Gaias Garten

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KAPITEL DREI
Entwurf eines ökologischen Gartens


Gartenbücher und -zeitschriften sind voller Designideen. Sie beschreiben, wie man Pflanzen nach Farbe anordnet oder wie man Formen und Blattmuster nebeneinanderstellt, um das Auge zu erfreuen. Sie können Methoden lehren, wie man Pflanzen so gruppiert, dass sie den Blick auf ein atemberaubendes Landschaftsmerkmal lenken. Manche verraten Tricks, die einen kleinen Garten groß aussehen lassen oder dazu beitragen, dass sich ein weitläufiger Garten gemütlich und intim anfühlt. Solche Gartendesign-Techniken helfen bei der Wahl von Pflanzen, die sehr attraktiv sind und Ihren Garten sehr hübsch aussehen lassen.

Darum geht es in diesem Kapitel nicht.

Ich habe nichts gegen die Ästhetik von Gartendesign. Eine hässliche Landschaft verkrampft die Seele, während eine schöne den Betrachter einlädt, entspannt und heilt. Doch ein Garten, der nur hübsch aussehen soll, berührt kaum die Oberfläche dessen, was Landschaften bieten können. Ein Platz, der nach tieferen Prinzipien gestaltet ist als jene, die nur Oberflächengestaltung im Sinn haben, kann nicht nur schön sein, sondern bietet auch Wildtieren Schutz, ernährt Menschen und Tiere, reinigt Luft und Wasser, speichert Kohlenstoff und ist ein Gewinn für die Erde.

Kein Mensch hat eine alpine Wiese, einen Tropenwald oder eine Höhle an einem Bach entworfen, doch diese Wildnislandschaften sind nie hässlich. Sie folgen einer größeren natürlichen Ordnung, die Schönheit zu garantieren scheint. Im letzten Kapitel haben wir Einblick in ein paar Aspekte der natürlichen Ordnung erhalten. Nun können wir diese Prinzipien und Muster der Natur einsetzen, um unsere Gärten zu entwerfen.

Eine Naturlandschaft ist so gestaltet, dass sie die Energie (Sonne, Wind, Wärme) und Materie (Wasser und Nährstoffe) gewinnt, die durch sie fließen, und ein lebendiges Netz auswirft, das diese Rohstoffe sammelt und in unzähligen Kreisläufen umher bewegt, die sie zu noch mehr Leben umwandeln. Fast alles, das in eine Naturlandschaft gelangt, wird aufgefangen und genutzt, absorbiert und in lebendige biologische Vielfalt wiedergeboren. Alles, was in dieser Landschaft produziert wird, von Abfallprodukten wie zuckrigen Wurzelsekreten zu »Abfällen« wie Dünger und gehäuteten Insektenhüllen, wird wiederverwertet, wieder verschluckt und in neues Lebendgewebe eingebaut. Und die Landschaft »lernt« unterwegs und wählt und verbessert die Muster, die am besten funktionieren. Jedes eingefangene Stückchen trägt dazu bei, ein Netzwerk aufzubauen und zu verfeinern, das immer besser darin wird, das einzufangen, was auf es zukommt.

Milliarden von Jahren der Evolution haben in der Natur nur wenig ungelöst gelassen. Der Abfall der einen Kreatur ist das Futter der anderen. Fast jede Nische ist in fester Hand, jeder Standort ist voll von miteinander verbundenen Arten. Alles, was auch nur ansatzweise einer Ressource ähnelt, wird genutzt: Wenn eine Art sie nicht nutzen kann, wird es eine andere tun.

Es ist diese Vernetzung – die Verlinkung der »Outputs« einer Spezies mit den »Inputs« einer anderen –, die wir im ökologischen Garten neu schaffen wollen. Leider können wir nicht Milliarden von Jahren warten, in denen unsere Gärten zur immensen »Verwobenheit« der Naturlandschaft werden. Doch wir haben ein Werkzeug: unseren kreativen Geist. Wir können die Teile unserer Landschaft bewusst einschätzen und Permakultur-Prinzipien nutzen, um die Verbindungen zu gestalten. Beobachtung ist der Schlüssel zu gutem Design.

Indem wir die Muster und Kreisläufe beobachten, die die Natur zur Lösung von Gestaltungsproblemen einsetzt, können wir diese Formen in unseren Gärten replizieren, nicht nur als statische Gebilde, sondern als dynamische Lösungen, die Arbeit, Ressourcen und Energie sparen. Dann können unsere Gärten fast so verbunden sein wie die Natur es ist, keinen Abfall oder Schadstoffe produzieren, wenig extra Arbeit erfordern, eine reife natürliche Umgebung bieten und in Fülle Ertrag liefern.

Dieses Kapitel bietet eine Einführung, wie man mit einigen Werkzeugen gestaltet, die auch von der Natur genutzt werden. Wir beginnen mit einem Blick darauf, wie die Natur einige Designherausforderungen mit Hilfe von Mustern und Formen löst und wie das Verständnis und die Verwendung dieser Muster unsere Heimatlandschaften funktionaler, ökologischer und schöner machen kann. Nach diesem Vorgeschmack auf das, was Permakulturisten Musterung nennen, beschäftigen wir uns Schritt für Schritt mit der Gestaltung eines Gartens, der das Gefühl und die Dynamiken der Natur neu herstellt.

Natürliche Muster im Garten

Jeder, der sich die Zeit zur näheren Betrachtung der Natur genommen hat, hat festgestellt, dass bestimmte Muster – Spiralen, Wellen, Verästelungen, Kreise – allgegenwärtig zu sein scheinen und sich in vielen Maßstäben wiederholen. Ein Verzweigungsmuster zeigt sich beim Zusammenströmen von Bächen und Flüssen, die man aus dem Flugzeugfenster sehen kann, im anmutigen Bogen eines Baumes und seinen Wurzeln unter uns und in den Ranken von winzigem Moos. Spiralen erscheinen in Galaxien, die sich über Tausende von Lichtjahren erstrecken und im Kopf eines Gänseblümchens. Wir können Wellenmuster in kollidierenden Wetterfronten und am Strand sehen, sowohl bei massivem Seegang als auch bei feinen Sandrippeln. In all diesen Fällen werden Materie und Energie in eine wirksame Form übertragen, die unterstützt, was geschehen soll. Verzweigungsmuster sind ideal, um Energie und Materialien zu sammeln und zu verteilen; daher scheinen Bäume sie zu nutzen, um Sonnenlicht aufzufangen und Wasser und Nährstoffe zu verteilen. Wellen und Rippel erlauben es zwei fließenden Körpern, mit minimaler Turbulenz aneinander vorbeizukommen. Immer, wenn wir so ein Muster sehen, erkennen wir, wie die Natur eine Designherausforderung löst, um Materie und Energie auf genial einfache und effektive Weise zu bewegen, zu sammeln, zu ernten oder zu verteilen. Dies ist genau das, was wir in einer ökologischen Landschaft zu tun versuchen. Daher sollten wir unbedingt ein paar dieser Muster näher betrachten, um zu sehen, was sie uns lehren können.

Auch Menschen nutzen Muster, doch falls die sinnlichen Kurven und komplexen Fraktale der Natur in unserer Arbeit erscheinen, dann aus ästhetischen, nicht aus funktionalen Gründen. Linealgerade Linien, Schachbrett-Straßen, Gitternetze aus Glas und Beton und die Parallelogramme, die uns gesägtes Bauholz gestattet, sind unsere bekannten Muster. Manchmal sind diese Muster passend für die Aufgabe, doch in Landschaften sind solche Muster rar. Die Formen der Natur sind selten eckig und dafür gibt es einen guten Grund.

Ändert man die Form eines Gartenbeets – und arbeitet mit Muster – kann die für Wege nötige Fläche verringert werden, wie in diesen Beeten, jedes mit 4,6 m2 Bepflanzung.

Die Auswahl und Anwendung der richtigen Formen und Muster in einer Landschaft kann nicht nur Schönheit schaffen, sondern auch Platz sparen, den Arbeitsaufwand verringern, den Lebensraum für Wildtiere verbessern und dazu beitragen, Pflanzen, Insekten und andere Tiere, auch den Gärtner, in ein besseres Gleichgewicht zu bringen.

Ich beginne mit einem einfachen Beispiel, wie Form und Muster Arbeit und Platz sparen, und gebe dann einige reichhaltigere und ausführlichere Ideen, die den Mustern der Natur abgeschaut wurden.

Schlüsselloch-Gartenbeete

Die Form eines Gartens bestimmt, wie viel seiner Fläche tatsächlich Pflanzen enthalten kann, im Gegensatz zu Wegen, über die wir diese Pflanzen erreichen können. Gartenwege sind für mich ein notwendiges Übel. Nachdem ich hart am Aufbau des Bodens gearbeitet habe, ärgert es mich, einen hohen Prozentsatz an lockerer Tonerde mit den Füßen zu Ortstein zu stampfen. Jedes Stück Weg ist unbrauchbares Land, das einer reichhaltigen Polykultur aus Grüngemüse, Gemüse und süß duftenden Blüten gewidmet werden könnte. Zum Glück kann man durch veränderte Muster für Gartenbeete das für Wege geopferte Land minimieren.

Das einfachste Gartenbeet enthält einzelne Reihen an Pflanzen mit Wegen zwischen jeder Reihe. In diesem Entwurf verbrauchen die Wege etwa die Hälfte der Bodenfläche. Ein Hochbeetgarten, bei dem zwischen allen drei oder vier Pflanzenreihen Wege nötig sind, ist eine Verbesserung, denn nur 30 Prozent der Fläche werden für Wege geopfert, wobei die Beete schmal genug sind, damit der Gärtner die Mitte erreicht. Eine einfache Geometrieänderung hat hier fast die halbe Wegfläche eingespart. Doch wir können noch mehr tun und ein ansprechendes Design planen, wenn wir schon dabei sind.

Ein Schlüssellochbeet bepflanzt mit Kohlarten, Tomaten und Blattgemüse und Kräuter am Wegrand auf einer Fläche von 2,5 x 3 m Durchmesser.


Mehrere Schlüssellochbeete können von einem zentralen Weg abgehen und einen Garten mit hübschen Schwüngen sowie ausreichend zugänglicher Beetfläche erzeugen.


Ein Mandala-Garten. Ein rundes Muster mit verschachtelten Schlüssellochbeeten ist schön und platzsparend.

 

Falls wir dieses rechteckige Hochbeet zu einem Kreis abändern – oder genauer gesagt zur Hufeisenform – ist noch weniger Weg nötig. Durch einen einfachen Trick bei der Raumstruktur schrumpft der Weg zu einer kleinen Schlüssellochform, die dieser Platz sparenden Gartenanlage ihren Namen gibt: Schlüssellochbeet.

Und so funktioniert es. Falls wir ein typisches 1,2 x 4,5 m großes Hochbeet in eine U-Form umbilden, mit einer kleinen zentralen Öffnung für einen Weg, verringern wir den Weg von ca. 2 m2 (mit einem 45 cm breiten Pfad auf einer Seite des Hochbeets) auf einen halben Quadratmeter. Weniger als ein Viertel des Bodens geht für Wege verloren. Ich quäle Sie nicht mit der Rechnung, um Skeptiker zu überzeugen – wie jeder Verleger weiß, schlägt jede einzelne Gleichung in einem Text die Hälfte der verbleibenden Leser in die Flucht.

Schlüssellochbeete überzeugen durch Ästhetik und sie rechnen sich. Bringt man Kurven in einen Garten, beseitigt das diese »Sojafeld«-Qualität, die lineargerade Beete und Reihen ausstrahlen. Mit Ausnahme fallender Äpfel und anderer schwerkraftbedingter Phänomene wählt die Natur nie die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten. Stattdessen mäandert die Natur und schwingt in eleganten, aber effizienten Wellenbewegungen von hier nach dort. Die Menschen sind so eingenommen von der schnurgeraden, direkten Route. Doch in unseren Gärten begegnen wir der Natur mehr oder weniger zu ihren eigenen Bedingungen. So wie ein gerades Stück Autobahn einen einschläfert, sind auch lineare Gärten monoton. Kurven und Kreise verleihen einem Garten Überraschung und Laune. Ein Bonus ist, dass sie auch noch effizienter sind.

Ein Schlüssellochbeet bauen und bepflanzen

Beim Bau eines Schlüssellochbeets beginnt man mit einem Erdkreis, der etwa 2,4-3 m Durchmesser hat und auf einer Seite von einem Weg zur Mitte durchtrennt wird. Schlüssellochbeete entstehen, indem man fruchtbaren Mutterboden in eine Hufeisenform bringt, aber ich kreiere sie lieber schichtweise wie eine Lasagne mit Blättern oder anderer kompostierbarer organischer Substanz, Zeitungen und Erde, mittels einer Technik namens Schichtmulchen (in Kapitel 4 finden Sie Details). In einem Schlüssellochbeet ist die bepflanzbare Zone etwa so breit wie ein Standard-Hochbeet: 90 cm bis 1,5 m. Der Zugangsweg ins Beet kann schmal sein, ca. 30 cm breit, doch der zentrale Pfadkreis muss groß genug sein, damit man sich umdrehen kann, etwa 45-60 cm Durchmesser.

Sie können das Schlüssellochbeet mithilfe des Zonensystems (blättern Sie weiter zu Tabelle 3-3 und den dazugehörigen Abbildungen, auf denen die Zonen erklärt werden) pflanzen. Setzen Sie die am häufigsten geernteten Pflanzen am nächsten zur Mitte. Das bedeutet, dass Kräuter, Blatt- und andere Gemüse, die täglich geerntet und gegessen werden, am mittleren Weg wachsen sollten. Dahinter setzen Sie Pflanzen, die nur alle paar Tage gepflückt werden, wie Paprika, Buscherbsen und -bohnen, Auberginen und anderes. Sie können noch immer gut erreicht werden, ohne sich zu strecken. Am äußeren Ende des Beets pflanzt man Langzeitfrüchte und solche, die nur einmal geerntet werden. Dazu gehören Kartoffeln, Karotten und andere Wurzelgemüse, plus was ich Rote-Königin-Gemüse nenne – Kohl, Blumenkohl, Eisbergsalat und –, weil bei der Ernte »ihre Köpfe rollen«.

Diese Pflanzen aus der hinteren Reihe sind vielleicht etwas außer Reichweite, falls das Beet tiefer als 90 cm ist. Daher werde ich etwas vorschlagen, das die Gärtner schockieren wird, die eifrige Anhänger des Rigolen sind. Um diese Pflanzen zu ernten, stellen Sie sich auf das Beet (Huch!) und ziehen Sie heraus. Ein Fußabdruck pro Saison wird Bodenporosität und Struktur nicht verderben. Falls die Idee, auf leichte, lockere Erde zu treten, einfach zu schrecklich ist, legen Sie ein Brett aus, auf dem Sie stehen können, das verringert die Verdichtung.

Schlüssellochbeete stecken voller kreativer Möglichkeiten. Man könnte einen ganzen Kreis nur für Tomaten machen, mit ein paar begleitenden Küchenkräutern wie Basilikum oder Schnittlauch am Innenrand. Oder man nutzt die Kreisgeometrie, um Sonne und Schatten auszugleichen: Setzen Sie Nutzpflanzen, die in der Hochsommerhitze welken, östlich von höheren Sonnenanbetern, die empfindliche Pflanzen an sengenden Nachmittagen beschatten. Für ein Spalier von Kletterpflanzen legt man eine Einfriedung ums Beet an. Falls salzige Küstenböen oder die austrocknenden Winde der Ebene den Garten rütteln, pflanzt man hohe, stabile Feldfrüchte wie Topinambur oder eine stämmige Sorte Sonnenblumen an der Außenseite der Beete als Windschutz. Natürlich passen Schlüssellochbeete auch für Blumen, dann steht man mit der Gartenschere in einem leuchtenden Farbenmeer und überlegt, womit man eine Vase oder mehr füllen könnte.

Schlüssellochbeete sind rund, während die meisten Gärten eckig sind. Also, was ist mit den Rändern, diese kleinen Dreiecke ungenutzten Bodens an den Ecken dieser Beete – ist das nicht verschwendeter Platz? Keineswegs. Jeder Garten braucht Insekten anlockende Blumen oder mehrjährige Stickstoffbinder wie Weißklee, oder eine gute Wind- und Unkrautbarriere an den Randzonen, um Unkrautsamen davon abzuhalten, vom nicht so tadellosen Land Ihres Nachbarn herüberzufliegen. Wir könnten den Rand mit robusten Mulchpflanzen wie Ackerbohnen oder Beinwell füllen. Es könnte der perfekte Ort für einen kleinen Obstbaum sein. Oder wir können das Beet auch so ausdehnen, dass die Ecken ausgefüllt sind. Es gibt keine Regel, die sagt, dass ein Schlüssellochbeet nicht lieber eckig als rund sein darf. Es ist der mittlere Weg, der es definiert.

Pflanzt man mehr als ein Schlüssellochbeet, hat man mehr Möglichkeiten. Sie können sich nach rechts oder links von einem zentralen Pfad ausdehnen.

Ein von Schlüssellochbeeten eingerahmter, geschwungener Weg kann ein Haus einrahmen und ist ein attraktiver Zone-1-Garten.

Eine weitere Modifikation des Schlüssellochplans ist der Mandala-Garten, der aus 4-8 Schlüssellochbeeten besteht, die in einem Kreis angeordnet sind und ein weiteres Beet in der Mitte sowie einen Weg ins Mandala von der Seite aufweist. Ein Mandala-Garten kombiniert Schönheit und Effizienz und hat eine magische Wirkung. Wenige Designs können mehr Anbaufläche in einen so kleinen Bereich packen und wer eher mystisch veranlagt ist, würde sagen, ein Mandala-Garten bringt einen spirituellen Aspekt auf ein Stück Boden.

Weitere Vorzüge der Schlüssellochbeete: Falls wir den mittleren Weg nach Süden ausrichten und hohe Pflanzen wie Tomaten oder Sonnenblumen hinten oder am nördlichen Ende ansiedeln, bildet das Beet eine U-förmige Sonnenfalle, in der Wärme gespeichert wird. Das warme Mikroklima im Inneren ist ein guter Platz für empfindliche oder wärmeliebende Sorten. Sie lassen sich auch leicht bewässern. Ein einziger Minisprinkler in der Mitte beschreibt ein rundes Sprühmuster, das das gesamte Beet durchfeuchtet.

Die Kräuterspirale

Wir können ein wenig tiefer auf die Verwendung von Form und Muster im Garten eingehen. Die Permakultur-Prinzipien sagen uns, dass wir an der Haustür anfangen, also legen wir einen Kräutergarten am Weg an, der bei unserer Hintertür anfängt. Hier pflanzen wir Oregano, daneben ein paar Thymianarten, dann Schnittlauch – wir mögen Schnittlauch, also setzen wir fünf – und danach ein paar Petersilienpflanzen und ein bisschen Minze. Wir fügen noch ein weiteres Dutzend Lieblingskräuter und Gewürze hinzu und schließen mit drei Sorten Salbei ab. Schon bald sprießen etwa 25 Pflanzen am Weg, der sich weit in den hinteren Garten erstreckt. Diese Salbeipflanzen sind ziemlich weit weg. An einem ungemütlich nassen Tag müssen wir Stiefel und eine Jacke anziehen, ehe wir Kräuter ernten können. Mit etwas schlechtem Gewissen holen wir dann wohl lieber getrockneten Salbei aus dem Schrank und lassen den Schnittlauch sein. Außerdem benötigt der kleine Kräutergarten etwa 9 Meter Weg, damit man leicht herankommt und jeder Zentimeter Weg ist ein Zentimeter weniger Anbaufläche.

Und wenn wir den Kräutergarten mit anderem Muster planen? Statt einer geraden – oder auch mäandernden – Linie biegen wir den Weg so, dass die ganze Sache weniger Platz braucht. Wir könnten die Kräuter einfach in ein Standard-Hochbeet packen, wodurch vor unserer Tür ein recht langweiliges Rechteck entsteht. Das würde Platz sparen, doch einige Kräuter wären dann vielleicht schwer zu erreichen. Aber sind wir noch etwas kreativer. Hier kommt ein wenig Wissen über Gebilde und Muster ins Spiel.

Dies ist ein perfekter Platz für eine Kräuterspirale. Eine Kräuterspirale rollt einen Pfad von 6-9 Metern Länge an Pflanzen in ein spiralförmiges Muster, das etwa 1,5 m Durchmesser hat. Es ist auch keine flache Spirale. Und so funktioniert es.

Eine Kräuterspirale beginnt als ein Hügel mit guter Erde, der etwa 90 cm hoch und 1,5 m breit ist. Aus diesem Hügel wird eine Spirale, wenn man fußball- bis faustgroße Steine in einem Spiralmuster anordnet, das sich von unten nach oben nach innen eindreht, wobei die größeren Steine unten liegen. Man lässt zwischen den Stockwerken der Steinspirale etwa 30 cm Erde.

Jetzt pflanzt man die Kräuter der Spirale entlang. Das wickelt eine ca. 9 m lange Reihe in eine viel kleinere Fläche. Alle Kräuter können direkt vor der Tür wachsen. Das erfordert nur die Wegfläche, um die Spirale zu umrunden. Wenn man die Erde aufhäuft, kann man die Kräuter in der Mitte zudem erreichen, ohne sich weit bücken zu müssen.

Kombiniert man das Spiral- und Hügelmuster in eine dreidimensionale Helix, spart dies mehr Platz und Mühe. Die Hügelform bedeutet, dass die Kräuterspirale in alle Richtungen abfällt. Die sonnige, nach Süden gewandte Schräge ist heißer als die Nordseite. Die östliche Seite, die Morgensonne bekommt, trocknet früher am Tag aus als die westliche. Der Boden am Fuß bleibt feuchter als an der Spitze. Wir haben einen Kräutergarten mit verschiedenen Mikroklimaten geschaffen. Wir pflanzen also entsprechend und geben jedem Kraut eine passende Umgebung. Sorten, die in heißen, trockenen Klimaten gedeihen, wie Oregano, Rosmarin und Thymian, kommen auf die sonnige Südseite an der Spitze. Petersilie und Schnittlauch, die kühlere, feuchtere Klimate bevorzugen, finden ein Zuhause an der Nordseite. Koriander, der in zu viel heißer Sonne eingeht, kann an der Ostseite positioniert werden, geschützt vor der brennenden Nachmittagssonne. Auch andere Kräuter können es sich an ihren besten Plätzen bequem machen.

Ein paar Tipps zum Bau einer Kräuter-spirale:

• Die in der Abbildung aufgeführten Pflanzen sind nur Beispiele. Wählen Sie Kräuter, die sie verwenden – nicht jeder benötigt Sonnenhut. Und es müssen auch nicht nur Kräuter sein, man kann ja auch Kopfsalat und andere Salatpflanzen, Erdbeeren, Blumen oder jede andere kleine Pflanze hinzufügen, die man oft verwendet.

• Um Oberboden zu sparen, kann man ein paar Steine, Betonabfall oder einen Haufen Unterboden an die Basis des Hügels geben und darauf aufbauen.

• Für die leichte Bewässerung verlegt man einen Bewässerungsplastikschlauch (¼ oder ½ Zoll) im Hügel, der an der Spitze herausschaut und befestigt einen Minisprinkler.

• Die lockere Erde der neuen Spirale muss sich setzen, also bewässern Sie gründlich (ohne sie wegzuspülen), nachdem Sie die Erde angehäuft haben, und ohne, dass sie sich zu stark verdichtet. Vielleicht muss im Anschluss mehr Erde hinzugefügt werden.

• Sie könnten auch eine kleine Schüssel oder einen winzigen Teich (30-90 cm Durchmesser) am Fuß der Spirale versenken. Brunnenkresse, Wasserkastanien und andere essbare Teichpflanzen können hier wachsen.

Eine Kräuterspirale kombiniert ein zweidimensionales Muster (eine Spirale) mit einem dreidimensionalen (einem Hügel), um eine schöne und platzsparende lebende Skulptur zu schaffen, die mehrere Mikroklimata beinhaltet.

Mit attraktivem Stein gebaut, kann eine Kräuterspirale ein augenfälliges Zentralelement jedes Gartens sein.