Und was machen wir jetzt?

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Und was machen wir jetzt?
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Liesel Krüger



Und was machen wir jetzt?



Helens phantastische Abenteuer mit Oma Lisa und Opa Peter





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Inhaltsverzeichnis





Titel







Hexe Nudelhaar







Hexentanzstöcke







Sturmmusik







Wir paddeln!







Die Flaschenpost







Auf dem Reiterhof







Die Geschichte vom Spinnenschnitzel







Srandgut







Tjark – Die ersten Spuren







Tjark – Das erste Treffen







Tjark – Die Kette







Helens Wunschtraum







Bildnachweis







Impressum neobooks







Hexe Nudelhaar








„Und was machen wir jetzt?“ Helen sitzt auf Opa Peters Schoß und schaut ihn mit großen, fragenden Augen an. Auf dem Tisch liegen Spiele und Bücher. Gebastelt haben sie auch schon.



„Können wir nicht mal nach draußen gehen, um zu sehen, ob der Wind immer noch so stark ist, dass er mich umwehen kann?“



„Eine gute Idee“, meint Opa, „vorher ziehen wir uns aber noch eine Weste und feste Schuhe an. Ich schlage vor, wir gehen in den Wald, da packt uns der Wind nicht so!“



Zuerst geht es am Feldrand entlang. „Komm, ich nehm dich auf meine Schultern!“ So marschieren die beiden auf den Wald zu. Dass es dabei in Schauern regnet, stört sie nicht.








Manchmal soll Opa für Helen hopsen. Dabei wackelt sie auf und nieder und mal nach links und mal nach rechts. „Opa, kann ich auf deinen Schultern eigentlich seekrank werden?“ „Nein! Ich bin doch kein Schiff auf der Ostsee!“



Im Wald kann Helen wieder allein laufen. Sie entdeckt Brombeeren, die sie gleich isst.








„Was war das, Opa?“ „Was meinst du?" „Da, da war es schon wieder!“ „Peng – Peng – Knack – Knack“, sie hören, wie Äste aneinander schlagen. Doch dazwischen, meint Helen, sind deutlich andere Geräusche zu hören! „Juhu – Juhuuuu! Hihi – Hihiiii! Huihi – Huihihihi!“, und ein lautes „Hohooo!“, meint Helen.



„Ach, diese Geräusche meinst du“, sagt Opa nachdenklich. „Weißt du denn nicht, dass das Hexenkinder sind, die bei stürmischem Wetter fliegen lernen? Hat dir das keiner erzählt?“ Helen drückt sich fest an Opas Beine.



„Du brauchst doch keine Angst zu haben. Hexen tun dir nichts. Du weißt doch bestimmt, dass Hexen auf Besen durch die Lüfte fliegen. Hast du geglaubt, dass ein Hexenkind das nicht zuerst üben muss? Wir Menschen müssen doch auch das Fahrradfahren lernen. Der Besen ist sozusagen das Hexenfahrrad! Weißt du noch, wie schwer es war, geradeaus zu fahren, als wir von deinem Rädchen die Stützräder abgemacht haben?








Und es ist noch viel schwieriger, mit einem Besen fliegen zu lernen. Was meinst du, wie viele Hexenkinder beim Fliegenüben von ihrem Besen herunter gepurzelt sind und sich dabei die Beine verstaucht haben oder auf ihrem Po gelandet sind und blaue Flecken bekommen haben! Darum haben die Hexenmütter einen sicheren Ort zum Fliegenlernen ausgesucht. Hier im Wald sitzen die Hexenkinder bei starkem Wind auf den Ästen und lernen, ihr Gleichgewicht zu halten, bevor sie fliegen. Hör mal, was für einen Spaß die haben!“



Helen lauscht. Wirklich, sie hört das Hexenkinderlachen! Angst hat sie nun keine mehr. „Möchtest du auch das Hexenbesenfliegen lernen?“, fragt Opa. „Ja! Aber wo?“ „Auf der Buche, die hier liegt.“ Schnell hat Opa Peter einen Übungsast gefunden und setzt Helen darauf.








„Ich zähl bis drei, dann geht’s los. Halt dich gut fest!“ Opa springt auf den Stamm und fängt ganz doll an zu wippen. Helen fliegt durch die Luft! Sie jucheit und quiekt und lacht: „Juchhu, ich bin ein Hexenkind! Ich lerne fliegen!“



Es geht auf und nieder, auf und nieder, immer wieder, auf und nieder! Helen jucheit und quiekt und lacht noch immer: „Jetzt bin ich ein Hexenkind und lerne fliegen! Opa, kannst du noch schneller wippen?“ Aber Opa ist schon richtig außer Puste. „Ich brauch mal eine Pause“, sagt er.



Helen schließt die Augen. … Da sieht sie eine kleine Hexe mit hellen Nudellocken.








„Du hast das Hexenbesenfliegen so gut geübt, dass ich glaube, dass ich dich mit nach oben in die Baumkronen nehmen kann. Da macht das Fliegenüben nämlich noch viel mehr Spaß!“ „Wer bist du denn?“, fragt Helen. „Ich bin die Hexe Nudelhaar.“ Helen lacht: „Ich komme mit!“



Oben geht es richtig los! Viele Hexenkinder sitzen auf Ästen und üben. Rauf und runter, hin und her, kreuz und quer. Alle lachen und quieken. Helen fühlt sich so richtig wohl! Da hört sie Opas Stimme:



„Helen, wo bist du?“ Und noch einmal, nun etwas lauter, ruft er: „Helen, wo bist du?“ „Hier oben in den Baumkronen. Ich komme jetzt wieder runter, fang mich auf!“ Hexe Nudelhaar gibt Helen einen leichten Schubs und sie landet genau in Opas Armen. … als Helen ihre Augen wieder öffnet, sitzt sie noch immer auf dem Baumstamm und Opa Peter wippt wieder.



„Ich bin richtig stolz auf dich“, sagt Opa. „Da hab ich mich so angestrengt und ganz doll gewippt und du bist nicht einmal ansatzweise heruntergefallen! Du hast die erste Hexenfliegeprüfung bestanden! Als Belohnung bekommst du jetzt einen warmen Kakao und ein Stück Kuchen bei Oma Lisa.“








„Ein Stück Kuchen hast du dir aber auch verdient, Opa!“ Als sie nach Hause kommen, öffnet Oma Lisa den beiden die Tür: „Schön, dass ihr unbeschadet wieder nach Hause gefunden habt.“ Helen ist so aufgeregt, dass sie der Oma gar nicht schnell genug alles erzählen kann, was sie im Wald erlebt hat. „Kommt doch erst einmal herein, dann könnt ihr mir in Ruhe alles berichten.“



Und lächelnd zu Opa Peter gewandt meint sie: „Heute Nacht hat unsere kleine Helen aber Aufregendes zu verarbeiten! Das wird bestimmt eine handgreifliche, laute Träumerei werden!“















Hexentanzstöcke



Wenn Helen Urlaub bei Opa Peter und Oma Lisa macht, schläft sie mit der Oma zusammen im Schlafzimmer. Opa Peter schläft in dieser Zeit im Gästezimmer, denn für drei Personen ist das Wasserbett zu schmal.



In der Nacht hat Helen schön geträumt und ist nun ausgeschlafen, darum fängt sie auch gleich nach dem Aufwachen an zu denken, zu reden und zu fragen.



„Oma, wenn Hexenkinder auf Baumästen fliegen gelernt haben, müssen sie dann als nächstes auf richtigen Besen durch die Luft sausen?“



„Ich glaub schon.“



„Traust du dich so etwas auch oder müsstest du das üben?“



„Wie denn?“, fragt Oma Lisa überrascht.



„Oma, pass mal auf. Ich bin jetzt dein Besen. Ich leg mich ganz gerade hin, so auf den Bauch, und du setzt dich auf meinen Rücken. Du bist dann ein Hexenkind, das fliegen lernt.“



Oma Lisa macht alles so wie Helen es sich wünscht, und los geht die Fliegerei. Hui, ist das stürmisch! Mit richtigen Windböen muss das Hexenkind Oma Lisa kämpfen, denn es ist gar nicht so einfach, im Wasserbett die Balance zu halten. Sie schaukeln von vorne nach hinten, mal hoch und mal runter und auch seitlich muss die Hexenschülerin aufpassen, dass sie nicht von ihrem Besen namens Helen fällt. Helen macht es großen Spaß. Sie lacht und stöhnt und macht richtige Sturmgeräusche dazu: „Huibu, Huibu, Huhiii!“



Von so komischen Geräuschen im Haus wird Opa Peter wach. „Was ist denn hier los, ich will auch mitmachen“, sagt er in der Schlafzimmertür stehend.

 



„Das geht nicht“, sagt Helen, „mit dir spiel ich doch den ganzen Tag. Jetzt ist Oma Lisa mal dran!“ Und mit viel Juchei geht die Fliegerei im Wasserbett weiter.



Doch irgendwann ist der Morgenhunger stärker als die schönste Turnerei.



Nach dem Frühstück fragt Helen den Opa: „Wir gehen doch heute wieder in den Wald, oder? Wir müssen doch hören, ob die Hexenkinder wieder das Fliegenlernen üben!“



Dieses Mal ist es richtig still im Wald, keine Windgeräusche, kein Blätterrascheln und keine Äste, die aneinander stoßen. Was für Helen aber viel schlimmer ist: Kein Hexenkinderspaßgekicher! Sie zieht die Schultern hoch, schaut traurig ihren Opa an und sagt: „So ist das Leben, da kann man nichts machen. Schade!“



Opa Peter stellt sich hinter einen dicken Baum und tut so, als würde er telephonieren. „Mit wem sprichst du?“



„Mit dem Mann, der die große Luftpumpe hat. Ich habe ihm gesagt, er soll wieder einen dicken Luftballon so doll aufblasen, dass der platzt, denn dann haben wir hier wieder den schönsten Sturm!“



„Opa, jetzt hast du wieder großen Quatsch gemacht, das glaub ich nicht. Im Wald kann man gar nicht telephonieren.“



Laut schallt Helens Lachen durch den Wald. Opa Peter aber macht ein ganz trauriges Gesicht: „Glaubst du mir das nicht?“ Doch auch er kann sich das Lachen dann nicht verkneifen und so marschieren sie weiter durch den Wald.



Sie kommen gar nicht so leicht voran, denn der Wind hat in den letzten Tagen ganz schön an den Ästen und Bäumen gezerrt, darum liegen viele trockene Stöcke auf dem Waldboden. Helen ärgert sich darüber. Immer wenn sie auf einen Stock tritt, geht der am anderen Ende hoch, oder er knackt durch und sie erschreckt sich dann.



„Du musst dich nicht ärgern“, tröstet sie Opa Peter. „Das sind doch die Hexenübungsstöcke.“



„Was sind das?“, fragt Helen ungläubig.



„Weißt du das nicht? Die Hexen machen abends ein Feuer an, und dann hopsen sie auf solchen Stöcken um das Feuer herum. Einen Besen lange festzuhalten, muss man nämlich auch üben, denn manche Hexenkinder bekommen Schmerzen in den Händen, wenn sie den Besen zu lange festhalten. Stell dir vor, was passieren würde, wenn sie dann einfach während ihres Fluges durch die Luft den Besen loslassen! Sie rutschen vom Besen, sausen durch die Luft und . . . fallen! Genau das Gleiche passiert, wenn du dich beim Schaukeln nicht festhältst. Mit ein paar blauen Flecken kommt ein Hexenkind dann aber bestimmt nicht davon.“



Helen nickt – als sie schaukeln lernte, hatte sie sich auch einmal losgelassen und war von der Schaukel geplumpst. Ja, das hatte ganz schön weh getan. Wie viel mehr musste es da den Hexenkindern weh tun, denn die sausten ja viel höher durch die Luft und fielen darum auch viel tiefer.



„Opa, muss ich so etwas auch noch üben?“



„Wir können ja mal testen, wie lange du so einen Hexentanzstock festhalten kannst, und ich teste mich gleich mit dir.“



Nun suchen die beiden sich für ihre Größe je einen Stock aus, nehmen ihn zwischen die Beine und stellen fest: Er passt!



Als sie mit ihren Stöcken am Waldrand ankommen, legen sie einen dicken Stein so hin, dass man darum tanzen kann. Der Stein ist das Hexenfeuer – der Tanz kann beginnen! Sie hopsen und springen und drehen sich im Kreise. Helen ist so gut gelaunt, dass sie zu singen anfängt.



Nach einer Weile staunt Opa Peter: „Wie toll du das machst, und müde wirst du dabei auch nicht – ich kann aber nicht mehr! Ich muss Pause machen!“



Doch Helen tanzt immer weiter.



„Hey, meine Kleine, ich bin so kaputt. Am besten tanzt du jetzt nach Hause, denn ich muss mich mal hinsetzen, und zwar auf einen richtigen Stuhl, bei dem ich mich anlehnen kann. Das ist besser als auf einem umgestürzten Baumstamm.“



Also macht Helen sich auf den Weg zu Oma Lisa. Wie eine richtige Hexe hält sie ihren Hexentanzstock zwischen den Beinen und tanzt singend nach Hause.



„Sag mal, Opa, hab ich die Hexenprüfung nun bestanden?“



„Ich denke schon.“



Zu Hause angekommen zeigen sie Oma Lisa voller Stolz ihre Mitbringsel aus dem Wald.



Oma Lisa schmunzelt nur: „Das sollen Hexentanzstöcke sein, das glaubt euch doch keiner! Echte Hexentanzstöcke sind verziert und tragen ein Namenszeichen. Was meint ihr denn, wie oft sich die Hexenkinder um die Stöcke streiten würden? Keines würde den eigenen Stock wiederfinden!“



Helen schaut ihren Opa an: „Wo die Oma Recht hat, hat sie Recht. Opa, ich glaube, mit deiner Mittagspause wird es heute nichts!“



Opa Peter stöhnt: „Was bin ich doch für ein armer Mann! Morgens kann ich nicht ausschlafen, weil mich Sturmgeräusche in der eigenen Wohnung wecken. Dann muss ich den ganzen Vormittag durch den Wald marschieren, muss mit Hexentanzstöcken üben und jetzt auch noch in meiner Werkstatt Stöcke verzieren, dabei bin ich doch so hungrig und müde!“



Helen und Oma Lisa schauen sich schmunzelnd an und drücken dann gemeinsam den „armen Opa Peter“ ganz fest, wobei er von Oma Lisa ein Küsschen bekommt.



Doch Helen weiß, sie kann sich auf ihren Opa verlassen!



Den ganzen Nachmittag lang haben die beiden an den Stöcken geschnitzt. Zwischendurch hat Helen schon einmal ihren Stock ausprobiert. Die Oma hatte Recht, mit einem verzierten Stock kann man viel besser tanzen!



„Opa, wenn wir morgen wieder in den Wald gehen, nehmen wir dann unsere Tanzstöcke mit? Vielleicht sind die Hexenkinder neugierig und wollen mal unsere Tanzstöcke sehen, unsere Menschen-Hexentanzstöcke. Ich werde mir dann alle auf den Waldboden herunter gefallenen Stöcke ganz genau ansehen. Vielleicht finde ich dann einen echten, verzierten Hexentanzstock. Ach, Opa, man weiß vorher nie, was man alles erlebt!“



Dabei strahlt Helen ihren Opa an. Opa Peter nickt: „Ja, schau’n wir mal, was uns der neue Tag bringt.“ Dann sagt er: „Ich bin der Meinung, wir machen jetzt hier Schluss und gehen zu Oma Lisa. Die Ärmste war ja fast den ganzen Tag alleine und sie freut sich bestimmt, wenn wir ihr jetzt Gesellschaft leisten und mit ihr etwas spielen.“



„Okay, Opa, ich bin ganz deiner Meinung. Gehen wir zu Oma Lisa.“










Sturmmusik



Was ist das denn für ein Tag? Die Sonne strahlt schon vom Himmel. Weder Wind noch Sturm sind zu hören, auch nicht zu sehen und schon gar nicht zu spüren. „Bei dem Wetter sind in unserem Wald bestimmt keine Hexen da!“ Helen ist richtig enttäuscht.



„Freust du dich denn gar nicht über das schöne Wetter?“, fragt Oma Lisa.



Helen verschränkt die Arme vor ihrer Brust und macht ein ganz motziges Gesicht. „Ich will doch wieder in den Wald und die Hexenkinder treffen. Das ist richtig gemein!“



Traurig sitzt Helen nun auf dem Fußboden im Wohnzimmer. Alles gute Zureden nutzt nichts. Oma Lisa macht etliche Vorschläge, was man alles bei diesem schönen Wetter unternehmen könnte, aber Helen will von alledem nichts hören.



Da hat Opa Peter eine Idee: „Mein liebes Helenchen, hör auf, traurig zu sein, das steckt ja an! Wenn wir

in echt

 keinen Sturm haben, was hältst du davon, wenn wir den Sturm einfach selber machen?“



„Ach, Opa, so etwas können wir Menschen doch nicht!“



„Da hast du schon Recht. Ich meine ja nicht die Luftbewegung, die man bei Stürmen fühlen kann, sondern ich meine die Sturmgeräusche.“



„Und wie sollen wir die hinkriegen?“ Ungläubig schaut Helen ihren Opa an.



„Wir könnten doch Musikinstrumente basteln, auf denen wir dann Sturmmusik machen. Mit diesen gehen wir dann in den Wald und musizieren. So habe ich mir das gedacht, so machen wir Sturm. Wenn Hexenkinder genau so neugierig wie Menschenkinder sind, dann lassen wir uns mal überraschen, was geschieht, mein kleines, trauriges Mädchen.“



Helen springt vom Fußboden hoch und kuschelt sich an Opa: „Und wann fangen wir an zu basteln? Wie lange dauert es noch, bis unsere Sturmmusik im Wald zu hören ist?“



„Ich dachte mir, wir basteln zuerst einmal für jeden eine Flöte aus einem Holunderstöckchen. Dann müssen wir etwas aus Holz suchen, was hohl ist. Da können wir dann mit kleinen Stöckchen drauf trommeln. Das hört sich dann bestimmt genau so an, als würden im Sturm trockene Baumäste aneinander schlagen.“



„Opa, und so etwas kannst du? Du bist ja ein richtiger Klasseopa. Gehen wir jetzt sofort los und suchen alles zusammen, was wir für unsere Sturmmusik brauchen?“, drängelt Helen.



Doch was ist das? So etwas Komisches hat Helen noch nie gehört! Das Geräusch kommt immer näher. Oma Lisa kommt rückwärts ins Zimmer und macht Geräusche, die sich wie Wind anhören. Neugierig schaut Helen ihre Oma von vorn an und entdeckt dabei, dass sie diese Geräusche mit einem Kamm erzeugt, um den ein Stück Pergamentpapier gewickelt ist.



Mit offenem Mund steht Helen staunend vor ihrer Oma: „Wenn du willst, kannst du in unserem Sturmorchester mitspielen.“



„Und ob ich will, wann seid ihr bereit, wann geht es los?“



„Der Opa muss nur noch erst die Flöten aus einem Stöckchen basteln und die müssen wir erst noch suchen. Ein bisschen wird es schon noch dauern.“



Aber dann dauert es doch nicht so lange, wie Helen gedacht hat, und das Flötenbasteln kann losgehen. Als die erste Flöte fertig ist, staunt Helen darüber, welche Geräusche Opa Peter damit machen kann.



Helen schließt die Augen und meint wirklich, draußen stürmt es. Nun macht Opa Peter sich wieder an die Arbeit und fertigt eine Flöte für Helen. Helen fühlt sich so wohl und freut sich so sehr, dass sie singt und zwischendurch immer wieder richtige Sturmgeräusche macht.



Doch plötzlich verstummt Helen. Sie hat ein Geräusch vernommen. Es klingt, als würde etwas an der Werkstatttür kratzen. Ob jetzt eine echte Hexe vor der Tür steht und zu ihnen will?



Helen ist dann doch nicht so mutig, wie sie manchmal behauptet. Schnell versteckt sie sich hinter Opa Peters Rücken und schaut vorsichtig zur Tür. Diese öffnet sich langsam und jetzt können die beiden Bastler eine Gestalt erkennen. Es ist eine Hexe! Eine verkleidete Hexe. Eine Hexe, die sie kennen: Es ist Oma Lisa!



Schmunzelnd kommt Helen hinter dem Rücken von Opa Peter hervor.



Was hat sich Oma Lisa toll zurechtgemacht! Sie hat ein Kopftuch um, trägt einen langen, weiten Rock und reitet auf einem großen Regenschirm!



„So, meine Lieben, ich bin eine Oberprüfungshexe und will mal sehen, wie gut ihr zwei mit euren Hexenstöcken tanzen könnt – und ich will sehen, ob ihr dabei die Stöcke mit beiden Händen tüchtig festhaltet!“



Helen und Opa Peter schauen sich an. Damit hatten sie nun gar nicht gerechnet. Gut, dass sie geübt haben ;-)



„Ab zur Terrasse, denn dort findet die Prüfung statt!“, befiehlt die

Oberhexe

, und man macht sich auf den Weg.



„Was ist denn hier los?“ Helen kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus! Da brennt doch tatsächlich auf dem Terrassenboden ein Feuer! Oma Lisa hat einfach den Holzkohlegrill auf den Boden gestellt und ein Feuer darin gemacht.



„Echt stark“, ist Helens einfache und staunende Meinung dazu!



„Bei Drei geht’s los – jetzt sind wir schon bei Vier“, sagt Hexe Oma Lisa und kramt wieder ihren eingewickelten Kamm hervor, mit dem sie ganz gruselige Sturmmusik macht.



Helen schwingt sich auf ihren schön verzierten Tanzstock und legt los. Sie springt und hopst und singt und stampft dabei feste mit den Füßen auf. Sie tanzt einen echten Hexentanz. „Juchheißa, Huibu, Juchheißa, Bubu, Juchhu!“



Oma Lisa, die Oberprüfungshexe, klatscht vor Begeisterung im Takt mit den Händen mit und sagt: „Helen, kleine Hexe Zauselhaar, diese Prüfung hast du . . . bestanden! Dazu gratuliere ich dir recht herzlich. Als Preis bekommst du von mir eine Spinne. Komm, gib mir deine Hand.“



Entsetzt legt Helen ihre Hände auf den Rücken: „Ich mag keine Spinnen!“ Für Helen geht dieser Scherz zu weit!



„Du willst doch eine mutige kleine Hexe Zauselhaar sein. Ein Hexenkind probiert alles. Hab keine Angst, ich vergifte dich nicht. Alles, was ich dir gebe, kannst du auch essen“, flüstert Oma Lisa in Helens Ohr.



Mit geschlossenen Augen streckt Helen ganz zaghaft ihre Hand aus und Oma Lisa legt eine dicke, große, schwarze Spinne hinein.



„Muss ich die wirklich essen?“



„Diese Spinnen, liebe, mutige Hexe Zauselhaar, sind die Lieblingssüßigkeit aller Hexenkinder.“

 



Helen freut sich, dass sie ein Menschenkind ist und wirklich leckere Süßigkeiten zum Vernaschen bekommt! Voller Unbehagen öffnet sie ihre Augen und beguckt sich die Spinne etwas genauer und fängt dann ganz laut an zu lachen.



„Oma, da hast du mich aber ganz schön reingelegt! Ich habe geglaubt, ich muss eine echte Spinne essen!“ Immer noch lachend zeigt sie dem Opa, was in ihrer Hand liegt. Da hat Oma Lisa doch tatsächlich aus einer Lakritzschnecke eine fast echte Spinne gebastelt!



„Solche Spinnen mag ich doch“, sagt Helen und schiebt sie sich grinsend in den Mund.



„Als nächstes mache ich jetzt die Spinnweben-Suppe warm“, meint Oma Lisa. Jetzt mus

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