In zwei Wochen frei

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In zwei Wochen frei
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In

ZWEI

Wochen

FREI

So werden Sie Nichtraucher.

Ein psychologisches Trainingsbuch

In zwei Wochen frei

Mein Weg aus der Nikotinsucht. Und wie es jeder schaffen kann.

So werden Sie Nichtraucher. - Ein psychologisches Trainingsbuch

Hendrik Broxtermann

Copyright: © 2014 Hendrik Broxtermann

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-8449-2

Inhalt

Über dieses Buch

Die geteilte Welt

Sechs Wahrheiten, die keine sind

Warum es keine Wunder gibt

Die Parabel vom Licht

So entsteht der Teufelskreis

Das manipulierte Gehirn

Der Ausbruch aus dem Teufelskreis

Es geht los: Sie fangen an aufzuhören!

Gute Planung ...

… und sorgfältige Vorbereitung

Vorfreude entwickeln

Wie viel rauchen Sie eigentlich?

Kontrollieren Sie Ihre Gewohnheiten!

Der gezielte Verzicht

Der Tag X und die Tage danach

Und was ist, wenn ich es nicht schaffe?

Ein paar persönliche Gedanken zum Schluss

Tagebuch des Nikotinentzuges

Nachwort und eine Bitte

Über dieses Buch

Ich wollte aufhören. Ich wollte endlich aufhören zu rauchen.

Wochen und Monate hatte ich mich mit diesem Gedanken beschäftigt - und ihn immer wieder fort geschoben. Denn ich wusste nicht, wie ich das schaffen sollte. Ich wusste einfach nicht, wie ich meiner Hilflosigkeit begegnen sollte gegenüber den Entzugserscheinungen. Wie ich es schaffen würde durchzuhalten. Und dann: Wie konnte ich dieses schreckliche Nie-mehr-Gefühl überwinden? NIE MEHR rauchen - das klang so wahnsinnig absolut, das schien mir etwas so Fürchterliches zu sein, dass ich mich über Jahre ganz einfach nicht traute, damit anzufangen.

Ich las Bücher. Sie erklärten mir alle, was ich schon lange wusste: Wie schädlich das Rauchen ist. Wie es mein Leben verkürzen würde und wie es mich nach all den Jahren schon ruiniert haben mochte. Dass Rauchen außerdem teuer ist. Sicher - ich verqualmte jedes Jahr eine Urlaubsreise. Nur: Wie man es tatsächlich schafft, loszukommen von dem Suchtstoff Tabak, das konnte kein Buch mir erklären.

Dieses Buch wird anders sein.

Es wird Ihnen …

… nicht sagen, warum Sie aufhören sollten zu rauchen - das wissen Sie selber. Sonst hätten Sie sich nicht bereits dazu entschlossen, sonst hätten Sie sich nicht dieses Buch besorgt.

…keine seitenlange Vorträge halten, wie gefährlich das Rauchen ist, welche Zerstörung es in Ihrem Körper anrichtet. Auch wenn dies normalerweise eine gewaltige Abschreckung zur Folge haben müsste. Hat es aber nicht - denn die meisten Raucher vergleichen sich mit ein paar Bekannten oder sogar Prominenten - etwa Helmut Schmidt - die seit Jahrzehnten rauchen und denen es anscheinend nichts anhaben kann.

…nicht so tun, als sei es ein Spaziergang, als müssten Sie nur diese wenigen Seiten (die dennoch alles Wichtige beinhalten!) lesen und hätten fortan kein Interesse mehr am Stoff Nikotin.

Dieses Buch wird aber …

…Ihnen klar machen, was da wirklich in Ihrem Gehirn passiert, wenn Sie diesen starken “Schmacht”auf eine Zigarette verspüren. Dieses Verständnis ist die Grundlage, auf der es Ihnen erst möglich wird, den Tabakrauch auf eine Weise zu betrachten, dass Sie von ihm loskommen

…Ihnen ein greifbares, erreichbares Ziel präsentieren - um Ihnen die Kraft zu geben durchzuhalten. um es ganz klar zu sagen: Es geht hier um den Entzug von einer stark abhängig machenden Droge, dem Nikotin.

…Ihnen einige Tricks an die Hand geben, dass Sie dieses Ziel erreichen. Und sich dann fragen: Warum jetzt erst? Warum haben Sie nur so lange geraucht, was hat Ihnen das gebracht?

Dieses Buch ist eine psychologische Anleitung, denn die Nikotinsucht hat sehr viel damit zu tun, was im Gehirn passiert. Und sie gaukelt dem Raucher Scheinrealitäten vor. Diese möchte ich aufdecken - ich möchte Ihre Sicht auf die entscheidenden Dinge ändern.

Selbst habe ich zweimal aufgehört. In einem Abstand von 14 Jahren.

Hier berichtete ich über die Erfahrungen - Zusammenhänge, Gründe für Erfolg und Misserfolg, die kleinen Tricks und die großen Fehler.

Mit knapp 16 Jahren nahm ich den ersten Zug, mit 17 rauchte ich regelmäßig, mit 25 war ich bei zwei Schachteln am Tag, wenn es nicht gerade einen längeren Termin am Abend gab. Dann wurde die dritte Schachtel angebrochen.

Und ich wollte doch aufhören - eigentlich immer schon.

Irgendwann. Irgendwann würde ich es tun, und ich würde es schaffen, da war ich mir sicher. Nur würde dieser Tag nicht heute sein, da war ich mir damals stets genauso sicher. Und dabei blieb es. Zunächst 17 Jahre. Denn wie ich diesen Anfang machen könnte, was mich danach erwarten würde, wie ich durchhalten könnte, welche Schmerzen ich zu befürchten hätte und für welche Zeit - darauf hatte mich kein Buch vorbereitet.

Ich schaffte es. Es war eine Qual. Aber sie ging vorüber, und elf Jahre lang dachte ich gar nicht mehr ans Rauchen - so sollte es sein! Und dann wurde ich rückfällig.

Ich hatte das Rauchen über die Jahre vergessen! Aber ich hatte noch nicht vergessen, wie es war, als ich aufhörte - das wollte ich kein zweites Mal durchmachen. Aber etwas anderes hatte ich leider gar nicht mehr in der Erinnerung: Wie schnell es geht, von Zigaretten abhängig zu werden. Der Anfang meiner Raucherkarriere - wie das war, als ich irgendwann begonnen hatte, mir regelmäßig Zigaretten zu kaufen - das war nur noch ein vager Schleier der Erinnerung.

Und so ließ mich ein “Ausrutscher”auf einer Party rückfällig werden. Mich, der sich elf Jahre zuvor geschworen hatte: Nie wieder fange ich an! Der Fehler war zu glauben, ich könnte mir diesen “Spaß”leisten, ich würde eben nur an diesem Abend mal wieder ein, zwei Zigaretten rauchen.

Diesmal dauerte es drei Jahre, bis ich erneut den Mut fasste, Schluss zu machen mit der Droge Nikotin. Einen Vorteil hatte ich nun: Ich wusste, was mich erwartet. Dies war ein entscheidender Unterschied, dieser Vorteil hat mich recht souverän gewinnen lassen gegen die Sucht. Diesen Vorteil möchte ich nun gerne jedem vermitteln, der ernsthaft aufhören möchte. Denn das weiß ich: Jeder kann das schaffen.

Dieses Buch will Ihnen beim Ausstieg aus der Sucht helfen, indem es Ihnen Zusammenhänge klar macht. Denn Sucht passiert im Gehirn, dort wirkt Ihr Feind. Ich werde Ihnen exakt aufzeigen verraten, wie dieser Feind agiert. Damit Sie sein Wirken vorhersehen und ihn besiegen können.

Knapp die Hälfte aller Deutschen, so eine Befragung im Auftrag der EU, hat noch nie geraucht. Das sind die Glücklichen - aber sie sind natürlich völlig ahnungslos, sie können nicht im Mindesten verstehen, um welches Problem es hier geht.

26 Prozent haben es geschafft aufzuhören.

Weitere 26 Prozent rauchen immer noch.

Etwa 200 000 von ihnen schaffen pro Jahr den Absprung.

Freuen Sie sich: Nun gehören auch Sie bald dazu. Sie haben den wichtigsten Schritt bereits getan, Sie haben sich entschlossen aufzuhören, und deshalb haben Sie sich dieses Buch zugelegt. Es verschafft Ihnen einen ganz großen Vorteil: Es macht Sie stark für die Phase des Entzuges. Stark genug, es endlich zu schaffen!

Die geteilte Welt

Jawohl, die Welt ist geteilt. Es gibt Schwarz und Weiß, es gibt die Guten und die Bösen, die Armen und die Reichen. Es gibt die Nichtraucher, das sind eben die Guten –und es gibt uns, die Raucher, die Stinker. Verbannt vor die Türen der Restaurants und Hotels, gequält auf stundenlangen Fahrten in komplett rauchfreien Zügen der Bahn oder nicht enden wollenden Flügen, deren Zwischenstopps keine Erleichterung sind, da auch auf Flughäfen strenges Rauchverbot besteht, und das Verlassen des Areals während eines Zwischenstopps gewöhnlich nicht möglich ist. WIR SIND AUSSÄTZIGE!

Wir sind geächtet, verbannt, ungeliebt. Und das nur deshalb, weil wir dieses harmlose kleine Laster haben, weil wir Raucher sind. Na und? Wir können eben genießen! Wir sind eine Spezies, die noch vor wenigen Jahren gesellschaftlich anerkannt war. Doch ungefähr nach den ersten elf Jahren des neuen Jahrtausends hatten sich die militanten Nichtraucher irgendwie durchgesetzt. Sie haben es geschafft, die Welt ein weiteres Mal zu spalten. Sie waren es! Und sie haben uns in den Schatten geschoben. Auf die Seite der Schlechten, der Verlierer. Wir sind die Schmuddelkinder –dabei tun wir doch gar nichts Böses, es ist doch nur ein wenig Lebensfreude, die wir uns gönnen!

 

Ein Plädoyer für unser Laster, ein Plädoyer für unsere Sucht. Eine Verteidigungsrede für unsere Schwäche. Oft habe ich sie mir selbst gehalten, damals. Sie hat so etwas Tröstliches. Nur leider ist sie falsch.

Erstens, und das ist die schlechte Nachricht, das Rauchen ist, entgegen der Jahrzehnte langen Werbe-Attacken der Tabakindustrie, eben kein harmloser Spaß. Eigentlich wissen wir das alle längst, und doch schieben wir dieses Wissen gerne beiseite, wenn uns die Plakate anstrahlen - lustig, listig, fröhlich und selbstbewusst. Obwohl auf den Schachteln ziemlich groß aufgedruckt sein muss, dass Rauchen töten oder zur Impotenz führen kann.

Aber gut, wie oft denn noch. Wir übersehen diese Kleinigkeit, wir machen uns das Gewissen rein. Nicht drüber nachdenken. Aber es stimmt dennoch. Fakt ist: Nikotin ist eine Droge, die im Bezug auf ihr Suchtpotenzial durchaus gemeinsam mit Kokain oder Heroin genannt werden darf. Dazu später mehr.

Zweitens, und das ist die gute Nachricht: Die Welt ist gar nicht geteilt in Raucher und Nichtraucher. Zwar hat jemand, der nie geraucht hat, nicht die leiseste Ahnung, was in einem Raucher vor sich geht. Aber jeder Raucher war irgendwann in seinem Leben einmal Nichtraucher. Bei mir waren das die ersten 15 Jahre meines Lebens. Und bei Ihnen? Ich habe damals, vor diesen ersten Zügen an einer Zigarette, nicht begreifen können, was man daran gut findet, so einen übel riechenden Rauch einzuatmen (den ich wenige Monate später gar nicht mehr übel fand).

Damals, als Kind, hat mir nichts gefehlt - jedenfalls kein Nikotin!

So, und jetzt kommt’s: Wir waren damals dieselben Menschen wie heute, und wir werden wieder dahin zurückkehren, in diesen Zustand, dass uns Nikotin nichts bedeutet! Wir werden nicht mehr rauchen, und wir werden nichts vermissen - gar nichts! Damals haben wir uns gefragt: Warum rauchen die? Wieso brauchen die das? Ich brauche das ganz sicher nicht!

Dies gilt auch heute noch, denn es gilt immer. Sagen Sie es sich doch einmal vor:

Ich brauche das nicht!

Das klingt gut, aber jetzt denken Sie sicher: Es weiß doch heutzutage jeder, dass man das Rauchen eben nicht einfach so lassen kann. Nicht so einfach - das ist richtig. Aber: Sie können zurück. Es gibt diesen Weg, der Ihnen bislang völlig unmöglich schien. Es ist kein Zauberstück, was wir hier planen. Dieser Weg hat eine ganz bestimmte Länge, und er ist ein wenig steil, das möchte ich gar nicht verschweigen. Aber es ist ein relativ kurzer Weg im Vergleich jener Odyssee, die Sie wahrscheinlich in Begleitung Ihrer Zigaretten hinter sich haben - oder auch noch vor sich, wenn Sie weiter rauchen bis zu Ihrem Tod.

Ich sagte es bereits: Rund elf Jahre dauerte meine rauchfreie Zeit nach dem ersten Entzug. Daran gemessen, war es eine lächerlich kurze Zeit, bis ich “über den Berg” war. Und dass ich dann, nach dieser langen Zeit noch einmal wieder anfing zu rauchen, liegt schlichtweg daran, dass ich vergessen hatte, wie schnell und wie stark Nikotin abhängig macht. In einer Partylaune glaubte ich, die Sache so fest im Griff zu haben, dass ich doch mal einfach ein, zwei Zigaretten rauchen könnte.

Natürlich ging die Sache anders aus als gedacht. Zwei Tage später kaufte ich die erste Schachtel, eine weitere Woche später das erste Päckchen Drehtabak, und nun vergeudete ich mein Geld und meine Gesundheit weitere drei Jahre, bis ich den Mut zu einem neuen Entzug fand.

Diesmal allerdings tat ich etwas, das ich beim ersten Mal versäumt hatte: Ich dokumentierte mein Befinden an allen Tagen des Entzuges. Ich sprach mit Fachleuten und analysierte die Gründe für mein Befinden, ich befragte eine große Zahl von Rauchern und ehemaligen Rauchern über ihre Gewohnheiten. Ich studierte das Wesen der Sucht, um zu verstehen, was mit meinem Hirn in jener Nacht geschah, als ich die erste Zigarette anzündete - und was nun geschah, in den Tagen, da ich wieder loszukommen versuchte von der Sucht.

Ich schaffte es, und auch heute, knapp ein Jahr nach diesem zweiten Anlauf, bin ich nicht nur sicher, dass ich nie wieder eine Zigarette mehr anzünden werde - etwas anderes ist viel wichtiger: Es macht mir überhaupt nichts aus!

Ich finde es wieder völlig natürlich, ohne Zigaretten zu leben. Sie fehlen mir nicht, ich denke nicht einmal an sie. Ich kann auch mit rauchenden Freunden zusammen sitzen und Bier trinken, ohne die Spur einer Versuchung zu empfinden. (Und auch, ohne jeden Raucher gleich zu verdammen!). Allerdings bemerke ich anschließend wieder, was sich meiner Wahrnehmung in der Zeit, als ich rauchte, entzogen hatte: Einen Abend unter Rauchern, und die Klamotten stinken fürchterlich.

Ist unsere Welt also geteilt? Besorgt macht mich auf jeden Fall, dass von über 7,5 Millionen Deutschen, die jährlich versuchen aufzuhören, nur gerade drei Prozent damit erfolgreich sind. Natürlich gibt es Menschen, die stärker abhängig sind und jene, die kaum Probleme haben, die “liebe Gewohnheit” wie sie diese Sucht gerne beschreiben, abzulegen. Allerdings: Zur zweiten Gruppe, das kann ich Ihnen hier mit Nachdruck versichern, habe ich niemals gehört. Lieber bin ich nachts quer durch die Stadt gefahren als ohne Zigarette ins Bett zu gehen. In Ermangelung von Streichholz und Feuerzeug habe ich Toaster in Betrieb gesetzt oder Herdplatten zum Glühen gebracht, um die Zigarette anzuzünden. Und wenn ich nicht mehr sprechen konnte, weil mir die Bronchitis die Luft raubte - die Zigarette musste sein. Bei 40 Fieber änderte der Tabakrauch merkwürdiger Weise den Geschmack, die Zigaretten schmeckten strohig, aber ans Aufhören war kein Gedanke. Und morgens war Nikotin fast immer das Erste, das ich zu mir nahm. Nein, von Genuss war längst keine Rede mehr.

War es denn überhaupt jemals Genuss? Ja - aber nur in einem sehr trügerischen Sinne. Nikotin täuscht das Gehirn. Es belohnt das Hirn für nichts. Deshalb scheint es wie ein Genuss. Eine verhängnisvolle Täuschung. Es war nichts als Sucht.

Diese Sucht werden Sie nun wegblasen. Für immer. Denn die Welt ist nicht geteilt. Sie waren Nichtraucher, und Sie werden wieder Nichtraucher sein. Sie werden sich fragen, wie Sie sich als Kind gefragt haben: Was soll an diesem Rauch nur so toll sein? Ich brauche das nicht!

Sechs Wahrheiten, die keine sind

So unterschiedlich Menschen sein mögen, die Raucher unterliegen allesamt einer Reihe von Irrtümern. Ich muss das noch einmal betonen: Ich spreche aus Erfahrung. Und zwar einerseits aus eigener - ich selber habe lange so gedacht - und aus der Erfahrung anderer, die mir genau diese Gedankengänge bestätigt haben. Und die - zum Glück! - einfach falsch sind.

Sie sagen:

1. Das Leben ist, zumindest momentan, mit Zigarette viel schöner als ohne.

2. Ich will ja aufhören, aber das kann ich doch später immer noch.

3. Wenn ich mir vorstelle, dass ich nie wieder rauchen darf - das ist unerträglich.

4. Wenn ich es schaffen könnte, nur eine Genuss-Zigarette am Tag zu rauchen, das wäre optimal! Denn ich rauche sehr gerne.

5. Die Zigarette hilft mir immer wieder sehr, wenn ich Stress habe, unkonzentriert oder aufgeregt bin.

6. Nach dem Essen, beim Kaffee oder in netter Gesellschaft kann ich gar nicht aufs Rauchen verzichten.

Diese Aussagen sind alle im gewissen Sinne wahr: Sie bilden ganz genau ab, was der Raucher, der dies sagt, empfindet! Warum nur glaubt die nicht rauchende Welt ihm das nicht?

Nun, diese Aussagen stimmen eben nur aus der Perspektive des Rauchers. Sie sind ganz einfach subjektiv und wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Der Raucher empfindet so, WEIL er raucht. Würde er nicht rauchen, würde er anders empfinden und diese Sätze nicht äußern. Natürlich beißt sich da die Katze in den Schwanz.

Aber nehmen wir die Punkte mal der Reihe nach auseinander.

1. Dass das Leben mit Zigarette schöner ist, empfindet natürlich nur der Raucher so. Der Nichtraucher, auch der Ex-Raucher!, sieht das anders. Der Grund ist allerdings nicht, dass Nikotin die Welt rosig malt. Anders herum wird ein Schuh draus, wie man so schön sagt: Der Grund ist, dass die Welt grau wird, sobald der Nikotin-Nachschub ausbleibt. Manchmal erscheint die Welt dann sogar schwarz.

2. Natürlich könnten Sie nächsten Monat aufhören zu rauchen oder nächstes Jahr. (Oder eben nächste Woche!) Die einzige Frage ist: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es wirklich tun, wenn Sie es immer und immer wieder verschieben?

In diesem Gedanken, mit dem sich viele Raucher trösten, ist übrigens noch eine psychologische Gefahr verborgen: die Gefahr der Gewöhnung. Wenn das Fernsehen morgen Abend über ein schweres Erdbeben berichtet, werden Sie vermutlich recht erschüttert sein. Wenn das Fernsehen nun fortan jeden zweiten Tag über dieses Erdbeben berichtet, werden Sie bald gelangweilt fragen: Wie oft denn noch? Und Sender meiden, die über dieses leidige Thema berichten. Wenn Sie oft genug darüber nachgedacht haben, dass Sie eigentlich aufhören wollen zu rauchen und sich im Ergebnis immer wieder auf die Zukunft vertagen, geraten Sie in die Gefahr, dass dieser Gedanke Sie nervt und schieben ihn fort. Rauchen aufgeben - meine Güte, ja doch. Aber nicht heute!

Tja - wann denn dann?

3. Nie mehr rauchen zu “dürfen” das erscheint Ihnen schrecklich? Das ist so ein Gefühl wie auf einer Beerdigung: Abschied von etwas sehr Vertrautem, irgendwie Geliebtem? Wenn Sie über das, was Sie bisher gelesen haben, nachdenken, dann darf Sie das eigentlich gar nicht wundern: Natürlich fühlt sich das so an, denn das ist das Wesen einer Droge. Der Konsum wird zum vertrauten Genuss, und ein Abschied “für immer” erscheint wie eine Tragödie.

Betrachten Sie es von der anderen Seite: Einst waren Sie Nichtraucher - ein “Noch-nicht-Raucher” Damals hätten Sie das Gegenteil gesagt. Sie hätten gesagt: Unvorstellbar, ein Leben lang gezwungen zu sein, täglich mehrfach diesen beißenden, übel riechenden Qualm inhalieren zu müssen. Diesen Dreck, der sogar die Wände braun färbt - warum sollte ich das tun? So hätten Sie geantwortet. Klar, Sie waren ja auch noch nicht süchtig. Aber was bringt uns diese Erkenntnis jetzt noch?

Genau dies ist momentan das Wichtigste: Die Erinnerung an damals, die Erinnerung, dass es damals, ohne Zigarette, nicht nur gut ging - es ging eigentlich viel besser als heute! Und vermisst - haben wir damals überhaupt nichts.

Ich verspreche Ihnen: Es wird wieder so sein! Genau so. Nichts werden Sie vermissen. Sie müssen einen etwas unangenehmen aber zum Glück kurzen Weg bewältigen, das ist alles. Aber Sie werden das schaffen.

4. Die eine, die besondere Zigarette, so schön entspannt und so voller Genuss - wenn man das könnte, ohne gleich wieder so viel zu rauchen …das wäre doch wunderbar! Oder?

Entschuldigung: Nein. Das wäre es nicht. Ich behaupte hier nicht, dass eine Zigarette am Tag Sie so schnell ins Grab bringt wie eine Schachtel. Aber erstens ist es für die allermeisten Raucher einfach Fakt, dass sie dies nicht schaffen, weil sie ihren Konsum steigern werden. Dies ist schlicht das Wesen einer Sucht.

Und zweitens geht es hier um etwas ganz anderes, etwas Grundlegendes: Sie sprechen vom vollen Genuss dieser einzigen Zigarette” Nun: Merken Sie nicht, dass Sie damit schon wieder in der Falle stecken? Diesen Genuss gibt es, objektiv betrachtet, nämlich gar nicht. Es gibt ihn nur in einer Gedankenwelt, in der die Zigarette als wichtiger Bestandteil des Lebens in den Tagesablauf eingebaut ist. Wo die sehr kurzzeitig stimmungsaufhellende Wirkung des Nikotins alles andere ausblendet: Die Mengen an Dreck, genannt Kondensat, die mit den wenigen Milligramm Nikotin in die Bronchien gesogen werden zum Beispiel. (Vergleichen Sie die Mengen Kondensat zu Nikotin, sind Sie in etwa beim Faktor zwölf.)

Die Wahrheit ist eine andere: Wenn Sie wieder Nichtraucher sind, werden Sie sich diese Zigarette gar nicht mehr herbeisehnen. Wozu auch? Sie gibt Ihnen nichts mehr. Außer einem Kratzen in der Brust.

5. Die Zigarette als Schutzschild gegen den Stress - ebenso eine Fehlannahme. Sie beruht darauf, dass Stress den Nikotinspiegel senkt und das Nikotinverlangen erhöhnt. Der Stress nimmt nicht ab - Ihr Blutdruck steigt sogar an - nur das Unwohlsein wird ein paar Minuten gemindert. Ein Unwohlsein, dass Sie als Nichtraucher allerdings gar nicht empfunden hätten.

 

6. Die Zigarette nach dem Essen, nach dem Kaffee oder beim Glas Alkohol: Typische Gelegenheiten, Gewohnheiten, die sich eingeschliffen haben. Natürlich ist das nicht alles Einbildung. Wenn wir zum Beispiel ein Völlegefühl haben, hilft ein wenig Nikotin über dieses negative Gefühl genauso schnell hinweg wie zu anderen Gelegenheiten. Scheinbar. Denn auch hier gilt ein altes Sprichwort, etwas abgewandelt: Nikotin beseitigt Probleme, die man nicht hätte, wenn man nicht angefangen hätte zu rauchen.

Die Wahrheit ist ganz einfach: Essen und Alkohol senken den Nikotinspiegel und verstärken so das Unwohl-Gefühl, bevor dann die Zigarette eine Art Erlösung anbietet. Das ganze erinnert ein wenig an die Mechanik einer Schutzgeld-Erpressung, finden Sie nicht? Sie zahlen täglich brav dafür, dass der Nikotin-Teufel Ihr Wohlbefinden schützt. Es ist allerdings ein Wohlbefinden, dass für Sie früher, als Nichtraucher, mal selbstverständlich war. Jetzt löst der Nikotin-Teufel ein Unwohlgefühl aus, wenn Sie sich weigern zu rauchen.

Und wie kommt man raus aus diesem Teufelskreis?

Nun, legen Sie sich doch ruhig mal an mit diesem Teufel! Haben Sie keine Angst! Zugegeben, diese Macht ist stark, und momentan ist sie in Ihren Augen monströs. Aber erstens: Sie kann Ihnen vielleicht Angst einjagen - verletzen kann sie Sie nicht! Und zweitens: Die Macht des Nikotins reicht auch zeitlich nicht sehr weit, und das ist für Sie ein ganz wichtiger Faktor.

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