Christusliebe

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VERLASSENHEIT DES

MENSCHENSOHNES

Das vierte Wort Christi am Kreuz

Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.

Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, lama sabachthani?, das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Als aber einige der Dastehenden es hörten, sagten sie: Dieser ruft Elia.

Matthäus 27,45-47

Und als die sechste Stunde gekommen war, kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde; und zur neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloi, Eloi, lama sabachtani?, was übersetzt ist:

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und als einige der Dabeistehenden es hörten, sagten sie: Siehe, er ruft Elia.

Markus 15,33.34

Die Menschen hatten Jesus Christus geschlagen, bespuckt, auf das Kreuz erhöht und verlästert. Aber dann geschah um die Mittagszeit etwas, das nur Gott bewirken konnte: Es kam eine Finsternis übers ganze Land. Gott, der zu rein ist, um Böses anzuschauen, wandte seinen Blick von Jesus ab, der in diesen drei dunklen Stunden der Sündenträger wurde (Hab 1,13; 1. Pet 2,24, 2. Kor 5,21).

Am Ende dieser drei Stunden der Finsternis öffnete der Herr Jesus seinen Mund. Er redete nicht den Vater an, wie bei dem ersten und letzten Ausspruch am Kreuz, sondern Er wandte sich an Gott, dem Er als Richter über die Sünde begegnet war. Seine Worte sind von so immenser Bedeutung, dass sie uns zweimal – und auch in der Originalsprache – übermittelt worden sind.

Sie zeigen das unerschütterliche Vertrauen des Herrn Jesus in Gott, den Er zweimal mit „mein Gott“ ansprach. Seine Frage, warum sein Gott ihn verlassen habe, macht deutlich: Christus wurde nicht wegen Sünden verlassen, die Er getan hatte und die ihn innerlich quälten, sondern wegen fremder Schuld. In seinem Verhalten gab es keinerlei Ursache für das göttliche Gericht.

Wenn Menschen einmal unter das Verdammungsurteil Gottes fallen und die ewige Nacht sie ergreift, können sie die Warum-Frage nicht stellen, denn sie werden völlig zu Recht in der Gottverlassenheit sein. Aber der Herr hat als der Gerechte in den drei Stunden der Finsternis für uns, die Ungerechten, gelitten, um uns in Gottes Nähe zu bringen (1. Pet 3,18).

Kaum hatte der Herr diesen lauten Schrei der Not seiner Seele von sich gegeben, wurde es wieder hell über Golgatha und der Herr trat ein in den wolkenlosen Genuss der Gemeinschaft mit seinem Gott und Vater. Die Menschen aber, unberührt von dem übernatürlichen Geschehen, verdrehten seine Worte und redeten spöttisch davon, dass Elia kommen würde, um Ihn vom Kreuz herabzunehmen (Mt 27,49; Mk 15,36).

Doch der Herr Jesus blieb am Kreuz: Er stieg nicht herab und es kam niemand, um Ihn aus seinen Qualen zu befreien. Jesus sollte dort am Kreuz den Lohn der Sünde, den Tod, in seiner ganzen Bitterkeit um unseretwillen schmecken. Nur in Ehrfurcht können wir an das Wunderbare denken, das dort am Kreuz auf Golgatha zu unserer Rettung geschehen ist. Herr Jesus, dir sei ewig Dank!

VERLANGEN NACH TRINKEN

Das fünfte Wort Christi am Kreuz

Danach, da Jesus wusste, dass alles schon vollbracht war, spricht er – damit die Schrift erfüllt würde –:

Mich dürstet! Es stand nun ein Gefäß voll Essig da.

Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und brachten ihn an seinen Mund.

Johannes 19,28.29

Die drei Stunden der Finsternis waren vorüber. Der Herr Jesus wusste, dass alles vollbracht war. Aber eine Prophezeiung aus dem Alten Testament musste noch erfüllt werden: dass Er in seinem Durst mit Essig getränkt würde (Ps 69,22). Deshalb bat der Herr, dessen Zunge an seinem Gaumen klebte, unmittelbar vor seinem Tod seine Feinde demütig um etwas gegen seinen schrecklichen Durst.

Man hatte Christus bereits vor der Kreuzigung und kurz danach etwas zum Trinken angeboten (Mt 27,34; Lk 23,36). Dabei wurde Galle in ein Getränk gemischt, wodurch sich der erste Teil von Psalm 69,22 erfüllte: „Sie gaben in meine Speise Galle.“ Er aber nahm nichts an, was seine Qualen betäubt hätte, und machte keinen Gebrauch davon, dass Umkommende starkes Getränk nehmen durften (Spr 31,6). Er ertrug alles in der Kraft seiner Ergebenheit.

Jetzt aber wollte Christus trinken um der Heiligen Schrift willen. Und was wurde dem gegeben, der alle Wasser dieser Erde mit seiner hohlen Hand gemessen hat und der das Wasser in die Wolken bindet (Jes 40,12; Hiob 26,8)? Er bekam einen Schwamm gereicht, aus dem Er einige Tropfen Weinessig saugte! So erfüllte sich der zweite Teil von Psalm 69,22: „In meinem Durst gaben sie mir Essig zu trinken.“

Wenn im Johannesevangelium von Durst die Rede ist, hat dieser Durst immer eine tiefere Bedeutung (Joh 4,14; 6,35; 7,37). Wir denken hier daran, dass den Herrn Jesus nach Gott dürstete (Ps 42,2; 63,2). Und wir wissen auch um sein Verlangen nach dem Heil verlorener Sünder. Um dieses Heil zu erkämpfen, nahm der Herr die großen Leiden auf sich, von denen schon die Propheten geredet hatten. Ihm sei Ehre!

VOLLENDUNG DES WERKES

Das sechste Wort Christi am Kreuz

Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er:

Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt

und übergab den Geist.

Johannes 19,30

Direkt nachdem Jesus den Essig genommen hatte, um die Schrift zu erfüllen, sprach Er aus, was Er in seinem Herzen wusste: dass das Werk vollbracht ist. Menschen, die in der Mitte ihrer Jahre aus dem Leben gerissen werden, haben in ihren letzten Stunden ihres Abschieds oft Worte der Enttäuschung auf ihren Lippen gehabt, Er aber rief triumphierend: „Es ist vollbracht!“

Der Herr Jesus hatte die Schrift erfüllt und vollkommen den Willen dessen getan, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk vollbracht (vgl. Joh 4,34; 5,30; 6,38; 8,29; 17,4). Nun war Gott völlig verherrlicht und der Weg geöffnet, dass Gott seinen ganzen Segen über die ausschütten kann, die seinem Sohn vertrauen. Jesus hat alles vollendet, alles erfüllt, alles getan.

„Es ist vollbracht!“ Was für ein Ozean von Gedanken und Segnungen verbirgt sich hinter diesem Satz, den sein heiliger Mund am Kreuz ausgesprochen hat! Erst die Ewigkeit wird klarmachen, wie gewaltig die Auswirkungen dieses Erlösungswerks sind, das nur Er vollbringen konnte und welches nur Er vollbracht hat.

Wir Menschen können dem Sühnungswerk des Herrn Jesus nichts hinzufügen. Unsere Werke sind nicht gefragt, denn Er hat das große Werk am Kreuz ausgeführt und Sühnung für Sünden bewirkt. Wenn wir an das glauben, was Er getan hat, dürfen wir glücklich wissen, dass wir durch sein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht sind (Heb 10,14).

VERTRAUEN IM STERBEN

Das siebte Wort Christi am Kreuz

Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach:

Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!

Als er aber dies gesagt hatte, verschied er.

Lukas 23,46

Wie bei allen sieben Aussprüchen des Herrn am Kreuz gibt es hier ebenfalls einen Anklang an das Alte Testament. Deutlich ist der Bezug zu Psalm 31,6, wo David betet: „In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Wahrheit!“ Der Herr fügt aber einerseits die Anrede „Vater“ hinzu, die David so nicht verwenden konnte. Andererseits lässt Jesus den zweiten Teil des Verses weg, weil Er nicht erlöst wurde, sondern selbst der Erlöser ist!

Als der Herr Jesus seinen Geist aufgab, rief Er ein zweites Mal mit lauter Stimme (vgl. Mt 27,46; Mk 15,34). Das zeigt sehr eindrucksvoll, dass Er nicht an Entkräftung gestorben ist. Er hat sein heiliges Leben freiwillig in den Tod gegeben. Niemand konnte Ihm das Leben nehmen, sondern Er hatte Gewalt, sein Leben nach dem Gebot des Vaters zu lassen – und Er hat es auch getan (Joh 10,18).

Der Herr Jesus übergab seinen Geist in die Hände des Vaters. Jesaja spricht prophetisch davon, dass Er seine Seele in den Tod ausgeschüttet hat (Jes 53,12). Und in Hebräer 10,10 lesen wir von dem ein für alle Mal geschehenen Opfer des Leibes Jesu Christi. Christus wurde wahrhaftig Mensch und hat einen Geist, eine Seele und einen Leib. Und dieser wahrhaftige Mensch ist wirklich in den Tod gegangen.

Obwohl der Herr in den drei Stunden der Finsternis die Strafe für unsere Sünden getragen hat, musste Er zur Sühnung auch noch sterben, weil der Lohn der Sünde der Tod ist (Röm 6,23). „Ohne Blutvergießung“, sagt der Schreiber des Hebräerbriefes, „gibt es keine Vergebung“ (Heb 9,22). Darum hat Er sein heiliges Blut vergossen, darum ist Er am Kreuz gestorben.

„Als aber der Hauptmann, der ihm gegenüber dabeistand, sah, dass er so schrie und verschied, sprach er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mk 15,39). Dieser Mann blieb nicht der Einzige, der durch das Geschehen am Kreuz beeindruckt wurde. Und auch wir wollen immer wieder das Geschehen auf Golgatha bewundern!

GABEN VOR GOTT BRINGEN

Christus – unser großer Priester

Mache ein Blech aus reinem Gold und stich darauf mit Siegelstecherei: Heilig dem HERRN! Und tu es an eine Schnur aus blauem Purpur; und es soll an dem Kopfbund sein, an der Vorderseite des Kopfbundes soll es sein. Und es soll auf der Stirn Aarons sein,

und Aaron soll die Ungerechtigkeit der heiligen Dinge tragen, die die Kinder Israel heiligen werden bei allen Gaben ihrer heiligen Dinge; und es soll beständig an seiner Stirn sein, zum Wohlgefallen für sie

vor dem HERRN.

2. Mose 28,36-38

Das Volk Israel war dem Herrn ein heiliges Volk, das Er sich zum Eigentumsvolk aus allen Völkern erwählt hatte (5. Mo 7,6; 14,2). Das war ihre Position vor dem Herrn. Doch wenn die Kinder Israels ihre heiligen Gaben zum Zelt der Zusammenkunft brachten, taten sie es als Menschen, die mit Ungerechtigkeit behaftet waren. Wie sollte ein heiliger Gott solche Gaben annehmen?

 

Er konnte es tun, weil das Volk von dem Hohenpriester repräsentiert und vertreten wurde. Am Kopfbund des Hohenpriesters war ein goldenes Blech befestigt, auf dem eingraviert war: Heilig dem Herrn. Wenn die Israeliten ihre Gaben zum Heiligtum brachten, blickte Gott auf den Hohenpriester in seiner heiligen Amtstracht und nahm die Gaben deshalb wohlgefällig an.

Als Christen wissen wir, dass wir für Gott geheiligt sind durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi (Heb 10,10). Diese Heiligung ist nicht nur äußerlich wie beim Volk Israel, sondern wir sind in völlige Übereinstimmung mit Gott gebracht worden und haben freien Zugang in seine Gegenwart auf dem „neuen und lebendigen Weg“ (Heb 10,19.20).

Doch unsere „geistlichen Schlachtopfer“, die wir Gott bringen wollen, sind mit unserer Schwachheit und Ungerechtigkeit verbunden. Wir würdigen das Opfer Christi nicht so, wie wir es sollten. Unsere Gedanken über den Sohn sind nicht immer seiner Heiligkeit angemessen. Unsere Formulierungen sind unzureichend und wir haben manchmal Mühe, das auszudrücken, was in unseren Herzen ist.

Was nun? Sollen wir besser unsere Anbetung zurückhalten, weil Gott nur das annehmen wird, was im Einklang mit seiner Heiligkeit ist? Sollten wir als Brüder in den Zusammenkünften lieber schweigen, damit wir nichts falsch machen und versehentlich einen Schatten auf Christus und sein wunderbares Sühnungswerk werfen?

Tausendmal nein! Denn wir haben einen großen Priester über das Haus Gottes, durch den wir Gott die Opfer unseres Lobes darbringen dürfen (Heb 10,21; 13,15). Weil dieser heilige Priester für uns vor dem Angesicht Gottes erscheint, wird Gott unsere Gaben annehmen, auch wenn sie den Stempel der Unvollkommenheit tragen.

Der Schreiber des Hebräerbriefes fordert uns auf, ohne Scheu in Gottes Gegenwart zu gehen: „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch, und einen großen Priester haben über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten …“ (Heb 10,19-22).


WIE DURCH EIN TELESKOP

Christus soll erhoben werden

Ich weiß, dass dies mir zum Heil ausschlagen wird durch euer Gebet und durch Darreichung des Geistes Jesu Christi, nach meiner sehnlichen Erwartung und Hoffnung, dass ich in nichts werde zuschanden werden, sondern mit aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt Christus erhoben werden wird an meinem Leib,

sei es durch Leben oder durch Tod.

Philipper 1,19.20

Gott hat Christus hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist (Phil 2,9). Der Mensch Jesus Christus sitzt zur Rechten Gottes. Objektiv kann Christus nicht noch mehr erhoben werden: Gott hat Ihm den höchsten Platz bereits gegeben.

Wir haben zu dieser Erhöhung nichts beigetragen und können es auch nicht. Aber wir dürfen – wie der Apostel Paulus – durch unser Leben oder Sterben dafür sorgen, dass Christus in den Augen der Menschen erhoben wird. Das ist die subjektive Seite der Erhöhung Christi.

Wenn wir Christus zum Lebensinhalt haben und Ihn ehren, wird Er durch uns in den Augen der Menschen größer gemacht. Wir sind dann wie ein Teleskop, das den Stern zwar nicht vergrößert, aber im Auge des Betrachters größer erscheinen lässt.

Bist du jemand, der Christus vor Mitmenschen und Mitgeschwistern groß macht? Wird in deinem Umfeld der Name des Herrn Jesus erhoben (vgl. Apg 19,17)?

MIT AUFGEDECKTEM

ANGESICHT

Christus – verherrlicht im Himmel

Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die

Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.

2. Korinther 3,18

Am Berg Sinai wurden die Israeliten, die in einer äußeren Beziehung zu Gott standen, konfrontiert mit den heiligen Geboten Gottes, die in steinerne Gesetzestafeln eingegraben wurden. Dabei offenbarte Gott etwas von seiner Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit, die sich eine Zeit lang im Angesicht Moses spiegelte, konnten die ängstlichen Israeliten nicht ertragen. Deshalb legte der Mittler Mose eine Decke auf sein Gesicht, um den Abglanz der Herrlichkeit vor den Augen des Volkes zu verbergen (2. Mo 34,34.35; 2. Kor 3,7-13).

Auch heute wird die Herrlichkeit Gottes von vielen Israeliten nicht wahrgenommen. Das liegt aber nicht daran, dass die Herrlichkeit, wie damals bei Mose, verdeckt wäre. Im Gegenteil: Die Herrlichkeit Gottes strahlt unverhüllt und beständig im Angesicht des Herrn Jesus Christus. Aber es liegt eine Decke auf dem Herzen des Volkes Israel. Sie wird erst entfernt werden, wenn Israel nach der Entrückung der Gläubigen über seine Sünden Buße tun und Christus als seinen Messias akzeptieren wird (2. Kor 3,14-16).

Wir, die wir in dieser Zeit an den Herrn Jesus glauben, sind in eine enge Beziehung zu Gott gebracht worden. Der Geist Gottes hat auf unsere fleischernen Tafeln des Herzens den wunderbaren Namen „Christus“ geschrieben, der am Kreuz unsere Sünden völlig gesühnt hat und danach in die Herrlichkeit eingegangen ist (2. Kor 3,3). Weil wir gerecht in Ihm sind, haben wir keine Angst vor Gott und können mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn im Himmel bewundern.

Wenn wir auf Ihn blicken, erkennen wir nicht nur, wie wir sein sollten, sondern wir werden durch den Geist in sein Bild verwandelt: In unserem Leben kommen mehr und mehr die Charakterzüge des Herrn Jesus zum Vorschein. So war es bei Stephanus, der unverwandt zum Himmel blickte und Jesus zur Rechten Gottes sah. Als die Steine des rasenden Mobs auf ihn herabfielen, bat er für seine blutdürstigen Feinde, so wie es der Herr Jesus in den letzten Stunden seines Lebens getan hatte (Apg 7,55-60; Lk 23,34).

AUS DEM FRESSER

KAM FRAß

Christus bezwingt Tod und Teufel

Aus dem Fresser kam Fraß

und aus dem Starken Süßigkeit.

Richter 14,14

Simson begegnete auf seinem Weg zu den Philistern einem jungen brüllenden Löwen und besiegte diesen mit bloßen Händen, was einem Menschen eigentlich nicht möglich ist. Als Simson einige Zeit später an dem Gerippe dieses Löwen vorbeikam, entdeckte er darin einen Bienenstock, aus dem er Honig nahm (Ri 14,5-9). Dieses Erlebnis verpackte er in ein Rätsel, das er einigen jungen Philistern auf seiner Hochzeitsfeier vorlegte: „Aus dem Fresser kam Fraß und aus dem Starken Süßigkeit“ (Ri 14,14). Die Lösung lautet: „Aus dem Löwen, der viel frisst und die Bitterkeit des Todes bringt, kam die Süßigkeit des Honigs hervor.“ Die Philister konnten das Rätsel von sich aus nicht lösen.

Der Löwe ist hier ein Bild für den Teufel, der die Macht des Todes hat (1. Pet 5,8; Heb 2,14). Vor dieser Gewalt kann niemand bestehen. Darum verbringen die Menschen ihr ganzes Leben in der Knechtschaft der Todesfurcht. Doch Christus ist gekommen und hat am Kreuz den zunichte gemacht, der die Macht des Todes hat (Heb 2,15). Weil Christus am Kreuz triumphiert hat, fürchtet der Gläubige den Schrecken des „brüllenden Löwen“ nicht mehr und der Tod ist für ihn sogar zu einem Türöffner ins himmlische Paradies geworden. Der „natürliche Mensch“ kann nichts davon verstehen, aber der Glaube genießt täglich die herrlichen Folgen des Sieges Christi am Kreuz von Golgatha.

DIE ERSTE WEISSAGUNG

Christus – Gegenstand der Prophetie

Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.

1. Mose 3,15

In der Bibel finden wir viele Prophezeiungen über Christus. Die Propheten weissagten durch die Jahrhunderte über Ihn. Gott hat es sich jedoch vorbehalten, die erste Prophezeiung über Christus selbst auszusprechen. Was Gott nach dem Sündenfall zu der Schlange gesagt hat, enthält im Keim wichtige Wahrheiten, die später in der Schrift noch breiter entfaltet werden:

 Christus sollte „Nachkomme“ werden, also wahrer Mensch. Dabei ist von dem Nachkommen einer Frau die Rede, womit angedeutet wird, dass Christus nicht von einem Mann, sondern vom Heiligen Geist gezeugt werden würde.

 Christus würde der Feindschaft der Schlange und ihrer Anhänger begegnen. Christus würde keineswegs den verführenden Worten der listigen Schlange sein Ohr leihen und sie wie einen Freund behandeln.

 Christus, der seinen Fuß in Gnade auf die Erde setzen sollte, würde hier leiden und sterben: Die Schlange zermalmte die „Ferse Christi“ am Kreuz von Golgatha.

 Christus würde den Sieg über die alte Schlange davontragen, indem Er ihr den Kopf zermalmt. Dies geschah, als Christus für sündige Menschen starb, um sie für immer aus den Fesseln Satans zu befreien.

Was für eine weitreichende Prophezeiung! Der Retter würde auf die Erde kommen und von einer Jungfrau geboren werden; Er würde angefeindet werden, würde leiden und sterben – und doch Sieger über den großen Menschenmörder sein.

Unmittelbar nachdem der „erste Adam“ im Garten Eden versagt und Fluch gebracht hatte, sprach Gott diese wunderbaren Worte über den „letzten Adam“, der uns den Segen sichern würde. Das ist eine unfassbare Gnade!

ZWEI GROßARTIGE WÖRTER

Christus – der Vollender

Es ist vollbracht.

Johannes 19,30

Es ist geschehen.

Offenbarung 21,6

Der Herr Jesus sagte am Ende seines Lebens auf dieser Erde: „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30). Im Grundtext ist das nur ein Wort: tetelestai. Dieses herrliche Wort macht klar: Christus hat alles ausgeführt, was der Vater Ihm gegeben hat. So legte Er die Grundlage für jeden göttlichen Segen. Durch sein Erlösungswerk am Kreuz kann die Sünde abgeschafft und alles neu werden.

Wenn es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, wird Gott ausrufen: „Es ist geschehen“ (Off 21,6). Im Grundtext ist das auch nur ein Wort: ginomai. Dieses Wort macht klar: Alles wird vollendet werden, was Gottes Ratschluss vorgesehen hat. Das Universum wird in Einklang mit Gott gebracht werden und die Gläubigen werden ewiges Glück genießen.

Weil Christus am Kreuz leidend gerufen hat: „Es ist vollbracht!“, wird der, der auf dem Thron sitzt, einmal triumphierend sagen: „Es ist geschehen!“


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