Read the book: «Zusammenarbeit im Betrieb»
Bädermanagement
Klaus Boese
© Litho-Verlag e.K., Wolfhagen
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Alle Rechte vorbehalten
Druck: Druckleister, Windeck
3. Auflage Oktober. 2018 (Nachdruck)
ISBN Print: 978-3-941484-11-5
ISBN Ebook PDF: 978-3-941484-47-4
ISBN Ebook Epub: 978-3-946128-29-8
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Inhalt
Vorwort zur zweiten Auflage ..........................................................................................3
A Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb .................................................5
Einführung ......................................................................................................5
A 1.1 Der Entwicklungsprozess des Einzelnen .....................................................10
A 1.1.1 Die körperliche Entwicklung .........................................................................10
A 1.1.2 Entwicklungsphasen des Jugendalters ........................................................12
A 1.1.3 Einige Grundbegriffe der Entwicklungspsychologie .....................................17
A 1.1.4 Handeln und Verhalten als Funktion von Person und Umwelt .....................17
A 1.1.5 Die Leistungskurven des Menschen ............................................................22
A 1.2 Gruppenverhalten .........................................................................................26
A 2 Einflüsse des Betriebes auf das Sozialverhalten .........................................40
A 2.1 Arbeitsorganisation und soziale Maßnahmen ..............................................40
A 2.1.2 Der Betrieb als Arbeitssystem ......................................................................41
A 2.2 Arbeitsplatz- und Betriebsgestaltung ............................................................43
A 2.3 Führungsgrundsätze ....................................................................................56
A 3.1 Die Rolle des Meisters .................................................................................70
A 3.2 Kooperation und Kommunikation .................................................................74
A 3.3 Führungstechniken und Führungsverhalten .......................................................85
B Bäderbetrieb ..............................................................................................105
B1.1 Techniken und Methoden der Gesprächsführung ......................................105
B 1.2 Motivation ....................................................................................................115
B 1.3 Methoden der Konfliktlösung ......................................................................123
B 2.1 Bedarfsanalyse ...........................................................................................131
B 2.1.1 Mit Informationen umgehen ........................................................................131
B 2.1.2 Informationen darstellen .............................................................................138
B 2.1.3 Informationen gewinnen .............................................................................143
B 2.2 Organisation und Durchführung .................................................................148
B 2.3 Grundsätze von Werbung und Öffentlichkeitsarbeit ...................................163
Literaturverzeichnis ....................................................................................172
Index ...........................................................................................................173
Bädermanagement - Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb
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Vorwort zur zweiten Auflage
Seit der ersten Auflage im Jahr 2001 sind nun acht Jahre vergangen, so dass eine gründliche Überarbeitung des gesamten Buches überfällig war. Die Änderungen und Erweiterungen des vorliegenden Bandes geben die Unterrichtserfahrungen der letzten Jahre wieder. Besonders hinweisen möchte ich auf eine ganze Reihe neuer handlungs-orientierter Aufgabenstellungen, die sich 1:1 umsetzen lassen und so das Unterrichten erleichtern. Gleichzeitig stellt das Buch mit seiner Ausrichtung auf die Prüfungsinhalte die ideale Vorbereitung auf die Meisterprüfung dar.
Mannheim, Juni 2009
Klaus Boese
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A Grundlagen der Zusam-menarbeit im Betrieb
Einführung
Die „Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Meis-ter für Bäderbetriebe/Geprüfte Meisterin für Bäderbetriebe“ vom 7.Juli 1998 (im folgenden einfach Prüfungsverordnung genannt, veröffentlicht im Bundesge-setzblatt, nachzulesen z.B. unter www.gesetze-im-internet.de oder www.bds-ev.de) gibt für die Meisterprüfung vor, dass der Prüfling
• über soziologische Grundkenntnis-se verfügen und
• soziologische Zusammenhänge im Betrieb erkennen und beurteilen kön-nen soll.
Damit ist zum einen der Rahmen des Fa-ches abgesteckt, zum anderen gibt es auch Hinweise über die Art der zu vermit-telnden Kenntnisse und Fertigkeiten. Be-trachten wir zuerst die hervorgehobenen Begriffe. Erst mal steckt das Wort „Sozio-logie“ drin. Die Soziologie ist die Lehre vom Miteinander von Gesellschaftsmit-gliedern. Es soll hier natürlich kein Sozio-logiestudium vermittelt werden, sondern es geht um Grundkenntnisse, über die der angehende Meister für Bäderbetriebe
verfügen soll. Verfügen bedeutet soviel wie besitzen, haben. Im Gegensatz dazu soll er/sie soziologische Zusammenhän-ge erkennen und beurteilen können. Die Worte „erkennen“ und „beurteilen“ be-deuten etwas ganz anderes als das Wort „verfügen“. Sie bedeuten, dass man das Wissen, über das man verfügt, anwen-den muss, dass man damit eine gewisse Handlungskompetenz aufweisen kann. Das hat einen ganz andere Qualität als nur „besitzen“ oder „verfügen“. Den Un-terschied kann man sich etwa so verdeut-lichen: Überall kann man lesen, dass Be-wegung gesund ist. Also kaufen wir uns ein Fahrrad, wir können über es verfügen. Der Besitz allein macht noch lange nicht gesund. Wir müssen mit dem Rad fahren, und zwar nicht zu knapp und regelmäßig. Genauso ist es mit dem Wissen. Wissen allein ist sinnlos, wenn man es nicht an-wenden kann. Allerdings ist ein bestimm-tes Grundwissen notwendige Vorausset-zung dafür, dass man dieses anwenden kann, das ist genau wie mit dem Fahrrad.
Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb
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Das soziologische Denken
Nun zu den Inhalten der Soziologie. So-ziologisches Denken unterscheidet sich vom herkömmlichen Denken dadurch, dass der Mensch nicht als isoliertes Ein-zelwesen betrachtet wird. Es wird ver-sucht, den Menschen im Zusammenhang mit dem Umfeld, mit der Gemeinschaft, in der lebt, zu sehen. Das Umfeld, das sind andere Menschen, Gruppen, Organisatio-nen, Betriebe, Gesellschaften, letztlich die Welt, in der wir leben.
Ein Beispiel: Michaela (16), eine Auszubil-dende im ersten Lehrjahr. Was bestimmt ihr Verhalten, ihr Handeln, ihre Einstellun-gen und Sichtweisen?
Herkömmlicher Weise neigt man dazu, das Verhalten der Einzelperson als Ei-genschaft zuzuordnen. Z.B. Michaela ist nett und freundlich, sie ist hilfsbereit und höflich, oder sie ist oft schlecht gelaunt, aufbrausend und zickig. Michaela denkt vielleicht genauso: „Wenn ich schlecht drauf bin, werd’ ich schnell pampig!“ oder „Ich bin nun mal cholerisch, das hab’ ich vom Vater geerbt.“
Bei dem Vorstellungsgespräch, das Mi-chaela vor einem Jahr hatte, hat sie versucht, sich von ihrer „guten Seite“ zu zeigen, war pünktlich und höflich. Die Ausbilder, die das Gespräch führten, ha-
ben ihrerseits versucht Michaelas Eigen-schaften auszuloten und zu schauen, ob sie ins Anforderungsprofil passt. Es wäre aber falsch, jetzt ein endgültiges Urteil zu fällen. Jeder, der etwas mit Ausbildung oder Auszubildenden zu tun hat, weiß, dass sich ein junger Mensch in drei Jah-ren sehr stark ändern kann, auch wenn vielleicht einige Wesensmerkmale erhal-ten bleiben.
Der soziologische Ansatz versucht nun, das Bild von Michaela um noch weitere Ebenen zu erweitern. Wenn wir Michaela und ihr Verhalten verstehen wollen, müs-sen wir auch die (Klein-) Gruppen, in de-nen sie sich bewegt, betrachten.
Als erstes wäre hier die Familie zu nen-nen. Dass die Familie einen Menschen prägt, ist völlig klar und muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden. Allein schon die Konstellation der Familie wirkt sich auf deren Mitglieder aus. Vielleicht hat Micha-ela noch eine kleine Schwester. Sie war immer die Ältere, musste frühzeitig „ver-nünftig“ sein und musste manchmal auf die Kleine aufpassen, daher ist das Über-nehmen von Verantwortung für sie nichts Neues. Oder Michaela war Nachkömm-ling, hat zwei ältere Brüder, die schon aus dem Haus sind und eigene Familien haben. Michaela war das „Nesthäkchen“ und wurde von ihren Eltern verwöhnt
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und ihr wurde jedes Steinchen aus dem Weg geräumt. Sie ist deshalb nur wenig selbstständig bei der Arbeit. Kinder mit Geschwistern haben andere soziale Kom-petenzen als Einzelkinder. Auch die Atmo-sphäre in der Familie prägt den Menschen. Wie werden Konflikte ausgetragen? Wer-den sie totgeschwiegen oder wird in sach-licher Umgebung darüber geredet, wel-che Lösungen werden gefunden, setzen sich die Eltern immer autoritär durch oder werden Kompromisse angestrebt? Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Alles das beeinflusst Michaelas Handeln und Denken. Unter Beeinflussung darf man übrigens keine einfache Ursache-Wirkungs-Beziehung verstehen. Manche Jugendliche rauchen, weil die Eltern rau-chen, andere rauchen eben nicht, gerade weil die Eltern rauchen.
Neben der Familie spielen vielleicht noch andere Gruppen in Michaelas Leben eine Rolle und prägen sie und ihr Verhalten. Vielleicht trifft sich Michaela oft mit ei-ner Freundesclique. Sie verbringen ihre Freizeit zusamen, gehen in die Disco, ins Kino oder zum Minigolf. Sie tauschen sich über Jungs aus, jammern über ihre Eltern und lästern über Ausbilder oder Lehrer. Michaela übernimmt automatisch einige Denkweisen dieser Gruppe. Sie fin-det cool, was Andere cool finden, sie teilt modische Vorlieben, und anderes mehr.
Michaela befindet sich mit der Gruppe in einem wechselseitigen Prozess. Sie wird durch die Gruppe in ihren Anschauungen und in ihrem Auftreten und Verhalten ge-prägt. Gleichzeitig prägt sie aber auch die Gruppe. Das gilt natürlich nicht nur für die Clique, sondern für alle kleinen und gro-ßen Gruppen, in denen sie ist. Schließlich hat Michaela aber auch einen gewissen Spielraum. Sie muss nicht alle Denkwei-sen der Gruppe 1:1 übernehmen. Im Gro-ßen und Ganzen wird aber ein Konsens über wesentliche Dinge bestehen, sonst würde sich Michaela nicht wohl fühlen. Über kurz oder lang müsste sie sich an-passen oder die Gruppe verlassen.
Möglicher Weise ist Michaela Spielerin ei-ner Hockeymannschaft. Auch hier gelten die gleichen Prinzipien. Sie wird von der Gruppe geprägt und sie prägt die Grup-pe. Allerdings ist das Ziel dieser Gruppe – vorausgesetzt sie nimmt an Wettkämp-fen teil - eher leistungsorientiert. Michaela wird also auf Dauer, wenn sie in der Grup-pe verbleiben will, sich angewöhnen müs-sen, pünktlich zum Training zu erschei-nen, regelmäßig zu trainieren und nicht nur nach dem Lustprinzip zu handeln.
Wie wir wissen ist Michaela Auszubilden-de im ersten Lehrjahr. Das bedeutet, dass sie einer weiteren Gruppe angehört. Sie ist Betriebsangehörige. Je nach Betriebs-
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größe kann diese Gruppe klein, aber auch sehr groß sein. So groß, dass sich gar nicht alle Kolleginnen und Kollegen ken-nen (z.B. Großkonzerne wie VW, Daimler oder BASF). Eine derartige Organisation unterscheidet sich von den Gruppen, de-nen wir bisher begegnet sind, nicht nur durch ihre Größe, sondern sie hat auf-grund dieser Größe und der Ausrichtung auf ein bestimmtes Betriebsziel auch ei-nen ganz anderen Organisationsgrad. Die Regeln, die in dieser Organisation einge-halten werden müssen, sind nicht freiwillig oder zufällig, sondern sie sind vertraglich bzw. gesetzlich (arbeitsrechtlich) festge-legt. Selbstverständlich werden Micha-elas Verhalten und ihre Anschauungen auch hier wieder geprägt und sie selbst prägt die Organisation ein Stück mit. Ob sie Schicht arbeitet, ob sie bei Problemen allein gelassen wird oder ob sie im Team arbeitet; was ihre Vorgesetzten von ihr er-warten, ob sie offen Kritik üben kann oder buckeln muss, all das und vieles andere mehr prägt Michaela und ihre Sicht der Dinge.
Wir können noch einen Schritt weiter gehen. Michaela lebt natürlich in einem bestimmten Land und in einer bestimm-ten Kultur. Auch das wirkt auf sie ein und beeinflusst ihr Denken und Handeln. Viel-leicht hat Michaela – wie sie findet – ein paar Pfund zu viel auf den Rippen (mög-
licher Weise spielt sie deshalb Hockey) und findet sich zu dick. Dass sie so denkt, liegt an dem Schönheitsideal, das hier-zulande gilt und an den Medien, die uns allzeit berieseln. Die in einer Gesellschaft geltenden Normen betreffen selbstver-ständlich auch Michaela. Das gilt für die geschriebenen (Gesetze, Verordnungen, usw.) genauso wie für die ungeschrie-benen (Normen und Werte). Wie sie als Mädchen und als junge Frau lebt, ob sie selbstständig und emanzipiert leben kann oder ob sie als Frau benachteiligt ist, bzw. eine andere Rolle zugewiesen bekommt, das liegt an der Gesellschaft, in der sie lebt. Zu anderen Zeiten war und an an-dern Orten ist das möglicher Weise ganz anders. Auch die wirtschaftliche Lage ei-nes Landes spielt in diesem Zusammen-hang eine wichtige Rolle. Drohende Ar-beitslosigkeit z.B. wirkt auf die Menschen und ihr Denken und Verhalten. Länder mit großer Armut oder einer ungleichen Ver-mögensverteilung (vergl. USA) haben oft eine wesentlich höhere Kriminalität.
Schließlich bleibt noch ein Punkt übrig: die größte denkbare „Gruppe“, nämlich das globale Dorf, in dem wir alle leben. Die Globalisierung erfasst uns alle, jeder ist irgendwie davon betroffen. Michaela trägt T-Shirts, die in Taiwan hergestellt wurden, ihr mp3-player wurde in China zusam-mengebaut und damit sie mit ihrem Handy
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telefonieren kann, wurden Satelliten ins All geschossen. Je nach dem in welchem Beruf sie arbeitet, muss sie fürchten, dass ihr Betrieb Arbeitsplätze ins benachbarte Ausland verlagert, um Personalkosten zu sparen. Wenn sie ein Steak isst, werden dafür vielleicht in Südamerika Wälder für die Viehzucht gerodet. Die Liste der Aus-wirkungen der Globalisierung auf den ein-zelnen Menschen ließe sich fortsetzen.
Die verschiedenen Ebenen durchdringen und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn man ein richtiges und vollständiges Bild von Menschen und deren Verhalten ha-ben will, dann muss man alle Ebenen mit einbeziehen. Das ist auch bei der Ausbil-dung und der Arbeit mit jungen Menschen der Fall. Im Folgenden werden wir daher auf die verschiedenen aufgezeigten As-pekte eingehen. Es geht dabei in erster Linie darum – wie eingangs aus der Prü-fungsordnung zitiert - Grundkenntnisse zu erwerben und Zusammenhänge zu erken-nen und beurteilen zu können.
Erarbeitungsaufgaben
Aufgabe 1: Erklären Sie den Unterschied zwischen „... über Kenntnisse verfügen ...“ und „... Zusammenhänge erkennen ...“.
Aufgabe 2: Worum geht es der Soziologie im Allgemeinen?
Aufgabe 3: Im Text geht es um ein Vor-stellungsgespräch, das Michaela hatte. Was muss ein Ausbilder vor dem Hintergrund des Beschriebenen bei einem solchen Gespräch beachten?
Aufgabe 4: Beschreiben Sie die Art und Weise, wie die Familie einen Menschen prägt.
Aufgabe 5: In welchen Gruppen bewegt sich in dem Beispiel Michaela?
Aufgabe 6: Zeichnen Sie ein Schaubild, in dem alle Gruppen aufgezählt werden, in denen Sie Mitglied sind.
Gibt es Abhängigkeiten, Beziehungen oder Konflikte zwischen diesen Gruppen?
Aufgabe 7: Welchen Einfluss hat die Kultur auf unser Verhalten? Geben Sie konkrete Bei-spiele.
Aufgabe 8: Im Text ist von der Globalisie-rung die Rede. Glauben Sie, dass Sie persön-lich davon betroffen sind?
Aufgabe 9: In welche Bereiche gliedert der Text das Umfeld bzw. die Umwelt eines Men-schen?
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A 1.1 Der Entwicklungspro-zess des Einzelnen
A 1.1.1 Die körperliche Ent-wicklung
In welchem Alter waren Sie halb so groß wie heute?
Die meisten Menschen - nehmen wir als Beispiel einen Mittzwanziger, der 180 cm misst – halbieren ihr Alter erst mal (also 12-13) und ziehen dann noch ein biss-chen ab, weil es ihnen doch noch zu viel vorkommt. Viele würden also zwischen 5 und 10 Jahre schätzen. Dass das Wachs-tum nicht unbedingt gleichmäßig vonstat-ten geht, ist eigentlich klar, denn irgend-
wann hört der Mensch auf zu wachsen. Also wird ein 80Jähriger nicht glauben, er sei mit 40 halb so groß gewesen wie mit 80. Wie verhält es sich nun wirklich mit dem Wachsen?
Das obige Diagramm gibt die jährliche Zu-nahme der Körperlänge eines Jungen an, also nicht etwa die jeweilige Größe, son-dern den jeweiligen Zuwachs der Körper-größe. Die Art der Darstellung heißt So-matogramm und wir verdanken sie dem französischen Grafen de Montbeillard, der – warum auch immer – von 1759 bis 1777 jährlich seinen Sohn vermessen und das der Nachwelt erhalten hat. Der gute Junge war schließlich mit 18 Jahren über einsachtzig groß.
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Was sagt uns nun diese Darstellung und wie wird unsere Eingangsfrage (Alter der halben Körpergröße) beantwortet?
Das Körperwachstum ist keineswegs gleich-mäßig, sondern bis-weilen sprunghaft.
Auffällig sind die bei-den „Gipfel“. Zum ei-nen die hohen Werte zu Beginn des Lebens. Die Kurve beginnt hier eigentlich erst im Alter von einem hal-ben Jahr. Wenn man bedenkt, dass in den neun Monaten vor der Geburt (= 3/4 Jahr) das Längenwachstum von fast Null auf etwa 50 cm stattfindet, so kann man sich vorstellen, dass die Anfangskurve noch steiler wäre. Würde dieses Längenwachs-tum beibehalten, so wäre der Mensch mit 18 Jahren über elf Meter groß. So gese-hen ist es beruhigend, dass das Wachs-tum in seiner Geschwindigkeit nachlässt und der durchschnittliche Mensch seine halbe Körpergröße schon etwa mit zwei (!) Jahren erreicht hat. Damit wäre die Ein-gangsfrage beantwortet. (Den Pathologen unter den Lesern ist bekannt, dass man-che Madenarten, die bei Toten gefunden werden, tatsächlich ihr Leben lang wach-sen. Aus ihrer Größe kann man durchaus ihr Alter – und somit den Todeszeitpunkt – bestimmen.)
Ein Somatogramm wie es bei den Un-tersuchungen für Kinder verwendet wird. Eine durchschnittliche halbe Erwachse-nengröße (ca. 90 cm) wird bei 50% der Kinder etwa im Alter von zweieinhalb Jahren erreicht (linke Hälfte). Rechts die Gegenüberstellung von Körpergröße und Gewicht.
Sehr viel interessanter für uns ist der Berggipfel um das 15. Lebensjahr herum. Hier findet offenbar ein Wachstumsschub statt. Es handelt sich um den sog. pube-ralen Wachstumsschub, d.h. das starke Wachstum in der Pubertät. Bei Mädchen findet dieser Schub um das zwölfte Le-bensjahr statt (Wachstum durchschnittlich acht Zentimeter), bei Jungen um das vier-zehnte Lebensjahr (durchschnittlich neun Zentimeter). Was bedeutet das für die Be-troffenen? Die Motorik (die Fähigkeit des
Der Entwicklungsprozess des Einzelnen