Corona, Klopapier & Co

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Corona, Klopapier & Co
Font:Smaller АаLarger Aa

Corona, Klopapier & Co

1  Titel Seite

2  Hrsg.:

3  Vorwort

4  Ausgefallen

5  Corona,

6  Silvestermenue

7  Der Verdacht

8  Liebdrücknotstand

9  Überraschung in Coronaszeiten

10  Mundschutz

11  Hexenschuss

12  Rücksichtsvoll

13  Happy Birthday

14  Eingesperrt sein

15  Gesetzeswillkür

16  Geist aus der Flasche

17  Todesursache Corona

18  Drittes Programm

19  Düstere Zeit

20  Tisch Sieben

21  Schau in den Spiegel

22  Versproche?

23  Brautschau

24  Wildwuchs

25   Einfallslos

Titel Seite
Corona,

Klopapier & Co

Krimis – Geschichten - Begebenheiten

Hrsg.:

Heinz Ludwig Wüst

Michael Karst

karstm04@gmail.com

Vorwort

Es liegt nahe zu glauben, dass alle Men-schen auf die teilweise seltsamste Art und Weise miteinander verknüpft zu sein schei-nen. Geschichten von Menschen wie er und sie. Oder doch ganz anders….

Wieder teuflisch gut, aber schlimmer geht’s immer.

Turbulenzen, Witz und Widersinn, jagen sich von Seite zu Seite. Humorvoll, skurril, makaber, aber mitten aus dem Leben.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstor-benen Personen sind nicht auszuschließen.

Urpfälzisch, etwas schräg und unglaublich vielfältig sind die Werke der beiden Pfälzer Autoren Heinz Ludwig Wüst und Michael Karst.

Ausgefallen

Ausgefallen

Jeden Tag brechen Horrornachrichten durch Funk und Fernsehen über mich herein. Damals, fünf Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, erblicke ich das Licht der Welt. Da erscheint die Welt fast wieder in Ordnung zu sein, erzählt man mir. Deutschland ist ein geteiltes Land, jedoch im Wiederaufbau und mir hat es an nichts gefehlt. So vergeht die Zeit. Viele Geburtstage habe ich an schönen Orten feiern dürfen. Geburtstage auf der Insel Sylt, in Schottland und vielen anderen wunderbaren Urlaubszielen waren mir gegönnt. In diesem Jahr allerdings habe ich den Wunsch geäußert einen ausgefallenen siebzigsten Geburts-tag an der Nordsee zu feiern. Schon Anfang März haben wir ein Zimmer und die Fahrkarte mit der Bahn gebucht.

China liegt ja in weiter Ferne, als die ersten Nachrichten über die Verbrei-tung der Corona-Virus-Krankheit mir zu Ohren kommen. In weiter Ferne? Es dauert nicht lange, da ist die weite Ferne vor unserer Haustür und die Pandemie fast überall in der Welt angelangt. Ausgehverbote, Schließen von Gaststätten und Geschäften, Absagen von öffentlichen Veranstal-tungen werden zum zum Alltag. Ein kleiner Spaziergang in freier Natur ist an vielen Orten gestattet, natürlich mit behörlich bestimmtem, gebühren-dem Abstand. Gassigehen mit seinem vierbeinigen Liebling, ja das ist schließlich erlaubt. Langeweile macht sich in häuslicher Gemeinschaft breit. Die „Glotze“, die mit furchterregen-den Informationen übersäät ist, heitert auch keineswegs das Gemüt auf. Mundschutz im öffentlichen Raum ist gefordert. Ein Besuch unserer Enkelkinder oder einen lieben Menschen im Seniorenheim wieder mal zu sehen ist ebenfalls ein Tabu. Meinen Herzenswunsch, eine Portion „Kibbeling“ in einem Restaurant an der Waterkant als Geburtstagmahl zu genießen, kann ich auch vergessen. Alles Angenehme fällt aus. Ich habe jetzt die Schnauze voll, ich will endlich raus, aus diesem Elend. Nun versuche ich noch meine Reise-rücktrittsversicherung in Anspruch zu nehmen. „Wegen Corona ist eine Rückvergütung ausgeschlossen“, ver-ärgert mich eine Tonbandansage, als ich bei der Versicherung anrufe, wohin, ist hier die Frage? „Frau Google“ weiß fast immer Rat! Also gebe ich in der Suchmaschine die Frage nach einem Land ein, das von dieser Epidemie noch nicht heim-gesucht ist. Ja, kaum zu glauben, dass es das noch geben würde. „Nauru“ nennt sich diese kleine, fast kreisrunde Insel im Pazifik in der Nähe des Äquators. Einundzwanzig Quadratkilometer ist sie groß. Mit etwa dreizehntausend Einwohnern gilt sie derzeit noch als „CORONAFREI“. Meinen Geburtstag am Strand bei sonnigem Wetter feiern, das wäre doch ein Erlebnis, das ich mir gönnen sollte. Im Netz stöbere ich nach weiteren Informationen. Vielleicht erhalte ich vom Auswärtigen Amt Angaben, die ich für diese Reise benötige. “Reisepass dringend erforderlich“! Na ja, das Verfalldatum meines Reisepasses ist schon lange abgelaufen und die zuständige Pass-stelle bei unserer Gemeinde ist wegen der Pandemie auch nicht in der Lage meinem Wunsch nach einem Pass kurzfristig nachzukommen. Außerdem müsste ich beim „Nauruischen Immigrations-Depart-ement“ ein Visum beantragen. Ob so etwas kurzfristig auch möglich wäre? Ich stöbere neugierig weiter an meinem PC nach Wissenswertem über diesen Kleinststaat. „Lebenser-wartung bei Männern: achtundfünfzig Jahre, infolge Fettleibigkeit der Insulaner“, erfahre ich dabei. Ich bin doch nicht dick und außerdem schon fast siebzig. Ein Reisebericht eines Weltenbummlers, namens Rudolf, gibt eine zerschmetternde Beurtei-lung über den Zustand der Insel ab, die einem jegliche Lust zu einem solchen Reiseziel vergehen lässt.

Die Lage ist haarsträubend: „Rette sich, wer kann“, aber wohin?

Einen ausgefallenen Geburtstag habe ich mir sehnlichst gewünscht. So wie ich es nun sehe, wird ein „ausge-fallener Geburtstag“ auch auf diese Art wohl ausfallen.

Heinz Ludwig Wüst

Corona,

Die Schlange vor dem Drogeriemarkt war klein, was vielleicht an der Uhrzeit lag, es war gerade mal 07:56 Uhr. In 4 Minuten würde der Markt öffnen und gerade mal ein gutes Dutzend Leute warteten sehnsüchtig darauf, Klopapier und ähnliches zu ergattern.

Eigentlich in Coronazeiten eine ganz alltägliche Angelegenheit. Wäre da nicht ganz hinten der Mann mit einem kleine Kind auf dem Arm gestanden. Auch nichts besonderes werden sie sagen, ja, aber irgend wie fiel er mir auf. Logisch begründen, nein konnte ich nicht.

08:00 Uhr, pünktlich öffneten sich die Türen des Drogeriemarktes, langsam und auf Abstand bedacht gingen die Leute in den Markt. Auch der Mann mit dem Kind, nennen wir ihn Herrn R., ging langsam und auf Abstand bedacht in den Markt. Doch im Gegensatz zu den anderen Kunden, steuerte nicht die Regale mit den himmlischen Artikel wie K.-paier und dergleichen an. Nein, er ging direkt auf die Leiterin des Marktes zu, nahm den Kleinen vom Arm, grüßte die Leiterin freundlich und reichte ihr wortlos ein Blatt Papier. Erstaunt nahm die Leiterin das Blatt und entfaltete es. Zuerst spiegelte sich erstaunen in ihrem Gesicht, dann erbleichte sie.

Hatte ich es doch gewusst, irgend etwas stimmt nicht mit Herrn R.

Ich versuchte so nah es ging an die Marktleiterin heran zu kommen, ohne aufzufallen, sodass ich einen Blick auf das Blatt werfen konnte.

Ich staunte nicht schlecht, ein Computerausdruck und zu lesen war.

„DIES IST EINE ENTFÜHRUNG“
ICH HABE IHRE 2 GOLDFISCHE
IHREN KANARIENVOGEL
UND IHRE TANZMAUS IN MEINER GEWALT

Bleiben sie ruhig und keine Polizei, es wird nichts passieren.

Händigen Sie mir,
1 Packung Klopapier,
1 Packung Küchemrollen,
und 1 Packung Papiertaschentücher aus.
Als Gegenleistung lass ich Zug um Zug,

Ihre Tanzmaus, den Kanierenvogel und die Goldfische frei.

Kommen sie mit, hörte ich die Marktleiterin stammeln. Worauf hin die Marktleiterin, gefolgt von Herrn R., mit dem kleinen Jungen hinter einer Tür verschwanden. Innerhalb einer Minute tauchte Herr R., mit dem kleinen Jungen wieder auf, schob vergnügt den Einkaufwagen vor sich her, in dem der kleine Junge saß, zusammen mit einer Packung Klopapier, Papiertaschentücher und einer Packung Küchenrollen.

 

Auf dem Parkplatz angekommen, stopfte Herr R., sich erst einmal eine Pfeiffe, nahm sein Handy aus der Jackentasche und gab irgendwelche Anweisungen.

Der kleine Junge hatte mittlerweile die Packung mit den Papiertaschen-tücher geöffnet und versuchte Flieger daraus zu basteln.

Die Marktleiterin war in der Zwischenzeit auch aus dem Drogerie-markt gekommen und hatte sich mit zittrigen Fingern eine Zigarette angezündet. Noch total verstört, schaute sie hektisch in alle Richt-ungen und dann geschah etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Eine kleine Tanzmaus rannte schnurstracks über den Parkplatz direkt auf die Marktleiterin zu, diese war schnell in die Hocke gegangen und hob die kleine Tanzmaus auf. Mit Tränen in den Augen sprach sie auf die Maus ein.

Ein Geräusch lies mich auf blicken, doch ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Ja, es kamen wirklich zwei Goldfische angeflogen, umkreisten die Marktleiterin kurz und ließen sich dann auf einem in der Nähe stehenden Baum nieder. Während der Eine schnell ein Piano aufstellte und Schubert Franz zu spielen begann, flog der Andere eiligst weiter. Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Pianospiel des Goldfisches.

Am Nachmittag erfuhr ich dann aus FB, dass ein Goldfisch in Bad B., in einem Fahrradgeschäft gesehen worden wäre, der ein Mountainbike kaufen wollte, ab da fehlt von dem Goldfisch und dem Mountainbike jede Spur.

Ein entflogener Kanarienvogel wurde bei Polizeirevier Bad B., abgegeben, der nur unverständliches vor sich hin zwitscherte. Selbst ein eiligst herbei gerufener Tierpsychologe, konnte nicht viel aus dem Kanarienvogel heraus bringen. Lediglich die Besitzerin konnte festgestellt werden, es handelte sich hier um eine Marktleiterin, die im laufe des Vormittags in eine nahegelegene Psychiatrische - Klinik eingeliefert wurde und ständig was von einer Entführung einer Tanzmaus, einem Kanarienvogel und zwei Goldfischen, wovon Einer Piano spielen soll stammelte.

Ich hätte nie gedacht, das die Corona Pandemie mal solche Blüten treiben würde.