Das vermehrte Ölfässchen

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4

Roszalia Zarew, Kroatin und bei der Kantonspolizei Zürich tätig, hockte vor ihrem Fernseher zuhause und schaute sich eine Folge von SOKO Wien an, die sie vor kurzem auf Video aufgenommen hatte. Ganz insgeheim liess sie sich vom elektrisierenden Augenzwinkern des serbischen Schauspielers berieseln, was sie natürlich nie zugeben würde, denn offiziell war sie gegen ganz Serbien und überhaupt, die Schweizerinnen und Schweizer mochte sie auch nicht besonders, allen voran einen ihrer Chefs, Abteilungsleiter Normann Kluss, gross, schwabbelig und blöd wie Bohnenstroh, Letzteres die ideale Voraussetzung, um bei der KAPO Zürich in hohem Masse befördert zu werden. Ein total borniertes Arschloch, doch er hatte das Sagen. Roszalia nahm einen weiteren tiefen Zug von ihrem Joint, dessen Gras sie selber zog, was niemanden etwas anging, damit sie nicht mehr an ihre Arbeit und deren lausige Umstände denken musste und widmete sich wieder den für einen original frühabendlichen und jetzt frühmorgendlichen Krimi doch recht vielen Maschinengewehren im Film.

5

Endlich! Nach genau vier Stunden und drei Minuten, also um elf Uhr 37, traf die nicht mehr ganz lebendige Reisegruppe in Paris, Gare de Lyon, ein. Pfarrer Jacques auf der einen Seite, Oberschwester Klara auf der anderen, trugen sie die verstorbene Silvia aufrechten Ganges und umringt von Pfarrer Sebastienne mit seinem Riesenkoffer, Sabine Pfau, die ihre Hutschachtel auf Kopfhöhe hielt, sodass sie Silvias Gesicht, der Kiefer mit einem bunten Tuch festgebunden und einen enormen Hut auf dem Kopf, verdeckte, der hochgewachsenen Tessa Weissfeld, der breiten Marie Krug, dem erschreckend nüchternen Hunki Chrüter, Mama Gwendolen, die Babsi huckepack trug, an der Hand einen leichten Rollkoffer und Hedwig Sandmann, welche die eng aneinander geschmiegte Truppe anführte. So konnten sie natürlich nicht im Hotel einchecken, also mietete Sabine gleich beim Bahnhof um die Ecke einen älteren, leicht verbeulten Citroën, hellbeige, mit dem sie zackig in eine Seitenstrasse fuhr, die um diese Zeit, kurz nach zwölf Uhr mittags, menschenleer war. Dort verfrachteten sie Silvia auf die hinteren Sitze, immer noch mit Jacques und Klara auf je einer Seite, diesmal mit Silvias Kopf auf Jacques’ und den Füssen auf Klaras Schoss und Tessa auf dem Beifahrersitz. So sausten sie los, während die anderen mit der Metro ins Hotel fuhren.

«Wo soll’s hingehen?», wollte Sabine übermütig wissen.

«Aus der Stadt raus in Richtung Étampes, also südlich.» Jacques nannte Sabine die Adresse der Kirche, welche die gesuchte Reliquie beherbergte und starrte fasziniert auf das Bild, das ihm Hans-Peter auf sein Handy geschickt hatte. Es handelte sich um ein winziges Ölfässchen aus Silber mit einem eingravierten Bildchen. Der Stopfen war eindeutig aus Kork. Jacques vergrösserte das Foto und erkannte Maria mit dem Jesuskind in der Gravur, umringt von einem fein ziselierten Blätterkranz. Eine wunderschöne Arbeit. Hans-Peter schrieb dazu, dass das Gefäss einen Rest des Öls enthalte, mit dem Christus’ Leichnam einbalsamiert worden sei.

«So ein Unsinn», dachte der reformierte Pfarrer, doch er musste es ja nicht behalten, sondern nur stehlen.

«Wir sind da.» Sabine hielt in der Nähe vom Château de Farcheville auf einem abgelegenen Kirchhof an und stieg aus.

«Da kommt schon der Pfarrer», sah Tessa einem freudig heraneilenden, stämmigen, eins sechzig grossen Mann entgegen.

Jacques erzählte dem gutgläubigen katholischen Kollegen auf Französisch eine rührselige Geschichte von den letzten Atemzügen der Silvia Gerlind, die noch im Sterben ihre sehnlichst gewünschte letzte Ruhestätte nannte, und zwar genau diese Kirche hier. Sie sei nämlich als Katholikin aufgewachsen und habe erst später, wegen ihres Mannes, zu den Reformierten übergewechselt. Und nun wolle sie wieder zurück ins Katholische, auf dass sich der Kreis schliesse. Papiere habe sie zwar dabei, doch es wäre wünschenswert, die arme Frau möglichst schnell ohne grosses Aufhebens zu bestatten.

«Das ist hier kein Problem», versicherte der herzerweichte Pfarrer und so brachten sie die selige Silvia in den Aufbahrungsraum.

6

«Ich brauche Verstärkung», maulte Sebastian Meyer ins Diensthandy.

«Wieso? Hat sich Hunki Chrüter geklont?», witzelte Hauptkommissar Fulminand Grube von seinem Festanschluss der Spezialabteilung Vier der Kantonspolizei Zürich aus.

«Nein. Aber die ganze Reisegruppe hat sich aufgeteilt. Beim Ausstieg sind sie praktisch miteinander verschmolzen und nun hat sich ein Teil der Gruppe abgesetzt.»

«Und wo ist Chrüter?»

«Im Hotel. Und ich auch. Im gleichen Stock wie die anderen, gleich neben dem Lift. So höre ich sie, wenn sie ausgehen. Aber sie haben mich komisch angeguckt.»

«Wer? Die Reisegruppe?»

«Nein. Die an der Rezeption. Ich glaube, unsere Dienstkleidung sollte einen Tick eleganter werden.»

«Wie meinst du das?», konnte sich der aus einer dörflichen Bauernfamilie stammende Hauptkommissar nicht erklären.

«Meine Güte, Fulminand! Anstatt der ausgelatschten Turnschuhe vielleicht ein Paar schicke Stiefel? Aus echtem Leder? Dazu eine passende Jacke, die nicht bereits zwanzig Jahre alt ist? Möglicherweise mehr als nur ein rohseidenes Hemd und mit allen Knöpfen dran?», träumte Sebastian Meyer weiter und wurde von seinem Chef rüde unterbrochen: «Du übertreibst sinnlos, Sebastian. Wir schicken dir die Kroatin zur Verstärkung.»

«Roszalia Zarew? Die kann mich nicht ausstehen.»

«Die kann niemanden ausstehen. Sie kommt heute noch mit dem Auto.»

Roszalia Zarew wurde also, ausgerüstet mit einem uralten Peugeot, schlammfarben, auf die Reise nach Paris entsendet, um dem chronisch frustrierten Drogenfahnder Sebastian Meyer unter die Arme zu greifen. Und obwohl es von höchster Priorität hätte sein müssen, sich sofort nach der Ankunft Sebastians bei den Pariser Behörden anzukündigen und die Erlaubnis einzuholen, im Ausland ermitteln zu dürfen, liessen sie es einfach bleiben. Würde eh keine Sau merken. Dachten sie.

7

Sabine Pfau sang auf der Rückfahrt von der ländlich gelegenen Kirche nach Paris ein obszönes Liedchen, das hauptsächlich vom Pariser Rotlichtviertel Pigalle handelte und parkte nach einem Stündchen Landstrasse, Autobahn und Stadtverkehr hinter dem Hotel, in dem sie alle für eine ganze lange Woche reserviert hatten.

«Ach, Paris riecht einfach nach Parfüm», seufzte Sabine auf dem Weg hinein und saugte die dicke Wolke Auspuffgas in ihr von Illusionen gespeistes Näschen. «Und heut Abend zieh ich mein kobaltblaues Seidenkleid an.»

«Wo gehen wir denn hin?», wollte Klara wissen.

«Na, in dieser grossen Stadt werden wir schon was finden, wo wir hingehen können», war sich Sabine sicher.

8

«Da bist du ja endlich!», flüsterte Sebastian, nachdem er Roszalia in sein Zimmer im Hotel L’Hôtel gelassen hatte.

«Ich musste unterwegs noch essen gehen, sonst wäre ich ohnmächtig am Steuer zusammengebrochen. Sag mal, Sebastian, der olle Fulminand hat mir zwar deine Zimmernummer durchgegeben, aber nicht meine. Ich hoffe, in der Zwischenzeit hat er reserviert.»

«Roszalia, dies ist ein sehr teures Hotel. Wir können uns nur ein Zimmer leisten.»

«Ich soll mit dir zusammen in diesem Doppelbett hier nächtigen?»

«Ich tu dir schon nix. Ich steh nicht auf junges Gemüse.»

Roszalia stemmte die Fäuste in ihre schlanke Taille, schüttelte ihr honigblondes langes Haar und starrte auf die gediegene Bettstatt. Das wurde zwar alles von Sebastian registriert, doch sogleich wieder unterdrückt. Der Geist von Oscar Wilde, der in diesem Hotel gestorben war, konnte da nur lachen.

«Ich nehme die Fensterseite», bestimmte Roszalia.

Draussen im Gang ertönte lautes Lachen und aufgeregtes Durcheinanderreden.

«Das sind sie», sagte Sebastian. «Gehen wir, komm.»

Während die beiden Pfarrer, Sabine, Hunki und Klara im Lift nach unten trudelten, eilten Sebastian und Roszalia die Treppen hinunter, um die Gruppe inkognito zu verfolgen und zu beobachten, ob Hunki Chrüter hier im Ausland Drogen vertickte oder sonst irgendetwas Illegales tat. Wieso Abteilungsleiter Normann Kluss diesen armen Tropf unbedingt überführen wollte, wussten beide nicht. Bisher wurde Chrüter nämlich nur als Konsument diverser Drogen auffällig und keinesfalls als Dealer. Und selbst wenn er den Gassennamen eines Kleindealers kannte, was nützte das schon?

Die fünf Munteren – die anderen der Reisegruppe waren schlafen gegangen – setzten sich in den Citroën, natürlich wieder mit Sabine am Steuer, die keine Hemmungen hatte, sich im Pariser Stadtverkehr zurechtzuhupen, und sausten von der rue des Beaux Arts im sechsten Arrondissement auf der linken Seite der Seine ins La Bellevilloise in der rue Boyer im zwanzigsten Arrondissement.

«Wow, die vielen Lichter», sah Roszalia staunend aus dem Peugeot-Fenster.

«Roszalia, wir sind nicht wegen der Schönheit von Paris hier, sondern um den abgetakelten Hunki Chrüter zu beschatten. Und ausserdem finde ich es äusserst nervenaufreibend, in dieser Stadt Auto zu fahren. Hinzu kommt, dass diese Gestörte da vorne einen Affenzahn drauf hat und, o je!, immer im allerletzten Moment den Blinker setzt.»

Sebastian Meyer, als allerbester Autofahrer der Kantonspolizei Zürich gefeiert, schaffte es nur knapp, Sabine nicht aus den Augen zu verlieren.

 

«So, hier sind wir», frohlockte Sabine, stieg aus dem Citroën und strich ihr schickes Abendkleid glatt. Die beiden Pfarrer hatten sich im Partnerlook in schwarze Jeans und olivgrüne Rollkragenpullover geworfen, Klara trug ein dunkelblaues Wollkleid und Hunki eine Flare-Jeans plus indisches Krepp-Oberteil.

«Machen wir, dass wir reinkommen», meinte Hunki mit den langgezogenen Silben eines Zugedröhnten, «hier draussen ist es saukalt.»

«Dass du das in deinem Zustand überhaupt noch merkst», rümpfte Klara die Nase.

«Ich merke alles», posaunte Hunki und fiel prompt über seine eigenen Füsse. «Oh Mann», stöhnte er und liess sich wieder aufhelfen.

«Hast du dich verletzt?», wollte Klara wissen.

«Nein, nein, es geht schon.»

Drinnen, im Parterre des mehrstöckigen Lokals, fand gerade ein Konzert statt.

«Tönt wie Isabelle Boulay», meinte Sabine.

«Und ist sie es auch?», fragte Sebastienne.

«Ich weiss nicht. Der Kellner, den ich nach einem Ort zum Ausgehen gefragt habe, hat mir nur die Lokalität empfohlen. Das aktuelle Programm kannte er nicht. Ist ja auch egal. Hauptsache, wir sind hier.»

An der bemalten langen Bar holten sie sich fünf Pernods, um sich damit um eine der breiten Säulen zu drapieren. Die kleinen Tische waren leider alle besetzt.

«Da ist Chrüter», zeigte Sebastian auf den Beschatteten.

«Was ist, wenn Hunki einer der im Hotel gebliebenen Frauen den Auftrag zum Dealen gegeben hat? Vielleicht hätte ich dort bleiben sollen», warf Roszalia eine Hypothese in den Raum.

«Wem denn?» Die Einzige, der er das zutrauen würde, die Schicke, war anwesend. «Vielleicht den beiden Rentnerinnen?», zweifelte Sebastian.

«Ja, früher, als die noch klein waren, war schmuggeln und auf dem Schwarzmarkt handeln noch ein Kavaliersdelikt.»

«Ja, die damals noch jungen Damen und ihre Mütter und Tanten wollten halt ihren Kaffee haben. Und die Kaffeesteuer in der Nachkriegszeit war nicht ohne.»

«Von Belgien nach Deutschland über die Schweiz nach Italien.»

«Mein Grossvater war damals Buchhalter und da meine Grosseltern auf dem Land lebten, besassen sie auch Hühner, eine Ziege, zwei Obstbäume und einen grossen Gemüsegarten. Den Rest kaufte meine Grossmutter im Dorfladen. Nur, dort gab es keine Luxusgüter. Und nachher kam die Hochkonjunktur. Das waren sicher tolle Zeiten, nicht wie heute mit den vielen Arbeitslosen.»

«Ja, wir können froh sein, dass wir Abteilungsleiter Kluss bei Fuss gehorchen dürfen», meinte Roszalia trocken.

«Hier sind wir fern der Heimat. Hier können wir ein bisschen sanfter durchgreifen, sofern das unter uns bleibt.»

«Klar. Ich kann lügen wie gedruckt. Keine Sorge», grinste Roszalia und warf ihr Haar nach hinten, direkt ins Gesicht eines hübschen jungen Franzosen, der sie anlächelte.

Nach dem Konzert gab es Disko kunterbunt, von Pulp zu Placebo, von Runrig zu Beth Rowley. Die fünf Beobachteten tanzten unbekümmert, Roszalia alberte mit dem jungen Franzosen herum und Sebastian lehnte missmutig an einer Säule. Irgendwann in den frühen Morgenstunden brachen sie auf, Sabine hauptsächlich nüchtern am Steuer, die anderen vier sturzbetrunken, Sebastian mit Roszalia hinterdrein.

«Was wolltest du bloss von dem?», schimpfte Sebastian über die französische Konkurrenz.

«Bastilein, es ist vier Uhr morgens.»

«Zum ungeniert Flirten hattest du aber noch genug Kraft.»

«Darum habe ich jetzt keine mehr», meinte Roszalia noch und war auch schon tief und fest eingeschlafen.

9

Am nächsten Morgen, beziehungsweise noch am selben, wurde ausgiebig gefrühstückt, mit Brioche, Omelette und starkem Kaffee, um dann Paris bei Tageslicht zu besichtigen, und zwar mit der Metro.

«Das ist nicht euer Ernst», stand Hunki Chrüter am Montmartre-Hügel und starrte die vielen Treppen, die zur Basilika Sacré-Cœur führten, hinauf.

«Wer feiern kann, kann auch Treppen steigen», rief Oberschwester Klara fröhlich. «Komm schon, Hunki, wir müssen ja nicht hinaufrennen.»

«Oh Mann!», stöhnte Roszalia, kurz danach auf demselben Fleck stehend, «mir ist schwindelig.»

«Das kommt davon!», schimpfte Sebastian schon wieder. «Im Dienst solltest du sowieso nicht dermassen bechern.»

«Das war zur Tarnung.»

«Zur Tarnung hätte auch ein kleines Bier gereicht und keine sechs Cocktails.»

«Wieso nehmen wir nicht das Bähnlein dort», zeigte die angeschlagene Fahnderin hoffnungsvoll auf die bequeme Variante.

«Weil Hunki plus Begleitung zu Fuss geht; also gehen wir auch zu Fuss.»

«Wieso haben wir nicht das Bähnlein genommen?!», jammerte Hunki, als sie bereits die Hälfte der Pilgerstufen hinter sich hatten.

«Das ist doch nicht dasselbe, Hunki, hier musst du einmal raufgelaufen sein. Da gibt’s nichts daran vorbei», strahlte Sabine Pfau, die das Wort Müdigkeit anscheinend nicht kannte.

Oben angekommen, wurden alle mit einem grandiosen Ausblick auf die Stadt belohnt.

Nachdem sie Sacré-Cœur besichtigt hatten, spazierten sie die malerischen Gassen des Montmartre-Viertels hinunter und setzten sich in eines der vielen Restaurants, um genüsslich zu Mittag zu essen.

Sabine stürzte sich heisshungrig auf ihren Teller coq au vin, während sich die beiden Pfarrer, Tessa und Hedwig einen Topf ratatouille genehmigten. Mama Gwendolen und Babsi, heute mit einer himmelblauen Zipfelmütze auf dem Kopf, wollten etwas Süsses und hatten crêpes Suzette für Gwendolen und tarte Tatin für Babsi bestellt. Marie, Klara und Hunki wärmten sich mit bouillabaisse auf. Wein, Mineralwasser und Tee für die beiden Süssen standen auf dem Tisch und liessen kaum Platz für die Stadtkarte und das Notizbüchlein von Pfarrer Jacques, in das er Silvias Beerdigung eingetragen hatte und das er nun aufschlug.

«Wer kommt morgen mit zu Silvias Beerdigung?»

«Wir zwei sicher», meldete sich Tessa zu Wort und zeigte auf sich und Hedwig. «Das haben wir gestern schon besprochen.»

«Ja, vor dem Einschlafen, beziehungsweise, bevor Tessa eingeschlafen ist. Ich lag noch lange wach und dachte über den Tod nach. Tessa lässt das Thema natürlich eiskalt.»

«Ach, solange ich noch lebe, kann mich der Sensenmann sonst wo. Das wäre ja noch schöner, wenn ich meine letzten Jahre damit verbringen würde, Tag und Nacht an die Zukunft zu denken. Ich werde Silvia die letzte Ehre erweisen und damit hat es sich.»

«Will sonst noch jemand mitkommen?», schaute Jacques in die Runde, doch niemand hob die Hand.

«Zwei Pfarrer reichen völlig aus für eine Beerdigung. Mit mir wären’s drei. Total übertrieben. Ich bleibe in Paris», entschuldigte sich Sebastienne. «Ja, ja, wir anderen werden morgen den Louvre und den Jardin des Tuileries besichtigen. Da wart ihr drei schon, oder, sogar mehrmals, stimmt’s?» Hedwig, Tessa und Jacques nickten.

«Hast du gehört?», flüsterte Roszalia.

«Ja, morgen müssen wir uns aufteilen. Wer um alles in der Welt ist denn diese Silvia?»

«Keine Ahnung. Du hast doch alle beim Einsteigen am Bahnhof Zürich beobachtet.»

«Ich kann doch nicht alle gleichzeitig anstarren. Darum hab ich ja dich angefordert.»

«Mir soll’s recht sein. Paris gefällt mir. Ich bin dafür, dass du aufs Land fährst und ich in diesen Louvre gehe. Ich war noch nie in einem Museum. Ich weiss immer nur alles vom Hörensagen. Das wird langsam peinlich.»

«Also gut, von mir aus. Soll die Kantonskasse deine kulturelle Bildung fördern. Und ich atme entspannende Landluft. Vielleicht heitert das mein Gemüt etwas auf. Ich glaube einfach, Zürich tut mir nicht gut. Mit jedem Tag löscht es mir dort mehr ab.»

Nach dem traditionellen Essen brach die Reisegruppe plus Anhang zu einem langen Spaziergang der Seine entlang auf.

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