Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar

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Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar
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Edgar Rice Burroughs

Tarzan

Band 5 – Der Schatz von Opar

Edgar Rice Burroughs

Tarzan

Band 5 – Der Schatz von Opar

(Tarzan and the Jewels of Opar)

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2021

Übersetzung: Tony Kellen, J. Schulze

EV: Pegasus Verlag, Wetzlar, 1952 (224 S.)

1. Auflage, ISBN 978-3-962818-10-4

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Inhaltsverzeichnis

Bel­gier und Ara­ber

Auf dem Wege nach Opar

Der Ruf des Dschun­gels

Pro­phe­zei­ung und Er­fül­lung

Der Al­tar des Feu­er­got­tes

Der Über­fall der Ara­ber

Der Edel­stein­hort von Opar

Das Ent­kom­men aus Opar

Der Dieb­stahl der Edel­stei­ne

Achmed Zek er­blickt die Ju­we­len

Tar­zan wird wie­der zum Tier

La sucht sich zu rä­chen

Der Kampf mit Feu­er, Son­nen­an­be­tern und ra­sen­dem Ele­fan­ten

Trotz Pries­ter­amt noch Weib

Der abes­si­nische Jagd­trupp

Tar­zan führt wie­der die großen Af­fen

Zehn Tra­g­las­ten Gold

Der Kampf um die Gold­bar­ren

Jane un­ter Raub­tie­ren

Jane ist wie­der Ge­fan­ge­ne

Die Flucht in den Dschun­gel

Tar­zan fin­det sein Ge­dächt­nis wie­der

Der Lö­wen­an­griff

Da­heim

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr

Jür­gen Schul­ze

Tar­zan bei Null Pa­pier

  Tar­zan – Band 1 – Tar­zan und die wei­ße Frau

  Tar­zan – Band 2 – Tar­zans Rück­kehr

  Tar­zan – Band 3 – Tar­zans Tie­re

  Tar­zan – Band 4 – Tar­zans Sohn

  Tar­zan – Band 5 – Der Schatz von Opar

  Tar­zan – Band 6 – Tar­zans Dschun­gel­ge­schich­ten

Belgier und Araber

Nur dem gu­ten Na­men, wel­chen er ent­ehr­te, hat­te es Leut­nant Al­bert Wer­per zu ver­dan­ken, dass er nicht schimpf­lich aus dem Diens­te ge­sto­ßen wur­de. Als man ihn nach dem gott­ver­las­se­nen Pos­ten am Kon­go ver­setzt hat­te, statt ihn vor ein Kriegs­ge­richt zu stel­len, wie er es ei­gent­lich ver­dient ge­habt hät­te, war er in sei­ner da­ma­li­gen, ge­knick­ten Stim­mung da­für dank­bar ge­we­sen. Aber sechs Mo­na­te der Lan­ge­wei­le in der furcht­ba­ren Ein­öde und Ver­las­sen­heit hat­ten sei­ne Ge­füh­le ge­än­dert.

Der jun­ge Mensch brü­te­te be­stän­dig über sei­nem Ge­schick. Dass er die Tage mit krank­haf­tem Be­kla­gen sei­nes Lo­ses hin­brach­te, schuf all­mäh­lich in sei­nem cha­rak­ter­schwa­chen Ge­hir­ne Hass ge­gen eben die Leu­te, wel­che ihn her­ge­sandt hat­ten, ob­gleich er ih­nen erst in­ner­lich so dank­bar ge­we­sen war, dass sie ihn vor schimpf­li­cher De­gra­die­rung ge­ret­tet hat­ten.

Er be­klag­te den Ver­lust sei­nes lus­ti­gen Brüs­se­ler Le­bens, aber nie die Ver­feh­lun­gen, wel­che ihn aus je­ner le­bens­fro­he­s­ten al­ler Groß­städ­te hin­weg­ge­ris­sen hat­ten, und mit der Zeit fass­te er so­gar einen im­mer wach­sen­den Hass ge­gen den im Kon­go an­we­sen­den Ver­tre­ter je­ner Be­hör­de, die ihn ver­bannt hat­te – ge­gen sei­nen nächs­ten Vor­ge­setz­ten, den Haupt­mann.

Be­sag­ter Of­fi­zier war ein kal­ter, schweig­sa­mer Mensch, der sei­nen un­mit­tel­ba­ren Un­ter­ge­be­nen we­nig Zu­nei­gung ein­flö­ßte, ob­gleich ihn die schwar­zen Sol­da­ten sei­nes klei­nen Kom­man­dos ver­ehr­ten, wenn auch fürch­te­ten.

Wenn die bei­den auf der Ve­ran­da ih­res ge­mein­sa­men Quar­tiers sa­ßen, stier­te Wer­per ge­wöhn­lich stun­den­lang sei­nen Vor­ge­setz­ten an, wäh­rend sie ihre Zi­ga­ret­ten rauch­ten, ohne dass ei­ner von bei­den Lust zu ha­ben schi­en, das Schwei­gen zu bre­chen.

Der sinn­lo­se Hass des Leut­nants wuchs sich end­lich zu ei­ner Art Ver­fol­gungs­wahn aus. Des Haupt­manns an­ge­bo­re­ne Schweig­sam­keit wur­de in Wer­pers Emp­fin­den zum ge­such­ten Be­stre­ben, ihn we­gen sei­ner ver­gan­ge­nen Ent­glei­sung zu de­mü­ti­gen. Er bil­de­te sich ein, dass ihn sein Vor­ge­setz­ter ver­ach­te und sta­chel­te sich selbst in­ner­lich so lan­ge auf, bis sei­ne Narr­heit ei­nes Abends plötz­lich mord­lus­tig wur­de.

Sei­ne Fin­ger such­ten den Griff des Re­vol­vers in der Hüf­ten­ta­sche, sei­ne Au­gen­brau­en zo­gen sich zu­sam­men, und schließ­lich sprang er auf und schrie:

Jetzt ha­ben Sie mich die längs­te Zeit be­lei­digt! Ich bin ein Ehren­mann und las­se mir das nicht län­ger ge­fal­len, ohne Re­chen­schaft zu for­dern! Du ver­damm­ter Kerl!!

Der Haupt­mann dreh­te sich über­rascht nach sei­nem Leut­nant um. Da er schon öf­ter Leu­te mit dem Tro­pen­kol­ler ge­se­hen hat­te – eine Ge­hirn­er­kran­kung, wel­che durch Ein­sam­keit, lan­ges Grü­beln, viel­leicht auch durch Fie­ber­an­fäl­le ent­steht – er­hob er sich, woll­te dem an­de­ren be­ru­hi­gend die Hand auf die Schul­ter le­gen und ihm güt­lich zu­re­den, aber er kam nicht mehr dazu. Wer­per leg­te die Be­we­gung sei­nes Vor­ge­setz­ten als Ver­such aus, ihn an­zu­fas­sen. Er ziel­te mit dem Re­vol­ver nach des Haupt­manns Herz und, als die­ser einen Schritt mach­te, drück­te er ab.

Ohne einen Laut von sich zu ge­ben, sank der Ge­trof­fe­ne auf die ro­hen Die­len der Ve­ran­da und mit sei­nem Fall ver­zog sich der Ne­bel, wel­cher das Ge­hirn des un­glück­li­chen Wer­per um­hüllt hat­te. Er sah, was er an­ge­rich­tet hat­te, und sah sei­ne Tat im glei­chen Lich­te, in dem sie sei­nen künf­ti­gen Rich­tern er­schei­nen muss­te.

Aus der Un­ter­kunft der Mann­schaf­ten ver­nahm er er­reg­te Rufe und hör­te, wie Leu­te auf ihn zu­rann­ten. Sie wür­den ihn er­grei­fen, und selbst wenn sie ihn nicht gleich um­brach­ten, wür­den sie ihn den Kon­go hin­un­ter­brin­gen, wo das Kriegs­ge­richt das eben­so gründ­lich, wenn auch et­was form­ge­rech­ter be­sor­gen wür­de.

Wer­per hat­te kei­ne Lust zu ster­ben. Nie hat­te er sich so nach dem Le­ben ge­sehnt als jetzt, da er das sei­ne gründ­lich ver­wirkt hat­te.

Die Leu­te ka­men ge­lau­fen. Was tun? Er sah sich nach ir­gend­ei­ner Tat­sa­che um, die sein Ver­bre­chen be­rech­tigt er­schei­nen las­sen könn­te, aber er sah nur die Lei­che des grund­los er­schos­se­nen Man­nes.

Verzwei­felt vor den her­an­na­hen­den Sol­da­ten flie­hend, rann­te er quer über das Kam­pong, das Wohn­la­ger, im­mer noch mit dem Re­vol­ver in der Hand, aber der Wacht­pos­ten am Tore rief ihn an. Wer­per hielt sich nicht mit Re­den auf, noch war­te­te er ab, ob ihm sein Dienst­grad vor­bei­hel­fen wür­de; er hob die Waf­fe und schoss den ar­men Schwar­zen nie­der. In ei­nem Au­gen­blick riss er Ge­wehr und Pa­tro­nen­gurt des ge­tö­te­ten Wacht­pos­tens an sich, stieß das Tor auf und ver­schwand in den fins­te­ren Dschun­gel.

Wer­per floh die gan­ze Nacht, wei­ter, im­mer wei­ter in das Herz der Wild­nis. Dann und wann brach­te ihn das Brül­len ei­nes Lö­wen zu ei­nem kur­z­en Lau­schen; aber er fürch­te­te die mensch­li­chen Ver­fol­ger mehr als die Raub­tie­re vor sich und mit schuss­be­reit ge­hal­te­nem Ge­wehr hetz­te er wie­der vor­wärts.

Die Däm­me­rung kam her­auf, aber im­mer noch quäl­te sich der Mann für­bass. Die Angst vor Fest­nah­me ver­scheuch­te Hun­ger und Mü­dig­keit. Er konn­te nur an Flucht den­ken. Ehe er nicht vor wei­te­rer Ver­fol­gung si­cher war, wag­te er nicht zum Ru­hen oder zum Es­sen zu ras­ten, und so stol­per­te er vor­wärts, bis er end­lich fiel und das Auf­ste­hen ver­gaß. Er wuss­te nicht, wie weit er ge­kom­men war und mach­te sich kei­ne Ge­dan­ken mehr dar­über. Eine Ohn­macht in­fol­ge äu­ßers­ter Er­schöp­fung ver­barg ihm die Er­kennt­nis, dass er am Ende sei­ner Kräf­te und sei­ner Flucht an­ge­langt sei.

 

So fand ihn der Ara­ber Achmed Zek. Achmeds Leu­te wa­ren da­für, ih­rem Erb­feind ein­fach einen Speer durch den Leib zu trei­ben, aber er hat­te an­de­re Ge­dan­ken. Er wünsch­te den Bel­gier zu be­fra­gen, und es war leich­ter, den Mann erst aus­zu­fra­gen und dann zu tö­ten als um­ge­kehrt.

Er ließ da­her den Leut­nant Al­bert Wer­per in sein ei­ge­nes Zelt brin­gen, wo sei­ne Skla­ven dem Ge­fan­ge­nen so lan­ge Palm­wein und fes­te Nah­rung in klei­nen Men­gen ein­ga­ben, bis er wie­der zu sich kam. Als er end­lich die Au­gen auf­schlug, sah er schwar­ze Ge­sich­ter um sich und einen Ara­ber im Zelt­ein­gang ste­hen, aber nir­gends war eine Uni­form sei­ner Sol­da­ten.

Der Ara­ber dreh­te sich um und trat ins Zelt, als er in die ge­öff­ne­ten Au­gen des Ge­fan­ge­nen blick­te:

Ich bin Achmed Zek, be­lehr­te er ihn. Wer bist du und was bringt dich in mein Ge­biet? Wo sind dei­ne Sol­da­ten?

Achmed Zek! Wer­per riss die Au­gen weit auf und fühl­te sei­nen Mut sin­ken. Er war in den Kral­len des be­rüch­tig­ten Ban­di­ten, wel­cher alle Eu­ro­pä­er und be­son­ders sol­che in bel­gi­scher Uni­form hass­te. Seit Jah­ren führ­te die Mi­li­tär­macht von Bel­gisch-Kon­go einen er­folg­lo­sen Krieg ge­gen die­sen Mann und sei­ne Spieß­ge­sel­len, einen Krieg, in wel­chem von kei­ner Sei­te Par­don ge­ge­ben oder auch nur um Gna­de ge­be­ten wur­de.

Und doch, ge­ra­de in dem Hass die­ses Man­nes ge­gen al­les, was bel­gisch war, er­blick­te Wer­per für sich einen Hoff­nungs­schim­mer. Auch er war ja ein Aus­ge­sto­ße­ner, ein Ver­bre­cher. In­so­weit we­nigs­tens hat­ten sie ge­mein­sa­me In­ter­es­sen, und Wer­per war so­fort ent­schlos­sen, die­se Tat­sa­che bis zum Äu­ßers­ten aus­zunüt­zen.

Ich habe von dir ge­hört, er­wi­der­te er, und ich such­te nach dir. Mei­ne Lands­leu­te ha­ben sich wi­der mich ge­kehrt. Ich has­se sie. Eben jetzt su­chen ihre Sol­da­ten nach mir, um mich zu tö­ten. Ich weiß, dass du mich vor ih­nen schüt­zen wirst, denn auch du has­sest sie. Ich bin ein tüch­ti­ger Sol­dat, ich weiß zu kämp­fen und dei­ne Fein­de sei­en mei­ne Fein­de!

Achmed Zek be­trach­te­te schwei­gend den Eu­ro­pä­er. Er über­leg­te hin und her und war im In­ne­ren, über­zeugt, dass die­ser Ungläu­bi­ge log. Im­mer­hin war es mög­lich, dass er doch nicht log, und wenn er wirk­lich die Wahr­heit ge­spro­chen hat­te, war sein Vor­schlag wohl der Be­trach­tung wert, denn streit­ba­re Män­ner konn­te man nie ge­nug be­kom­men, be­son­ders nicht Wei­ße mit der Schu­lung und Er­fah­rung, wel­che ein eu­ro­päi­scher Of­fi­zier in mi­li­tä­ri­scher Be­zie­hung not­wen­dig be­sitzt.

Achmed Zek mach­te ein fins­te­res Ge­sicht, und Wer­per be­kam es be­reits mit der Angst zu tun. Aber er kann­te eben Achmed Zek nicht, der im­mer da, wo an­de­re Leu­te lä­chel­ten, fins­ter blick­te und da lä­chel­te, wo an­de­re mit Bli­cken droh­ten.

Wenn du mich be­lo­gen hast, sag­te er, kann ich dich je­der­zeit tö­ten. Wel­chen wei­te­ren Lohn au­ßer dei­nem Le­ben ver­langst du für dei­ne Diens­te?

Vo­rerst nur dei­nen Schutz, er­wi­der­te Wer­per. Spä­ter, wenn ich dir mehr wert bin, kön­nen wir wie­der dar­über re­den. Wer­per hat­te ja im Au­gen­blick nur den Wunsch, sein Le­ben zu ret­ten. So ei­nig­ten sie sich zu­nächst, und Leut­nant Al­bert Wer­per ward Mit­glied ei­ner Ban­de von El­fen­bein- und Skla­ven­jä­gern un­ter dem be­rüch­tig­ten Achmed Zek.

Mo­na­te ritt der ab­trün­ni­ge Bel­gier mit den wil­den Ker­len. Er focht mit wil­der Hin­ga­be. Achmed Zek über­wach­te sei­nen Re­kru­ten mit Ad­lerau­gen und sich stei­gern­der Ge­nug­tu­ung, die schließ­lich in hö­he­rem Ver­trau­en zum Aus­druck kam und da­hin führ­te, dass Wer­per grö­ße­re Hand­lungs­frei­heit be­kam.

Achmed Zek zog den Bel­gier in ho­hem Maße in sein Ver­trau­en und ent­hüll­te ihm end­lich einen lan­ge ge­heg­ten Lieb­lings­plan, zu des­sen Aus­füh­rung sich aber nie eine Ge­le­gen­heit ge­bo­ten hat­te. Mit Hil­fe ei­nes Wei­ßen wür­de sich die Sa­che in­des­sen leicht er­mög­li­chen las­sen. Nun fühl­te er bei Wer­per vor:

Hast du von ei­nem Man­ne ge­hört, den die Leu­te Tar­zan nen­nen? frag­te er.

Wer­per nick­te. Ich hör­te von ihm, aber ich ken­ne ihn nicht.

Wenn er nicht wäre, be­gann der Ara­ber wie­der, könn­ten wir un­ser »Ge­schäft« in Si­cher­heit und mit ho­hem Ge­winn be­trei­ben. Aber er be­kämpft uns seit Jah­ren, ver­treibt uns aus den bes­ten Land­stri­chen, be­un­ru­higt uns und be­waff­net die Ein­ge­bo­re­nen, da­mit sie uns zu­rück­schla­gen kön­nen, wenn wir in un­se­ren »Ge­schäf­ten« kom­men. Nun ist er sehr reich. Könn­ten wir ihn da­her ir­gend­wie zwin­gen, uns vie­le Gold­stücke zu zah­len, so wür­den wir uns nicht al­lein an ihm rä­chen, wir wür­den uns auch an ihm für al­les das be­zahlt ma­chen, was wir an den Schwar­zen un­ter sei­nem Schut­ze nicht ver­die­nen konn­ten.

Wer­per nahm eine Zi­ga­ret­te aus sei­ner bril­lan­ten­ge­schmück­ten Dose und zün­de­te sie an.

Hast du einen Plan, der ihn zum Zah­len bringt? frag­te er. Er hat ein Weib, er­wi­der­te Achmed Zek. Die Leu­te sa­gen, sie sei sehr schön. Wei­ter dro­ben im Nor­den wür­de sie uns ein schö­nes Stück Geld brin­gen, falls es zu schwie­rig ist, von die­sem Tar­zan Lö­se­geld zu er­hal­ten.

Wer­per ließ ge­dan­ken­voll den Kopf sin­ken, wäh­rend Achmed Zek vor ihm stand und auf sei­ne Ent­geg­nung war­te­te. Das Gute, wel­ches noch in Al­bert Wer­per ge­blie­ben war, em­pör­te sich bei dem Ge­dan­ken, eine wei­ße Frau in die Skla­ve­rei und Ent­wür­di­gung ei­nes mos­le­mi­ti­schen Ha­rems zu ver­scha­chern. Aber als er auf­sah und in die zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Au­gen des Ara­bers blick­te, da wuss­te er, dass der an­de­re sei­ne Ab­nei­gung ge­gen die­sen Plan her­aus­fühl­te. Was hat­te er, Wer­per, da­von, wenn er sich wei­ger­te? Sein Le­ben hat­te die­ser Halb­wil­de in der Hand, dem stand das Le­ben ei­nes Ungläu­bi­gen kaum so hoch wie das ei­nes Hun­des. Und Wer­per hing am Le­ben. Was galt ihm über­haupt die­ses Weib! Als Wei­ße war sie zwei­fel­los ein Mit­glied der zi­vi­li­sier­ten Ge­sell­schaft, er aber war ein Aus­ge­sto­ße­ner. Je­des Wei­ßen Hand war ge­gen ihn er­ho­ben. Sie war also sei­ne na­tür­li­che Fein­din. Wenn er sich wei­ger­te, die Hand zu ih­rer Ent­füh­rung zu bie­ten, wür­de ihn Achmed Zek ein­fach tö­ten las­sen.

Du zö­gerst, mur­mel­te der Ara­ber.

Ich er­wog nur die Wahr­schein­lich­keit ei­nes Er­fol­ges, log Wer­per. Und mei­ne Be­loh­nung? Ich als Eu­ro­pä­er kann leicht Zu­tritt zu ih­rem Heim fin­den und Ein­blick in ihre Le­bens­ge­wohn­hei­ten be­kom­men. Du hast kei­nen an­de­ren, der so viel tun kann. Aber das Wa­g­nis ist groß. Ich müss­te also gut be­zahlt wer­den, Achmed Zek!

Ein be­ru­hig­tes Lä­cheln glitt über das Ge­sicht des Räu­bers.

Wohl ge­spro­chen, Wer­per, sag­te Achmed Zek und klopf­te sei­nem Leut­nant auf die Schul­ter. Du ver­dienst gute Be­zah­lung und du sollst sie ha­ben. Komm, las­se uns zu­sam­men einen Plan ent­wer­fen, wie wir das Un­ter­neh­men am bes­ten durch­füh­ren.

Die gan­ze Nacht hock­ten die zwei Män­ner mit­ein­an­der in lei­ser Un­ter­hal­tung in Achmeds ver­schos­se­nem, einst so präch­ti­gem Sei­den­zelt. Sie wa­ren bei­de groß und bär­tig, und Son­ne und Wind hat­ten dem Ge­sicht des Eu­ro­pä­ers ein fast ara­bi­sches Aus­se­hen ver­lie­hen. Da die­ser au­ßer­dem bis ins kleins­te in der Be­klei­dung die Tracht sei­nes Füh­rers nach­ahm­te, war er äu­ßer­lich ein eben­so ech­ter Ara­ber wie der an­de­re. Als er sich end­lich er­hob, um in sein Zelt zu ge­hen, war es spät ge­wor­den.

Wer­per sah den gan­zen fol­gen­den Tag sei­ne alte bel­gi­sche Uni­form nach und ent­fern­te jede Klei­nig­keit an ihr, wel­che die frü­he­re mi­li­tä­ri­sche Be­stim­mung hät­te ver­ra­ten kön­nen.

Achmed Zek sei­ner­seits such­te un­ter ei­nem kun­ter­bun­ten Hau­fen von Beu­te einen Kork­helm und einen eu­ro­päi­schen Sat­tel her­aus. Dann stell­te er aus ei­ni­gen sei­ner schwar­zen Skla­ven und Ge­folgs­man­nen eine Ab­tei­lung von Trä­gern, Asa­kern und Die­nern auf, so­dass sie eine be­schei­de­ne Sa­fa­ri wie für einen Jagd­zug auf schwe­res Hoch­wild bil­de­te. An der Spit­ze die­ser Jagd­trup­pe brach Wer­per aus dem La­ger auf.

Auf dem Wege nach Opar

Zwei Wo­chen spä­ter, als er ge­ra­de auf dem Heim­ritt von ei­ner Be­sich­ti­gungs­rei­se über sei­ne weit­läu­fi­gen afri­ka­ni­schen Be­sit­zun­gen war, er­blick­te John Clay­ton, Lord Grey­sto­ke, die Spit­ze ei­ner Ka­ra­wa­ne, wel­che die Ebe­ne über­schritt, die zwi­schen sei­nem Bun­ga­low, sei­ner Dschun­gel­be­hau­sung, und dem Wal­de im Nor­den und Wes­ten lag.

Er zü­gel­te sein Pferd und be­wach­te die klei­ne Trup­pe bei ih­rem Auftau­chen aus ei­nem sie ver­ber­gen­den Stück Tief­land. Als sei­ne schar­fen Au­gen die Son­ne auf dem wei­ßen Helm ei­nes Rei­ters leuch­ten sa­hen, war er über­zeugt, dass ein wan­dern­der eu­ro­päi­scher Jä­ger sei­ne Gast­freund­schaft su­che, und lenk­te lang­sam sein Reit­tier dort­hin, um den An­kömm­ling zu be­grü­ßen.

Eine hal­be Stun­de dar­auf stieg er die Stu­fen zur Ve­ran­da sei­nes Bun­ga­lows hin­an und stell­te der Lady Grey­sto­ke einen Mon­sieur Ju­les Fre­coult vor.

Ich habe mich voll­stän­dig ver­irrt, er­zähl­te M. Fre­coult. Der Häupt­ling mei­ner Trä­ger war noch nie in die­sem Land­strich und die Füh­rer, wel­che mich vom letz­ten Dor­fe her be­glei­ten soll­ten, wuss­ten noch we­ni­ger von der Ge­gend als wir selbst. Vor zwei Ta­gen sind sie mir schließ­lich weg­ge­lau­fen und ich bin froh, dass die Vor­se­hung Sie zu mei­ner Hil­fe hin­ge­führt hat. Ich weiß wirk­lich nicht, was ich hät­te an­fan­gen sol­len, wenn ich Sie nicht ge­fun­den hät­te.

Es wur­de nun aus­ge­macht, dass Fre­coult und sei­ne Leu­te ei­ni­ge Tage blei­ben soll­ten, bis sie sich völ­lig aus­ge­ruht hät­ten, dann woll­te Lord Grey­sto­ke ih­nen Füh­rer be­sor­gen und sie si­cher bis in eine Ge­gend brin­gen las­sen, in der sich Fre­coults Häupt­ling wie­der aus­kann­te.

In sei­ner Ver­klei­dung als Fran­zo­se aus gu­ten Krei­sen, der sei­nem Ver­gnü­gen leb­te, fand es Wer­per leicht, sei­nen Wirt zu täu­schen und sich bei Tar­zan und sei­ner Frau be­liebt zu ma­chen. Aber je län­ger er blieb, de­sto we­ni­ger Hoff­nung mach­te er sich auf eine leich­te Durch­füh­rung sei­nes Pla­nes.

Al­lein ritt Lady Grey­sto­ke nie­mals weit vom Bun­ga­low fort und die wil­de Er­ge­ben­heit der trot­zi­gen Wa­zi­ri­krie­ger, wel­che einen großen Teil von Tar­zans Ge­fol­ge bil­de­ten, mach­te schon den Ver­such ei­ner ge­walt­sa­men Ent­füh­rung un­mög­lich. An et­wai­ge Be­ste­chung der Wa­zi­ri war gar nicht zu den­ken.

Eine Wo­che ver­ging, und Wer­per sah sich nach ei­ge­nem Ein­ge­ständ­nis sei­nem Zie­le nicht nä­her als bei der An­kunft. Aber zu die­sem Zeit­punk­te gab ihm ein Vor­fall er­neu­te Hoff­nung und ließ ihn so­gar an noch grö­ße­ren Ge­winn als nur an das Lö­se­geld für die Frau den­ken.

Ein Bote mit der wö­chent­lich an­kom­men­den Post traf im Bun­ga­low ein, und Lord Grey­sto­ke ver­brach­te den Nach­mit­tag in sei­nem Ar­beits­zim­mer mit Le­sen und Brief­schrei­ben. Beim Abendes­sen schi­en er zer­streut und zog sich früh­zei­tig mit ei­ner Ent­schul­di­gung zu­rück. Lady Grey­sto­ke folg­te ihm bald nach.

Wer­per saß auf der Ve­ran­da al­lein und konn­te an ih­ren Stim­men hö­ren, dass sie in er­reg­ter Dis­kus­si­on wa­ren. Er dach­te sich, dass et­was Au­ßer­ge­wöhn­li­ches los sei, des­halb er­hob er sich und schlich im Schat­ten der üp­pig das Bun­ga­low um­wu­chern­den Sträu­cher un­ter das Schlaf­zim­mer­fens­ter sei­ner Gast­ge­ber.

Er lausch­te nicht ohne Er­folg, denn schon die ers­ten er­hasch­ten Wor­te füll­ten ihn mit Er­re­gung. Als Wer­per in Hör­wei­te kam, war ge­ra­de Lady Grey­sto­ke am Spre­chen:

Ich hat­te im­mer mei­ne Be­den­ken hin­sicht­lich der Zu­ver­läs­sig­keit je­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft, hör­te er sie sa­gen, aber ich kann mir nicht vor­stel­len, dass sie mit ei­ner solch enor­men Schuld in Kon­kurs ge­ra­ten sein soll! – es müss­te denn ge­ra­de sein, dass un­sau­be­re Ma­chen­schaf­ten vor­lie­gen.

 

Das ver­mu­te ich auch, er­wi­der­te Tar­zan, aber wie die Sa­che auch sein mag, Tat­sa­che ist, dass ich all mein Geld ver­lo­ren habe, und es bleibt mir nichts wei­ter üb­rig, als nach Opar zu ge­hen und neu­es zu ho­len. Oh, John! rief Lady Grey­sto­ke, und Wer­per merk­te an ih­rer Stim­me, wie sie schau­der­te, gibt es kei­nen an­de­ren Weg? Ich kann den Ge­dan­ken nicht er­tra­gen, dass du noch ein­mal nach je­ner schreck­li­chen Stadt willst. Lie­ber möch­te ich in Ar­mut wei­ter­le­ben, als dass du dich in die grau­en­vol­len Ge­fah­ren von Opar wagst.

Du brauchst kei­ne Angst zu ha­ben, er­wi­der­te Tar­zan la­chend. Ich kann ganz gut auf mich auf­pas­sen, und selbst wenn ich es nicht könn­te, habe ich im­mer noch die Beglei­tung mei­ner Wa­zi­ri, die mich schon vor Un­fäl­len schüt­zen wür­den.

Sie lie­fen aber schon ein­mal in Opar weg und über­lie­ßen dich dei­nem Schick­sal, er­in­ner­te sie ihn.

Das wer­den sie nicht wie­der tun, ent­geg­ne­te er. Sie schäm­ten sich sehr vor sich selbst und wa­ren schon wie­der auf dem Rück­weg zu mir, als ich sie traf. Aber es muss doch auch einen an­de­ren Weg ge­ben, be­harr­te die Frau in ihr.

Kein an­de­rer Weg ist auch nur halb so leicht, ein neu­es Ver­mö­gen zu er­lan­gen, als der zu den Schatz­kam­mern von Opar, ant­wor­te­te er. Ich wer­de sehr vor­sich­tig sein, Jane, und wahr­schein­lich wer­den die Be­woh­ner von Opar es nie ge­wahr wer­den, dass ich wie­der dort war, um ih­nen noch einen Teil ih­rer Schät­ze zu ent­füh­ren, von de­ren Vor­han­den­sein wie von de­ren Wert sie gleich we­nig ah­nen.

Das End­gül­ti­ge in sei­nem Tone schi­en Lady Grey­sto­ke zu über­zeu­gen, dass wei­te­re Er­ör­te­run­gen nutz­los sei­en, denn sie ver­lie­ßen die­sen Ge­sprächs­ge­gen­stand. Wer­per lausch­te noch kur­ze Zeit wei­ter. Da er aber si­cher war, al­les Nö­ti­ge ge­hört zu ha­ben und Ent­de­ckung fürch­te­te, kehr­te er zur Ve­ran­da zu­rück, rauch­te noch eine große An­zahl Zi­ga­ret­ten hin­ter­ein­an­der weg und ging dann zur Ruhe.

Am nächs­ten Mor­gen sprach Wer­per beim Früh­stück die Ab­sicht aus, nun­mehr bald wie­der auf­zu­bre­chen und er­bat Tar­zans Er­laub­nis zur Jagd auf Groß­wild wäh­rend sei­nes We­ges durch das Wa­zi­ri­land, eine Er­laub­nis, die Lord Grey­sto­ke be­reit­wil­lig er­teil­te.

Der Bel­gier ver­brach­te zwei vol­le Tage mit nö­ti­gen Vor­be­rei­tun­gen, aber end­lich rück­te er mit sei­ner Sa­fa­ri ab. Ein von Lord Grey­sto­ke ge­lie­he­ner Füh­rer be­glei­te­te ihn. Die Trup­pe hat­te erst einen ein­zi­gen kur­z­en Ta­ges­marsch hin­ter sich, als sich Wer­per krank stell­te und er­klär­te, er wol­le blei­ben, wo er sei, bis er sich wie­der völ­lig er­holt hät­te. Da sie noch nicht weit vom Bun­ga­low der Grey­sto­kes ent­fernt wa­ren, entließ Wer­per den Wa­zi­ri­füh­rer mit der Er­klä­rung, er wer­de ihn ho­len las­sen, wenn er wie­der im­stan­de sei, wei­ter­zu­zie­hen.

Als der Wa­zi­ri ge­gan­gen war, rief der Bel­gier einen von Achmed Zeks schwar­zen Ver­trau­ten in sein Zelt und ent­sand­te ihn, um auf­zu­pas­sen, wann Tar­zan auf­bre­che. Dann soll­te er Wer­per da­von Nach­richt ge­ben und die von dem Eng­län­der ein­ge­schla­ge­ne Rich­tung an­zei­gen.

Der Bel­gier brauch­te nicht lan­ge zu war­ten, denn schon am nächs­ten Tage kam sein Spi­on mit der Kun­de, dass Tar­zan mit ei­nem Trupp von fünf­zig Wa­zi­ri­krie­gern früh am Mor­gen in süd­öst­li­cher Rich­tung aus­ge­zo­gen sei. Wer­per schrieb einen lan­gen Brief an Achmed Zek, rief sei­nen Sa­fa­ri­füh­rer zu sich und gab ihm das Schrei­ben.

Schi­cke so­fort einen Läu­fer mit die­sem zu Achmed Zek, be­fahl er dem Man­ne. Du war­test hier im La­ger auf wei­te­re An­wei­sun­gen von ihm oder mir. Soll­te je­mand aus dem Bun­ga­low des Eng­län­ders hier­her­kom­men, so sage, ich lie­ge schwer­krank in mei­nem Zel­te und kön­ne nie­mand vor­las­sen. Jetzt gib nur noch sechs Trä­ger und sechs Asa­ker – die kräf­tigs­ten und mu­tigs­ten der Ka­ra­wa­ne – denn ich will selbst hin­ter dem Eng­län­der her und se­hen, wo sein Gold ver­bor­gen ist.

So kam es, dass Tar­zan, nackt bis auf das Len­den­tuch und in der pri­mi­ti­ven Be­waff­nung, die ihm am liebs­ten war, sei­ne er­ge­be­nen Wa­zi­ri nach der to­ten Stadt Opar führ­te, wäh­rend der ab­trün­ni­ge Wer­per sei­ner Spur den gan­zen glü­hend­hei­ßen Tag folg­te und nachts dicht hin­ter ihm la­ger­te.

Und wäh­rend sie so wei­ter­zo­gen, ritt Achmed Zek mit sei­ner gan­zen Ban­de nach Sü­den auf die Grey­sto­ke-Farm zu.

*

Für den Af­fentar­zan war die­ses Un­ter­neh­men eine Art Sonn­tags­aus­flug. Sei­ne Zi­vi­li­sie­rung war bes­ten­falls ein Fir­nis, den er froh ge­nug war, mit­samt sei­nen un­be­que­men eu­ro­päi­schen Klei­dern ab­strei­fen zu kön­nen, so­bald sich nur ir­gend­ein ver­nünf­ti­ger Vor­wand dazu fand. Nur ei­nes Wei­bes Lie­be hielt Tar­zan an einen An­schein von Zi­vi­li­sa­ti­on ge­fes­selt, weil bes­se­res Ver­traut­wer­den mit der so­ge­nann­ten Kul­tur ihn ge­lehrt hat­te, sie zu ver­ach­ten. Er hass­te ihre Lüge und Heu­che­lei, denn mit der kla­ren Ein­sicht ei­nes un­be­fleck­ten Geis­tes hat­te er den fau­len Kern in de­ren Her­zen er­kannt – die fei­ge Sucht nach Frie­den, nach Be­hag­lich­keit und nach Si­cher­stel­lung des Be­sit­zes. Er leug­ne­te hart­nä­ckig, dass die ed­len Sei­ten des Le­bens – Kunst, Mu­sik, Li­te­ra­tur – auf solch ent­wer­te­tem Ge­dan­ken­bo­den ent­spros­sen sein soll­ten und be­haup­te­te lie­ber, sie hät­ten sich trotz der Zi­vi­li­sa­ti­on er­hal­ten. Zeigt mir doch den fet­ten, wohl­ha­ben­den Feig­ling, pfleg­te er zu sa­gen, wel­cher je ein ho­hes Ide­al ge­schaf­fen hat! Im Klir­ren der Waf­fen, im Kampf um das Da­sein, un­ter Hun­ger, Tod und Ge­fahr, im An­ge­sicht Got­tes, wie es sich in der schreck­volls­ten Ent­fes­se­lung der Na­tur­kräf­te zeigt, da wird all das ge­bo­ren, was edel und gut ist im mensch­li­chen Herz und Ge­müt.

Da­rum kam Tar­zan im­mer wie­der zur Na­tur zu­rück, wie ein treu­er Lieb­ha­ber sich nach lan­ger Haft hin­ter Ker­ker­mau­ern wie­der zum lan­ge ver­zö­ger­ten Stell­dich­ein ein­fin­det. Im in­ners­ten Mark wa­ren sei­ne Wa­zi­ri zi­vi­li­sier­ter als er. Sie koch­ten ihr Fleisch, ehe sie es aßen, und sie ver­ab­scheu­ten vie­le Nah­rungs­mit­tel als un­rein, die Tar­zan sein Le­ben lang mit Ge­nuss ver­zehrt hat­te, und so wirk­sam ist das Gift der Heu­che­lei, dass selbst der trot­zi­ge Af­fen­mensch sich scheu­te, vor ih­nen sei­nen na­tür­li­chen Emp­fin­dun­gen nach­zu­ge­ben. So aß er ge­bra­te­nes Fleisch, ob­gleich er es lie­ber roh und un­ver­dor­ben ge­nos­sen hät­te und er brach­te sei­ne Jagd­beu­te mit Pfeil und Speer zur Stre­cke, wäh­rend er doch viel lie­ber aus der Lau­er dar­auf ge­sprun­gen wäre, um ihr die Zäh­ne in die Hals­adern zu schla­gen. Aber der Trieb, wel­chen er als Kind mit der Milch sei­ner wil­den Nähr­mut­ter ein­ge­so­gen hat­te, wur­de zu­letzt doch un­über­wind­lich – er muss­te das war­me Blut ei­ner fri­schen Beu­te ha­ben und sei­ne Mus­keln sehn­ten sich da­nach, in je­nem Kampf um das Da­sein ge­gen das wil­de Dschun­gel­le­ben ein­ge­setzt zu wer­den, wie es wäh­rend der ers­ten zwan­zig Jah­re sei­nes Le­bens sein ein­zi­ges Ge­burts­recht ge­we­sen war.