Der Dämon auf heißen Rädern

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Der Dämon auf heißen Rädern
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Der Dämon auf heißen Rädern

1  Titel Seite


Inhalt/Vorwort

Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen sind frei erfunden. ÄHNLICHKEITEN zu lebenden und Verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt. In dem ersten Abschnitt dieses Romans geht es um:

Lennard ist 18 Jahre alt und in der coolsten Motorradclique ganz Hamburgs. Darauf ist er stolz. Der Kopf der Clique und gleichzeitig sein bester Freund Mike ist ebenfalls 18 und der größte Gigolo, den es je gegeben hat, doch seine ein Jahr jüngere, feste und attraktive Freundin Nele weiß nichts davon. Lennard findet es nicht gut, was er mit ihr macht, doch Mike droht ihm, ihn aus der Clique zu schmeißen, wenn er ihr von seinen Liebesaffären erzählt. Was soll er tun? Soll er es ihr sagen oder schweigen? In der zweiten Passage des Romans geht es um:

Hamburg? Wie konnten ihre Eltern ihr das antun? Sie hatte gestern erst ihren Siebzehnten Geburtstag gefeiert und dann diese Hiobsbotschaft?

Luisa konnte es immer noch nicht glauben. Von heute auf morgen sollte sie ihr altes Leben und ihre Freunde loslassen, nur weil ihre Mutter versetzt wurde? Dass ihr beschränkter Bruder ihr jetzt auch noch in den Rücken fiel, gab ihr den Rest. Nur weil es da diese Motorradclique gab, die er so bewunderte. Dachte eigentlich auch jemand an sie?

Wie sollte sie denn da neue Freunde finden. Sie war absolut nicht das Mädchen, dem die Jungs hinterherliefen oder die auf Feten eingeladen wurde. Nun waren sie angekommen und sie fand es schrecklich.

Würde sie neue Freunde finden?

Kapitel 1

Es war eine dieser verregneten Nächte, als die Dämon Ritter mit ihren Motorrädern über die Landstraße brausten. Die Straßen waren spiegelglatt und am Himmel zappelten die Blitze. Mike fuhr mit seiner dunkelgrünen Honda ganz vorne weg. Auf dem grünen Tank war ein Totenkopf mit dunkelroten Augen gemalt. Er war das Markenzeichen der Dämon Ritter. Neben ihm fuhr Nele auf ihrem schwarzen, mit einem Teufel bedruckten Motorrad und Lennard auf seiner roten Yamaha. Die drei waren in der ganzen Clique die besten Fahrer. Keiner konnte es mit ihnen aufnehmen. Sie waren auf dem Weg zu einem Rennen mit ihren Erzfeinden, den Black Angels. Die Motoren machten ein Mordskrach und übertönten sogar das Gewitter. Lennard liebte es mit seinen Freunden durch die Gegend zu fahren und alles unsicher zu machen. Mike war der Anführer der Clique und ein echter Filou. Er hatte ständig irgendwelche Liebesaffären, von denen er Lennard immer sehr stolz erzählt. Sie beide waren beste Freunde und deshalb wollte Lennard Mike auch nie verraten. Doch Mike traute ihm nicht, da Lennard oft sagte wie unfair er es fand wie er dabei mit Nele umging. Denn sie wusste von alledem nichts. Sie liebte Mike, weil er, wie sie immer sagte, ein Gott auf dem Feuerstuhl war und wusste, was er will. Außerdem erzählte sie Mike immer, dass es niemanden gäbe, der einen Gott wie ihn besiegen könnte. Mike drohte Lennard oft damit ihn aus der Clique rauszuschmeißen, wenn er nur ein einziges Wörtchen zu Nele sagen würde. Lennard hielt sich daran, auch wenn er Nele liebte.

Als sie auf die illegale Rennbahn der Black Angels fuhren, wurden sie schon erwartet.

Sebastian, der Kopf der Black Angels hatte ein Auge auf Nele geworfen. Er setzte alles daran sie für sich zu gewinnen, so auch bei diesem Rennen. Auf welche Art und Weise, war ihm egal. „Da bist du ja endlich,Harnisch. Ich dachte schon du kneifst, weil dir der Wetteinsatz zu hoch ist und du weißt, dass du nicht gewinnen kannst.“ Der Wetteinsatz war Nele, doch sie machte sich keine Sorgen, denn ihr Gott auf dem Feuerstuhl würde natürlich wie immer gewinnen. Mike, Lennard und Nele stiegen von ihren Motorrädern ab und Nele ging direkt zu Sebastian. „Nimm den Mund bloß nicht zu voll. Geh lieber wieder zu deiner Mutter zurück. Hier tust du dir nur weh, Baby“, sagte Nele überheblich. Wenn Neles Blicke hätten töten können, hätte Sebastian am Boden gelegen.„Nele, es reicht jetzt! Komm her!“ Sie gehorchte immer, wenn Mike etwas sagte, wie ein Hund. Das kotzte Lennard wirklich an. „Also Schlosser, mach dich auf eine Abreibung gefasst.“ „Das werden wir ja sehen, Harnisch.“ Mick und Sebastian nannten sich immer beim Nachnamen. Ob das nun eine Geste aus Ehrfurcht war oder einfach nur Diskriminierung sein sollte, wusste keiner so recht. Lennard wartete sehnsüchtig auf das Startsignal. Doch kurz nach dem Start wurde er abgelenkt. Nele kam zu ihm und fragte ihn aus, ob er wüsste, wo Mike gestern Abend war. Natürlich wusste Lennard, dass Mike bei Marie gewesen war, aber er sagte nichts. Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß, dass du mehr weißt, Lennard. Gib es zu! Ach, vergiss es. Sag Mike, dass ich müde bin und nach Hause gefahren bin.“

Sie schien enttäuscht und verletzt zu sein. Mit gesenktem Blick wandte sie sich von ihm ab. „Alles klar. Bis morgen in der Schule“,erwiderte Lennard. Es tat ihm leid, dass er sie belügen musste, doch anders ging es nicht. „Ja, ja. Wenn ich morgen komme. Wir haben morgen Französisch. Da hab ich gar keinen Bock drauf.“ Ihre Stimme untermalte ihre Gefühle noch. Nele hasste ihren Französischlehrer, weil dieser sie ständig vor ihren Mitschülern runter machte. „Naja dann, Tschüss“,sagte Nele. Sie schwang sich auf ihr Motorrad und raste mit lautem Dröhnen des Motors davon.

Sie war Lennards Traumfrau. Ihre sarkastische und bissige Art fand er total aufregend, aber er wusste, dass er bei ihr nicht viel ausrichten konnte, solange er nicht Mike in einem Wettkampf besiegt hätte. Doch er wusste auch, dass er als Mitglied der selben Clique nie ein Rennen gegen Mike fahren durfte. Das war so etwas wie ein ungeschriebenes Blatt eine Art Ehrenkodex. Den Erwartungen entsprechend gewann Mike das Rennen. Er zeigte Lennard, als er durchs Ziel fuhr, das Siegeszeichen. Mike drehte sich auf dem Vorderreifen seiner Honda um 180 Grad, sodass er Sebastian direkt gegenüber stand. Beide nahmen den Helm ab. Durch den heftigen Regen wurden ihre Haare sofort durchnässt und sie hingen den Jungs ins Gesicht. Jana schlug das Herz höher, als sie Mike so anschaute.

Es sah echt cool aus, wie er da mit den nassen Haaren im Gesicht hängend, seiner Honda und einem „was für ein armer Wicht“ Lächeln stand. „Tja, Schlosser, ein weiterer Sieg für mich und eine weitere Niederlage für dich. Du absolute Niete.“ Sie war total in ihn verknallt, doch ihre beste Freundin Nele war ja mit ihm zusammen. „Hey Babe, guck ihn nicht so heillos verliebt an. Nicht, dass er sich noch angesprochen fühlt.“ Lennard ärgerte seine beste Freundin gerne, doch er wusste auch immer, wann es genug war.

„Ach Lennard, du bist so ein Idiot. Du stehst doch selbst auf Nele.“ Er tat entrüstet. „Was? So ein Quatsch ,das stimmt überhaupt nicht. Was quasselst du da?“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihm war klar, dass sie, als seine gute Freundin schon längst wusste, was läuft. „Das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock. Nur dein ach so guter Freund Mike nicht.“ Er legte seine Hand auf ihren Mund. „ich würde jetzt lieber den Mund halten, Jana! Wenn Mike das rauskriegt schmeißt er mich raus.“ Er blickte sich um, ob jemand etwas gehört hatte. „Na und? Dann kannst du wenigstens ein Turnier gegen ihn fahren.“ Er nahm die Hand runter und winkte ab. „Vergiss es.“ In dieser Sekunde kam Mike mit seiner Honda zu den beiden rüber. „Alter Mike, du bist echt super gefahren.“ „Danke Sweetie, aber hast du was anderes erwartet?“ Er sah Jana nicht an, während sie miteinander redeten. Jana senkte die Stimme. „Nein, beileibe nicht.“ Lennard lenkte ein. „Jetzt überschlagt euch mal hier nicht. Ach ja, Mike, dein Preis war müde und ist schon nach Hause gefahren.“ Mike wurde wütend. „So eine Dämliche Kuh! Egal, ich brauch sie ja nicht. Na, wer von euch Mäusen hat Lust mit mir feiern zu kommen?“ Fast alle Mädchen aus der Gang meldeten sich, nur Jana nicht. Sie schien zu zögern. Lennard wusste, dass sie Angst hatte, Mike endgültig zu verfallen. „Was ist mit dir, Augenstern?“ Jetzt sah er sie an. „Lass sie doch Alter. Uns beiden wird die eine Braut doch wohl nicht fehlen.“ Mike klopfte seinem Buddy zustimmend auf die Schulter. „Lennard Alter, du hast Recht. Pech gehabt, Kleine. Doch meine Martina ruf ich noch an.“ Also nahm er sein Smartphone und rief bei dem Mädchen an. „Hey Martina, Maus hast du Lust mit uns Party zu machen?“ Zuerst dachte Lennard er würde mit Nele telefonieren, doch er telefonierte mit Martina und sie kam natürlich gerne. Während Mike noch telefonierte, zog Jana Lennard zur Seite. „Danke Lennard, dass du mir den Arsch gerettet hast.“ Er zuckte mit den Schultern. „Kein Ding. Immer wieder gerne. Ich muss jetzt los. Tschüss.“ Er und Jana gaben sich noch ein Kuss, eins links und eins rechts auf die Wange. Das machten sie immer zum Abschied. In der Shisha Bar hatte sich die Clique an zwei Tischen verteilt. Lennard und Mike saßen mit drei anderen Jungs aus der Clique und ansonsten nur mit Girls zusammen. „Hör mal Lennard, wir kennen uns schon so lange, glaubst du ich merk nicht, dass du auf die Kleine stehst?“ Lennard schaute ihn verdattert an. Er fühlte sich erwischt, bis er kapiert hatte , dass Mike nicht auf Nele, sondern auf ihre beste Freundin Jana anspielte. „.... auf Jana?“,fragte Lennard. „Ja, klar“,meinte Mike schmunzelnd. „So ein Mumpitz. Ich steh nur auf vier Dinge.“ Mike sah ihn erwartungsvoll und gespannt an.„Und die wären?“,fragte er. Lennard lachte. „Das auf was jeder echte Kerl steht. Auf Bier, meine Yamaha, Rockmusik und guten Sex mit echt scharfen Mädels.“ Mike deutete mit der Hand seinen Pulsschlag an, um zu sagen, dass der Gedanke sein Herz höher schlagen läßt. „Oh ja, Alter. Da hast du echt den Nagel auf den Kopf getroffen. Meine Maus macht in letzter Zeit echt nur Sperenzchen. Ich hab keinen Plan, was mit Nele los ist. Deshalb muss ich es mir ja auch woanders besorgen.“ Lennard verzog das Gesicht. Dann zeigte er Mike einen Vogel. „Alter, sabbel nicht so ein Schrott. Du müsstest dich bei Nele nur mal ein bisschen anstrengen, aber selbst, wenn sie dich wieder heranlassen würde, würdest du es dir anderswo besorgen.“ Ihm gefiel es nicht wie er über Nele redete und versuchte sie so in Schutz zu nehmen. „Stimmt, aber ich brauch einfach die Abwechslung. Und so wie es aussieht, ist heute Bianca oder Marie dran.“ „Na dann, viel Spaß. Ich glaube, das mit Bianca kannst du knicken, weil doch Benedikt auf sie steht. Na egal, ich hau ab. Hau rein, Bro“ Sie klatschten sich ab und dann ging Lennard aus der Shisha Bar. Als er zu seiner Yamaha gehen wollte, stand da ein Mädchen an seiner Maschine. Er brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass es Jana war. „Hey Maus, was machst du denn hier?“ Sie zuckte zusammen. „Oh Lennard!“ Sie wimmerte und klammerte sich an seinen Hals. Immer, wenn es ihr schlecht wegen einer Sache ging, über die sie nicht mit Nele reden konnte, kam sie zu ihm, denn nur bei ihm fand sie Halt und Trost. In letzter Zeit kam das sehr oft vor und zwar immer nur aus ein und demselben Grund, Mike. Er nahm sie in den Arm. „Das wird schon wieder. Vielleicht solltest du Nele sagen, was du für ihren Gott auf dem Feuerstuhl empfindest. Ich könnt echt im Strahl kotzen“, sagte er mit verdrehten Augen. „Du kannst Mike nicht mehr ausstehen, stimmt´s?“ Sie schaute zu ihm hoch. „Ja, Gott behüte! Ich finde es so was von mies, wie er mit Nele umgeht. Aber was hältst du denn von meiner Idee?“ Sie sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Bist du bekloppt? Nele würde mir gleich ihre Freundschaft kündigen.“ Er grübelte kurz nach und kam dann zu dem Urteil, dass sie Recht hatte. „Okay, gute Begründung. Ich sag dir nur, dass Mike glaubt ich steh auf dich und dass er schon wieder auf Weiber Jagd ist.“ „Na toll! Ich geh trotzdem rein.“ Sie schaute auf den Boden, weil sie wusste, was er jetzt dachte. „Trotzdem, oder...“ Sie ließ ihn gar nicht erst ausreden. „Du blöder Arsch, natürlich trotzdem, nicht aus diesem Grund.“ „Schon gut, schon gut! Ich werde jetzt nach Hause fahren.“ Sie verabschiedeten sich und dann schaute er ihr noch hinterher, bis sie in der Shisha Bar verschwunden war. Man konnte ja nie wissen, was in so einer verruchten Gegend, auch auf so einer kurzen Strecke, alles passieren würde. Nachdem die Tür hinter ihr zufiel, stieg er auf seine Yamaha und gab Gas.

 

Das Unwetter hatte sich in der Zwischenzeit verzogen und es hatte auch schon aufgehört zu regnen. Er beschloss noch mal bei Nele vorbei zu fahren. Er bog in die Einfahrt ein, in der normaler Weise ihr Bock stand, doch heute stand er an der Straße. Er machte den Motor aus und stieg ab. Erst jetzt fiel ihm der aufkommende Nebel auf. Was für eine Nacht, sie war irgendwie dämonisch. Bei Nele brannte nirgends Licht, jedenfalls sah es so aus. Als er jedoch näher kam, sah er durch das Wohnzimmerfenster das Flackern einer Kerze. Er ging zur Tür und klopfte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihm aufmachte. „Lennard, was willst du denn um die Zeit noch hier? Ist dir etwa doch noch eingefallen, wo Mike gestern Abend war?“ Sie wirkte verschlafen und irgendwie gereizt. „Nein. Ich wollte nur nach dir sehen, weil ich dachte, du wärst vielleicht krank oder so.“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen. „Boah, wenigstens einer, der sich um mich sorgt. Nur leider nicht der Richtige. Also, nichts gegen dich, aber es ist nur... ach, lassen wir das. Willst du reinkommen? Du weißt ja, ich bin allein, da meine Eltern in der Woche in Pinneberg wohnen.“ Sie schaute ihn erwartungsvoll an, doch er hielt es für keine gute Idee. „Nein danke. Will dann auch ins Bett. Ciao.“ „Ja, Tschüss.“ Er ging von der Terrasse zu seinem Bock, setzte sich seinen Helm auf und drehte sich noch einmal um. Nele stand am Fenster, um ihm zu winken. Er fuhr so schnell es ging nach Hause, bevor er wieder Ärger mit seinen Eltern bekam. Seine Eltern waren eigentlich ziemlich locker drauf. Er durfte immer kurzfristig bei Freunden übernachten, er durfte lange weg bleiben und er durfte auch jederzeit Freunde mit nach Hause bringen, aber er musste zur Schule und morgen war Mittwoch. Das hieß er musste morgen früh aufstehen. Zu Hause angekommen, schlich er sich auf sein Zimmer, da seine Eltern schon schliefen, zog er sich um und ging dann ins Bett. Durch das Fenster schien das Mondlicht direkt auf ihn. Er überkreuzte die Arme hinterm Kopf und dachte daran, wie er neu auf die Oberschule kam und die Dämonen Ritter ihn total blöd angemacht hatten und nur Nele und Jana mit ihm redeten. Sie ließen sich damals nichts sagen. Nele überredete Mike sogar sich seine Fahrkünste mal anzusehen. Mike staunte nicht schlecht über ihn. Später wurden sie dann die besten Freunde. Sie gingen echt durch dick und dünn, doch momentan wusste Lennard einfach nichts mehr mit seinem Buddy, Mike anzufangen. Er wusste, dass er Nele liebte und dass er nie eine Chance bei ihr hätte, so lange sie mit Mike zusammen war. Doch er wollte Nele, trotz seiner heimlichen Gefühle ihr gegenüber nichts von Mike’s Liebesabenteuern erzählen. Ein Plan musste her, doch jetzt wollte er nur noch schlafen. Er war nämlich echt müde.

Am Nächsten Tag fuhr er mit seinem Bike auf den Schulparkplatz. Er spürte die Blicke einer Mädchengruppe im Rücken. Maja Landsberger, von den Black Angels, war eine davon. Sie machte ihm schon seit einiger Zeit eindeutige Angebote. Gerade, als er abgestiegen war und die Hände hob, um sich seinen Helm abzunehmen, fiel sie ihn von Hinten um den Hals. „Boah eh, Finger weg!“ Er konnte sich vor Ekel kaum bewegen. „Nun sei doch nicht so, mein Bärchen.“ Lennard glaubte nicht richtig gehört zu haben, als er plötzlich Nele hörte. „Dein Bärchen? Das ist mit Abstand das Blödeste, was ich je gehört hab. Jetzt nimm die Finger von ihm, oder du kriegst Ärger mit mir.“ Nele war heute tatsächlich zur Schule gekommen. Lennard war von ihrem plötzlichen Erscheinen sehr überrascht gewesen. „Was willst du denn? Du hast doch deinen Mike.“ Maja hatte einen merkwürdigen Unterton in diese Äußerung gelegt. Ein gehässiges Grinsen zuckte über ihr Gesicht. „Wenigstens kriege ich mit, wenn man mich nur verarscht. Du bist out, Nele Schätzchen.“ Lennard hatte sich mittlerweile aus Majas Griff befreit und versuchte zu provozieren.„Du warst noch nie angesagt!“ Er rempelte sie so an, dass sie ins straucheln kam. Jana konnte gerade noch einen Schritt beiseite machen, um nicht selbst mit umgerissen zu werden. „Kommt schon Mädels, wir gehen rein“, sagte Lennard. Sie saßen auf ihren Plätzen und holten ihre Bücher raus, als Mike mit der Direktorin um die Ecke bog. „Ganz recht, Frau Sandler. Ich werde mich bessern und nur noch in der Raucherecke rauchen.“ „Na also, Herr Harnisch. Es geht doch.“ Im Weggehen murmelte sie noch weiter vor sich hin. Als Mike die lustlose Nele, mit ihrer knallengen Jeans und ihrem bauchfreien Top an der Tafel stehen sah, musterte er sie von Oben bis Unten und sein Blick blieb natürlich an ihren Möpsen hängen. Als sie sich umdrehte und zu ihrem Platz gehen wollte, hielt er sie auf. Er schaute runter, aber nicht in ihre Augen. Dann redete er mit ihr, seine Augen immer noch auf ihr Dekolleté gerichtet. „Na Maus, heute Abend schon was vor? Wie wäre es mit Kino?“ Erst, als sie ihn wegstieß und die Tafel mit einem Knall zuklappte, schaute er ihr endlich in die Augen. „Na, klar!, Mike. Kannst mir ja dann erzählen, wie es war.“ Mit diesen Worten wendete sie sich von ihm ab und ging zu Lennard. „Ich hab heute schon was vor.“ Lennard wusste genau, dass sie Mike jetzt mit ihm eifersüchtig machen wollte. Doch dieses Spiel konnte Mike auch spielen. „Gut, dann geh ich mit Jana. Komm schon, Süße.“ Er packte Jana am Arm und zog sie mit sich. Lennard trat gegen Janas Stuhl, sodass er zu Boden fiel. „Wie kann Jana mir das antun?“, fragte Nele. Lennard bremste sie ab. „Immer schön langsam, mit den jungen Pferden . Dein King Mike hat sie mitgezogen und außerdem hättest du ja nur selbst mit ihm ins Kino gehen müssen, anstatt zu versuchen ihn eifersüchtig zu machen.“ Er schaute sie streng an. „Halt die Schnauze, Wehner. Du hast doch gar keine Ahnung. Wie er mir eben in den Ausschnitt gestiert hat, ist doch echt abartig. Ich weiß darüber hinaus ganz genau, dass er mich schon seit einer ganzen Weile mit anderen Mädels betrügt.“ Am liebsten hätte Lennard gesagt, Ende gut, alles gut. Endlich hast du es mitgekriegt, aber er wollt auf gar keinen Fall aus der Clique fliegen. „Was? Nein..... Wie kommst du denn darauf? So ein dummes Gerede. Ich meine das hat er doch bei so einer Freundin gar nicht nötig und das weiß er auch.“ Er hatte so schnell geredet, dass er jetzt erst mal tief Luft holen musste. Nele konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Lennard, du bist wirklich süß. Aber das sag mal lieber Mike und nicht mir.“ Dann gingen sie wieder auf ihre Plätze. Der Unterricht war mal wieder ganz und gar dröge gewesen. Doch Nele war den ganzen Tag geblieben, sogar die Mathematikstunde hatte sie vollkommen friedlich mitgemacht. Nach Schulschluß saßen sie alle im Haus der Jugend und machten Pläne für das nächste Rennen gegen die Black Angels. „Passt auf: Sebastian und ich fahren gegen einander, das ist wohl klar. Nele, Maus, du fährst gegen Martina, da hast du leichtes Spiel, bei deinem Talent. Lennard, du wirst dir diesen Felix mal vornehmen. Jana du fährst gegen Maja. Bianca fährt gegen Jasmin, Benedikt gegen Carsten und du, Noah, du fährst gegen Linus. Dann sind wir von den Fahrtalenten her fair aufgeteilt. Hat jemand was gegen diese Konstellation?“ Alle waren mit Mike’s Klassifizierung einverstanden. „Super und ich erwarte von euch, dass wir gewinnen.“ „Klar gewinnen wir. Wann soll das ganze denn steigen?“ Noah war schon voller Vorfreude. „Morgen, da ich heute keine Zeit habe.“ Er schaute Jana an, doch sie beobachtete die ganze Zeit Nele. Nach einer Stunde gingen die ersten und nach und nach waren dann alle, bis auf Lennard, Nele, Mike und Jana weg. Nach einer Weile stand dann auch Mike auf. „Ich geh dann auch mal. Jana, ich hol dich dann um sieben ab.“ Sie nickte. „Alles klar.“ Dann ging Mike, ohne Nele auch nur noch einen Blick zu würdigen. „Nele, ich... also, wenn du nicht willst, dass...“,stotterte sie. Jana hatte eine klitzekleine Spur von Angst in ihrer Stimme, das bemerkte Nele natürlich sofort. „Brech dir kein ab. Mir ist es egal, was ihr macht.“ Jana stand auf, ging um den Tisch und umarmte Nele. „Danke, jetzt hab ich auch kein schlechtes Gewissen mehr.“ Lennard checkte das Geschehen, während er sein Softdrink durch einen Strohalm schlürfte. Dann ging auch Jana. Er konnte es nicht für bare Münze nehmen, dass keiner merkte wie verletzt Nele war. Doch sie war ja auch nicht so leicht zu durchschauen, im Gegenteil. „Ich hasse sie“,schrie Nele ganz nervös. Sie fand Mike doch von Anfang an scharf. Diese falsche Schlange“, schimpfte sie. Lennard saß bei Nele zu Hause auf dem Sofa und trank eine Brause, während sie ganz wild mit den Armen fuchtelnd und lautstark meckernd durchs Wohnzimmer lief. Er stellte seine Brause auf den Tisch und lehnte sich zurück.

„Jetzt Sitz doch nicht so cool da rum, sondern sag mir lieber, was ich machen soll.“ Nele war aufgebracht.

„Abwarten, einfach nur abwarten, was als nächstes passiert und was er als nächstes tut. Vielleicht löst sich das Problem ganz von allein.“ Er musste bei ihrem Anblick lächeln, weil sie so süß war, wenn sie sich aufregte. „Du Klugscheißer. Aber gut, ich werde abwarten. Hast du nicht Lust bei mir zu pennen? So können wir die Wartezeit zusammen überstehen.“ Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. „Du weißt aber, dass ich morgen zur Schule fahre.“ „Na und? Ich doch auch.“ Er dachte er hätte sich verhört. „Du willst morgen schon wieder zur Schule gehen? Du warst doch heute schon da.“ Normaler Weise ging sie ein mal in der Woche und bei Klausuren zur Schule, ließ sich alles von Jana nachreichen und schrieb dann seltsamer Weise immer gute Noten. „Stell dir vor, andere gehen täglich zur Schule.“ Er tat erstaunt. „Ist nicht wahr, Nele.“ Sie lachte und setzte sich dann zu ihm aufs Sofa. „Lennard du hast echt Ahnung von Frauen. Warum bist du immer so abweisend, wenn du mit Mike zusammen bist?“ Er wusste, dass er in Gegenwart von Mike meist ein anderer Mensch war. „Was ist dein Problem? Mike ist doch genauso.“ „Ja, aber zu ihm passt es ja auch. Er ist nämlich ein Arschloch.“ Lennard machte ein überraschtes Gesicht. „Ha, ha, Lennard.“ Sie lehnte sich bei ihm an und schloss die Augen. „Ich freue mich schon total auf das Rennen morgen Abend. Mal wieder voll aufdrehen.“ „Ja, das wird richtig geil.“ Dann kam sie wieder hoch und schaute ihn eindringlich an. „Weißt du ich glaube, dass du sogar Sebastian schlagen könntest.“ Er fühlte sich geschmeichelt. „Oh nein, das ist Mike sein Ding. Sollten wir nicht auch mal langsam ins Bett gehen? Es ist immerhin schon ziemlich spät.“ Sie merkte, dass er ablenken wollte. „Ja, wahrscheinlich hast du Recht.“

 

Zur selben Zeit ging es bei Mike zu Hause heiß her.

Kapitel 2

Am nächsten Morgen in der Schule, fing Jana ihn in der ersten großen Pause ab. Er sah sofort, dass irgendetwas nicht stimmte und dass sie deswegen völlig aufgelöst war. „Lennard, du musst mir helfen. Gestern ist etwas ganz Schreckliches passiert.“ Sie krallte ihre Hände in sein T-Shirt und schaute sich nervös um, so als ob jemand sie verfolgen würde. „Du hast dich doch von Mike zu nichts verleiten lassen, oder?“ „Was, du wusstest die ganze Zeit, was er vor hatte?“ Sie ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn angewidert. „Guck mich nicht so an! Na schön, also, wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir so etwas schon gedacht. Genauer gesagt, war es abgesprochen. Er hat mich gestern in der Pause abgefangen und gesagt, dass ich doch sein Freund wäre und ihm bestimmt den Rücken decken würde. Als ich dummer Weise ja sagte, wollte er, dass ich mit zu Nele gehe und aufpasse, dass sie zu Hause bleibt. Dann sagte er noch so etwas wie, das wird eine echt heiße Nacht, immerhin ist sie noch blutige Anfängerin, du verstehst schon was ich meine. Als ich ihm widersprechen wollte, drohte er mir wieder damit, mich aus der Clique zu schmeißen. Du weißt, dass mir die Clique über alles geht.“ „Du bist wirklich mies. Ich dachte, du würdest sie lieben. Dein Glück war ja auch noch, dass sie dich gefragt hat, ob du mit zu ihr gehst.“ Er drückte Jana gegen die Wand und ging mit seinem Mund so nahe an ihr Ohr, dass sie seine Lippen kitzelten. „Das ist ja auch so. Aber ich dachte auch sie wäre deine beste Freundin.“ Sie befreite sich von ihm. „Hab schon kapiert. Aber ich werde es ihr sagen. Auch, wenn sie mich danach hassen wird.“ Gerade, als Lennard antworten wollte, schubste ihn jemand weg. Es war Mike. Er stand jetzt vor Jana und presste seinen Körper an ihren. Er umklammerte ihre Handgelenke und hielt sie hoch an die Wand. Er küsste sie am Hals. Sie schloss die Augen und genoss es. Was da keiner von den drei wusste, war, dass Nele alles gesehen hatte. „Hey Alter, bevor du jetzt hier in Schwingungen kommst, sollten wir in die Klasse gehen.“ Mike ließ von Jana ab und ging mit einem triumphierenden Lächeln mit Lennard. Jana war ganz benommen. Sie stolperte auf die Mädchentoilette, um sich dort zurechtzumachen. Plötzlich stand Nele hinter ihr. Sie packte Jana am Zopf und drückte ihr Gesicht an den Spiegel. Als zwei andere Mädchen hereinkamen, warf Nele ihnen einen drohenden Blick zu. Sie machten, dass sie da weg kamen. „Du billiges Stück Dreck. Sieh dich an. Bist du zufrieden mit dem, was du da im Spiegel siehst?“ Sie war wütend. Sie war so wütend wie nie zuvor in ihrem Leben. „Nele, lass mich los. Du tust mir weh. Gib mir eine Chance dir alles zu erklären, bitte.“ Nele löste ihren Griff und Jana entfernte sich sofort ein wenig. „Ich werde dir alles erzählen, aber nur, wenn Lennard dabei ist. Er wird dir nämlich auch noch einiges erzählen können.“ Nele ging einen Schritt auf sie zu. „Gut, einverstanden. Heute, vor dem Rennen, bei dir.“ Jana wich vor ihr zurück. Sie hatte furchtbare Angst, nachdem was eben passiert war. „Ich werde mit Lennard da sein.“ Dann verließ Nele das Mädchen-WC, denn Jana musste sich nun noch mehr richten. Im Unterricht berichtete Mike heißblütig von seiner Nacht mit Jana. „Ich liebe es, wenn sie noch Jungfrauen sind. Sie lassen so vieles mit sich machen und sie lassen sich so leicht beherrschen.“ Lennard stimmte ihm zu. „Ist schon geil, so ein Stück Frischfleisch.“ Mike musste sich beherrschen nicht laut los zu lachen, bei der Erinnerung an letzte Nacht. „Du sagst es. Wenn sie noch so unberührt sind, sind sie einfach am besten.“ Innerlich drehte es sich Lennard der Magen um. Sie sprachen von den Mädchen, wie von einem gerade geschlachteten Rind. Doch er musste sich eingestehen, dass auch er selbst gerne mal ein Mädchen nur, aus einem ganz bestimmten Grund mit nach Hause nahm und sie verwöhnte. Doch er und Mike achteten trotz allem immer darauf das Mädchen, was sie eingeladen hatten auch zu befriedigen und glücklich zu machen. Zumindest für diese paar Stunden. Einen Tag später war es für die meisten echt schmerzhaft. Für Mike waren Bräute nur Spielzeuge. Für Lennard waren sie eine Ablenkung von Nele. Wo da jetzt der Unterschied war, wusste er selbst nicht ganz. Doch eins wusste er, wenn er jemals mit Nele gehen würde, wäre er ihr treu.

Am Nachmittag, kam Lennard gleich mit zu Jana nach Hause und sie klärte ihn über den Vorfall auf der Mädchentoilette auf. „Was hast du gesagt?“ Sie sah verlegen auf den Boden. „Na, dass du ihr auch noch einiges zu diesem Thema sagen könntest.“ Er schlug sich die Hand vors Gesicht. „Das ist ja ganz toll. Spinnst du denn total?“ Er war kurz vorm Ausrasten, konnte sich beim Anblick der zitternden Jana dann aber doch beherrschen. „Ich wollte doch nur, dass du bei mir bist. Ich hab solche Angst vor Nele.“ Er starrte eine zeit lang vor sich hin und schien schwer am Grübeln zu sein.„Woher weiß sie überhaupt, dass du was mit Mike hast?“ „Na weil ich euch auf dem Flur gesehen hab. Lennard, du warst der einzige, zu dem ich noch Vertrauen hatte und dann finde ich raus, dass du da mit drin steckst. Ich hab mit Mike geredet und weiß ganz genau, dass du ihn dazu gezwungen hast, damit du mal ein bisschen Zeit mit mir verbringen kannst.“ Sie hatten gar nicht gemerkt, dass Nele ins Wohnzimmer gekommen war. Doch jetzt reichte es ihm. Er war eben schon kurz vor der Explosion und das brachte ihn schließlich zum Ausbruch. „So, hat Mike das also erzählt, ja?“ Er stand auf und baute sich vor Nele auf. „Setz dich!“ Nele tat besser, was er sagte, denn er sah ziemlich wütend aus und durch sein Training war er echt stark und muskulös. „Das kann doch einfach nicht wahr sein. Ich Idiot nehme ihn auch noch in Schutz und sage dir nichts von...“ Jana wusste, dass wenn er nicht ruhiger würde, er etwas kaputt machen würde. „Lennard, jetzt beruhige dich mal. Also, pass auf, Nele. Ich habe was mit Mike. Das heute im Flur war nur die Fortsetzung von gestern Nacht. Wir haben miteinander geschlafen. Und es tut mir wirklich Leid. Doch ich bin nicht seine erste Affäre.“ Nele saß auf dem Sofa und war völlig entsetzt. Dann schaute sie Lennard fragend an. „Er hatte schon ein Dutzend amouröse Abenteuer und noch mehr. Er hat mir dann immer ganz stolz davon berichtet. Doch ich durfte dir nichts sagen, weil er mich sonst aus der Clique geworfen hätte. Entschuldige, bitte.“ Er beruhigte sich langsam wieder. „Dieser widerliche Macho. Ich werde mich von ihm trennen. Dann hast du, Jana, freie Bahn und ihr könnt machen was, wo und wann ihr wollt.“ Jana versuchte sich zu verteidigen. „Nele, ich... was sollte ich denn machen? Kannst du mir nicht verzeihen?“ Nele lachte lautlos. „Ich sollte dir dankbar sein. Du hast mir gezeigt, was Mike wirklich für ein Typ ist. Er ist vielleicht ein Gott auf dem Feuerstuhl, aber mehr auch nicht. Nur warum hast du nichts gesagt, Lennard?“ „Weil er mich in der Luft zerfetzt hätte, wäre das raus gekommen. Doch jetzt ist schon alles egal. Ich bin nur froh, dass du endlich dahinter gestiegen bist.“ Sie schaut zwischen Jana und Lennard hin und her. „Ihr seid echt meine besten Freunde. Ihr habt zwar eine komische Art und Weise, mir das zu zeigen, aber ich bin euch trotzdem nicht böse.“ Lennard war echt erleichtert darüber, dass es endlich raus war und er nun nicht mehr schweigen musste.