Closing Words

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From the series: Five Dogs #3
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Stage 5

»Es tut mir leid, aber einen Tisch für vier Personen haben wir nicht mehr frei. Da müssen sie leider warten.«

Nach dem Restaurant, was für Sams außergewöhnliche Ansprüche tatsächlich vorzüglich war, schlenderten die vier Frauen noch einige Zeit am Pier entlang. Belustigt beobachteten sie die dortigen Seelöwen und ahmten deren Grunzen nach. Sie zogen sich damit auf, dass sie im vorangeschrittenen Alter ebenso aussehen würden. Fett, faul und mit einem scheußlichen Damenbart ausgestattet.

Nun stehen sie aber vor einem Club und versuchen dort hineinzugelangen. Ok, Laura versucht es. Neve hat sich diesem Vorschlag nur mürrisch ergeben. Ihre Freundinnen wollen Spaß. Den sollen sie haben.

Laura dreht sich zu ihnen um und schürzt die Lippen. Sie schnauft. Das passt ihr nicht, das passt ihr überhaupt nicht.

Sie wendet sich wieder zum Empfangstresen und diesem schnuckeligen Typen zurück. Lächelnd greift sie in ihre Handtasche und schiebt gleich darauf mehrere Scheine über den Tresen.

»Ich glaube schon, dass es dir möglich sein wird in den nächsten Minuten einen Tisch für uns zu finden«, säuselt sie gekonnt und überzeugt mit einem klimpernden Augenaufschlag. Der Mitarbeiter blickt zu den Scheinen hinunter, schaut sich flüchtig um und greift dann nach dem grünen Papier.

»Ich schaue was ich machen kann.« Er winkt einen Kollegen zu sich, dem er irgendetwas zuflüstert. Dieser macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet im Club.

Nach drei Minuten nickt er seinem Kollegen zu. Bestätigend zieht dieser Lauras Aufmerksamkeit auf sich.

»Es ist soeben ein Tisch freigeworden.« Lächelnd zwinkert Laura ihm zu.

»Ich wusste doch, dass es dir gelingen wird.« Jessica und die anderen beiden müssen sich beherrschen, um nicht zu lachen. Laura zieht eine nette kleine Show ab. Aber wenn man nur so in diesen Club kommt und den Tisch bekommt den man benötigt, soll es ihnen recht sein.

Wie eine Entenfamilie folgen die Frauen dem Mitarbeiter der den freien Tisch besorgt hat.

Schon bei den ersten Schritten, fragt sich Neve, ob das wirklich eine so gute Wahl war. Flackerndes Licht erfüllt die Räumlichkeit, laute Musik dringt aus Lautsprechern, es riecht nach Zigaretten und Alkohol. Es ist etwas stickig, aber dennoch wirkt es frisch. Der Club ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Leute sitzen an der Bar, die sich mittig im rechten Bereich befindet und mit seiner ovalen Form als teures Lockmittel wirkt. Links und rechts davon wurden kleine VIP Bereiche eingerichtet. Geradeaus an der gegenüberliegenden Wandseite, wurden mehrere kleine Nischen mit Vorhängen, einer Bank und einem kleinen Tisch eingebaut. Diese dienen offensichtlich für private Tänze, für diejenigen, die es sich leisten können. Links vom Eingang befindet sich ein weiterer abgeschotteter Teil Sitzplätze und eine Treppe in den oberen Bereich. Die größte Aufmerksamkeit zieht allerdings die runde Bühne mittig des Clubs auf sich. Mit einer Stange ausgestattet und einem beleuchteten Spiegelboden, ist dieses kleine Fleckchen der Anziehungspunkt des Clubs. Dort drum herum stehen mehrere Stühle, dahinter ein paar Sitzgruppen. Die Wände und Decke sind mit Spiegeln versehen, die den Club größer und heller wirken lassen.

Die Frauen haben leichte Schwierigkeiten dem Mitarbeiter zu folgen. Es befindet sich eine unglaubliche Anzahl an Menschen an dem heutigen Abend in dem Club. Eigentlich könnte man ihn wegen Überfüllung schließen.

Wegen dem Lautstärkepegel kann Neve nur schwach ein jubelndes »Yes« von Sam vor sich hören. Sie ist sich allerdings nicht ganz sicher. Es könnte auch irgendetwas anderes gewesen sein.

Ihre Augen wandern hektisch durch den Club. Irgendwie ist sie so einen Menschenauflauf nicht mehr gewohnt. Ein unwohles Gefühl steigt in ihr auf. Dieses stirbt allerdings im nächsten Moment abrupt ab, als ihr bewusst wird, dass ihre Frau tatsächlich dieses Yes ausgesprochen hat. Denn ihr Körper beginnt sich die letzten Meter zum Tisch tänzerisch zu bewegen.

Unbewusst geht Neve einen Schritt langsamer als ihre Freundinnen. Somit fällt sie etwas zurück, was ihr aber einen fantastischen Ausblick auf ihre Frau bietet. Stolz und mit einem verzückten Lächeln, gleiten ihre Augen an Sams Körper entlang. Sie genießt den Anblick wie sie ihre Hüften nach dem Rhythmus der Musik bewegt. Es ist nicht gewagt oder aufdringlich, im Gegenteil. Es wirkt zurückhaltend und kontrolliert, zugleich aber unglaublich sexy. Auch wenn es von Sam sicherlich nicht gewollt ist, spürt Neve, dass ihre Bewegungen eine gewisse Wirkung nicht verfehlen.

Glücklich darüber, dass sie endlich den Tisch erreicht haben und Sam somit diese quälend sexy Bewegungen beenden muss, setzt sich Neve an den Tisch. Sie braucht ein paar Sekunden, bis sie sich wieder auf den Club und die Menschen konzentrieren kann.

Neugierig schaut sie sich um. Solche Clubs waren noch nie ihr Ding. Sie findet sie nicht unbedingt abscheulich, aber wenn sie sich zwischen einer Kneipe und so einem Club entscheiden müsste, würde sie sich definitiv für die Kneipe entscheiden.

Dass ihre Freundinnen bei diesem Thema etwas anders ticken, merkt sie daran, dass Jessica einen teuren Champagner bestellt, anstatt des gewohnten Biers.

Schmunzelnd blickt Neve zu Sam neben sich auf die Lederbank. Jessica und Laura haben sich auf zwei Stühle gesetzt, diese aber so gedreht, dass sie die Bühne im Blick haben.

Neugierig schaut Neve dabei zu, wie Sams Augen zu leuchten beginnen. Schon fast fasziniert blickt ihre Frau um sich. Ihre Beine wippen nach der Musik. Die Finger trommeln rhythmisch auf der Bank. So hat Neve sie schon lange nicht mehr gesehen. Genau genommen, sind es Jahre. Verdammt viele Jahre. Seit ihrer Rückkehr, waren die Frauen nicht mehr in so einer Art Club. Immer kam irgendetwas dazwischen, oder sie genossen einfach einen gemütlichen Abend. Dass sie aber mal wieder so etwas wie die Sau rauslassen, ist schon ein gefühltes halbes Leben her. Dass sie einfach Spaß haben und gute Laune schieben, scheint zeitlich so weit entfernt zu sein, dass sich Neve eigentlich gar nicht mehr so recht daran erinnern kann.

Der Champagner wird gereicht. Mit einem zufriedenen Lächeln hebt Jessica als erste das Glas und stößt mit ihren Freundinnen an. Sie genießt diesen freien Abend und das Ambiente.

So kennt Neve sie gar nicht. Sie hat noch nie erlebt, dass Jessica jemals in ihrem Leben in einen Stripclub ging. Dafür war sie immer zu reserviert. Laura scheint aber tatsächlich eine Seite an ihr entdeckt zu haben, von der Jessica vielleicht selbst noch nichts wusste.

Schmunzelnd, weil Laura Jessica wirklich gut tut, blickt Neve zu Sam zurück. Diese erhebt sich plötzlich, geht vor den Tisch und blickt zu der Hauptbühne. Sie trinkt einen Schluck ihres Champagners und genießt das kühle Prickeln. Dann beginnt sie wieder zu tanzen. Neve liebt es. Sie liebt es noch immer. Wenn Sam beginnt zu tanzen, taucht nicht nur ihre Frau in eine andere Welt, sondern auch sie selbst. Zwar haben sich die beiden in diesen Welten noch nie getroffen, weil sie wissen, dass es zwei völlig verschiedene sind, dennoch genießt jede von ihnen ihre eigene Welt ohne die der anderen zu verurteilen.

Neve spürt und sieht, dass sich Sam schon nach wenigen Augenblicken fallen und von der Musik führen lässt. Selbst Laura stupst ihre Frau an und deutet zu ihr hin. Die Südländerin nimmt die Musik in sich auf und beginnt ihren Körper verführerisch zu bewegen. Fließend gleiten ihre Hüften von einer Seite zur anderen. Die Arme schweben über ihrem Kopf. Gekonnt nimmt sie ihre Haare mit auf, um sie dann fallen zu lassen. Alleine bei diesem Anblick, muss Neve schwer schlucken.

Die Musik scheint im Club lauter zu werden. So kommt es ihr jedenfalls vor. Jeder Ton pocht in ihrem Körper zweimal so stark nach, dass sie gar nicht weiß, wie sie dieses Gefühl kompensieren soll. Oder liegt es einfach nur an Sam? Ihre Frau scheint sich aus ihrem bisherigen Leben ausgeklinkt zu haben und ihre geistige Freiheit zu genießen. Neve kann das regelrecht spüren. Sie nimmt Sams ungezwungenes Freiheitsgefühl bis in die letzte Faser wahr. Das zu erleben und zu wissen, dass es ihrer Frau im Augenblick fantastisch geht, erschlägt sie fast. Seit Jahren konnte sie nicht mehr diese Freiheit bei Sam wahrnehmen.

Ihre Augen liegen auf der Südländerin, deren Bewegungen fester und sicherer werden. Sie scheint sich mittlerweile vollständig fallengelassen zu haben und tanzt vor ihren Freundinnen so wie es ihr Gefühl ihr vorgibt. Somit zieht sie allerdings einige Blicke von den Gästen auf sich. Diese beobachten Sam dabei, wie sie sich nach vorne beugt, den Kopf kraftvoll und zugleich elegant nach hinten wirft und dabei ihren Körper wie eine Katze bewegt.

Neve muss sich befehlen zu blinzeln. Sie kann ihren Blick einfach nicht von Sam lassen, die vor deren Tisch tanzt, als wenn sie die letzten Jahre nie dazu gekommen wäre sich tänzerisch zu bewegen. Es scheint, als wenn sie alles auf einmal aufholen möchte und sich dabei so unfassbar befreit fühlt.

Minuten um Minuten tanzt Sam ihre gut gelaunte Freiheit heraus, ohne sich um ihre Freundinnen zu kümmern. Das macht allerdings nichts. Die haben genug damit zu tun sie beim tanzen zu beobachten.

Neve wird allerdings jäh aus ihrer verträumten Seifenblase gerissen, als plötzlich eine fremde Frau neben Sam auftaucht. Die Gute scheint in Sams Alter zu sein, ihrem Körper aber nachgeholfen zu haben, noch etwas knackiger auszusehen. Ihre Kleidung ist mehr als spärlich ausgefallen. Die Haare sind an beiden Seiten abrasiert, wobei nur ein dicker schwarzer Schweif in der Kopfmitte zu den Schultern hinab fällt.

Es dauert einen kleinen Augenblick bis Sam sie bemerkt. Als das aber passiert, kann Neve erkennen, dass ihrer Frau sämtliche Gesichtszüge entgleiten. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glatt meinen, dass Sam tatsächlich blass wird.

 

Diese fremde Frau reicht ihr lächelnd die Hand. Die hat allerdings nichts Besseres zu tun, als sich ihre eigenen auf den Mund zu schlagen. Mit großen Augen schaut sie diese fremde Frau fassungslos an. Als ihr Kopf dann aber wieder beginnt zu arbeiten, nimmt sie ihre Hände vom Mund und reicht eine dieser knackigen Frau.

Sams Gesicht ist zu einer leuchtenden Maske mutiert, die Neve so noch nie bei ihr gesehen hat. Ok, was soll das und wer ist dieses knackige Ding? Allen voran fragt sie sich aber auch, woher Sam diese Frau kennt. Was hat sie ihr verschwiegen?

Neves Eifersucht beginnt zu arbeiten und will auf Hochtouren laufen, als sie sieht, wie sich diese schwarzhaarige Frau zu Sam hinüberbeugt und sie mit einem Küsschen auf die Wange begrüßt. Ihre Hände halten sich noch immer fest. Ok, was soll das?

Neves Augen funkeln, als diese Frau etwas zu Sam sagt und plötzlich in den hinteren Teil des Clubs zeigt. Wie ein Kleinkind, das in diesem Augenblick dem einzig wahrhaftigen Weihnachtsmann gegenübersteht, nickt sie stürmisch. Dann setzt sie sich in Bewegung, als die Frau nach ihrer Hand greift und sie hinter sich herzieht.

Sams Gesicht sprüht vor lauter Begeisterung. Dennoch vergisst sie ihre Freundinnen nicht. Völlig aufgeregt blickt sie zu Laura zurück. Mit wenigen Handbewegungen gibt sie ihr etwas zu verstehen und verschwindet gleich darauf in der Menge.

Gerade als Neve vom Platz aufspringen und den beiden folgen will, hält Laura sie zurück. Sie rutscht zu ihr herüber.

»Keine Sorge, Süße. Das ist Macky. Eine große und bekannte Nummer in dieser Szene und im Pornogeschäft. Außerdem war sie damals Sams Vorbild.« Das erste was Neve zu dieser Erklärung einfällt, ist ein quietschendes »Was?«. Ihre Eifersucht schäumt über. Rasend blickt sie zu ihrer Frau zurück, die vom Club mittlerweile verschluckt wurde.

»Neve, du weißt doch noch womit Sam damals ihr Geld verdient hat, oder?« Natürlich weiß sie das. Wie könnte sie das vergessen? Sie war bis zum heutigen Tag froh darüber, dass Sam dieses Thema nie wieder aufgegriffen hat. Es schien vorbei zu sein.

»Sam hat damals von Mackys Auftritten gelernt, dadurch an ihrer eigenen Choreographie gefeilt und fertig war ihre Show. Sie hat sich schon immer gewünscht Macky einmal live gegenüberzustehen. Mach dir also bitte keine Gedanken.«

Neve lacht schnippisch. Keine Gedanken machen, witzig. Sam ist gerade mit einer mehr als knackigen Stripteasetänzerin und Pornodarstellerin verschwunden und sie soll sich keine Gedanken machen? Was zur Hölle ist in diesem Champagner drin?

Minuten vergehen wie Stunden. Immer wieder blickt Neve nervös in die Richtung, in die Sam verschwunden ist. Allerdings bleibt ihre Frau verschwunden. Was auch immer das zu bedeuten hat. Sollte sie aber nicht in den nächsten fünf Minuten auftauchen, setzt sie sich in Bewegung. Egal ob Laura das gutheißt oder nicht.

Aber genau die pfeift einmal schrill durch den Club.

»Wie geil ist das denn?«, grinst sie einem Honigkuchenpferd gleichend. Ihre Augen blicken begeistert zur Bühne. Auch wenn Neve mit ihren Gedanken woanders ist, folgt sie dennoch dem Blick ihrer Freundin. Sie sieht diese Macky auf die Bühne gehen. Ok und wo ist Sam?

Innerhalb weniger Augenblicke versammeln sich die Gäste um die Bühne. Laura und die anderen beiden haben kaum noch einen freien Blick.

Macky beginnt mir ihrer Show und legt genau die Tanzeinlagen hin, die Neve damals von Sam in dem Stripclub auf der Bühne beobachten konnte. Sie weiß noch als wenn es gestern gewesen wäre, wie Sam sie mit einem unsichtbaren Band an sich kettete und sie keine Möglichkeit hatte sich dem zu entziehen. Sie sah Sam dabei zu, wie sie sich zu der Musik unfassbar erotisch bewegte und somit die tosende Menge zum brüllen brachte.

Dasselbe bietet nun auch diese Macky. Die Leute werfen ihr Scheine entgegen, als wenn es Halloween wäre und die Bonbons aus Druckluftkanonen geschossen werden. Es regnet regelrecht Geld.

Immer wieder begibt sich Macky zu den Gästen, flirtet mit ihnen und lässt sich Geld zustecken. Egal ob es eine Frau oder ein Mann ist.

Kleidung trägt sie eigentlich gar keine. Ihren Körper zieren weiße Iso Tapes. Um die Arme und Beine hat sie weiße Streifen geklebt. Ihre Brüste hat sie ebenfalls abgeklebt, wobei alles außer die Nippel zu sehen ist. Selbst ihren Intimbereich hat sie mit dem Tape so gut abgeklebt, dass ihr Heiligstes nicht zu sehen ist. Sie zeigt also alles und dennoch nichts.

Macky flirtet weiter mit den Gästen, gibt ihnen was sie wollen und zeigt voller Stolz ihren Körper. Hin und wieder verteilt sie sogar kleine Fangeschenke, die jubelnd entgegengenommen werden.

Neve kümmert sich aber nicht darum. Ihre Augen tasten noch immer den Club, auf der Suche nach Sam, ab. Wo zum Teufel ist diese Frau?

»Oh mein Gott«, kreischt Laura plötzlich. Blitzschnell reißt sie sich auf ihrem Stuhl herum.

»Ooh mein Gott.« Hektisch wühlt sie in ihrer Handtasche, zieht ihr Portemonnaie heraus und holt alle dort drinnen befindlichen Scheine heraus.

»Oooh mein Gott.« Verwirrt blickt Jessica ihrer Frau hinterher, als diese plötzlich vom Platz aufspringt und zur Bühne eilt.

»Autsch«, schluckt sie. Verunsichert schaut sie zu Neve zurück, die Lauras Auftritt gar nicht bemerkt hat. Sie sucht noch immer nach Sam.

Jessica stupst sie an. Fragend schaut diese sie an, die nur eine Kopfbewegung zur Bühne macht. Sie blickt dorthin und sieht Laura davor stehen. Kreischend und mit Scheinen in der Luft herum wedelnd. Dann setzt ihr Herz kurz aus. Wut und Enttäuschung steigen in ihr auf. Sie springt vom Platz auf und fixiert Sam mit funkelnden Augen.

Genau wie Macky, begibt sich Sam mit langsamen Schritten auf die Bühne. Ihren nackten Körper zieren schwarze Iso Tapes. Sam scheint ihrem Vorbild nacheifern zu wollen. Oder das war genau so von diesem Pornoding gewollt. Sicher gibt es nicht täglich irgendwelche Frauen, die sie als Vorbild ansehen.

Sam geht zu Macky auf die Bühne. Ihre schwarzen Haare liegen offen und locker auf ihren Schultern. Mit diesem Outfit sieht sie fast genauso aus, wie damals in dem Fine Art Museum, als sie den Auftritt für den Modedesigner hatte. Sie wirkt selbst mit dieser spärlichen Kleidung wie eine anmutige Amazone.

Als wenn sie ihren neuen Schützling herzlich begrüßen will, gleitet Macky mit verführerischen Schritten auf sie zu. Anstatt sie in ihre Show mit einzubeziehen, geht sie an ihr vorbei, streicht ihr dabei unfassbar sanft mit einer Hand über die Wange und lächelt sie sicher an. Dann verlässt sie die Bühne. Sam bleibt zurück.

Langsam geht sie auf die dort befindliche Stange zu, umgreift sie und dreht sich mit einer unglaublich eleganten Bewegung dort drum herum.

»Ok«, raunt Neve wütend. Mit einem Ruck wendet sie sich von der Bühne ab. Deswegen sind sie nicht in diesen Club gegangen. Es sollte ein schöner Abend werden. Niemals sollte es passieren, dass Sam diesen Scheiß wieder anfängt. Dass sie wieder zu ihrer alten Form findet und sich notgeilen Typen präsentiert.

»Neve.« Bevor sie den Platz verlassen kann, hält Jessica sie zurück.

»Neve, ich kann dich voll und ganz verstehen. Wenn nicht ich, wer dann? Ich weiß, dass dir das zuwider ist. Aber Sam hat sich geändert.«

»Das sehe ich«, schimpft Neve zornig.

»Neve, wenn Sam das wirklich so unglaublich wichtig wäre, dann hätte sie doch schon viel früher wieder damit angefangen, oder? Es ist jetzt einfach nur eine Gelegenheit eingetreten, die sie sich nicht entgehen lassen wollte. Du weißt selbst, dass sie damit eigentlich nichts mehr zu tun hat.«

»Eigentlich, genau!« Wütend blickt Neve zur Bühne zurück. Die Menschenmenge hat sich durch Mackys Verabschiedung nicht dezimiert. Nein, sie stehen noch immer an der Bühne und feuern nun Sam an.

»Neve, sie ist und bleibt deine Frau. Du musst es ja nicht gleich tolerieren, aber es scheint dennoch ein Teil von ihr zu sein. Ebenso wie du Polizistin bist.« Jessica macht einen Schritt auf ihre Freundin zu, die sie aufgrund ihrer Worte etwas überrascht anschaut.

»Gib ihr eine Chance, komm schon«, lächelt sie. Neve holt tief Luft, blickt wieder zur Bühne zurück und schnauft laut aus.

»Das wird eine einmalige Sache sein«, brummt sie mürrisch.

»Das ist ein Anfang«, lächelt Jessica, greift nach ihrer Handtasche, holt dort einige Scheine heraus, nimmt Neve an die Hand und zieht sie zur Bühne. Sie haucht Laura einen Kuss auf die Wange, als sie neben ihr auftaucht. Überrascht blickt sie zu ihren Freundinnen und ist erstaunt, dass Neve neben ihr steht. Wenn auch mit den Händen in den Hosentaschen und den Gesichtszügen eines gereizten Hundes, der jeden Augenblick seine tödlichen Zähne fletscht.

Ihre Augen liegen auf Sam, die die Stange mit solch einer Eleganz umtanzt, dass einem davon schon fast schwindelig werden könnte. Mit dem Rücken zu den Gästen, gleiten ihre Hände um die Stange. Sie umgreift diese fester und zieht sich mit erhobenen Beinen hoch. Neves Augen weiten sich erstaunt, als Sam ihren Körper dreht, den Kopf nach unten neigt und die Stange mit ihren Beinen festhält.

»Ach du Scheiße«, schluckt sie. Fassungslos beobachtet sie Sam dabei, wie die ihre Hände von der Stange nimmt und sich nur noch durch die Kraft ihrer Oberschenkel an der Stange hält. Sie wusste nicht, dass Sam so etwas kann. Dass sie so etwas auch mit ihrem neuen Körper kann. Seit sie wieder zurück sind, hat sich ihre Frau auf diese Art nie so sehr um ihren Körper gekümmert. Es gab immer wichtigere Sachen, als auf die Idee zu kommen, an so einer blöden Stange zu turnen.

Die laute Musik begleitet Sam bei ihrer Einlage. Violettes und blaues Licht umhüllen sie abwechselnd. Sam umgreift die Stange, lässt ihre Beine von oben in einer langsamen Bewegung nach unten gleiten und rutscht auf dem Boden in einen Spagat.

Neve hatte ja keine Ahnung, absolut keine Ahnung.

Nie hätte sie gedacht, dass Sam ihren neuen Körper auch so beherrschen kann und unter Kontrolle hat.

Einer verschmusten Katze gleichend, gleitet Sam auf allen vieren an den Bühnenrand. Schon fast verführerisch lächelt sie die Gäste an. Diese begrüßen sie stürmisch, in dem sie ihr, genau wie Macky zuvor, Geld entgegenwerfen. Sie scheint mit ihrem Vorbild tatsächlich mithalten zu können. Die Gäste sind keineswegs abgeneigt von ihr.

Sam kniet breitbeinig vor ihnen und legt ihren Oberkörper zurück. Ohne sich mit den Händen abstützen zu müssen, neigt sie ihren Körper soweit zurück, dass sie ihn noch aus eigener Kraft halten kann. Zur erotischen Unterstützung fährt sie sich mit den Händen durch die Haare und lässt sie elegant fallen. Mit unglaublich kontrollierter Kraft, hebt sie ihren Körper wieder hoch, neigt ihn zurück und hebt ihn wieder an. Neve kann sich nicht annähernd vorstellen, was für eine körperliche Kontrolle und Kraft dafür nötig sein muss, damit Sam nicht wie ein Kartenhaus zusammenklappt, sondern diese Bewegungen so attraktiv und fließend absolvieren kann.

Sam dreht sich verführerisch auf den Bauch, erhebt sich und reckt dadurch ihren Hintern direkt in Richtung der Gäste. Diese begrüßen das jubelnd und stecken ihr voller Begeisterung unzählige Scheine unter eines der schwarzen Tapes, die ihre Hüften umgeben.

Neve ballt ihre Hände zu Fäusten. Das alles was diese wildfremden Menschen dort auf der Bühne sehen, gehört eigentlich nur ihr. Ihr ganz alleine und sonst niemanden.

Erschrocken zuckt Neve etwas, als sie eine Hand an ihrem Arm spürt. Sanft übt diese einen ziehenden Druck aus.

»Hör auf zu denken und genieße die Show«, flüstert Jessica ihr ins Ohr. Sie hat den Gemütszustand ihrer Freundin nicht übersehen. Auch weiß sie, dass Neve ihre Fäuste in der Hose versteckt.

»Sie gehört ganz alleine dir. Für immer.« Vorsichtig zieht sie Neves Hand aus der Hose und drückt ihr einen Schein zwischen die Finger.

»Du musst zugeben, dass Sam fantastisch ist. Zeige ihr, dass du ihr vertraust und diesen Auftritt, trotz deines schrecklichen Dickschädels, genießt.« Keck lächelnd zwinkert Jessica ihr zu.

Neve kämpft mit sich. Eigentlich hatte sie sich den Abend ganz anders vorgestellt und nicht so. Wenn sie später aber eine Szene wegen diesem Auftritt macht, wäre der schöne Abend völlig im Arsch. Für alle. Sam hat sich bis heute tatsächlich nicht mehr um dieses Thema gekümmert. Dieses Spektakel hat sich einfach ergeben.

 

Sie blickt zu Sam zurück und muss Jessica recht geben. Sam ist wirklich fantastisch. Sie legt diesen Auftritt so unfassbar professionell ab, dass man glauben könnte, sie würde dies seit Jahren machen.

»Wie gesagt, das wird eine einmalige Sache sein.« Ihre Stimme ertönt scharf, aber ihr Lächeln auf den Lippen verrät Jessica, dass sie ihre Worte nicht so meint. Sie will nur ihren dickköpfigen Schein wahren.

Sie blickt zu Sam zurück und beobachtet sie dabei, wie diese wieder um die Stange tanzt und langsam zu Boden rutscht. Erstmals schweifen ihre Augen zu diesem Bereich der Bühne. Als sie Laura dort stehen und mit Scheinen wedeln sieht, leuchten ihre Augen vor Freude. Wieder kriecht sie zum Bühnenrand. Es ist unglaublich wie sie das anstellt. Sie streckt ihre Arme und Beine bei jeder Bewegung so erotisch, dass es einen tatsächlich fesselt. Sie gibt einem gar nicht die Möglichkeit, irgendetwas anderes in Augenschein zu nehmen, als ihren Körper, der sich dort räkelt.

Sam kommt allerdings kurz ins stocken, als sie Neve ebenfalls am Bühnenrand stehen sieht. Neve kann in ihren Augen sehen, dass ihr erst in diesem Moment klar wird, was sie hier überhaupt macht. Wie sehr sie ihrer Frau damit in den Rücken fällt. Sie weiß doch, dass Neve diese Scheiße hasst. Weshalb hat sie sich dann überhaupt dazu hinreißen lassen? Hat sie denn nicht eine Sekunde an sie gedacht?

Überrascht zieht Sam eine Augenbraue hoch. Sie kann nicht glauben, dass Neve tatsächlich eine Hand hebt und sie zu sich winkt. Zwischen ihren Fingern klemmt noch immer der Schein, den Jessica ihr gegeben hat. Das Lächeln was auf ihren Lippen liegt, kennt Sam. Es ist so magisch und anziehend, dass sie sich wie ein Magnet fühlt, der von seinem gegensätzlichen Pol angezogen wird.

Neve ist nicht wütend. Das kann Sam ganz genau in ihren Augen erkennen. Auch wenn es später deswegen sicherlich ein Gespräch geben wird, scheint Neve diesen Auftritt tatsächlich genießen zu wollen. Dieses kecke Lächeln versichert ihr, dass Neve weiß was sie hier macht.

Sam wandert auf dem glatten Boden zu ihr, bis sie unmittelbar vor ihr hockt. Mit einem Ausdruck von Dankbarkeit, Vertrauen und Liebe schaut Sam sie an, dreht sich gleich darauf aber um. Provokant reckt sie ihrer Frau ihren Po entgegen. Neve muss sich tatsächlich zusammenreißen, um nicht ihrem Verlangen nachzugehen, das plötzlich erwacht ist. Ohne jegliche Kontrolle über sich, spürt sie, wie eine Welle der Erregung sie erfasst, während sich Sam vor ihr räkelt und ihr das zeigt, was nur noch mit etwas Tape verdeckt ist.

Neve ergibt sich der Situation und ihren Gefühlen. Mit allem was sie Sam gegenüber empfindet, legt sie ihre sture Fassade ab und klemmt ihr den Schein unter das Tape. Ehe sie überhaupt über die folgende Handlung nachdenkt, sieht sie dabei zu, wie ihre Hand mit einem kräftigen Schwung auf dem Arsch ihrer Frau landet. Leicht erschrocken blickt Sam zu ihr zurück. Neve kann Überraschung, aber auch unermessliche Freude in ihren Augen erkennen. Sie ist ihrer Frau dankbar für diese Handlung, die für beide mehr bedeutet, als nur ein Arschklatscher.

Sich wieder auf ihren weiteren Auftritt konzentrierend, gleitet Sam zu Jessica hinüber. Neve bleibt schlagartig die Spucke weg. Sie ist unglaublich froh darüber, dass diese beiden Kampfhühner endlich zueinander gefunden haben. Aber dass Sam ihr so viel Aufmerksamkeit zuwendet, hätte sie nie gedacht.

Sam umgreift Jessicas Kiefer, hält sie herausfordernd fest und gleitet mit ihrem Gesicht gefährlich nahe an das ihrer Freundin. Mit einem Blick den Neve nur zu gut von ihr kennt, schaut die junge Frau Jessica an. Sie schaut ihr so tief in die Augen, dass sogar Neve neben ihr zu Wachs wird.

Jessica starrt sie hingegen regungslos mit großen Augen an. Sie kann nicht glauben, dass sich Sams Lippen nur wenige Millimeter vor ihren eigenen befinden. Sie spürt Sams heißen Atem auf ihrer Haut.

Was passiert hier grade? Ist Sam tatsächlich dabei, Jessica auf eine Art zu verführen, die Laura von früher kennt und die mittlerweile nur noch Neve auskosten darf?

Sams Gesicht entfernt sich nur wenige Millimeter von Jessicas. Mit dem Daumen streicht sie verführerisch provokant über ihre vollen Lippen.

Bevor aber das passiert, was eigentlich jeder Gast im Club erwartet, erhebt sich Sam plötzlich aus ihrer knienden Haltung. Elegant und provokant gleitet sie mit ihrem Oberkörper nur Millimeter vor dem Gesicht der älteren Frau in die Höhe. Ihre Brüste streifen fast Jessicas Haut, die wie gefesselt auf diesen unbekannten Körper starrt. Sam dreht sich um und wackelt mit ihrem Arsch direkt vor ihren Augen herum.

Die ehemalige Anwältin reagiert nur noch mechanisch. Sie scheint geistig nicht mehr anwesend zu sein, als sie ihre Scheine unter Sams Tape steckt.

Neve muss tatsächlich lachen. So hat sie ihre langjährige Freundin auch noch nicht gesehen. Sie hat sie zu diesem Auftritt überredet. Dass sie aber selbst so sehr von Sam eingenommen wird, damit hätte sie sicherlich auch nicht gerechnet. Da muss sie jetzt durch.

Während Sam zur anderen Bühnenseite geht und dabei ihre Hüften verführerisch zu beiden Seiten schwingt, blickt Jessica mit großen Augen zu Neve hinüber.

»Scheiße«, keucht sie schwer.

»Ist es schlimm, dass ich feucht geworden bin?« Neve platzt ein herzhaftes Lachen heraus. Beschwichtigend legt sie einen Arm um ihre Freundin, zieht sie an sich und drückt ihr einen Kuss auf den Kopf.

»Verdammt ist die gut«, pustet Jessica und löst sich aus Neves Umarmung. Wie ein Unschuldslamm blickt sie entschuldigend zu Laura hinüber. Die zwinkert ihr lächelnd zu und beobachtet ihre Freundin bei ihrem weiteren Auftritt. Sie ist diejenige von den dreien, die am besten weiß was Sam alles mit ihrem Körper bewirken kann.

Nur wenige Minuten später beendet Sam ihren Auftritt, den sich die drei Freundinnen noch einiges haben kosten lassen. Aber diesen Genuss konnten sie sich einfach nicht ohne Belohnung entgehen lassen. Was wäre das für eine Beleidigung für Sam gewesen?

Amüsiert und wahrhaftig glücklich mit sich und diesem Abend, setzt sich Neve zufrieden auf ihren Platz zurück. Auch wenn sie sich zuerst gegen Sams Entscheidung gesträubt hat, muss sie zugeben, dass ihr der Auftritt tatsächlich gefallen hat.

Mit einem Stapel zusammengelegter Kleidung, aber noch immer nur mit diesen Tapes angezogen, kehrt Sam an den Tisch zurück. Ihr Gesicht hat sich in eine glückliche Maske verwandelt. Neve sieht und spürt, dass es ihr gut geht. Dass sie sich gut fühlt. Dass es das ist, was sie nach all der erlebten Scheiße mal wieder machen wollte.

Sam legt die Kleidung neben Neve auf die Bank und blickt zu ihr. Ein süßes Lächeln zieren ihre Lippen.

»Danke«, haucht sie leise, als sie ihr Gesicht in ihre Hände nimmt und voller Vertrauen festhält. Alleine diesen Ausdruck unendlicher Dankbarkeit in Sams Augen zu sehen, lässt Neve wissen, dass sie richtig gehandelt hat.

Ihre Frau klaut sich einen zärtlichen Kuss.

Ja, Sam gehört ihr, für immer. Egal wie oft sie doch noch auf die Idee kommen sollte, so einen Auftritt hinzulegen.

Leidenschaftlich gibt sich Sam ihrer Liebe hin, bis sie sich von Neve löst und flüchtig zur Seite blickt. Im nächsten Moment grinst sie Neve spitzbübisch an.

»Vertraue mir«, flüstert sie plötzlich. Ehe Neve weiß was ihre Frau damit meint, verlässt sie ihre Seite, geht zu Jessica, greift nach ihrer Hand und zieht sie vom Stuhl. Erstaunt strauchelt diese ihr hinterher, bis Laura zu husten beginnt.

»Da… das… das hat Sam jetzt nicht wirklich vor, oder?«, stottert sie überfordert. Ihre Augen kleben an den beiden Frauen, die in einer der Nischen verschwinden und Sam den Vorhang hinter sich zuzieht. Eigentlich ist das unnötig, weil der Vorhang recht durchsichtig ist. Laura und Neve können die beiden Frauen noch immer deutlich sehen. Wahrscheinlich soll der Vorhang lediglich den Eindruck einer kleinen Privatsphäre erwecken.

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