Entspannung - Grundlagen und mehr als 80 Spiele - eBook

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From the series: Don Bosco Spieleschatz
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Entspannung - Grundlagen und mehr als 80 Spiele - eBook
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JUTTA BLÄSIUS

ENTSPANNUNG

GRUNDLAGEN UND

MEHR ALS 80 SPIELE


Inhalt

Einleitung

Spiele für eine ausgewogene An- und Entspannung

Spiele für alle Sinne

Spiele für eine lockere Muskulatur

Spiele für eine gesunde und beruhigende Atmung

Spiele mit ­entspannenden inneren ­Bildern

Verzeichnis der Spiele


Einleitung

Innere und äußere Stressfaktoren belasten Kinder bereits im Kindergarten- und Grundschulalter und führen auf Dauer zu Problemen in den unterschiedlichsten Bereichen.

Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte ist es, im Sinne einer salutogenetischen Orientierung (einer Entwicklung des Wohlbefindens) aktiv zu werden. Sie müssen sich, neben dem Klären ihres eigenen Verständnisses und dem persönlichen Umgang mit Entspannung methodisch und didaktisch mit einer kindgemäßen Entspannungspädagogik auseinandersetzen. Nur dann sind sie in der Lage, Kindern, und ebenso Eltern, Kollegen usw., die Zusammenhänge von Anspannung und Entspannung deutlich zu machen, ihnen unterschiedliche Stressfaktoren und die damit einhergehenden Stressanzeichen aufzuzeigen und entsprechende kindgemäße Entspannungsformen anzubieten. Ein breit gefächertes Entspannungsangebot führt Kinder an verschiedene Techniken heran und garantiert, dass jeder Entspannungstyp berücksichtigt wird. Folgende Entspannungstechniken sind für Kinder geeignet:

 Spiele zur An- und Entspannung

 Massagespiele

 Wahrnehmungs- und Stille-Übungen

 Atemübungen

 Entspannungsrätsel, Visualisierungen, Fantasie­reisen etc.

Entspannungsangebote haben einen positiven Einfluss auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Sie fördern die Entwicklung des Körperbewusstseins, der Körperwahrnehmung, des Selbstwertgefühls und der Konzentration. Sie stärken das Immunsystem, helfen dabei, sich zu sammeln, machen die Kinder insgesamt ausgeglichener, unterstützen dabei, eigene Bedürfnisse und Möglichkeiten zu erkennen und vermitteln Selbstwirksamkeit. Weitere Ziele, die sich speziell an den jeweiligen Entspannungstechniken orientieren, sind bei den einzelnen Übungen und Spielen aufgeführt.

Nur regelmäßiges Üben führt zum Erfolg. Daher sollten kleine Entspannungsübungen immer wieder in den Alltag integriert werden. Als Spielleiter oder Spielleiterin sollte man darauf achten, während der Übung selbst auch möglichst ruhig und ausgeglichen zu wirken. Vor jeder Entspannungseinheit sollte auch immer eine Bewegungsphase eingeplant werden, denn vor der Entspannung kommt die Anspannung! Und: Übungen bei geschlossenen Augen ermöglichen eine intensivere Wahrnehmung! Dass Entspannung auch mit körperlichen Reaktionen wie Magengrummeln oder Darmgeräuschen einhergehen kann, sollte den Kindern vorab erklärt werden.

Am Ende der Übungen und Spiele haben alle die Gelegenheit, über ihre Erfahrungen zu sprechen, Konsequenzen für das eigene Denken und Handeln daraus zu ziehen und den Transfer zum Alltag herzustellen.

Die Übungen und Spiele eignen sich für die Kita (K) und/oder für die Grundschule (G) und lassen sich in der Regel dem Alter, den Fähigkeiten und Interessen jeder Gruppe anpassen.

Jutta Bläsius


Spiele für eine ausgewogene An- und Entspannung

Ein ausgewogener Wechsel von An- und Entspannung, von Aktivität und Ruhe, von Bewegung und Bewegungslosigkeit ist notwendig, damit Kinder nicht ständig „unter Strom“ stehen.

Entsprechende Übungen und Spiele führen behutsam in die Stille. Dabei können die Kinder zunächst über Bewegung körperliche und seelische Spannungen abbauen. Ihre Konzentration wird dadurch verstärkt auf die Wahrnehmung sowohl der psychischen als auch der physischen Symptome gelenkt, die mit dem Wechsel von An- zur Entspannung einhergehen. Die Aufmerksamkeit der Kinder wird von außen nach innen geführt, d. h., die Wahrnehmungsfähigkeit zur Unterscheidung von entspanntem zu angespanntem Zustand wird geschult und die Sensibilität für unterschiedliche Anspannungsintensitäten und -qualitäten wird erhöht. Zudem machen die Übungen und Spiele Zusammenhänge deutlich (z. B. Anspannung provoziert Muskelverspannungen oder ungesunde Atemmuster).

All dies sensibilisiert Kinder, die vielfältigen Signale für Anspannung am eigenen Körper wahrzunehmen und Entspannung als wohltuenden Gegenpol zu erkennen und zu nutzen. Und je öfter der Wechsel von der Anspannung in die Entspannung geübt wird, umso schneller kann der Körper die Fähigkeit zur Entspannung steigern und in zunehmend kürzerer Zeit immer differenzierter entspannen. Die Übungen eignen sich insbesondere für sehr temperamentvolle, agile Kinder, da sie ihr Bedürfnis nach Bewegung befriedigen und Entspannung sehr körperorientiert wahrnehmen.

Übungen und Spiele, in denen es darum geht, die Muskeln „spielen“ zu lassen, um An- und Entspannung zu spüren, sind eine gute Vorübung für das Erlernen der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson (PM), da die Kinder hier bereits zu einer entwicklungsgemäßen Differenzierung der Körperwahrnehmung hingeführt werden.

Gehen über die Linie


Ziel: langsames, konzentriertes Gehen als Entspannungsmöglichkeit erleben

Material: auf dem Boden aufgemalte oder aufgeklebte Linie in Ellipsenform, Material zum Tragen (z. B. ein schöner Stein, eine Blüte …), Entspannungsmusik, CD- oder MP3-Player

Die Kinder sitzen auf Stühlen um eine Linie herum.

Die Spielleiterin geht zunächst langsam über die Linie, bis sie ihren Platz wieder erreicht hat. Nun fordert sie ein Kind durch Blickkontakt auf, es ihr gleichzutun. Sind alle Kinder über die Linie gegangen, legt die Spielleiterin den Gegenstand (z. B. einen Stein) auf ihre flache Hand. Nun geht sie wieder langsam über die Linie. In der nächsten Runde bleibt sie vor einem Kind stehen, überreicht ihm den Stein und nimmt den Platz des Kindes ein. Nun geht das Kind über die Linie und übergibt wiederum einem anderen Kind den Stein. So wandert er einmal im Kreis herum. Leise Musik im Hintergrund unterstützt die Kinder darin, zur Ruhe zu kommen.

Reflektion:

 Was ist den Kindern aufgefallen?

 Was haben sie über sich selbst erfahren?

Wettrennen


Ziele: den Wechsel von An- und Entspannung wahrnehmen, damit einhergehende Körperreaktionen beobachten

Material: eine große Uhr

Die Kinder veranstalten ein Wettrennen der besonderen Art: ein Wettlaufen auf der Stelle. Die Gruppe einigt sich zunächst auf eine Zeit, die alle möglichst schnell und intensiv laufen sollen (z. B. zwei Minuten lang). Dann beginnt das Rennen. Alle laufen auf der Stelle. Ist die vorgegebene Zeit um, sollen sich die Kinder ausruhen und dabei auf Körperreaktionen achten (Schwitzen, erhöhter Herzschlag etc.).

In weiteren Runden sollte die Laufzeit variiert werden.

Reflektion:

 Was haben die Kinder besonders intensiv wahrgenommen?

 Woran haben sie die Entspannung gemerkt?

Die Flohkiste


Ziele: den Wechsel von Anspannung und Entspannung bewusst wahrnehmen, Einhalten der Liegeposition, Körperempfindungen beobachten

Die Kinder verwandeln sich in „Flöhe“. Sie arbeiten in einem Flohzirkus und leben in einer Flohkiste, die nur zu den Zirkusvorstellungen geöffnet wird. Dann nutzen sie die Zeit, um aus der Kiste zu springen, sich zu bewegen und wild umherzuhüpfen. Nach dem ersten Teil des Verses beginnt die Flohhüpferei:

„Die Flohkiste geht auf,

die Flöhe hüpfen umher zuhauf.“

„Die Flohkiste geht wieder zu,

endlich geben die Flöhe Ruh.“

Wird der zweite Teil gesprochen, hören die Flöhe auf, sich zu bewegen. Sie legen sich auf den Boden, ruhen sich aus und spüren nach, bis die Flohkiste wieder geöffnet wird.

Reflektion:

 Was haben die Kinder in der Entspannungsphase wahrgenommen?

 Wie fühlen sie sich nach der Entspannung? Was hat sich verändert?

 

Dem Stein lauschen


Ziel: Naturmaterial als Entspannungsmedium nutzen

Material: große, flache Kieselsteine, CD- oder MP3-Player, Bewegungsmusik

Die Steine werden auf dem Boden verteilt ausgelegt. Die Kinder bewegen sich zur Musik im Raum. Setzt die Musik aus, legt sich jedes Kind neben einen Stein. Vielleicht möchte es ein Ohr auf ihn legen, um ihm besser lauschen zu können? Die Kinder konzentrieren sich eine selbst gewählte Zeit lang darauf, was ihnen der Stein „erzählt“. Wer genug gehört hat, verabschiedet sich von dem Stein und setzt sich hin. Sitzen alle Kinder, setzt die Musik wieder ein.

Alle bewegen sich nun bis zum nächsten Musikstopp erneut im Raum. Dann sucht sich jedes Kind einen anderen Stein, dem es gerne zuhören möchte. Nach drei bis vier Runden wird die Übung beendet.

Variante:

Die Kinder nutzen andere Naturmaterialien.

Reflektion:

 Wie ist es den Kindern gelungen, die Sprache des Steines zu verstehen und seiner Geschichte zuzuhören?

 Waren die Ruhephasen angenehm oder unangenehm?

 Lassen sich solche „Lauschzeiten“ in den Alltag integrieren?

Der Schwamm


Ziele: die Muskulatur bewusst an- und entspannen, Begleiterscheinungen der Entspannung als angenehm wahrnehmen

Material: Bodenmatten, Pipette, kleines Schälchen mit Wasser

Die Kinder verwandeln sich in einen Schwamm, der ganz klein und ganz hart ist. Sobald er mit Wasser in Berührung kommt, dehnt er sich aus und wird weich. Dies können alle an einem echten Schwamm ausprobieren. Danach spielen die Kinder die Verwandlung nach. Sie machen sich ganz klein und hart, indem sie alle Muskeln anspannen. Der Spielleiter geht nun mit der Pipette von Kind zu Kind. Wer einen Wassertropfen spürt, der lässt alle Spannung los und gleitet langsam ganz entspannt zu Boden.

Reflektion:

 Wie schwer bzw. wie leicht fiel es, alle Muskeln anzuspannen?

 Welche Form von Entspannung haben die Kinder gespürt?

 Was hat sich nach der Anspannung verändert?