Deutschland mit Oldies

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Deutschland mit Oldies

Vergnügliche Reisen mit Fritz im Benz Ausfahrt nach Bad Frankenhausen im Juni 2014

Kalika Häring

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2014 Kalika Häring

ISBN 978-3-7375-0952-7

Drei Tage, drei Paare, drei Sterne......

Ausfahrt nach Bad Frankenhausen vom 15. bis 17. Juni 2014

Eine der wohl ungewöhnlichsten Ausfahrten mit Fritzi, dem erfahrenen Oldihund, liegt vor uns.

Ungewöhnlich nicht des Zieles wegen – ohh nein.

Das Ziel ist der Kyffhäuser und seine am Fuße gelegene Stadt Bad Frankenhausen.

Auch die Autos sind es nicht, die irgendwie anders daherkommen.

Ein cremefarbenes Hundertelfer Cabrio aus den Sechzigern mit nicht mehr ganz einwandfreiem Leder, dafür aber Hund an Bord, ein knallrotes Hundertsiebener Cabrio aus den Achtzigern vom Feinsten und noch ein Hundertelfer Cabrio, Baujahr 1963, gerade frisch vom Reperateur zurückgekommen und von daher im Bestzustand.

Nein, so heißt das nicht:

"Jahreswagencharakter" ist das richtige Wort unter den Oldifreunden.

So weit zu den Autos, und was bleibt jetzt noch?

Na, die Ausfahrer selbst sind das Besondere.

Im Allgemeinen trifft man sich ja in Stammtischen, in Clubs, in Fahrgemeinschaften und was es sonst noch alles gibt, um gemeinsam Landschaften in alten Autos zu genießen.

Wir drei Paare dagegen, die wir drei Tage lang rund um den Kyffhäuser drei Sterne bewegen wollen, haben uns in unserem Leben vorher noch nie gesehen.

Wir wissen auch nichts voneinander, außer dass der Organisator Detlef heißt und aus dem schönen Werder in dem noch viel schöneren Havelland (genau: das mit dem Ribbeck und den Birnen..) herkommt.

Und dass wir uns gegen eins am Sonntag in Frankenhausen im Hotel "Zur Quelle" treffen wollen.

Zusammengekommen sind wir durch einen Artikel in der Zeitschrift "Benzheimer Flosskeln" (für Nichteingeweihte: es handelt sich nicht um einen Schreibfehler, sondern um die Abwandlung einer Bezeichnung für Mercedes-Fahrzeuge, die in den sechziger Jahren mit einer so genannten "Heckflosse" daherkamen.

Das fand man damals "chic" und elegant und Ende der sechziger war es mit der Mode wieder vorbei.)

In der Zeitschrift berichtet ein Detlef Michels über eine Ausfahrt um die Stadt Frankenhausen und ruft auf zu einer weiteren im Jahr 2014.

Am Ende heißt es:

"Geplant für 2014 im Juli oder August, drei Übernachtungen, Meldung bitte bis Februar!"

Wir machen das, einige Andere auch, es gibt Zu- und Absagen und am Ende sind wir mit drei Paaren in drei Autos vertreten.

Wie das so ist bei Paarbildungen via Zeitschrift weiß man nicht, was auf einen zukommt, aber in unserem Falle ist Eines klar:

Wir werden uns nach drei Tagen wieder trennen und wenn im schlimmsten Falle alle anderen Mitfahrer ganz fürchterlich sind, dann hält man so lange durch und hinterher verschwindet man in der Versenkung.

Das mit der Versenkung, so viel sei schon mal verraten, war nicht erforderlich, was man ja letztlich auch daran erkennt, dass die Reise es offensichtlich wert gewesen ist, einen Bericht darüber zu schreiben.

Am 15. Juni, also deutlich früher als geplant, einem Sonntagmorgen, wie er schöner und sommerlicher nicht hätte sein können, starten wir, Eckhard, Kalika und Hund Fritzi, von Werder in der Havel, wo wir ein privates Wochenende verbracht haben, geben Bad Frankenhausen in das Navi ein, Fritzi mit Hundedecke kommt auf die Rückbank und in der Zwischenzeit hat der Routenplaner eine Strecke von gut zweihundertfünfzig Kilometern ausgerechnet, die man in längstens drei Stunden geschafft haben sollte.

Alles klar, es ist halb zehn Ortszeit, alles ist geregelt und los geht’s.

Mit einem offenen Cabrio fährt man niemals schnell, sondern immer schön sinnig, außerdem haben wir ja Zeit und müssen uns auch gar nicht beeilen, um, wie geplant, mit unseren noch fremden Mitfahrern um ein Uhr in Frankenhausen zusammenzutreffen.

Fast hätte das Ganze auch geklappt, wäre uns da nicht ein Ort unter die Augen gekommen, dem man nun einmal nicht widerstehen kann.

„Treuenbrietzen“ steht plötzlich auf einem Hinweisschild und wer jemals in seinem Leben so genannte Bänkellieder gehört hat, also Lieder, die vor der Zeit von facebook oder Fernsehen in kleinen Orten von einer Bank aus vorgetragen wurden, um haarsträubende Kriminalfälle den interessierten Hörern in Versform mitzuteilen, der weiß, wie Sabinchen, das tugendhafte Frauenzimmer, den versoffenen Schuster aus Treuenbrietzen abbekam, der dann auch noch Geld wollte, so dass sich das gute Dienstmädchen gezwungen sah, sechs Silberblechlöffel bei ihrer Dienstherrschaft zu stehlen.

Der Diebstahl kam an's Tageslicht und damit Sabinchen die Klappe hielt, kam der Schustersmann auf die Idee, ihr lieber mal die Kehle durchzuschneiden, bevor sie etwa noch etwas ausplauderte.

Geholfen hat es ihm nicht, der Fall wurde ordentlich ausermittelt und der Schuster seiner gerechten Strafe zugeführt.

Und die Moral von der Geschicht ist, klau keine Silberblechlöffel nicht.

Löffel aus Silberblech übrigens, zum besseren Verständnis, hatten Leute, die nicht arm, aber auch nicht wirklich reich waren.

So, Sabinchen ist klar und Treuenbrietzen liegt so dicht am Wegesrand, dass es wirklich und auch unter Hinweis auf feststehende Termine nicht möglich ist, Kalika von einem ganz ganz kurzen Besuch in dieser so geschichtsträchtigen Stadt abzuhalten.

"Ich muss das wenigstens gesehen haben, nur ein Mal durchfahren, schließlich haben meine Eltern uns damals immer diese Bänkellieder auf Schallplatten vorgespielt und jetzt sind wir schon mal hier und ... bitte bitte, ganz kurz nur......

Was soll man machen bei solchen Argumenten und wenn wir nachher etwas Gas geben, holen wir die Zeit vielleicht auch wieder auf.

Leider leider geraten wir in einen Festzug, denn es ist Sabinchenfest, was wir nicht wissen können, und von einem schnellen Durchfahren kann überhaupt keine Rede sein.

Im Gegenteil werden wir ganz schnell selber zur Hauptattraktion des Umzuges, der sich langsam hinter irgendeinem Feuerwehrwagen durch die Stadt bewegt und um das weiße Cabrio mit dem schwarzen Lockenhund im Fond sammeln sich die Schaulustigen, fotografieren, finden das Cabrio "total geil" und den Hund "supergeil", während uns nichts Anderes übrig bleibt, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die umstehenden winkenden fröhlichen Passanten wie die englische Queen mit wedelnder Hand zurückzugrüßen.

Der Hund wird zu einer der größeren Attraktionen im Umzug und vielhundertmal fotografiert, was das aufmerksamkeitsverwöhnte Tier in gar keiner Weise beeindruckt.

Mit der langen Schnauze hoch in der Luft lässt man sich bestaunen und lächelt sehr sehr verhalten dem winkenden Publikum zu.

Wir sind gefangen und werden erst ungefähr eine dreiviertel Stunde später aus unserer misslichen Lage wieder entlassen, wodurch sich in der Folge auch die Ankunft vor der "Quelle" deutlich verzögert.

Kurz vor zwei ist es bereits, die anderen Mitfahrer sind schon im Aufbruch begriffen und gerade mal drei Minuten bleiben uns, wenigstens gegenseitig die fremden Hände zu schütteln und schnell die Namen (natürlich nur Vornamen, wie sich das gehört unter Oldifans) aufzuschnappen.

Da haben wir also Organisator Detlef mit Jutta aus Werder in der Havel (Werder sind immer Inseln in einem Fluss, darum „in“) und somit Brandenburger, Andrea und Rainer aus Uttenreuth in Mittelfranken und Kalika und Eckhard aus Wolfenbüttel im Vorharzgebiet, sprich Niedersachsen.

„Aus ganz Deutschland angereist“ ist auch gleich die erste Feststellung, die wir treffen.

Die zweite ist, dass „die Anderen“ offensichtlich ganz passabel sind und schnell einigen wir uns noch im Händeschüttelprozess auf den ersten Programmpunkt, einen Stadtrundgang durch Frankenhausen.

Um 19.00 Uhr ist ein Tisch bestellt und die Zeit bis dahin sollte reichen, Einiges von der Stadt zu sehen.

Hier erfahren wir auch, warum überhaupt Frankenhausen:

Unser Detlef ist hier aufgewachsen und kennt jeden Stein, jedes Haus, jeden Bewohner und sämtliche Geschichten, die zu Frankenhausen gehören.

Die größte zuerst:

„Was ist denn das da oben eigentlich für ein gewaltiges Gebilde?“ wundert sich Rainer, denn schon während der Herfahrt war das riesige Gasometerähnliche Gebäude oben auf dem Berg aufgefallen.

„Das ist unser Elefantenklo“, kommt prompt die Antwort, die Rainer zwar nicht weiter, uns aber zum Lachen bringt.

„Das ist das Panorama-Museum mit dem berühmten Bild unseres Malers Professor Tübke, der den Auftrag von der DDR-Regierung bekommen hat, zum Thema „Frühbürgerliche Revolution“ und „Ende der Bauernkriege 1525 / Thomas Münzer“ ein Bild für ein Denkmal abzuliefern.

Das hat er getan und was dabei herausgekommen ist, muss man einfach gesehen haben, so gewaltig ist das.“

Gut, damit wäre ja schon e i n Programmpunkt für die folgenden zwei Tage geklärt.

Heute allerdings bleiben wir im Ort und Detlef zeigt uns noch die Villa, die dem Herrn Tübke während der Malzeit (immerhin mehrere Jahre) als Wohnung zur Verfügung gestellt wurde, den botanischen Garten, eine ehemalige Brauerei, den Mönchsgraben, auch „kleine Wipper“ genannt, weil es sich um einen im Mittelalter künstlich angelegten Wasserlauf handelt, der von der eigentlichen Wipper abgezweigt wurde, wir hören viel über alte und neue Gebäude, über das große Solebad, auch Therme genannt und endlich erfahren wir auch, warum Frankenhausen eigentlich den Zusatz „Bad“ führt.

 

"Seht ihr das kleine Steingebäude da unten im Park, das ein bisschen wie ein griechischer Tempel aussieht?"

Wir stehen zwar hoch oben und haben den Park mit Konzertbetrieb nebst vielen Blumen tief unter unseren Füßen liegen, aber das hübsche Tempelchen ist gut zu erkennen und Detlef ist mit viel Enthusiasmus dabei, uns zu erklären, dass da unten, genau aus diesem steinernen Gebäude, die Elisabethquelle entspringt, eine Solequelle, die dem Ort Reichtum und Wohlstand beschert hat.

Reichtum insofern, als ein Arzt, der Doktor Wilhelm August Gottlieb MANNISKE (1769 - 1835) festgestellt hat, mit dem Salz aus der Solequelle lässt sich etwas anfangen und wir holen mal Leute hierher, die Probleme haben mit ihrer Verdauung und mit Schlacken und was es sonst alles so gibt an Unwohlsein und hier, in Frankenhausen, da können sie das salzige Wasser der Elisabethquelle trinken und vielleicht auch noch mal ihre Gliedmaßen in die Fluten halten, so dass die, durch übermäßige Gefräßigkeit angeschwollen, wieder auf ein Normalmaß zurückgebildet werden.

Aus dem Steingebäude im Park jedenfalls kommt das solehaltige Flüsschen, ergießt sich in ein gewundenes Bett und am Ende landet das Ganze in der Therme, wo Menschen liegen und sich im warmen Salzwasser entspannen können.

"Zwanzig Minuten im warmen Solewasser ersetzen eine dreitägige Heilfastenkur" lesen wir noch auf einem Flyer und ganz ehrlich mal, wenn man in zwanzig Minuten den gleichen Effekt erwirken kann wie mit drei Tagen Quälerei, wer wollte da denn wohl nein sagen.

Allein zum Abspecken sind wir nicht hierher gekommen, sondern um uns zu informieren über fremde Lande und nach dem interessanten Ausflug zum Ursprung der Stadt Bad Frankenhausen wandern wir weiter im Park, bis wir auf ein uriges Gebäude mit noch viel urigeren Menschen treffen.

"Detlef? Weißt du, was das da vorne ist?"

"Ja, das ist eine Schausiederei und man zeigt dort, wie früher im Mittelalter Salz gesiedet wurde."

Das klingt spannend und der Hund zieht schon kräftig zu dem Häuschen, offenbar in Erwartung von irgend etwas Fressbarem.

Die Erfahrung hat er gemacht:

Wo Menschen sind, ist Fressen und wenn man lange genug die braunen Augen auf das Objekt der Begierde richtet, wird am Ende auch noch der Hartleibigste weich.

Pech gehabt, hier gibt es nur Wissenswertes, davon allerdings eine ganze Menge.

Zunächst einmal zum Äußeren:

Zwei in weiße Kittel gewandete Herren, von denen der Eine einen recht finsteren Blick auf die Neugierigen richtet, sitzen unter einem bis zum Boden reichenden Spitzdach.

Gleich neben dem Dach steht ein Gestell mit Gestrüpp darin.

Ein Gradierwerk oder vielmehr ein Modell davon.

Das kennen wir aus anderen Salzstädten und wissen, dass das salzhaltige Wasser über riesige aufgeschichtete Gestrüppgestelle geleitet wird, langsam an den Zweigen herabfließt, dabei verdunstet und der lungenleidende Mensch kann daran entlang spazieren und die salzhaltige Luft einatmen.

So weit die laienhafte Erklärung, und hier noch die etwas fundiertere aus dem schier unerschöpflichen Wikipedia-Wissensschatz:

"Ein Gradierwerk ist eine Anlage zur Salzgewinnung.

Sie besteht aus einem Holzgerüst, das mit Reisigbündeln (vorwiegend Schwarzdorn) verfüllt ist.

Das Verb „gradieren“ bedeutet „einen Stoff in einem Medium konzentrieren".

Im Falle eines Gradierwerks wird der Salzgehalt im Wasser erhöht, indem Sole durch das Reisig hindurchgeleitet wird, wobei auf natürliche Weise Wasser verdunstet.

Außerdem lagern sich Verunreinigungen der Sole an den Dornen ab, dadurch wird die Qualität des erzeugten Salzes erhöht.

Viele Gradierwerke sind Teil eines Salzwerks, das aus einem Gradierwerk und einer Saline besteht.

Häufig werden Gradierwerke fälschlicherweise als „Salinen“ bezeichnet.

Gelegentlich werden auch Reisiginstallationen in Schwimmbädern Gradierwerk genannt, die wie Gradierwerke funktionieren, aber deutlich kleiner als Anlagen sind, die sich in Kurparks befinden."

Interessant, oder?

Und zur besseren Vorstellung hier noch eine Konstruktionszeichnung:


Im Frankenhausener Park steht das Modell eines vollständigen Gradierwerkes, so dass man mindestens einmal einen Eindruck gewinnen kann, wie das Ganze funktioniert:


Links im Bild sieht man bereits das tiefgezogene Dach der Salzsiedehütte und beim Nähertreten treffen wir auf diesen freundlichen Herren:


"Was wollt ihr?" scheint er zu fragen und die ganz vorsichtige Nachfrage, ob wohl eventuell ein Foto erlaubt wäre, beantwortet ein zweiter, deutlich sympatischerer Mann mit der Ansage:

"Aber bitte doch, treten Sie näher.

Dürfen wir Ihnen einmal vorführen, wie in alten Zeiten hier in Frankenhausen Salz gesiedet wurde?"

Ja natürlich, das darf er und so erfahren wir, dass es eine Organisation, die so genannte "Pfännerschaft" gegeben hat, die für das Sieden des Salzes und dessen gewinnträchtigen Vermarktung verantwortlich gewesen ist.

Streng untergliedert war die in den Pfänner, sprich den Besitzer einer Saline, einen Unterstecker, verantwortlich für das Auflegen des Feuers, einen Pfleger, der die Pfanne zu reinigen und einen Meister, der über alle Menschen zu wachen hatte.

Die Pfännerschaft lieferte ihren Beitrag an die jeweilige Herrschaft ab und der Zöllner wiederum ging herum und überwachte die ordentliche Abgabe.

Unser finster blickende Herr ist, das ergibt eine Nachfrage, der Unterstecker und hat nichts Anderes zu tun, als sich darum zu bekümmern, ständig neue Buchenscheite aufzulegen, nicht dass das Feuer unter der großen Wanne, in der das Salzwasser vor sich hinbrodelt, irgendwann kalt wird.

Für eine solche Aufgabe braucht es, zugegebenermaßen, nicht allzu viel Intellekt und damit ist der finster blickende Jüngling vielleicht genau richtig auf seinem Platz.

Der "Meister" dagegen, dargestellt von einem Mann mit imposanten Körpermaßen, um die sechzig und sehr eloquent, erklärt uns in geschliffenen Worten, dass "damals", wann genau weiß er nicht, das salzige Wasser aus der Solequelle in große Pfannen geleitet wurde, unter denen man ordentlich eingeheizt hat und am Ende des Prozesses konnte man mit Schaufeln das abgesiedete Salz aus dem Becken entnehmen und in große Körbe verfrachten.


Dort konnte es noch eine ganze Weile ruhen und unter den Körben waren Eimer aufgestellt, weil ja immerhin noch eine Menge Wasser durch die Körbe abgeflossen ist und sich im Eimer versammelt hat, so dass man das gesammelte "Abwasser" für weitere nutzbringende Zwecke, wie zum Beispiel Badewasser für kranke Reiche, verwenden konnte, während das Salz nach und nach trocknete und endlich seiner Bestimmung, der Würzung von Speisen, zugeführt werden konnte.

Als Laie stellt man sich ja irgendwie vor, das Salz tritt aus der Erde und dann ist es eben Salz und sonst gar nichts.

Ganz so ist es aber nicht, denn die Solequelle fördert neben Salz auch noch Kalk und andere Beimischungen zutage, die man eigentlich nicht so gerne auf seinem Teller wiederfinden möchte.

Darum darf der weiß gekleidete Herr mit der Schaufel ("Scheffel" heißt das richtig) auch nicht einfach herumrühren und warten, bis auch das letzte Wasser verdunstet ist.

Im Gegenteil muss er immer vorsichtig die obere Schicht, die tatsächlich reines Salz enthält, vorsichtig mit seinem Scheffel abschöpfen, während der ganze andere Kram zu Boden sinkt.

"Eine Kostprobe gefällig?" und das hölzerne Schäufelchen mit dem weißen Belag landet genau vor unserer Nase, während wir artig eine kleine Prise entnehmen und feststellen, dass es eben...

Ja, salzig schmecken die leichten zarten Flocken, wie auch sonst.

"Hier haben wir kleine Säckchen mit unserem abgeschöpften Salz, die sie erwerben und zu Hause als echtes Frankenhausener Salz auf den Tisch stellen können", preist er noch die kleinen Baumwollgebinde an und wie immer in solchen Situationen kauft man eine Erinnerung, die später zu Hause herumliegt und gewiss niemals zur Anwendung kommt.

Wie auch. Einmal verbraucht ist die Erinnerung flöten und das will man ja auch nicht haben.

Wir erfahren noch, dass die Elisabethquelle mit einer so genannten "Wasserkunst" an die Oberfläche befördert wurde und um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss schnell noch einmal ein Blick in Wikipedia her:

"Ehemalige Wasserkunst im Quellgrund Bad Frankenhausen:

Die Sole (Salzlösung) musste aus der Quelle über 10m nach oben befördert werden.

Die von der Kleinen Wipper angetriebenen Schöpfwerke werden auch als Wasserkunst bezeichnet.

Über Antriebswellen wurden so genannte Bulgen an einer Endloskette durch Röhren gezogen und dienten zur Förderung der Sole, die dann auf die einzelnen Siedehäuser in Frankenhausen verteilt wurden."

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