Die Göttliche Komödie

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Und dann bedenkt, ob ich zu packen bin."

"Geh vor denn, Stachelschwanz." So schrien die Frechen,

Und einer kam, die andern blieben stehn—

Und fragte, wie er wag, hier einzubrechen?

"Wie", sprach mein Meister, "würdest du mich sehn.

Wie würd ich wagen, je hier einzudringen,

War ich auch sicher, euch zu wiederstehn,

Wenns Gott und Schicksal also nicht verhingen?

Drum laß mich ziehn, der Himmel will, ich soll

Als Führer einen durch die Hölle bringen."

Der Haken fiel, da dieses Wort erscholl,

Ihm aus der Hand, so hatt ihn Furcht durchschauert.

"Gesellen," rief er aus, "laßt euren Groll!"

"Du, der dort zwischen Felsenstücken kauert,"

Rief nun mein Meister, "eile zu mir her,

Da jetzt kein Feind mehr auf dem Wege lauert."

Und vorwärts trat ich und kam schnell daher,

Doch sah ich vorwärts auch die Teufel fahren,

Als gelte nichts die Übereinkunft mehr;

Und war voll Schrecken, wie Capronas Scharen,

Die, dem Vertrag zum Trotz, dem Tode nah.

Als sie die Festung übergeben, waren.

Fest drängt ich mich an meinen Führer da

Und hielt den Blick gespannt auf ihre Mienen,

Aus denen ich nichts Gutes mir ersah.

Und diese Rede hört ich zwischen ihnen:

"Den Haken ihm ins Kreuz? Was meinst du? Sprich!"

Der andre: "Ja, du magst ihn nur bedienen!"

Doch jener Geist, der mit dem Meister sich

Besprochen, wandte schleunig sich zurücke

Und rief: "Still, Raufbold, ruhig halte dich."

Und dann zu uns: "Auf diesem Felsenstücke

Kommt ihr nicht weiter, denn im tiefen Grund

Liegt längst zertrümmert schon die sechste Brücke.

Und wollt ihr fort, geht oben, längs dem Schlund,

Dann seht ihr vorwärts einen Felsen ragen

Und kommt darauf bis zu dem nächsten Rund.

Denn gestern, um euch alles anzusagen,

Wars just zwölfhundertsechsundsechzig Jahr,

Seit jenen Weg ein Erdenstoß zerschlagen.

Dorthin entsend ich einge meiner Schar,

Um Sündern, die sich lüften, nachzuspüren;

Mit ihnen geht und fürchtet nicht Gefahr.

Auf, ihr Gesellen, jetzt, euch frisch zu rühren;

Eistreter, Senkflug, Bluthund, kommt heran,

Du, Sträubebart, sollst alle zehen führen.

Auf, Drachenblut, Kratzkrall und Eberzahn,

Scharfhaker, und auch du, Grimmrot der Tolle,

Und Firlefanz, schickt euch zum Wandern an.

Schaut, wer etwa im Pech auftauchen wolle,

Doch wißt, daß dieses Paar in Sicherheit

Bis zu der nächsten Brücke reisen solle."

"Ach, guter Meister," rief ich, "welch Geleit?

Ich, meinerseits, ich will es gern entbehren,

Und bin mit dir allein zu gehn bereit.

Sieh nur, wie sie vor Grimm im Innern gären,

Wie sie die Zähne fletschen und mit Drohn

Nach uns die tiefgezognen Brauen kehren."

Und er zu mir: "Nicht fürchte dich, mein Sohn,

Laß sie nur fletschen ganz nach Gutbedünken,

Sie tun dies nur zu der Verdammten Hohn"

Sie schwenkten dann sich auf den Damm zur Linken,

Nachdem vorher die Zunge jeder wies,

Hervorgestreckt, dem Hauptmann zuzuwinken,

Der mit dem hintern Mund zum Abmarsch blies.

Zweiundzwanzigster Gesang

Schon sah ich Reiter aus dem Lager ziehn,

Die Mustrung machen, in die Feinde brechen,

Auch wohl sich schwenken und zurückefliehn;

Von Streifpartein sah ich in euren Flächen,

Ihr Aretiner, einst euch hart bedrohn;

Sah Festturnier und große Lanzenstechen;

Drommeten hört ich, Trommeln, Glockenton,

Sah Rauch und Feuer auch als Kriegeszeichen,

Und fremd und heimische Signale schon;

Doch nimmer hieß ein Tonwerkzeug, dergleichen

Ich hier gehört, das Volk zu Roß und Fuß,

Zu Land und Meer, noch vorgehn oder weichen.

Mit zehen Teufeln ging ich, voll Verdruß,

Doch wußt ich, daß man Säufer in den Schenken

Und Beter in den Kirchen suchen muß,

Auch war aufs Pech gerichtet all mein Denken,

Um ganz des Orts Bewandtnis zu erspähn.

Und welche Leut in diese Glut versänken.

Wie die Delphine, die vor Sturmeswehn

Mit den gebognen Rücken oft verkünden,

Zeit seis, sich mit den Schiffen vorzusehn;

So, um Erleichterung der Qual zu finden,

Taucht oft ein Sünderrücken auf und schwand

Im Peche dann so schnell, wie Blitze schwinden.

Und wie die Frösch an eines Grabens Rand

Mit Beinen, Bauch und Brust im Wasser stecken,

Die Schnauzen nur nach außen hingewandt;

So sah man jen hervor die Mäuler strecken,

Allein, wenn sie den Sträubebart erschaut,

Sich schleunig in dem heißen Pech verstecken.

Ich sah, und jetzt noch schaudert mir die Haut,

Nur einen harren, wie, wenn all entsprangen.

Ein einzler Frosch noch aus dem Pfuhle schaut.

Kratzkralle, der am weitsten vorgegangen,

Schlug ihm den Haken ins bepichte Haar

Und zog ihn auf, Fischottern gleich, gefangen.

Ich wußte schon, wie jedes Name war

Von ihrer Wahl und, daß mir nichts entfalle.

Nahm ich der Namen dann im Sprechen wahr.

"Frisch, Grimmrot, mit den scharfen Klauen falle

Auf diesen Wicht und zieht ihm ab das Fell."

So schrien zusammen die Verfluchten alle.

Und ich: "Mein Meister, o erforsche schnell,

Wer hier in seiner Feinde Hand gerate?

Wer ist wohl der unselige Gesell?"

Worauf mein Führer seiner Seite nahte,

Ihn fragend, wer er sei, wo sein Geschlecht?

"Ich bin gebürtig aus Navarras Staate.

Die Mutter gab mich einem Herrn zum Knecht,

Weil sie von einem Prasser mich geboren,

Der all sein Gut und auch sich selbst verzecht.

Zum Freunde dann vom Theobald erkoren,

Dem guten König, trieb ich Gaunerei.

Jetzt leg ich Rechnung ab in diesen Mooren."

Und Eberzahn, aus dessen Munde zwei

Hauzähne ragten, wie aus Schweinefratzen,

Bewies ihm jetzt, wie scharf der eine sei.

Die Maus war in den Krallen arger Katzen,

Doch Sträubebart umarmt ihn fest und dicht

Und rief: "Ich halt ihn, fort mit euren Tatzen."

Und zu dem Meister kehrt er das Gesicht.

"Willst du, bevor die andern ihn zerreißen,

Noch etwas fragen, wohl, so zaudre nicht."

Mein Führer: "Sprich, wie andre Sünder heißen,

Dort unterm Pech? Sind auch Lateiner da?"

Und jener sprach: "Mir war dort in der heißen

Pechflut vor kurzer Zeit noch einer nah!

Was mußt ich doch darüber mich erheben,

Da ich dort nichts von Klaun und Haken sah!"

"Wir habens schon zu lange zugegeben!"

Scharfhaker schries und hakt auf ihn hinein,

Auch blieb ein Stück vom Arm am Haken kleben.

Schon zielte Drachenblut ihm nach dem Bein,

Allein der Hauptmann blickt auf seine Scharen

Im Kreis herum und schien ergrimmt zu sein.

Da wandte sich, sobald sie stille waren,

Mein Herr zu ihm, der auf sein wundes Glied

Herniedersah, um mehr noch zu erfahren.

"Wer ists, von dem dein Mißgeschick dich schied,

Als du dich nach der Oberfläch erhoben?"—

"Der von Gallura ists, der Mönch Gomit.

Im Trug bestand er all und jede Proben,

Des Herrschers Feinde hielt er im Verlies

Und tat mit ihnen, was sie alle loben,

Geld nahm er, wie er selber sagt, und ließ

Sie sachte ziehn, er, der in Amt und Ehren

Sich sonst als Schelm nicht klein, nein groß erwies.

Viel pflegt mit ihm Herr Zanche zu verkehren

Von Logodor—sie schwatzen immerfort.

Als ob sie jetzt noch in Sardinien wären.

Ach, Seht, wie fletscht die Zähne jener dort!

Gern sprach ich mehr, doch würd er mich kuranzen!

Er droht ja wütend schon bei jedem Wort."

Doch Sträubebart, gewandt zu Firlefanzen,

Des Auge grimmig glotzte, schalt ihn sehr:

"Verdammter Vogel, wirst du rückwärts tanzen?"

"Willst du," begann der bange Wicht nunmehr,

"Willst du Toskaner und Lombarden sehen?

Ich schaffe sie dir nach Belieben her,

Wenn nur die Grimmetatzen ferne stehen.

Und deren Rache sie nicht zittern macht.

Und ich, ich will nicht von der Stelle gehen,

Und locke doch dir leicht statt eines acht,

Sobald ich pfeife, wie wir immer pflegen,

Um anzudeuten, daß kein Teufel wacht."

Da streckt ihm Bluthund seine Schnauz entgegen

Und schrie kopfschüttelnd: "Hört die Büberei!

Er will ins Pech, sobald wir uns bewegen."

Allein der Sünder, reich an Schelmerei,

Sprach: "Wahrlich, bübisch bin ich wohl zu nennen.

Denn zu der Meinen Unglück trag ich bei."

Und Senkflug wollt ihm den Versuch vergönnen;

"Springst du," hob er mit jenen uneins an,

"So werd ich nicht zu Fuße nach dir rennen.

Nein, überm Pech schlag ich die Flügel dann.

Laßt Platz uns hinter diesem Damme nehmen,

Zu sehn, ob mehr als wir der eine kann."

Jetzt werdet ihr ein neues Spiel vernehmen.

Die Blicke wandten sie, und sehr bereit

War, der der Schlimmste schien, sich zu bequemen.

Doch wohl ersah der Gauner seine Zeit,

Stemmt ein die Fuß und war mit einem Satze

Von dem, was sie ihm zugedacht, befreit.

Dort standen alle mit verblüffter Fratze.

Und jener, der die Schuld des Fehlers trug,

Flog nach und schrie: "Du bist in meiner Tatze!"

Umsonst! die Furcht war schneller als der Flug.

Das Pech verbarg bereits den Gauner wieder,

Und rückwärts nahm der Teufel seinen Zug.

So taucht die Ente vor dem Falken nieder,

Und dieser hebt, ergrimmt und matt, vom Teich

Zur Luft empor das sträubende Gefieder.

Eistreter kam, wie jener sank, sogleich

 

Im schnellsten Fluge durch die Luft geschossen

Und fiel, erbost von diesem Narrenstreich,

Mit seinen scharfen Klaun auf den Genossen,

Und beide hielten überm Pech voll Wut

In wilder Balgerei sich fest umchlossen.

Doch braucht auch jener seine Krallen gut.

Und beide stürzten bald zu den Bepichten,

Die sie bewachten, in die heiße Flut.

Der Hitze ward es leicht, den Kampf zu schlichten,

Doch, ganz bepicht das rasche Flügelpaar,

Vermochten sie es nicht, sich aufzurichten.

Und Sträubebart, der sehr betreten war,

Ließ vier der Seinen rasch zu Hilfe fliegen.

Die äußerst schnell mit ihren Haken zwar,

Auf sein Geheiß zum Peche niederstiegen.

Wo jeder den Besalbten Hilfe bot,

Doch sahn wir sie gekocht im Sude liegen

Und ließen sie in dieser großen Not.

Dreiundzwanzigster Gesang

Wir gingen einsam, schweigend, unbegleitet.

Ich hinterdrein, der Meister mir voraus,

Wie auf dem Weg ein Franziskaner schreitet.

Mir mußte wohl der Teufel wilder Strauß

Äsopens Fabel ins Gedächtnis bringen,

Worin er spricht vom Frosch und von der Maus.

Denn wer Beginn und Schluß von beiden Dingen

Mit reiflicher Erwägung wohl verglich,

Dem konnte Jetzt und Itzt nicht gleicher klingen.

Und wie aus einem der Gedanken sich

Der zweit entspinnt, so mußt ich weiterdenken,

Und doppelt faßte Furcht und Schrecken mich.

Ich dachte so: Die sind in ihren Ränken

Durch uns gestört, beschädigt und geneckt

Und müssen drob sich ärgern und sich kränken.

Wenn dies zur Bosheit noch den Zorn erweckt,

So werden sie uns nach im Fluge brausen,

Wie wild ein Hund sich nach dem Hafen streckt.

Schon fühlt ich mir das Haar gesträubt vor Grausen,

Und rückwärts lauschend, rief ich: "Meister, flieh!

Verbirg uns wo in diesen Felsenklausen.

Die Grimmetatzen kommen schon. O sieh,

Sie kommen schon mit einem ganzen Heere!

So, wie ich sie mir denke, fühl ich sie!"

Und er zu mir: "Wenn ich ein Spiegel wäre,

Kaum faßt ich doch dein äußres Bild so klar.

Als ich dein inneres mir leicht erkläre.

Jetzt aber nimmst auch du mein Innres wahr

Und kommst mir selber schon mit dem entgegen,

Was für uns beid in mir beschlossen war.

Und ist der Abhang rechts nur so gelegen,

Daß man zum nächsten Schlund hinunter kann,

So sollen sie umsonst die Flügel regen."

Kaum sprach ers, als die Teufelsjagd begann,

Und mit gespreizter Schwing, um uns zu fangen.

Kam, nicht gar fern, der wilde Zug heran.

Mein Führer eilte nun, mich zu umfangen,

Der Mutter gleich, die aufwacht beim Getos

Und nahe sieht die Flammen aufgegangen,

Ihr Kind erfaßt und, nur um dessen Los

Bekümmert, nicht um ihrs, enteilt ins Weite

Entkleidet noch und bis aufs Hemde bloß.

Daß er herab am harten Felsen gleite,

Streckt er sich rücklings an den steilen Hang,

Der jenen Sack verstopft von einer Seite.

Nie hat ein Mühlbach sich mit schnellerm Drang

Aufs Mühlenrad durch seine Rinn ergossen,

Als jetzt mein Meister, vor Verfolgung bang,

Von jenem Felsenhang herabgeschossen,

Mich mit sich nehmend, an die Brust gepreßt

Und fest umstrickt, als Kind, nicht als Genossen.

Kaum stand sein Fuß am Rand der Tiefe fest,

So hörten wir sie über jenem Grunde,

Doch er blieb ohne Furcht; denn nimmer läßt

Die ewge Vorsicht, die im fünften Runde

Als Diener ihrer Macht sie eingesetzt,

Sie wieder vor aus diesem schmalen Schlunde.

Getünchte Leute sahn wir unten jetzt

Im Kreise ziehn mit langsam-schweren Tritten,

Matt und erschöpft, von Tränen ganz benetzt.

Verhüllt die Augen von Kapuzen, schritten

Sie träg dahin in Kutten, gleich der Tracht

Der Mönch in Köln am Rheine zugeschnitten;

Gold außen, blendend durch des Glanzes Pracht,

Von innen Blei, schwer, daß von Stroh erscheinen,

Die Friedrich für den Hochverrat erdacht.

O Mantel, lastend unter ewgen Peinen!

Wir gingen, folgend, zu der Rechten mit,

Aufmerksam auf ihr jammervolles Weinen.

Doch so erschwert war durch die Last ihr Tritt,

Daß neben uns, so oft wir vorwärts traten,

Ein neuer Sünder durch das Dunkel schritt.

Ich sprach: "Oh sieh dich um! ist wohl durch Taten

Und Namen mir von diesen wer bekannt?

Und sage mirs, sobald wir einem nahten!"

Und einer, der Toskanisch wohl verstand,

Rief hinter uns: "Oh bleibt ein wenig stehen,

Ihr, die ihr rennt durch dieses dunkle Land.

Was du verlangst, kann wohl durch mich geschehen!"

Da wandte sich mein Herr und sprach: "Halt an

Und suche langsam, wie er selbst, zu gehen."

Ich stand und sah nun zwei, die, um zu nahn,

Sich sehr anstrengten und sich weidlich plagten.

Gehemmt von schwerer Last und enger Bahn;

Dann, angelangt, mit keinem Worte fragten,

Vielmehr nach mir den scheelen Blick gedreht,

Sich unter sich besprechend, dieses sagten:

" Der lebt, wie ihr am Zug des Odems seht,

Und welcher Freibrief dient zu ihrem Schilde,

Daß der und jener ohne Bleirock geht?"

Zu mir dann: "Tusker, der du zu der Gilde

Der Heuchler kommst, zu ihrem trüben Leid,

Wer bist du? Sag es uns mit Huld und Milde."

Und ich: "Mich hat die Stadt voll Herrlichkeit

Am Arnostrand geboren und erzogen,

Und diesen Körper trug ich jederzeit.

Doch wer seid ihr, von deren Wang in Wogen

Ein Tränenstrom so schmerzlich niederrinnt?

Und was hat euch solch Übel zugezogen?"

Und einer sprach: "Die gelben Kutten sind

Von Blei, so schwer, daß ihr Gewicht der Wage,

Dies trägt, ein heulend Knarren abgewinnt.

Lustbrüder waren wir von gleichem Schlage,

Ich Catalano, Loderingo er,

Von deiner Stadt erwählt an einem Tage,

Weil sich zum Friedensstifter eignet, wer

Parteilos selber ist—und wer wir waren,

Zeigt beim Gardingo noch sich ringsumher."

Und ich begann: "Das Leid, das ihr erfahren—"

Doch schwieg und mußt an dreien Pfählen dort

Gekreuzigt einen auf dem Grund gewahren.

Als er mich sah, verrenkt er sich sofort

Und haucht in seinen Bart mit lautem Stöhnen,

Und Bruder Catalan sprach dieses Wort:

"Der Angepfählte, dessen Klagen tönen,

Gab einst den Pharisäern diesen Rat:

Mög eines Tod fürs Volk den Zorn versöhnen;

Nun liegt er nackt und quer auf unserm Pfad,

Und fühlen muß er, wenn wir drüberwallen,

Wieviel Gewicht von uns ein jeder hat.

So wird sein Schwäher auch gestraft, mit allen

Vom Pharisäerrat, durch den so viel

Der schlimmen Saat für Judas Volk gefallen."

Und wie ich sah, erstaunte selbst Virgil,

Daß er gestreckt am Kreuz an diesem Orte

So schmählich lag im ewigen Exil.

Zum Bruder richtet er dann diese Worte:

"Sagt, wenn ihr dürft, ist rechts die Straße frei,

Und ist wohl eine Schlucht dort, die als Pforte

Zu brauchen ist zum Ausgang für uns zwei,

Ohn einen von den Teufeln erst zu bannen,

Daß er zum Weitergehn uns Führer sei?"

Und jener drauf: "Ihr geht nicht weit von dannen,

So seht ihr einen Stein vom großen Rund

Als Steg sich über alle Täler Spannen.

Er ist nur eingestürzt ob diesem Schlund,

Allein ihr könnt die Trümmer leicht ersteigen,

Denn, schief sich lagernd, stehn sie aus dem Grund."

Ich sah den Herrn das Haupt ein wenig neigen.

Drauf sprach er: "Mußte doch der Teufel hier

Sich wiederum in schlechtem Ratschlag zeigen."

Und jener: "In Bologna merkt ichs mir,

Der Teufel sei ein Lügner stets, ein dreister,

Ja, aller Lügen Vater für und für."

Nun ging davon mit großem Schritt mein Meister

Und schien ein wenig zornig und erbost,

Und ich verließ die bleibeschwerten Geister

Und folgte der verehrten Spur getrost.

Vierundzwanzigster Gesang

In jenem Teil vom jugendlichen Jahre,

Wo Nacht den halben Tag nur deckt, und mild

Im Wassermann erglänzen Phöbus Haare,

Malt oft der Reif, wenn Nebel das Gefild

Am Abend deckt, bei scharfen Morgenlüften

Vom Bruder Schnee ein schnellverwischtes Bild.

Wenn dann der Hirt, der Futter von den Triften

Gar nötig braucht, aufsteht und jeden Ort

Schneeweiß erblickt, dann schlägt er sich die Hüften

Und kehrt zum Haus, beklagt sich hier und dort

Und weiß nicht, was zu tun vor großem Leide—

Doch frische Hoffnung faßt er dann sofort.

Denn schon erscheint die Welt in anderm Kleide;

Schnell kommt er nun mit seinem Stab herbei

Und treibt die muntern Schäflein auf die Weide.

So staunt ich, daß mein Meister zornig sei,

Daß ungewohnter Mißmut ihn bedrücke;

So schnell auch kam zum Schmerz die Arzenei.

Denn kaum gelangt zu der verfallnen Brücke,

Kehrt ihm die Huld, mit der er zu mir trat

Am Fuß des Bergs, aufs Angesicht zurücke.

Die Arme breitet er, nachdem er Rat

Mit sich gepflogen, wohl den Schutt betrachtend,

Und dann erfaßt er mich mit rascher Tat.

Und wie ein Mann, der wohl auf alles achtend.

Im voraus scharf erwägt, was er vermag,

Hob er mich auf ein Felsenstück, beachtend,

Daß nahe dort ein andrer Zacken lag,

Und sprach: "Anklammre dich, doch wahrgenommen

Sei durch Versuch erst, obs dich tragen mag.

Kein Kuttenträger war hinaufgekommen.

Da wir, ich fortgeschoben, er so Ieicht,

Mit Mühe nur von Block zu Blocke klommen.

Auch hätt ich nimmermehr, und er vielleicht,

Wenn niedrer nicht, als jenseits diesem Grunde

Das Ufer war, des Dammes Höh erreicht.

Doch weil sich Übelsäcken nach dem Munde

Des tiefen Brunnens hin allmählich neigt,

So liegts von selbst im Bau von jedem Runde,

Daß hier der Damm sich senkt, dort höher steigt.

Am Ende kamen wir bis zu der Spitze,

Wo sich der Felsentrümmer letzte zeigt-

Mir glühte Wang und Blut in solcher Hitze,

Daß ich. sobald ich mich hinaufgerafft,

Mich keuchend niederließ auf einem Sitze.

Mein Meister sprach: "Jetzt ziemt dir frische Kraft;

Denn nimmer kommt der Ruhm dem zugeflogen,

Der unter Flaum auf weichem Pfühl erschlafft.

Und wer durchs Leben ruhmlos hingezogen,

Der läßt nur so viel Spur in dieser Welt,

Wie in den Lüften Rauch, Schaum in den Wogen.

Drum auf! wenn Mattigkeit dich niederhält,

Wird sie der Geist, wird jeden Feind besiegen,

Wenn er nicht wie der schwere Leib verfällt.

Erklimmen mußt du noch weit längre Stiegen;

Nicht gnügts, von hier gerettet fortzuziehn,

Verstehe mich, so wirst du nie erliegen!"—

Da stand ich auf; mehr, als ichs fühlte, schien

Mein Odem frei, die Brust der Bürd enthoben,

Auch rief ich: Fort, denn ich bin stark und kühn!

Wir gingen fort—der Fels war rauh, verschoben,

Von Höckern voll und schwierig zu begehn,

Bei weitem steiler auch, als weiter oben.

Um frisch zu scheinen, sprach ich laut im Gehn,

Bis eine Stimm aus jenem Grund erschollen,

Verworren, wild und schwierig zu verstehn.

Nicht weiß ich, was die Stimme sagen wollen,

Obwohl ich auf des Bogens Höhe stand,

Doch schien, der sprach, zu zürnen und zu grollen.

Ich stand, das Angesicht zum Grund gewandt,

Doch drang kein Menschenblick in seine Schauer,

Drum sprach ich: "Meister, komm zum nächsten Strand

Und führe mich hinab von dieser Mauer.

Hier hör ich zwar, doch ich verstehe nicht,

Und, sehend, unterscheid ich nichts genauer."

"Die Tat", sprach er mit freundlichem Gesicht,

"Sei Antwort dir, weil sichs geziemt, mit Schweigen

Zu tun, was der verständ gen Bitt entspricht."

Wir eilten, bei der Brück hinabzusteigen,

Da, wo sie auf dem achten Damme ruht,

Und hier begann die Tiefe sich zu zeigen.

Ich sah in Knäueln grause Schlangenbrut,—

Und denk ich heut der ekeln, mannigfachen

Scheusale noch, so starrt vor Graun mein Blut.

Nicht mag sichs Libyen mehr zum Ruhme machen,

Daß es Blindschleichen, Nattern, Ottern hegt

Und Vipernbrut und giftge Wasserdrachen.

Wie solche Pest nicht Äthiopien trägt,

So tönt am ganzen Strand kein solch Gezische,

An den die Flut des Roten Meeres schlägt.

Und unter diesem greulichen Gemische

 

Lief eine nackte, schreckensvolle Schar,

Nicht hoffend, daß sie je von dort entwische.

Am Rücken band die Hand ein Schlangenpaar,

Das Schwanz und Haupt durch Kreuz und Nieren steckte

Und vorn zu einem KnäuI verschlungen war.

Da stürzt auf einen, den ich dort entdeckte,

Ein Ungeheur, das ihm den Hals durchstach

Und aus dem Nacken vor die Zunge streckte.

Und eh man Amen sagt und Oh und Ach,

Sah ich, wie er, entzündet und in Flammen,

Auch schon als Staub in sich zusammenbrach.

Und wie die Glieder kaum in nichts verschwammen,

So fügte sich, gesammelt, alsobald

Der Staub zur vorigen Gestalt zusammen.

So stirbt der Phönix, fünf Jahrhundert alt,

(Die großen Weisen sagens) sich bekleidend

Mit neuerzeugter Jugend und Gestalt,

Sich nicht von Kräutern noch von Körnern weidend,

Von Weihrauchtränen und Amomen nur,

In einer Hüll aus Nard und Myrrhe scheidend.

Und gleich wie der, der ohne Lebensspur

Zu Boden sank, vielleicht vom Krampf gebunden,

Vielleicht auch, weil in ihn ein Dämon fuhr.

Sich umschaut, wenn er sich emporgewunden,

Und um sich schauend stöhnt, verwirrt,

Von großer Todesangst, die er empfunden;

So war der aufgestandne Sünder jetzt.—

Oh möge keiner Gottes Rach entzünden,

Der solche Streich in deinem Zorn versetzt!

Gebeten, seinen Namen zu verkünden,

Entgegnet er: "Ich bin seit kurzem hier,

Von Tuscien hergestürzt nach diesen Schlünden.

Ich lebte nicht als Mensch, ich lebt als Tier,

Ich, Bastard Fucci, den man Vieh benannte.

Und würdge Höhle war Pistoja mir."

Ich sprach, indem ich mich zum Meister wandte:

"Er weicht uns aus—doch frag ihn: weshalb kam

Er hierher, da er stets von Blutdurst brannte?"

Aufrichtig ward er, als er dies vernahm,

Und Geist und Angesicht mir zugewendet,

Begann er nun, gedrückt von trüber Scham:

"Mehr schmerzt michs, daß dein Schicksal dich gesendet,

Um mich in diesem Jammerstand zu schaun,

Als daß ich oben meinen Lauf geendet.

Doch was du fragtest, muß ich dir vertraun:

Daß ich im Heiligtum zu stehlen wagte,

Hat mich herabgestürzt in tiefres Graun.

Drob litten manche fälschlich Angeklagte.—

Daß du mich sahst, soll wenig dich erfreun,

Kommst du je fort von hier, wos nimmer tagte.

Drum hör, um jetzt dein Hierein zu bereun:

Pistoja wird die Schwarzen erst verjagen,

Und dann Florenz so Volk als Sitt erneun.

Aus Nebeln, die auf Magras Tale lagen,

Zieht Mars den schweren Wetterdunst heraus,

Und Sturme tosen dann und Blitze schlagen

Auf dem Picener Feld im wilden Strauß,

Daß sich zerstreut die Nebel plötzlich senken,

Und alle Weißen fliehn in Angst und Graus.

Dies aber sagt ich dir, um dich zu kränken."

Fünfundzwanzigster Gesang

Er sprachs und hob die Hand empor mit Spott,

Ließ beide Daumen durch die Finger ragen

Und rief dann aus: "Nimms hin, dies gilt dir, Gott!"

Seitdem seh ich die Schlangen mit Behagen,

Weil gleich um seinen Hals sich eine wand,

Als sagte sie: Du sollst nichts weiter sagen.

Die zweite schlang sich um die Arm und band

Sie vorn, sich selbst umwickelnd, so zusammen,

Daß er nicht Raum damit zu zucken fand.

Was übergibst du dich nicht selbst den Flammen,

Pistoja, du, und tilgst dich in der Glut?

Sind Frevler alle doch, die dir entstammen?

Nie fand ich so verruchten Übermut.

Selbst Kapaneus gottlästerndes Erfrechen

Erhob sich nicht zu dieses Diebes Wut.

Er floh von dannen, ohn ein Wort zu sprechen,

Und ein Zentaur kam rennend, pfeilgeschwind,

Und schrie voll Wut: "Wo find ich diesen Frechen?"

Nicht glaub ich, daß so viel der Schlangen sind

An Tusciens Strand, als ihm am Kreuze hingen.

Bis dahin, wo des Menschen Form beginnt.

Ein Drache hielt mit ausgespreizten Schwingen

Sich an den Schultern fest und spie mit Macht

Glut auf uns alle, die vorübergingen.

Da sprach mein Meister: "Kakus ists, hab acht!

Er ist es, der so oft zu blutgen Teichen

Die Auen unterm Aventin gemacht.

Er geht nicht einen Weg mit seinesgleichen,

Weil er als Dieb den schlauen Trug vollführt,

Mit jener großen Herde zu entweichen.

Dafür ward ihm der Lohn, der ihm gebührt,

Weil Herkuls Keul ihn traf mit hundert Schlägen,

Von welchen er vielleicht nicht zehn gespürt."

Enteilt war Kakus schon und uns entgegen

Herkamen drei an jenem tiefen Ort,

Doch könnt uns erst ihr laut Geschrei bewegen,

Auf sie hinabzuschaun: "Wer seid ihr dort?"

Drum blieben wir in der Erzählung stehen

Und horchten hin nach dieser Schatten Wort.

Von ihnen hatt ich keinen je gesehen,

Da rief den andern einer dieser drei

Und nannt ihn, wies durch Zufall oft geschehen.

"Wo bleibst du, Cianfa?" rief er, "Komm herbei!"

Drum legt ich auf die Lippen meinen Finger,

Damit mein Führer horch und stille sei.

Meinst du jetzt, Leser, daß ich Hinterbringer

Von eiteln Fabeln sei, so staun ich nicht;

Ich sahs, doch ist mein Zweifel kaum geringer.

Von vornher warf sich, wie ich das Gesicht

Auf sie gekehrt, schnell eine von den Schlangen

Mit drei Paar Füßen her und packt ihn dicht.

Der Bauch ward von dem mittlern Paar umfangen,

Indes das vordre Paar die Arm umfing,

Dann schlug sie ihre Zähn in beide Wangen.

Wie an den Lenden drauf das Hintre hing,

Schlug sie den Schwanz durch zwischen beiden Beinen

Und drückt ihn hinten an als engen Ring.

Kein Efeu kann dem Baum sich so vereinen,

Wie dieses Ungetüm sich wunderbar

An jenes Glieder schmiegte mit den seinen.

Zusammen klebte plötzlich dann dies Paar,

Wie warmes Wachs, die Farben so vermengend,

Daß keins von beiden mehr dasselbe war,

Gleichwie die Flammen, ein Papier versengend,

Bevor es brennt, mit Braun es überziehn,

Noch eh es Schwarz wird, schon das Weiß verdrängend.

Die andern beiden, ihn betrachtend, schrien:

"Weh dir, Agnel, du bist nicht zwei, nicht einer!

Doch sieh, dir ist ein andres Bild verliehn!"

Schon war vereint der Schlange Kopf und seiner,

Aus zwei Gestalten sah man ein entstehn,

Vermischt, verwirrt, doch gleich von beiden keiner.

Die Arme sah man auseinandergehn;

Sie wurden vier, und Bauch und Brust und Lenden,

Sie wurden Glieder, wie man nie gesehn.

Es schien, als ob die vorgen ganz verschwänden.

Nicht zwei, nicht einer schiens, und ganz entstellt

Sah ich das Bild sich langsam abwärts wenden.

Gleichwie die Eidechs öfters, wenn die Welt

Der Hundstern peitscht, blitzschnell von Dorn zu Dorne,

Von Zaun zu Zaun quer durch die Straße schnellt,

So fuhr jetzt eine Schlang in wildem Zorne

Auf jene zwei nach ihren Bäuchen hin,

Bläulich und schwarz, gleich einem Pfefferkorne.

Und durch den Teil, der bei des Seins Beginn

Uns Nahrung zuführt, bohrte sie den einen,

Dann fiel sie ausgestreckt vor ihm dahin.

Er sah sie starr, mit festgeschlossnen Beinen,

Stillschweigend, gähnend, an, und mußte mir

Wie schläfrig oder fieberhaft erscheinen.

Nach ihm hin sah die Schlang und er nach ihr,

Sie rauchend aus dem Maul, er aus der Wunde,

Dann nahte sich der Rauch von dort und hier.

Still schweige jetzt Lucan mit seiner Kunde

Vom Unglück des Sabell und vom Nasid,

Und horchend häng er nur an meinem Munde.

Von Arethus und Kadmus schweig Ovid;

Denn wenn er ihn zum Drachen umgedichtet.

Und Sie zum Quell, so neid ich nicht sein Lied.

Nie hat er von zwei Wesen uns berichtet,

Die umgetauscht Gestalt und Stoff und Sein,

Indem sie starr auf sich den Blick gerichtet.

Gleich ging die Wandlung fort in jenen zwein.

Zur Gabel spaltete den Schwanz die Schlange,

Und der Gestochne drückte Bein an Bein.

Sie klebten aneinander, und nicht lange

Hatt es gewährt, als auch die Fuge schwand,

Verdrängt vom völligen Zusammenhange.

Der Lenden Form, die hier entwich, entstand

Am Gabelschweif; die Haut schien zu erweichen;

Hart ward sie dort, nach Schlangenart gespannt.

Die Arme sah ich in die Schultern weichen,

Der Schlange kurze Vorderfüße dann,

Wie jene schwanden, weiter vorwärts reichen.

Wie drauf zu jedem Gliede, das der Mann

Zu bergen pflegt, die hinten sich verbanden,

So fing sich seins in zwei zu teilen an.

Und unterm Rauch, der beide deckt, entstanden

Ganz neue Farben, sproßten Haare vor

Und zeigten hier sich, wenn sie dort verschwanden.

Er sank dahin, Sie raffte sich empor,

Doch blieb der Kopf mit jenen starren Blicken,

Durch die er selbst nun seine Form verlor.

An dem, der stand, schien er sich platt zu drücken,

Auch sah man von dem Fleisch, das hinter drang,

Die Ohren seitwärts aus den Wangen rücken.

Aus dem, was vorn zurückeblieb, entsprang

Ein Lippenpaar, wie sichs gebührt, erhoben.

Und eine Nase, zugespitzt und lang.

An dem, der dort lag, trieb der Mund nach oben,

Auch wurden nach der Schneckenhörner Brauch

Die Ohren in den Kopf zurückgeschoben.

Die Zung, erst ganz, zur Rede schnell, ward auch

Nunmehr geteilt, und ganz ward die geteilte

Im Mund des andern, und es blieb der Rauch.

Der Geist, jetzt Schlange, zischte laut und eilte

Durchs Tal davon—der andre spuckt ihr nach,

Indem er noch, sie schmähend, dort verweilte.

Dann kehrt er ihr den Rucken zu und sprach:

"So schlüpfe, Buoso, nun durch diese Gründe,

Statt meiner, auf dem Bauch in Qual und Schmach."

So mischt im siebenten der Lasterschlünde

Sich Bild und Bild, drum werde mirs verziehn,

Wenn ich so Neues etwas breit verkünde.

Doch ob mir gleich der Blick geblendet schien,

Und kaum mein Geist vom Staunen sich ermannte,

Doch bargen jene sich nicht so im Fliehn,

Daß ich den Puccio nicht gar wohl erkannte,

Der einzig von den drein, erst hier vereint,

Sich unverwandelt jetzt von dannen wandte.

Der andre wars, um den Gaville weint.

Sechsundzwanzigster Gesang

Erfreue dich, Florenz, du bist so groß,

Daß du zu Land und Meer die Flügel schwingest,

Und selbst dein Nam erklingt im Höllenschoß.

Fünf deiner Bürger fand ich—also zwingest

Du mich zur Scham—den Dieben beigefügt,

Wodurch du dir nicht größern Ruhm erringest.

Doch wenn, was man am Morgen träumt, nicht lügt,

So wirst du großes Unglück bald empfinden,

Und Prato selbst, so nah dir, siehts vergnügt.

Wars jetzt, nicht würde mans zu zeitig finden,

So, das nun einmal sein muß, wars jetzt doch.

Denn, älter, werd ichs schwerer nur verwinden.

Wir gingen fort, und übers Felsenjoch

Stieg, wie hinab, hinauf die Zackenleiter

Mein Führer und war meine Stütze noch.

Und, folgend zwischen mancher Felsenscheiter

Und manchem Block dem Pfad im öden Raum,

Kam, wenn die Hand nicht half, der Fuß nicht weiter.

Ich fühlte Schmerz—jetzt fühl ich mindern kaum,

Wenn ich zurück an das Erblickte denke,

Und schärfer fass ich da des Geistes Zaum,

Damit ich nicht den Lauf vom Rechten lenke,

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