebte. Nichts von den ihm damals zugefügten schweren Verletzungen war zu erkennen.





Die Faszination des Abgrunds



Der Zug raste über die Gleisstrecke dahin, meist durch die langen Tunnel dunkler Schwarzwaldtannen, dann und wann öffnete sich ein Stück hügeliges Ackerland und in der Ferne grüßte ein Dorf.



Stella gab sich dem bekannten Gedankenspiel hin: Nicht der Zug bewegte sich, sondern diese Landschaft aus Tannen, Äckern und Dörfern raste in großer Geschwindigkeit an ihr vorbei. So immerhin könnte es ebenfalls sein, der Flug über die Gleise geschah fast geräuschlos und ohne ein Rütteln.



Jahre hatte sie ihr Zuhause in Freiburg nicht mehr gesehen. Wuchs die Freude in ihr mit den Kilometern, mit denen sie sich dem Ort wieder näherte? Wuchs die Beklemmung? Beides war stark.



Nur eine Mitfahrerin saß ihr im Abteil gegenüber, eine schon ältere Dame mit Hut, aus dem Korb neben lugten unter einer kleinen Wolldecke winzige Katzenköpfchen hervor.



Jetzt zog sie die Decke fort, sechs schwarz- und braungefleckte Katzenbabys lagen im Korb, jedes kaum so groß wie eine gestreckte Hand, sie begannen ein Raufspiel und verknäulten sich ineinander, so dass Stella mit dem Zählen noch einmal von vorn begann.



„Sie fahren nach Freiburg?“ fragte die Dame.



Stella trieb wieder im Karussell der eigenen Gedanken. Sie nickt flüchtig.



Die ältere Dame zog aus einer Reisetasche drei Fläschchen, sie hob drei Kätzchen auf ihren Schoß und ließ sie die weiße Flüssigkeit schlürfen, die anderen miauten in Eifersucht und begannen, über den Korbrand auf ihren Schoß zu klettern.



„Die Katzenmutter habe ich vor sechs Monaten an eine Familie in Lörrach gegeben,“ erklärte die Dame. „Die Familie konnte mit diesem Wurf von Jungen nichts anfangen. Also habe ich ihn mir jetzt abgeholt.“ Sie setzte die drei gestillten Katzenbabys in den Korb zurück, die drei anderen durften nun schlürfen. Sie nannte jedes dieses Katzenbabys mit einem Namen.



„Sie kommen aus Kanada?“ fragte die Dame.



Stella blickte erstaunt.



„Ich habe es an ihrem Aufkleber auf dem Koffer gesehen,“ sagte die Frau.



Ja, diesen Aufkleber gab es. Stella war es so gewohnt, dass sie dem keine Aufmerksamkeit mehr schenkte.



Die Dame holte ein schmales Buch mit einer bunt bestickten Buchhülle aus der Reisetasche, blätterte es auf und drehte es Stella zu.



Es war ein Buch mit eingeklebten Fotos - alles Katzenfotos, häufig nur ein Portrait. Unter jedem Foto stand ein Name. Eine Stammbaumauflistung.



„Ich habe dreiundzwanzig Katzen zu Haus, jede hat einen Eintrag in diesem Buch. Geburtsdatum und Horoskop. Und natürlich hat jede ihren eigenen Namen. Er beginnt immer mit dem Buchstaben ihrer Großfamilie, ihrer Großväter und Großmütter, ihrer Nichten und Cousinen. Etwas Ordnung muss sein.“



Die Kätzchen, alle jetzt gut gesättigt, balgten im Korb und dann wieder auf ihrem Schoss, plötzlich griff sie eins und setzte es Stella aufs rechte Knie. Das Kätzchen äugte unsicher zwischen Ängstlichkeit und Neugier, dann siegte die Neugier und es begann, an Stellas Pullover hinaufzuklettern.

 



Die winzigen Krallen fanden gut Halt darin, Stella konnte es kaum davon ablösen, dann hielt sie es in der Hand, ein weiches warmes atmendes Bündel, in dem man jeden der kleinen Knochen spürte.



„Sie glauben nicht, wie unterschiedlich Katzen in ihrem Charakter sind,“ fuhr die Dame fort. „Manche wollen immerzu Aufmerksamkeit und sind unersättliche Schmusetiere. Andere sind Philosophen. Sie dösen vor sich hin und üblicher Weise hält man sie für träge und faul. Doch sie beobachten scharf. Sie machen sich ihre Gedanken über die Welt.“



Stella hob das Kätzchen nun sanft an die Wange, Wärme strömte mit Wärme zusammen, das Kätzchen streckte die Krallen, es war nicht sicher, ob es sich in diesem Moment um den Versuch einer kleinen Gegenwehr und Attacke handelte oder nur ein wohliges Sich-Recken ausdrückte.



„Katzen sind Charakterköpfe. Jede ist ein besonderes Individuum,“ sagte sie weiter. „Ich habe lange genug mit Katzen zu tun, um mir ein solches Urteil zu bilden.“



Eine zweite, dann eine dritte Katze fand ihren Weg auf Stellas Schoß, die Dame meinte, in Stella ein natürliches Talent zur Katenmutter zu erkennen. Stella dachte daran, dass Bauern, die mit einem solchen Wurf neuer Kätzchen ungewollt beschenkt worden waren, diese früher häufig in einen Sack packten, sie zum Bach trugen und ertränkten. Jedes dieser kleinen Knäuel war ein Wunder an Geschmeidigkeit und Possierlichkeit. Und die Natur schenkte sie oft ungefragt und im Überschuss. Doch wer war zu so etwas fähig: sie in einem Sack gefangen ertrinken zu lassen?



Stella hatte nicht reden wollen. Doch jetzt fühlte sie sich wie eingesponnen von diesem Spiel der Katzenpfoten, Katzenschnauzen und Katzenohren; die Ablenkung tat ihr gut, wie sie spürte.



„Übrigens,“ sagte die Dame jetzt, „ich habe vor zwei Tagen von Ihnen geträumt.



Das mag für Sie seltsam klingen.



Doch es ist häufig, dass ich Dinge vorausträume – nun nicht häufig, doch es geschieht dann und wann.



Ich träumte, dass Sie mir in diesem Abteil gegenübersitzen. Es war genau ihr Gesicht, ihre Frisur, ihre Kleidung.



Sie erzählten mir, dass Sie lange nicht mehr in Freiburg waren.



Sie haben im Ausland gearbeitet, sie hatten dort mit Zeitungen zu tun, wohl als Journalistin.“



Stella war verblüfft. Eine solche Information hatte sie der Frau nicht gegeben, sie konnte sich auch an keinem ihrer Gepäckstücke befinden.



„Nun – ich korrigiere es etwas:



Ich kann nicht sicher sagen, ob Sie diese Sätze gesprochen haben. Ob Sie überhaupt etwas redeten.



Es ist in Träumen oft so, dass die andere Person im eigenen Kopf spricht. Man sieht sie nur, und im selben Moment weiß man etwas von ihrer Geschichte. Sie werden dies selbst schon erlebt haben.“



„Was wussten Sie noch über mich?“ fragte Stella. „Über meine Geschichte?“



„Das ist es,“ sagte die Dame. „Ich möchte Ihnen etwas mitteilen.



Bitte verstehen Sie es nicht falsch. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, im Gegenteil.



Doch was ich noch sah, das war dies: Dass Sie den Bahnhof nicht über den Ausgang verließen.



Sie steuerten zielstrebig auf einen Abgrund zu, der sich auf der rechten Seite befand. Dieser Abgrund, das weiß ich, war natürlich nur ein Symbol. Träume machen das, dass sie eine Umgebung plötzlich verwandeln – um damit etwas auszudrücken.



Ich will Ihnen nur freundlich sagen: Bewahren Sie eine gewisse Vorsicht. Der Abgrund faszinierte Sie. Ich rief Ihnen nach, um sie anzuhalten. Doch Sie kümmerten sich nicht darum.



Sie sollten wissen: Dieser Abgrund bedeutet eine tatsächliche Gefahr.“



Stella prüfte die Frau jetzt mit den Blicken genau. War diese Dame etwas verrückt? Zugleich sah sie doch ernsthaft besorgt aus.



Die ersten Vororte von Freuburg näherten sich.



Drei Kätzchen spielten weiter auf Stellas Schoß, auf ihrem rechten Arm, auf ihrer Schulter.



Die Dame öffnete wieder ihr Katzenalbum. Sie zeigte Stella den Katzenfriedhof in ihrem Garten.



Er gab kleine Grabsteine mit eingravierten Namen und ein kleines Medaillon mit einem Bild der Katze war davor in den Sand gedrückt. Es mussten über hundert solcher Grabsteine sein. Und alles war umgeben von langen Reihen zahlloser Blumen.



„Katzenleben sind kurz. Von all diesen Katzen wusste ich, dass ich sie einmal beerdigen werde. Und noch viele weitere werde ich sterben sehen.



Es ist traurig. Wie es dann doch wieder eine Überraschung und Wonne ist, wenn sie mir einen neuen Wurf schenken.“



Sie sammelt die drei Kätzchen jetzt behutsam von Stellas Pullover ab und senkte sie zurück in den Korb.



Der Zug hielt an diesem Vorortbahnhof und die Frau musste den Zug verlassen.



„Zergrübeln Sie sich nicht den Kopf über das, was ich Ihnen sagte. Nur tanzen Sie nicht in den Abgrund.“



„Tanzen?“ fragte Stella.



„Ja tanzen. Ich sah Sie tanzen dabei. Die Faszination des Abgrunds war groß.“





Versöhnliche Heimkehr



Stella war enttäuscht.



Nur die Tante stand auf dem Bahnhof, weder ihre Halbschwester Rebekka noch ihr Onkel.



Am wenigstens war es die Tante, auf deren Wiederbegegnung sie sich freute.



Trotzdem: Die Tante drückte sie herzlich an sich. Sie erklärte, Rebekka und der Onkel würden in einer Stunde nachkommen.



Dann griff sie die schwere Reisetasche, während sie Stella den Koffer mit den Bodenrollen überließ und winkte sie in das kleine Bahnhofsrestaurant.



Sie hatte es so arrangiert. Sie wollte Stella zunächst unter vier Augen sprechen.



„Stella – ich wünsche mir so sehr, dass wir uns endgültig aussöhnen. Ich gehe sogar so weit, mich bei dir zu entschuldigen.



Wenn auch du manche unfeinen Dinge damals gesagt hast.



Es war nicht fair von mir, dir anzulasten, was mit Lenny geschehen ist. Sicher, ihr beide, du und Rebekka, solltet sie wachsam im Auge behalten an diesem Abend. Sie war ja erst zwölf. - Doch was dann folgte, jenes Verbrechen, das hat keiner von euch vorausahnen können.“



Sie atmete tief.



„Ich habe dir auch vorgeworfen, was später geschah. Den Tod eurer Eltern, der mir meine jüngere geliebte Schwester wegnahm. Dabei warst du es, die gewiss am meisten gelitten hat.



Du hattest keinen Einfluss darauf, dass dein Vater nach dem grausamen Verlust von Lenny zu trinken begann. Er verwand es nie, dass sie so spurlos verschwunden blieb. Manchmal dachte ich: Dass er sich in diesem Zustand von Betrunkenheit mit deiner Mutter ans Steuer setzte – die beiden wollten es so. Sie hatten keinen Lebensmut mehr.“



Ihre Stimme versiegte. Sie hatte damals die Leichen in dem ausgebrannten Wagen identifizieren müssen. Wahrscheinlich sah sie es wieder Bild für Bild vor sich.



Sie griff vorsichtig nach Stellas Hand.



„Wir machen einen neuen Beginn.



Unsere größte Freude wäre es, und das will ich dir auch von meinem Mann sagen, wenn du wieder in Freiburg leben würdest, wenigstens in Deutschland, damit wir uns ab und zu sehen. Und die allergrößte Freude wäre dies für deine Halbschwester Rebekka.“



Sie drückte noch einmal Stellas Hand und zog ihre eigene dann wieder zurück.



„Rebekka: Das ist noch ein weiteres Thema.



Ich muss dir sagen, sie ist noch immer äußerst labil.



Ich weiß, dass ihr regelmäßig telefoniert.



Doch Rebekka spricht wenig über das, was tatsächlich vorgeht in ihr. Sie flüchtet sich lieber in Äußerlichkeiten. Sie möchte niemanden zur Last fallen.



Sie möchte nicht, dass ihre Sorgen und Ängste auch die Sorgen der anderen werden.



Sie ist eine so feine Seele.



Sie hat die Anstalt jetzt seit zweieinhalb Jahren verlassen. Doch noch immer braucht sie ihre regelmäßige therapeutische Betreuung.“



„Hört sie noch Stimmen? Macht sie noch manchmal von ihrem Pendel Gebrauch?“



„Das, Gott Lob, ist alles vorbei. Aber weiterhin hat sie diese bipolare Störung, wie man es nennt, sie ist manisch-depressiv.



Lass dich nicht täuschen, wenn sie dich anstrahlt und sie dir wie das blühende Leben erscheint. Es ist nur das eine Blatt. Es hat eine Kehrseite und es wendet sich rasch. Dann sitzt sie wieder starr und in Depressionen gefangen an ihrem Dachbodenfenster. Sie verweigert in diesem Zustand jede Kommunikation.



Ich will es dir nur sagen. Du musst es wissen.“



Stella nickte.



Die Tante griff wieder nach ihrer Hand, drückte sie sanft.



Stella fühlte für einen Moment, dass sie diesen Druck erwidern wollte. Doch noch war der Zeitpunkt nicht reif. Die Bitternis und die Vorwürfe der Tante, die nach dem Unfalltod der Eltern noch zunahmen, verhärteten sie in ihrem Entschluss, Freiburg für Jahre fern zu bleiben. Und das wieder hatte die Tante ihr zum Vorwurf gemacht: ihre Halbschwester im Stich zu lassen, die seit jener Nacht der Schrecken in einem tiefen Trauma gefangen blieb.



Alle hatten sie über Jahre schrecklich gelitten. Und das Leiden, das unerträgliche, hatte sie noch entzweit. Es hätte sie, als gemeinsames Leiden, auch enger zusammenschweißen können. Vielleicht war dieser Zeitpunkt e

You have finished the free preview. Would you like to read more?