Heilmittel der Sonne - eBook

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Nach längerer Einnahme verbessert das Mittel vor allem die Durchblutung des Gehirns und bewirkt eine merkliche Zunahme der Konzentrationsfähigkeit. Außerdem verbessert es die seelische Stimmungslage erheblich. Bewährt hat sich eine Kombination mit weiteren Mitteln mit Gefäßwirkung, z. B. Metaginkgo S von Meta-Fackler (Dosis: ca. 3-mal täglich 20 Tropfen).


Zusammen mit Honig ist das Saturnmetall Blei ein Heilmittel bei Altersleiden.

Ein ähnliches Herstellungsverfahren wie mit Blei macht man bei Weleda mit dem Jupitermetall Zinn. Jupiter regiert die Leber und die Gelenke, aber auch die Gedankenbildung. Das Präparat Stannum mellitum (D12 von Weleda) eignet sich daher vor allem zur Sanierung des Leberstoffwechsels und zur Behandlung chronischer Gelenksleiden wie Arthrose, aber auch zur Behandlung einer Leberdepression (hier am besten in Kombination mit Gold – siehe dort).

Honig contra Naschsucht

Eine wichtige Eigenschaft von Honig ist seine Transportfunktion für andere Heilmittel. Die Tibeter bezeichnen ihn als »Medizinpferd«, auf dessen Rücken andere Arzneistoffe besser in den Körper bzw. direkt ins Blut gelangen. Tatsächlich konnte man nachweisen, dass stark wirkende Stoffe, wie z. B. Digitalis, zusammen mit Honig, wesentlich verträglicher sind. Auch konnte man die Dosis von Digitalis deutlich senken. Starkwirkende, bzw. nebenwirkungsreiche Arzneien sollten also mit Honig kombiniert werden.

Aber was tun, wenn Honig und andere Süßigkeiten süchtig machen? Bei Suchterscheinungen kann man folgendes Rezept versuchen:

• Argentum nitricum D8 (Silbernitrat)

• Lycopodium D8 (Bärlapp)

• Mel D6 (potenzierter Honig)

• Pankreas D10 (potenzierte Bauchspeicheldrüse)

• Verbena officinalis Urtinktur (Eisenkraut)

jeweils 20 ml

Über eine Apotheke von Spagyra bestellen und mischen lassen oder selber bestellen und mischen (www.spagyra.at). Dosis: 2- bis 3-mal täglich 10–15 Tropfen.

Am besten kombiniert man den Zinnhonig bei Leberleiden und Depression mit weiteren zinnhaltigen Präparaten, z. B. dem Lebermittel Metaheptachol N oder bei Störungen im Bewegungsapparat mit dem Gelenksmittel Metasymphylen, beides von der Firma Meta Fackler (Dosis: jeweils ca. 3-mal täglich 15–20 Tropfen).

Met – ein Göttertrunk

Weniger heilend, sondern mehr erleuchtend wirkt dagegen der Met, den man beim Vergären von Honig erhält. Besonders im keltisch-germanischen Kulturkreis war es das Getränk schlechthin. In riesigen Kesseln wurde der Honig zum Gären gebracht. Keineswegs aber braute man Met nur als berauschendes Getränk. Vielmehr sollte der Kontakt zu den Göttern gefördert werden. Met war den nordischen Völkern heilig und diente ihnen als Quelle der Inspiration, Weisheit und Poesie.

Auch die Götter lieben den Met. So berichtet die Edda, eine Sammlung germanischer Götter- und Heldenlieder, wie Odin aus dem »Brunnen der Erinnerung« den Trank der Weisheit bekam, bei dem es sich natürlich um Met handelte. Um in den Genuss zu kommen, musste er allerdings ein Auge opfern. Er konnte deshalb keineswegs schlechter sehen. Vielmehr erlangte der Schamanengott die »Ein«sicht in die verborgenen Geheimnisse des Lebens (Ralph Metzner, 1994).

Eine andere Geschichte aus der Edda beschreibt, wie den Göttern ihr heiliger Met gestohlen wurde, den sie aus dem Blut des weisen Kvasir gebraut hatten. Indem sich Odin in einen Adler verwandelte, konnte er den Met in seinem Schnabel zurückbringen. Einige Tropfen fielen dabei auf die Erde. So kam der Met zu den Menschen. Er diente von nun an vor allem Skalden (Sängern) und Völvas (Seherinnen) als Quelle der Inspiration.

Pflanzen der göttlichen Inspiration

Weisheit und Seherkraft nur durch ein alkoholisches Getränk? Dann wäre das Münchner Oktoberfest ein Treffen Erleuchteter! Natürlich ist Met berauschend, aber erst gewisse Pflanzen geben ihm die richtige Würze und bewirken die göttliche Inspiration.

Beliebt waren z. B. Fliegenpilze, auch Rabenbrot genannt. Raben sind die heiligen Tiere Odins. Zwei von ihnen, Hugin und Munin, sind seine ständigen Begleiter. Sie symbolisieren Denken und Gedächtnis.

Rezept: Met, ein Trank der Götter

Lange bevor es üblich war Kräutertees zuzubereiten, siedeten die Kelten ihre Heilkräuter in Honigmet oder Ziegenmilch. Während sich im Wasser am besten wasserlösliche Pflanzeninhaltsstoffe lösen, hat die Zubereitung in Met den Vorteil, dass auch fettlösliche Wirkstoffe übergehen. Im Met wirken Alkohol und Honig als »Medizinpferde«, auf deren Rücken die pflanzlichen Wirkstoffe direkt ins Blut gelangen. Eine stimmungsaufhellende und nervenstärkende Kräutermischung für einen Met ist zum Beispiel:

Angelikawurzel, Betonie, Dost, echtes Eisenkraut und Johanniskraut, zu gleichen Teilen gemischt. So wirds gemacht: Eine gute Hand voll der Kräutermischung in einen Topf geben und mit einer Flasche Honigmet übergießen (vom Imker oder aus dem Reformhaus). Dann die Kräuter im Topf zum Sieden bringen, vom Herd nehmen, abgedeckt abkühlen lassen und in die Flasche zurück abfiltrieren – fertig.

Dosierung: Besonders lecker schmeckt der Met noch lauwarm getrunken. Kühl aufbewahrt hält sich das heilsame Getränk einige Tage lang. Bei Bedarf, zum Beispiel in der dunklen Jahreszeit, kann man ein bis drei Gläschen (ca. 100 ml) täglich vor oder zwischen den Mahlzeiten genießen.


Tollkirsche: Bei den Germanen hieß sie auch »Wolfsbeere«. Mit dieser Mittsommerpflanze würzten sie ihren Met der Inspiration.

Wahrscheinlich nutzten die Seherinnen in alter Zeit auch Alraune als Zutat zum Met der Hellsicht.

Ebenso verwendete man Tollkirsche. Ein anderer Name für die Pflanze mit den dunkelvioletten Früchten ist Wolfsbeere. Wer die Göttersagen kennt, weiß, dass der Wolf eines der Krafttiere Odins ist. In der Pflanze, die bei Hexen den wohlklingenden Namen »Göttin des Waldes« hat, verkörpern sich auch die Walküren, die den gefallenen Kriegern in Walhall den göttlichen Met kredenzen.

Alraune dürften die Germanen ebenfalls gekannt haben. Im Namen der berühmten Zauberwurzel steckt das Wort »Rune«, eine Bezeichnung für die magischen Buchstaben nordischer Völker. Odin entdeckte sie, als er am Baum der Erkenntnis hing. Anschließend trank er Met, der ihm die Augen für die Welt der Runen öffnete. Auch das germanische Wort Albruna klingt ähnlich wie Alraune. Es ist der Name für ein Weib mit Seherkraft und Zaubermacht. Ferner verwendete man möglicherweise auch den Hanf als Zusatz, die heilige Pflanze der Liebesgöttin Freya.

Schließlich ist da noch Bilsenkraut, das die Kelten auch als Belinuntia bezeichneten. Es war eine ihrer heiligen Pflanzen und dem keltischen Sonnen- und Orakelgott Belenus geweiht (zu den Met-Zutaten siehe auch Ralph Metzner: »Der Brunnen der Erinnerung«).

Allen Pflanzen ist gemeinsam, dass sie einen tief in den Brunnen der Seele blicken lassen. Aber Vorsicht! Der Gebrauch dieser Pflanzen ist nicht ungefährlich. Sie wirken bei jedem Menschen zwar anders, können aber bei empfindlichen Personen schon in allerkleinsten Mengen Halluzinationen hervorrufen oder sogar Drogenpsychosen auslösen.

Sonnenwirken in der Pflanzenwelt

Überall wo Sonnenstrahlen auf die feuchte Erde treffen, selbst in der Wüste, sprießt, wächst und blüht es. Die Sonne ist die oberste Vegetationsgottheit und Urquell allen irdischen Lebens. Doch manche Pflanzen stehen ihr näher als alle anderen. Solche Sonnenkinder aus der Pflanzenwelt erkennt man meist schon von weitem an ihren gelben Blüten, wie etwa das Sonnenröschen oder das Johanniskraut. Insbesondere der großen Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae), zu denen bedeutende Heil- und Nahrungspflanzen wie etwa Arnika, Goldrute, Kamille oder Löwenzahn zählen, gehören viele sonnenhafte Gewächse an. In den strahlend weißen Zungenblüten der Kamille erkannten die Germanen einst sogar ein irdisches Abbild der Wimpern ihres Lichtgottes Baldur.

Eben weil viele Pflanzen aufgrund Ihrer Blütezeit mit der Sonne in Beziehung stehen, erhielten sie Namen wie »Sommertürlein« (Huflattich), »Sommeraug« (Beifuß), »Sonnenwende« (Wegwarte), »Tagundnachtblümlein« (Veilchen) oder »Christrose« (Helleborus). Andere tragen ihr lichterfülltes Wesen weithin zur Schau wie die Königskerze oder der Alant mit seiner majestätischen Gestalt …

Obwohl die Sonnenkinder der Pflanzenwelt auf den ersten Blick derart unterschiedlich erscheinen, gibt es etwas, das alle vereint: Sie haben einen besonderen Bezug zur Sonne und sie zeigen dies durch ihre Signaturen.

Vom Gebrauch der Sinne

Die Lehre von der Zeichensprache der Natur bezeichnet man als Signaturenlehre. Sie ist im Laufe unzähliger Jahrhunderte gewachsen. Paracelsus hatte sie aus der Volksmedizin aufgegriffen und in sein Weltbild wie auch in seine Heilkunst integriert. Er hatte bereits in seiner Jugend heilkundige Bauern kennengelernt, welche die Kräfte der Pflanzen aus deren Signaturen ablesen konnten. Heute, im Zeitalter der Apparatemedizin, Pharmazie und Analytik, kommt dieser Weg der Heilpflanzenerkenntnis, der sich vorwiegend auf die Sinne verlässt, so manchem etwas altmodisch vor. Er beruht nicht auf Maß, Zahl und Gewicht und versteht sich somit auch nicht als »eineindeutige« Wissenschaft. Die Signaturenlehre ist vielmehr ein Weg, Pflanzen sinnlich zu erfahren und in ihrem ganzen Wesen zu begreifen.

 

Doch was versteht man unter einer Signatur, werden sich nun manche Leser fragen. Eine Signatur ist zunächst ein Zeichen im weitesten Sinne. Also eine Blütenform, eine bestimmte Farbe, ein bemerkenswerter Duft, eine außergewöhnliche Gestalt oder ein anderes äußeres Merkmal, das charakteristisch für eben diese Heilpflanze ist. Aus solchen äußeren Merkmalen oder Kennzeichen lassen sich, sofern man mit dem Pflanzenreich vertraut ist, bestimmte Heileigenschaften ablesen. Dies geschieht auf ähnliche Weise wie etwa ein erfahrener Jäger an den Spuren erkennt, welches Tier seinen Weg gekreuzt hat. Ein erfahrener Kräuterkundiger nimmt die Zeichen der Natur ebenso wahr und kann diese interpretieren. Für manche Naturvölker ist die Signaturenlehre bis heute der einzige Erkenntnisweg geblieben. Regenwaldbewohner haben ursprünglich alle Heilmittel durch deren Signaturen gefunden. Inzwischen gehen unsere Pflanzenforscher in den Urwald, um sich von den signaturenkundigen Ureinwohnern Heilpflanzen zeigen zu lassen und deren Kräfte zu überprüfen. Dabei können die Wissenschaftler das intuitiv gewonnene Heilwissen der Naturvölker oftmals nur bestätigen.

»Nichts ist, was die Natur nicht gezeichnet habe, und durch die Zeichen kann man erkennen, was im Gezeichneten verborgen ist.« (Paracelsus)

Die Wahrnehmung will allerdings geschult sein, und das sinnlich gewonnene Wissen sollte überprüft werden. Dann vermag die Signaturenlehre sogar die lückenhaften Erkenntnisse moderner Wissenschaften wie der Pharmazie zu ergänzen.



Die gelbe Korbblüte wie auch der scharfe Geschmack des Alants (links) zeigt dessen Zugehörigkeit zu den Sonnenpflanzen an. Die warme Blütenfarbe und der sonnenmandalaartige Blütenaufbau trug dem Goldmohn (oben links) seinen Namen ein. Wesentlich sonniger als ihre Verwandte, die Silberdistel, präsentiert sich die Golddistel (oben rechts) Wegen des orangegelben Pflanzensaftes nannten die Alchimisten das Schöllkraut »Goldwurz« (rechts).


Sichtbare Sonnensignaturen

Bei einem Streifzug durch die Natur finden sich immer Hinweise auf das Wirken der Sonne, denn alle Pflanzen sind ihre Geschöpfe! Eine wahre Sonnenpflanze vereint jedoch mehrere Sonnensignaturen gleichzeitig in sich.

Sonnensignaturen Erläuterung


Gelbe bis orangefarbene BlütenKennzeichen stimmungsaufhellender Sonnenpflanzen wie etwa Johanniskraut, Königskerze oder Sonnenröschen. Gelbe Blüten sind auch beliebte Schmuckdrogen für Sonnenheiltees (Ringelblumenblüten).
Gelbe oder orangefarbene PflanzensäfteSignatur mancher Stoffwechselheilpflanzen (Löwenzahn). Nach der Signaturenlehre helfen Berberitze oder Schöllkraut aufgrund ihres gelben Pflanzensaftes bei Gelbsucht und Leber-Galle-Leiden. Der gelbliche Pflanzensaft der Engelwurz zeigt die Lichtbringerin für Seele und Körper an.
Sonnenstrahlenartige Blüten oder StaubblätterBlütensonnen (Gänseblümchen, Sonnenblumen, Sonnenröschen) oder Blüten mit Staubblättern wie Strahlenkronen (Johanniskraut, Küchenschelle) erhellen das Gemüt oder durchlichten den Stoffwechsel (Löwenzahn).
Sonnenrhythmen der Blüten
Streben nach LichtHochwuchs (Esche) oder ausladende Blattkronen (Kastanien) deuten auf Sonnenbäume hin. Frei stehende Sträucher (Wacholder) oder Pflanzen (Königskerzen) zeigen Lichthunger und haben ein sonnenhaftes Wesen. Sonnenpflanzen überragen meist alle anderen (Gänseblümchen, Arnika, Alant).
Helle und warme StandorteSonnenpflanzen bevorzugen meist warme, trockene und helle Standorte. Wo die Sonne am heißesten glüht (Mittelmeerländer) , findet man besonders feurige Pflanzen: Rosmarin regt den Kreislauf an und verbessert die Konzentrationsfähigkeit, Thymian und Majoran hemmen das Wachstum von Bakterien und Pilzen, Dachwurz regeneriert die strahlengeschädigte Haut.
Immergrünes und LanglebigkeitWie die Sonne, so zeichnen sich auch deren Gewächse durch Langlebigkeit aus (Mistel, Olivenbaum, Tanne). Immergrüne symbolisieren die Unsterblichkeit (Immergrün) und die ewige Jugend (Wacholder) und sind daher als Kranzkräuter oder Räucherstoffe im Ahnenkult vertreten. Langlebige Pflanzen (Mistel, Olive) dienen meist auch als Altersheilmittel.

Die Handschrift der Sonne

Sonnenpflanzen haben ebenso viele Gesichter wie die Sonne selbst, die zu jeder Tages- oder Jahreszeit anders erscheint – ein paar Gemeinsamkeiten finden sich dennoch (siehe Tabelle). So wie die Sonne den Mittelpunkt unseres Planetensystems bildet, so zeichnen sich auch ihre Gewächse durch ihre majestätische Natur aus.

Sonnenpflanzen führen kein Schattendasein! Sie sind meist weithin an ihrer erhabenen Gestalt erkennbar. Diese Signatur zeichnet das Gänseblümchen als Sonnenpflanze aus, denn es streckt seine Blüten im Frühjahr vorwitzig aus der Wiese. Die lichthungrige Esche gehört aus demselben Grund zu den Sonnenbäumen: Sie schafft sich durch Hochwuchs ihren eigenen Platz an der Sonne.

Den meisten, die im Geist nach einer Widerspiegelung der Sonne in der Pflanzenwelt suchen, fallen aber zuerst flammende Sonnenblumenfelder oder sonnengelbe Johanniskrautblüten ein. Ganz recht – die Sonne ist eine Malerin! Ihre Lieblingsfarbe ist zwar gelb, aber ihre Farbpalette entspricht dem Regenbogen. Wir sollten nicht vergessen, dass die Sonne auch das leuchtende Blattgrün des Frühlings, die Blütenfarben sowie das Goldocker reifer Kornfelder hervorgezaubert hat. Sie hat die Farben für das Sonnenorgan Auge geschaffen, und das nicht nur im poetischen Sinn. Wir erfahren späterhin, dass Pflanzen die empfangene Sonnenenergie in Lichtwirkstoffe und Pflanzenfarben umwandeln. Die sichtbaren Hinweise auf Licht- und Wärmewirken sind aber vielfältig (siehe Tabelle Seite 80).

»Jede Sache erhält (…) von ihrem sie bestrahlenden Sterne ein besonderes Zeichen oder Merkmal eingedrückt, das den betreffenden Gestirneneinfluss genau charakterisiert.«(Agrippa von Nettesheim)

Die Kraft der Sonne wirkt zwar auf alle Pflanzen ein und über diese auf uns; wahre Sonnenpflanzen sind jedoch in einem besonderen Maß gezeichnet. Einige Beispiele sollen dies veranschaulichen.

Schöllkraut – Goldwurz der Alchimisten

Die erste Pflanze, der wir uns zuwenden, ist das Schöllkraut (Chelidonium majus). Dieses Gewächs hat wohl jeder schon einmal gesehen. Seit Menschengedenken trifft man es in der Nähe von Siedlungen an. Die Germanen zählten es zu den heilkräftigen Zaunkräutern, in denen ein wohlwollender Hausgeist wohnt. Noch heute begleitet uns das genügsame Gewächs bis an die Haustür, wo es sich zwischen Steinplatten und Mauerritzen ansiedelt. Gleich eine Vielzahl von Sonnensignaturen vereinen sich in diesem alten Heilkraut und machen sie zur Sonnenpflanze: Schöllkraut blüht im gesamten Sonnenhalbjahr und ist daher ganz dem Licht zugewandt. Zudem sind die Blüten gelb. Auf das Sonnenorgan Auge haben sie eine besondere Wirkung. Weil Schwalben das Kraut ihrem noch blinden Nachwuchs ins Nest tragen, lautete bereits im 11. Jahrhundert ein Vers der Ärzteschule von Salerno:

»Schöllkraut ist den Augen gsund,

das tun uns die Schwalben kund.«

Volksmedizinisch wurde das »Schwalbenkraut« früher in Wasser gesotten und wie eine Art Augendampfbad angewendet. In der heutigen Naturheilkunde nutzt man homöopathische Verdünnungen in Form von Augentropfen (z. B. Chelidonium comp. Augentropfen von Wala). Besonders bewährt haben sich solche Augentropfen bei Neigung zu trockenen Augen, aber auch bei Virusinfektionen mit Augenbeteiligung wie bei Katzenschnupfen.

Schöllkraut ist darüber hinaus ein wichtiges Homöopathikum bei rechtsseitiger Migräne in Zusammenhang mit Leber- und Gallenstörungen (z. B. Kur mit Chelidonium D6).


Gelbe Blüten, strahlenartige Staubblätter und orange-gelber Milchsaft machen die »Goldwurz« (Schöllkraut) zu einer Heilpflanze der Sonne. Links Abbildung aus dem »Kleinen Fuchs« (16. Jahrhundert), rechts Blüte.

Nicht nur die Blüten mit den strahlenartigen Staubblättern lassen das Sonnenhafte erkennen. Bricht man ein Blatt ab, so quillt ein orange-gelber Milchsaft hervor. Dieser Saft hat einst die Alchimisten bewogen, die Pflanze »Goldwurz« zu nennen. Die gelbe Farbe stammt von galletreibenden Alkaloiden. Daher wirken im Schöllkraut nicht nur Sonnenkräfte, sondern auch die Planetenkräfte von Mars, dem nach alter Vorstellung die Galle untersteht, und Jupiter, der über die Leber regiert.

Gelbe Blüten und gelber Milchsaft deuten dem Signaturkundigen bereits an, dass Schöllkraut die Gelbsucht heilt. Bei Leber-Galle-Erkrankungen sind Schöllkrautextrakte wahrhaft Gold wert. Schöllkraut ist Bestandteil vieler Firmenpräparate gegen Gallensteine (z. B. Metaheptachol N von Meta Fackler oder Chelidonium Kapseln von Wala). Eine derart sonnige Pflanze erhellt natürlich auch die Stimmung. Speziell bei der Leberdepression, die meist mit Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen zur Leberzeit zwischen ein und drei Uhr nachts einhergeht, ist Schöllkraut besonders hilfreich (z. B. mehrmonatige Kur mit Solunat Nr. 8, ehemals Hepatik von Soluna).

Sonnenblume – Sonnenstern und Gottesauge

Eine der größten Blütenpflanzen der Sonne ist die Sonnenblume (Helianthus annuus). Bis zu 5 Meter wachsen manche dem Himmel entgegen! Ihre Heimat ist das sonnenverwöhnte Mexiko, wo im 16. Jahrhundert ihr Siegeszug nach Europa begann. Heute hat sie fast jeden Garten erobert. Die meisten bewundern ihre Schönheit und vergessen dabei, dass sie auch ein Heilmittel der Sonne ist.

Sonnenblumenöl ist wegen seines hohen Gehalts an essentiellen Fettsäuren ein wertvolles Speiseöl. Besonders bei zu hohen Blutfettwerten, einer der Hauptursachen für Arteriosklerose und Bluthochdruck, sollte man es viel verwenden. Volksheilkundler schwören ferner auf die entgiftende Wirkung. Dazu schwenkt man täglich 1–2 Esslöffel Sonnenblumenöl nüchtern 5–10 Minuten lang im Mund und spuckt es anschließend wieder aus. Das aktiviert die Speicheldrüsen und fördert die Ausscheidung von Giftstoffen wie etwa Quecksilber.

Die Blume der Sonne birgt aber weit mehr Heilkräfte in sich. Vor allem Russen schätzen ihre fiebersenkende und lungenstärkende Wirkung. Weil die Lungen großlappige Organe sind, gelten Pflanzen mit großlappigen Blättern als Lungenheilmittel (siehe Rezept) – auch auf diese Weise heilt man im Sinne der Homöopathie »Ähnliches mit Ähnlichem«.



Sonnenstern nennt man die Sonnenblume im Volksmund. Die Himmelfahrtsbuschen mit Sonnenblume vertreiben Dämonen der Melancholie sowie Alben und Nachtmahre. (Gebunden von Renate Giesel)

 

Rezept: Lungenkraft durch Sonnenpflanzen

Besonders die russische Volksmedizin verwendet die Blütenblätter der Sonnenblume als Heilmittel bei Lungenerkrankungen sowie als Stärkungsmittel bei Fieber. Weitere Sonnenpflanzen ergänzen das lungenstärkende Rezept.

• Hedera helix Urtinktur (Efeu)

• Helianthus annuus Dil. D3 (Sonnenblume)

• Inula helenium Urtinktur (Alant)

• Tussilago farfara D6 (Huflattich)

• Verbascum thapsiforme Urtinktur (Königskerze)

jeweils 20 ml

Über eine Apotheke von Spagyra bestellen und mischen lassen oder die Einzelmittel bei Spagyra bestellen (www.spagyra.at) und selber mischen. Dosis: 3- bis 4-mal täglich 15–20 Tropfen im Mund zergehen lassen oder in etwas Tee einnehmen.

Allein der Anblick eines Sonnenblumenfeldes erfreut die Seele. Ihre Verwendung in Kräuterbuschen zum Schutz vor Krankheiten verwundert daher nicht. Ein alter Brauch ist auch, Kindern Amulettbeutel mit Sonnenblumenkernen gegen Alpträume und Fieber in die Wiege zu legen.

Neben der abwehrsteigernden ist vor allem die stimmungsaufhellende Wirkung der Sonnenblume von Bedeutung. Stetig folgt sie mit ihrer Blüte dem Lauf der Sonne. Ihre leuchtend gelben Zungenblüten sind ein Spiegel der flammenden Sommersonne. Der Volksmund nennt sie liebevoll »Sonnenstern«. Bewundernd verliert sich der Blick in der Spiralform ihrer Blüte, die wie ein Sonnenmandala anmutet. Die Spirale als Grundform des Lebens (siehe Ammonit) zeigt sich auch im Aufbau von Blatt und Stängel. Sie schraubt sich regelrecht zum Licht empor. Trotz ihrer kraftvollen Gestalt wirkt sie sanftmütig und selbstzufrieden. Auch wenn sie alles versucht, der Sonne möglichst nah zu sein, beugt sie sich schließlich unter der immensen Last ihrer Samen zur Erde.

Übertragen wir diese Geste auf uns Menschen, dann finden wir in der Sonnenblume vor allem ein Heilmittel, das uns wieder im Einklang mit der Sonne schwingen lässt, wenn sich das innere Auge vom lichten Prinzip des Lebens abgewandt hat.

Besonders lebensschwache Menschen, deren Gefühlswelt verdunkelt ist und die unter ihrer Verantwortung zusammenzubrechen drohen, werden durch sie wieder seelisch aufgerichtet und gestützt.

Sonnenelixier Olivenbaum

Die Liste der Sonnenbäume ist lang, denn alle Bäume streben mehr oder weniger zum Licht. Unter ihnen gibt es jedoch einen, der der Sonne mehr als jeder andere zugewandt ist – der Olivenbaum (Olea europaea), ein Verwandter unserer Esche. Das Ölbaumgewächs ist genauso zäh und ausdauernd wie die unermüdliche Sonne. Während die gleißenden Sonnenstrahlen die übrige Vegetation austrocknen und verbrennen, regen sie im Olivenbaum die Ölbildung an. Man könnte Olivenöl daher als stoffgewordenes Sonnenlicht bezeichnen. Das aromatische Speiseöl trägt sicher auch zur langen Lebenserwartung der Südländer bei.

Die immergrünen Blätter sind mehr als nur ein Lebenssymbol. Sie halten vor allem die Blutgefäße jung und geschmeidig und stärken sogar die Abwehrkräfte (z. B. Olivysat mono Tabletten von Bürger).


Olivenbaum: Seine Früchte sind wegen des hohen Ölgehalts ein wichtiges Heilmittel. Die Blätter dienen zur Behandlung von Altersleiden. Vielleicht waren sie das Geheimnis von Methusalem.

Uralter Olivenbaum auf der Kykladeninsel Amorgos, in dessen Schoß eine beachtliche Alraune wächst.

Mit seiner scheinbar unerschöpflichen Regenerationskraft erreicht der Ölbaum zuweilen ein beachtliches Alter. Daher kann man im Garten Gethsemane vor den Toren Jerusalems bis heute noch einige der Olivenbäume bestaunen, unter denen Christus einst gewandelt sein soll.

Einen 2000 Jahre alten Baum muss man anfassen, um die Würde und die Lebenskraft zu spüren, die von ihm ausgehen. In der knorrigen Gestalt mancher Baumveteranen kann man auch Qualitäten der Planetenkraft Saturn erkennen, der zusammen mit der Sonne über die langlebigen Gewächse regiert. Der Kräuterkundige Wilhelm Pelikan nannte den Ölbaum daher den priesterlichen Patriarchen unter den Bäumen, dem man sich mit Ehrfurcht nähern müsse, weil er eben nicht nur Nahrung spendet, sondern auch Heilung gewährt und kultische Handlungen wie die Königs- oder Priesterweihe sowie das Sterbesakrament, die letzte Ölung, ermöglicht. (Vergleiche W. Pelikan: Heilpflanzenkunde Bd. II, S. 190.)

Während der Ölbaum im christlich geprägten Abendland zum Symbol der Hoffnung avancierte, wurde er im Islam ein Symbol der Fruchtbarkeit, des Reichtums und des ewigen Lebens (Sonne – Saturn). Um seine Langlebigkeit zu übertragen, salbten die Ägypter ihre Pharaonen mit Olivenöl. Durch den Zusatz von keimtötenden Aromapflanzen wie etwa Myrrhe, Salbei und Thymian erhielten sie ihre Gottkönige für die Ewigkeit. Aus den immergrünen Blättern wanden sie Kränze als Grabbeigabe, die den Leib für die Wiedergeburt »jung« halten sollten.

Rezept: Jungbrunnen für die Gefäße

Das Rezept ist so zusammengestellt, dass mehrere Sonnenheilmittel dem Alterungsprozess der Gefäße entgegenwirken. Es kann bei sklerotischer Gefäßverengung, bei leichtem Bluthochdruck sowie bei Konzentrationsstörungen im Alter kurmäßig eingenommen werden.

• Aurum colloidale Dil. D8 (kolloidales Gold)

• Fraxinus excelsior Urtinktur (Eschenblätter)

• Olea europaea Urtinktur (Olivenbaumblätter)

• Rauwolfia serpentina Dil. D4 (Rauwolfiawurzel)

• Viscum album Urtinktur (Mistel)

jeweils 20 ml

Über eine Apotheke von Spagyra bestellen und mischen lassen oder die Einzelmittel bei Spagyra bestellen (www.spagyra.at) und selber mischen. Dosis: 2-mal täglich 20–25 Tropfen pur oder in etwas Wasser einnehmen.

Sonnenkräfte in Lichtwirkstoffen

Wenn Sonnenlicht Pflanzen durchflutet, dann bilden sich bestimmte Inhaltsstoffe vermehrt. Wir nennen sie Lichtwirkstoffe. Es handelt es sich um sinnlich wahrnehmbare (Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen) oder auf analytischem Wege feststellbare Sonnensignaturen. Sie ermöglichen der Pflanze, Lichtenergie zu verwerten (Chlorophyll) oder sich vor UV-Strahlung zu schützen (Flavonoide). An warmen Tagen lockt ihr Duft Bienen an (ätherische Öle). Manche Lichtwirkstoffe ersetzen die reinigende Kraft der Sonne und wehren Fäulnisbakterien, Schimmelpilze oder Pflanzenviren ab (Hypericine). Die Liste der Lichtwirkstoffe ist lang (siehe Tabelle Seite 80) und ihr Wirkungsspektrum breit. Für uns sind sie stoffgewordenes Sonnenlicht und eine Quelle, aus der wir fortan Sonnenkräfte schöpfen.

Strahlenschutz durch Pflanzenfarben

Bevor wir uns mit Lichtwirkstoffen Sonnenkräfte einverleiben, noch ein paar Tipps zum Schutz vor den Flammenzungen der Sonne.

Flavonoide – Sonnenschirm der Pflanzenwelt

Im Zellsaft von Pflanzen finden sich Flavonoide (flavus = gelb). Das sind Farbpigmente, mit denen sich Pflanzen vor kurzwelligen Sonnenstrahlen schützen. Darum befinden sie sich vorwiegend in oberirdischen, lichtexponierten Pflanzenteilen und reichern sich besonders in Gebirgs-, Wüsten- oder Tropenpflanzen an. Kurzum: Je intensiver die Sonneneinstrahlung, umso mehr dieser Schutzstoffe lagern Pflanzen ein. Flavonoide sind also eine Art Sonnenschirm für die Pflanzenzelle. Man könnte sie daher mit den Farbpigmenten unserer Haut (Melanin) vergleichen, die ebenfalls eine Strahlenschutzfunktion haben.


Der Sonntagsspaziergang. (Carl Spitzweg, 1841)

Der strahlungsabschirmende Effekt dieser Pflanzenfarbstoffe konnte sogar experimentell nachgewiesen werden. So verminderte die intravenöse Gabe von flavonoidhaltigen Goldrutenextrakten durch Röntgenstrahlung bedingte Hautschäden (vgl. Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel). Diese Heileigenschaft kann man beispielsweise nutzen, um einer Sonnenallergie vorzubeugen, indem man bereits zwei Wochen vor der Strahlenexposition eine Goldrutenkur macht (z. B. Solidago Steiner Tabletten). Während der Bestrahlungen bei Krebserkrankungen können Bioflavonoide ebenfalls hilfreich sein, indem sie die strahlenbedingten Hautentzündungen (Strahlendermatitis) mindern.

Doch Flavonoide sind wahre Multitalente unter den Pflanzeninhaltsstoffen und decken ein breites Wirkungsspektrum ab: Die meisten Flavonoiddrogen wirken mehr oder weniger entzündungswidrig und abschwellend (Goldrute). Citrusbioflavonoide sind darüber hinaus antiallergisch, wirken Blutfluss hemmend und antisklerotisch.

Sonnenallergie mit Carotinoide kurieren

Strahlenschutz bieten nicht zuletzt auch Carotinoide, die in Pflanzen vorkommenden Vorstufen von Vitamin A (Provitamin A). Sie färben beispielsweise Ringelblumenblüten, Karotten, Kürbis oder Sanddornfrüchte orangegelb. Aber auch Löwenzahnblätter, Feldsalat und Tomaten zeichnen sich durch einen hohen Provitamin-A-Gehalt aus. Die durch Gemüse zugeführten Carotinoide werden im Körper in Pigmente umgewandelt und in die Haut eingelagert. Wenn man sie in größeren Mengen zuführt, dann bewirken sie manchmal den typisch orangefarbenen Teint der Karottenesser und wirken in der Haut wie ein Filter für schädliche UV-Strahlen. Darüber hinaus stärken Carotinoide die Sehkraft, weil sie sich als Pigmente in die Regenbogenhaut einlagern und das Sonnenorgan Auge ebenfalls von UV-Strahlung abschirmen. Diesen Schutzeffekt nutzt man inzwischen auch, wenn es bei Krebserkrankungen im Rahmen von Bestrahlungen zu Hautentzündungen kommt. Neuere Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass die Ringelblume die Strahlendermatitis lindern kann, wenn man sie hinterher großzügig auf die bestrahlten Hautareale aufträgt (z. B. Calendumed-Gel von DHU).