Des Kaisers Inquisitor

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Des Kaisers Inquisitor
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Marcel-Martin Kuhnt

Des Kaisers Inquisitor

Wechsungen 2

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Personen

Prolog

Karl von Wechsungen

Die Audienz

Nur schöne Frauen

Ein toter Bruder

Was nun?

Verlobung wider Willen

Die Verlobten

Der Morgen ist klüger als der Abend

Isabella de la Ribera

Feierlichkeiten

Eine neue Zofe

Erwartung der Gäste

Festung Garz

Offenbarung

Männer unter sich

Mäuse, lauter Mäuse

In der alten Heimat

Barbara

Ottilie und Ofterdingen

Eine Aussprache

Verräter überall Verräter

Zeit vergeht

Ein sonderbares Gefängnis

Graf Grabbler

Endlich wieder zu Hause

Eine schnelle Hochzeit

Reise nach Oftershausen

Einen Dieb wird überführt

Gerda

Beim Notar

Vaterfreuden

Schlechte Nachrichten

Treffen bei Burlee

Glück und Unglück

Hartenstein

Gerd von Runge und Barbara, der Rosengarten.

Wir brauchen Zeit

Ein sonderbarer Zweikampf

Die Schlacht

Abschied und Heimkehr

Gebesee?

Impressum neobooks

Vorwort

Des Kaisers Inquisitor

(Wechsungen II)

Historische Erzählung von

Marcel-Martin Kuhnt


Dieser Roman, seine Handlung ist frei erfunden und wurde durch das Wirken des Maximilian von Habsburg, „Dem letzten Ritter“ inspiriert. Natürlich werden sich Erbsenzähler und Geschichtsenthusiasten daran stören, dass Ereignisse, Personen, und Handlungen ganz anders verliefen als hier beschrieben! Eine Kunigunde von Habsburg war grade Fünfzehn Jahre alt. Einen Inquisitor hat weder Friedrich III. noch Maximilian ernannt.

Ein Marschall Ofterdingen ist in keinem Geschichtsbuch benannt! Und Wechsungen? Wechsungen kennt auch niemand. Weder Ort noch Burg.

Aber Liebstein, unweit des Städtchen, Bad Liebenstein gibt es. Aber das liegt ja ganz woanders! Also könnte es gleich um die Ecke passiert sein, ja, genau, die Burgruine auf dem Berg, oder wo?

Personen

Karl von Wechsungen Inquisitor

Winfried von Wechsungen Bruder Erbe

Rufus von Wechsungen Bruder Jüngster

Ottilie von Wechsungen Schwester Älteste

Barbara von Wechsungen Schwester Jüngste

Isabella de la Ribera Hofdame der Kunigunde

Kunigunde Erzherzogin Schwester des Maximilian

Maximilian Herzog v. Burgund und Erzherzog v. Österreich

Maria v. Burgund Gattin v. Maximilian

Georg von Ofterdingen Marschall des Kaisers

Eldora / Erika von Orada Zofe von Isabella

Conchita von Orada Zofe, Schwester der Eldora

Friedrich der III. Kaiser, Vater des Maximilian

Gerd von Rungen Militär: Fähnrich

Bruder Severus Beichtvater des Karl

Bruder Gottlieb Vertrauter des Remus

Herzog von Tauern Berater

Kardinal Remus Kardinal

Ulrich von Graben Verwalter Feste Garz

Gerald Burghauptmann der Feste Garz

Heinrich Instytor Inquisitor der Kirche

Hartmuth Mönch

Hans Geßler Knappe zuvor Leibeigener

Ferdinand von Gerzen. Kommandant Feste Griebstein

Albert Graf Grabbler Offizier der kirchl. Inquisition

Helmrich Gördner Verwalter des Ofterdingen

Gerda sehr dünnes Mädchen

Heinrich der Schmied aus Wechsungen

Kunz und Hilde aus Wechsungen

Kuhhirt Franz mit Emma aus Wechsungen

Herrmann Landsknecht v.Ofterdingen

Gustav Landsknecht v.Ofterdingen

Hans

Eberhard

Rudolf Landsknechte aus Oftersh.

Peter Klein Küster, Dorfschulze

Vater Brutus neuer Pfarrer

Lilli Sorst Mutter von Gerda

Grünberg Notare und kaiserl. Richter

Graf von Romont Milit. Berater v. Maximilian

Philippe de Cruvateur Befehlshaber der Franzosen

Ludwig XI König von Frankreich

Und andere mehr.

Prolog

Da steht sie, die einst stolze Burg, Liebstein. Es ist nicht viel von ihr übrig geblieben. Vom Ort Bad Liebenstein aus, war es keine halbe Stunde Fußmarsch, was heißt Fußmarsch, ein gemütlicher Spaziergang war es.

*

Zur Rehabilitation, – fürchterliches Wort-, Kur klingt viel gemütlicher, bin ich hier. Bewegung ist alles – sagen die Ärzte. Vor allem, in Rehakliniken wird besonderer Wert daraufgelegt. Meine beiden Zimmernachbarn, von der Kurparkklinik, koronare Abteilung, so wie ich, haben es vorgezogen ihren Bewegungsdrang, im Kaffee Ernst, ausklingen zu lassen. So bin ich allein weiter.

*

„Nichts zu sehen dort,“ gab mir meine Tischnachbarin, heute früh noch zu verstehen, „alles kaputt dort, nur ein kleiner Turm, aber viel zu eng, um da hoch zu kommen!“ sagte sie und biss noch einmal recht kräftig in ihr doppelt belegtes Schinkensalamikäsebrot! Das Frühstück, hier in der Klinik, ist wirklich sehr reichhaltig. Wie im Hotel bedient man sich am Buffet. Nur mit eisernem Willen, oder guten Genen, kann man das Gewicht halten, abnehmen, sehr schwierig! Etwas traurig habe ich meine Tischnachbarin angeschaut, hoffentlich passt sie noch in das Auto, dass sie heute abholen soll. Ihre Reha Zeit geht zu Ende. Hat mich immer mit frischer Wurst, vom Fleischer, mitversorgt.

„Dieses Sülz-zeug kann man ja nicht essen!“ Damit meinte sie, die angebotenen kalorienreduzierten Wurstwaren des Buffets. Zu Hause, keinen Fleischer um die Ecke, hat sie berichtet, man muss in die Stadt fahren! Hat also auch seine Vorteile, wenn auf den Dörfern alles dicht macht, … wegen der Gesundheit!

*

Es war ein herrlicher Tag. Kein Mensch weit und breit! Ich kam gut voran mit meiner einsamen Wanderung. Und dann, der Wald öffnete sich und gab den Blick auf die Ruine Liebstein frei. Da eine Spendenbox. Ein kleines Schild: Der Förderverein der Burg dankt und verwendet die Mittel ausschließlich zur Restaurierung. Tatsächlich wenn man genau hinschaute, dort eine Treppe, hier der Fensterrahmen alles frisch bearbeitet. Zwei Euro wanderten in die Box.

 

Die Vorburg war tatsächlich total zerstört. Der Förderverein hatte zahlreiche Schilder angebracht die über die Historie berichten. Also, bis hier ging die Vorburg, Donnerwetter! Über einen kleinen Steg, gelangte ich in den Palas. Die Öffnungen im Mauerwerk verrieten, drei Stockwerke hat es gegeben. Die Sonne schien genau durch eine Fensteröffnung. Ich ging bis zum nächsten Fenster, dass sich in einem kleinen Erker befand. In einer Wandnische konnte man sogar sitzen und in die Weite sehen. Ach dahinten, der kleine Turm. Eine Tür stand offen. Ein Vorhängeschloss beendet abends die Besucherströme. Innen, tatsächlich, sehr eng. Dick durften die damaligen Bewohner nicht sein! Oben angekommen, die Aussicht, herrlich! Durch die Bäume schimmerte das Städtchen. Voll mit Eindrücken stieg ich wieder hinab. Ganz dahinten, kommen da nicht ein paar Leute? Wieder zurück, über das Brückchen. Dann lief ich um die Burg herum, auf einer Wiese ließ ich mich nieder. Den Rücken an einen Baum gelehnt sah ich zur Burg hinüber…Wer mag hier gewohnt haben? Ich höre ein Frauenlachen, Ottilie, oder war das gar Isabella?

*

Karl von Wechsungen

„Ihr möchtet Euch sofort bei seiner Hoheit einfinden!“ Das war keine Bitte, sondern ein Befehl, eine Weisung die keiner Erklärung bedarf! Der Überbringer, kein geringerer als Bruder Gottlieb selbst, ein Vertrauter des Herzogs von Burgund. Karl von Wechsungen, dem die Aufforderung gilt, ist seit fast Vier Jahren zugehörig, dem Hofstaat Herzog Maximilians. Der Herzog ist der Sohn Kaiser Friedrich III.

Karls Bruder, Winfried, der Erstgeborene, hat das Erbe angetreten und sorgte für seine Schwestern Ottilie und Barbara. Er, als Zweitgeborener musste an den Hof. Rufus, der jüngere Bruder, führte schon immer ein unstetes Leben, da für ihn das Erbe ganz weit weg war. Von ihm hörte man kaum etwas, hier und da, als Rottenführer der Landsknechte, mal für die Ehre, mal für Gulden.

Wie lange habe ich die Beiden nicht gesehen, dachte Karl, vier Winter? Karl maß die Zeit in Wintern. Der Winter ist nicht erquicklich. Kälte und Ungemach machen sich dann, selbst hier am Hof bemerkbar. Ist es endlich Frühjahr, geht es wieder bergauf! Man kann wieder Reisen! Der Herzog muss sein Reich zusammenhalten! Am besten durch Anwesenheit. Also wird gereist, die besuchten Lehensherren sorgen für Speise und Trank, der Herzog für Ruhe und Ordnung. So war es schon immer und wird immer so sein, dachte jedenfalls Karl. Aber er, zum Herzog?

Solange Karl schon bei Hofe ist, noch nie ist er dem Herzog über den Weg gelaufen. Mal von weitem gesehen, aber so direkt gegenüber, nein. Gut, sein Vater, hat den Vater des Monarchen mal bei einer Schlacht rausgehaun, sonst wäre der heute kein Kaiser. Schon der Großvater diente dem Kaiserhof. Außer dem Erblehen Wechsungen mit der Liebsteinfeste, hielt sich aber die Dankbarkeit in Grenzen. Auffallen ist nicht gut! Ständig hört er diesen Satz, von seinem Beichtvater, Bruder Severus. Also schnell zu Severus, vielleicht weiß der was los ist.

*

Karl eilte durch einen Kreuzgang, schnell zur Kapelle, wo er Bruder Severus anzutreffen hoffte. Ein Glück, die hagere Gestalt hockt vor einem Leuchter und polierte diesen.

„So niedere Arbeiten? Seid Ihr in Ungnade gefallen?“ fragte Karl den Severus, der auf dem Boden kniete. „Ja, die Last die uns aufgebürdet wird, wird uns auch erdrücken!“ Severus polierte einfach weiter, ohne den Eingetretenen auch nur eines Blickes zu würdigen. Er hob den Kopf ein wenig:

„Ihr denkt Ihr steigt empor? Ha, tief werdet Ihr fallen, und wir alle mit!“

„Wer steigt empor? Ich bin es, Karl von Wechsungen! Ich steig nicht empor, zum Maximilian soll ich kommen, wisst Ihr was er will?“

Severus drehte sich um, blickte Karl an, so mit einem Blick, wenn man Todgeweihte in die Schlacht schickt. „Eine schier unlösbare Aufgabe hat er für Euch, der Herzog von Troohn ist ermordet, ein Kurfürst, mit ihm seine ganze Familie und Ihr sollt herausfinden wer es war!“

Karl lachte lauthals los.:

„Ich, ich soll was aufklären? Ihr habt wohl zu viel Messwein gekostet! Ein Herzog ist Tod und der Edle von Wechsungen klärt die Sache auf? Ich befrage Herzöge, Grafen und Könige alle geben mir bereitwillig Antwort! Ich kriege Schreikrämpfe, sagt dass das ein Witz ist!“

„Geh zum Herzog, er wird Euch den Witz befehlen, aber bitte halt mich da raus, Inquisitor!“ befand Severus.

Darauf Karl: „Wo ist hier ein Inquisitor, Ihr labert blödes Zeug. Ich kläre nichts auf, wie sollte ich, geh dann mal los, vielleicht können wir vernünftig Reden, wenn ich wiederkomme!“

„Bei der Aufklärung der Verbrechen, des Generals Itzenplitz, habt Ihr Euch zu sehr hervorgetan…“ wollte Severus ausführen, aber Karl viel ihm ins Wort: „Was heißt hervorgetan? Es war der Befehl des kaiserlichen Marschalls Ofterdingen! Da ich alle Wachen gut kenne und nicht alle käuflich sind, war es doch ein Leichtes, den Itzenplitz zu überführen.“

„Leicht oder nicht,“ brummte Severus, „dem Erzherzog wurde zugetragen, was Ihr für eine Leuchte seid, nicht gut, glaubt mir. Nun geht zum Maximilian, ihr werdet schon sehen.“

*

Karl von Wechsungen passierte die Wachen vor dem Audienzsaal problemlos, da viele der Wächter seine Kameraden waren. Wie oft wurde er, als er neu war, zur Wache eingeteilt. Die Empfehlung des Vaters, öffneten solch ertragreiche Posten. Wenn hier, am Hof des Erzherzogs, jemand ordentlich bezahlt wurde, dann waren es die Wachen, aus reinem Selbstschutz! Ein unzufriedener Wächter ist gefährlicher als eine Schwadron Husaren vor der Feste! Dem heraustretenden Kammerdiener nannte er nur seinen Namen und schon verschwand dieser wieder hinter der Tür.

Ein Hauptmann der Garde erschien:

„Übergebt mir eure Waffen, falls ihr was verstecken wollt, der Galgen ist nicht weit!“ Bereitwillig übergab Karl sein Kurzschwert, dass eh mehr Zierde, als Waffe ist.

Der Hauptmann wies ihn kurz ein: „Nur Reden, wenn gefragt, eure Majestät ist die Anrede, ich würde an Eurer Stelle nur ja sagen, alles andere wäre wohl Eurer Gesundheit abträglich,“ fügte er fast väterlich noch an. „so, mitkommen, immer zwei Schritt hinter mir!“

*

Die Audienz

Noch nie hatte Karl von Wechsungen den Audienzsaal von innen gesehen. Prachtvoll, aber auch irgendwie traurig, fand er. So ein riesiger Raum und nur drei Menschen. Alle drei standen um einen Tisch, auf dem eine Karte ausgebreitet war. Welcher ist der Herzog von Burgund? Er führt ja auch den Titel Erzherzog von Österreich. Aber bei dem Vater, der Kaiser des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation, da müsste er doch herausragen, goldener Mantel, oder so. Bestimmt wird Maximilian auch mal Kaiser.

Alle drei von schlichter Eleganz. Keine Krone! Ein Herzog muss doch eine Krone tragen! Ein zweiter Offizier, den er gar nicht bemerkt hatte, ging auf die drei Herren zu und flüsterte etwas.

Dann drehte er sich um und rief: „Wechsungen, herkommen!“

Karl schritt auf die Herren zu.

„Halt, da stehen bleiben!“ kommandierte der Offizier.

„Mein lieber Ofterdingen, die von Wechsungen sind doch die bravsten Untertanen!“ sprach da, der mittlere der Herren, zu dem Marschall Ofterdingen, den kannte Karl. „Du bist der Karl? Kommst hoffentlich nach deinem Vater? Mir wurde berichtet, dass du dafür gesorgt hast, dass die Diebstähle in der Waffenkammer aufgeklärt wurden. Ha, niemals hätte ich gedacht, dass ein General von Itzenplitz, mich betrügt! Keine Angst vor hohen Tieren? Sehr gut, mein lieber Karl. Der Itzenplitz hat gebeten, durch das Schwert zu fallen. Mein lieber Tauern, was meint Ihr. Die Itzenplitzsippe will den Schaden wieder gut machen, sowie tausend Goldtaler mehr zahlen, wenn wir den Kerl nicht köpfen!“

„Eure Majestät sind wie immer sehr gnädig, wenn es um Eure verdienstvollen Untertanen geht. Itzenplitz hatte dazumal die Slawen vor Kunewalde geschlagen. Ein toter Itzenplitz wäre nicht gut für die Moral der Truppen, sehr beliebt, der Mann.“ bemerkte der Angesprochene, es war der Herzog von Tauern, erster Berater des Kaisers. Den kannte Karl, den Namen nach. „Ja, mein lieber Karl!“ sagte nun wiederum der mittlere Herr, Karl war sich nun sicher, dass ist der Herzog, Erzherzog Maximilian. Nach einer kleinen Pause fuhr der Erzherzog fort: „So ist das, der beklaut mich und ich muss ihn noch laufen lassen. Befreie ich ihn von seinem Schädel, wird wohl die ganzen Itzenplitzsippe dir, mein lieber Karl, die Schuld geben. Sehr einflussreiche Leute, sehr vermögend, das wäre nicht gut für dich, grade jetzt, wo ich so ein helles Köpfchen, wie das deine Brauche…“

Da meldete sich der Marschall zu Wort:

„Wir sagen, oder besser schreiben, der neue, von seiner Majestät eingesetzter Inquisitor, hat in seiner ersten Amtshandlung den Itzenplitz begnadigt und zu lebenslangem Hausarrest auf Schloss Itzenplitz verurteilt.!“ „Kolossal gut, mein lieber Ofterdingen, so wird es gemacht.“ grinste der Maximilian und fuhr dann fort: „Nun zu dir Wechsungen. Du wirst von mir zum Inquisitor ernannt. Mit allen Vollmachten! Der Kaiser hat es befohlen. Natürlich hätte ich dich gern zum Untersuchungsrichter gemacht, aber das geht nicht. Da kommt wieder der Fürstenrat und sagt, dass die Richter nur vom Reichskammergericht ernannt werden. Also ernennen wir dich zum Inquisitor, hat das Kind einen anderen Namen, aber die Befugnisse sind die Gleichen! Du, du bringst mir die Mörder vom Herzog Troohn, das bin ich dem Fürstenrat schuldig. Die denken ich war das! Nur um meine Hausmacht zu sichern! Dann hätten sie ein gemeinsames Ziel, verbünden sich sogar noch gegen mich! Diese Aufgabe kann nur jemand übernehmen der auch dem Fürstenrat genehm ist. Und das bist du, mein lieber Karl! Die anderen von mir vorgeschlagenen Kandidaten, rundweg abgelehnt. Dich kennt keiner, also warst du genehm. Ein Jahr gebe ich dir. Marschall Ofterdingen wird dich, auf Wunsch des Kaisers beraten!“

„So ist es, Majestät,“ begann der Marschall „aber er braucht noch einen geistlichen Berater,“ sagte der Ofterdingen, zu dem grade eingetretenen, Kardinal. „Kardinal Remus, ernennt Bruder Severus, kurzer Hand zum Weihbischof und der wäre der Richtige!

„Bischof, kann doch nur der Papst ernennen!“ entgegnete der Kardinal. Man sah, dass er nicht erfreut war.

„Zurzeit haben wir doch Papst Innozenz VIII, der ernennt laufend Inquisitoren, wegen der vielen Hexen!“ grinste der Berater des Kaisers „Wir erkennen die an, wenn er unseren Inquisitor auch anerkennt!“

„Seine Heiligkeit wird keine weltlichen Inquisitoren dulden!“ sagte bestimmend der Kardinal.

Maximilian erwiderte: „Eure Meinung ist uns sehr wichtig, mein lieber Kardinal, wir danken Euch für Eure Meinung, fragt dennoch einmal bei seiner Heiligkeit nach! Wir danken Euch!“ Da der Kardinal keine Anstalten machte den Raum zu verlassen, gab Maximilian der Wache einen Wink, so dass der Kardinal endlich begriff und den Raum wieder verließ.

Danach fuhr Maximilian fort: „Ofterdingen, ihr habt bis zu Fünftausend Taler freie Hand. Aber mehr als einhundert Landsknechte dürfen sich nicht unter dem Banner unserer Inquisition befinden, wir wollen doch den Leuten keine Angst einjagen! Nun ans Werk, bringt mir die Mörder und ihr werdet reich belohnt!“

„Wenn der Papst nun Anstoß nimmt…“ wollte der Berater einwenden, aber Maximilian sagt kurz angebunden: „Wenn der Kaiser, mein Vater, der Meinung ist, dass ein Inquisitor eingesetzt wird, dann ist das so, Innozenz hat mit Neapel zu tun. Wir haben unsere Sorgen, ans Werk!“ Der Offizier fasste Karl an die Schulter und bedeutete, dass die Audienz beendet ist.

„Folgt mir!“ sagte Ofterdingen und zusammen verließen sie den Raum.

*

„Man hat es eilig, Eure Inauguration soll schon nächste Woche erfolgen, da zu Jakobus, der Hofstaat gen Burgund aufbrechen will.“ erklärte Ofterdingen nach dem sie dessen Gemach betreten hatten. „Stellt Euch nun mal vor, wer seid Ihr? Euch hat die Erzherzogin Kunigunde von Österreich ins Spiel gebracht, seid Ihr mit ihr bekannt? Durch alle Gemächer des Palastes schwirrt Euer Name, aber keiner kennt Euch. Habt Ihr einen Fürsten oder König in eurer Ahnenreihe?“

 

Karl sagte darauf: „Ganz einfach, Karl von Wechsungen, zweiter Sohn des Wanfried von Wechsungen und seiner Gemahlin Edelgard von Wechsungen.“

Das reichte Ofterdingen nicht. Er sah Karl, so mit leicht zusammengekniffenen Augen, an und fragte: „Keine Fürsten oder Könige in der Ahnenreihe?“

„Meine Mutter ist aus der Fürstenfamilie von Görz, sie war wohl die vierte Tochter und frei von Belegung, da der ihr zugedachte Gemahl im zarten Alter von Fünfzehn Jahren verstorben ist. Mein Vater sagte immer, die waren aber froh, dass ich ihnen die Last abgenommen habe. Die Mitgift war sehr erfreulich, so mein Vater!“

„Görzsches Blut?“ fragte Ofterdingen nach.

„Ach, Mutter hatte nie besondere Bande zu ihrem Elternhaus, unser Stand ist zu gering, ob von einem Fürstenhaus beachtet zu werden. Seht selbst, ich bin hier und nicht am Hof von Fürst Leonhard.“ sagte Karl beiläufig.

„Fürstenblut in euren Adern, wenn auch nur mütterlicher Seits! Daher weht der Wind! Die Kunigunde kennt sich aus! Der Leonard ist ohne Kinder…“ sprach Ofterdingen mit leiser Stimme und stierte dabei auf ein Gemälde, dass an der Wand hing. Auch Karl schaute hin und konnte den Titel des Gemäldes erspähen. Eine wilde Reiterszene war mit „Der Tod des Pharaos“ beschrieben. Mit Ägypten hatte die Szenerie aber rein gar nichts gemein.

*

Es klopfte an die Tür. Ofterdingen: „Reinkommen!“

Eine junge Dame trat ein, sehr hübsch und nach der letzten Mode gekleidet und ohne sich um Ofterdingen zu scheren, sagte sie kurz und bündig zu Karl: „Seid Ihr der Karl, werdet Ihr Inquisitor des Kaisers? Meine Herrin will Euch sprechen!“

Da fuhr Ofterdingen dazwischen:

„Haben die Weiber hier das Kommando übernommen? Wer seid Ihr überhaupt? Ich bin Marschall Georg von Ofterdingen!“

„Oh verzeiht Hoheit, die Tochter des Kaisers, Kunigunde, schickt mich! Ich bin Isabella de la Ribera Hofdame der Erzherzogin.“ sagte die Schöne. „Kunigunde von Österreich? Na Karl, dann nichts wie hin,“ lachte Ofterdingen, „man will Euch begutachten, passt nur auf, dass man Euch nicht gleich ein Weib verschafft!“ Dabei klopfte sich Ofterdingen vor lauter Lachen auf die Oberschenkel.

Er wand sich an die Eingetretene, die nun in einem angedeuteten Hofknicks verharrte:

„Den Herren Karl von Wechsungen bringt Ihr vor dem Abendglockenschlag wieder. Die Hofschneider, samst Gefolge, sollen den Herrn, entsprechend seines neuen Standes, kleiden!“

*