BREADHUNTER - Erkenntnisse aus 16 Jahren Headhunting

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BREADHUNTER - Erkenntnisse aus 16 Jahren Headhunting
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Impressum

© 2016 by Thomas Zahlten, www.breadhunter.org Written with Love in Vienna, Austria

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN: 978-3-7375-9255-0

Printed in Germany

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Breadhunting, 1999 - 2011 (S. 13 – 112) 2011 unter dem Pseudonym Johann von Zett veröffentlicht. Insights aus 12 Jahren Personalberatung. Lernen Sie mehr über den Job als Researcher und Personalberater.

2. The Breadhunter 2012 – 2014 (S. 113 – 182) Blog Artikel zu den Themen: Digitale Transformation, Social Media, New IT Tools, unaussprechliches in der Personalberatung, was jedoch viele denken, Future of Work, Startups

3. Breadhunter & Talentor 2014 – 2016 (S. 183 – 302) Blogartikel aus der Talentor Zeit als Partner Manager, teilweise in englischer und deutscher Sprache. IT Tools, Future of Work, Sales, Collaboration, Innovation.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Teil: Breadhunting (S. 13 – 112)

Erkenntnisse aus 12 Jahren Personalberatung

1999 – 2011. Best Practice aus dem

Headhunting & Direct Search in Deutschland

& Österreich. Der Auslöser für die Gründung von Breadhunter im Mai 2012 in Wien.

2. Teil: The Breadhunter 2012 – 2014 (S. 113 – 182) 1. Die 10 Top Fragen der Personaler (115-122) 2. Quo Vadis Personalberatung 2014 ? (123-137) 3. Von Einsparungen bei den Kunden, Überzogenen Honoraren der Berater und dem Willen, Nachhaltigkeit und Qualität für die Zukunft in Unternehmen zu schaffen (138-142) 4. Reise nach Jerusalem & ALLE spielen mit (143-149) 5. Wir brauchen neue CV-Formen für die Abbildung der Skills der Generation Y & der Milleninals im HR (151-157) 6. Über Veränderung, Social CRM, innovative IT-Tools & Prozessoptimierung im Business (159-167) 7. Zwei Jahre Breadhunter im Mai 2014 (169-180)

3. Teil: Breadhunter & Talentor 2014 – 2016 (S. 183 – 302)

1. Breadhunter goes Talentor (185-188)

2. Smart working & Trends of the last 6 month – a feedback (189-193)

3. Die Kunst des Headhunting – eine Mischung aus 1995 und 2015 (195-202)

4. Finding New Talentor Partners around the Globe (203-206)

5. The criteria of finding new partners for a network (207-212)

6. WAR of CRMs - Social CRMs,Xing und LinkedIn gegen oldschool CRM Systeme

(213-223)

7. Kostenverschiebungen: Bussiness 2005 vs. Smart Working 2015 - das hat sich konkret geändert (224-227)

8. Der BREADHUNTER bei Talentor seit 1 Jahr - Prost Mahlzeit ! (229-235)

9. Über die richtige Keyword-Suche bei Xing, LinkedIn, Facebook und Google Analytics, sowie Selfies (237-242)

10. Die 3 Top Skills der Headhunter - 'Berufslügner', Networker & Social Media Expert (243-248)

11. 3 Top CRM Systeme für Startups & Headhunter (249-254)

12. Keeping an international network alive

(255-259)

13. Warum die eigene App für Headhunter immer wichtiger wird (261-265)

14. Breadhunter insides: Looking back to 25 years of work (267-273)

15. How to build 25k followers on Twitter in 2 years by spending max. 45 minutes per week ! (275-276)

16. Über 'Self-Branding' Tools, warum Headhunter nicht der verlängerte Arm vom Arbeitsamt sind und was Sie pro-aktiv tun sollten bei der Jobsuche !

(277-283)

17. A short review of 2015 and welcome to our new Partner in China (285-287)

18. Das Jahr 2016 - Es geht mit Vollgas weiter bei Talentor (289-292)

19. Das perfekte Rezept ein Top-Headhunter zu sein oder zu werden (293-301)

Ausblick (S. 303 – 315)

Vita (S. 316 – 317)

Vorwort

Mit dieser Ausgabe haben Sie ein Gesamtwerk zum Thema Headhunting / Personalberatung gekauft, das einerseits biographische Erfahrungen und Beobachtungen aus 16 Jahren wiederspiegelt und andererseits alle bisher veröffentlichen Blog Ausgaben von Thomas Zahlten in Print Form vereint.

Das Werk soll Gedanken und Erfahrungen manifestieren, zum Nachdenken anregen, sowie neuen, jüngeren Generationen eine Basis sein, von der aus Sie dann ihre disruptiven, neuen Produkte und Business Modelle zur Personalberatung entwickeln können.

Wer also dieses Buch aufmerksam liest, braucht gewisse Erfahrungen in der Personalberatung nicht mehr machen und bekommt zugleich ein Gespür für das Wesentliche im Headhunting.

Alle Texte wurden nun im Februar 2016 nicht mehr überarbeitet, um so die Ansichten und den originalen Tonfall der jeweiligen Zeit wieder zu spiegeln, in denen Sie verfasst wurden.

Manches mag daher etwas sonderbar, veraltet vom Forschungsstand oder naiv klingen, man wird dadurch jedoch gleichzeitig Zeitzeuge, der jeweiligen Stimmung, in der der Text verfasst wurde. Außerdem kann man dadurch gewisse Entwicklungen in den Ansichten vom BREADHUNTER zwischen 2009 und 2015 sehen. Das Buch ist also als biographisches Zeitdokument zu sehen, das die Trends und Veränderungen im Recruiting Business der letzten Jahre aufzeigt.

Der 1. Teil – Breadhunting, wurde bereits im Sommer 2011 einmal unter dem Pseudonym: Johann von Zett bei Epubli veröffentlich (wo er immer noch erhältlich ist) und war dann der Auslöser für die Gründung von BREADHUNTER im Jahre 2012 und den Start des gleichnamigen Blogs.

Da diese Beobachtungen aus den Jahren 1999 - 2011, wie ich meine, immer noch recht gut auf den Kern unserer Glückritter-Branche zutreffen und viele Situationen aus der Personalberatung im deutschsprachigen Raum beschreiben, wurde dieser Text - unbearbeitet – hier nochmals mit aufgenommen, um möglichst viele Leser zu erreichen, die den BREADHUNTER bisher nur als Blog aus Social Media kennen.

Die im 2. Teil – The Breadhunter, genannten Tools, sollten unbedingt einmal ausprobiert werden, sofern sie noch nicht bekannt sind, denn wir befinden uns seit gut 6 Jahren inmitten einer Digitalen Transformation der Businesswelt, viele arbeiten jedoch noch nach wie vor, wie am Ende der 90er Jahre mit Excel Tabellen & eMails. Eben genau so, wie man direkt nach der Uni im 1. Job Anfang der 00er Jahre für das Business konditioniert wurde.

Die Kunst beim „smarten Arbeiten“ ist es, seine Workflows immer wieder zu adaptieren und dem technologischen Fortschritt anzupassen. Das ist zwar mühsam, weil man sich alle 1-2 Jahre neues erarbeiten muss, hilft einem dann aber erheblich im ‚Daily-Business‘.

Die Blogartikel aus dem 2. Kapitel sollen einen darauf neugierig machen, in diese neue Startup Welt einmal hinein zu schnuppern.

Um neue Apps zu bedienen ist man nie zu alt, im Gegenteil, sie erleichtern einem sogar gerade im Alter das tägliche Leben.

Das Buch richtet sich im 2. Teil deswegen auch an die Generation 50, 60, 70 + sich einen Überblick über die heutigen Möglichkeiten in der Businesswelt zu verschaffen oder um zu verstehen, womit wir 30 – 40 jährigen gerade im Berufsalltag so kämpfen.

Natürlich polarisieren einige Artikel des 2. Teils auch, bzw. werden Thematiken streifen, über die man anders denken kann oder die mancher sich denkt, aber so nicht offen aussprechen würde.

Gerade in der Personalberatung gibt es manchmal sehr sonderbare Logiken, gerade weil es eben ein recht „windiges Gewerbe“ ist, dass zu 75% auch aus Emotionen, Vertrauen und subjektiven Wahrnehmungen besteht, wie eigentlich jeder Berater Job an sich.

Neben dem Kernbusiness und den Skills, die man als Personalberater benötigt, haben wir es im HR sehr viel mit Äußerlichkeiten und Emotionen zu tun, deren Interpretation dann zu einem Ergebnis führt, das nicht immer das Beste ist, sondern dass, welches der Kunde eben haben will, weil es am besten zu Ihm und seinem Weltbild passt. Ihre Fähigkeiten, die sich sie im Laufe der Jahre im Berufsleben angeeignet haben, sind zwar schön, aber sicherlich nur zu 40% relevant, ob Sie den Job auch bekommen. Ihr Auftreten, Ihre Stimme, Kleidung, Aussehen und Beziehungen zur Businesswelt sind das Entscheidende. Natürlich gibt das keiner zu, weil es ja Diskriminierung wäre, aber letztendlich suchen wir uns oft lieber unseresgleichen als Business Partner aus oder schwächere Persönlichkeiten, anstatt wahre Vielfalt durch Typen ins Unternehmen zu bringen.

Im 3. Teil – Breadhunter & Talentor - finden Sie Blog-Artikel aus der Zeit als Partner Manager bei Talentor International in Wien, einem innovativen Headhunter Netzwerk, dass weltweit operiert und für das ich seit Sommer 2014 als Partner Manager und Head of Research arbeite, um neue Partner Firmen dafür weltweit zu gewinnen.

Das Nachwort ist als Ausblick Blogartikel vom Februar 2016 zu verstehen, der den Kreis schließen soll.

Das Buch ist chronologisch ausgelegt.

1. Teil > 1999 – 2011

2. Teil > 2012 – 2014

3. Teil > 2014 – 2016

Das Buch spiegelt zu 100% die persönliche Meinung von Thomas Zahlten wieder, die im Laufe von 16 Jahren, vielen beruflichen Projekten und dem Studium zahlreicher Bücher zum Thema gewachsen ist. Ähnlichkeiten mit Unternehmen und Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Wien, im Februar 2016

1. Teil

Breadhunting, 2009 – 2011

(S. 13 – 112)

(damals unter dem Pseudonym Johann von Zett veröffentlicht. Beobachtungen aus 10 Jahren Personalberatung)

Sittlichkeit lieben, ohne das Lernen zu lieben:

diese Verdunkelung führt zur Torheit;

Weisheit lieben, ohne das Lernen zu lieben:

diese Verdunkelung führt zur Ziellosigkeit;

den Mut zu lieben, ohne das Lernen zu lieben:

diese Verdunkelung führt zu Unordnung.

Kong Fu-Zi 500 v. Chr. (Konfuzius)

Johann Friedrich Maria

von und zu Zett:

Breadhunting

Personalberatung

Ein Brotjob mit Kopf

oder

Eine Kopfjagd fürs Brot?

Herstellung und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Auch als Einzelausgabe vom Autor erschienen:

Boo Boo Boo (1999 – 2009), Berlin 2009

Impressum

Druck & Verlag: epubli GmbH, Berlin,

www.epubli.de

Copyright: © 2011 Johann von Zett

ISBN: 978-3-8442-0757-6

Für meine 3 Mädels:

Paulina,

Mietzi

& Frau Mayer

Vorwort aus dem Jahre 2011

In den nun folgenden 65 Seiten werden Sie sich, lieber Leser, mit dem Thema Headhunting, Personalberatung und dem Berater Beruf befassen, ob es Sie interessiert, Sie selbst Berater sind oder einfach nur einen kleinen Einblick in diese Welt erhalten wollen, sei einmal dahingestellt und bleibt Ihr Geheimnis.

Bis jetzt wurden unzählige Artikel und Bücher zu diesem Thema verfasst, aber nicht alle sind lesenswert oder benennen wichtige Bereiche tiefer gehend. Zuletzt in 7 Teilen bei Spiegel Online im Sommer 2011. Die Links dazu finden Sie im Anhang und für einen Schnellüberblick zum Thema Headhunting sind sie hervorragend geeignet.

Deswegen füge ich Sie auch diesem Essay Band hinzu und erspare mir so, deren Inhalt wieder zu kauen, was wenig hilfreich wäre, beschreiben diese Artikel doch sehr gut einzelne Bereiche der Personalberatung.

Da wir in einem Zeitalter der Enthüllungen und Transparenz leben, wie nie zuvor (Wikileaks, Anonymus, etc. pp.) möchte ich gewisse ‚Insider Informationen und Gedanken’ zur Personalberatung mit Ihnen Teilen, die der breiten Öffentlichkeit bis jetzt dezent vorenthalten oder einfach totgeschwiegen wurden, um das eigene Nest nicht zu beschmutzen.

Sie tragen aber meiner Meinung dazu bei das Bild des „Sagen umworbenen Headhunters“ zu beleuchten und klare Grenzen zwischen Wischi-Waschi Beratungen und wirklichen Profis im Headhunting zu setzen.

Zudem kann Aufklärung niemandem in diesen Zeiten schaden, allein, nur um einen Überblick zu bekommen, womit man heutzutage eigentlich noch so Geld verdienen kann.

Ich selbst konnte nun 12 Jahre lang Erfahrungen in diesem Bereich sammeln, teils angestellt, teils selbständig, teils erfolglos und teils sehr erfolgreich.

Diese Grundlagen, die Quintessenz dieser Zeit soll nun dargelegt werden, als kleines zusätzliches i-Tüpfelchen zu den vielen anderen Publikationen und Ratgebern zur Personal - Suche und Auswahl, bei denen es mir manchmal so vorkam, wie wenn um den ‚Heißen Brei’ herumgeredet wird, anstatt die Dinge so zu benennen, wie Sie eigentlich sind.

Meine Beobachtungen und Eindrücke habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Sie sind als Manifest und als Meinung zu verstehen.

Ich habe dafür nur Bereiche ausgewählt, die mir persönlich als relevant erschienen oder in denen einmal ‚Tacheles’ geredet werden sollte, um sich inhaltlich deutlicher von den vielen 0815-Headhuntern, die überall wie Parasiten herumschwirren, abzusetzen und aufzuklären.

Lesen Sie nun aber selbst und amüsieren Sie sich oder ärgern Sie sich und gelangen dann vielleicht über Ihren Ärger zum Nachdenken, denn dieses Büchlein will nichts anderes, als provozieren, relativieren, den Kern der Personalberatung an sich zu Tage fördern, sowie den Blick für Top Beratungen schärfen.

Hochachtungsvoll,

Ihr

Johann Friedrich Maria von & zu Zett

Wien, im Sommer 2011

PS.

4 Jahre später erneut gelesen und immer noch für gut befunden im Februar 2016.

Ja, es hat sich nicht viel geändert am Kern der Personalberatung, HR erfindet sich immer wieder neu, schafft mal die Stellenanzeige ab, um sie dann wieder etwas später mit Pauken und Trompeten als Innovation neu einzuführen.

Breadhunting

Wir schreiben das Jahr 1999 und Johann Friedrich Maria von und zu Zett suchte einen Studentenjob und das möglichst im Warmen, in einem Büro, der auch noch gut bezahlt ist.

Er hatte von seinem 16. Lebensjahr bis zu seinem 23. Geburtstag immer wieder verschiedene Jobs gemacht, aber eben noch keinen Bürojob und da er zu der Sorte Mensch gehörte, die gerne mit dem Kopf arbeiten, schien ihm dies etwas nettes zu sein.

Die vorherigen Jobs ermöglichten Ihm in Dienstleistungsberufe und handwerkliche Bereiche hinein zu schnuppern, was einem jungen angehenden Akademiker und Intellektuellen eigentlich als Basis nie schaden kann, um nicht später in weltfremden abgehobenen Sphären zu schweben.

Ja, es war schon interessant, im nach hinein betrachtet, als Eisverkäufer, Pizzabäcker, Maler (Anstreicher, nicht Michelangelo!), Umzugshelfer, Druckereigehilfe für Ferienkataloge (man konnte sagen man arbeite im Verlagswesen oder der Touristik-Branche), Bauarbeiter, Nachtwache im Krankenhaus oder als Uhrmacher Gehilfe Zifferblätter an Kirchturmuhren zu montieren.

Diese Gedanken kamen ihm nun alle wieder in den Sinn; die Stimmung, als er auf einem Gerüst außen am Kirchturm in 40 Meter Höhe stehend über Heidelberg in die Abendsonne blickte, oder der Geruch frisch gebackener Pizza, die er aus dem Ofen holte stieg ihm wieder in die Nase und die Kunden aus dem Schwarzwald kamen ihm in den Sinn, die Pizza Fungi ohne Pilze bestellten und hinterher darauf bestanden, keine Pizza Margarita bestellt zu haben.

Er dachte an die Bauarbeiter, die neben Ihrer Bildzeitungslektüre, sowie einer Flasche Bier um 7 h morgens ihre Witzchen mit 2 Leberwurstsemmeln trieben, indem Sie diese als Brüste vor ihre eigene Brust hielten und sagten:

„Hey, Siggi, schau mal was ich für dicke Titten hab ! Hahahahahaha“.

Auch wenn man eine 200 qm große Arztpraxis zu zweit an einem Tag neu ausgemalt oder ein Restaurant eines Messestandes abgebaut hatte, wusste man am Abend, was man wirklich gearbeitet hatte.

Das war alles anstrengender, als z.B. in einem Büro bei einer Tasse Cafe und vor sich hin dudelndem Radio 2.000 Einladungen für einen Empfang der Großkunden einer Privatbank zu kuvertieren und da diese Art von Arbeit angenehmer fand, wollte er nun einen solchen Job finden.

Die Zeitung nach Jobanzeigen durchgehend, eine Woche vor Semesterbeginn im München des Jahres 1999, war er zuerst etwas skeptisch, als er dort las: „Junge, dynamische Studenten gesucht mit Telefonstimme, rhetorischen und analytischen Fähigkeiten. Bitte bewerben bei Personalberatung ...“.

Für Johann klang das eher nach einem Hausfrauen Telefonsex Job, oder irgendeinem Telemarketing-Staubsauger-Verkaufsgeschäft, aber er bewarb sich trotzdem telefonisch und bekam einen Vorstellungstermin, selbst, wenn er noch nicht recht wusste, was Ihn da erwarten würde, denn unter Headhunting und Personalberatung konnte er sich nicht recht etwas vorstellen. Hätten Sie das im Jahre 1999 gekonnt ?

Wie denn auch, hatte er bis zu seinem 23. Lebensjahr nur mit Schule, Büchern, Reisen und Freunden aus dem geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Bereich zu tun gehabt.

Die Arbeitswelt erschloss sich damals für Ihn zum einen in Form diverser Dienstleistungs- und Arbeiter-Nebenjobs, welche sein ästhetisches Empfinden von Arbeit extrem trübten und zum anderen in Form einer geisteswissenschaftlichen Professoren Welt von der Kunsthochschule seines Vaters.

Er kannte kurz gesagt nur Proleten oder Intellektuelle und Künstler, die bei seinen Eltern ein und aus gingen, bei Abendgesellschaften, 1001 Diaabenden, Geburtstagsfeiern und Vernissagen.

Ihm war zwar bewusst, dass man sein Geld durch körperliche oder geistige Arbeit verdienen konnte und deswegen war Ihm natürlich die geistige Arbeit lieber, zumal ihn die Künstler, Architekten, Medienwissenschaftler und Kunst Experten irgendwie stärker inspirierten, wenn er ihren Erzählungen oder Buchanalysen am Esstisch als Kind gespannt lauschte. Später erst lernte er mit großem Erstaunen durch Freundinnen aus unterschiedlichen sozialen Schichten kennen, dass sich Menschen beim Essen über banale Dinge wie das Wetter, die Nachbarn oder den in den Garten scheißenden Hund stundenlang unterhalten konnten, anstatt über Bücher, Reisen, Filme oder Ausstellungen.

Eine Erfahrung, die ebenfalls, wie die Dienstleistungsjobs, prägend und erschütternd zugleich für Ihn war. Reden um des Redens Willen. Austausch von Stimme, anstatt von sinnvollen Gedanken.

Doch nun zurück zum Personalberatungs-Studenten-Job.

Er betrat pünktlich um 11 h, einer völlig normalen Zeit für einen Studenten, das Büro einer Münchner Personalberatung, die sich in einem schönen Altbau in der Nähe des legendären Löwen Bräu Kellers befand, über 2 Etagen erstreckte und war sofort, da er ein hohes ästhetisches Verständnis in sich trug, gleich von dieser Arbeits-Umgebung angetan.

Er schaute also weniger auf den Inhalt seiner Arbeit, als auf die Umgebung seines Arbeitsumfeldes und das gefiel ihm jedenfalls sehr gut. Man spürte regelrecht, dass da Geld vorhanden war, allein die Kaffee-Pad Maschine von Illy Cafe, war 1999 etwas ganz besonderes, wenn auch nicht gerade sehr Umweltfreundlich. (Nespresso eroberte dann die Welt etwas später…) Ähnlich sollte es Ihm 10 Jahre später ergehen, als zu einer renommierten Personalberatung in der historischen Wiener Altstadt wechselte.

Auch hier stand das Ambiente und die Lage des Büros, sowie die Sympathien zu den Chefs und Kollegen, mehr im Vordergrund, als der Inhalt seiner Arbeit als Researcher.

Sie war eigentlich nur ein Brotjob, der ihm zwar locker von der Hand ging, ihn aber eigentlich geistig etwas unterforderte.

Trotzdem war er ein sehr guter „Breadhunter“, wie er sich gern nannte, denn das Suchen von Fach- und Führungskräften war seit 12 Jahren sein Brotjob, der seinen Kühlschrank füllte, die zahlreichen Amazon Buchbestellungen finanzierte und ihm Reisen in ferne Länder während seinem Orientalistik Studium von 1999 – 2007 erst ermöglichte.

Wir können also abschließend sagen, dass Personalberater / Headhunter oder auch „Breadhunter“ im innersten Kern größtenteils ästhetisch, finanziell motiviert sind und gerne mit Menschen arbeiten.

Sie mögen das schnelle Geld, schicke Accessoires, Autos, exotische Urlaube, mechanische Uhren und Mode, und dieser Job bietet einem die Möglichkeit, durch Kommunikation gepaart mit etwas Schlitzohrigkeit, auf eine einfache, schnelle Art und Weise Geld zu verdienen, wofür manch anderer 2-3 Monate hart arbeiten muss.

Das trifft natürlich heutzutage nicht mehr so oft auf Headhunter zu, da sie zu viele geworden sind und sich gegenseitig um Aufträge streiten, wie die Hyänen um das Aas, Preis dumpen und zu Glückrittern geworden sind im Business Menschenhandel, aber Mitte / Ende der 90er Jahre war dem durchaus so. Und genau das prägte sein Bild von Headhuntern & Personalberatung.

Zurück zum Vorstellungsgespräch in München.

Er erfuhr also nun, was es mit Headhunting / Personalberatung so auf sich hatte, dass man Mitarbeiter in höheren Management Positionen für andere Firmen suchte, abwarb, analysierte und nach diesem aufwendigen Verfahren letztendlich auch besetzte und dafür dann von einem Kunden viel Geld bekam. Sehr viel Geld.

Dies verwunderte Ihn etwas, wusste er doch von Intellektuellen, Journalisten, Kunst-Professoren und Architekten, dass sie Monatsgehälter zwischen 4.000 und 10.000 € erhielten, und nun bekam diese Firma für einen erfolgreichen Suchauftrag, der meistens in 2 Monaten abgeschlossen war, 40.000 € Honorar.

Dafür, dass man qualifizierte Mitarbeiter findet, gibt es so viel Geld ? Hm, das war ja hochinteressant !

Und noch interessanter waren die Methoden, wie diese Mitarbeiter ‚gefunden’ wurden.

 

Und das ging so, wie Ihm die Personalberaterin eröffnete: Einerseits wurde immer eine Stellenanzeige geschaltet, andererseits gab es den so genannten Research, was sich erstmal toll anhört, weil’s Englisch ist.

Dieser Research telefonierte mit unterdrückter Rufnummer und mit Hilfe von Lügengeschichten in Firmen hinein, um die dort arbeitenden Spezialisten ausfindig zu machen, anzusprechen und zum Wechseln zu bewegen.

Das einzige, das dabei ein wenig das eigene schlechte Gewissen beruhigte war (man musste ja nun für Geld täglich mehrere Stunden lügen!), dass man dem Arbeitnehmer etwas Gutes tat, indem man Ihm einen neuen, besseren Job verschaffte, dem Arbeitgeber jedoch, die Mitarbeiter klaute, sofern diese unzufrieden waren und sich in diesem Betrieb nicht mehr weiterentwickeln konnten.

Also ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits war der Arbeitgeber selber schuld, wenn Ihn seine Mitarbeiter verließen, andererseits gibt es in jedem Unternehmen einmal schwierige Zeiten und dann kann man eigentlich als Chef keine Anrufe von Headhuntern gebrauchen, die einem auch noch die Mitarbeiter ‚wegklauen’.

Wir haben also hier, wie überall in der Wirtschaft, das ureigene Prinzip der Tierwelt von Fressen und Gefressen werden.

Als er seinem damals 80 jährigen Opa, der 1 x pro Jahr aus Südamerika zum Oktoberfest nach München kam, von seinem neuen Job erzählte, war dessen erste menschliche und auch logische Reaktion:

„Und dafür bekommst Du Geld, mein Junge?! Ich würde Dir die Ohren lang ziehen für so etwas !“

Es war Erstaunen und Missmut in seiner Stimme gewesen und zeigt deutlich den Wertewandel unserer Gesellschaft. Für den Opa, der als Unternehmer viele wirtschaftliche Hoch- und Tiefphasen erlebt hatte, war es unbegreiflich, wie man dafür, dass man Firmen mit Lügengeschichten anruft, um dort dann die Mitarbeiter auszuspionieren und zum Jobwechsel zu bewegen, ein Gehalt und bei Erfolg auch noch einen Bonus erhalten kann.

Was war los in dieser Welt ?

Menschlich-moralisch gesehen hatte er absolut Recht, wenn er diese Machenschaften verurteilte, selbst wenn er nur der Opa war.

Headhunting ist eigentlich genauer betrachtet eine Art Parasitentum, dass zwar Personalabteilungen viel Arbeit abnimmt, aber dafür Summen kassiert, die nicht immer in Relation zur Qualität der Arbeit stehen. Mal bekommt der Kunde zu viel für sein Geld und ist immer noch nicht zufrieden und mal bekommt er Steine für Gold verkauft und freut sich noch darüber.

In keinem anderen Job ist das, was man bekommt, so wenig greifbar und verifizierbar, wie in der Personalberatung und das liegt daran, dass man eben mit Menschen, Emotionen und nicht mit Produkten arbeitet.

In Zeiten in denen die Wirtschaft boomt und viele neue Experten gesucht werden, sitzt bei den Kunden das Geld lockerer, denn Budgets müssen verbraucht werden, um nicht im Folgejahr gekürzt zu werden. Gerade die Jahre von 1994 bis 2001 waren ‚Golden Times’ für die Personalberatungs- Branche und Jahresumsätze von 600.000 € und mehr waren pro Berater durchaus an der Tagesordnung in München.

Die Tagessätze von Unternehmensberatern will ich an dieser Stelle gar nicht erst benennen.

Nun ein kleines Rechenbeispiel für den Leser, dem dieser Bereich völlig fremd ist, um zu verdeutlichen, wie viel Geld bei diesem eigentlich recht simplen Job im Spiel ist, wenn man es richtig anstellt und die Zeiten ‚gut’ sind:

Als Studentenjob im Research, war ein Grundgehalt von 1.800 € netto für 60 Stunden Arbeit pro Monat (15 Std. pro Woche!) durchaus normal zuzüglich 5.000 € Bonus 1 x pro Jahr oder mehr.

Ganz andere Dimensionen also für einen Studenten, als wenn man für 8,- € pro Stunden im Cafe, als Babysitter oder Nachhilfelehrer schuftet. (bei gleicher Stundenzahl: Hier stehen sich 640 € und kein Bonus beim normalen Studi Job und 1.800 € + 5.000 € Jahres Bonus im Headhunting gegenüber !)

Wenn ein Personalberater brutto 500.000 € Jahresgehalt erwirtschaftet, sind 50.000 € pro Jahr für einen guten Research, der 75 % der Arbeit macht, da er ja die Kandidaten sucht, findet und dann auch noch verifiziert und anspricht, nicht der Rede wert und ein gutes Geschäft.

Hier kommen wir nun zu einem weiteren wichtigen Punkt der Arbeitsverteilung und den zwei Säulen der Personalberatung.

Diese zwei Säulen sind: ein Netzwerk für die Akquisition von neuen Aufträgen, sowie die Fähigkeit einen guten Research machen zu können, also ein detektivischer ‚Berufslügner’ zu sein, der durch Schlagfertigkeit Gespräche für sich entscheidet.

Der Rest drum herum ist eigentlich nur schmückendes, aufgeblasenes Beiwerk, dass vor Kunden die Honorare rechtfertigt, aber im eigentlichen Sinn keine außerordentlichen Fähigkeiten von einem abverlangt, wenn man ein kommunikativer Mensch mit gesundem Hausverstand ist.

Ist man verklemmt, hat kein Netzwerk, keine Sozialkontakte, keine Schlagfertigkeit beim Reden und nicht die Schläue eines Fuchses, so ist man nicht für den Job des Headhunters geboren, eigentlich ganz einfach.

Dies ist jetzt vielleicht alles etwas drastisch vereinfacht formuliert und wenig diplomatisch, aber es ist alles auf den Kern der Personalberatung einmal herunter gebrochen, um dem Leser auf einfache Art und Weise zu verdeutlichen, was Headhunting & Personalberatung eigentlich im Kern ist und macht.

Zusätzlich gilt, wie eben so oft im Leben, ohne gutes Marketing und Kontakte, ist man nichts.

Hat man sich jedoch als Marke etabliert oder ist von der Persönlichkeit her einfach ein ‚Typ’ (z.B. wie der Personalberater Georg Unger in Wien), so geht vieles leichter im Leben und auch der Personalberatung. Das Volk vertraut einem, es gilt das Ehrenwort. Die Auftraggeber stehen Schlange, wie für das neue IPad.

Die langfristige Herausforderung ist es, die Qualität der Marke zu halten, die sie einmal hatte und verspricht weiterhin zu haben. Dies gelingt manchen Unternehmen und anderen nicht.

Der Wandel vom leuchtenden Stern zum erlöschenden Kometen vollzieht sich in der Personalberatung schneller, als man vermuten möchte.

Man kann schnell oben sein, aber auch genauso schnell wieder ganz unten. „Hire and Fire“ wie im Showbiz ist an der Tagesordnung.

Hat man heute als zwei Mann Beratung 2-3 Großkunden mit denen man 1,5 Mio € Umsatz p.A. macht, werden morgen vielleicht schon die Personalentscheidungen im Headoffice im Ausland getroffen, dort ein lokaler Headhunter engagiert, der zufällig der Freund der Tochter des Personalchefs ist und schon ist man erst einmal draußen.

Eigentlich ist die Vitamin B Sache im Business nichts Neues und funktioniert in vielen Branchen, aber andererseits ist es auch schade, dass die Qualität oft nach dem Vitamin B kommt und Qualität und Erfahrung heutzutage, nicht immer als die besten Marketing Konzepte verstanden werden. Was zählt ist oft nur die Fassade, also mehr Schein als sein.

Recruiting ist Marketing !

Wer die Kontakte hat und bei Kunden smart rüberkommt, einen Minirock dabei trägt(nicht als Mann versteht sich), aber fachlich „nichts auf der Pfanne“ hat, bekommt trotzdem den Auftrag, das ist in der Baubranche so und beim Headhunting oder im Sales manchmal nicht anders.

Kommen wir nun zur Person des Idealen Beraters im Vergleich zu unfertigen Prototypen, Blendern und Hausfrauen-Personalberatungen, die es auch haufenweise am Markt gibt, um den Blick des Lesers auf die Unterschiede zu lenken.

Einen echten Mercedes zu bekommen, muss das Ziel beim Autokauf (Beauftragen des richtigen Headhunters) sein, aber nicht überall wo Mercedes draufsteht, ist auch ein Benz drin.

Wie das geht, dass man keinen Trabbi im Mercedeskostüm bekommt, lesen Sie im nun folgenden Teil, in dem die Unterschiede zwischen dem „Idealen Berater“ und dem „Schaumschläger“ Berater herausgearbeitet werden.

Als kleiner Tip vorweg:

Der sicherste Weg dabei ist altbekannt:

Sich nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken lassen und das Hirn einschalten, hilft ‚echte’ Berater von ‚Schaumschlägern’ zu unterscheiden.

Der ideale Berater:

Er ist im Alter von 45 und 65 Jahren.

Hat mindestens 15 Jahre Berufserfahrung in einer der Branchen, die er als Headhunter vertritt, ist Akademiker, smart, locker, analytisch und mit allen Wassern gewaschen, hat eine nette Frau, die Ihm den Rücken frei hält und hat sich zwischen 25 und 35 ausgetobt, was Frauen und Partys betrifft.