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Thomas Häring

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Fabel-Haft: Adolf, das Rentier

Mehrchen

Siegi und Ingi

Der ewige Zweite

Impressum neobooks

Fabel-Haft: Adolf, das Rentier

Es war ein bitterkalter Winter, bereits der dritte in Folge und die Rentiere waren schon lange unterwegs gewesen. Wie immer hatten die trächtigen weiblichen Rentiere die Herde angeführt, doch unter sie hatte sich auch Adolf, das Rentier, gemischt und so war er der einzige männliche Vertreter seiner Gattung in der Führungsriege. Am Ende erreichten fast alle Rentiere wohlbehalten die Küste, der Frühling brach an und es war vollbracht. Adolf, das Rentier, hatte sich erstmals als Anführer bewährt. Mit der Zeit langweilte sich Adolf und wollte dem öden Treiben entfliehen, also verließ er das kleine Land, in dem er geboren worden war und versuchte sich im Nachbarland. Dort war alles viel größer und aufregender. Schon bald fand Adolf, das Rentier, seine ersten Kameraden, die da waren: Rudolf, das Rindvieh, Heinrich, die Ratte, Joseph, das Stinktier und Hermann, der Pfau. Adolf erzählte ihnen von seinen großen Taten und weihte sie in seine gigantischen Pläne ein. Adolf erläuterte: „Wir alle sind Tiere der arktischen Rasse. Wir sind dazu bestimmt zu herrschen, aber wir werden unterdrückt. Unser größter Feind, das Welthundetum, bedroht uns und will uns an der Herrschaft hindern. Doch wir werden die Hunde zerfleischen, diese Bestien werden wir ausrotten. Erst einmal brauchen wir Lebensraum im Osten, denn wir sind die nordische Rasse und da im Westen und Süden schon bald das Meer kommt, gibt es für uns nur diesen einen Weg. Die Schweine, die im Osten leben, sind eine minderwertige Rasse, wir Arktier sind dazu bestimmt, über sie zu herrschen und sie zu unterdrücken. Denn schon der berühmte Hahn Charles Darwin hat herausgefunden, daß es auf jedem Misthaufen nur einen Gockel geben kann und daß in unserer Welt der Tiere das Gesetz des Stärkeren gilt. Und die Stärkeren, das sind immer wir.“

Seine Freunde waren ganz begeistert von dieser Theorie. Nun galt es, die Tiere im ganzen Land davon zu überzeugen und dafür zu sorgen, daß sie Adolf, das Rentier, zu ihrem Platzhirschen wählten. Doch erst einmal gab es eine schreckliche Niederlage: Adolf war zu ungeduldig gewesen und hatte mit seinem Geweih durch die Wand gewollt, war aber in jener Wand steckengeblieben und wurde eingesperrt. Fünf Jahre lang hätte er eigentlich im Tierheim bleiben müssen, doch schon nach neun Monaten kam er wegen guter Führung, was für einen geborenen Führer natürlich selbstverständlich war, vorzeitig frei. Während der Haft hatte Adolf seine Memoiren diktiert, denn er wollte schließlich Diktator werden und Rudolf, das Rindvieh, hatte alles auf der Schreibmaschine mitgetippt. So versuchte Adolf mit seinen Kampfgenossen ein weiteres Mal sein Glück. Joseph, das Stinktier, beleidigte und besudelte die animalischen Konkurrenten Adolfs und gut neun Jahre nach seinem Putschversuch wurde Adolf, das Rentier, der Platzhirsch des großen Landes. Rudolf, das Rindvieh, wurde Adolfs Stellvertreter; Hermann, der Pfau, wurde Reichstagspräsident; Joseph, das Stinktier, bewarf nach wie vor alle Feinde und Ungläubige so lange mit Dreck, bis etwas hängen blieb und Heinrich, die Ratte, durfte Lager bauen lassen, in denen die Hunde und Schweine, sowie die Pferde, Esel, Enten, Katzen und Fische gequält wurden. Sogar Rentiere, Rindviecher, Ratten, Pfaue und Stinktiere kamen manchmal in die Lager, aber nur, wenn sie frech gewesen waren oder böse Sachen über den Platzhirschen verbreitet hatten. Jener räumte erst einmal gründlich auf, zwang alle Tiere zu arbeiten und ließ Gesetze machen, welche einzig und allein gegen die Hunde gerichtet waren. Immer mehr Hunde wurden schikaniert, Manche von ihnen verließen entnervt das Land.

Adolf, das Rentier, hatte sich in Eva, die Hirschkuh, verliebt, doch das durfte niemand erfahren. Joseph, das Stinktier, hatte zwar eine Ehefrau und sechs Junge, ging aber trotzdem oder deswegen ständig fremd. Er war inzwischen Reichspropagandaminister geworden und fabrizierte täglich mehr Lügen als wenig später nach ihm die Bold-Zeitung. Hermann, der Pfau, fiel überall auf, weil er sich mit so vielen Federn schmückte und weil er so fett und drogensüchtig war, daß kein weibliches Tier seinem Charme entkam. Heinrich, die kurzsichtige Ratte, dagegen, kümmerte sich vorbildlich um die Vernichtung lebensunwerten Lebens und war außerdem der Chef der Affen-SS und Rudolf, das Rindvieh, stand immer nur blöd in der Gegend rum. Einst hatte Adolf, das Rentier, einen guten Freund gehabt, nämlich Ernst, den rosaroten Panther. Jener liebte alle männlichen Tiere, was Adolf nie gestört hatte, bis Ernst ihm eines Tages lästig wurde und er ihn deshalb ermorden ließ. Auch rosarote Panther kamen in die Lager. Irgendwann wurde es Adolf zu langweilig und er beschloß, mit dem Feuer zu spielen. Das funktionierte einige Jahre ganz gut, denn die Platzhirschen aus den anderen Ländern nahmen das Rentier nicht sonderlich ernst und unterschätzten es auf der ganzen Linie. Irgendwann war Schluß damit und es gab einen großen Krieg. Adolfs hochgerüstete Tiere überrollten die Nachbarländer im Nu und der Platzhirsch freute sich bereits über den totalen Sieg, so daß er sogar den Mut besaß, Josef, die Schlange aus dem Riesenreich, anzugreifen. Derweil war Rudolf, das Rindvieh, auf eine Insel getrabt und hatte dort einen Waffenstillstand aushandeln wollen. Jedoch hatte man ihn sofort verhaftet, weil man Angst vor BSE hatte. Adolf, das Rentier, tobte fürchterlich und verfluchte Rudolf, das Rindvieh, auf das Heftigste. Der Krieg aber ging weiter.

Immer wieder hatten feindliche Tiere versucht, den Platzhirschen umzubringen, doch das mißlang jedes Mal aufs Neue. Joseph, das Stinktier, geiferte Gift und Galle durch die Radios, die in allen Ställen standen. Schön langsam wendete sich das Kriegsglück und Adolf mußte erkennen, daß er wohl doch nicht die größte Feldmaus aller Zeiten war. Zwar hatten seine Kampftiere mal einen Kontinent besetzt gehabt, doch inzwischen waren sie inkontinent und ließen Vieles durchsickern. Josef, die Schlange, schlug gnadenlos zurück und irgendwann hatten alle begriffen, daß es vorbei war. Adolf, das Rentier und Eva, die Hirschkuh, die ihren Adolf kurz vor ihrem Tod sogar noch heiraten durfte, weil’s eh schon wurscht war, töteten sich ebenso wie Joseph, das Stinktier und dessen ganze Familie. Hermann, der Pfau, wurde von einem Gericht der Siegertiere zum Tode verurteilt und brachte sich vorher noch schnell um und Heinrich, die Ratte, fand ebenfalls ein tödliches Ende. Nur Rudolf, das Rindvieh, blieb am Leben, das er einsam und allein im Gefängnis verbringen mußte. Nach seinem Tod wurde er zum Märtyrer und alle Jahre wieder pilgerten Tausende von braunen Ratten zu seinem Grab. Josef, die Schlange, aber, lispelte ständig mit doppelter Zunge und verschluckte den Osten von Adolfs ehemaligem Reich. Außerdem verführte er die Staaten um sein Riesenreich herum mit giftigen Äpfeln dazu, ihm zu folgen und seinen Befehlen zu gehorchen. Ihm gegenüber stand ein amerikanischer Elefant, der Zeit seines Lebens viel herumtrötete und jede Menge Porzellan zerdepperte. Jahrzehntelang belauerten sich der Elefant und die Schlange, bis Letztere plötzlich starb, weil sie selber zu viele giftige Äpfel gefressen hatte und so spuckte sie Ostdeutschland wieder aus.

Mehrchen

Der häßliche Prinz

Es war einmal ein Prinz, der war so häßlich, daß alle Spiegel zerbarsten, wenn er in ihre Nähe kam. Alle im Land wußten das, ganz besonders seine Eltern, denn die hatten ihr Kind gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Jedoch hatte sich niemand gefunden, die/der ihn bei sich aufnehmen und großziehen hatte wollen und das, obwohl die Königsfamilie der-/demjenigen das halbe Königreich versprochen hatte. Daß der König reich war, stand außer Frage, aber er war sehr unglücklich, denn ein Vaterschaftstest hatte ergeben, daß er tatsächlich der Vater des Scheusals war, weshalb er den Arzt zur Strafe enthaupten hatte lassen.

So vergingen die Jahre und der Prinz wurde immer häßlicher. Alle Leute, denen er über den Weg lief, mußten sich aufgrund seiner Häßlichkeit übergeben und irgendwann sah er sich selbst in einem Teich, dessen Wasser sich sogleich bräunlich verfärbte. „Ein Königreich für eine Schönheitsoperation!“ rief der häßliche Prinz, doch sein Vater entgegnete: „Da kommt mir ja die Guillotine wesentlich billiger“, woraufhin sich sein Sohn schnell verzog.

Eines Tages hatte der König fürchterliche Geldprobleme, da er sich an der Achse der Börsen mächtig verspekuliert hatte. Also beschloß er, sein Schloß zur Touristenattraktion zu machen und seine Frau, ihr Name war Ness, war damit einverstanden. So wurde also das ganze Schloß umgebaut und entwickelte sich zu einer Tousristenhochburg. Höhepunkt des Aufenthalts in der Königsherberge war der obligatorische Besuch beim „Ungeheuer von Loch Ness“, als das man den häßlichen Prinzen tituliert hatte. Die Einnahmen sprudelten.

 

Irgendwann hatte der König wieder so viel Kohle wie früher, so daß er mit dem Bergbau beginnen konnte. Allerdings gab der häßliche Prinz keine Ruhe und forderte nach wie vor eine Schönheitsoperation. Da sprach der König zu ihm: „Sohn, Du bist unsere größte Touristenattraktion. Die Leute kommen aus dem ganzen Land hierher zu uns, weil sie noch nie so etwas Häßliches wie Dich gesehen haben. Du wirst als „Ungeheuer von Loch Ness“ in die Geschichte eingehen.“ Daraufhin begann der Sohn fürchterlich zu weinen und rief: „Vater! Das ist doch kein Leben! Wie soll ich mit dieser Brechreiz-Visage jemals eine Frau bekommen? Außerdem kann ich doch so später nicht Dein Nachfolger werden.“ „Mach’ Dir da mal keine Sorgen, mein Junge! Das habe ich schon geregelt. Unser Hausdiener wird nach meinem Tod der neue König werden, denn Dein Gesicht können wir unseren Untertanen tatsächlich nicht zumuten. Und das mit der Frau wird auch schon noch. Weißt Du, in erster Linie kommt es bei einem Menschen auf die inneren Werte an: Cholesterinwerte, Leberwerte, Cholerawerte und solche Sachen. Irgendwann wirst auch Du die Frau Deines Lebens finden, ich hoffe nur, daß ich das nicht mehr miterleben muß.“ Danach ging der König und kotzte in einen Kübel, denn ihm war fürchterlich übel. „Unglaublich, aber wahr! Mein Sohn wird von Tag zu Tag häßlicher“, dachte er sich und war froh darüber, den Hoffotografen einst rausgeschmissen zu haben.

So vergingen viele Jahre und eines Tages verirrte sich eine blinde Frau an den Hof des Königs. Da erkannte der häßliche Prinz den Wink des Schicksals und heiratete sie, da sie der einzige Mensch auf der ganzen Welt war, der bei seinem Anblick nicht kotzen mußte. Andere Blinde vor ihr hatten den Test nicht bestanden. Und so lebten sie blind vor Liebe bis an ihr Lebensende.

Ein Babe namens Schweinchen

Es war einmal ein Baby, das in die Zukunft sehen konnte. Alle Ereignisse, die noch geschehen würden, konnte es vorhersagen, doch leider war es nicht in der Lage zu reden. Später war diese Fähigkeit nur noch hin und wieder vorhanden und weil das Baby als Zweijähriges immer so perverse Witze machte, nannten es seine Eltern Schweinchen.

Viele Jahre später war Schweinchen erwachsen und eine wunderschöne Frau geworden. Eines Tages traf sie auf einen Zauderer namens Ähdmund, der andauernd „äh“ sagte, weshalb sie schnell weiterrannte und ihm nicht ihre Stimme gab, denn er hätte sie sonst ährledigt. Wenig später lief ihr ein Zauberer über den Weg, welchen sie bewundernd anschaute und Sekunden später auch ansprach: „Wow! Du hast ja einen großen Stab.“ „Na ja, der war auch nicht ganz billig“, gestand der Zauberer verlegen lächelnd. „Ach so, Du hast ihn vergrößern lassen“, kombinierte Schweinchen und erst da merkte der Zauberer, daß sie überhaupt nicht seinen Zauberstab meinte, da sie ja andauernd auf seine Hose starrte. „So eine versaute Frau finde ich nie wieder“, sagte sich der Zauberer, nahm sie und nahm sie danach mit zu sich nach Hause. Es dauerte nicht lange, bis Schweinchen ihre hellseherischen Fähigkeiten wiederentdeckte, womit sie ihrem Mann aber mit der Zeit gewaltig auf den Sack ging. „Nein, Schweinchen, heute hältst Du mal den Mund und schluckst erst mal runter, Du dauergeiles Weib. Bist ja schlimmer als Schneeflittchen, obwohl, die treibt es ja mit sieben Zwergen auf einmal. Brrrrrh! Oder dieser Oberförster, der Kinderschänder. Immer nur hinter Rotkäppchen her. Wenn die wüßte, daß er der böse Wolf ist. Jedenfalls sagst Du mir heute nicht im Voraus, was alles passieren wird.“ Da hielt Schweinchen beleidigt ihren verklebten Mund und verkroch sich in ihr Bettchen. Der Zauberer dagegen freute sich auf den ersten Tag seit Langem, an dem er mal nicht wußte, wen er alles treffen und was alles geschehen würde. Es war ein großartiger Tag für ihn.

So beschloß er, daß Schweinchen fortan wieder ihren Mund halten mußte, was ihr als Frau natürlich überhaupt nicht gefiel. Sie wurde schwer depressiv und wollte nichts mehr kaufen. Tag für Tag lungerte sie fortan zuhause vor dem Fernseher herum und schaute statt in ihre Glaskugel entweder in die Röhre oder in Weinflaschen. Bald war sie zum Fernsehjunkie und zur Alkoholikerin geworden. Dem Zauberer war das egal, er hatte genug zu tun.

Doch es kam der Tag, an dem er wütend ins Haus stapfte und einen Brief auf den Tisch warf. „Scheiß Finanzamt! Als Selbständiger bist Du die ärmste Sau! Solche Schweine! Schweinchen, hör zu! Wir können uns Deine Sauferei und Dein Dauerglotzen nicht mehr leisten. Mit einem von Beidem muß ab sofort Schluß sein“, verlangte der Zauberer. „Aber dieses beschissene Fernsehprogramm ist nur unter Alkoholeinfluß zu ertragen“, erwiderte Schweinchen deprimiert. „Na gut, dann muß halt mit Beidem Schluß sein. Scheiß EGZ! Aber es hilft nichts. Aus und vorbei.“ Es folgten fürchterliche Tage für Schweinchen, sie weinte ohne Ende und wurde nüchtern. Aber dann hatte sie eine tolle Idee. Sie besann sich auf ihre übernatürlichen Kräfte und eröffnete ein Wahrsage-Studio. Von überall her kamen die Leute zu ihr und brachten ihr eine Menge Geld, um alles über ihre eigene Zukunft zu erfahren. Schweinchen wurde reich und verdiente bald mehr als ihr Mann, der Zauberer. Doch das machte dem überhaupt nichts, denn jetzt hatte er endlich eine versaute und glückliche Frau, ein Babe namens Schweinchen.

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