Die eine stieg aufwärts, erhellte sich zu einem duftigen Blau und ordnete sich strahlenförmig um den fernglänzenden Punkt des Kruzifixes. Durchsichtig unkörperliche Gestalten, nebelhaft zerflossen, schwebten darin, goldene Flügel breiteten sich aus, schillernde Gewänder flatterten in stilvollen Falten, von einem immerwährenden Zephir leicht aufgebauscht. Dazwischen ragten zahllos gestuft verklärte Leiber von Männern und Frauen, allerlei Geräte lieblich vergoldet neben sich, über dem Haupt einen mild leuchtenden Reifen. In feierlich lautloser Stille blickten sie gegen das Kruzifix und regten sich nicht.
Die untere Schicht aber wälzte sich tosend in unförmlichen Haufen über den Fußboden hin; mißfarbige Streifen und Flecken stiegen darin auf, ungeheuerliche Blasen, die sich wie Polypen mit irr um sich greifenden Fangarmen reckten; trübe Lichter schwammen auf dem fettigen, schmutzig braunen Dunst und versanken in seine bodenlose Tiefe. Als die Nebelmassen näher strudelten, ließen sie wimmelnd ineinandergewühlte Menschenleiber erkennen, zahllos und winzig gleich den Würmern in den Gespinsten an Hecken oder den Ameisen in einem zertretenen Erdhaufen.
Aus diesem chaotischen Wirbel lösten sich einzelne Ungetüme heraus, schrumpften zusammen und nahmen Gestalt an. Es waren die Götter des Olymps, die sich entpuppten. Aber nicht in der strahlenden Schönheit ihres ambrosischen Daseins. Von Alter entstellt, durch Elend entwürdigt, zerlumpte, geflickte, verlotterte Gestalten, trieben sie in der Tiefe ein geräuschvolles Wesen, das dröhnend von den Kirchenwänden widerhallte. Mars, vom Scheitel bis zu den Zehen in Eisen starrend, rasselte so laut mit seiner Rüstung, daß er bisweilen alle übertönte; Venus, geschminkt und frech, triefend von Aussatz, den ihr Flitterstaat notdürftig verhüllte, kreischte gellende Zoten dem betrunkenen Bacchus ins Ohr, der schmutzbesudelt auf dem Boden lag: Juno zählte Geld und trieb einen geschwätzigen Handel mit Merkur, der neben ihr auf einem mit papiernem Geld ausstaffierten Thronsessel saß, während Jupiter als zahnloser, zittriger Greis im Hintergrund stand, offenen Mundes wie ein Schwerhöriger vor sich hinbrütend; seine Tochter Minerva, der Ägis beraubt, schrie ihm unablässig Befehle und Weisungen ins Ohr, die er nicht verstand, und um die sich niemand sonst kümmerte.