Christusliebe

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Christusliebe
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Die Bibelstellen sind nach der im gleichen Verlag erschienenen „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.

© 1. Auflage 2022 der eBook-Auflage by

Christliche Schriftenverbreitung

An der Schloßfabrik 30

42499 Hückeswagen

www.csv-verlag.de

Umschlaggestaltung:

Sonja Faschinger www.sonja-faschinger.at

eBook-Erstellung:

ceBooks Verlag Alexander Rempel

In der Klaus 18

52379 Langerwehe

www.ceBooks.de

ISBN 978-3-89287-273-3 (eBook)

ISBN: 978-3-89287-423-2 (Buch)

Inhalt

Impressum

Ein Wort vorab

Unveränderliche Liebe

Zu viele Bücher für diese Welt

ergebung für Unwissende

Verheißung für Glaubende

Versorgung für Heilige

Verlassenheit des menschensohnes

Verlangen nach Trinken

Vollendung des Werkes

Vertrauen im Sterben

Gaben vor Gott bringen

Wie durch ein Teleskop

Mit aufgedecktem Angesicht

Aus dem Fresser kam Fraß

Die erste Weissagung

Zwei großartige Wörter

Der Tod ist im Topf

Das verborgene Manna

Er will und Er kann

Absolut heilig

Er überragt alles

In seiner Liebe bleiben

Viele verschiedene Vorbilder

Vom Geist Gottes gezeugt

In der Hälfte der Tage

Schuldlos schuldig

Von Angesicht zu Angesicht

Eine beeindruckende Niedrigkeit

An Ihm scheiden sich die Geister

Im Anfang war das Wort

Die richtige Blickrichtung

Gewaltsam wie der Tod

Viele Vorbilder – eine Erfüllung

Es geht um Ihn!

Die Worte über dem Kreuz

Wie ein Apfelbaum

Das vollkommene Beispiel

Keine Rücksicht

Präzise und vielseitig

Die stadtbekannte Sünderin

Er erscheint in Herrlichkeit

Zwei unterschiedliche Szenen

Er blieb am Kreuz

Von Gottes Sohn geliebt

Zum Gedächtnis

Ein besonderer Platz

Eine unwiderstehliche Beweisführung

Der Ort für sein Haupt

Er sah die Verwesung nicht

Ein schwerer Weg

Ein besonderer Tag

Eine besondere Begräbnisstätte

Eine göttliche Trilogie

Wo aber ist das Lamm?

Von der Erde erhöht

Steigende Bewunderung

Motivation zum Dienst

Leben und Lehre

Völlige Abhängigkeit

Ein herrlicher Preis

Vor dem Hintergrund des Versagens

Ausgezeichnet vor Zehntausenden

Eine Akzentverschiebung

Gespräch am Jakobsbrunnen

Licht und Finsternis

Die Tränen des Sohnes Gottes

Schreiende Steine

Drei übernatürliche Zeichen

Eine lautlose Herrlichkeit

Geöffnete Schleusen der Gnade

Das schlafende Schwert

Was Er für Sünder getan hat

Das Speisopfer

Hoheit in Knechtsgestalt

Anerkannt groß

Bald ist es soweit

EIN WORT VORAB

Die Bibel zeigt uns die vielfältigen Herrlichkeiten Christi, die aus seinem Leben und Sterben hervorleuchten. Wenn wir uns damit beschäftigen, werden wir glücklich und dankbar. Gleichzeitig wächst unsere Liebe zu Christus, der uns zuerst geliebt und sich am Kreuz für uns hingegeben hat.

Dieses Buch will durch 75 Andachten jeden Christen anspornen, mehr auf den Herrn Jesus zu sehen und sich täglich im Sonnenschein seiner Liebe aufzuhalten. Das wird nicht ohne Auswirkungen für unser Leben bleiben: Unsere oft so trägen Herzen werden für Ihn brennen und wir können etwas von seiner Herrlichkeit widerspiegeln.

Christus hat uns geliebt

und sich selbst für uns hingegeben.

Epheser 5,2

Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.

1. Johannes 4,19

UNVERÄNDERLICHE LIEBE

Christus – der vollkommene Bräutigam


Ich bin meines Geliebten,

und nach mir ist sein Verlangen.

Hohelied 7,11

Salomo war ein begnadeter und eifriger Dichter. Er verfasste 3000 Sprüche und 1005 Lieder (1. Kön 5,12). Von seinen Sprüchen sind viele erhalten geblieben, von seinen Liedern nur ein einziges: das „Lied der Lieder“, auch Hohelied genannt.

Dieses Lied zeigt eindrücklich die Liebe zwischen der Braut Sulamith und ihrem Bräutigam Salomo. Dabei fällt auf, dass die Liebe der Braut nicht so reif und beständig ist wie die Liebe des Bräutigams. Diesen Unterschied wollen wir jetzt etwas näher beleuchten. Wir tun es unter dem Blickwinkel, dass die Braut auf uns und unsere mangelnde Liebe hinweist, während der Bräutigam ein Bild des Herrn Jesus ist, der uns stets mit vollkommener Liebe umgibt.

 

Die Worte

Die Worte der Braut nehmen in diesem Bibelbuch einen deutlich größeren Raum ein als die Worte des Bräutigams. Sie kommuniziert nicht nur mit dem Bräutigam, sondern auch viel mit anderen, zum Beispiel mit den Töchtern Jerusalems (Hld 1,5.6; 5,16 etc.). Der Bräutigam dagegen redet ständig zu seiner Geliebten und offenbart ihr seine Liebe. Lediglich zweimal wendet sich der Bräutigam nicht an seine Braut (Hld 5,1b und 6,8.9). Zeigt uns das nicht, wie sehr der Bräutigam die Braut liebt und wie viel ihm daran liegt, dass sie um seine Liebe weiß?

Unsere Herzen sind oft nicht völlig auf den Herrn Jesus ausgerichtet. Das können unsere Worte auf verschiedene Weise offenbar machen. Er aber ist uns immer zugeneigt und unermüdlich bemüht, unsere Herzen auf sich und seine Liebe zu lenken (vgl. 2. Thes 3,5).

Die Erfahrungen

Was wir soeben gesehen haben, wird noch klarer, wenn wir einen weiteren Unterschied zwischen Braut und Bräutigam ins Auge fassen: Die Braut ist immer wieder mit sich und ihrer Vergangenheit beschäftigt, in der nicht alles glattgelaufen ist. Sie redet von ihren vielfältigen Erfahrungen, die sie gemacht hat, als der Bräutigam nicht an ihrer Seite war (Hld 1,5; 3,1-5; 5,2-8).

Bei dem Bräutigam ist das anders. Alles dreht sich bei ihm um die Braut. Am Tag der Vermählung ist er nicht mit seiner herrlichen Prachtsänfte und seiner schönen Krone beschäftigt, sondern ihn fesselt die Schönheit seiner Braut (Hld 3,9-4,1). Und als die Braut vor seinen Ohren davon spricht, dass sie den Ertrag ihres Weinbergs – immerhin 1000 Sekel Silber – ihrem Bräutigam geben möchte, geht er darauf gar nicht ein. Er will nicht die Silbersekel sehen, sondern ihre Stimme hören (Hld 8,12.13).

Wir sind zu oft mit uns selbst und unseren schmerzlichen Erfahrungen beschäftigt. Wir sollten mehr von uns und von allem anderen wegsehen, hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens (Heb 12,2).

Der Herr Jesus zeigt uns vollkommen, was es bedeutet, völlig zu lieben. Besonders deutlich wird das in den letzten Stunden seines Lebens auf der Erde. Als der Heiland darüber bestürzt war, dass einer seiner Vertrauten Ihn überliefern würde, sagte Er zu den Jüngern: „Euer Herz werde nicht bestürzt“ (Joh 13,21; 14,1). Und als Er verhört wurde und Ihn viele hasserfüllte Augen anstarrten, blickte Er seinen gestrauchelten Jünger Petrus an und bahnte ihm damit den Weg zur Wiederherstellung. Am Kreuz hängend, betete Er für seine rücksichtslosen Feinde, sorgte für seine Mutter und tröstete den bußfertigen Schwerverbrecher mit der Aussicht auf das himmlische Paradies. Das ist selbstlose Liebe!

Das Aussehen

Von der Braut lesen wir, dass sie einen Makel hat: Sie beklagt die starke Bräunung und Verbrennung ihrer Haut, die sie sich bei unfreiwilligen Arbeiten in den Weinbergen zugezogen hat (Hld 1,5). Von dem Bräutigam aber wird gesagt, dass er „weiß und rot“ sei; er sieht gesund und vital aus, die Sonne hat ihn nicht verbrannt (Hld 5,10; vgl. Klgl 4,7.8). Der Bräutigam redet jedoch niemals über das, was ihn an der Braut stören könnte. Er sagt vielmehr: „Ganz schön bist du, meine Freundin, und kein Makel ist an dir“ (Hld 4,7).

Wir wissen, dass wir nicht makellos sind. Die Sünde ist in uns und wir alle straucheln oft (1. Joh 1,8; Jak 3,2). Die Spuren unseres Versagens können wir nicht leugnen. Der Herr Jesus, der selbst völlig ohne Makel ist, übersieht gewiss nicht die Flecken und Runzeln seiner Braut (Eph 5,27). Aber ist es nicht die Freude seines Herzens, uns immer wieder durch sein Wort auf die herrliche Position hinzuweisen, in die Er uns durch sein vollkommenes Opfer gebracht hat (vgl. Heb 10,14; Eph 1,4)? Und nicht nur das: Seine Liebe stellt auch gern das heraus, was in unserem Leben zu Gottes Ehre ist. So sagte Er zu den Jüngern, nachdem sie sich gestritten hatten, wer für den Größten zu halten sei: „Ihr seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen“ (Lk 22,28). Diese Liebe ist heute ebenso bereit, jede moralische Schönheit in den Seinen anzuerkennen!

Die Erkenntnis

Die Braut weiß manchmal nicht, wo sich ihr Bräutigam befindet. Sie fragt darum nach, wo er in der Mittagszeit weidet, wo er lagert (Hld 1,7). Zweimal irrt sie sogar zu später Stunde in der Stadt umher, wo sie ihren Geliebten verzweifelt sucht (Hld 3,1-3; 5,6-8). Der Bräutigam ist nicht unwissend – er weiß immer, wo sich seine Braut aufhält, und im passenden Augenblick taucht er auf. Der Bräutigam ist offensichtlich völlig mit den Gedanken und Gewohnheiten seiner Geliebten vertraut.

Weil wir die Gedanken unseres Herrn nicht gut verstehen, irren wir manches Mal durchs Leben, ohne die enge Gemeinschaft mit Ihm zu genießen. Wir gehen, wie die Emmaus-Jünger, niedergeschlagen durch die Zeit. Doch Er kennt uns, ist mit allen unseren Wegen vertraut und sucht die Gemeinschaft mit uns. Dabei drängt Er sich nicht auf: Er wartet darauf, dass wir Ihm die „Türe öffnen“ (vgl. Hld 5,2.4; Lk 24,28.29; Off 3,20).

Die Beständigkeit

Bei der Braut sehen wir Fortschritte: Sie lernt, die Liebe des Bräutigams immer mehr wertzuschätzen. Drei Stellen aus dem Hohelied zeigen ihr Wachstum: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet“ (Hld 2,16). Und: „Ich bin meines Geliebten; und mein Geliebter ist mein, der unter den Lilien weidet“ (Hld 6,3). Schließlich rückt das, was sie in ihm hat, aus dem Gesichtskreis: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen“ (Hld 7,11).

Wir sehen bei der Braut nicht nur, dass ihre Liebe sich entwickelt, sondern auch, dass ihre Liebe schwankt. So sagt sie einerseits zweimal zu den Töchtern Jerusalems, dass sie vor Liebe krank sei (Hld 2,5; 5,8); andererseits lesen wir zwischen diesen Worten, dass sie wenig liebevoll ihren Bräutigam abweist, der erwartungsvoll an die Tür ihres Hauses klopft und um Einlass bittet (Hld 5,2).

Bei dem Bräutigam bemerken wir weder Wachstum in der Liebe noch erkennen wir Schwankungen: Die Flamme seiner Liebe brennt beständig mit voller Intensität (vgl. Hld 8,6.7). Als seine Braut ihm aus Bequemlichkeit die Tür nicht öffnet, gibt er ihr sofort ein deutliches Zeichen seiner Liebe (Hld 5,5). Und als die Braut ihn einige Zeit später findet, macht er ihr keine Vorwürfe, sondern spricht wertschätzende Worte zu ihr, die denen entsprechen, die er vor ihrer Zurückweisung geäußert hat (siehe Hld 6,4-9; vgl. Hld 1,15; 4,1-5).

Wenn wir an wechselhafte Liebe denken, gehen unsere Gedanken rasch zu dem Apostel Petrus. Dieser Mann war „krank vor Liebe“, als er seinem Herrn Treue bis in den Tod schwor und Ihn mit dem Schwert in aussichtsloser Lage verteidigen wollte. Doch gerade er war es auch, der seinen Herrn dreimal schmählich verleugnete und keinen Funken Liebe zeigte. Als der Meister ihn nach seiner Auferstehung dreimal fragte, ob er Ihn liebe, antwortete er schließlich traurig: „Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe“ (Joh 21,17). Es ist, als würde Petrus sagen: „Ich habe dich lieb, obwohl ich das nicht gezeigt habe und es für niemand sichtbar war. Aber weil du allwissend bist, erkennst du unter dem Schutt meines Versagens doch meine Liebe, die du durch deine eigene Liebe in mir entfacht hast.“ Auch wir sollten solche Empfindungen haben, denn unsere Liebe ist oft kalt, schwankend und manchmal unsichtbar.

Aber die Liebe des Herrn Jesus ist unveränderlich, denn Er ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit (Heb 13,8). Die Liebe, die Er heute zu uns hat, ist die Liebe, die Er „gestern“ am Kreuz gezeigt hat und mit der Er uns bald in der Herrlichkeit ewig umgeben wird. Nur wenn wir in seiner Liebe bleiben, wird unsere Liebe zu Ihm wachsen und nicht mehr so vielen traurigen Schwankungen unterworfen sein.


ZU VIELE BÜCHER

FÜR DIESE WELT


Was Christus alles getan hat

Es sind aber auch viele andere Dinge,

die Jesus getan hat, und wenn diese einzeln

niedergeschrieben würden, so würde, denke ich,

selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen.

Johannes 21,25

Am Ende des Evangeliums nach Johannes sagt der Apostel, dass es unmöglich gewesen wäre, alles aufzuschreiben, was der Herr Jesus getan hat. Die Welt wäre nach seiner Überzeugung zu klein, um die daraus hervorgehenden Bücher fassen zu können.

Die meisten Dinge, die der Herr Jesus getan hat, sind uns unbekannt. Wir wissen nur, dass sich in allen seinen Handlungen die gleiche moralische Herrlichkeit und Vollkommenheit gezeigt haben muss. Mehr können wir dazu nicht sagen. Denn der Glaube nimmt nicht nur an, was Gott gesagt hat, sondern respektiert auch sein Schweigen.

In der Bibel ist alles zu finden, was wir wissen müssen, was wir für unseren Glaubensweg benötigen. Ihr Umfang ist beschränkt – doch ihr Reichtum unergründlich. Wollen wir uns nicht neu aufmachen, uns mit diesem faszinierenden Buch und mit der wunderbaren Person des Herrn Jesus zu beschäftigen?

ERGEBUNG FÜR UNWISSENDE

Das erste Wort Christi am Kreuz

Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte

genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen auf der rechten, den anderen auf der linken Seite. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Sie verteilten aber seine Kleider unter sich und warfen Lose darüber.

Lukas 23,33.34

Worte, die jemand in den letzten Stunden seines Lebens sagt, sind von besonderer Bedeutung. Das gilt auch für unseren Herrn Jesus Christus. Wir finden in den Evangelien sieben „Worte“, die Er am Kreuz auf Golgatha gesprochen hat: drei Aussprüche vor den drei Stunden der Finsternis, einen während der Finsternis und drei nachher.

Als der Herr Jesus ans Kreuz genagelt wurde, muss ein furchtbarer Schmerz durch seinen Körper gegangen sein. Und doch betete Er direkt nach der Erhöhung aufs Kreuz – noch bevor seine Kleider von den Soldaten verteilt wurden – um Vergebung für die, die sich an seinem Tod schuldig gemacht haben. Das waren in erster Linie die Juden mit ihren eifersüchtigen und kaltblütigen Anführern.

Der Herr begründete seine Bitte um Vergebung damit, dass seine Feinde nicht wussten, was sie taten. Sie waren deswegen nicht unschuldig, aber sie waren unwissend und verstanden nicht, dass Jesus von Nazareth „der Herr der Herrlichkeit“ ist (Apg 3,17; 1. Kor 2,8). Weil sie in Unkenntnis handelten und der Herr in Gnade für sie betete, konnte das sofortige Strafgericht Gottes ausbleiben.

Durch die Fürbitte Christi wurde das Volk der Juden quasi von dem Status von Mördern in den Status von Totschlägern versetzt. Während Mörder nach dem Gesetz Moses getötet werden mussten, konnten Totschläger dem Bluträcher entkommen. Dazu mussten sie sich zu einer der sogenannten Zufluchtsstätten begeben. Dort waren sie sicher vor der Ausführung der Todesstrafe (4. Mo 35).

So wurde das Volk der Juden nicht unmittelbar von Gott gerichtet, sondern ihnen konnte nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn und dem Herabkommen des Heiligen Geistes das Evangelium der Gnade Gottes verkündigt werden. Diese wunderbare Botschaft nahm ausgerechnet in der Stadt ihren Anfang, die mit dem Blut des Gottessohnes befleckt ist: Jerusalem (Apg 1,8).

Wer persönlich in den Genuss der Vergebung der Sünden kommen will, muss Buße tun und an den glauben, der in der größten Not um Gnade für seine Feinde und Peiniger gebetet und das Werk der Sühnung am Kreuz vollbracht hat. Von dem Kreuz auf Golgatha, das das Böse des Menschen völlig offenbar gemacht hat, strömt bis heute Vergebung und Gnade für Sünder hervor!

VERHEIßUNG FÜR GLAUBENDE

Das zweite Wort Christi am Kreuz

Einer aber der gehängten Übeltäter lästerte ihn und sagte: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns! Der andere aber antwortete und wies ihn zurecht und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan. Und er sprach zu Jesus: Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst! Und er sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.

 

Lukas 23,39-43

Der gekreuzigte Jesus wurde mehrfach von den Umstehenden aufgefordert, sich selbst zu retten, um seine Macht als Messias zu demonstrieren. Einer der mit ihm Gekreuzigten stimmte in diesen Hohn ein und wünschte sich zugleich die Rettung aus den eigenen Qualen. Der andere Verbrecher, der zunächst ebenfalls gespottet hatte (Mt 27,44), ergriff daraufhin das Wort und verteidigte den stillen Dulder in der Mitte.

Seine Worte sind bemerkenswert und zeigen, dass Gott in seiner Seele gewirkt hat: Er ehrt Gott, verurteilt sich selbst und anerkennt die Sündlosigkeit Jesu. Im Rachen des Todes versteht sein Glaube, dass Jesus einmal wiederkommen und in seinem Reich regieren wird. „Gedenke meiner, Herr“, sagt er vertrauensvoll, „wenn du in deinem Reich kommst.“

Doch die Antwort des Herrn geht weit über diese Bitte hinaus! Der reumütige Verbrecher wollte, dass der Herr an ihn denken würde, wenn Er in dem kommenden Zeitalter auf der Erde sein Reich gründen würde. Stattdessen sollte er noch am selben Tag mit dem Herrn Jesus zusammen im himmlischen Paradies sein! „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Morgens war dieser Mann ein zum Tode Verurteilter, der Christus lästerte. Mittags war er jemand, der die Gnade Christi erlebte. Und abends war er in der Herrlichkeit bei dem, an den er in den letzten Stunden seines Lebens geglaubt hatte! Er war eine Frucht der Mühsal der Seele dessen, der am Kreuz unter die Gesetzlosen gerechnet wurde und der seine Seele in den Tod ausgeschüttet hat (Jes 53,11.12).

Der Verbrecher am Kreuz konnte keine guten Taten vorweisen und auch keine mehr tun. Aber er glaubte mit seinem Herzen und bekannte mit seiner Zunge (vgl. Röm 10,10). Weil er sein Vertrauen auf Jesus setzte, wurde ihm das Paradies geöffnet. Und alle die, die an den glauben, der sich nicht selbst gerettet hat, sondern am Kreuz geblieben ist, werden einmal im Himmel bei ihrem Retter sein.

VERSORGUNG FÜR HEILIGE

Das dritte Wort Christi am Kreuz

Bei dem Kreuz Jesu standen aber seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Kleopas, und Maria Magdalene. Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.

Johannes 19,25-27

Der Jünger Johannes und vier Frauen standen beim Kreuz Jesu. Beim Anblick seiner Leiden wurde die Seele seiner Mutter mit einem Schwert durchbohrt (Lk 2,35). Marias Kinder waren in dieser notvollen Stunde nicht an ihrer Seite. Die Frage drängte sich auf, wie die Witwe Maria getröstet und wie es mit ihr weitergehen sollte. Wer würde für sie sorgen?

Dem erstgeborenen Sohn kam nach jüdischer Gepflogenheit in dieser Frage eine besondere Verantwortung zu. Und wie vollkommen hat der Herr Jesus ihr entsprochen! Obwohl Er selbst in größten Schmerzen war, dachte Er an seine Mutter und befahl sie seinem geliebten Jünger Johannes an, der sowohl charakterlich als auch geistlich für diese Aufgabe bestens gerüstet war.

Johannes, der die Worte der Liebe Jesu im Schatten des Kreuzes hörte, kam dieser Bitte nach und nahm Maria „in jener Stunde“ zu sich. Womöglich führte Johannes die Mutter Jesu direkt von dem Kreuz zu der Wohnung, die er vorübergehend in Jerusalem bezogen hatte, und ersparte Maria damit weitere Leiden der Seele.

Dieser Heiland, der am Kreuz in göttlicher Liebe für seine verwitwete Mutter sorgte, denkt heute ebenso an die, die Ihm angehören. Er kennt unsere Situation genau. Er weiß, was wir brauchen, und stellt Glaubensgeschwister an unsere Seite, die uns unterstützen. Diese schöne Gemeinschaft der Familie Gottes haben wir dem zu verdanken, der für uns aus Liebe ans Kreuz gegangen ist.