Von Anmerkung und Geisterhand

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A10: Am Stammtisch

Geisterhand Da die Eingangstür der eckigen Eckkneipe der Hochs an der Ecke lag, gelangte man logischerweise an einer Ecke in den Raum.

Und hatte Hasan Ibrahim Rahman eben noch erwähnt, dass gerade aufgrund des Alkoholausschanks ein Betreten dieser gastronomischen Einrichtung nicht in Frage käme, so war dies das eine. Zusätzlich jedoch sollte auch noch die ständig stickige Luft erwähnt werden, die durch den enormen Nikotinkonsums entstand. Sicherlich ein weiteres Argument für Hasan Ibrahim Rahmans Fernbleiben von diesem Ort.

Hinzu kommt, dass es sich um eine eher kleinere Kneipe handelte. Direkt links vom Eingang eine Nische, der Rest des Raumes erstreckte sich nach rechts, frei nach dem Motto: “Ecke hin, Ecke her.”

In der Nische ein großer Tisch mit ein paar Stühlen und eine Eckbank, die bis unter den Fenstern auf dieser Seite reichte; dahinter zwei Türen, die zu den Toiletten führten.

An jenem Freitagabend hockten unter anderem drei Herren am Stammtisch, welche in feucht- fröhlicher Manie Skatkarten droschen. So, und jetzt du mal wieder, mein Lieber.

Anmerkung Als ob ich nicht schon dabei wäre.

Geisterhand Ein ganz besonderes Pläsir!

Anmerkung Wenn du ‚s wenigstens einmal nicht sagen würdest.

Geisterhand Tust ja gerade so, als ob ich mich nicht beherrschen könnte.

Anmerkung Wenden wir uns lieber den drei Herren zu. Mit dem Rücken zum Eingang auf dem Eckbankteil, auf welchem man am Kopf des Stammtisches hockte, Pfarrer Kühnert.

Pfarrer Kühnert war im besten Mannesalter, na ja, so um die sechzig. Von normaler Gestalt, die in einem schlichten schwarzen Anzug gesteckt war, krawattenlos wohlgemerkt, war sein graues, leicht gekräuseltes Haar noch recht voll. Aus seinem Mund eine Pfeife rankte.

Auf der Eckbank unter dem Fenster Großbürgermeister Klein. Ungefähr zehn Jahre jünger wie der Pfarrer konnte auch sein eleganter brauner Anzug nicht verhehlen, dass er ganz ordentlich Bauch angesetzt hatte. Längst hatte er sich der Jacke entledigt, indem er sie neben sich auf die Eckbank gepfeffert hatte. Die Ärmel des feinen, hellblauen Hemdes hochgekrempelt und fast immer mit einer Zigarette im Mund, während er jedes Mal vor dem Ausspielen mit den Fingern einer Hand eine Streubewegung über die Karten in der anderen Hand machte.

Bliebe der Dritte im Bunde, welcher kein Geringerer war wie Herr Langhorn, seines Zeichens Direktor der Schule neben Abrahams Antiquitätenladen. Nicht nur der graue Haarkranz des Schmächtigen deutete auf sein Alter jenseits der sechzig. Beziehungsweise auf eine baldige Pensionierung. Vor seiner Nase ein Aschenbecher, der mit Kippen geradezu überquoll. So dass der mit grauen Stangenhose und weißem Hemd Bekleidete sich zum Beispiel auch mal genötigt sah, ihn in die Hand zu nehmen, und zur Theke zu schwenken.

Direktor Langhorn Anne! Mach mal leer!

Anmerkung Und dann noch inmitten einer hoffnungslos verrauchten Kneipe der Vierte am Stammtisch. Und zwar gegenüber dem Pfarrer an der anderen Kopfseite, mit dem Rücken zu den Toiletten.

Hierbei handelte es sich nämlich um einen Grundschüler. Gerade mal zehn besuchte er die vierte Klasse jener Schule. Fritzi selbst ein kleiner, schmächtiger Lausbub in flockigen Jeans und in einem schwarz-weiß gestreiften T- Shirt. Und umso später es wurde, umso häufiger linste gerade Langhorn zu dem Jungen herüber, durchaus mit beunruhigtem Blick.

Direktor Langhorn Allmählich wird es wirklich Zeit für dich.

Geisterhand Fritzi schaute von der Beschreibung einer Spielesammlung auf, in die er die ganze Zeit schon seine Nase vergraben hatte. Auf dem Tisch vor ihm neben einem leeren Apfelsaftglas die dazugehörige Spielesammlung, aus welcher lediglich das Schachbrett fehlte, einschließlich den Steinen.

Ungewöhnlich, dass der Junge selbst zu jener vorgerückten Zeit in der Kneipe verweilte, war es eigentlich nicht. Nein, eigentlich war er fast jeden Tag, was natürlich einen faustdicken Grund hatte; und zwar Anne, ihres Zeichens die Tochter des Hauses. Mit ihr befreundet, gingen die beiden zudem in die gleiche Klasse.

So gänzlich von der Hand zu weisen schien Direktor Langhorns Einwand dennoch nicht zu sein; zudem war es draußen inzwischen dunkel.

Direktor Langhorn Hast du überhaupt gehört, was ich zu dir gesagt habe?

Fritzi Almenhörner Ja, ja.

Direktor Langhorn Dass du überhaupt noch hier bist.

Fritzi Almenhörner Aber mein Vater hat es mir erlaubt. Außerdem will ich noch was mit Anne spielen.

Geisterhand Am Tresen hatte sich jemand zum Stammtisch gedreht; stumm freilich, stumm. Dieser Jemand war freilich kein Geringerer wie Kalman Almenhörner, seines Zeichens Fritzis Vater. Mehr zu ihm gleich.

Direktor Langhorn Das ist mir mehr wie ein Dorn im Auge.

Pfarrer Kühnert Womöglich auch noch Monopoly.

Fritzi Almenhörner Ist doch gar nicht im Schachtel drin.

Großbürgermeister Klein Jetzt seien sie doch heut mal auch nicht so pingelig. Ist doch Freitag.

Direktor Langhorn Was hat dies denn damit tun? Außerdem hat die Anne jetzt sowieso keine Zeit!

Großbürgermeister Klein Kein Wunder, wenn sie andauernd Ihre Aschenbecher leeren muss.

Fritzi Almenhörner Die kommt doch gleich.

Direktor Langhorn Na, hoffentlich.

Pfarrer Kühnert Warum legen Sie jetzt eigentlich die Herz- Zehn aus?

Direktor Langhorn Oh!

Pfarrer Kühnert Ist das nicht eigentlich Ihr Spiel?

Direktor Langhorn Verdammt!

Großbürgermeister Klein Und Herz als Trumpf ausgeben.

Direktor Langhorn Kein Wunder, wenn man abgelenkt wird.

Pfarrer Kühnert Na, dann werde ich wohl oder übel mit dem Herz- As drüber gehen müssen.

Direktor Langhorn Verdammt und zugenäht!

Großbürgermeister Klein Dann will ich auch mal nicht so sein, und den Herz- König beisteuern.

Pfarrer Kühnert Tja, lieber Herr Langhorn. Die nächste Runde geht wohl auch auf Ihren Deckel.

Direktor Langhorn Mehr wie ein Dorn.

Großbürgermeister Klein Kann man jetzt auch nichts mehr dran ändern.

Direktor Langhorn Anne, wo du nur bleibst?

Pfarrer Kühnert Dann können Sie für mich gleich ein Korn mitbestellen.

Großbürgermeister Klein Für mich auch. Schließlich gleiches Recht für alle.

Direktor Langhorn Wie darf ich denn das schon wieder verstehen?

Pfarrer Kühnert Dass die Anne auch noch ein Kind ist.

Geisterhand An dieser Stelle erfolgte ein zweites stummes Zunicken vom Tresen. Beziehungsweise von Kalman Almenhörner.

Direktor Langhorn Aber das ist doch was völlig anderes.

Großbürgermeister Klein So?

Pfarrer Kühnert Wo er Recht hat, hat er Recht.

Großbürgermeister Klein Sogar noch arbeitet.

Fritz Almenhörner Find ich auch! Und mit mir schimpft man. Nur weil ich was spielen will.

Pfarrer Kühnert Wer gibt jetzt eigentlich?

Direktor Langhorn Trotzdem was anderes. Schließlich muss ja jemand die Aschenbecher leeren.

Großbürgermeister Klein Ja, ja natürlich.

Direktor Langhorn Natürlich ist mir das Ganze durchaus ein Korn im Auge.

Pfarrer Kühnert Meinten Sie nicht “Dorn im Auge”?

Direktor Langhorn Mehr wie das!

Geisterhand Wenden wir uns nun mal von der Eingangstüre rechts zu, wo sich der weitaus größere Teil des Lokals befindet.

Ein schmaler Mittelgang trennt eine Reihe von vier kleineren, quadratförmigen Tischen, die sich an der Wand langzieht, beziehungsweise parallel zur Theke. Zwischen der Eingangstür und dem ersten der vier Tische noch ein nicht unwesentlicher Bestandteil für das Kneipenleben hier, nämlich der Zigarettenautomat. Der in der Regel heiß läuft, gerade an so einem Freitagabend. Na, und von nichts kommt ja bekanntlich nichts, die stickige Luft, der blaue Dunst.

Der erste Tisch war noch frei, an dem zweiten Tisch Gunnar Günsch, und zwar mit dem Rücken zur Wand, so dass er zur Theke schauen konnte. Außerdem diesmal in ziviler Kleidung, wenn man so wollte. Auf seinem Tisch ein Riesenglas mit Orangenlimo, dazu ein gemischter Salat, in dem er gelangweilt herumstocherte, während er ständig zum Tresen herüberschielte, nicht ohne dabei den Hals zu verrenken. Nein, anders man dies nicht bezeichnen hätte können.

Gunnar Günsch Amalie! Wo ist eigentlich mein Salamibrot?

Amalie Hoch Noch in der Küche.

Gunnar Günsch Ich warte jetzt schon seit einer halben Stunde.

Amalie Hoch Nur keine Sorge.

Geisterhand Zwei an Tisch drei: einer ein alter Bekannter aus unseren früheren Geschichten; der andere hingegen ein neues Gesicht.

Anmerkung Der mit dem Rücken zum Tresen Zugewandte Otto Wieschensriether; der Koloss von einem Mann führte in eine der Hinterhöfe unserer Vorstadt eine Malerwerkstätte. Seine Gestalt war so groß und so gewaltig, dass man befürchten musste, dass das Hemd, welches er trug, zu bersten drohte. In der Vorstadt eilte Otto ein Ruf nach, und zwar dass er zumindest nicht immer alle Neune beisammenhätte. Ob dies im Zusammenhang mit einem Jugenderlebnis von ihm, bei welchem er einmal einer Theateraufführung von “Tristan und Isolde” beiwohnt, zu sehen war?

 

Ihm Gegenüber ein relativ kleiner Mann namens Lal X Bandana. Der schwarzhaarige, dunkelbraune Typ war seines Zeichens Malermeister wie Otto Wieschensriether. Allerdings führte er seine Werkstätte im Zentrum, welches wenige Kilometer entfernt von unserer Vorstadt. Dies war das eine. Das andere war, dass Bandana über wesentlich mehr Mitarbeiter verfügte als Otto Wieschensriether, welcher neben einen einzigen Gesellen niemand mehr hatte.

Geisterhand Im Grunde grenzte es beinahe schon an ein kleines Wunder, dass die beiden an einem Tisch saßen; denn bei der Vergabe der Maler- und Sanierungsarbeiten für das neue Islamische Zentrum bekam am Ende Lal X Bandanas Firma den Zuschlag. Obwohl Otto Wieschensriether nach der Ausschreibung doch zuerst vorstellig war. Doch die Verhandlungen für die Vergabe waren für ihn alles andere wie ein Pläsir.

Ein kleiner Ausschnitt aus diesen Gesprächen möge verdeutlichen, warum es am Ende soweit gekommen war. Beziehungsweise nicht.

Hasan Ibrahim Rahman Seien Sie recht herzlich Willkommen!

Otto Wieschensriether Oh!

Hasan Ibrahim Rahman Na, denn mal raus mit der Sprache! Was können Sie uns bieten!

Otto Wieschensriether Oh, Fremdling!

Hasan Ibrahim Rahman Was!

Otto Wiesenschriether Oh, Fremdling aus dem fernen Orient!

Hasan Ibrahim Rahman Na, hören Sie mal, was soll das!

Otto Wieschensriether Eure schmucken Kammer!

Hasan Ibrahim Rahman Ich lebe seit über fünfunddreißig Jahren in Deutschland.

Otto Wieschensriether Oh, Saladin!

Hasan Ibrahim Rahman Was!

Otto Wieschensriether Der Bote Saladins!

Hasan Ibrahim Rahman Wird ja immer schöner!

Otto Wieschensriether Der Kamele Treiber!

Hasan Ibrahim Rahman Also, jetzt reicht es!

Otto Wieschensriether Oh, entzürnt ihr seid?

Hasan Ibrahim Rahman Das geht zu weit. Entschieden zu weit. Raus mit Ihnen!

Otto Wieschensriether Entzürnt! Welch Schmach!

Geisterhand Hasan Ibrahim Rahman deutete auf die Tür, wie man es unmissverständlicher nicht hätte machen können.

Hasan Ibrahim Rahman Bei Ihnen scheint wohl etwas locker zu sein!

Geisterhand Doch statt zu gehen, warf sich der Koloss auf den Boden, so dass er vor dem neuen Iman kniete.

Otto Wieschensriether Euer Gram! Welch Schmach! Verzeihet mir!

Geisterhand Doch am Ende musste dann doch Otto Wieschensriether gehen, und den Zuschlag bekam mit Lal X Bandana ein Mitbewerber für die angestandenen Renovierungsarbeiten. Welche er mit seinem Team zügig erledigte, und vor allem zur Zufriedenheit der muslimischen Auftraggeber.

Das Mittagsmahl nahm Lal X Bandana in dieser Zeit zumeist in der Hochkneipe ein, so dass er auf diese Weise diese Lokalität kennenlernte.

Otto Wieschensriether jedoch verübelte Lal X Bandana, dass er ihm letztlich den durchaus lukrativen Auftrag weggeschnappt hatte, so dass es, wie gesagt, an ein Wunder grenzte, dass die beiden zusammensaßen. Allerdings verloren sie kein Wort mehr über jenen Auftrag. Stattdessen rankte auf ihrem Tisch ein Mühlebrett, welches Otto aus dem Schachtel von Fritzi entnommen hatte. Allerdings schien er auch hierbei nicht von Glück beseelt, auch wenn die Beiden noch gar nicht richtig angefangen hatten.

Lal X Bandana Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn wir ein paar Runden spielen. Nur.

Geisterhand Ja, nur?

Lal X Bandana Warum würfeln Sie eigentlich?

Otto Wieschensriether Des Glückes hold. Eine Vier.

Geisterhand Worauf Wieschensriether gleich vier schwarze Steine wild auf das Spielbrett setzte.

Lal X Bandana Außerdem beginne doch ich. Oder haben wir dies nicht ausgemacht?

Männliche Stimme von Tisch vier Vor allem beeilt euch.

Geisterhand Auch der war noch allein, und es war kein Geringerer wie Leonid Zimmermann. Der ja bekanntermaßen schon vorhin dies Lokal hier betreten hatte, weshalb er mittlerweile beim vierten oder fünften Weinschorle angekommen sein dürfte.

Leonid saß mit dem Gesicht zur Wand, und er wartete eigentlich jetzt schon die ganze Zeit auf seinen Schachpartner. Was wohl seine Eingebung zum Nachbartisch begründete; denn das Schachbrett sich auf der Rückseite des Mühlespiels befand.

Lal X Bandana Hat ja wohl sowieso keinen Sinn.

Fritzi Almenhörner Wer spielt jetzt mit mir?

Otto Wieschensriether Welch Freud!

Fritzi Almenhörner Doch nicht mit Ihnen!

Otto Wieschensriether Oh, Knäbelein!

Fritzi Almenhörner Ich gebe Ihnen gleich Knäbelein!

Lal X Bandana Und ich dachte, du wolltest mit deiner Freundin spielen?

Fritzi Almenhörner Die hat ja noch keine Zeit.

Direktor Langhorn Manche müssen halt noch was tun.

Anne Hoch Stimmt allerdings!

Otto Wieschensriether Knäbelein!

Fritzi Almenhörner Oh, Mann!

Pfarrer Kühnert Mach dir nichts draus. Wer kommt raus?

A11: An den anderen Tischen

Geisterhand Als die Tür sich öffnete, scheinbar wie von Geisterhand.

Anmerkung Was!

Geisterhand Na ja. Nicht immer ganz unbescheiden bleiben.

Anmerkung Also gut, und was ist jetzt mit der Tür?

Geisterhand Gleich zwei Personen eintraten. Wobei wir die eine heute auch schon kennengelernt haben.

Anmerkung Also zunächst zur anderen.

Geisterhand Pläsir?

Anmerkung Bei der anderen Person handelte es sich um einen türkischen Mitbewohner unserer Vorstadt. Im Gegensatz zu seinen Landsleuten konnte er an dem ersten Freitagsgebet in der neuen Moschee nicht teilnehmen. Begründung: er hatte einfach nicht frei gekriegt. Denktas Yilmaz, wie sein Name war, arbeitete übrigens als Baggerfahrer auf der Erddeponie, zu welcher heute eigentlich auch Berry Weckerknecht wollte.

Yilmaz war schon etwas älter, so um die sechzig, und lebte schon lange in Deutschland. Das Haar des kleinen Mannes, der in der Kneipe stets in einem schlichten, dunkelgrauen Anzug und in einem schlichten, weißen Hemd erschien, war zwar noch voll, doch tief ergraut. Nicht zuletzt waren es Falten und Furchen im Gesicht, die von Alter zeugten.

Yilmaz ist Wittwer, seine Frau verlor er vor Jahren nach einem schweren Krebsleiden. Seither sucht er beinahe jeden Abend die Hochkneipe auf. Ohne Ausnahme nahm er immer gleich am ersten Tisch Platz, stets mit dem Rücken zur Wand, wo er zu Abend aß; dies waren meistens ein paar Kartoffeln oder Klöße mit ein wenig Fleisch und Gemüse; dazu Tee, denn Yilmaz trank kein Alkohol. Nein, eher mit den Zigaretten er es hatte, vor allem nach dem Mahl.

Darüber hinaus war er wortkarg, um nicht zu sagen sehr wortkarg. Bis auf die Bestellung und beim Begleichen der Rechnung sagte er während seines Aufenthalts nichts- na sagen wir mal, fast nichts.

Wer zeitgleich mit ihm eingetreten war, war Olias Frech. Und da der Tresen gut gefüllt war, und es eigentlich auch unüblich war, dass sich jemand den freien Platz vor Yilmaz einnahm, blieb dem Polizisten fast nichts anderes übrig, als sich mit dem zweiten Tisch zu begnügen.

Gunnar Günsch Manche fragen ja wenigstens vorher.

Geisterhand Doch Olias Frech saß bereits.

Olias Frech Das ist ja das Gute an mir. Dass ich eben nicht frage.

Amalie Hoch Olias? Ein Bier?

Olias Frech Na klar, schließlich habe ich jetzt Dienstschluss.

Gunnar Günsch Wo bleibt jetzt eigentlich mein Salamibrot?

Amalie Hoch In der Küche. Du siehst ja, was hier los ist.

Olias Frech Wieso bestellst du eigentlich nicht mal was anderes?

Gunnar Günsch Weil’ s dich einen Scheißdreck angeht.

Olias Frech Ich meine, wo du doch den ganzen Tag nichts anderes frisst.

Gunnar Günsch Meine sind aber nicht so gut wie die hier.

Olias Frech Dann nimm ich heut mal ‘ne Currywurst, Amalie.

Gunnar Günsch Da! Sieh mal an!

Lal X Bandana Kann ich nur empfehlen!

Amalie Hoch Kann aber dauern. Otto Wieschensriether Schon wieder eine Vier!

Lal X Bandana Mann!

Geisterhand Amalie Hoch, die Dame des Hauses, hat auf eine Untertasse mit kochend heißen Wasser und einem Teebeutel auf den Tresen gestellt. Anne Hoch, die zehnjährige Tochter des Hauses, kletterte daraufhin auf die Fußstange des Tresens. Während sie sich mit einer Hand festhielt, so gut wie es eben ging, jonglierte sie mit einer Hand die heiße Tasse nach unten. Mit beiden Füßen wieder auf den Boden, welche die Kneipe bedeuteten, brachte sie es nun vorsichtig mit beiden Händen an den Tisch von Yilmaz.

Amalie Hoch Heute Fleischkäse, Denktas?

Geisterhand Der sich gerade eine Zigarette drehte.

Denktas Yilmaz Nein. Nix gut.

Geisterhand Im Gegensatz zu manch anderen Türken hier bei uns und trotz der vielen Jahre, welche er nun schon hierzulande lebte, waren seine deutschen Sprachkenntnisse noch immer recht überschaubar.

Amalie Hoch Was dann? Spiegeleier vielleicht?

Denktas Yilmaz Ja. Diese gut.

Geisterhand Worauf Amalie in die Küche nach hinten rief.

Amalie Hoch Einmal Spiegeleier mit Kartoffeln.

Denktas Yilmaz Mit Brot.

Geisterhand Nun eine weibliche Stimme, die sich am Tresen meldete: “Und einmal mit Kartoffeln“.

Amalie Hoch Madeleine, du auch?

Geisterhand Kurzerhand Amalie wieder nach hinten rief.

Amalie Hoch Zweimal Spiegeleier. Einmal mit Kartoffeln und einmal mit Brot.

Gunnar Günsch Aber zuerst mein Salamibrot!

Lal X Bandana, Olias Frech, Leonid Zimmermann Oh weh!

Amalie Hoch Dazu gibt es etwas Gemüse nach Art des Hauses.

Gunnar Günsch Gemüse? Zu meinem Salat?

Lal X Bandana, Olias Frech, Leonid Zimmermann Oh weh!

Otto Wieschensriether Des Glückes hold.

Lal X Bandana Jetzt lass doch den Scheiß, wenn du es sowieso nicht kannst.

Otto Wieschensriether Der Worte garstig!

Lal X Bandana Hat keinen Sinn mit dir! Einfach nicht!

Otto Wieschensriether Garstig!

Fritz Almenhörner Dann kann ich das Brett ja eigentlich wiederhaben.

Leonid Zimmermann Moment mal! Immerhin bin ich auch noch da.

Lal X Bandana Leute, wisst ihr was! Ich hab eine andere Idee!

Leonid Zimmermann Und er dürfte ja in jedem Augenblick kommen.

Lal X Bandana Ich lass jetzt einfach mal ‘ne Runde springen.

Geisterhand Hinter dem Tresen an den Bierhähnen.

Dimitri Hoch Sicher?

Lal X Bandana Ich wüsste keinen Grund, warum ich nicht sicher sein sollte.

Dimitri Hoch Eine komplette Runde? Für alle?

Lal X Bandana Schließlich habe ich auch gut verdient.

Otto Wieschensriether Des Darbens nahe!

Lal X Bandana Um nicht zu sagen, extrem gut!

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