Die Kraft der Motivation

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1.1.3 Spitzensportler sind glücklich

Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der Ausführung die Kunst.

Marie von Ebner-Eschenbach

Aus dem Buddhismus ist folgende Geschichte überliefert. Zum alten Meister kamen ein paar Suchende, um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, wie der Meister es schaffe, glücklich und zufrieden zu sein. Gern wären sie auch so glücklich wie er. Der Meister stand auf, blickte in die Runde der Fragenden und erklärte mit kräftiger Stimme: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich, und wenn ich esse, dann esse ich.“ Die Fragenden schauten irritiert in die Runde, bis einer den Mut hatte zu antworten: „Meister, was du sagst, tun wir doch auch. Wir schlafen, essen und gehen. Doch glücklich sind wir nicht. Was also ist das wirkliche Geheimnis?“ Der Meister blieb bei seiner Antwort: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich, und wenn ich esse, dann esse ich.“ Als der Meister bemerkte, dass die Fragenden mit dieser Antwort wieder nichts anfangen konnten, sagte er: „Sicher liegt auch ihr, und ihr geht auch, und ihr esst. Aber während ihr liegt, denkt ihr schon ans Aufstehen. Während ihr aufsteht, überlegt ihr, wohin ihr geht, und während ihr geht, fragt ihr euch, was ihr essen werdet. So sind eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo ihr gerade seid. Das Leben findet immer nur im Jetzt statt. Lasst euch auf diesen Augenblick ganz ein, und ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.“

Sportler leben im Hier und Jetzt. Sie sind glücklich, weil sie das tun, was sie wirklich aus tiefster Überzeugung auch tun möchten. In meinen Einzelcoachings habe ich noch nie erlebt, dass mich ein Sportler bat, ihn zu motivieren. Das ist ein zentraler Unterschied zu Angestellten. Sie suchen nach Mitteln und Wegen, wie sie sich motivieren können. Niemand, auch ich nicht, kann einen Menschen motivieren, wenn die innere Bereitschaft dafür nicht vorhanden ist. Sportler brauchen keine Motivation. Sie leben Motivation, indem sie ganz genau wissen, was sie wollen. Sie suchen das Gespräch mit mir, weil sie von mir Techniken vermittelt bekommen wollen, wie sie ihre Ziele noch schneller erreichen können. Erkennen Sie den Unterschied? Wer nicht motiviert ist, hat auch keine Ziele. Es würde also nichts bringen, jemanden zu motivieren, wenn er noch nicht einmal selbst weiß, welches Ziel ihm wichtig ist.

Wer nicht weiß wohin er will, darf sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt!

Mark Twain

„Eigene Wege entstehen erst beim Gehen“, sang Herbert Grönemeyer. Kafka fand das schon früher heraus: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ In der Tat hat Motivation etwas mit Bewegung zu tun, dieser Begriff kommt nämlich aus dem Lateinischen und heißt übersetzt Bewegung. Was Bewegung tatsächlich bedeutet, erleben wir jeden Tag. Noch vor hundert Jahren glaubte kein Mensch, dass eine Maschine fliegen kann, die schwerer als Luft ist. Heute heben Tausende von Flugzeugen mit mehreren hundert Tonnen Startgewicht ab, um immer mehr Menschen zu immer mehr Metropolen dieser Welt zu fliegen. Fliegen ist heute wie Bus fahren. Der Flugzeughersteller Airbus baut inzwischen das größte Passagierflugzeug der Welt. Je nach Ausstattung können damit gleichzeitig mehr als 800 Passagiere rund um die Welt geflogen werden.

Alles ist möglich! Das sagte sich auch Cliff Young, der 1982 den sogenannten Ultramarathon gewann. Dieser Wettkampf wird in Australienausgetragen, die Teilnehmer laufen dabei von Melbourne nach Sydney, also rund 2.000 Meilen. Um dieses ehrgeizige Ziel (in nur zehn Tagen!) zu schaffen, laufen sie getreu der alten VW-Käfer-Werbung: Er läuft und läuft und läuft.

Sportveranstaltungen dieser Art sind immer für Überraschungen gut, so eben auch im Jahre 1982. Vor dem Start stellten sich die Teilnehmer in Reih und Glied auf, um den Auftakt dieses Spektakels in einem Bild festzuhalten. Alle Athleten traten im sportlichen, auf das Klima abgestimmten Outfit an, bis auf einen älteren Herrn: Cliff Young, ein Schaffarmer, der sich anschickte mitzulaufen. Allerdings nicht im normalen Sportdress, sondern in Uniform und schweren Springerstiefeln. Die Reporter baten ihn, aus dem Bild zu gehen, weil sie nur die Teilnehmer fotografieren wollten. Doch er blieb stehen und erklärte den verwunderten Zuschauern, dass er dazugehöre. Er wolle mitlaufen. Jedes Jahr habe er die Athleten beobachtet, weil die Route an seiner Farm vorbeiführt. Jetzt, mit 61 Jahren, wolle er die große Herausforderung annehmen und es ebenfalls probieren. Vom Zuschauer zum Teilnehmer mit festen Gewinnabsichten, das war seine Motivation. Die Organisatoren entschieden sich, ihn mitlaufen zu lassen. Schon kurz nach dem Startschuss löste sich das Feld auf. Erwartungsgemäß blieb der Farmer deutlich zurück. Die anderen Läufer waren bereits außer Sichtweite, und der Stadionsprecher hatte für den ehrgeizigen Mann nur Hohn und Spott übrig: „Hier sehen Sie den Traum eines alten Mannes, der vermutlich seine Mitläufer das letzte Mal gesehen hat.“

Der Abstand vergrößerte sich, und am Ende des ersten Tages lag der Farmer etliche Meilen zurück. Nun ließen sich die Athleten im Camp nieder. Ihre Teams versorgten sie mit Essen, Trinken und Massagen. Danach legten sie sich für fünf Stunden schlafen. Als die Läufer am nächsten Morgen aufbrachen, stellten sie erstaunt fest, dass Cliff Young vor ihnen lag. Der Mann war die gesamte Nacht durchgelaufen, ohne eine Pause einzulegen! Doch statt einer Würdigung dieser Leistung überschlugen sie sich mit bissigen Kommentaren: „So etwas Verrücktes kann nicht gut gehen, der wird bald schlapp machen.“

Der Abstand der Läufer zu Cliff Young schmolz erwartungsgemäß, das Feld rückte auf. Doch schon am nächsten Tag lagen sie alle wieder deutlich hinter ihm. Durch Massage und Schlaf verloren sie mehr als sechs Stunden. Cliff Young reichte eine Stunde Kurzschlaf und er lief weiter. Tatsächlich erfüllte sich die Prophezeiung des Stadionsprechers:

„... der vermutlich seine Mitläufer das letzte Mal gesehen hat.“ Aber im umgekehrten Sinne. Cliff Young gewann den Ultramarathon mit einem sagenhaften Vorsprung von eineinhalb Tagen!

Die Profis glaubten zu wissen, dass sie diese Herausforderung nur meistern konnten, wenn sie sich einem bestimmten Ritual unterwarfen. Dazu gehörten eine Stunde Massage und fünf Stunden Schlaf. Der Farmer aus Australien wusste davon nichts. Er wusste nur, dass er laufen musste, um ans Ziel zu kommen, und genau das tat er.

Das Beispiel zeigt, dass die Begrenzung einzig in unserer Vorstellung liegt. Wer ein klares Ziel vor Augen hat und selbiges mit Leidenschaft, Begeisterung und Liebe in Angriff nimmt, ist so gut wie am Ziel. Niemand kann einen solchen Menschen aufhalten. Außer er selbst.

Ist alles möglich? Alles ist möglich!

Flugzeuge fliegen, weil es Menschen gegeben hat, die davon überzeugt waren, Maschinen entwickeln zu können, die, obwohl schwerer als Luft, fliegen können. Sie haben mit Sicherheit eine Vorstellung davon, wie die Umwelt auf diese Ankündigung einst reagierte. An Spott und Häme herrschte kein Mangel. Die Protagonisten ließen sich davon nicht unterkriegen. Sie wussten, was sie taten, denn schließlich hatten sie den entscheidenden Wettkampf ihres Lebens eindrucksvoll gewonnen. Wer also sollte sie noch daran hindern, eine Maschine in die Luft zu bringen? Auch Sie, verehrte Leser, haben den wichtigsten Wettbewerb Ihres Lebens bereits hinter sich und natürlich eindrucksvoll gewonnen. Sie haben Millionen andere Teilnehmer dieses Wettbewerbs hinter sich gelassen. Herzlichen Glückwunsch. Nun gut, das Datum dieses einzigartigen Tages liegt schon etwas länger zurück, genau genommen neun Monate vor Ihrer Geburt. Als eine Samenzelle von Millionen machten Sie sich auf den Weg, die kostbare Eizelle zu erreichen. Sie haben es geschafft! Das ist eine großartige Leistung. Als schnellste Samenzelle erreichten Sie das Ziel, das um ein Vielfaches kleiner ist als eine Nadelspitze. Und Sie? Nun, Sie waren in diesem Augenblick die Größte, obwohl Sie so klein waren, dass es eines starken Mikroskops bedurft hätte, um Sie überhaupt sehen zu können.

Die Welt ist voller Gewinner. Während das Gros der Menschen sich eher als Verlierer sieht, sind die, die ihre Einzigartigkeit erkannt haben, erfolgreich. So wie z. B. die Gebrüder Wright, die als Erste mit einer von Menschenhand gebauten Maschine vom Boden abhoben. Ihr erster Flug dauerte nur zwölf Sekunden, dann war alles vorbei. Diese zwölf Sekunden reichten aus, den Wrights einen weiteren Motivationsschub zu verpassen, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Stellen Sie sich einmal vor, die beiden hätten anders reagiert, sich wegen ihres Misserfolges gegrämt und das Projekt aufgegeben, weil sie nur zwölf Sekunden und nicht länger in der Luft waren. Aber sie reagierten richtig, investierten ihre gesamte Kraft in ihr Projekt. Millionen Menschen sind ihnen dafür heute dankbar.

Heute weiß jeder Pilot, wie er sein Flugzeug steuern muss, damit es zum einen sicher abhebt und zum anderen in der Luft bleibt. Sobald er den Schub wegnimmt, droht ein Absturz. Kein Pilot würde auf die Idee kommen, das Flugzeug zur Startbahn zu steuern und dann den Gashebel auf halbe Kraft zu stellen. Jedes Kind weiß, dass dieses Flugzeug nicht abheben wird, weil es mit halber Kraft nicht abheben kann. Es braucht die volle Kraft, den ganzen Schub, um den Boden zu verlassen. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig der richtige Schub ist. Ohne Schub keine Bewegung, ohne Bewegung kein Fortschritt. So verhält es sich mit allem. Auch wenn ich uns Menschen nicht mit einem Flugzeug vergleichen möchte, aber auch wir brauchen den richtigen Schub, um zu starten. Das allein reicht natürlich bei weitem nicht aus. Wir müssen auch oben bleiben. Wir müssen auch auf der Höhe unseres Erfolges volle Leistung bringen, den Gashebel immer auf volle Power stellen.

 

Ich möchte Sie an dieser Stelle fragen, ob Sie meinen bisherigen Ausführungen folgen konnten und ob Sie die Dinge ähnlich sehen. Wie fühlen Sie sich, wenn ich Ihnen etwas von Schub erzähle und Sie gleichzeitig auffordere, Gas zu geben, um endlich abzuheben? Nehmen Sie diese Empfehlung an oder haben Sie eher das Gefühl, ich würde Ihnen etwas befehlen? Das wäre schlecht. Viele Menschen hassen nichts mehr als Anordnungen und Befehle. Das ist eng mit unserer Entwicklung verbunden. Die Eltern befehlen, in der Schule wird uns befohlen, am Arbeitsplatz gibt es Vorgesetzte, die uns Befehle erteilen. Ob wir wollen oder nicht, wir sind den ganzen Tag irgendwelchen Befehlen ausgesetzt. Der Staat ordnet an, die Behörden ordnen etwas an, und schlussendlich ordnet auch der Partner an, was wir zu tun haben. Den ganzen Tag werden wir fremdbestimmt. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite steht aus meiner Sicht für die Wahlfreiheit, die jeder Mensch hat. Sie können entweder weiterhin fremdbestimmt leben und sich jeden Tag aufs Neue sagen lassen, was gut für Sie und was weniger gut für Sie ist. Oder aber Sie entscheiden sich für einen eigenen Weg und machen sich frei von allen Zwängen, Ängsten und Ratschlägen anderer. Ratschläge sind aus meiner Sicht ohnehin nur Schläge, die einen immer dann treffen, wenn man sie nicht braucht. Ratschläge braucht niemand wirklich. Sowie Sie bereit sind, Ihr Leben in die Hand zu nehmen, werden Veränderungen eintreten, die Sie bis dahin nicht für möglich hielten. Das setzt jedoch voraus, dass Sie bereit sind, alles zu geben und etwas Neues dazuzulernen.


Das ist der Zeitgeist oder wie Bill Gates, einer der reichsten Männer der Welt, sagt:

Entweder

du gehst mit der Zeit

oder

du gehst mit der Zeit.

Veränderungen sind möglich für den, der bereit ist, sich darauf einzulassen und geduldig durchzuhalten. Wer ein Leben lang hört, dass er noch zu klein ist, zu unwissend, zu dämlich etc., muss viel Geduld aufwenden, um diese alten und vor allem falschen Botschaften zu löschen. Um wie viel leichter könnte das Leben sein, wenn Erwachsene ihren Nachwuchs viel mehr bestärken in dem, was sie tun und wollen. Das erkannte schon der spanische Musiker Pablo Casals (1876–1973):

Jede Sekunde, die wir leben, ist ein neuer und einzigartiger Augenblick im Universum, ein Augenblick, der nie wieder sein wird. Was aber lehren wir unsere Kinder? Wir lehren sie, dass zwei und zwei vier ergibt und dass Paris die Hauptstadt von Frankreich ist. Wann werden wir sie lehren, was sie wirklich sind? Wir sollten zu jedem von ihnen sagen: Weißt du, was du bist? Du bist ein Wunder. Du bist einzigartig. In all den Jahren, die vergangen sind, hat es nie ein Kind wie dich gegeben. Deine Beine, deine Arme, deine geschickten Finger, die Art, wie du dich bewegst. Aus dir könnte ein Shakespeare werden, ein Michelangelo, ein Beethoven. Du hast die Fähigkeit zu allem. Ja, du bist ein Wunder. Und wenn du aufwächst, kannst du dann jemandem Schaden zufügen, der wie du ein Wunder ist? Du musst daran arbeiten, wir alle müssen daran arbeiten, damit die Welt ihrer Kinder würdig wird.

Als Erwachsene haben wir die Leichtigkeit des Kindseins vergessen und uns in Abhängigkeiten geflüchtet. Mehr denn je gilt, so wie die Kinder durch spielerische Aktivitäten herauszufinden, was uns wirklich wichtig ist und Spaß macht. Denn Spaß ist das Tor zum Freisein und damit zu vielen Glücksmomenten. Das wird Ihnen jeder Spitzensportler bestätigen. Sie lieben das, was sie tun. Dabei nehmen sie gern Stress in Kauf, dem sie sich jeden Tag aussetzen. Stress ist allerdings nicht gleich Stress. In unserer dualen Welt hat nämlich auch der Stress zwei Seiten. Wenn Sie so wollen, eine gute und eine schlechte. Der medizinische Ausdruck für positiven Stress ist „Eu-Stress“, der für negativen „Dys-Stress“. Worin liegt nun der Unterschied? Der Eu-Stress beflügelt uns, trotz der angespannten Situation gute Ergebnisse zu erzielen, ohne dass unser Körper darunter leidet. Wissenschaftlich bewiesen ist, wann immer wir vor interessanten, großen Aufgaben und Herausforderungen stehen, produziert unser Körper Glückshormone, sogenannte Endorphine (im Volksmund auch körpereigenes Rauschgift genannt). Dadurch werden wir leistungsfähiger und fühlen uns sauwohl! Sie befinden sich immer dann im Eu-Stress, wenn Sie auch anstrengende Aufgaben gerne und mit Freude ausführen. Das ist immer dann der Fall, wenn Sie Ihren Beruf lieben und die damit verbundenen Arbeiten gerne verrichten. Etwas Besseres können Sie für sich und Ihren Körper gar nicht tun.

Dys-Stress ist das absolute Gegenteil davon und bewirkt immer negative Gefühle. Dys-Stress haben wir dann, wenn wir zum Beispiel einer Arbeit nachgehen, die uns gar keinen Spaß macht. Dann ist der Körper auf Abwehrhaltung eingestellt. Er produziert negative Energien. Die Schlinge zieht sich immer weiter zu und sorgt so dafür, dass wir nicht mehr aus diesem Teufelskreis herauskommen. Vielleicht merken Sie es zunächst nicht. Aber über die Jahre leidet Ihr Körper zunehmend. Sie fühlen sich abgespannt, sind immer öfter müde, obwohl Sie die Nacht gut geschlafen haben, sind nervös und gereizt. Nehmen Sie diese körperlichen Botschaften nicht ernst, stellen sich mittelfristig irreparable körperliche Schäden ein. Wissenschaftler glauben immer öfter, dass auch Krebs eine Folge falscher Lebensgewohnheiten sein kann. Neben schlechtem, fettreichem Essen können gerade negative Stresssituationen dieser Krankheit Vorschub leisten. Einig ist man sich darin, dass Menschen, die weniger Freude im Leben haben, viel öfter an Krebs erkranken als jene, die mehrmals am Tag lachen und fröhlich sind. Oft sind es gerade die Menschen, die auch über sich selbst lachen können!

Lächeln hebt tatsächlich die Laune, selbst wenn es sich hierbei um ein künstliches Lächeln handelt. Unserem Gehirn ist es nämlich egal, ob wir aus Freude oder grundlos lächeln. Die beteiligten Muskeln signalisieren den grauen Zellen so oder so, dass gegrinst wird, worauf diese Glückshormone freisetzen, die motivieren und Angst lösen. Eine Studie8 der Universität Düsseldorf fand heraus, dass Lachen noch eine halbe Stunde nach dem Betrachten eines lustigen Films zu einer höheren Schmerztoleranz führt. Der Psychologe David Myers vom Hope College in Michigan wiederum findet eine eigentümliche Erklärung, warum viele Deutsche miesepetrig sind: Die Umlaute Ä, Ö, Ü zwängen die Sprecher zu Gesichtsausdrücken, die negative Stimmungen verstärken. Mal ehrlich: Darüber kann ich nun allerdings herzhaft lachen!

Lachen macht glücklich, das ist die zentrale Botschaft. Glück hat die gleiche Sprachwurzel wie gelingen. Mit anderen Worten: Nur dann, wenn Sie etwas mit Freude und Leichtigkeit (also spielerisch mit kindlicher Naivität) tun, können Sie zum einen Ihr Leben dauerhaft zum Positiven verändern und zum anderen Ihre Lebensziele erreichen. Der Glücksforscher Prof. Mihaly Csikszentmihalyi, Direktor des Quality of Life Research Center, hat eine der wichtigsten aktuellen Theorien über das Erlangen von Glück entwickelt: die Flow-Therapie. Seinen jahrzehntelangen Beobachtungen zufolge erleben Menschen am zuverlässigsten Glück, wenn sie in einer Tätigkeit sprichwörtlich „aufgehen“. Er nannte diesen Zustand selbstvergessener Aktivität „Flow“ (= Fluss). Wenn wir im Flow sind, kommen Fühlen, Wollen und Denken in Harmonie. Typisch für den Zustand ist: Wir vergessen die Zeit; wir hinterfragen nicht, was wir tun; wir fühlen uns nicht unter Zwang oder Druck; wir grübeln nicht, sondern vergessen alles um uns herum; die Tätigkeit erfordert Konzentration, ist aber mit einem Gefühl von Mühelosigkeit verbunden. Natürlich erleben Menschen den Flow auch im Beruf, wenn sie ihre Arbeit lieben, besonders leicht aber kommen sie in diesen Glückszustand, wenn sie spielen, sporteln, im Garten arbeiten, einem Hobby nachgehen, kochen oder im Haus werkeln.

Die Erkenntnisse von Prof. Csikszentmihalyi sind deshalb so wichtig, weil viele Menschen heute das Glück weniger im Tun als im passiven Konsumieren suchen, und da ist es schwer zu finden. Die Empfehlung des Wissenschaftlers lautet daher: spielerische Aktivitäten wiederentdecken und herausfinden, welche davon wirklich Spaß machen. Denn Spaß ist das Tor zum Flow und damit zu vielen Glücksmomenten. Sehr wichtig ist auch, sich nicht einzureden, man sei zu unbegabt oder zu alt, um noch neue Hobbys, Spiele, Aktivitäten zu lernen.

Der Psychologe Prof. Martin Seligman von der University of Pennsylvania gilt als einer der bedeutendsten Glücksexperten der Welt. Jahrzehntelang beschäftigte ihn die Frage, warum manche Menschen mehr Leichtigkeit und Lebensfreude empfinden, während andere das Leben stets von der schweren Seite nehmen und sich deshalb oft unglücklich fühlen. Seine Erkenntnis: Alle Menschen entwickeln Gefühlsmuster und Denkstrukturen, mit denen sie permanent ihr Leben bewerten. Diesem inneren „Webmuster“ gilt es auf die Schliche zu kommen, denn dort liegen die vermuteten Wurzeln von Glück und Unglück. Prof. Seligman nennt verschiedene Beispiele für diese Erkenntnis. Erstes Beispiel: Unglückliche Menschen betrachten schwierige Phasen im Leben grundsätzlich als endgültig (ich schaffe es einfach nicht; ich bin am Ende; ich gebe auf), glückliche halten sie spontan für vorübergehend (ich habe heute einen schlechten Tag erwischt, deshalb will mir nicht alles so recht gelingen). Umgekehrt fällt die Reaktion auf angenehme Ereignisse aus. Pessimisten betrachten diese bestenfalls als glückliche Zufälle (ich hatte heute einen guten Tag), Optimisten fühlen sich durch sie in ihrem positiven Grundgefühl bestätigt (ich bin ein Gewinner; ich habe viel Glück in meinem Leben).

Unglückliche Menschen verallgemeinern Fehlschläge (ich habe kein Glück im Beruf, bei Frauen, beim Fußballspiel – ich bin ein Pechvogel), glückliche reagieren differenziert (bei dieser Frau hatte ich kein Glück). Pessimisten geben grundsätzlich sich selbst die Schuld, wenn etwas schiefläuft (ich bin kein Redetalent); Optimisten suchen die Gründe für Fehlschläge erst einmal in den Umständen, die zum Misserfolg geführt haben (unser Team war nicht gut genug vorbereitet). Laut Prof. Seligman können Sie sich solche (und viele andere) unglücklich machende Denkund Gefühlsweisen gezielt abgewöhnen, vorausgesetzt, Sie benutzen alle Sinne, die Ihnen das Leben „geschenkt“ hat, insbesondere Ihren Tastsinn. Der ist viel wichtiger als gemeinhin angenommen. Es gibt Menschen, die können nicht hören, nicht sehen, nicht riechen oder nicht schmecken, und dennoch entwickeln sie sich vollkommen „normal“ und bringen es zu wunderbaren Fähigkeiten. Es ist ihr Tastsinn, der sie ein normales Leben leben lässt.

Die Haptik (griech. haptikos = greifbar) wird in unserer Wissensgesellschaft zwangsläufig an Bedeutung gewinnen. Nur das, was wir beGREIFEN, können wir auch dauerhaft in unserem Gehirn speichern! Die Gesamtheit der haptischen Wahrnehmungen erlaubt es unserem Gehirn, unterschiedliche Reize zu lokalisieren und zu bewerten. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie z. B. während des Lesens Passagen dieses Buches unterstreichen und am Seitenrand Ihre Gedanken notieren. Somit werden aus Worten Taten in HANDschriftlicher Form. In diesem Fall sind fast alle Sinne angesprochen, selbst das Hören. Ich gehe davon aus, dass Sie beim Lesen innerlich mitsprechen. All diese Maßnahmen werden dafür sorgen, dass Sie das Erlernte leichter und dauerhafter abspeichern. Nach diesem Konzept sind meine Seminare aufgebaut. Teilnehmer erLEBEN und beGREIFEN dadurch die Seminarinhalte viel leichter und entspannter. Deshalb verpuffen die Lerninhalte nicht. Durch den Alltagsund Praxisbezug in Verbindung mit dem TUN erzielen meine Seminare eine sehr hohe Nachhaltigkeit.

Was immer Sie tun möchten, greifen Sie zu Papier und Stift und schreiben Sie exakt auf, was genau Sie ändern bzw. verbessern wollen. Experten sind sich einig, dass eine Tätigkeit zur Gewohnheit wird, wenn man sie 21 Tage lang wiederholt. Dadurch wird auch das Unterbewusstsein an dem Schöpfungsprozess beteiligt. Sie ändern also Ihr Verhalten am einfachsten, wenn Sie eine Art Gewohnheits-Tagebuch führen. Zur Erinnerung: Es reicht nicht, anzufangen, man muss auch durchhalten. Es ist wichtig, dass Sie Ihr Verhalten so lange trainieren, bis es Ihnen gewissermaßen ins Blut übergegangen ist. Deshalb sollten Sie Ihre Fortschritte und Ihre Gefühle täglich niederschreiben, mindestens 21 Tage lang. Dann haben Sie eine realistische Chance, dass auch Ihr Unterbewusstsein an diesem Schöpfungsprozess beteiligt ist, und je mehr Sie Ihr Unterbewusstsein in Ihre Vorhaben einbinden, desto stärker wird es sich mit Ihnen verbünden und Ihnen hilfreich zur Seite stehen.

 

Neben einem „Gewohnheits-Tagebuch“ führen viele Sportler auch ein „normales“ Tagebuch. Tagebücher sind unentbehrliche Lebenshelfer, sie machen es möglich, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sich vieles von der Seele zu schreiben. Nach einer Studie der North Dakota State University werden sogar Krankheiten geheilt, wenn Menschen mit Papier und Feder gegen chronische Leiden ankämpfen und ihre Pläne, Befürchtungen, Ängste und Sorgen aufschreiben. Die Wissenschaftler wissen nicht, warum das Sich-etwas-von-der-Seele-Schreiben so zuverlässig funktioniert. Doch wenn selbst Kranke von chronischen Leiden durch Schreiben geheilt werden, um wie viel stärker muss dann ein gesunder Mensch von seinen schriftlichen Aufzeichnungen profitieren?

Motivierte Menschen schreiben daher per Hand in ein Tagebuch und verzichten auf den Gebrauch eines Textverarbeitungsprogramms am PC. Denn die Gesamtheit der haptischen Wahrnehmungen erlaubt es unserem Gehirn, unterschiedliche Reize zu lokalisieren und zu bewerten. Wer zu Stift und Papier greift, nutzt neben den klassischen Sinnen auch seinen Tastsinn. Durch die handschriftliche Eintragung in ein Tagebuch werden fast alle wichtigen Sinne aktiviert. Handschriftliches stimuliert das Unterbewusstsein derart, dass schon beim Schreiben viele Probleme gelöst werden. Wohl dem, der diese Erkenntnisse beGREIFEN kann.

Dass Sportler gern über ihre Gefühle schreiben, ist bekannt. Weniger bekannt ist, was Olympioniken passieren kann, wenn sie öffentlich über ihre Eindrücke und Gefühle schreiben, indem sie sie ins Internet stellen und nicht ihrem persönlichen Tagebuch anvertrauen. Das musste der deutsche Kugelstoßer Peter Sack, der an den Olympischen Spielen 2004 in Athen teilnahm, bitter erfahren. Weil er von den Spielen so ergriffen war, vertraute er vieles seinem Tagebuch an. Dieses Tagebuch war für jedermann einzusehen, denn es befand sich auf seiner Website. Als das Internationale Olympische Komitee davon Kenntnis erhielt, teilte man ihm mit, dass er in zwei Tagen abzureisen habe. Die Olympische Charta verbietet Athleten während der Spiele jegliche kommerzielle und journalistische Tätigkeit.

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