Shandra el Guerrero

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Shandra el Guerrero
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HCC Projektdienstleistungen UG (haftungsbeschränkt)

Parkstraße 53

87439 Kempten

Deutschland

ISBN: 978-3-7375-7743-4

Rudolf Jedele, Autor


Geboren 1948 im Schwabenland und viele Jahre seines Lebens damit beschäftigt, für andere Menschen Häuser zu bauen, wobei mein Part in der Gestaltung der Technik in einem Gebäude war. Schon aus diesem Grund war ich stets mit den Themen Energieverbrauch und Umweltschutz besonders eng verbunden.

Darüber hinaus begann ich über die Reiterei und die dadurch entstandene große Nähe zur Natur, schon vor langer Zeit damit, immer mehr Gedanken an das zu verschwenden, was wir unserer Erde antun und an auch, wie es sein könnte, wenn wir den Kollaps herbei geführt haben.

Wohin gehen die Menschen, wenn ein wie auch immer gearteter Super GAU oder ein vernichtender Krieg unser gewohntes Milieu zerstört? Mein Bedürfnis ist es aber nicht trübsinnig und mit hoch erhobenem Zeigefinger zu belehren, sondern einfach durch – möglichst spannende - Unterhaltung das Nachdenken etwas anzuregen.

Wenn ich diesen Roman nicht selbst geschrieben hätte, ich glaube ich würde ihn dennoch mögen und kaufen ….


Shandra el Guerrero 6 Romane aus der Zukunft unserer Erde.
Band 1 Die Verbannung
Band 2 Ein Volk von Kriegern
Band 3: Brücke der lebenden Toten
Band 4: Kampf um die Rosenstadt
Band 5: Libertad Iberia
Band 6: Nach Süden

Weitere Bücher von Rudolf Jedele:


L³ - Locker-Lässig-Losgelassen Ein Tor zum Reiten Reiten im Gleichgewicht und in Partnerschaft mit dem Pferd.
Felida Fantasy
In Kürze
Kaana Fantasy in 3 Bänden über die Reiter der Steppe Kaana in einem Land auf einer Welt, die es vielleicht auch geben könnte
Königreich der Pferde Eine Art Fortführung der Geschichte des Kriegers Shandra el Guerrero. In 4 Bänden erzähle ich die Geschichte von Moira na Perm und den Paesano.
Beli Wuk Diese Geschichte ist eigentlich eine Sage aus der Bergwelt des Balkans. Ich habe aber einen Vater gehabt, dessen Phantasie nicht kleiner war als meine und was er aus Beli Wuk für mich gemacht hat, versuche ich aus meiner Erinnerung heraus wiederzugeben.
Sangreal Mein Lieblingsprojekt, denn es verbindet sehr viele Erkenntnisse und Elemente aus meinem eigenen Leben mit den Figuren des Romans. Die Geschichte eines Pferdes von königlichem Blut, eben „Sang Real“ und seiner Begegnung mit einem Menschen ganz besonderer Art.

Titelgestaltung


Was bisher geschah:

Ninive, die fliegende Stadt….

Sombra und Shaktar haben gegen eines der härtesten Tabus der fliegenden Stadt verstoßen. Sie müssen beide die Stadt für immer verlassen. Sie werden – getrennt und weit voneinander entfernt - auf der Erde des 7. Jahrtausends nach unserer Zeit ausgesetzt.

Sombras Exil liegt im Südwesten Europas, auf der Hochebene der Grazalema. Dort bringt sie auch ihren Sohn Shandra zur Welt. Shandra wächst hinein in die Jagdgesellschaft des Clans, eines kleinen Volkes, dessen Menschen Hünen sind.

Shandra wird gezwungen in dieser Welt sich selbst zu einem Riesen zu entwickeln, obwohl er nur normal groß ist. So wird Shandra in der Verbannung zum Jäger. Er liebt den Clan und die Grazalema und als eine Invasion durch Krieger des Imperiums von den nebligen Inseln droht, ist Shandra derjenige, der dazu berufen ist, die Grazalema, ihre Schönheit und ihre Herden vor der Vernichtung zu beschützen. Er wird zu Shandra el Guerrero

Zum Krieger der Natur

Shandras Leben ist nicht immer leicht, denn er ist durch seine körperlichen Nachteile gezwungen, ununterbrochen Höchstleistungen zu vollbringen. Ohne seinen Ziehbruder Rollo hätte er es vielleicht gar nicht geschafft.

Da er sich außerdem ständig mit den Bedingungen des Lebens befasst und Änderungen ihm leichter fallen, als den Menschen des Clans, eckt er an. Ganz besonders ab dem Augenblick, da er ein Hengstfohlen davor rettet, von einem Bär gerissen zu werden und sich dieser Hengst „Shaitan“ zu seinem zweitbesten Freund auswächst.

Shandra el Guerrero, Rollo und Shaitan sind die beherrschenden Figuren dieses ersten Bandes.

***********

Während eines Handelsbesuchs in der Ansiedlung von El Bosque findet Shandra drei Artefakte, die sein künftiges Leben vollständig verändern. Das magische Schwert „El Lobo Blanco – der weiße Wolf“, eine heilende Haut und das Horn, das Brücken baut, wo keine vorher waren.

Darüber hinaus begegnet er dem Schwertmeister Minaro und dessen beiden schönen Töchtern. Minaro unterweißt sowohl Shandra als auch dessen Ziehbruder Rollo in der Kunst des Schwertkampfes und vieler anderer Kampftechniken, die den jungen Krieger immer weiter auf seinen ungewissen Weg bringen.

Im Waldland S’Andora erholt sich Shaktar von seinen schweren Verletzungen, die er sich im Kampf mit einem riesigen Waran zugezogen hat. Daneben aber kümmert er sich um die Ausbildung seiner Pflegetochter Shakira, als eines Tages eine junge Frau mit ihrem sterbenden Bruder beim Waldvolk auftaucht. Jelena ist die einzig Überlebende eines Stammes am Ufer des riesigen Stromes Volga. Eines Stammes, der von den Anglialbion vollständig ausgerottet wurde. Jelena wird Shakiras beste Freundin.

Edward of Winchester, König des Imperiums, Herr der nebligen Inseln und Anglialbions hat den Auftrag übernommen, die Rückkehr „seines“ Gottes Chriano zur Erde vorzubereiten. Chrianos Zentrum soll sich genau dort befinden, wo Shandra el Guerrero seine Heimat gefunden hat.

Die Bedrohung der Grazalema durch die Anglialbions nimmt immer konkretere Formen an. Der Clan wird um seine Heimat kämpfen müssen und der Kampf wird im Hochland ausgetragen werden, nirgendwo sonst könnte der Clan mit einem hoch überlegenen Gegner zu Recht kommen. Shandra zum Strategen und Schlachtenlenker des Clans ernannt und zusammen mit seinen Beratern entwickelt er einen Plan zur vollständigen Vernichtung der Anglialbions. Shandra schafft ein Volk von Kriegern und gemeinsam mit Freunden sieht der Clan der Schlacht gelassen entgegen.

Inhalt

Das Zeichen

Das Feuer von Zahara

Wolfszeit

Der Ruf der grauen Bären

Schwarze Perlen

Die schwarze Escadron

Tausend Masken

Die wilde Küste

Die ummauerte Stadt

Die Brücke von Ronda

Ernte

Borasta

Die verfluchte Stadt

Epilog

Das Zeichen

Es waren erst knapp drei Monde vergangen, seit Shaktar seine Suche nach Sombra wieder aufgenommen hatte.

Seit jenem Tag verbrachte Shakira die meiste ihrer Zeit mit Jelena. Die große, weißblonde Frau – eigentlich war sie ja ebenfalls noch ein Mädchen, denn sie war nur zwei Jahre älter als Shakira und damit noch nicht ganz achtzehn Jahre alt – war eine unerschöpfliche Quelle, wenn es um interessante Erlebnisse ging. Shakira war noch nie in ihrem Leben woanders gewesen, als in S’Andora, Jelena hingegen war mit ihrem Bruder um die halbe Welt geritten. Shakira spürte mehr und mehr das Bedürfnis, ebenfalls auf Reisen zu gehen, je länger sie sich mit Jelena unterhielt. Zu reisen und dabei ihren Traummann zu finden wurde immer mehr zu einem Fixpunkt in Shakiras Leben.

 

Die Reusin dagegen hatte immer noch die Nase gründlich voll von Reisen und Abenteuern. Der Tod ihres Bruders hatte sie ziemlich mitgenommen und sie wäre am liebsten für den Rest ihres Lebens in den Wäldern von S’Andora geblieben. Sie fühlte sich im Schutz der alten Bäume geborgen und sicher und konnte hoffen, nie mehr mit tierköpfigen, stinkenden Fabelwesen auf zwei Beinen zu tun zu haben, die alles umbrachten, was ihnen über den Weg lief. Doch da war ja der Auftrag des Schamanen, der immer noch nicht erfüllt war.

Jelena fragte sich oft, welche der beiden Alternativen sie erwartete, wenn sie ihre Reise wieder aufnahm. Würde sie den Tod finden oder den Mann, der zu ihr passte?

Shakira und Jelena jagten zusammen und wenn Shakira Zeit mit ihren Brüdern verbrachte, war Jelena ebenfalls mit dabei. Die beiden jungen Frauen lebten in Shaktars Haus, hielten es in Ordnung und fühlten sich recht zufrieden in ihrer Trutzburg. Eine solche war es, denn keiner der – heftig interessierten – jungen Männer aus S’Andorin oder aus einer der anderen Sippen erhielt jemals Zutritt zu diesem Haus. Die einzigen Männer die hier Einlass fanden waren Kerin und Erin und – selten genug – Malachit. Auch Misata und Mistral betraten das Haus niemals und so hatten die beiden jungen Frauen im Wesentlichen ihre Ruhe, wenn sie im Haus waren. An den Abenden genossen sie diese Ruhe ganz besonders, denn wenn es draußen kühl wurde, saßen sie am Feuer, tranken Tee oder auch manchmal Met und diskutierten darüber, ob sie sich denn nun endlich nach Südwesten auf den Weg machen sollten oder nicht. Dass sie dies wenn irgend möglich zusammen tun wollten, war längst besprochen.

An einem solchen Abend kam die Sprache aber nicht auf das Ob und auf das Wann sondern darauf, wie sie ihre Reise gestalten wollten. Jelena hatte vier der relativ großen und starken Steppenpferde aus ihrer Heimat mitgebracht und diese Pferde standen auf einer eingezäunten Wiese am Dorfrand und bekamen schön langsam dicke Bäuche vom Fressen und Faulenzen.

„Weshalb lehrst du mich nicht zu reiten? Ich denke, es kann nicht allzu schwer sein, es zu lernen und dann können wir, wenn es soweit ist, gemeinsam reiten.“

Shakiras Vorschlag war eigentlich nahe liegend und kam Jelena auch deshalb entgegen, weil sie klein wenig ein schlechtes Gewissen hatte.

Shaktar hatte ihr ohne lang zu fragen noch vor seiner Abreise ein wundervolles Schwert und zwei Dolche geschenkt und mit Shakira übte sie täglich den Umgang mit diesen Waffen, wobei sich Shakira als ausgezeichnete und sehr geduldige Lehrmeisterin zeigte. Es wäre also nur angemessen gewesen, wenn Jelena ihr im Gegenzug das Reiten beigebracht hätte.

Nachdem der Entschluss erst einmal gefasst war, wurde er auch zügig in die Tat umgesetzt.

Ab sofort gab es nicht nur täglichen Unterricht im Fechten sondern eben auch im Reiten. Shakira, das zeigte sich rasch, hatte eine natürliche Begabung für den Umgang mit Pferden, die Tiere mochten sie vom ersten Augenblick an und durch ihr ausgezeichnet geschultes Gleichgewichtsgefühl fand sie auch schnell den Zugang zum Reiten. Ihr geschmeidiger Körper war in der Lage, sich rasch alle Bewegungsabläufe anzueignen, die das Reiten erst ermöglichten. So war sie bereits nach einem Dutzend Unterrichtsstunden in der Lage, mit Jelena zusammen lange und immer länger werden Ritte zu unternehmen. Jeder dieser Ritte diente dabei mehreren Zwecken. Shakiras Reitmuskeln wurden gestärkt, sie lernte ihr Pferd auch in schwierigem Gelände sicher zu bewegen und sie lernte vom Pferderücken aus zu jagen und auch zu kämpfen.

Shakira wurde zu einer begeisterten Reiterin und schon bald begann sie zu verstehen, welche Bedeutung es auch besaß, ihr Pferd in eine nicht weniger gute Verfassung zu bringen, als sich selbst. Immer besser begann sie zu begreifen, welche Bedeutung der schnellen Reaktion, der starken Hinterhand und gut geschulten Reflexen zukam, wenn man mit einem Pferd nicht nur Strecken zurück legen sondern es auch zur Jagd und im Kampf einsetzen wollte. So wurden aus den täglichen Reiterübungen schon bald Übungseinheiten, die beiden diente, Pferd und Reiter.

Sie hatte die beiden Hengste übernommen, die Pardus gehört hatten, einen Schwarzbraunen mit kräftigen Knochen und einem etwas derben Schädel und einem etwas edleren, hellen Fuchs.

Der Schwarzbraune – er hörte auf den Namen Mameluk – war unerhört ausdauernd und sehr schnell, aber er war auch ziemlich stur und hart im Maul. Dem Fuchs fehlte es etwas an Schnelligkeit, dafür war er aber so sensibel, dass er eigentlich ebenso gut ohne Zaum geritten werden konnte, wie mit. Sein Mut war überragend und seine Ausdauer stand der des Schwarzbraunen in Nichts nach. Sein Name war Derno.

Der schwarzbraune Mameluk wurde auf Grund seiner Eigenschaften zum Reisepferd, während Derno als Jagd- und Kriegspferd fungierte.

Jelena würde auf den Reisen einen kräftigen Hellbraunen reiten, welchen sie auf Grund einer weißen Zeichnung auf der Stirn Stern genannt hatte und einen weiteren Fuchs, der auf den eigenartigen Namen Shuker hörte.

Die langen Ritte auf die Jagd führten sie in die abgelegensten Winkel S’Andoras und bald gab es niemand mehr, der die Wälder besser kannte, als die beiden jungen Frauen. Bei einem dieser Ritte stellten sie fest, dass es auch in S’Andora Pferde gab. Im Hügelland am Fuß der Pyrenas stießen sie innerhalb kurzer Zeit auf drei unterschiedliche Herden von wild lebenden Pferden und Shakira staunte über die Schönheit dieser Tiere.

Sie waren erheblich kleiner als die Steppenrösser, Jelena hätte sich ein wenig schwer mit ihnen getan, aber sie machten einen starken und kompakten Eindruck, waren beweglich wie Katzen und hatten ein auffallend selbstbewusstes Temperament. Als sie einer der Herde zu nahe kamen, liefen die Pferde nicht davon, vielmehr wurden sie von einem wundervollen goldfarbenen Hengst derart wütend attackiert, dass sie es vorzogen selbst wieder mehr Abstand entstehen zu lassen. Shakira war deswegen ein wenig verärgert und rief dem Hengst zu:

„Du musst nicht denken, dass du gewonnen hast, du kleiner Angeber! Wenn du weiterhin so frech bist, komme ich und fange dich und dann wirst du für deinen Lebensunterhalt arbeiten müssen!“

Zu Jelena gewandt meinte sie:

„Der kleine Lümmel könnte mich als Reitpferd reizen. Eines Tages vielleicht …“

„Ja, eines Tages vielleicht kommst du zurück und dann wirst du versuchen, den kleinen Kerl zu fangen, zu zähmen und zu reiten, denn seine Schönheit hat es dir angetan. Doch ich fürchte es wird eine lange Zeit vergehen, ehe das geschieht.“

Jelena wirkte seltsam in sich gekehrt, als sie diese Worte von sich gab. Sie waren nur so aus ihr heraus geflossen und jetzt standen sie im Raum, doch sie verzichteten beide darauf, über deren Sinn weiter zu diskutieren.

Das schönste an diesem Erlebnis war aber nicht die Begegnung mit dem goldfarbenen Hengst sondern die Beobachtung der Herde insgesamt. Die beiden Freundinnen blieben den ganzen Tag in Sichtweite der Herde. Sie studierten den Umgang der Tiere untereinander. Dabei lernten sie enorm viel über die Familienstrukturen innerhalb der Herde. Darüber hinaus – es war die Zeit dazu –konnten sie auch beobachten, wie der goldfarbene Hengst von einem anderen Hengst zum Kampf um die Stuten herausgefordert wurde, wie er die Herausforderung abwehrte und wie er um eine der jungen Stuten so lange warb, sie umtanzte und jagte, bis sie letztendlich stehen blieb und zur Paarung bereit war.

Sie hatten sich so lange bei der Herde aufgehalten, dass es keinen Sinn machte, ins Dorf zurück zu reiten. Sie suchten sich einen Lagerplatz, erlegten nebenbei ein paar fette Rebhühner und ließen sie in einer Grube garen, die sie mit Glut gefüllt hatten, dann saßen sie am Feuer zusammen und unterhielten sich über die Pferde, bis es Zeit zu schlafen war.

Und in dieser Nacht kehrte der Traum zu Shakira zurück.

Wieder stieg sie aus dem Meer und hielt in ihrer Hand einen langen Strang mit nassen Algen. Als sie den Strand erreicht hatte, tauchte aus dem Licht der Sonne kommend plötzlich eine Gestalt mit langen, pechschwarzen Haaren auf. Ein groß gewachsener Mann, schlank und dennoch mit starken Muskeln und ganz in dunkles Leder gekleidet. Doch nun hatte der Mann ein Gesicht und es war Shaktars Gesicht und doch wiederum nicht.

Ihr Traummann glich Shaktar nahezu aufs Haar, aber er war nicht Shaktar, er war jünger und er war athletischer. Er lächelte sie an und seine Augen waren nicht eisblau sondern so grün wie polierte Jade und unter seinem linken Auge, genau auf der Höhe des Jochbeins zog sich eine dünne, weiße Narbe entlang. Der Mann wartete auf sie und als sie ihn erreicht hatte, schloss er sie ohne große Worte in seine Arme und sie wusste, dass dies so gut und richtig war. Doch dann, nachdem er sie eine Weile gehalten hatte, löste er sich von ihr, schob sie ein Stück von sich, sah ihr in die Augen und fragte:

„Wann kommst du endlich? Ich warte schon so lange auf dich!“

Das Zeichen war da, die Zeit war reif und als Shakira aus ihrem Traum erwachte, wusste sie, dass sie sich auf den Weg machen musste. Es war noch eine ganze Zeit bis zur Morgendämmerung, so blieb sie liegen, doch schlafen konnte sie nicht mehr, sie bereitete sich in Gedanken bereits auf ihre Reise vor.

Als Jelena sie im Morgengrauen wecken wollte, war Shakira immer noch hellwach und alles, was sie zu tun hatte, stand klar und deutlich vor ihren Augen. Zuerst musste sie mit Jelena reden und das sollte gleich beim gemeinsamen Frühstück geschehen.

Sie hatten das Feuer die ganze Nacht über erhalten, Jelena hatte bereits einen Kräutersud aufgebrüht und nun saßen sie in der Kühle des Morgens am Feuer, hielten die Teebecher in den Händen und sahen sich an. Doch nicht Shakira ergriff als erste das Wort, Jelena begann zu sprechen.

„Shakira, Freundin, ich werde dich in den nächsten Tagen verlassen müssen. Ich habe heute Nacht ein Zeichen bekommen, mein Schicksal erwartet mich und ich muss los.“

Shakira war für einen Moment verblüfft, dann aber grinste sie fast schon begeistert und antwortete:

„Aber besser kann es doch gar nicht sein! Auch ich habe mein Zeichen bekommen, auch meine Zeit ist reif, so reisen wir zusammen, oder?“

„Woher wissen wir, wo unsere Ziele liegen? Woher weiß ich, dass dein Ziel nicht tief im Landesinnern liegt, während ich mich am Meer halten muss?“

„Nun, mein Ziel liegt mit Sicherheit am Meer und ich muss von hier aus nach Süden und Westen an der Küste entlang reisen. Was weißt du über dein Ziel?“

„Bislang wusste ich nur, dass mein Schicksal im Südwesten dieses Landes auf mich wartet. So hat es der Schamane gesagt. Seit heute Nacht weiß ich, dass ich eine Stelle am Meer suchen muss, an der ein Fluss aus einem Dschungel kommt und neben einem verfallen Dorf ins Meer fließt. Dort werde ich meinem Schicksal begegnen.“

„Du hattest auch einen Traum?“

Jelena nickte. Ja, sie hatte auch einen Traum gehabt. Doch über diesen Traum mochte sie nicht reden. Sowohl der Schamane als auch ihr Bruder waren ihr erschienen und hatten ihr heftige Vorhaltungen gemacht, weil sie noch immer untätig in diesem Waldland herum lungerte. Sie würde also wieder aufbrechen. Doch mit Shakira als Begleiterin und das konnte ihr niemand untersagen.

Auf dem Heimweg zum Dorf besprachen sie alles, was für die Reise notwendig war. Am wichtigsten war es Jelena, dass sie Shakira die Pferde Mameluk und Derno zum Geschenk machte. Ein fürstliches Geschenk, doch Jelena war überzeugt, dass Shakira dieses Geschenk wert war.

Nur drei Tage später brachen die beiden jungen Frauen auf. Der Abschied vom Dorf und vor allem der Abschied von Kerin und Erin war den jungen Frauen schwer gefallen, doch am Ende hatten die Knaben eingesehen, dass sie für eine solche Reise als Begleiter noch zu jung waren und dass sie erst noch stärker werden mussten, ehe sie sich in echte Abenteuer stürzen durften.

Als Shakira und Jelena am Morgen des dritten Tages mit den vier Pferden das Dorf verließen, winkten ihnen viele Leute nach. Nur zwei waren froh, dass sie Dorf verließen und aus S’Andora verschwanden.