Wenn Liebe Sühne leistet

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Wenn Liebe Sühne leistet
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Mel Mae Schmidt

Wenn Liebe Sühne leistet

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Inhaltsverzeichnis

Titel

EINS

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Impressum neobooks

EINS

Ein Sonnenstrahl fiel sanft ins Zimmer, ein sanfter Hauch kühlen Windes zog herein. Ein einsamer Vogel saß zwitschernd auf dem Dach eines Hauses und rief einem anderen Vogel etwas zu.

Seufzend stand Winifred an ihrem offenen Fenster und beobachtete das Heraufziehen eines neuen Tages. Sie hielt eine warme Tasse Kaffee in der Hand und ließ ihre Gedanken schweifen. Innerlich sprach sie zu Gott, ihrem besten Freund, ihrem Ein und Alles.

Winifred musste auf einmal leise lachen. Sie spürte, wie Gott auf ihre Worte antwortete: Er kitzelte ihr Herz. Dieses sprang sanft hüpfend in ihrer Brust und freute sich auf die Berührung durch den Schöpfer.

Winifred war dankbar für diese Beziehung. Noch einige Jahre zuvor stand sie an diesem ihrem Zimmerfenster und wusste nichts von einem Gott, der einen lieben und helfen konnte. Von einem Sohn Gottes, der sich hat foltern und kreuzigen lassen, damit jemand wie sie – Winifred – das ewige Leben und Glückseligkeit erlangen konnte. Dass sich jemand überhaupt für sie und ihr Wohlergehen interessierte, war ihr damals noch völlig unbewusst und gar unvorstellbar gewesen!

Doch nun stand sie hier, in ihrem Zimmer und beobachtete, wie Gott das neue Wunderwerk, den neuen Tag, mit wunderbaren Farben formte, mit Rosa- und Goldtönen die Wolken schuf und dem Wind einen kühlen Hauch frischer Frühlingsluft verlieh.

Wie genial Gott doch ist!, dachte sich Winifred und spürte sogleich erneut ein Kitzeln in der Brust. Hör auf mich zu kitzeln, Jesus!, lachte Winifred innerlich. Sonst muss ich mich kringeln vor Lachen!

Sie nippte grinsend an ihrer warmen Tasse Kaffee und sog den Geruch gemahlener Kaffeebohnen tief ein. Sie schloss die Augen und genoss.

Es war noch sehr früh und Winifred hatte noch reichlich Zeit, bis sie zur Arbeit musste. Sie arbeitete im hiesigen Altenheim und hatte dort zwar harte Arbeit zu tun, allerdings opferte sie alles Jesus auf und war dankbar für diese Art Arbeit, denn so konnte sie anderen Menschen helfen und somit auch Jesus: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.“ (Mt 25, 40)So genoss sie nun die Stille und die Einsamkeit und sprach noch eine Weile mit Gott über alles was sie sorgte und plagte und bat um einen guten Tag. Alles möge in Seinem Sinne geschehen und möge sie für alles, was Er für richtig hielt genügend Kraft erhalten. Winifred trank ihre Tasse Kaffee leer, atmete tief durch, schloss das Fenster und machte sich schließlich langsam auf den Weg zur Arbeit.

Zwei

„Oh, da kommt ja wieder unsere Gute!“, rief Mildred, eine ältere Dame des Altenheims, die schon etliche Jahre als Altenpflegerin dort arbeitete. Sie strahlte Winifred an, als sie sie von weitem erblickte. Winifred kam auf Mildred zu und sagte lachend: „Es gibt nur einen, der gut ist, und das ist Gott.“ (Mt 19, 17)

Mildred sah Winifred verdutzt an. Da lachte Winifred erneut. „Das ist aus der Bibel, Mildred!“

Nun lachte auch Mildred. „Ach so! Davon hab ich doch kaum Ahnung, Wina! Du bist ja schon eine wandelnde Bibel geworden!“ Mildred strich Winifred, die sie liebevoll „Wina“ nannte, mütterlich über die linke Wange. Winifred grinste. „Dann haben sich die ganzen Bibelstunden ja gelohnt!“

Mildred grinste zurück. Sie dachte nach. „Wie lange ist es jetzt her, als es bei dir … Wusch gemacht hat?“ Sie zwinkerte Winifred zu. Diese verstand und lachte beherzt auf. „Wusch ist gut, Mili! Bald sind es genau sieben Jahre. – Eine heilige Zahl!“ Winifred strahlte über das ganze Gesicht.

Mildred lächelte süß. „Und mit Gott geht es dir besser, ja?“ Besorgt sah sie Winifred an. Diese nickte. „Ja, Mili. Mit Gott geht es mir endlich richtig super!“

„Wunderbar, Wina!“, rief Mildred und klatschte begeistert in die Hände. Winifred kicherte.

„Nun, dann ab ans Tagewerk!“, fuhr Mildred weiter fort und zwinkerte Winifred zu.

Drei

„Sagen Sie mal, mein Herzchen“, flüsterte eine alte Dame im Rollstuhl Winifred ins Ohr. Winifred sah sie erwartungsvoll an. „Ich habe gehört, dass Sie gerne in der Bibel lesen. Stimmt das?“ Winifred konnte nicht recht heraushören, ob die alte Dame dies für gut oder für schlecht befand. Doch Winifred schämte sich nicht für ihren Glauben und antwortete einfach herzlich: „Ja, das ist richtig.“ Sie lächelte die alte Dame an. Diese nickte nur und ließ ein „Aha“ verlauten. Offensichtlich befand sie es für schlecht, dass Winifred die Bibel las. Aber was soll´s? Es gibt wahrlich schlimmere Dinge zu lesen!

Winifred lächelte nur in sich hinein und dachte sich, dass diese alte Dame es eventuell gar nicht böse gemeint habe, sondern sie aufgrund ihres Alters einfach etwas zerstreut und grantig ist. Das kann vorkommen.

Winifred beließ es einfach dabei und verrichtete weiter ihre Arbeit. Einmal gab sie einigen älteren Damen und Herren eine Tasse Tee, dann brachte sie einen älteren Menschen zur Toilette, anschließend half sie beim Umbetten eines älteren Herrn und fuhr dann und wann eine ältere Dame im Rollstuhl herum. All das ließ Winifred gehörig ins Schwitzen kommen und gut bezahlt wurde dieser Beruf – obwohl er so ungeheuer wichtig ist für die Gesellschaft und sehr viel Gutes bewirkt! – auch nicht. Aber, sie hatte große Freude daran, anderen Menschen in ihrem Leben behilflich und eine große Stütze sein zu können. All das war Gold wert, auch wenn der Lohn selber im Hier und Jetzt kläglich ausfallen mag. Der Lohn ganz am Ende ist entscheidend. Den, der Gott einem verleiht!

Schließlich traf Winifred auf dem Gang auf Mildred, die sie kurz anhielt. „Sag mal, Mili, hast du rumerzählt, dass ich die Bibel lese?“

Mildred schien zunächst zu überlegen. „Ja, das kann gut sein. Ich plaudere oft sehr viel mit den älteren Herrschaften. Meistens sind Demenzkranke dabei, da mach ich mir keine großen Sorgen, die vergessen eh immer alles sofort!“ Sie lachte.

Winifred nickte verträumt.

Mildred hörte auf zu lachen und sah Winifred genau an. „Warum fragst du? Hat das jemand von den alten Menschen weitergetratscht?“

Winifred räusperte sich. „Ja, schon. Mich hielt eben Frau Lindenthal auf, die wissen wollte, ob das stimmt, dass ich die Bibel lese.“ Sie zuckte die Schultern.

Mildred machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, die! Vergiss sie! Sie mag nichts und niemanden. Aber rede doch mal mit Frau Patsch. Die ist selber begeisterte Bibelleserin!“ Mildred lächelte Winifred aufmunternd an. Diese zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Frau Patsch? Du meinst die, die immer mit einem Buch zurückgezogen in ihrem Zimmer sitzt?“

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