Die Urgeschichte Israels

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Die Urgeschichte Israels
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Klaus Knoke

Die Urgeschichte Israels

Das Leben der Erzväter Israels Abraham - Isaak - Jakob/Josef

(1. Mose 11,27 - 50,26)

Eine entfaltende Darstellung

der biblischen Berichte

in einfacher Sprache


Klaus Knoke

Die Urgeschichte Israels

Das Leben der Erzväter Israels Abraham - Isaak - Jakob/Josef

Eine entfaltende Darstellung in einfacher Sprache

1. Auflage 2013

© 2013 Lichtzeichen-Verlag, Lage

Cover/Satz: Gerhard Friesen

ISBN: 9783869549378

Bestell-Nr.: 548937

E-Book Erstellung: LICHTZEICHEN Medien

www.lichtzeichen-medien.com

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Erlaubnis des Verlegers in irgendeiner Form reproduziert werden.

Verehrte Leserin, lieber Leser,

dieses Buch erzählt die Geschichte vom Anfang des Volkes Israel, die Ur-Geschichte des Volkes Gottes, wie sie uns die Bibel überliefert. Ich schildere sie in einer leicht zu lesenden und leicht zu verstehenden Sprache, damit Jung und Alt sie gleichermaßen gut aufnehmen können. Ein biblisches Lesebuch für jedermann, vom jüngsten bis zum ältesten Leser.

Wer Kinder unterrichtet, Kinderstunden hält, Kindern in der Familie vorliest, Gute-Nacht-Geschichten sucht, der hat mit diesem Buch ein pädagogisch gründlich durchdachtes, vollständig ausgearbeitetes Lehr- und Lernmittel in der Hand.

Die Nacherzählung hält sich dabei eng an die biblische Textvorlage, entfaltet diese aber, indem sie versucht, erzählerisch darzustellen, wie sie sich selbst verstanden wissen will. Dabei werden Kenntnisse der damaligen Verhältnisse, in denen sich diese Geschichte abspielte, soweit sie sich uns erschlossen haben, in die Schilderung mit einbezogen.

Wer sich in das Leben Abrahams, Isaaks, Jakobs und Josefs vertiefen und es nachdrücklicher erleben will, der findet in dieser aufschließenden, entfaltenden Erzählung eine Anleitung dazu. Dazu setzt die hier vorgelegte biblische Nacherzählung die Akzente.

Durch die erzählerische Entfaltung soll deutlicher zutage treten, wie die drei Erzväter Israels Abraham, Isaak und Jakob zusammen mit Josef, ihr Leben verstanden, das sie aus Gottes Hand entgegennahmen und unter Gottes Führung lebten.

Dabei werden Irrtümer und Fehler, die sie begingen, nicht verschwiegen, sondern es wird uns gezeigt, wie ein Leben im Glauben und Vertrauen zu Gott immer wieder in die Spur seiner Führung zurückfindet und in ihr weitergeht, wenn erkannte Schuld und Fehler zugegeben und vergeben werden und damit die Lebenseinstellung und weitere Lebensweise und -führung sich entsprechend ändern.

Nicht zuletzt zeigt die Bibel sehr deutlich auf, wie Gott treu und zuverlässig zu den Menschen steht, die seinen Anruf gehört haben und darauf eingegangen sind.

Damit macht die Bibel die Erzväter Israels nicht nur dem Volk Gottes sondern auch uns Christen zu Vorbildern des Glaubens, denen nachzueifern es sich lohnt, wenn man sein Leben unter Gott stellen und es mit ihm wagen will.

Der Verfasser selbst hat es gewagt und die allerbesten Erfahrungen damit gemacht.

Dazu wünsche ich auch dir, verehrte Leserin, lieber Leser, die Bereitschaft und die Freudigkeit.

Klaus Knoke

Bad Fallingbostel, Ostern 2012

Abraham

Der gute Mond

Magst du den Mond, verehrte Leserin, lieber Leser? Er steht manchmal am Himmel wie ein Ball, rund und schön, wie ein gelber Ball.


Und er leuchtet durch die Nacht. Alles wird hell. Du kannst alles sehen: das Haus, den Baum, die Straße, das Auto, den Wald, die Wiese und das Feld. Ja, der Mond kann leuchten!

Der Mond geht auch mit, wenn du nachts unterwegs bist. Immer steht er da, wo du auch stehst, an derselben Stelle. Und wenn du weitergehst, geht er auch weiter. Steht er oder geht er? Er steht und er geht!

Er geht auf und er geht unter. Manchmal ist er nur halb zu sehen, manchmal ist er ganz schmal wie eine Sichel und manchmal ist er gar nicht da. Dann ist er hinter den Wolken oder auf der anderen Seite der Erde.

Aber er kommt wieder! Er geht auf, er nimmt zu, er wird groß und rund und schön wie eine große goldene Kugel. Wir sagen dann: Es ist Vollmond. Aber dann nimmt er wieder ab, wird schmaler und schmaler, bis er ganz dünn ist. Zuletzt geht er unter und ist weg.

So ist das mit dem Mond. Zum Staunen, nicht wahr? Die meisten Menschen mögen den Mond. Sie bewundern ihn, wenn sie ihn am Himmel leuchten sehen. Manche singen dann leise vor sich hin: „Guter Mond, du gehst so stille.“

Früher dachten Menschen: Der Mond ist lebendig, lebendig wie Gott. Er hat ein Gesicht. Ja, er ist Gott! Er geht immer mit uns.

Wenn er da ist, ist er gut zu uns. Wenn er weg ist, ist er böse auf uns. Wenn er da ist, hilft er uns. Wenn er weg ist, straft er uns.

Wir müssen gut sein zu ihm. Wir müssen zu ihm beten, ihm danken, ihn anrufen und ihm Lieder singen, und wir müssen uns vor ihm verneigen. Wir müssen ihn loben und preisen und ihm Opfer bringen: Tiere, Korn, Öl - und Menschen. Ist das nicht furchtbar?

Ja wirklich!, auch Menschen! Aber so dachten sie, weil sie Angst vor ihm hatten. Das war wirklich schlimm, sehr, sehr schlimm!

So war es auch in Ur in Chaldäa, in der Stadt, in der Abram wohnte. Das ist schon lange her, bald viertausend Jahre. Ich möchte jetzt von Ur in Chaldäa und von Abram erzählen.


Menschen beten den Mond an

Die Leute von Ur

Die Leute von Ur nannten den Mond „Nanna“. Sie sagten: Nanna ist groß, Nanna ist hoch. Er leuchtet uns auf unseren Wegen. Er beschützt uns. Nanna ist gut zu uns. Wir müssen an ihn denken, wir müssen ihm danken, wir müssen ihn anbeten. Dann freut er sich, dann ist er gut zu uns. Oder nicht?

Doch! Wenn wir ihn anbeten, wenn wir ihm Opfer bringen, dann ist er gut zu uns, aber nur dann! Er gibt uns Gerste und Weizen und Öl. Er gibt uns unser Brot. Er allein. Er gibt uns Wein und Honig. Er gibt uns die Tiere: Schafe und Ziegen, Kamele und Esel. Er schenkt uns unsere Kinder. Nanna gibt uns alles. Von ihm kommt alles her. Nanna schenkt uns das Leben. Nanna, der gute Mond, er ist unser Leben. Er ist unser Gott!

So dachten die Leute von Ur über den Mond. Was allein Gott gehört, das brachten sie dem Mond entgegen. Sie sagten „Nanna“ zu ihm. Nanna ist hoch, Nanna ist groß!

Wir wollen hinauf zu ihm. Wir bauen eine Treppe nach oben zu ihm in den Himmel. Dann gehen wir hinauf zu ihm. Dann sieht er uns, wenn wir ihn anbeten und ihm Opfer bringen.

Dann kann er auf der Treppe auch zu uns herunterkommen.

Also bauten sie einen großen Turm in Ur in Chaldäa, eine Zikkurat, das heißt „Bergspitze“.

Der König von Ur ließ Steine aus Lehm formen und ließ sie im Brennofen zu Lehmsteinen brennen; rote, blaue und schwarze. Auf jedem Stein stand sein Name mit Buchstaben der Keilschrift: Ur-Nammu, Nammu von Ur, König von Ur.

Und so wurde der Turm gebaut:

Die erste Stufe war schwarz, aus schwarzen Steinen, groß wie ein Fußballfeld und hoch wie ein Haus. Sie bekam drei Treppen zum Hinaufsteigen nach oben, eine breite Treppe vorn in der Mitte, eine kleine Treppe an der rechten Seite und eine kleine Treppe an der linken Seite.


Menschen bauen einen Tempelturm

Die zweite Stufe war rot, aus roten Steinen, kleiner als die erste, aber wieder so hoch wie ein Haus und mit einer Treppe in der Mitte, damit man hinaufsteigen kann nach oben zum Himmel.

Die dritte Stufe war blau, aus blauen Ziegeln, und kleiner als die zweite, aber auch mit einer Treppe in der Mitte zum Hinaufsteigen zur Höhe.

Und oben auf der Höhe, auf der blauen Stufe im Himmel, da stand ein heiliges Haus, ein Tempel für Nanna, mit einem Dach aus Gold und Wänden aus Silber.

So errichteten sie einen hohen Stufenturm, eine Zikkurat, mit einem Tempelhaus für Nanna, den Mondgott von Ur in Chaldäa.

Hier oben war der Himmel, hier oben wohnte Nanna, eine Figur aus Gold, Silber und Edelsteinen, in einem goldenen Haus. Hier oben knieten die Priester an Nannas Altar, beteten zu ihrem Gott und brachten ihm Opfer: Tiere, Korn, Öl - und Menschen. Ja wirklich, auch Menschen!

Sie dachten: Nanna will Blut sehen, Leben von Menschen. Dann ist er gut zu uns und schützt unser Leben. Dann hilft er uns im Krieg.

Jawohl, sie opferten Nanna tatsächlich Menschen! Ist das nicht furchtbar? Aber so dachten sie, so beteten sie und so feierten sie ihre Nanna-Feste mit Gebeten, Opfern und Musik.

Und Nanna, der Mondgott von Ur? Er stand da oben auf der Zikkurat in seinem goldenen Haus und zugleich als leuchtender goldener Ball am Himmel, wenn es dunkel war. Aber er blieb still und stumm. Er hörte nichts, er sah nichts und er tat nichts, genauso, wie es der Mond bis heute „tut“.

Der Mond ist eben eine Steinkugel und steht am Himmel als großer grauer Ball, kalt und tot und weiter nichts. Er leuchtet nur, weil die Sonne ihn bescheint.

 

So hatten sie sich geirrt, die Leute von Ur in Chaldäa, ganz schwer geirrt. Denn der Mond ist nicht Gott, und Gott ist nicht der Mond. Das war schlimm für sie!

Abrams Familie

Ur war eine große Stadt, Ur war eine schöne Stadt und Ur war eine sehr reiche Stadt, mit einer weiten Mauer rundherum, mit festen Straßen aus Teer, mit schönen Wohnhäusern, in denen reiche Kaufleute wohnten, und mit fünf Tempeln für die Götter. Einer davon war für Nanna, den Mondgott, und ein anderer war für Nin-Gal, Nannas Frau.

Ur war eine besondere Stadt. Die Leute hatten hübsche Gärten mit Obstbäumen, Gemüse und Blumen, und Felder voller Weizen und Gerste.

Es kamen sogar Schiffe nach Ur, Handelsschiffe mit Gütern aus aller Welt; denn Ur lag am Euphrat, dem großen Fluss im Zweistromland, und hatte zwei Häfen, einen am oberen Ende der Stadt und einen am unteren Ende.

Und mitten darin stand die große Zikkurat, der Stufenturm mit der Bergspitze für Nanna, den Stadtgott von Ur in Chaldäa.

Wenn das Wasser des Euphrat ruhig war, spiegelte sich der Tempelturm im Strom, schwarz und rot und blau und golden. Eine wahre Märchenstadt mitten in der heißen Wüste!

Du fragst, woher wir das alles wissen? Nun, die Steine liegen noch da, wo der Turm stand und die Stadt lag, die große Stadt Ur am Euphrat. Du kannst hinfahren und sie dir ansehen. Heutzutage fährt dort die Eisenbahn vorbei.

Die Altertumsforscher haben alles ausgegraben und sauber freigelegt, Fotos davon gemacht und Bücher darüber geschrieben.

In dieser wundervollen Stadt wohnte Terach mit seinen drei Söhnen, Abram, Nahor und Haran.

Terach war ein reicher Kaufmann und hoch angesehen bei den Leuten von Ur, einer der vornehmen Bürger der Stadt. Terach verehrte Nanna sehr. Er betete ihn an und brachte ihm wertvolle Opfer in seinen Tempel: Öl und Korn und Tiere und Wolle.

Die meisten Leute kannten ihn. Sein ältester Sohn hieß Abram. Abram bedeutet: „Mein Vater ist hoch.“ Sein Name sollte an seinen Vater erinnern, der in Ur „hoch“ angesehen war.

Der Name „Abram“ erinnert aber auch noch an einen anderen „Vater“, der „hoch“ ist, nämlich an Gott, den Vater im Himmel. Ob Terach das wusste? -

Plötzlich starb Haran, Terachs jüngster Sohn, der Vater von Lot, Milka und Jiska. Das war ein schwerer Schlag für Terach.

Und er fragte Nanna im Gebet: Warum muss Haran sterben, mein lieber Sohn, mitten im Leben? Warum? O Nanna, kannst du ihn nicht schützen vor dem Tod? Willst du es nicht, Nanna?

Der Mond antwortete nicht. Und Terach wusste es nicht. Er hatte jetzt nur noch Abram, Nahor und Harans Sohn Lot mit seinen Schwestern Milka und Jiska, Terachs Enkeltöchtern.

Bald danach heirateten Abram und Nahor. Abram nahm Sarai und Nahor nahm Milka, die Tochter des Haran, damit sie Kinder bekommen, damit das Leben weitergeht und damit die Familie weiterbesteht, wenn noch jemand stirbt.

Jetzt stand Lot mit seiner Frau an der Stelle seines Vaters Haran in der Familie. Dazu kamen noch Nahor mit Milka und Abram mit Sarai. Drei Familien waren sie.

Aber Abram und Sarai hatten keine Kinder. Sarai bekam keine, sie konnte nicht. Du bekommst nie welche, sagten sie.

Das war schwer für sie alle, für Terach, für Abram und besonders für Sarai selbst. Was sollte nun werden aus ihrer Familie? Wer weiß das? Gott weiß es, er allein. Aber den kannten sie nicht. Sie hatten Gott vergessen und verloren wie alle Menschen ihrer Zeit

Abram, Gott und die Götzen

Es geschah an einem besonderen Tag, da meldete sich Gott bei den Menschen. Er sprach zu Abram. Er rief ihn heraus aus Ur in Chaldäa, aus dem Märchenland der Götzendiener, die zu Nanna beten. Er rief ihn weg von Nanna, dem Mondgott.

Abram sollte ihm folgen, dem lebendigen Gott, der mit den Menschen redet, und nicht einem stummen Götzen. Er sollte Gott, dem Schöpfer der Welt und der Menschen, der der Herr der Welt ist, folgen.

Aber Abram kannte Gott nicht. Er wusste nicht, wer er ist, wo er ist, was er tut und was er von uns will. Niemand kannte ihn. Kein Mensch kannte Gott mehr. Die Welt hatte ihn verloren und vergessen, schon lange Zeit.

Darum suchten die Menschen ihn, weil sie allein waren und weil sie Angst hatten, allein zu sein in einer Welt ohne Gott. Aber sie fanden ihn nicht wieder, ihren eigenen Schöpfer! Dabei hatten sie große Sehnsucht nach ihm.

Sie nahmen dafür Götter, Götzen. Das waren besondere Steine oder Felsen, besondere Bäume oder Berge, besondere Tiere, Sterne, die Sonne, der Mond und vieles andere mehr, nur nicht der wahre Gott, der Herr der Welt, der Schöpfer der Menschen. Den fanden sie nicht mehr.

Darum machten sie sich Götter aus Holz, aus Ton und aus Stein, aus Gold und aus Silber, ja sogar aus Eisen. Sie stellten sie in ihre Häuser, an die Wege und in ihre Tempel, knieten vor ihnen nieder und beteten sie an. Sie fragten sie, was kommt, und schrien um Hilfe, wenn sie krank oder in Not waren.

Der Prophet Jeremia berichtet uns, wie die Menschen das machten, wenn sie Götzen herstellten. Er schreibt: „Ihre Götter sind nichts, alle. Man geht in den Wald und holt einen Baum. Der Bildhauer nimmt sein Schnitzmesser und macht daraus einen Mann oder eine Frau, eine Figur von Menschenhand, und schmückt sie mit Silber und Gold.

Dann nimmt er Hammer und Nägel und schlägt sie durch ihre Füße in den Boden, damit sie feststeht und nicht umfällt.

So sind sie, die Götter der Menschen: wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld. Sie können nicht reden und sie können nicht gehen. Man muss sie tragen.

Fürchtet euch nicht vor ihnen, sie helfen euch nicht und sie schaden euch nicht! So viele Städte, so viele Götter!“

Das schreibt Jeremia. So kann man Gott auch nicht finden. Sie irrten sich ebenso wie die Leute von Ur.

Der Psalmbeter sagt: „Unser Gott ist im Himmel. Er kann schaffen, was er will. Aber ihre Götzen sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht.

Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht. Sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Nasen und riechen nicht. Sie haben Hände und greifen nicht, sie haben Füße und gehen nicht. Kein Wort kommt aus ihrem Mund.

Aber der Herr, unser Gott, er denkt an uns und segnet uns, er sieht uns und hilft uns. Er hört uns und redet mit uns. Er ist nicht tot, er lebt und er schläft nicht.“

Und der Prophet Jesaja schreibt dazu: „So spricht Gott, der Herr der Heerscharen: Ich bin der Erste und ich bin der Letzte und außer mir ist kein Gott.“

Nanna war nicht Gott. Abram merkte das: So ist Gott nicht, niemals! Nanna ist tot, aber Gott lebt.


Menschen beten ihre Götzen an

Aber wer ist Gott? Und wie ist Gott denn? Das weiß kein Mensch von allein. Das muss ihm gesagt werden. Gott sagt dem Menschen selbst, wer er ist. Gott sagt dem Menschen selbst, wo er ist.

Gott sagt selbst, was er von uns will, von dir, von mir und damals von Abram. Gott offenbart sich uns Menschen in dem, was er uns mit seinem Wort sagt.

Gott fängt neu an mit den Menschen: Er wählt Abram aus. Er holt ihn heraus aus Ur in Chaldäa, ruft ihn weg von Nanna, dem Mondgott, und führt ihn in ein Land, das er ihm zeigt. -

Da, eines Tages, Gott spricht zu Abram: Abram, geh weg aus diesem Land, aus deinem Vaterland, und verlass deine Verwandtschaft in Chaldäa. Zieh in ein anderes Land. Ich will es dir zeigen. So sprach Gott zu Abram.

Wie Abram das gehört hat? Ich weiß es nicht. Aber er hat es gehört. Er hat es erfahren. Er weiß auf einmal, was Gott will, er weiß, was Gott tut, und er weiß, wer Gott ist.

Die Bibel sagt: Gott erschien dem Abram, als er in Ur in Chaldäa wohnte. Und es heißt weiter: Da ging Abram weg aus dem Land am Euphrat und zog nach Haran.

Abram zieht weg von Ur

Die Bibel erzählt: Terach nahm Abram, seinen Sohn, und Lot, den Sohn seines Sohnes Haran, der gestorben war, und Sarai, Abrams Frau, seine Schwiegertochter, und er zog mit ihnen weg von Ur in Chaldäa. Er wollte ins Land Kanaan mit ihnen.

Ja wirklich, Terach zog auch mit, und Lot mit seiner Familie, und ebenfalls Nahor, Abrams Bruder, mit Milka, seiner Frau, und seinen Kindern.

So zog Abram nicht allein, sein Vater war bei ihm und Lot, sein Neffe, und Nahor, sein Bruder, mit ihren Familien.

War es richtig so, was Abram tat? Abram sollte sein Land verlassen. Das tat er jetzt. Und er sollte seine Verwandten verlassen. Das tat er nicht.

Aber er verließ Nanna, den Mondgott, und folgte Gott, dem Herrn, dem „höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat.“ So nennt er ihn später gegenüber Melchisedek, dem König von Salem.

Das war richtig und gut so. Aber es war eben nicht alles, was Gott von ihm gefordert hatte. Mit seiner Verwandtschaft gibt es noch Kummer für Abram, sehr viel Kummer!

So zogen sie weg von Ur in Chaldäa und von Nanna, dem Mondgott. Sie nahmen alles mit, Kamele und Esel, Schafe und Ziegen, sogar Kühe und Rinder für Milch und Fleisch. Sie kauften Zelte und Decken.

Sie nahmen ihr Gold und Silber, ihre Edelsteine, ihren Schmuck, dazu Korn und Öl, Futter und Wasser für die Tiere - sie nahmen alles mit.

Sie packten ihren gesamten Besitz auf die Rücken der Kamele und Esel, dazu Nahrung für viele Wochen. Und ihre Häuser? Die werden sie wohl verkauft haben.

Sie bildeten eine lange Karawane mit vielen Tieren und Menschen. Es war wie zu einer Handelsreise. Aber Abram wusste: Es ist nicht ganz so wie sonst, wenn wir in andere Städte zogen mit unseren Karawanen zum Handel, zum Tauschen und Kaufen.

Diesmal ist es anders, diesmal ist es so: Wir kommen nicht wieder zurück, niemals mehr! Darum nahmen sie alles mit, was sie hatten und was sie brauchten.

Sie sahen Ur nie wieder, ihre prächtige Märchenstadt, und ihre schönen Häuser und Nannas großen Turm. Den wollte Abram auch nicht mehr sehen.

Nie mehr Nanna! Jetzt folgte er Gott, dem Herrn, an den sein Name Abram erinnert: Abram, Mein-Vater-ist-Hoch, Gott, der ihn gerufen hat, Gott, der die Welt geschaffen hat und den Mond auch. Nanna ist tot, aber der Herr lebt!

Abram war sehr gespannt, was nun kommt; denn er wusste nicht, wohin es geht, wohin Gott sie führt. In der Bibel heißt es: Abram glaubte Gott und zog aus, und er wusste nicht, wohin er kommt.

Glauben heißt: auf Gott hören und ihm folgen. Das tat Abram. Was dann kommt, das weiß er nicht. Aber Gott weiß es. Und das genügt.

Und Terach, Abrams Vater? Der zog nicht etwa geradeaus durch die große Wüste nach Kanaan. Nein, er nahm die Handelsstraße am Euphrat entlang; denn er wollte zuerst zurück in seine Heimat nach Haran. Das war weit, sehr, sehr weit, mehr als tausend Kilometer. Ein Weg für viele Monate mit den vielen Tieren, die sie hatten; denn Schafe und Rinder gehen langsam.

Es wurde eine Wanderung von Ort zu Ort, von Oase zu Oase, wo es Wasser gibt für Mensch und Tier und Weide für das Vieh; ein Wanderleben in Zelten und auf dem Rücken der Tiere und im Staub der Wüste.

Abram, der reiche Bürger aus Ur, er war ein Wanderer geworden, ein Wüstenwanderer, ein Nomade.

Sie zogen am Euphrat entlang, von Wasserstelle zu Wasserstelle, von Stadt zu Stadt, von Markt zu Markt. Sie waren nie allein unterwegs mit ihrer Karawane. Andere Karawanen kamen ihnen entgegen mit ihren Tieren und zogen weiter nach Ur. Und wieder andere zogen mit ihnen, auch nach Haran.

Da, nach vielen Wochen, Soldaten des Königs von Mari! Sie reiten auf schnellen Kamelen daher. Sie halten alle Karawanen an, zählen die Tiere und verlangen von den Karawanenführern Gebühren, Zoll, für jedes Tier, für alle Waren, für den Schmuck, für alles, was sie bei sich haben, auch für alle Leute, die zur Karawane gehören: für Abram und Sarai, für Lot, für Nahor und für ihre Familien sowie für jeden Hirten.

Wer nach Mari kommt, in die Stadt des Königs Lamgi-Mari, die am Euphrat liegt, der muss Zoll bezahlen; denn er zieht durch das Land, das dem König von Mari gehört!


Abram betet zu Gott

 

Mari war schöner als Ur in Chaldäa. Es hatte auch eine Zikkurat für den Stadtgott von Mari und Tempel für viele andere Götter. Fünfundzwanzig Götter gab es in Mari und viel, viel Reichtum. Der Königspalast war der größte Palast der Welt. Er hatte über dreihundert Räume und Flure und Höfe: Ein Weltwunder!

Wer Mari gesehen hatte, der hatte die schönste Stadt gesehen, die es damals gab.

Aber Terach zog weiter. Nach zehn oder zwölf Wochen kamen sie nach Haran am Balich in Paddan Aram, wo Terach aufgewachsen war.

In Haran trafen sie Karawanen aus allen Ländern der Welt: Kaufleute aus Ägypten und aus dem Westen, Menschen aus Babylon und aus dem Norden; denn Haran heißt „Kreuzung“. In Haran liefen Straßen aus der ganzen Welt zusammen, kreuzten sich und gingen wieder auseinander, hinaus in alle Welt.

Haran in Paddan Aram war ein Mittelpunkt, ein Marktplatz für Händler aus allen Ländern der Welt.

Aber Haran hatte auch einen Stufenturm, eine Zikkurat, für den Mondgott, genauso wie Ur in Chaldäa. Nur, hier hieß der Stadtgott nicht Nanna, hier hieß er Sin, Sin, der Mondgott von Haran.

Terach betete wieder zu seinem Mondgott. Und sie blieben in Haran viele, viele Jahre.

Das war nicht gut für Abram. Er sollte ja weiterziehen in das Land, das Gott ihm zeigen wollte. Aber Abram tat es nicht. Er blieb in Haran bei seinem Vater und seinem Bruder und seinem Neffen Lot und ihren Familien.

Ur ist zerstört

Eines Tages kam eine Nachricht aus Ur, eine schlimme Meldung: Ur ist zerstört! Die Gutäer sind gekommen und haben die Stadt überfallen und haben sie angezündet.

Sie haben die Menschen totgeschlagen und Nanna aus seinem Haus geholt, oben aus der Zikkurat, und haben ihn die Treppe hinuntergeworfen, von Stufe zu Stufe, bis nach unten auf die Straße. Dabei zerbrach er in tausend Stücke!

Ur gibt es nicht mehr und seinen Mondgott Nanna auch nicht! Das war wirklich eine schlimme Nachricht!

Als Abram das hörte, dachte er: Nanna ist nichts. Er hat seine Stadt nicht geschützt und sich selbst auch nicht! Und Gott der Herr, der mich herausrief aus Ur und weg von Nanna? Er hat uns herausgeführt aus Ur, bevor die Gutäer kamen und alles zerstörten. Er hat uns beschützt, uns alle. Danke, Herr!

Aber die vielen, vielen Götter in Ur, die Hausgötzen, die Weggötzen und die Tempelgötzen, die sechshundertunddreißig Götter auf der Götzenliste von Ur? Wo waren sie, als die Gutäer kamen, als die Stadt brannte, als die Menschen schrien: Hilfe, wir verbrennen! Hilfe, sie schlagen uns tot! Wo waren sie?

Sie haben nichts gehört. Sie haben nicht geholfen. Sie sind selbst alle im Feuer untergegangen, verbrannt zu Schutt und Asche. Sie waren ja von Menschenköpfen erfunden und von Menschenhänden gemacht. Sie konnten gar nicht helfen.

Gott sprach nicht mehr mit Abram in Haran, weil er da geblieben war. Abram verlor viele Jahre in Haran am Balich, weil er dort wohnen blieb und nicht weiterzog.

Und er hatte immer noch keine Kinder, weil Sarai keine bekam.

Abram betete zu Gott: Herr, gib uns Kinder. Aber Gott gab ihnen keine. Gott blieb still, eine sehr lange Zeit. Die Jahre kamen und die Jahre gingen in Haran. Abram wurde älter und älter, er wurde siebzig, er wurde fünfundsiebzig. Aber nichts geschah; denn er hatte nicht ganz gehört auf Gott. Er war bei seiner Familie geblieben.

Wenn Gott ruft, muss man ihm ganz gehorchen und genau dem folgen, was er sagt. Und das hatte Abram nicht getan. Er war bei seiner Familie geblieben, die er doch verlassen sollte!

Gott ruft Abram

Es geschah an einem bestimmten Tag, da sprach Gott wieder mit Abram. Er rief ihn: Abram, geh für dich allein, zieh weg aus deinem Vaterland, weg von Haran und weg von deiner Verwandtschaft, weg von Terach und Nahor und Lot.

Geh aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeige.

Das war wieder Gottes Ruf, ganz deutlich! Abram soll weg von den Mondgötzen und von den Menschen, die den Mondgöttern dienen, auch von seinen Verwandten, von seiner Sippe und von seinem Vater.

Gott sprach noch mehr. Er sagte so viel und so große Dinge! Abram konnte nicht alles verstehen. Er sprach: Ich mache dich zu einem großen Volk.

Ich segne dich und ich mache deinen Namen groß unter den Menschen. Und du sollst ein Segen sein für alle Menschen, du, dein Name und dein Volk.

Ich segne, die dich segnen, und ich verfluche, die dich verfluchen, dich, deinen Namen und dein Volk.

Ich bin gut zu denen, die gut sind zu dir, und ich bin nicht gut zu denen, die nicht gut sind zu dir.

Alle Völker der Erde sollen gesegnet werden in dir, in deinem Namen und durch dein Volk. - Das war viel, was Gott da zu Abram sagte, sehr, sehr viel.

Abram verstand nicht alles, aber er merkte es sich. Er dachte: Gott spricht von einem großen Volk. Ich soll ein großes Volk werden. Dabei hat Sarai keine Kinder. Wie soll das vor sich gehen? Sie ist alt und ich bin über siebzig. Wie soll das alles werden? Der Herr weiß es.

Er will mich segnen und ich soll ein Segen sein, ich, mein Name, mein Volk, für alle Menschen der Welt.

Und er zeigt mir ein Land, wenn ich von hier weggehe. -Das dachte Abram und er merkte sich alles genau, was Gott ihm versprach.

Danach zog Abram endlich aus. Er glaubte Gott, was er zu ihm sprach, und er hielt sich an Gott, er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn doch.

Abram kommt nach Kanaan

Abram nahm also Abschied von seinem Vater Terach, von seinem Bruder Nahor und von allen Verwandten und Freunden in Haran in Paddan Aram.

Nur nicht von Lot und seiner Familie, von denen nahm Abram nicht Abschied; denn Lot wollte mitkommen mit ihm. Lot hing an ihm wie ein Sohn an seinem Vater. Und Abram konnte nicht nein sagen. Aber das war verkehrt.

So machte sich Abram auf den Weg, wie der Herr gesprochen hatte zu ihm, und Lot durfte mit.

Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran auszog. Er nahm alles mit, was ihm gehörte: alle seine Tiere, seine Schafe und Ziegen, seine Esel und Kamele und seine Rinder; Zelte und Geräte, Decken und Kleidung, alles, was sie in Haran gekauft hatten, und natürlich Sarai, seine Frau, und eben Lot, seinen Neffen, den Sohn seines Bruders Haran, der ihnen in Ur gestorben war, dazu alle Leute, die er in Haran erworben hatte: Hirten und Mädchen.

Es war wieder eine lange und reiche Karawane aus Menschen und Tieren und mit kostbaren Waren auf den Rücken der Packesel und -kamele; denn Abram war ein reicher Mann.

So zogen sie dahin, zuerst am Balich entlang, dann über den Euphrat, immer weiter auf der Karawanenstraße von Haran in Paddan Aram in das Land Kanaan. Sie wanderten wieder von Oase zu Oase, von Futterstelle zu Futterstelle, viele, viele Wochen, halb so weit wie von Ur in Chaldäa bis nach Haran in Paddan Aram.

Und so kamen sie nach Damaskus, der wunderschönen Stadt am Barada-Fluss. Damaskus war ein Paradies mit Gärten und Wiesen, mit Obstbäumen und Weinbergen; denn der Barada gab viel gutes Wasser auf das Land.

Abram kannte Damaskus durch seinen Vater. Terach kaufte immer seine Esel in Damaskus, starke und treue Tiere. Sie nannten Damaskus deshalb „Eselland“, weil es bekannt war für seine guten Esel. Abram erwarb auch ein paar Esel für seine Karawane.

Und Abram kaufte sich einen Sklaven, einen tüchtigen jungen Mann. Er hieß Eliëser. Abram machte ihn zu seinem Herdenführer.

Dann zogen sie weiter auf ihrem Weg nach Kanaan.

Jetzt ging es hinauf in die Berge, über den Hermon, sogar durch Schnee; denn auf dem Hermon liegt immer Schnee, das ganze Jahr über.

Und danach ging es tief hinunter zum See Genezareth. Dort blieben sie ein paar Tage und schlugen ihre Zelte am Ufer des Sees auf. Sie schöpften neue Kraft, Menschen wie Tiere, für die Wanderung hinauf in die Berge von Kanaan. Als sie sich erholt hatten, ging es weiter.

So kamen sie nach Kanaan. Abram zog durch das ganze Land. Er sah Wälder auf den Bergen, grüne Felder und Gärten, die schönen Obstbäume am Jordan. Ein gutes Land!


Abram wandert aus

Aber das Land war nicht einsam und verlassen. Nein, hier wohnten Menschen, überall am See Genezareth, am Jordan und oben in den Bergen. Es waren die Kanaanäer. Sie wohnten in Städten und Dörfern mit Mauern und Toren, die abends geschlossen wurden.

Da konnte nicht jeder einfach hineingehen. Karawanen mussten draußen bleiben und ihre eigenen „Häuser“ aufstellen, ihre Zelte, und darin wohnen. Sie mussten fragen, ob sie Wasser nehmen dürfen für Mensch und Tier und Futter von den Feldern draußen in der Steppe. Und sie mussten dafür bezahlen.

Und überall war Baal. Sah man einen Berg, so hieß es: Er gehört Baal. Sah man ein Feld, so hieß es: Hier bestimmt Baal. Kam man in ein Dorf: Hier ist Baal. Überall Baal, Baal, Baal.

Bei jedem besonderen Stein, bei jedem besonderen Baum, überall stand eine kleine Figur aus Holz oder aus Stein, bunt bemalt und geschmückt, oder ein Tisch aus Steinen für Opfer und Gebete für Baal.